Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809228
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880922
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-22
- Monat1888-09
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1888
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. KrdaUiill und Lrpr-Mo« IohanneSgaffe 8. Sprechstunden -er Uedarttou' Vormittag» 10—IN Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. Nur dt« «US,»de e>n»et»nd«er vt,n»scrivt» «atzt fttz dlk «edacno» nttz» »erdtudlich. Annahme der für die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bt» 8 Uhr Nachmittag», a» Sonn» und Arsttage« früh hi»'/,- Uhr. In den Filialen für Ins.-Ännahme: Otto Klemm. UniversttätSstraße 1. LoutS Lösche. Kathariuenstr. 23 pari, und König-Platz 7, nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. AbonrreuiOntsprnt» vierteljährlich 4*/, Mk. tncl. Briugerloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne PostbesSrderung 60 Mk. Mit Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uus. Preilverzeichaiß. Tabellarischer u Zifferasatz nach höherm Tarif. Neclamrn uuter dem RedactioaSstrlch die 4gespalt. Zeile 50Ps., vor den Familie »aachrichte a die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasnuweraoäo oder durch Post- Nachnahme. 2KK. Sonnabend dm 22. September 1888. 82. Jahrgang. Wegen der Messe -W«! rft unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpoilMon lies I^elpTireer ^a^edlattes. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Ausführung der Anstleichcrarbeiten einschließlich der Lieferung der Materialien bei dem Umbau der Pleißenstuth- bciickc iu der Plagwitzer Straße soll au einen Unternehmer in Accord vergebe» loervcn. Die Beoiugungen für diele Arbeite» liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ralhbaus II. Obergeschoß,Zimmer Nr. 14 auS und könne» daselbst eingeseheu, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werde». Begliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Anstreicl,erarbeiten bei dem eisernen Unterbau der Plciszenslutkbriickc in der Plagwitzer Ltraße" versehen ebenta'e.bst und zivar bis zum 6. Oclober VS. Jö. Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Ter llrath behalt sich die Auswahl unter den Angeboten, sowie das Recht vor, säinmlliche Angebote abzulehncn. Leipzig, Len 10. September 1888. Des RatkS der Ltadt Leipzig Id. 3434. Ltra-enbau Deputation. Bekanntmachung. Die Ausführung der Aapyatlarbciien zum Neubau der Pleißenfluthbrücke in der Plagwitzer Straße soll an einen Unternehmer in Accord vergebe» werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathdauS, II Obergeschoß, Zimmer Nr. 14. auS und können daselbst eingeseheu. resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werde». Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift „Asvkaltarbciten zum Neubau der PleiHen- flutlibrükte iu der Plagwitzer Straße" berschen cbeiidaselbst und zwar biö zum 6. Oclober os-. IS. Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rail, behalt sich die Auswahl unter den Angeboten, sowie das Rcchl vor, sämintliche Aiigcbolc abzulehnen. Leipzig, den 19. September 1888. DeS Nathö der Stadt Leipzig Id. 3434. Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Anlieferung, Aufstellung und Befestigung deS schmiede eisernen Geländers zu dem Neubau der Pleißenfluthbrücke in der Plagwitzer Straße soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2 Ober geschoß, Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst eingeseheu resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt »iid mit der Aufschrift: „Tchloffcr-Arbeiteu zu dem Neubau der Pleitzen- ftuthbrücke in der Plagwitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar blö zum 6. Oclober d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Angeboten, sowie das Rcchl vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, de» 19. September 1888. Des RathS der Stadt Leipzig Id. 3434. Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Lieferung und daS Verlegen des eisernen UebcrbaueS zum Umbau der Pleißensluthbrücke in der Plagwitzer Straße sollen an einen Unternehmer in Accord vergebe» werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Nalhhauö, 2. Ober geschoß, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst cingeschen resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Eiserner Ueberbau der Pleißenfluthbrücke iu der Plagwitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. Oclober bS. IS. Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath bebält sich die Auswahl unter den Angeboten, sowie das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 19. September 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Id. 3434. Straßenbau-Deputation. Mhilmigs-vtrlnicttMg. Die II. Etage in dem der Stadtgemeinde gehörigen Grund stück Klostergasse Nr. 4, bestehend auS l Vorsaal, 4 Stuben, 2 Kammern, l Alkoven. I Küche, l Speise- und > Holz kammer, soll vom 1. April k. ÄS. an gegen einhalbjährlichc Kündigung anderweit vermiethet werden. Miethgesuche sind aus dem Rathhause I. Etage, Zimmer Nr. 17, anzubringcn. woselbst auch über die Vermielhungs- bcdingungcn Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 17. September 1888. In 5831. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Krumbiej Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 6. lausenden Mon< Wilhelm Emil Richard Seidel betreffend. Leipzig, den 1V. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. - (Armeuamt.) L. M. 2786/1827. Ludwig - Wols. Mr Bekanntmachung. I Die zum Umbau der Pleißenfluthbrücke in der Plagwitzer 1 Straße erforderlichen Erd-, Zimmer-, Maurer-, Steinmetz» und Pflasterarbeiten sollen an einen Unternehmer in Accortz vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS, 2. Ober geschoß, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Maurer- und Steinmetzarbeiten der Pleißen- finthbrücke in der Plagwitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. Oclober diese» JahreS Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Ter Ratk behält sich die Answabl unter den Angeboten, sowie das Recht vor. sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 19. September 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Ib. 3434. Straßenbau-Deputation. IllNlSMiidüiillis-vcrmicltjung. Das der hiesige» Stadtgemeindc gehörige, au« Erdgeschoß und vier Stoctwcrken beliebende H,«,uö- gruiidstüct klvstergasse Rr. 2 (Stadt Berlin), in welchem biS fest Ganwirlbschafl betrieben worden ist, soll von» I. Januar künft. Jahres an gegen einjahr- ilchc Kündigung anderweit vernncthet werde». Miell gesnche werden aus dem Nathbouse, I. Obergeschoß, Zimmer Rr. 17, entgegengenomnien, woselbst auch über die VerinielhiingSbebinguiiicn Anskuiist erlhcilt wird. Leipzig, den 19. September 1858. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 5910. Iw. Georgi. Krumbiegel. Vom Januar v. I. bis Mai d. I. wurden aus dem städtischen Lagerplätze an der Chausseestraße in Reudnitz als Herrenlos folgende Gegenstände eingestellt: 2 zwcüädriqe Handwagen. Iv lange holztafel», zu Meßbuden gehörig, ein ungestrichener Tisch, eine Kiste mit Deckel und Schloß, eine kleine Leiter, mehrere Böcke, Latten, Bretter und Pfähle. Die unbekannten Sigenthümer dieser Gegenstände werde» hier- durch ousgesordert, sich zur Empfangnahme derselben »Am unter» zeichneten Polizeiamte rechtzeitig zu melden. Leipzig, am 20. September 1888. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. Nr. 2542 In. Bretschncider. M. Aus Antrag der Erben de- GlaSkiändlcrs Friedrich Moritz Hübner, hier, sind die zu deiien Nachlasse gehörigen Grundstücke Fol. öl v. und 52 v. des Grund- und Hypolhekcnbuches für Stadt Leipzig, Nr. 15 und 13 der hiesigen Erdmannstraße, welche — zu- iainme,«gehörig — aus zusammen 72 500 >6 gcwürdert worden sind, freiwillig zu versteigern. BietungStermin, welcher an Amtsgerichtsstelle, Peterssteinweg 8, Erdgeschoß, Zimmer Ne. 105, stattfindcn wird, wird aus den 17. Oktober 1888, 11 Uhr Vormittags anberaumt, waS unter Bezugnahme auf den am GerichtSbrett aus- hängenden Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, am 20. September 1888. Königliches Amtsgericht» Abteilung V. Mannsielv. Aff. Or. Unger. Bekanntmachung.