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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-02
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
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5304 Heute Nacht'/. 1 Uhr starb met, ltebrr Man» Lrn- SrLnz, Schloffnmeistkr. Dies zeigt nur hierdurch Freunde» «ad Bekannten an die ttestraoerade Wittwe Bertha Grtu, geb. Heute früh 3 Uhr ist unsere liebe , Großmama» Mutter, Schwägerin „ad I Taute J au Morast« verw. I-lttrlet» geb. Geh« nach lange» Leiden an einem Herz schlag jaust eutschlajea. Lieben Ver wandten und Freunden widmet diese Traucrkunde Namens der trauernden Hiiiterlasseuen Leipzig, den 1. September 1888. Gustav Dtttrich T'.r* Ober-PostdirectioaS-Secretair. /,4 Uhr eatschlief sauft und liebe Tochter, Schwester, Heute srüh ruhig unsere Schwägerin und Taute Mnny LnSrnschild. Tie Beerdigung findet Dieoötag srüh am 9 Udr statt. Leipzig, Görlitz, den 31. Logast 1888. Die trauernde» Hiaterlassenen. Familien KnSrnschtld uud Thiel«. Heute Abend V,9 Uhr verschied noch larzen und schwere» Leide» aa Diph. «beritt; unser innigst qeliebter Sohn Gnril j >m Alter von 3'/, Jahren. Allen Bekannten und Freunde» l zeigen dieses schmerzlichst an ^ Gohlis. de» 31. August 1868. Gotthardt Schladitz »ad Frau i geb. Burfchwitz. Dank. Für die zahlreichen Beweise liebevoller Thcilnahnie bei dem Hinscheiden unserer un- v raehlichen Mutter Fra» Marie verw. Schmidt geb. Reitze sagen wir hiermit uujcreu tiesgesühltea Dank. Die trauernde« Hiuterlaffene». Zurückgckehrt vom Grabe unserer theuren, tinvcrgehlichen Minna» sagen allen lieben Freunden uud Bekannten für die herzliche Lheilnahme und den reichen Blumenschmuck unfern tiefgefühltesten Dank. Herzlichen Dank auch Herrn Pastor Rausch für die tröstenden Worte am Grabe, auch dem Reudniyer Kirchenchor sür den erhebenden Gesang am Vorabend, sowie den Jungfrauen sllr die Begleitung zur letzten Ruhestätte. Reudnitz. Die tteftrauerude Aamilie Jauch. Für die reichlichen Blumeuspende» »ad die herzliche Theiluahme beim Begräbniß meiner lieben Frau, unserer guten Mutter, sagt hierdurch besten Dank Leipzig — Berlin. Familie Lmrtl». Verlobt: Herr Otto Ritter, Kaufmann NI Tharandt, mit Frl. Antonie krause in Dresden. Herr Paul Franz, Beamter der ächsischen Bauk zu Dresden, mit Frl. Martha Sonntag das. Herr Alfred Pöhler, Lehrer, mit Frl. Anna Heinemaua in Thurm b. Zwickau. Aeboreu: Herr» Gasta» Dittmar 1, Hambura eine Tochter. Gestorde«: Frl. Emilie Kühler t» Dre«de». Fra» Mari« veno. Dittrich geb. Falcke i» DreSde». Herr Larl Gustav Adolph Lange tu Dresden. Herr Heinrich Theodor Johue. »lzhüadler i» DreSde». Herr Emil Adolph rvinand Rumpett geuanat Walther, Köaigl. ichs. Hosschaulpieler in Chemnitz. Frau Lhristiaue Arnold i» Dresden. Herr Lou>» Künzel. MUitairiavalid in Dresden. Herr Carl August Krause in Dresden. Frl. Helene Pippig l» Plauen i. B. Herrn Herrn. Benker'« iu Plaue» t. B. Tüchtercheu Martha. Frau Joha»ae Christiane Erlcr geb. Wols in MüdiSdors. Frau Christiane Coucordia Butze i» Sohra. Herr Friedrich August Köhler. Bauu»terneh»er i» Fraukeuberg. Herr Friedrich Ferdiuand Meyer, Schneider i» Auuoberg. Herr Friedrich Prager i» Annaberg. Frau Ioha»ue Rosine Krrschner geb. Hirsch »a Chemnitz. Frau Auguste Henriette verw. Herrsurth geb. Odrich in Dresden. Frau Emilie Auguste verw. Kohlenschreiber Sichler geb. Winkler iu Limbach b. Mügeln. Frau Professor Minna Otttli« Gätzjchmauu ged. Trögrr in Freiberg. Heute Vormittag '/,S Uhr entschlief ruhig nach langen schwere» Leiden unser guter Gatte uud Vater, der Schurider«eifter Herr Antonin Dreifürst im noch nicht vollendeten 62. Lebensjahre. Dies zeigen Ichiiierzci füllt an Leipzig, am 31. August 1888. -ie trauernde» Hiuterlasfenen. Etwa zugedachteu Blumenschmuck bitten iu der Wohnung, Pleißeustraße 27, I., bis Montag vormittag 9 Uhr gefälligst abgebea zu wollen. Die Beerdigung findet Moatag vormittag 10 Uhr von der Halle deS JohanniZ- friedhoseS au-, statt. Ckntralbazar sür Fuhrwesen und BecrdMWanAall Aeukirchhos Aeukirchhos 28 Trlrphsn Nr. K32. vorm. ch. Al. »Itter. Telephon Nr. 532. Inhaber: v. Nupkolä. Aelteste Beerdigungs-Anstalt, gegründet L873. Ueberuimmt die Ausführung von Beerdigungen aller Art. sowie Uebersührunx ^ verstorbener sür daS In- und Ausland. Größte Auswahl von Holz- und MetMrgen, sowie Sarkophagen. Filiale: Volkmarsdorf. Ktrchweg Rr. II. Telephon Rr. 341. A«uah«estelleu: Schcnkendorfstr 33 und Promcnadcnstr. 