Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809026
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-02
- Monat1888-09
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1888
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246. Fünfte Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Sonntag den 2. September 1888. 82. Jahrgang. Neueste Nachrichten. * Berlin, l. September. (Fernsprechmeldung de« „Leipiger Tageblattes".) Die Kaiserin Au gusta empfing gestern Abenv aus Schloß VabelSberg da» sächsische Königs paar, welche- heute Adenv zurückzukehren gedenkt. — Die Kaiserin Friedrich traf heute mit der Prinzessin Victoria n» königlichen Schlosse zu Homburg vor der Höbe ein und empfing daselbst den Prinzen von ÄnleS unv die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein, mit welchen sie einen Ausflug unternahm. — 2m weißen Saal VeS könig lichen Schlosses fand beute großes Galadiner statt, an welchem außer dem Kaiser und seinen fürstlichen Gaste» die StaotSministcr und oberste» Hoscdargen, sowie die StabS- osficicre derjenigen Truppentheile, welche in der gestrigen Parade gestanden, theiliiahmen.—Morgen am Sedanlage wird da« NalhhauS festlich geschmücki und vor der Galerie de» Thurmcs gestmusik stattsinden. — Kiel. Die Auslösung der Manövers» ol te erjolgi am 20. v. M. Das Schul geschwader gebt Anfang nächsten Monat» ins Ausland. — Der „Nalional-Zeitung" wird ausdrücklich bestätigt, daß Herr von Bennigsen im Reichtage zu verbleiben gedenkt und sich einer Neuwahl unterziehe» will. — Der Kaiser hat da» 1. Garde-Artillerie-Regiment zum Leibregiment und die 1. Batterie desselben zur Leibbattcrie ernannt. — Bei der heutigen Parade commandirte der Kaiser selbst, welcher auch persönlich da» Regiment GardeS du corp» an seinen hoben Gästen vorbeisührte. — Hamburger Blätter be richten, baß der Kaiser der Einweihung der Hasenbauten beiwohnen werde. — Wien. Ter NeicdSrath-Abgeordnele und Besitzer der „Deutschen Zeitung", Neschau.-r, ist gestorben. — London. Der Londoner Hosbericbt temenUrl Vas Gerücht, daß Mackenzie seine Broschüre vor der Veröffentlichung der Königin von England zur Begutachtung vorgelegt habe. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Die Reise des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck nach Kissing en gilt, der „Kreuzzeitung" zufolge, jetzt als endgiltig ausgegeben. Ter Gesundheitszustand dcS Fürsten soll gegenwärtig ein so befriedigender sein, daß eine Cur in Kissingcn nicht nöthig ist. Auch wäre der Zcitpunct für eine Reise nach Kissingen jetzt wohl etwa« spät. Fürst BiSmarck begann sonst spätesten» Mitte August die Cur in Kstsingen. ES soll auch die Absicht des Reichskanzlers gewesen sei», gegen Mitte diese» MonatS sich nach Kisnngen zu begeben. Zu diesem Zweck sollte der Chef der Reichskanzlei, Geheimer Ober-Reg>erungSrath I)r. von R ottenbu rg, nach Berlin kommen, um den Fürsten dorthin zu begleiten. Herr von Rottenburg weilt schon längere Zeit mit seiner Familie bei Verwandten in England. Äann derselbe von dort zurück- kchren wird, darüber verlautet noch nichts Bestimmtes. * Der „Straßburger Post" wird auS Berlin zu der Ver abschiedung de» Grasen Moltke noch geschrieben: Die vom „ReichSanzciger" milgetheilten Schreiben des Kaisers an den Gencralfeld»,arschall Grasen Moltke anläßlich seines EntlassungSgesucheS bestätigen, was vorher bereits über den Inhalt derselben bekannt geworden war; beide Schriftstücke reihen sich in ihrem historischen Charakter so ganz den ersten Kundgebungen Le» Kaisers bei seinem Regierungsantritt an und sind in hohem Grade dazu angelhan, daS Charakter bild de» Monarchen vor der Nation zu vervollständigen. Bekanntlich tras der Kaiser am t. Auaust von FriedrichSruh in Potsdam ein, vom 3. August dalirt Vas Gesuch des FeldmarschallS, aber erst vom 9. die Antwort deS Kaisers. Durch die Berufung Moltke'» an die Spitze der LandcsvcrtbeidjgungScommission wird dir letztere zu einer ersprießlichen Wirksamkeit gelangen. In der nunmehrigen Stellung Mollke'S ist bereits eine Erweite rung dieser Wirksamkeit angebahnt; denn in der CabnielS- ordre an den Grasen