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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-02
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
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i^rfchetnl täglich früh 6'/, Uhr. Kedaction und Lrprdition Jodanne-gaffe 8. Sprrckistnnvrn der Nkdaclion: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzlir »I« «Ililsiade »mact-ariki «ianuicriot» ma»t gch t,e »irtacllo,, mchl rndiudUch. Annahme »rr für hie nächstfolg«», Nnmmer britiiiimtkii Inserate au Wachkiitugrn bis 2 Uhr Nachmittags, auEoun- uuSFeillagc» srüh v>s'/,9Uvr. 3n drn Filinlrn für Zns.-Annahmr: Ltlo klemm, UniversitätSftraße 1. LouiS Lüsche. Katharlnenstr. 23 pari. u. Königsplatz 7, nur b>s k Uhr UchMtr TlMlilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Landels- und Geschäftsverkehr. Abonnem»«t«prei» vierteljährlich 4'/» Mk. tnrl. Bnagerloha 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 40 Pf Belegexemplar 10 Pi. Gebühren i'ür Extrabeilagen liu Tageblatt-Format gesalzt) »bnr Postbeiörder-ung 60 Mk. mit Postdejvrdcrung 70 Mk. Znlerate bgespaltene Petitzeile 80 Pf. Gröbere Schrillen lau» uns. PreiSverzeichaiß. Taveüarischcr u. Zisscrniatz nach Höhen» Tarif. Keclamen auter dem Redac tl onSstrich die Sgelvalt. geile 50Ps., vor den Fa milien Nachrichten die 6geivallene geile 40 Pf. Inserate sind steiS an die Nzproitioii zu iendea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasauwuruncko oder durch Post- aochnabme. 248. Amtlicher Theil. Pckanntmachung. Der am Tage der Sedanseier. Sonntags, den 2. Sep tember d. I., in den hiesigen Kirchen zur gewöhnliche» Zeit stattsinreiide Gottesdienst wird zugleich als FestgolleS- dienst abgedalten werke». Für die Mitglieder deS RcichSqerichteS und der NeicbS- anwallschajt, sowie der König! Behörden, deS Ralhe« und des Stadlverorvneten-Eollegiums werde» in der Nicolaikirche, soweit thunlich, reservirie Plätze zur Versiigung stehen. Leipzig, den 21. August 1888. Die Lircheninlpcction für Leipzig. Der Tuperintendenr. Der Roth der Ltadt Leipzig. I. B. Dr. Trönvlin Archidiakonus I)r. Suppe. Wilisch, Ass. Sonntag den 2. September 1888. 82. Jahrgang. VckiilliNililitlillilg, Impfung betr. Unter Hinweis uns die Vorschriften deS ReichS- Inipf Gesetzes vom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen Königlich Lach- sifchen Ausführung» Verordnung vom 20. Viärz 187,; machen wir hierdurch Folgendes bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet eine» jeldslstäiid.gen Jinps- bezirk, sür welchen der Stadtwunkarzt Herr I»»». Wilhelm Conrad Blaß, KönigSstraße 8, II., als Jmpsarzl, ,,»d Herr 11r. ,»«?«!. Lchcllenberg, Bahnhofstraßc 10, als v,sien Aisiüent verpfl cktel sind 2) Das Jmpslocal befindet sich in der Central Halle — Kaiserfaal — (Cingang Centralstraße 2). 3) Daselbst sinken die öffentlichen Impfungen von h er aufhältlichen Kindern in der Zeit vom 10. Mai biS einschließlich 24. Juli und vom 22. August biS einschließlich 20. September dieses Jahres, und zwar bis aus Weiteres an jedem Mittwoch von »/23 bis 5 Uhr Nachmittags, unentgeltlich statt. Daselbst sind auch die Impflinge an dem bei der Impfung Näher zu bestimmenden Tage zur Revision vorzuflellen. 4) Im Lause diese» IahreS sind der Impsung zu unterziehen: I. diejenigen Kinder, ». welche im Jahre 1887 geboren sind, d. welche in früheren Jahren geboren sind und nach dem Jmpsgesetze schon vor dem laufenden Jahre impflicbtig waren, jedoch bis zum Jahre 1887 der Jinpspflich't noch nicht vollständig genügt haben (erfolglos geimpft oder Wege» Krankheit nicht geimpsl), II diejenigen Zöglinge von öffentlichen Lehranstalten und Privatschulen, s. welche im Jahre 1876 geboren sind, d. welche in früheren Jahren geboren sind und »ach dem Jmpsgesetze schon vor dem lausende» Jabre impflicktig waren, jedoch bis zum Jahre 188? der Jinpflicdl noch nicht vollständig genügt habe,, (erfolglos wieder- geimpsl oder wegen Krankheit nickt wieb'crgeimpft). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt, ihre, wie 4 unter l a und b bemerkt, impfvsiichtigc» Kinder dort (Kaisersaal der Ecnlralhalle) unentgeltlich impfen zu lasten. 6) Für jedes Kind, welches zur Impfung gebracht wird, ist gleichzeitig ei» Zettel zu übergeben, aus welchem Name, Geburtsjahr und Geburtstag des K«ndcS, sowie Name, ^Ltand und Wohnung de» Vater», Pflege vaters oder Vormunde», beziehentlich der Mutter oder Pflegemutter deutlich verzeichne! ist. 7) Die Ellern der im lausenden Jahre impsflichtigen Kinder werden daher hierdurch unter ausdrücklicher Verwar- tiung vor den im ß. 14 Abs. 2 des JmpsgesetzcS angevrohten, bi» zu 30 in Geld oder »1 Tage» Hast ansteigenden Strafe» ausgesorderl. Mit ihren Kindern i» den anberaumten Impf- beziehentlich Revisionsterminen bebusS der Impsung und ihrer Controle zu erscheinen oder die Befreiung von der Jmpspflicht durch ärztliche Zeugniste hier nacbzuweiscn. 8) Wegen Anberaumung der Imps- und Revisionstermine zur Wiederimpfung, beziehentlich Controle der oben unter Ila und b gedachten impspfiichtigen Zöglinge wird an die Scknlvorstehcr besondere Weisung ergehen. 8) Diejenigen Eller», Pflegeelter» und Vormünder aber, welche ihre im Jahre 1387 impspflicktige» Kinder und Pflege- befoblenen, wie ihnen freigestellt ilt, durch Privatärzte der Impfung unterziehen lasten wellen, werde» hierdurch ausgesordert, bis längstens zum 00. September 1888 die erforderlichen Jmpsungen aussübren zu lasse», sowie die vor- geschriebenen Bescheinigungen darüber, dag die Jmpfuiig be» zichentlich Wiederimpfung erfolgt oder aus einem gesetzlichen Grunde nnterblieben ist, in der JmpfexpedittvN im Ttadthause, Obstmarkt 0, II. Obergeschoß, Zim mer Nr. 113, vorziilegcn, widrigenfalls sie »ach erfolgloser amtlicher Aufforderung zur Nachholung dcS Jmpsenlasten« bis Schlug des Jahres Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Hast biS zu 0 Tagen z» gewärtigen haben würden. 10) Aus Familien und Häusern, in denen an steckende Krankheiten, wie Masern, Keuchhusten, DiphtheritiS, Scharlach, Rose u. s. w. bestehen, darf ein impfpflichtigeö Kind in keinem Falle in daS Impslocal gebracht werden Leipzig, am 26 April 1888. Der Nath der Stadt Leipzig VlUb. 575. Or. Georgi. Fröhlich. Vekanntmachuilg. Die Cntschädignng sür die in der Zeit vom 18. biS mit 01. „ ^ . ?esp^I8 zum I». A-fi-st dieses Jahre- allh.er au der Emilien-, Lampe- und Mindmühlenstraße ein- quartiert gewesen,-n Truppe» vom Königlichen 8. In fanterie-Regiment Nr. IV7 kann in den nächsten Tagen bei unser,,, Quartieramte, Stadthau», 2. Etage, Zimmer Nr. 107 erhoben werden. Der Ven Quartierzettel Borweisende gilt al< zur Empfang »ah«, berechtigt. Leipzig am 1. «eptember 188». EXr b-, Stadt «-1p,««. »M. 7>G». 1-r TrSndtin. Lamvricht. Vckanntmachung. Die diesjährigen Zinsen der Frege'schen Stiftung zur Belohnung treuer und völlig unbescholtener Tieiiubote», welche mindestens 20 Jahre hindurch bei einer ober zwei H errschaften in hiesiger Stabt gedient haben, sind am heutigen age mit je 64 an Amalie Auguste Pöntzsch auS Börln, Friederike Karoline Vörkel au- Eilenburg, Wilhelmine Herrman« aus Dragsdorf, ?lii»a Sibonie Franke auS Leipzig. Wilhelmine Ritter auS Großgöischen und Ernestine Pctzold au» BorSdors Verliehen worben. Leipzig, den 30. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. n. Krc la. 5550. Dr. Tröndlir krelschmer. Vckanntmachung. In den Nächten zwischen Freitag, den 7., und Sonntag, den 9. September V. I, wirb bie Spülung der Hauptrohre der städtische» Wasserleitung durch die Spülschieber nach den Schleuß« zu. uno sobann vom Mo>ge» beS 10. September an in den Tagesstunden die Spülung der Zweigrohrc, und zwar zunächst in brr inneren Slavt, vorgenommen werden. Wir bringen die- hiermit zur öffentlichen Kennlniß. Leipzig, den 30. August l888. Der Rath der Stadt Leipzig, la. 5573. I)r. Trönblin. I)r. Krippendorff. Mannlmachimg. Die Ausführung 1) der Tischlerarbeiten, 2) der Glaserarbelten, 3) der Schlofferarbeiten sür ». da« RetortenhauS rc., d da- Dampfkesselbaus re., da» Merkstattge« bände u o das Condensatorgebäude, e. das Cxbaustorgebäude, v sScrubdergebänd* und das Ammoniakwaffer- und Theer-Bor» rathSbasfin und ä. das Reinigung»-, Regenertr-, Regulir«»g». aebände, vas Waage- u PförtnerhäuSchea bei dem ErneaerungSban der I. Gasanstalt sollen im Accorv verdungen werben. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II. in Connewitz au- und können daselbst eingeseben resp. entnommen werten. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: all 1) „Tischlerarbeiten, ad 2) Glaserarbeiten, ad 3) Schlofferarbeiten für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur des Ralhes, RalhhauS, 1. Etage, und zwar bi» zum Mittwoch, den 12. September d. I., Nachmittags 3 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere das Reckt vor, sämmlliche Angebote abzulchncn. Leipzig, am 30. August 1888. DeS NathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. VckalintuiaöMg. Die Pflasterung der Fahrstraße um den Körner-Platz mit Schlackengußstciiien soll an einen Unternehmer verdungen werben. Die Bedingiingen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können da selbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werben. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung dcS Körner-PlatzeS" versehen ebenvaseldst und zwar b,s zum 8. Scpleniber dieses IahreS, Nachmittags 5 Uör cinzurciche». Der Rath behalt sich vaS Siecht der Auswahl, sowie die Ablehnung sämmllicher Angebote vor. Leipzig, den 30. August 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbaudeputation. Vmullioh-Auction. Montag, den O. September o sollen von Vor mittags 9 Uör c>» i», Forstreviere Connewitz. Adih. 22 o. ca 00 Hausen trockene» Schtagreisig (Langhausen) unter den öffentlich n»svän.ze»de» Bedingungen und der üblichen Anzahlung nieistbieienv verkauft werden. Zusammenkunft: Aus den, Miltelwaldschlaqe an den Heidaer Wiesen nno der Connewitzer Linie bei Connewitz. Leipzig, am 25. Auaufl 1888. DeS RathS Forstdeputation. Nkmiiitllillchilng. Von dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadt hause allhier Donnerstag, den 0. September 1888, BormittagS von v Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke eine Näh maschine, Möbel-, Haus und Küchengeräthe, Betten und dergl. mehr meistbietenv versteigert werden. Leipzig, den l. September 1838. DaS Armenamt. Lubwig - Wols. Junghähnel. erledigt hat sich die am 9. August 1888 erlassene Bekanntmachung, den Handarbeiter Carl Robert Hentsche betreff-nd. Leipzig, am 28. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt. :»vwig»Wols Dil««. Nichtamtlicher Theil. Jum Se-anfeste. Wiederum st-h-n wir vor dem historisch denkwürdigen Jahrestag» der Capitulation von Sedan, durch weld NapRemlll. und seine letzte Feldarmee kr.egSgesangen wurde. wa» di« Herzen der Deutschen freudig bewegt der Jude L dm »st-,..» s-i«d. «b-- ds. -l"»-'"-- Volke« und über die Wicdcraufrichtung des deutschen Reiche- in seiner alten Pracht und Herrlichkeit, aber mtt we.t besserer und festerer Organisation ais sie ^vor bcstand hat. Wir haben