42 bei Sekrncker. Coiidiicttüdrrr: und >ct»r»1l« r. Kartell-Last, Schwimm-Bassin 18°, Pserdebahnhaltestelle. Eisenbahnstraße 31. uuU IdeaoUei» HLUer vorzüglich. Pferdebahnverbindung alle ?-/, Minuten. Dam-Badez.: Mont.. Dienst., Donnerst, und reit. 9—11 Uhr, Miltw. u. Sonnnb. 2—4 Uhr rren-Badez.: stets mit Ausn. d. Dmi.-Badez. Jederreit Schwimm-Hnterricht. kr1earlell8blul, «aunüurümon 9. * Empfehle comsortable Wannenbader mit kalter und 180 warmer Touche, med. Bäder, großes Lchwiuimbajsin mit 0v11m1I1I1UUaLS111 LN Douchezimmer, Schwimmunterricht sür Herren, Damen und Re» remavtrt. Kinder. 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Die Stimmung in Süddeutschland. * Aus Süddeutschland, Ende August, wird der „Politischen Correspondenz" von wohlunterrichteter Seite geschrieben: Die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm N. demnächst auch dem Süden des Reiches einen, wenngleich sür dielmal nur kurze« Besuch libzuftatteu gedenkt, hat die weitesten Kreise mit hoher Besriedigung « isüllt und der Kaiser darf versichert sein, hier überall der gleichen warmen patriotischen Gesinnung zu begegnen» durch welche sich Dresvea soeben bei dem Empfang deS Reichsoberhauptes geehrt hat. Der Fernestellende vermag sich nur schwer einen Begriff davon -u machen, wie sehr diese» für Deutschland so ernste Jahr dazu des. l etragen hat, hier im Süden die Rcichsgesinnung zu festigen. Bei .erichiedenen Anlässen noch der jüngsten Zeit hat sich beobachten l ise», wie weit dieselbe z. B. in Württemberg jetzt auch in die 'i ihen der demokratischen Partei hineinrcicht. ebenio wie dort die .renliche Thatsache verzeichnet werden kann, daß auch ehemal» i liramoniane Kreise mit ihren Besinnungen und deren Verlautbarung >. hr und mehr aus den Boden des gemeinsamen Vaterlandes treten. Kaiser und Reich gehen auch hier immer mehr in Fleisch und .Hut, namentlich der jüngeren Generation, über, und wer etwa > euerdings Gelegenheit hotte, in das Lanü hinaus zu kommen und n der angedeutetea Richtung bei den Geistlichen und den Lehrern, sowie in den Schulen, seine Beobachtungen zu machen» wird über .is Ergebuiß gewiß hochbesriedigt gewesen sein. Einmüthig in der Klage um den Tod de» erhabenen Begründer» s Reiches, Kaiser Wilhelm l., richteten die Bevölkerungen Süd- , eiiii'chlanvs um so aufmerksamer ihr Augenmerk aus die nach dem « Marz sich vollziehende Entwickelung, als die Erfahrung uns zur Genüge gelehrt hat. daß jede im Centrum des Reiche» elwa rin- trclnide Schwäche zuerst am deutlichsten an der Peripherie empfunden wird. In Norddeutschland, fern von der Grenze, an welcher ehemals oic Gcfalir war, überwiegt da» Machtgcfüge de» preußischen Staates, .nid Erschütterungen desselben müssen schon ziemlich harte sein, »m sich in ihre» Folgen in dem üffe»tlichen Bewußtsein fühlbar zu machen. Ander» im Süden, wo wir zwar mehr und mehr lernen, uns eins zu fühlen, wo ober doch die Scheidung der Grenzen und Landes-Interessen eine zu nah«, zu häufige ist, um die Vielgestaltigkeit unseres nationalen Lebens nicht i.i wirkiamer Weise t» den Vordergrund treten zn lassen. Mehr noch, als wir un» darüber Rechenschaft geben können, schöpfen wir da« > I.silhl unserer Sicherheit, «nser« Zuversicht, au» der Kraft de» Nordens, mit welcher wir u»S so e»g verbünde» wisse», »ud wea» König Wilhelm vo« Württemberg eiustmal« dem heottgea i . ichskanzler gesagt hat. daß» so kaagr die Franzose» io Straßburg l ?,en, es für Württemberg nicht möglich fei, sich der deutfchea ^i iheilsb-wegung offen auiuschließen — so hat diese« Wart selbst ilnicr den heute glücklicher Weise völlig veränderten Verhältnisse» s ine Berechtig»»«»: die «»gebrochene Macht und Stärke deS deutsche» Norden- geben dem Süden seine Sicherheit. An den Glaube» und , as Vertrauen in dies» Macht »«d Stärke, in diese« srstgesügte und wohlgeordnet« Staat-wesrn haben wir un» in den letzte» zwanzig Jahren so gewöhnt, daß manche Erscheinungen im letzten Frühjahr t »ec eiusach gar nicht verstand«» wurde», weil Jedermann