^ Die Anlieferung und Aufstellung eines eisernen Geländers für die Elsterfluthbrücke bei Stat. 17,^, der Borna-Markranslädter Straße (zwischen Zwenkau und Eythra) soll im Wege des öffentlichen Angebotes verdungen werden. Bedingungen können in der Expedition der Königlichen Straßen- und Wasferbau-Jnspeclion hier, Stephanstrabe 22. BormittagS ein- gesehen oder gegen Erstattung der Herstelluiigekosiea entnommen werde». Angebote sind bis zum St». dsS. MtS., vormittags 10 Uhr. an die König!. Bauverwalterei hier einzureichen. Die Bewerber sind bis zum 10. Oclober d. I. an ihre Angebote gebunden, von denen diejenigen, aus welche bis dahin Antwort nicht erfolgt fein wird, als abgelehnt zu betrachten sind. Leipzig, am 18. September 1888. «öt..gl.Stt-hen- ... Wass-rba»- Pat.ncrwal.-rei. Bekanntmachung. Für einen 13jährigen Knaben, welcher bisher Gymnasialbildung genossen Kat, werden geeignete Pflcgeeltcrn gesucht. Bezügliche Meldungen wolle man unter Bezeichnung der An sprüche bis zum 22. dieses Mo»atS an die Unterzeichnete Behörde gelangen lassen. Gohlis, am 19. September 1888. Ler Vemetndevorstand. Singer. Bcgk. Nichtamtlicher Theil. Italiens Aufschwung. Italien hat eS mit Deutschland geniein, daß cS durch Einigkeit zur Mach! gelangt ist, aber die italienische Embcits- bcwegung ist au» andere» Ursache» hervorgegangen alS die deutsche; Piemont, alS Führer der Bewegung, hat nicht die gleiche Rolle in Italien übernommen wie Preußen in Deutschland, eS gab in Italien nicht widerstrebende Stämme» welche sich dem Drange »acl> Einheit widersetzten, die italie nische Deinokralie trat im Jahre 1860 nach dem Kriege von 1859 unter Garibaldi an die Spitze der Bewegung, und erst sechs Jahre später war Victor Emanuel vollkommen Herr der Lage, so daß die Krönung deS italienischen EinheitswcrkcS durch Besetzung der Stadt Rom zugleich die »unniehrige italie nische Dynastie aus eine feste Gru.idlagc stellte. An Rückfällen i» die Gewohnheiten und politische» Anschauungen der Ver gangenheit fehlte eS auch dann noch nicht, und eS ist bekannt, in welcher unliebsamen Weise sich die Jrredentisten dadurch bemerkbar machte», dag sic aus Gebiete Anspruch erhoben, welche u»Iö-bar mit Oesterreich verbunden sind, wie da« Trcnüno. ES ist da» Zeichen der Befestigung der italienischen Zustände, daß der Ruf nach Bereinigung dieser Gebiete mit Italien verslumml ist, daß der Gedanke im gcsammlen Königreich jetzt lebendig geworden ist, Italien habe die ihm mögliche Ausdehnung nach Norden gewonnen und müsse sich mit dem i erworbenen Besitz begnüge». Aus diesem Bewußtsein beruht I daS Bündniß mit Oesterreich-Ungarn und mit Deutschland, I jeder Versuch, an den europäischen Grenzen Italiens zu rütteln, würbe den Dreibund gefährden und Italien in einen feind- lichen Gegensatz zu Oesterreich bringen. Dieser Grad von politischer Einsicht ist nach harten Kämpfen im italienischen Parlament zum Durchbruch gelangt, die Jrredenta gilt heute nicht mehr alS eine berechtigte italienische Eigenthümlichkeit, sondern alS ein überwundener Slandpunct, die Anhänger deS Gedankens einer Vereinigung aller Gebiete, in welchen die italienische Bevölkerung überwiegt, mit dem Königreich Italien sind zwar noch nickt ansgestorben, aber sie haben die Zweck losigkeit ihrer Wünsche und Hoffnungen soweit erkannt, um damit nicht mehr in einer die Gesammtwohlsahrt gefährvendc» Form hervorzutrelcn, die Jrredenta ist heute nur noch von historischer Bedeutung, praktische Wichtigkeit kommt ihr nicht mehr zu. Italiens Aufschwung datirt zwar in seine» Anfängen etwa ein Meiischcnaller weit zurück, der Grund dazu wurde im Jahre 1859 gelegt, aber die innere Festigkeit, welche Italic» bündiußfähig machte, wurde erst erreicht, als sich die ilalicnische Regierung von Len demokratische» Einflüssen lvS- gcmacht hatte, die noch bis vor wenigen Jahren eie Ent saltung einer kraftvollen Regierungogcwalt verhinderten. Depretis, welcher in schwierige» Zeilläuslc» immer wieder als letzte Rettung ans »nhcitvollcn Parteistrcitigkciten u»t> nahezu anarchischen Zustänvcn betrachtet wurde, hat un zweifelhaft große Lcrvlensic um Italien erworben, aber er kam niemals dazu, eingewurzelte Gebrechen, welche der italienischen Verwallung auS srühcrcn Zeiten anhaslete», zu keilen, er war froh, wenn er n» Parlament eine Mehrheit zusainmciibrachke, um