Waldersee, welche dessen Ernennung zum Chef VeS Gcneralstabcs enthält, ist ausdrücklich aus gesprochen. daß für alle wichtigen Fragen daS Gutachten de» FeldmarschallS cinzuholen und an Allerhöchster Stelle mit vorzulegen ist. Die frühere Meldung, wonach der General major Vogel von Falckenstein zum Nachfolger deS Grasen Waldersee als General-Quartiermeister auSersehen sei, ist bereit» berichtigt worden. Ter General war dem neuen Chef dcS GeneralstabcS nur vorübergehend für Fragen deS FestungSkriegeS, mit Venen er sich als AblheilungKchcs im Generalstabe besonders beschäftigt hatte, zur Versügw'g ge stellt worden, um den Abschluß derselben herbe,zusühren. Im Uebrigen verbleibt der General an der Spitze der zweiten Garde-Insantcriebrigade und die Stellung eine» General - QuartiermeistcrS, die ja nur zur Entlastung des FeldmarschallS Moltke geschaffen worden war, dürste zunächst kaum wieder besetzt werden. DaS Gehalt, welches dem Feld marschall sortgezahil werden soll, beträgt 12 000 ^ und 18 000 Dicnstzulage, dazu jreie Dienstwohnung mit Mobiliar-Ausstattung und 6 Fourage-Nationcn, also daS Ge halt eines commandircnden Generals. Der General-Quarticr- meister erhielt 12 000 4508 ^ Dicnstzulage. WohnungS- geldzuschuß und gleichfalls 6 Fouragc-Rationcn. Em Gehalt von 30 000 für einen Moltke wird sicherlich nicht zu hoch befunden werden. Nach den bestehenden Bestimmungen er hält übrigen» der Chef dcS Generalstabe» der Armee die Zulage von 18 000 -L erst dann, wenn ein dem Patent nach längerer General zum commandirenden General ernannt wird, sonst beträgt die Zulage nur 12 000 ^ Da gegen wärtig für mehrere ArmeccorpS GcnerallieutenantS zu com- mandirenden Generalen ernannt sind, so tritt Graf Waldersee, bekanntlich General der Cavallcrie, völlig in daS Gehall seines berühmten Vorgängers. * Mil der Ernennung de» Herrn LandeSdirectors vr. von Bennigsen zum Obcrpräsidenten der Provinz Hannover ist die Stelle des LandeödirectorS erledigt und hat der Provinziallandtag die Neuwahl vor zunehmen, welche der Bestätigung deS Kaiser-KönigS bedarf. Nach den vorläufigen Besprechungen in der letzten Session de- Provinzialausschusses wurde angenommen, daß der Provinziallandkog zu seiner nächsten ordentlichen Versamm lung am 3. Decemver d. I. zusammcntreten würde. Bei der großen GeschästSlast deS LandcSdirectoriumS wird sich die Neu wahl aber wohl nicht bi» dahin verschiebe» lassen, sondern der Provinziallandtag zu einer außerordentlichen Versamm lung berufen werden, wie auch im Anfang 1883 der Land tag in außerordentlicher Weise zusammentrat, um für den verstorbenen Schatzrath Hilgenberg einen Nachfolger zn wählen. Nachdem da» Regulativ für die Organisation der Verwaltung de» provinnalständischen Vermögen» und der provinzialstän- d'.scken Anstalten in der Provinz Hannover durch Allerhöchsten Erlaß vom 1. November 1868 genehmigt war, wurde am 5. November desselben Jahre» der Gutsbesitzer unv Ober gerichtsassessor a. D. Rudolf von Bennigsen mit 53 Stimmen zum LandeSvirector erwählt, 12 Stimmen welsiscbcr Ritter fielen aus den Geheimen Rath v. Schlepegrell. 1880 bei dem Ende der 12jährigen Dienstzeit wurde v. Bennigsen mit großer Mehrheit wicdergewählt, nur einige welfische Ritter demonstririen mit Abgabe weißer Zettel. Nach der ersten Vsahl erklärt« v. Bennigsen: ..Lrsüllt von dem Gesüdl der Dankbarkeit über die Auszeichnung und da« Bertrcnien, welchc« mir der Provinziallandtag erwiesen, nehme tch die aus mich gefallene Wahl an. Ov es mir gelingen wird, dar, Pflichten de« wichtigen Amt« eine« LandetdirectorS IN da» voll,, UmfaM» zu genügen, wie Diejenigen es verlangen Hu,«», dt» »tch «wühlt, da« vermag nur di« Zu tunst zu erweiseu. Aber die seierliche Versicherung kann tch rrtheilea, daß ich mit Hin- gebung oller meiner Kräfte Mich bemühen werde, der Ausgabe ge- recht zu werde», im vollen Gefühl der Verantwortlichkeit, die jede» Mann tressen muß, der berufen ist, in hrrvorragenoer Welle n»t- zumirken bei dem Versuche, eine freie kommunale Selbstverwaltung rinzutühren, und die Thatigkeil und die Ausgaben des Staates und der Provinz aus einer sichereren Grundlage sestzustelleu, als