st« sür unmöglich hielt; die Wenige», welche sie verstanden, wäre» nicht ohne ernste Sorgen. AIS der kömgliche Dulder, wie er gewiß mit vollstem Recht - cnanut worden ist, vollendet hatte, trat ein Augenblick ei», in welchem Niemand sich über die Folgezeit Rechenschaft zu gebe» w„gte. Die Persönlichkeit Kaiser Wilhelm'« ll. war i» Süd- d-ntichland nur wenig bekannt. Da- Wenige ließ allerding« daraus ließen, daß der junge Fürst, der au» seiner llebereiaftimmnng mit i» Reichskanzler nie ein Hehl gemacht batte, unserem deutsch«« : ,lkc vor allen Di»grn Da« bieten wnrde, was wir an der Spitze de» eiche« brauchen: eine, Charakter. Al- daun die ersten Kund» g vungcn de» neuen Kaiser» erfolgt waren, der Reichstag einberuse» »rde und wir die deutschen Fürsten einmüthig nach Berlin eilen iea, kwmte man au« manchen, schlichten Munde da« Wort hören: >. 2o ,s,'s recht, so wird'» gehen." Mit Stolz begleiteten wir hier im : iiüci, daun den Kaiser ans seiner Fahrt über die Ostsee, sahen mit Fi euven, welche- Interesse er der Marine zuwaadre, dean die deutsch« ntle gilt un» hier als ein Symbol der deuischen Einheit; und die mißheit, die wir out dem Auftreten de- Kaisers schöpften, daß seine Regierung der seine» Großvater« au Ehre und Treue nicht eichst ehe» werde, gewann ihm hier schnell die Herze». Allgemein hat sich das Bertram» befestigt, b«d DrutschlaadS Geschicke n»s den rechten Wegen sind, uud wenn der Kaiser sich jüngst zu der Versicherung genötbigt iah» daß Deutschland sür die Errungen- schäften einer großen Zeit bis aus den letzten Mann einstehe» werde, so hat er damit dem ganzen Volke aus der Seele gesprochen. Man ha» hier viel nach der Veranlassung gelragt, die de» Kaiser zu jener Ueußernuq bestimmt haben mochte. ES wollte unS wenig glaub lich scheinen, daß eS irgend Jemanden in Europa geben könne, der als ernsthafter Politiker sich mit Illusionen getragen habe, wie die, welche Kaiser Wilhelm in Frankfurt so scharf und bestimmt zurück- wie-. Unter ollen Umständen sind wir dem Kaiser dankbar, daß er sür dir Gegenwart und Zukunft mit allen derartigen Id en aus- qeräumt und durch seine bestimmte Klarheit dem Frieden sicherlich einen guten Dienst geleistet hat. Jetzt weiß im In- und AuSlande Jedermann, woran er ist, uam.attich, daß eS absolut keine Gelegen heit giebt, um im Trüben zu fischen. Immerhin bleibt ober debitier- lich, daß der Kaffer sich geuölhigt sah, von dem Andenken seines theucren Vaters den Schatte» zu bannen, mit welchem fremde Tborhrit dieses Andenken halte in der Geschichte verdunkeln können. Nachdem leider kein Zweifel besteht, daß ehedem derartige Ideen Glaube» und Eingang gesunden hatten, ist gerade hier im Süden die Befriedigung doppelt groß, daß der S. März d. I. den Fürsten Bismarck noch aus seinem Posten gesunden und daß der Kanzler aus diesem auSgeharrt hat. * Socialdemokratie und Christenthum. * Unter diesem Titel ist soeben im Berlage von Gustav Schlöß- mana in Gotha ein vom Kirchenroib Hermann-Ronneburg am 3. Mai d. I. in Eisenach gehaltener Bortrag erschienen, auf den wir die Aufmerksamkeit der Leser dieser Zeitung hinzulcnkcn nicht »nterlassen wollen. Der Verfasser giebt zunächst eine überaus lebens- volle und interessante Charakteristik der Socialdemokratie und saßt den Inhalt dieser Charakteristik mit den treffenden Worte» ziisaminen: „Die Socialdemokratie, sowohl bei ihrer verurtheileiiben Kritik de» gegenwärtiflen WirlhschastSsystems, als auch bei ihrer allgemeinen Jdealparole und ebenso bei ihrem Zukunstsziel, sowie nicht minder bei sämmtlichea praktischen Forderungen sur die Jnterimszeit, ehe ihr Socialparadies eröffnet sein wird, geht von christlichen Postulatea, Gedanken und Zielen au«, entweder genau bi» aufs Wort und die positive Einzelheit, oder doch Srundzüge und Grundsätze de« Lhristenthum- sich aneignend, um sie mit als Fundamente sür ihre Bauten zu verwenden . . . . aber sie tdut r« immer in ärgster Feindschaft gegen da» Christenthum, indem st« den christlichen Wahrheiten und Lihren ihren eigenen, d. h. ei»ea dem Lhristenthum schnurstracks entgegengesetzten Sinn n»d Geist unterschiebt. Aus dem Arsenal der Worte Christi schmiedet sie Waffen, um da« Lhristenthum selbst zu bekämpfen .... und bat ist