daS Stocke» Ler SlaatSmaschinc zu verhindern. An irgendwelche organische Gesetzgebung war unter solchen Umständen nicht zu denken, socialpolitische Gesetze konnten ebensowenig in Angriff genommen werde» wie die Reform der Rechtspflege. DaS Hauptaugenmerk uiiißte aus die Herstellung des Gleichgewichts in den Ein- nalttnen und Ansgave» deS Staates gerichtet werden, und dieses wichtige Ziel ist denn auch vor einigen Jahren glück lich erreicht worben. An dem Tage, an 'welchem Italien feste» finanzielle» Boten unter seinen Füßen sühlte, konnte es an tie Vermehrung und bessere Organisation von Landheer und Flotte denken, und in beiden Beziehungen ist in der Tkat verhättnißmäßig Großes in kurzer Zeit erzielt worden. Jla.ien hat an Schlagscrtigkeit zu Laute wie zur See in wenigen Jahren außerordentlich zugenomnie», und besonders die Flotte zeigt eine Schiffszahl und eine Menge von Kriegs material uns Bedienungsmannschaften, wie sie noch vor Kurzem nicht geahnt wurde. An alle» diesen Errungenschaften haben die Negierungen des letzten MenschenalterS ihren Antheil, und eS wäre »»- gerccht, wenn man DaS. WaS Depretis und die Pentarchislen gethan haben, gering schätzen wollte. Sie haben ken Grund zu dem Gebäude gelegt, welches Crispi in allerdings sehr kurzer Zeit aufgerichtet hat. Manzini und Gras Rebilant haben die guten Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich nicht minder gepflegt wie Erispi, aber diesem war e« Vor behalten, mit Deutschland in ein so nahes Verhaltniß zu treten, daß der Dreibund dadurch zu einer Macht wurde, welche auf die Gestaltung ter europäischen Gesammt- potitik einen überall erkennbare» Einfluß übte. Der Drei bund ist heute die feste Grundlage des europäischen Friedens, und die Anerkennung dieser Thatsache ist wesentlich durch CriSpi gefördert worden. König Humbert bat die Verdienste CriSpi'S durch Ver leihung des Annunciatenordens delobnt und ihm bei Ueber- reickung dieses höchsten italienischen Ordens gesagt, daß Nie mand diese Auszeichnung mehr verdiene als er. Erispi hat offenbar die Fähigkeit, die Kräfte Italiens im Innern und nach außen zusammenzufasien, in höherem Maße alS irgend einer seiner Vcrgänger, er vereinigt die Portefeuilles deS Innern und deS Auswärtigen in seiner Hand, und eS würde gewiß schwer werden, einen gleichwertbigen Ersatz für die Leitung beider RessortS zu finden. Die Verhältnisse liegen in Italien so eigeulhümlich, daß eine ArbeitStheiluiig in der Weise, daß für zckcn von beiden Wirkungskreisen getrennte Leiter bestimmt würden, keine Verbesserung darstellcn würde. Eine wirksame Bctbcitigung der Kräfte Italien» nach außen hin hängt von der Festigkeit ab, mit welcher die innere Ver waltung des Landes gehanbhabt wird. ES liegen in dieser Beziehung Erfahrungen vor, welche ein Zurückgreisen aus die Praxis ter früheren Regierungen nicht alS rathsam er scheinen lassen. Die Zustände in Italien sind, wie daS neu lich? Telegramm des Königs an Erispi wegen Reform der Verwaltung in der Romagna beweist, noch vielfach so unfertig, cS sind ans bcr Vergangenheit noch so viele Schäden unv Ge brechen übrig geblieben, daß nur eine außergewöhnlich feste und geschickte Hand eine durchgreifende Besserung herbei- zusühren im Stande ist. Erispi hat als wesentlich für Italien» Zukunft ein möglichst inniges Zusammengehen mit Deutschland erkannt, er bat aus seiner Bewunderung für den leitenden deutschen Staatsmann niemals ein Hehl gemacht, und diese innige Uebereinstimmung hat sich für die Entwicke lung der italienischen Verbältniffe alS überaus nützlich er wiesen. Die Wirkungen sind schon theilweise sehr scharf ber- vorgetreten in dem Ncrhällniß Italiens zu Frankreich, in der veränderten Machtstellung Italiens im Mittelmccr, in den Anfängen von Reformen der inneren Verwaltung und der Justizgesetzgebung, aber nach Wiedereröffnung deS Parlaments wirb sich daS noch in weit umfassenderer Weise Herausstellen. Italien ist ans dem Stadium der unfruchtbaren Parteikämpfe »nd einer schwankende» auswärtigen Politik zu einer ziel- bewußte» Entfaltung seiner Kräfte im Innern »nd nach außen übergcaangen und hat damit den Schritt zur gleich berechtigten Großmacht vollzogen; denn es