das bisder möglich gewesen ist." DaS Programm seiner Tätigkeit, da» hier der LandeS- dircclor vvrlegte, ist in vollem Umsange zur Durchsübrung gelangt, da» Gebiet der Provinzialverwaltung ist im Lause der 20 Jahre erheblich erweitert und überall hat sich daS Wirken bes LanbeSbirectoriums unter v Bcnnigsen'S Leitung ungelhcitte Anerkennung erworben. Ebenso hat eS v. Ben nigsen auch verstanden, ein gutes Einvernehmen der Provin- zialverwaltung mit de» Staatsbehörden herzustellen, und da» wird auch i» Zukunft fortvauern, wo der Oberpräsident v. Bennigsen als königl. CommissariuS die Mittelsperson bei all-n Verhandlungen der TiaalSbehörven mit dem Pro- viiiziatlandtage ist. Nach v. Bennigsen'S Austritt auS dem LandeSVireclorium ist von den Männern, welche zuerst in da» LandeSbirectorium berufen wurden, keiner mehr in diesem tbätig. Schatzrath König schied schon »ach einjähriger Tdät'gkeit 1889 auS, Scbatzratb Hugenberg wurde 1882 dem LandeSVireclorium durch den Tod entrissen. Da» älteste Mitglied ist der 1869 erwählte Schatzrath Müller, der zugleich mit der Vertretung deS LandesbirectorS betraut ist. Sckatzrath v. Wersebe wurde alS solcher 1883 gewählt. Mit dem Amte de» LandesvirectorS ist jetzt eine Besoldung von 12 000 .6 und freie Dienstwohnung zum pensionSrechiiungS- fäbigcn Werthe von 1000 verbunden. Die Wahl erfolgt aus 12 Jahre. Mit der Beförderung deS Herrn v Bennigsen zum Obcrpräsiveuten hat auch der Kreis Springe, dessen Vertreter derselbe war, eine Neuwahl zum Provinzialland- tage vorzunehmen. * Der Lemberger „CzaS" veröffentlicht «in förmliche» Absageschreiben an Bischof Stroßmayer. in welchem eS a!S erschreckend bezeichnet wird, daß ein katholischer Kircken- sürst der triumphirenden Apostasie gegenüber von einer Mission der Vereinigung spricht und der Ausrottung deS katholischen Glaubens, sowie der Vergewaltigung der slawische» Natio nalitäten seinen Segen ertheilt. Der auS antichristtichen Ideen entstandene PanstawiSmuS birgt in sich— so heißt eS in dem offenen Briese — die Gefahr deS Untergänge» de» Sluwcn- thiimS. eine Gefahr, welcher nunmehr nicht nur die Polen, sondern auch die zu politischem Leben erwachien Bulgaren auSzuweichen trachten. Es sei geradezu unglaublich, daß ein katholischer Bischof sich jenen Renegaten auschlicße» konnte, welche durch den Abfall von ihrem Glauben unv durch Bater- tanosverratk gebrandmarkl erscheinen. Ist eS denn dem Bischof unbekannt, daß jede Nation, sowie auch die Kroaten, Serben, C,ecken, Polen, Rutbencn und Bulgaren eine be sondere Mission zu erfüllen haben? Diese Nationen können sich wohl freiwillig vereinigen, aber nicht von einem aus Grund des asiatischen Despotismus und eines rücksichtslosen AnnexionS- systemS entstandene» Reiche ihre Erlösung erwarten. In Kiew sei nicht ein Jubiläum der Einsührung VeS Christen- thumS, sondern der Triumph der Apostasie, als ein schiS- matisches Fest geseirrt worden. Weiß denn der Bischof gar nicht» davon, daß Rußland viele katholische Bischöfe und Priester nach Sibirien deportirt und die Bekenner de» katho lischen Glauben» unnachsicktlich verfolgt? Hat sich denn gar nicht daS Gewissen des Bischof» geregt, als er diesem Ruß land seinen Segen erthcilte und ihm die Erfüllung einer historischen Mission auf dem erwähnten Wege wünschte? Bischof Stroßmayer gerire sich ,a>S Slawcnsllhrer. und dock habe er sich bisher mit keinem Worte deS Trostes unv dcS Mitgefühls an die in Rußland verfolgten polnischen Glaubens genossen gewendet, und nur gegenüber den Verfolgern der pol nische» Katholiken habe er dw Losung von der SlammeS- gcmeinschast auSgegeben. * AuS Gmunden, 31 August meldet die „Neue Freie Presse": Um '/,10 Uhr Vormittags verließen die Kaiserin von Rußland und die übrigen hohen Gäste des Herzog» von Eumberland in zwei Viererzügeu da» herzogliche Schloß, um einen Ausflug nach dem Jagdschlösse Sctirattenau deS Herzogs von Eumberland zu unternehme». Im ersten Jagd« wagen saßen die Kaiserin von Rußland, die Prinzessin von DaleS und die Herzogin von Eumberland, im zweiten Jagd« wagen, den der Herzog von Eumberland kutschirte, befanden sich die Prinzessin