da« Sutichrtftische der Sorialdemokratie". So steht fit i» innerlichem Zusammenhang mit der Welt- und Leben«anschau»»g breiter Schichten de« Volkes. Darin liegen die Wurzeln ihrer Kraft, daß sie sich de- innerlichen Beifall» vieler Zeit genossen Versichert halten darf, die ihr zwar spinnefeind sind, weil sie sich durch dieselbe i» ihrem Genuß aud Besitz gestört sehen, sonst aber ganz wie sie verwachse» sind mit dem revolutionaieen und kirchensriudlichen Geiste d«4 Zeitalters. „Wer diese- religiüje Moment trotz seiner Verzerrung und Verkehrung nicht beobachtet und versteht, der hat noch keine Ahnung von dem Schwung, der Macht und Ge. sähe, welche der Soctaldemokratie in der Einheit ihrer Lehre uud ihrer Heere inmwohnt". „Ader", so fährt der Verfasser dann fort, „mtter Schluß ist darum doch nicht daß Brkenntoiß der Hoffnungslosigkeit. Zwar haben Staat »nd Kirche, dies« beide» grüßten Gemeinschaften, da« Alle« komme» und wachsen sehen und — nichts qethan, lange, all zulange. DaS Dasei» der Socialdemokratie «st eine gewaltige Buß- predigt sür beide Wege» ihrer Kurzsichtigkeit» Herzlosigkeit und Tdat- losigkeit. Wo« sie etwa zu thun ichieaen, war wcaiger als nichts. Namentlich di« Kirche — sie Hot sich kaum geregt. Prosessor Huber blieb eia Prediger i» der Wüste und a>» der große Äichera z» einem direkten Feldzuge gegen di« Eocioldemokratie zu lammela versuchte, war e- bereit» mit seiner Kraft zu End:; eS blieb bei Worten. Wohl richteten sich viele Predigte» gegen die Socialdemo. Iratte, ober ohne sie zu kennen und darum auch ohne sie zu treffen. Sie bestärkte» nur die Besitzenden in ihrer Taubheit auch gegen begründete Klagen und Vorschläge, i» ihrer unchriftlicheu Verhärtung gegen alle Mahnung zur Billigkeit »ad Barmherzigkeit. De» Nothleidenden wurde Spariawkeit gepredigt, obwohl sie nicht genug zum Leben und gor nicht« zum Sparen hntten, und Geduld »nd Hoffnung deae», welche dieselbe» bereit« ausgegebr» hatten Krt» tRurder, daß »um di« Kirche siir »ltrr«schwach und krastlo« hielt, die Geistliche» für Verbündete der vourgeosie. ihr Wort «nd Werk ohne Werth und Wirkung. Aber viele« ist da, waS Hoffnung erweckt. Wir fassen'« znjammea in dir eine Bezeichnung: „Latente« Lhristenthum". E« ist al« ob e« langsam erwache, sich rege uud bewege uud erhebe» wollte. Eine Reihe von Thatsachen giebt Zeug- »ß davon. 8» erster Stelle ist dir kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 zu nennen. Sie hat die abscheuliche Tradition durchbrochen, daß man in diesen Entwickelangr« nicht« thua» nicht eiugretsen, nicht helfe» dürfe, s»»d«ra alle« dem eigenen Spiel der Kräfte überlassen müsse. Mag der Staat auch lauge rath- uad thatlo» der Bewegung zugeschc» habe» — non ist der Bann gebrochen und eine Bahn betrete», die Schritt um Schritt daS große Ziel der Heilung und Versöhnung vor Augen hat. Auch ist eS, als ob die Wissenschaft je länger desto mehr zu «ioer rich tigen Beurlheilung gelange. In drr studireuden Jugend und in weiteren Kreisen regt sich die Lmpsäuglichkeit für dir richtigen Ge danken. DaS „latente Lhristenthum" sängt au, da» dem Christen- thum Geraubte a» dem socialdemokratischen Programm zu merken und daS Socialistische nicht au sich schon als socialdemokratisch zu verurtheileu. Thue min uur auch die Kirche — damit wendet sich der Bersaffcr zum Schluß besonder» aa da- kirchliche Amt und seine Träger — ihre Schuldigkeit l Hätte sie sich drr Elenden uud Ent erbten immer mit Begeisterung und Energie der Liebe angenommen, es wäre nicht dahin gekommen, daß unsere Zeit eia solche» Aati- christenthum an ihrem Busen großgezogea hätte. An der all- gemeinen Barmherzigkeit-Übung und den Werken drr Liebe hat da» Kirctieaamt selbstverständlich tdeilzuaehmen, jedoch ohne darin aus- zugchen und ohne seinen Berns dadurch erschöpft zu glauben. Die Hauptsache bleibt, daß die großen GotteSgedankea durch die Predigt de« Evangelium» iu die Welt hiueingeleilet werden» aber nicht allgemein «nd abstrakt, sonder» angewandt aus jede Lebensform, auch aus den Besitz und ans da» Darben. „Wenn von den mehr als 12000 Kanzeln wie von 13000 Redaerbühnen da» Programm der christlichen Bruderliebe und' Barmherzigkeit »nab- lässig mit Krast und Feuer, mit der Rücksichtslosigkeit und