un« daran gewöhnt, vom 2. Septcmbc. . den Anbruch einer neuen Zeit zu datiren. wcim au ' >c Kämpfe, welche sie vorbereiteten, noch nicht zum Abschluß ge langt waren. Das Wesentliche an diesem Tage war der »us°mm-ub.uch deS französischen Kaiserreich« und d.e woh - beqrßadeie Zuversicht, daß unS der endliche Sieg über Frank reich «tcht mehr entrissen werden könne. Deshalb ist dieser Tag bckker geeignet, die Erinnerung an jene große Zeit zurück- znriifkfl, als irgend ein anderer, und deshalb telegraphiere auch Häiser Wilhelm an die Kaiserin Augusta: „Welch' wunlchbare Wendung durch GotteS Führung!" Es war in der That eine höchst wunderbare Wendung, durch welche daS stolze ftanzösische Kaiserreich von seiner geträumten Höhe herab stürzt» unv in die zweite Linie hinter das wiedergeborcne deutsche Reich Iurückgedrängt wurde. Unter dem Oberbefehl König Wilhelm'« drangen die deutschen Armeen, welche der Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinz Albert von Sachsen führten, immer weiter in daS Herz von Frankreich ein, während Prinz Friedrich Karl mit seiner Armee vor Metz lag und cs am 27. Oktober zur Uebergabe zwang, der Armee Bazaine'S dasselbe Schicksal bereitend, waS die Mac Mahon'S bei Seda« erlitt-«. Ekllen Monat später wurden die BundcSverträge mit den süddeutsch« Staat« geschloffen, und am 18. Januar, als noch der Donner der Geschütze vor Paris ertönt«, wurde daS deutsche EinheitSwcrk durch die Ausrufung Wilhelm'- I. zum deutsch« Kaiser gekrönt. Wir haben uns dieses Verlaufes der Ereignisse noch jüngst anl Jahrestage der Schlacht von Gravelottc, auch St. Privat genannt, erinnert, als aus dem Leipziger Marktplatz daS SicgeSdenkmal von Siemering in Gegenwart König AlbertS und deS greisen Schlachtcnlenkers Moltke ent hüllt wurde. Die Flammen der Begeisterung schlugen damals hoch empor, und es war, als ob der Tag wicdererschienen wäre, an welchem daS Schicksal von Metz bereits in der Hauptsache entschieden wurde. Das Alles vollzog sich unter einer sehr veränderten Lage. Kaiser Wilhelm, der Siegreiche, wie ihn König Ludwig II. von Bayern genannt hat, ist nicht mehr, der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Sieger von Weißen bürg und Wörth, der nachherigc Kaiser Friedrich, ist seinem kaiserlichen Vater im Tode nachgesolgt. und der Enkel Kaiser Wilhelm'S, der zur Zeit des deutsch-französischen Krieges noch ein Knabe war, trägt heute die Kaiserkrone. Aber Kaiser Wilhelm II. ist ausgewachsen unter den Ueberlicferungen seine» HauseS, er ist beseelt von dem kernfesten Svldatengeistc, welcher die Thaten de« Großen Kurfürsten, Friedrich'« des Großen und Kaiser Wilhelm'« hervorgebracht und ermöglicht hat. und der junge Kaiser hat es durch eine ganze Reihe von bedeutenden Handlungen bewiesen, daß er der berufene Erbe der großen Eigenschaften seiner Vorfahren ist. Kaiser Wilhelm ist sich des Wcrthcö seiner erprobten Rathgebcr bewußt, er hält mit unwandelbarer Treue und Werthschätzung fest am Fürsten Bismarck. eS ist ihm gelungen, die Thatkraft Moltke's auss Neue zu beleben, er erhält das, was Prinz Friedrich Karl und Kronprinz Friedrich Wilhelm im Krieg- gethan, dem Bewußtsein der lebenden Generation gegen wärtig, er läßt keine Gelegenheit ungenützt vorüber, um die Urheber der großen Errungenschaften der Jahre 1870 und 1871 zu ehren und der gerechten Würdigung der Nachwelt zu empfehlen, und dabei ist er bemüht, da« ihm von seinen Vätern überkommene unvergleichliche Rüstzeug zur Ab wehr jeglichen Feinde- nicht nur in dem bisherigen Zustande zu bewahren, sondern es nach allen Richtungen hin zu der- bessern und vollständig der Höhe des gegenwärtigen Stande« der kriegerischen Ausbildung und der Bewaffnung