Mary von Hannover, der Großfürst« Thronfolger unv zwei Töchter der Prinzessin von Wale». Die Fahrt ging zu Wagen bi- nach HalS; dort wurden bercilslehende GeblrgSponieS bestiegen, und in dieser Weise wird die Partie nach Schratlenau fortgesetzt. Im Jagd schlösse wird wieder ein Mahl eingenommen. Nach der Rück kehr au» Sckrattenau ist AbenkS um 7 Uhr Diner beim Herzog von Eumberland. — ES wird versichert, daß alle Meldungen über einen angeblich politischen Hintergrund der Anwesenheit der russischen Kaiserin vollkommen unrichtig sind. Die Zusammenkunft der drei dänischen Königstöchter ist ausschließlich privater Natur. — Die .National-Zeitung" meldet auS Gmunden, 31. August: „In Folge veränderter Reisedispositionen der morgen abreisenden Kaiserin von Rußland ist die Hierherkunft deS Kaisers Franz Joseph unterblieben. Die Begrüßung findet wahrscheinlich erst in Wien statt." * Ucber da» Befinden de» greise» König» Wil helm Hl. von Holland liegt ein äußerst trübe klingender Bericht vor. Sein Leiden reicht um mehr als Jahresfrist und die» ohne jede Aussicht auf Besserung zurück. Am 15. d. wurde nun der König plötzlich von heftiger Diarrhöe befallen, waü einen erheblichen Schwächczustand zur Folge hatte. Am nächstfolgenden Tage kam überdies noch eine Er kältung, verbunden mit leichter Lungenentzündung und Wechsel sieber, hinzu. Die Königin Emma berief die Leibärzte Bynck- huyzen unv Vlaankern in» Schloß Los; dieselben erklärten sich, nachdem sie den königlichen Patienten durch drei Tage be- bantclt und gepflegt halten, niit der erzielten Besserung de» Befindens zufrieden. Die Besserung bestand aber lediglich in der Behebung der Diarrhöe; im Uebrigen blieb der König ebenso schwach wie zuvor, unfähig, die Krankenstube zu ver lasse», von unaufhörlichem Husten und infolge dessen auch von Schlaflosigkeit gequält. Der geringste Tem peraturwechsel bedeutet auch eine Verschlimmerung in dem Zustande deS hohen Kranken. Die Aerzte selbst räumen ein, daß diese durch den allgemeinen KrankheitSzustand bervor- gerusene Empfindlichkeit leicht zu Verwickelungen bedenklichster Art Anlaß geben könne. Im Haag ist eS für Niemand mehr ein Gtyeimniß, daß die Königin Emma seit mehr al» einem Jahre schon lhatsächlich die Herrscherin im Lande ist; sie empfängt Gesandte und Minister unv erledigt an Stelle ihres kranken Gemahl» olle RegierungSgeschäsle. * Zur Lage am Bosporus wird der „Politischen Correspondenz" aus Konstantinopel, 23. August, ge schrieben : Wider Erwarten hat die Mafia uahfrage auf die Suez-Tanal- Tonvention einen Schallen geworien und daher mitlelbar auch aus die Beziehungen zwilchen der Türkei und Frankreich. Es bleibe dahingestellt, ob es ein zufälliges Zusammentreffen oder Absicht war, daß die von Herrn CriSpi dem Artikel 10 genannter Eon- oratio» gegebene Autlequng noch vor der endailt'gca Unterzeichnung der Convention hier nolificirt wurde. Wie bekam», constatirie Herr Lei»»', daß Art. 10 die lürkiictieu Hoheit-rechte über die Westküste de« Rothen Meere« beschränke. D>e Piorle hat wohl in ihrer jüngsten Lirculacuote zur Massauahsrage diese Interpretation des italienischen Cabinet- bekämpft, aber ihr Mißtrauen ist nun einmal geweckt und sie scheut davor, sich durch die Convention endgiltig zu binden, wenn nicht vorher dem fraglichen Artikel 10 vo» allen Seiten eine die türkischen Interessen befriedigende Auslegung gegeben wird. Vergeblich hat das russische Cabinet, de» Wünschen Frankreichs folgend, alle seinerzeit gegen die Suez-Cana l-Co nvention erhobenen Einwendungen und Bedenken zurückgezogen und ebenso wenig verschlägt es, daß alle übrigen Machte ihre» Beitritt zu der Convention sormell ausgesprochen haben. Nichts ist schwerer zu besiegen als das Mißlraueu der Türken. Durch diese Sachlage fühlt sich zunächst Frankreich unangenehm betroffen, und Gras Moatedello drang in den britischen Botschafter, Sir W. A. White, wegen eines gemeinsamen Schrittes behufs Erlangung der endgiltigea Unterschrift der Pforte. Dieser Schritt kam zu Stande, denn Sir W. A. Wdire, welcher sich in der Sucz-Canat- Fcage von allem Anbeginne an geschickt »i zweiter Lnne zu halten