Ent- schiedeuheit di« Wahrheit verkündet, lockeod t» seiarr Schöne gemalt, schreckend in seinem „Entweder — Oder" bezeugt wird, so muß die Volksseele endlich davon erfüllt werden..." O, daß doch Feuer vom Himmel fiele und entzündet» i» jede» Predigers Seele eine Helle LiebeSslainmel... „LS giebt nur eine Mutter, da» ist Leiden schaft, — was ohne sie geboren, ist Staub und ohne Kraft." Setzen wir statt Leidenschaft „Passion", so ist klar, waS wir meinen: nicht ein kühles, höchstras laur- Reden, sondern ein alle Eingeweide be wegendes Erbarmen. Möchte dieser kurze Auszug Viele veranlassen, die inhaltreiche Schrift selbst in die Hand zu nehmen und zu lesen. Wir sind über zeugt, daß eS Keioer bereuen wird. Königliches Landgericht. Ferirn-Ttraskamiuer tl. Der Hang zum Bogelstellen hat den bereits in den fünfziger Jahre» stellenden Handarbeiter Friedrich Eduard Malke auS Grimma icho» mehrsach mit den Gerichten in unliebsame Berührung und ins Gesäiigniß gebracht; allein die Strasea scheinen bei Malke wirkungs- Ivs bleiben zu sollen, denn am 13. Jnni d. I. wurde er wieder einmal bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Bogelstellen, von dem Foistgehilien N überrumpelt. Der Fang bestand bis dahin in zwei Thierchen, einem Rotbkehlchen und einer Blaumeise, welche aus den L im. d. h. aus die Leimruthe gegangen waren. Der Forstgehilse, welcher, beiläufig bemerkt, erst kurz vorher seinen Posten angelreten hatte und den alten Vogelsteller der Person nach noch nicht kannte, schickte sich aa, den Fang wegzuachmcn, al» plötzlich Malke eine drohende Haltung eiunavm, sein Taschenmesser zog und dem Forstgehilse» die Worte zuries: „Machen Sie sich nicht unglücklich!" Der Bedrohte stieß nun bei dem Bemühen, den Vogelsteller zu arrettren. aus heftigen Widerstand und sah schließlich von dem Transport Malke'S ab. machte aber seinem Herrn Anzeige, und dieser ercieth au» der gegebenen Personalbeschreibung ohne lange» Besinnen, daß der Vogelsteller kein anderer als der bekannte Malke sein könne. Der Angeklagte, welcher sich nach dem Rencontre mit dem Foestgehilfea schleunigst den Bart hatte obnehmen lasse», suchte die Thal rundweg abzulmqne», will zur fraglichen Zeit nicht am Tbatorte gewesen sein und sich den Bart schon früher haben ab- nehmen lassen: er berief sich in der Verhandlung selbst aus Zeugen, sodaß sich eine Vertagung der ersten Verhandlung brhuss Bor- ladung der betreffenden Zeugen uothwendig machte; allein die wiederausgenommeue Verhandlung änderte die Sache keines wegs zu Gunsten de» Angeklagten, denn eS stellte sich heraus, daß derselbe sich olle Mühe gegeben hatte, die Zeugen zu seinen Gunsten zu stimmen. Seine Persönlichkeit wurde mit größter Be- stimintheit als die de» Vogelsteller- recognoScirt, und da» Gericht erachtete aus Grund de- Ergebnisse» der Beweisaufnahme die Schuld Malke'S als hinreichend sestgestellt. Mit Rücksicht aas die mehrfachen erfolglos gebliebenen Borbestrasongen wegen Zuwider- Handlung gegen die betreffenden Bestimmungen des Forftgesetze» wurde der Angeklagte zu der Maximalstrafe von 8 Wochen Hast und wegen Widerstandes gegen einen Forstbeamten, coucur- rireud mit Bedrohung, zu 4 Mouateu Gesänguißstrase ver- urthcilt. Der Gerichtshof bestand au» de» Herren LandgerichtS-Direetor Bartsch (Präsid.), LanvgerichtS-Räthea Wolf, Schubartb-Engellchall. Büttner und v. Svmaieclatt H.; die Anklage sührte Herr Slaals- anwallschaftr-Asseffor vr. Lößner. In einer jüngst Kaltqehabtm Verhandlung de» hiesigen köaigl. Schöffengericht» erstattete ein Zeuge seine Aussage in so un- glaubwürdiger Weise, daß der GcrkchtSbof Bedenken trug, da- Zeugtiiß als glaubwürdig aufzuuedmen. Um sich über die Glaub- Würdigkeit des Zeugen zu orieatiren, frug der Herr AmlSanwalt denselben, ob er schon einmal bestraft sei. Der Zeuge antwortete hierauf, daß er hierüber keine Auskunft zu geben brauche, da die» nicht zur Sache gehöre. Er wurde jedoch aus sehr empfindliche Weise eines Andern belehrt, denn nach kurzer Berathung verkündete der Herr Amtsrichter, daß der Zeuge wegen seiner Weigerung zu 60 Geld-, event. 