anzupassen. DaS gewährt eine große Beruhigung für die Zukunft und eS hat seine Wirkung auf die kriegslüsternen, rachcdürstcndcn Franzosen nicht verfehlt. Wenn sie ihre Hoffnung daraus gerichtet hatten, daß Deutschland nach dem Tode Kaiser Wilhelm S in Schwäche und Schlaffheit versinken würde, daß eS sich genügen lassen würde, von den Lorbeeren des letzten siegreichen Kriege- zu zehren, um den Franzosen einen leichten Sieg zu verschaffen, dann haben sie sich schwer getäuscht Deutschland steht unter Wilhelm II. ebenso vortrefflich und besser gerüstet da als je zuvor, und die Bündnißverhältnisse sind. Dank der Leitung deS Fürsten Bismarck, von einer Festigkeit und Machtsülle, daß e« ein tollkühne« Beginnen wäre für Jeden, der den von Deutschland gewährleisteten europäisch« Fried« in übermüthiger Selbstüberschätzung brechen wollte. So erscheint die Feier de« SedansestcS in diesem Jahr, zugleich al« der Triumph der deutsch« Heere«. »rga«is»tio« ,nd »riegShereitschaft wie der Errungenschaften sei»,, Weitblick«»« auswärtig« Politik. Unter solch« Umständen können wir getrost in die Zu kunft sehen. Wohin wir auch schauen, bemerken wir nur Freunde oder Feinde, welche ihre Zeit noch nicht gekommen wissen. Die Gesammtlage ist heute bedeutend günstiger für die Erhaltung dcS Weltfriedens, wie noch vor einem Jahre. Damals war die Möglichkeit eine« gleichzeitigen Zusammen- ZoßeS nach Osten und Westen weit nähcrliegend al« heute. Der Kaiser von Rußland war noch in dem schweren Jrrthum befangen, daß er von Deutschland hintergangen werde und daß diese« hinter seinem Rücken auf Verrath sinne. Daher die starke Ansammlung von russischen Heeressäulen an der galizischen und ostpreutzischen Grenze und die dadurch in Oesterreich-Ungarn und in England erzeugte Aufregung bei verhältnißmäßiger Ruhe in Deutschland, wo man jederzeit auf alle Fälle vorbereitet ist. Seitdem hat sich daS der Ent ladung nahe scheinende Gewitter wieder verzogen, es kam der 18. November mit seiner die Wolken am politischen Himmel zerthcilenden Wirkung und der 6. Februar mit der großen Rebe dcS Fürsten Bismarck, welche nach allen Seiten hin Klarheit verbreitete und das Vertrauen Deutschlands aus seine Kraft stärkte. Frankreich hat seitdem mit Kriegsdrohungen gegen Deutschland ausgehört, eS beschränkt sich heute daraus, Italien zu reizen und ihm Verlegenheiten zu schaffen, eS ist aber dafür gesorgt, daß daraus keine euro päische Verwickelung entsteht, denn der Dreibund und die ihm zur Seite stehenden Mächte England und Spanien sind genau über die Absichten Frankreichs aus Ausdehnung ihres Machtbereichs im Mittelmeer unterrichtet und werden nicht säumen, im geeigneten Augenblick durch entsprechende Machtentsaltung den Maßnahmen Frankreich« die Spitze ab- zubrcchen oder sie gänzlich zu verhindern. Zudem ist Frank reich so sehr durch die Schwierigkeit seiner inneren Lage in Anspruch genommen, daß es schon deshalb nicht an einen Friedensbruch denken kann; die Feinde der Republik er scheinen aus allen Seiten, um an der Zerstörung des Baues vom 4. September 1870 zu arbeiten, und Deutschland sieht diesem Treiben im Bewußtsein seiner Kraft ruhig und ohne Wanken zu, stets bereit, vaS zu thun, was der Erhaltung deS Fried«- dienlich sein kann, ohne Rücksicht auf die Beschaffen heit der Personen, welche sich ihm zu diesem Zwecke darbietcn. Die Feier deS TageS von Sedan gestaltet sich bei dieser gewiß günstig zu nennenden Sachlage zu einer echten und rechten SiegcSsrcudc. Tie Früchte des Siege« können uns nickst mehr entrissen werden und auch die Wahrscheinlichkeit, sie gegen frevelhafte Angreifer verteidigen zu müssen, ist sehr gering geworden. So ist der Tag von Sedan zugleich eine