und jede Initiative dem französischen Botschafter zu lassen wußte, zögerte keine» Augenblick, sich der Aussorde- ruag desselben aiizuschlirßcn. Tic Pforte we>ß aber sehr wohl, woran sie sich zu Hallen hat, wenn zwei oder mehrere Cabinele in einer die Türke, betreffende» Angelegenheit scheinbar eines Sinne» sind. Niemand wird die Türkei von der Ueberzeuqung ob- bringen, daß eine Uebereinstimmuiig aller europäische» Mächte in der Orientsrage unmöglich ist, und vollends in der neueren Zeit gehen die Tücken so weit, zu glauben, laß auch die Uebereinslim- mung von nur zwei Mächten über irgend einen Theil der Orient srage sehr unwahrscheinlich sei. Bei solcher Disposition aus türkischer Seite hat e» begreiflicherweise wenig praktische Bedeutung, wenn Sir White die Forderung der sranzösischen Boischaft »och so nachdrücklich unterstützt. Die Psorte glaubt einmal nicht an eine wirkliche Uebrr- eiustimniung Frankreichs mit England m der Suez-Canal-Frage, und hauptsächlich von dieser Urberzcugung getragen, hält sie mit ihrer Unterschrift zurück. * Nach Meldungen auS Rio de Janeiro ist die Audienz, in welcher der dortige päpstliche Nuntius der bisherigen Prinzessin-Regenlin die goldene Rose über reichen wird, die ihr bekanntlich vom Papste auS Anlaß kor unter ihrer Regentschast durchgesührten Sclavenbesreiung verliehen worden ist, für den 29. September festgestelll. Näuberleben in Bulgarien. * Ueber daS Näubernnwesen in Bulgarien schreibt der Corresponvcnt der „Politischen Correspondenz" aus Sofia, 29. August: Der bekanntlich ohne jedes Lösegeld von den Räubern freigelassene Photograph Kara Stojanow wurde in den Dörfern, durch welche ihn sein Weg führte, mit stürmischen Bezeugungen der Freude und Theilnahme begrüßt Diese Kundgebungen entsprangen übri gens nicht so sehr den Synivalhiegesühlen der Dvrsbewohner sür Stojanow, als der Befriedigung darüber, daß sie nunmehr auch sür ihre eigene Haut nicht zu zittern brauchten. Die Behörden halten nämlich in Ser Ueberzeugung, daß daS Näuberunwesen von den Dorfbewohnern unterstützt werde, den Dörfern i» der Umgebung von Rillo sür den Fall, daß Stojanow nicht bald in Freiheit gesetzt würde, strenge Maßregeln angedrodt. Aus den interessanten, zum größeren Theile bereit- verbreiteten Mittheilungen Stojanow'» über den Verlaus seiner Gefangenschaft bei den Räubern wäre zu ent nehmen, daß seine Entführer dem Gemeinwohle Bulgariens keines wegs theilnahmloS aegenübersiehen und in politischer Beziehung keine farblosen Leute sind. Als Stojanow seine Taschenuhr entrissen wurde, schüttelten ihn die Räuber heftig m>t dem Zurus: „Also, ihr Anderen mögel nicht die Russen, waS?" Tie Räuber wollten anfangs durchaus nicht daran glauben, daß Stojanow nicht ei» Minister sei. „Ein Mann mit einem solchem Hute, sagten sie, der vierspännig sährt, kann nicht» Geringeres als ein Minister sein." Sie äußerten später hin, daß sie für einen Minister, insbesondere sür Stambulow, ein Löjegeld von 100 000 türk. Pfund gelordert hätten. Trotzdem, fügten sie hinzu, hätten sie möglicherweise Stambulow nach Empfang dcS LösegeldeS den Garaus gemacht, eine Acußerung, die aus ein sehr lebhaftes Mißfallen der Räuber an der Politik VeS Minister- Präsidenten schließen läßt. Sie erzählten dann, daß sie den Plan hatten, den Prinzen Ferdinand von Coburg aus einem seiner Ausflüge abjusangen. Sie behaupteten sogar, daß ihn n die Ge- sangennohme bes Prinzen anläßlich seiner Fahrt nach dem Kloster Rillo gelungen wäre, wenn neun Mitglieder der Bande sich an einem sür dielen Zweck auSqesuchten Bcist.ck rechtzeitig eingesunden hätten. „Wir hätte» dein Punzen, erklärte» sie, Nichts zu Leide gcihan, weil wir tm entgegengesetzten Falle die Besitzung Bulgariens durch Oesterreich (!) bcfürchie» müssen, was wir durchaus nicht herbei- führen wollen." Im weiteren Verlause erkundigten sich die Räuber bei Stojanow über die politische Geiammllage in Bulgarien und de- sragien ihn um seine Ansicht über die Haltbarkeit der Sicklung de- Prinzen Ferdinand im Lande. Nachdem sie aus diese Weise ihr politisches Credo bekannt hatten, erklärten sie, daß sie, salls die Regierung ihnen