20 Tagen Haflstrase vcrurlbeilt sei. Da sich durch die Weigerung außerdem die Vertagung der Verhandlung nöihig machte, so wurden ihm auch die hieraus entstehenden Kosten nuserlegt. vermischtes. --- Aachen» 31. August. Ueber die Aachener Heilig» IhnmS fahrt wird der .Rheinisch - Westfälischen Zeitung" geschrieben: .Beinahe wäre diese sogenannte HeiligthumS« fahrt» welche dem Stande der Bildung iu unserem Iahr- bundert Hohn spricht, gar nicht zu Stande gekommen. Im SttstScapitel sind die Meinungen, ob die Abhaltung der HciliAkhumSsahrt in unserer Zeit noch .opportun" sei, sehr gelhe'itt gewesen. Besonder» war eS 6tw. sen. vr. Buschmann, welcher sich auch sonst häufig al« ein vernünftig denkender Mann gezeigt hat, der gegen dieselbe Bedenken hatte. Dem Vernehmen nach sind auch die übrigen Mitglieder de» Collegium» darüber einig gewesen, die Reliquien ruhen zu lassen. Nur dem energischen Einspruch de» Herrn 0»n. Kessel, der in entschiedenster Weise die katholischen Traditionen geltend machte, haben wir es zu verdanken, daß der ganze Apparat zur Erbaung der Christenheit und zur Bekehrung der Ketzer wieder in Bewegung gesetzt wurde. Erzbischof IK. Kremrntz soll mit Aeußerungen des Mißfallen« über Buschmann bei seiner Anwesenheit Hierselbst nicht zurückgehaltea haben j der Erzbischof ist es auch, der die Ernennung de« verdienten Manne« zu der vacanlen Propststelle dauernd verhindert." Die „holsteinische»" Nüstern. * Ueber die „holsteinischen" Austern wird der .^kölnischen Zeitung" au» Schle«wig« Ho lstein geschrieben: „Holsteinische" S»ft«ru sagt ma». und doch werden dieselben anr an der Westküste de« HerzogiynmS Schle«wtg gesunden; ob wohl ihre Brutstätten bei den nordsriefischen Inseln liege», sind sie doch niemals nach ibrrr eigentlichen Heimath benannt worden. ES ist eine sür die Geschichte de« HerzogthumS nierkwürdiae Thatsache, daß in früheren Zetten alle«, wa« besonders hervorragend schie», nicht mit dem Namen „schle-mtgtsch", sondern mit „hol steinisch" bezeichnet ward. Der Ar»»d davon lag in dem Um stande, daß »och bi« Lude de« vorige». ja, bi« t» den An sau, diese« Jahrh»,deri« hi»«i» «it der Benennung „SchleS- «Niger" kein Einwohner de« HerzogtdumS. sondern nur der Stadt Schleswig gemeint Wird. Wer z. V. au« Hoder-leben stammte. ,a»»te sich eine» Holstewer, die dä»isch redende» Rordschke«»,g,r rühmten sich, däitfche Holsteiner zu sein, der Maler «««»« Jakob Carsten«, der bei der Stad» Schleswig gebar«» ward, hieß t, kope»hage» immer »,r de, ..klri»« Holsteiner", e« gtebt t, der erste» Hälfte de« vorige, Jahrhnubert« keim» be- »«»sich »ich«, obwohl tm Herzog»» Schleswig beherrschte». Wie sie sich »ur Holsteiner nannten, obwohl sie bei Schleswig residirttn. so kannten sie auch keine „schleSwtgtsche", son- dera uur „holsteinische" Unlerthaae». So allgemein war die Bezeich nung geworden, daß selbst die Bewohner de- früheren königlichen Anthril« nach drr Bertrribung der Gottorper nur Holsteiner sein wollten. Unter diesen Umständen kann e» nicht anssalleud erscheinen, wenn auch die Austern, die bei de» grüßtenthetl» zum gottorpichen LaudrSthetle gehörende» Joselgebletea gesunden worden, de» Namen „holsteinische" erhielten und bi« auf unsere Zeit tm Haodel behalte» habe». Wer aus historisch gewordene Benennungen Werth legt, und dazu gehören wir, wird sich nicht damit einverstanden erklären können, daß man io »euerer Zeit versucht, den allen Name» z« ver- drängen, und von „schle5wigischea" oder „friesischen" Austern redet. Ueber die Geschichte der Aosterabäuke nab Ihrer Ausnutzung findet man au« früherer Zeit mancherlei Nachrichten, die alle nur zu deutlich zeigen, wie seiten« der Pächter ein förmliche- Raubsyftem befolgt ward; man nahm oo. daß die Bänke uaerschöpslich sein, und dachte nicht an eine rattouelle Ausnutzung. Setten» der Gottorper und der dänischen Regierung war mau fast immer zusttedeu, wenn uur di« contractmäßigeu Lieleraogea aa die Hofhaltung tuuegehallen wurden. Auch waren dir Pächter bemüht, die Lage und die Be- druttuig der Bänke iu ein so tiefe» Geheimuiß zu hüllen, daß sehr schwer eine genaue keontniß davon zu erlangen war. Bis zum Jahre 16S9 giebt eS unseres Wissen» auch keine Seekarte, welche die Lage der Bänke ouswie»; der erste, welcher dieselben sestznstellen sachte, war der Küster Hausen aus Sylt, uud seine Angaben sind es im Wesentlichen auch, dir Gerrz sür seine Karte