Sieges- und eine Friedenöfcier. * Leipzig, 2. September. * Die Einberufung des Reichstags wird im November erwartet. Unicr den eisten Vorlagen, welche dem selben zugelien werden, wird sich die Attersversicherungs vorlage befinden, deren Umarbeitung »abezu vollendet ist. Die Emberufung des ne»g> wählten preußischen Ab geordnetenhauses wird erst in der ersten Hälfte Januar erwartet. * Zur Rettung Ein in Pascha'« schreibt die „Nationa l- Zcitung": Dar deutsche Einin-P alcha -Un terne hmen ist in letzter Zeit durch die Presse in einer W-ne besprach n worden, welche iin Interesse der Lache eine entschiedene Zurückweisung v roient. Man slelll das Ganze a>S eine »n Interesse nnserer deutsche» Eolonial- voltlik geplanie Unternehmung dir. D r müsse» dem gegenüber daraus Hinweisen, daß es sich bei demselben in erster Linie um eine Th>t der Menictilichkeit handelt. Wie wollen unserem deutsche» Landsmann, Schnitzler, Helten. Wer mag sich darüber wundern? England sandte Exo-Vition um Expedition aus, a!S sei» Franklin in den nordischen Meeren verschollen war, und ine g-samnitc civilisirte Welt erkannte dieies Streben bewundernd an. Sollte cs in Deutsch land nö.hig sein, Mono.- nüchterner Jntercssenpolitik entgegeiizuhallen, ui» die Rettung eines verdiente» Landsmannes tn Attika unserem Volk zu enipf'htt»? Doch wohl sicherlich nicht. Dann! aber sollen auch alle die Fabeleien von einer Concurrenz gegen England und dem König der Belgier in sich zusammen. Deulich and kann nur wünschen, baß seine westlichen Nachbarn sich möglichn nachdiückiich bei dem duma» »Hären Unternchmcn betheiligen. Neidlos und anerkennend haben wir bei Leite gestanden, als Stanley seinen Zug zur R tinng Emi» Pascho'S anlrat; und beklagend enuliken wir das Schmer» seiner Expedition. Gälte es bandetrpolitischen Interessen, so würden wir inr Frühjahr 1887 gebandelt haben. Wir haben beute iin Auge, die Ehre unserer Nation in den Bestrebungen der Völker um Or. Sainitzler's Rettung hochzuhalten, dadurch, daß wir D nischen den Fremden zum Wenigsten nicht nachsteden. Und m i Genug- tbuung können »nr mmi eilen, daß dieser Gedanke überall Anklang findet in D ulschiand. In Hamburg und Magdeburg bilden sich eigene Locaiconi'iss aus den auge'rhensten Bürgern zur Unter stützung dieser Bestrebungen, und wir können nur wünschen, daß 'olcti s Vorgeben auch anderswo Nachahmung finde» möge. Mit England und dem Congostaal aber wird man von Deuischland aus immer bereit sem, Vereinbarungen über eine geineinjchajltiche Aclipn zu treffen. * Der al- Oberpräsident nach Westpreußen versetzte Herr von Leipziger begann seine Wirksamkeit in der Provinz Hannover im Jahre 1868, wo er der erste preußische Landdrost wurde. In dieser Stellung verblieb er b>S 1873, während ivetchcr Z-it Gras Otto zu Stolberg-Wernigeroke Ober Präsident von Hannover war. AiS der Nachfolger dcS Grasen Stolberg, Gras zu Enlenburg. welcher das Obcr- P äiidiuni vom April 1877 bis April 1878 führte, von dieser Stellung zurücktrat, wurde Here von Leipziger dessen Nach folger. Er übernahm bas Obcrpräsiviui» »n Mai 1878. * Am JabreStage seiner Thronbesteigung hat Für st Ferdinand folgendes Schreiben an den Ministerpräsidenten Stambulow gerichtet: Mein lieber EonsellSprössdentl Heute ist es ein Jahr, daß ich in der ollen Hauptstadt der bulgarischen Zaren einen Thron bestieg, aus welchen mich ein Volk berief, das Ihre College» von der meqenttchak, u»l> Sle durch ein sehr schwierlgrl Jade regiert hoben. Jbre Weisheit »nd Energie habe» »ns« vtelgrllebteS «aterland ,»« »«i Nn,rch„ gerettet. Nachdem Gl» bHen G-schtck» ln mein» H»nd« gelegt, blieben Gl, ,l« Ty,s mein« Nrgiernng «»
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