Amnestie gewähren wollte, idren hcimalhlichen Hccrd ausiuchen unv friedlichen bürgerlichen Geschäften nachgehen würden. Sollte aber die Regierung sich unnachsichtig erweisen, so möge man sich im Lande aus eine bedeutende Zunahme deS Brigan- taggio im nächsten Frühjahre gefaßt machen, welches nicht davon zurückschrecken werde, auch größere Städte zu überfallen, Unter ziemlich bemerkenswerthen Umständen ist soeben ein Mit glied der Räuberbande, welche Ländler, Binder und Mitkoglu ouS Be Nova entführt halte, in die Hände der Behörden gesallen. Dieser Tage kam nämlich ein Individuum, Namens Christo Sa- wow, ein ehemaliger Unterojsicier de» ersten bulgarischen Cavallerie- ReglmcntS, nach der am JSker, ungefähr 12 üm von Sofia gelegenen Ortschaft Gublima, wo sich bis dahin das Lager deS genannten Regiments bcsunden hatte. Das Regiment war damals bereits nach Sofia abgegangen und nur eine kleine Anzahl von Soldaten war ln Gubltma zur Bewachung de» Materials deS Regiment» zurück geblieben. Sowow bewog einen der Soldaten durch ein Geschenk von eiingen Francs, einem in der Kaserne befindlichen Sergeanten einen Brief zu übermitteln, mit dem Aufträge, die Antwort nach Gublima zu bringen. Da der betreffende Sergeant jedoch nicht verstand, was er mit dem Briese, der eine Einladung zu einem Stelldichein enthielt, zu schaffen habe, zeigte er den Brief seinem Hauplmanne. Der Letztere wie-nun den Sergeanten an, Sawow eii.zuladcn, er möge sich in einem in der Nähe der Kaserne gelegenen Wirthshause einsinden. Sowow kam thalsSchlich dahin und erzählte dem Sergeanten seine Abenteuer, als er sich plötzlich von außen beobachtet sah und in Folge dessen, seine Erzählung abbrechend, aus dem Wirthshause in den Wagen, der ihn dahin gebracht hatte, stürzte, um nach Gublima zurückzukehren. Der aus Geheiß Sawow's rasend dahineilende Wagen wurde jedoch von einem der inzwischen aus den um Gublima ge legenen Straßen ausgestellten ReiterpigaetS angehalten, Sawow ding fest gemacht und atSdald der Polizei übergebe». Die sosort aus getauchte Vermuthung, daß man eS mit einem Mitglied« der Räuber bande, welche Ländler, Binder und Mitkoglu entführt hatte, zu thun habe, land ihre volle Bestätigung, indem rer seit Kurzem in Sofia weilende Herr Binder wie auch Herr Miikoglu Sawow, der mit ihnen consrontiet wurde, als einen ihrer Entjührer erkannten. Ein Betrag von 194.5 türk. Psv., der Rest deö aus Sawow entfallenden TheileS der Lüsegelder, wurde bei dem Räuber noch vorgcsundea. Bei dem vorgenommenen Verböre «heilte Sawow mit. daß das Haupt der mehrerwähnten Bande, Kissarew (ein Strolch der schlimmsten Gattung) sich mit mehreren Genossen noch in den Bergen von Bellova anshalte, jedoch beabsichtige, aus serbisches Ge- kiel überzutreten. Selbstverständlich werten die Behörden in Folge dieser Eröffnung olle Straßen mit gesteigerter Umsicht überwachen. Der Rest der Räuberbande, aus Albanesen bestehend, wäre noch Sowow'« AuSsogen schon aus mocedonischeS Gebiet gelangt. In Sofia besteht vitlscich die vermuthung, daß Sowow im Vereine mit anderen Genossen, welche sich in Sofia oder dessen Umgebung versteckt halten dürsten, einen räuberischen Uebersall in der Stadt selbst geplant habe. Die Behörde theilt diese Annahme und Polizeiorqane, sowie Truvpenabtheilungen sind aus der Suche, um die Genossen Sawvw'S auszu'püren. Noch beendeter Untersuchung wird Sawow vor do» KnegSgericht gestellt werden, welches zweisellos das Todesurthcil über ihn aussprechen wird. Die Behörden sind überhaupt zu uner bittlicher Strenge gegen die Theilnehmer an den räuberischen Um- trieben entschlossen, ein Vorgehen, von welchem man sich eine sehr heilsame Wirkung verspricht. Sedanfeier in Leipzig. i. * Leipzig, 1. Septem der. Bereit» im Lause des heutigen vormittag- begann man in unserer Stadt damit, au» Anlaß deS bedeutungsvollen NationalsesttageS der Deutschen, des Tages von Sedan, die öffentlichen Gebäude mit Flaggen schmuck zu versehen und mit jeder Stunde wurde auch aus den Privathäusern der Schmuck reicher und allge meiner, so daß jetzt die Stadt ein festliches Gepränge zur Schau trägt. Aus den öffentlichen Plätzen