benutzte. Daß es unter der preußischen Verwaltung ander» geworden, ist ganz be- sonders da« Verdienst deS verstorbenen Bau-Jasvector» Matthiescn in Husum. Auch der mit den Pächtern abgeschlossene Coutract läßt »ach keiner Richtung etwa« zu wünsche» übrig uud hat sich uuter den Übeln Umständen der letzten Jahre durchaus bewährt. Bekanntlich mußte am 1. September 1882 der Austerusaug durch die Behörden sifttrt werden; eine nähere Untersuchung der Bänke 1885) durch eine besondere Commission, wozu auch der Prosessor NöbiuS, setzt iu Berlin, damals in Kiel, gebürte, führte zu dem Er- gedniß, die Einstellung de» Fange« noch aas drei Jahre weiter aus- zudehacu und die Wiederaufnahme desselben von einer im Jahre 1888 vorzuaehmeodeu Untersuchung abhängig zu machen. Dieselbe hat in diesen Tagen stattgesundeu und zu einem verhältnißmäßig sehr günstigen Ergebniß geführt. Wenn von manchen Seiten die Befürchtung ausgesprochen ward, daß der vergangene harte Winter die Bänke stark mitgenommen haben dürste, so ist dies nicht iu dem crwarleten Maße der Fall gewesen. Wie man hört, dürfte der Minister aut Grund der Untersuchungen die Wiederaufnahme deS Fanges im Herbst diese« Jahre« genehmigen. Es heißt, daß man etwa mit 200it zu 500 Stück den Anfang machen wird. Der Pachtzins beläuft sich aus 165000 ^l sür einen Fang in der Höhe von 3000 t: derselbe kann jedoch, je nachdem daS Quantum von der Regierung sestgestellt wird, erhöbt oder erniedrigt werden. Es steht demnach zu hoffen, daß die Ausbeute bei richtigem und müßigem Betriebe nicht bloß eine gute, sondern auch eine dauernde sein werde. Ganz besonders wird man deswegen mit einiger Zuversicht tn die Zukunft sehen können, weil die Versuche, in sogenannten AußenbussinS an der Huiumer Au junge Austern zu züchten, um damit die ge schädigten Bänke auszubeffern, als gelungen zu betrachten sind. Schoo in den Jahren 1886—1887, wo man damit begann, wurden gegen 5000 Stück junge Brut gezählt, die sich zum Theil an den Mutter- Austern, zum Theil an Holz, Stein und Eisen angeictzt hatte. Aller dings wurde sie von dem strengen Winter hart mitgenommen, so daß gegen 8 Prvc. der jungen Austern als verloren zu betrachten sind, die überlebenden aber zeigten eine so starke Entwicklung, daß sie bereit» im Herbst 1889 die marklsäbige Größe erreicht haben dürften. Bon den 1886 und 1887 in das Bassin eingesetzten Brut-Austern (2800) sind zur Zeit noch 2600 lebendig; ouffälligerweise hat das Brutgcschäst im Jahre 1887 nicht dasselbe günstige Ergebniß gehabt wie im Jahre 1886, ohne daß bis dahin der Grund davon sich hat seststellen lassen. Günstiger scheint eS zu stehen mit den 750 Austern, die in diesem Jahre wiederum von dea Bänken iu die Bassins ge- bracht sind. So wird man durch fortgesetzte, von wissenschaftlichen Persönlich- leiten geleitete Untersuchungen über die Fortpflanzung und Ernährung der Auflern nach und nach zu sichern Resultaten kommen, die sür eine größere Ausnutzung der Austernproduction von Bedeutung sein werden. Mancherlei läßt sich schon einer rein historischen Betrachtung entnehmen, wie wir sie, aus urkundliche Nachrichten gestützt, angestellt haben. Die meisten Bänke haben danach annähernd seit etwa 300 Jahren ihren ungefähren Stand behauptet; einzelne sind vom Schlick erstickt oder von Sand verschüttet; auch hat starkes Ei» in harten Wintern mancher Bank geschadet. Daran- ist auch die Thatsache zu erklären, daß die Grenzen der Bänke sich im Lause der Jahrhunderte verschieben und die Lage und die Zahl derselben zu verschiebencn Zeiten verschieden angegeben weiden. Zwilchen Fang und Eiderstedt liegen heute 51 Bänke, 36 bei Fanö, Romö und Sylt, '25 bei Föhr, Amrum und den Halligen; etwa 3 sind in dem letzten Jahrzehnt neu entdeckt worden. Im Jahre 1859 konnten aus der Karle des Küsters Hanie» uur erst 42 verzeichnet werden; 1819 werden da gegen noch 59 ausgesührt und nach ihrer Beschaffenheit und Gifte im allgemein,,, beschrieben. Schon damals wiro z. B. die größte bekannte Bank, die Hönlje, die ihren Namen ohne Frage von den daraus ruhenden Seehunden empfangen hat, besonders gerühmt. Sie liegt vor der berühmten Lister Tiefe, ist eine Biertelmeile lang und eine Achtelmeile breit. AuS allen früheren Angaben über die