wurden ebenfalls heute schon an den Candclabern die GaSbeleuchtungs- efscctc angebracht, da morgen Abend diese Plätze festlich beleuchtet werden. * Neuschönefeld, 1. September. In einfacher und schlichter, aber recht würdiger Weise wurde deS ruhmreichen Sieges bei Sedan am heutigen Tage in unserem Orte ge dacht. DaS zu diesem Zwecke bestehende Comitv hatte von einer größeren Feier abzuseben beschlossen und wollte an de» Tag nur durch eine Reveille erinnern, während die beiden hier bestehenden Militairvereine die Schmückung des Kriegerdenkmale» übernommen hatten. Dafür Ubertras die Schulfeier die bisherigen. Hier hatten sich in der festlich eingerichteten Turnhalle die 3 obersten Knabenclassen, eine große Anzahl Einwohner und Mitglieder deS GemeinveralbS unv Schulvorstande- eingcsunden. Herr Lehrer Fischer hielt die Festrede, in welcher er wohl durchdacht und gut zu Gehör gebracht, den heutigen Tag vor 18 Jahren alS den Geburts tag de» Deutschen Reiches feierte, welcher unS verpflichte, zu danken dem Kaiser, König und Vaterland. In der Eln- leitung betete Herr Lehrer Gräse und daS Schlußgebet sprach Herr Lehrer Köhler. Vorträge der Kinder aus dem Leben der Krieger und der Kriegszeit wechselten im wetteren Verlaus mit allgemeinen Gesängen, worunter sich auch daS Liel'lingSIied de» verstorbenen Kaisers Friedrich III. — in dem Herrn bin ich still! von Gartz — be fand. untereinander ab. Nach Schluß dieser Feierlichkeit wurde ein Schauturnen mit den betheiliglen Knaben im Schulhofe unter Musikbegleitung veranstaltet, welches von großer Thätigkeit, Fleiß und Hingabe zum Berufe in diesem UnIerrichlSzweige Zeugniß ablegtc und so recht deutlich zeigte. Wie nützlich unv vortbeildast da) Turnen für unsere Jugend ist. Hieraus bewegte sich der stattliche Fcstzug in der 12. VormiltagSstunde durch mehrere OrtSstraßcn nach dem Kriegerdenkmale, wo von Herrn Schuidirector Muth mit kurzen Worten aus die Bedeutung deS Gedenksteines (Denk male») hiiigewiescn, ein Hoch aus Kaiser, König und Krieger anSgebrachl unv mit dem allgemeinen Gesang „Deutschland über Alle»" die Feier geschlossen wurde. Der Sedantag in den Schulen. i. ?r. Leipzig, 1. September. Damit auch der hiesigen Jugend der Sedantag unvergeßlich bleibe, wurde in allen Schule» heute früh ein feierlicher ActuS abgebalten, der in Gesang und Rede, sowie in Deklamationen und Vorträgen bestand. In der Realschule war Herr Oberlehrer Scheib ner der Festredner, welcher seine Festbctrachtung au daS Niederwalddcnkmal knüvste und dasselbe eingehend schilderte und seines Schöpfers Schilling ehrenvoll gedachie. Bei der Feier wurden viele Bücher prämien an brave Schüler verthcilt, und auch durch Geldstipendien von 30 ^ wurden 6 Schüler (auS jeder Ciaffe je 1 Zögling) erfreut. In der RathSsreilchule, deren Saal ein neues Gewand und von Herrn Kaufmann Leisching als Gegenstück zu Luther eine große Melanckilhondüste geschenkt erhalten hat. sprach Herr Lebrer Thieme. Redner ging vo» der bohen Bedeutung der Srdansricr aus und schilderte dann lebhaft und anziehend die Schrecken der Schlachientage (October 1813) für Leipzig und Umgend, um die Güter und Segnungen dcS Friedens unter dem da« geeint« Vater- land schützenden Kaiserthrone recht hervortreten zw lassen. Zum Schluffe ermahnte er die zuletzt mit Festgabe» bedachte« Kinder, welche die erhebende Feier durch patriotische Gesänge und Decla- matioaen verschönten, zu unwandelbarer Treue gegen Kaiser und Reich, gegen König und Vaterland. Beim FcstaciuS derBuchh ändler-Lehranstalt hielt Herr Oskar Schenk die Festrede. Ausgehend davon, daß die auSgleichende Vor sehung dem deuischen Volke aus eine Fülle der Freuden ein Uedermaß von Schmerz gesendet, der mit David klagen läßt: „Wie sind d.e Helden gesallen im Streite, Saul und Jonathan, holdselig und lieblich in ihrem Leben, sind auch im Tode nicht geschieden I" lenkt der Redner idle Blicke auf die ersten glückverheißenden Regierung», ansänge unsere» jetzigen kaiserlichen Herrn, die unS verpflichte», nach Tagen größter Trauer wiederum unbegrenzter Freude Raum zu geben. Wie einst sein Ahnherr, so hat auch er der Welt bereit- he- landet, daß er kein andere» Ziel verfolge, als den Frieden Europas dauernd zu sichern. Die lange Zeit deS Friedens, die uns eine zielbewußie, von starken Händen geleitete Regierung bisher erhalten, ist von gegnerischer Seite ausgcsüllt worden, die unersättliche Rachgier zu l> friedige». Zeitungen haben die Lcidcnschastcn der Menge erregt, KriegSapostcl haben mit fieberhafter Thätigkeit an der Flamme eigenen Hasses den eines anderen Volkes zu loderndem Brande zu entfachen ver sucht, die Interessen deS Reiches durch besoldete LandcSvcrrälhcr geschädigt, mit Mißhandlungen den auf Frankreichs unwiithlichem Boden weilenden Deuischen bedrängt. Da gilt eS, angesichts so leidenschaftlich geschürten Hasse-, auch in Zukunst gewaltiger Kund gebungen deutschen BolkSwillenS, um des Vaterlandes Sicherheit zu festigen, da gilt eS unausgesetzt opferwilligen Sinn zu betdängen, wenn wir an den Segnungen des Friedens dauernd un» erfreuen wollen. Die sittliche Auffassung des SteuerzahlenS betrachtet di« Steuern als Samen, den Jeder von unS in den Acker streut, um daraus Früchte für sich, die Seinen und die Allgemeinheit und wahrlich in reichem Maße zu ernten. ES sind die Steuern ebcn'o- wenig ein Unglück, wie der Landwirth die Nothweudigkeit, Samen zu verwenden, sür ein Unglück ansehen kann. Von allen Ländern Europas ist Deutschland von der Grenze militairischer LcistungZ- sähigkeit (Leistungen von Geldmitteln zu HeereSzweckcn) noch am- weüesten entsernt. — Der GeburlSstunde unsere» Reiches besonders gedenkend, führt der Redner in gedrängter, aber lebensvoller Schil derung noch einmal hin aus jenen Platz, wo am 1. Scplcmbec die grausigen KampseSscenen einem gewaltigen Reiche den Todesstoß gegeben. Mit einem Hinweis aus die der deutschen Jugend aus jenen KampseStagen erwachsenen Pflichten schließt die Ansprache, und mit dem Gesänge der Wacht am Rhein und einem von Hcrru Dir. Dr. Smitt auSgebrachten Hoch ans den Kaiser und aus den erlauchten Fürsten des SachsenlandcS schloß die ganze Feier. In der 2. Bürgerschule hatte Herr Müller die Festrede übernommen. Dieselbe knüpfte an das von Hermau» Pilz gedichtete Festlied: „Am 2. September." Wir sind dieselben noch! Zunächst wurde die Frage: Sind wir dieselben noch, ist unsere Armee dieselbe noch? durch Hinweise aus die herrschenden Tugenden in der Armee, wie Treue, Glaube, Schlagfertigkeit, Waffen- ehre, mit einem Jal zu beantworten versucht, woran sich dann die Aufforderung an die deutsche Jugend schloß, sich der deuischen Armee und dem deutschen Vaterland? würdig zn zeigen und so zu leben, daß auch fernerhin gesagt werden könne: Wir sind dieselben noch. Der Festredner der 4. Bürgerschule war Herr Lehmann, welcher au die Aufschrift an unserem Siegesdenkmal anknüpste, ge schichtliche interessante Rückblicke aus die Kriegszeit 1870 warf und »ameatlich die Verdienste der zwei geschiedenen Kaiser und das Wirken des jetzigen Kaisers schilderte. Eine ganze Reihe von fließend und gelungen vorgelragencn Deklamationen, sowie Gebet und Gesang erhöhten die Weihe der Feier. In der 2. Bezirks! chule leiteten erhebende Gesänge, die durch eine» neuen prachtvollen Flügel von Gust. Zierold sehr wirksam unterstützt wurden, die Feier ein und der Festredner Herr Radloff hatte sich daS interessante Thema gewählt: Seda» vor der Schlacht, während der Schlacht und nach der Schlacht, welches er in fesselnder Welse durchführt«. Im Nicolaigymnasium begann die Feier früh 8 Uhr mit dem Gelange einer Motette von I. A. T. Schulz. Dann trugen die Primaner K. Oertel, R. Wustmann und O. Dähnbardt eigene, «iesempsuiidene Gedichte aus die drei Kaiser dieses Jahre» vor. Die Festrede hielt Herr Oberlehrer vr. Tischer. Er hob ia ihr hervor, wie die Sedanseier nach dem Hinscheiden der beiden ersten deutschen Kaiser die Bedeutung einer h.storijchea Gedäcbtniß- seier gewönne, und wie die bleibende Bedeutung deS Sieges de* Sedan u. A. daraus beruhe, daß durch idn der Schwerpunct de» politischen Gleichgewichts in die Mitte Europa- verlegt worden sei und Deutschland seitdem jeinea Berus als FriedruSmocht erst
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