Lage der Bänke dürste sich al» Regel ergeben, daß sich die Austern nur aus den Abhängen der großen Sandplatten gegen die Wattströme ansiedeln; sie liegen MtistenS aus dem sestesteo Sand und an den schnellsten Watisträmeii, ungejähr 6—9 w unter gewöhnlicher Flutb, so daß sie bei niedriger Ebbe noch etwa 1—2 rn Wasser über sich behalten; meistens bilden sie Streifen von 600 m Länge und darüber und haben etwa davon al- Breite. Dabei ist es eine merkwürdige Erscheinung, daß die Austern im Süden der Inseln Amrum und Föhr schon seit alten Zeiten wenig gedeihen und dafür in den Strömen deS nördlichen Theilen deS friesischen Haffs rin immer günstigeres Feld finden. Wie sich die« im Einzelnen erklärt, wird sich schwer seststellen lassen; nur so viel scheint selizustehea, daß das Thier dea reichlicheren Schlick de« südlichen Gewässers scheut. Angesichts dieser Erscheinung muß cö Wunder nehmen. daß neuerdings immer wieder versuche gemach: sind, auch iu der Ostsee, die uur sehr geriuge Ebbe und Fluth kennt, Austernbänk« zu schassen. Ohne Zweisel wog dabei die Absicht vor, hier sür die in ihrem Bestände aaicheinend bedrohten Austern an der Westküste frühzeitig «inen Ersatz zu schaffen. Die Regierung machte zunächst mit amerikanischen einen Versuch am Kleinen Belt, wo die Verhältnisse noch am günstigsten zu liegen schiene», mußte aber bald wieder davon abstehen, da die Untersuchungen ergaben, daß die Brut völlig zu Grunde gegangen sei. Trotzdem ist ganz neuerdings vo» einem schleewigschen Kausmann der versuch bei Schleimünde wieder- holt uud mit großenKosten fortgesetzt worden. AngesichtSvon Allem, waS wir von Austern in der Ostsee wissen, wäre e- eine geradezu rälhsct« haste Erscheinung, wenn sich bei Schleimünde wirklich Austernbänke schaffen ließen. Soweit wir seststellen können, sind in der historischen Zeit in der Ostsee niemals Austerabönke gewesen. Die oben in» Kattegat unweit HirlSholm u. s. w. liegenden können nicht dazu ge rechnet werden, da sie ihre Nahrung au» der Nordsee beziehen. Auch ist eS ein Jrrthum, wenn man geglaubt hat, daß die Anfangs der fünfziger Jahre diese« Jahrhundert- im Limsjord in Jütland ent deckten Bänke irgend etwa» mit der Ostsee zu schaffen hätten. Es ist vielmehr ein« unzweiselhafte Thatsache. daß dieselben erst seit 1825, d. h. seit dem Durchbruch de» Limsjord nach der Nordsee, ent- standen find und ihre Brnt ou« diesem Meere empfangen haben. (Dabei bemerken wir. daß die dänisch« Regierung sich ebenio wie die preußisch« seit einigen Jahren genöthigt gesehen Hot, die Ausnutzung derselbe» auSzusetze», um ihren Bestand zu behaupte».) Allerdings hat mau an der Ostküste SchleSwig-Holstems wohl Reste vergau-.encr Bänke eutdeck», aber dieselben stammen aus einer Zeit, wo die geo graphischen uud maritimen Verhältnisse ganz onvere waren als beute. Alle z. B. aus dem Larbekcr Berge bei dem Dvrse TrcS- seld uud aoderSwo entdeckten Bänke, die die Austern zum Theil noch iu ihrer natürlichen Lage zeigten und mit Sand. Lies uud Steinen vermengt wäre», lassen darüber keine» Zweisel. daß sie durch Ver- üuderung drr Naturalverhälluisse zu Grund« geqange» sind, i llea, dir sich wegen der Oftsreaustern mit große» Hoffnungen trugen uud noch tragen, wird man immer eutgegeahalten müssen, daß die Ostsee in ihrer heilige» Beschaffenheit für di« Luster» keine qüustige Brut stätte mehr ist. Weun dir Commissio». die in diesem Jahre cbeuio wie die Bauke aa der Westküste auch di« Anlagen bei Schleimünde untersucht hat. auch daselbst »och lebend« Auster» augetroffen hat, so ist damit nicht tm Entferntesten bewiesen, daß sich die amerikanische Auster hier wirktich arelimotisirea läßt; vielmehr deutet die Be schaffenheit der Anlagen daraus hi», daß sie in derselben Weise, wie vor wenigen Jahre» die au drr tzader-lebener Küste, ganz all nötig dem Untergange verfalle» «erden. So wird der Srnndiatz, dea der Geograph Peschel sür dir Verbreitung de« Wilde« ausgestellt hat. auch sür die Austern sei,« Geltung haben: überall, wo sie gedeihe» kömieu, ruft die Natur di« Bäake vo» selber hervor; wo diese« uicht der Fall ist, wird es auch allem amischltchea Bemühe» uicht g»- ltngen, dieselbe» künstlich z» schass».
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