grnügt nicht, einen gewissen Flächeninhalt und die entsprechende Einwohnerzahl auszuweisen. um ol« Großmacht austreten zu können, erst die einheitliche Zusammenfassung und Bclhätigung der Kräfte einer Großmacht berechtigt zur Führung dieses Titels. * Leipzig, 22. September. * Zur Berufung Harnack'« nach Berlin schreibt die „Nationalliberale Correspondenr": Die nunmehr vollzogene Bern s»n g deS ProfrssorSHarnock in die theolvgiiche Focultät der Universität Berlin ist wegen der diese Angelegenbeit begleitenden Umstände als ein sebr bedeutungsvolles uud erfreuliche« Ereignih zu betrachten. Hatte doch die kirchliche und politische Reaktion aus dieser Berusung eine Staat«. action ersten Range« gemacht und hat dabei eine sehr empfindliche Niederlage erlitten. DaS Vorgehen war überaus bezeichnend für die Ziele und Hoffnungen Ler orthodox-reactlonairen Partei, wie sie in vielen Synoden und in der „Kreuzzeitung" ihr Wesen treibt. Herr Harnack steht keineswegs aus theologisch-liberalem Boden, iondern gehört der kirchlichen Mittelpartei und einer durchaus posi tiven Richiunq an: aber jene» kleine» unduldsamen Kreisen, welche nach der ausschließlichen Herrschaft in der evangelischen Landeskirche streben, ist auch ein solcher Mann nicht strengkirchlich genug. Die ideologische Facullät von Berlin, der EultnSminister von Goßlcr mit dem ganzen Staatsministerium, diejenigen Mitglieder deS Oberkirchenraths, welche sich für die Berusung des Herrn Harnack erklärt hatten, sie alle sind den Fanatikern der äußersten Rechten deS Unglaubens verdächtig. Welche Elemente würden in der evangelischen Kirche die Leitung erhalten, wenn eS nach den Wünschen der Herren Stöcker und v. Hammerstein ginget Das walire Ziel der in dein vielberufcnen Antrag v. Hammersteiir zum Ausdruck gelangte» Bestrebungen zeigte sich bei dieser Kraft probe recht klar: die theologischen Professuren in Preußen sollten ausschließlich mit Anhängern der äußersten kirchlichen Rechten besetzt werden. Diesen Tendenzen gegenüber batte der nationalliberale Wahlausrus lehr zur rechten Zeit erklärt: „Wir werden auch in Zu- kunst alle Bestrebungen, eine hierarchische Gewalt innerhalb der evongeliichen Kirche zu begründen, die historische Verbindung der- selben inil dem Staats-Oberhoupte zu lockern, die evangelische Gemcindefrcihelt zu Gunsten einer übermäßigen Eeniralilativu zu vermindern und einseitige Richtungen zur ansjchließlichen Herrschaft innerhalb der evangelischen Bolkslirche zu bringen, mit aller Eni- schiedenheit bekämpien." Die Zurückweisung dieser Bestrebungen an den maßgebende» Stellen ist ein neuer Beweis, daß die äußerste Rechte ihre Hoffnungen ein gut Stück berabichrauben muß. Die hachkirctilicbe Unduldsamkeit hat eine schwere Niederlage erlitten; das ist das Erfreuliche an der Erledigung des Falles Harnack. * Die Erörterungen wegen thcilweiser Einführung der Verwaltungsreform i» der Provinz Posen, ins besondere der aus tie Mitwirkung der Bevölkerung bei Ver mattung von StaatSangelegenbcite» und aus bieRcchtScontrolcir bezügliche» Thcile derselben, befinden sich in vollem Flusse. Ter Oberpräsidcnt von Po'cn beabsichtigt demnächst, an gesehene Männer der Provinz zu einer Berathung der bezüg lichen Pläne zusammenznbcrusen, um so die Materialien zn einer abschließenden Begutachtung der Frage zu gewinnen. Nicht minder ist man der Frage der anderweilcn Ordnung der communalen Verhältnisse deS flachen Landes praktisch näher getreten. Die Provlnzialbehorde» sind angewiesen, die als Grundlagen der Bcurlhcilung ersorderlichcn lhalsächlichcn Materialien beizubringcn und sich zugleich gutachtlich zur Sache zu äußern. * AuS Nordschleswig, 18. September, wird der „Vosstscheii Zeitung" geschrieben: „Ein seit Wochen viel be sprochenes Ereigniß hat sich beute nach Schluß der DivisionS- manöver vollzogen: daS bisher in Apenrade garnisonirende zweite Bataillon deS 84. Regiments bat heute Abend seinen Einzug in den neuen GarnisonSorl HaderSleben gestatte». Die Deutschen in dieser gut deutschen Stadt baden ihrer Freude über den an die Grenze gerückten militairischen Schutz durch einen feierlichen Empfang, Illumination und Bcwirtbung der Mannschaften Ausdruck gegeben, während die dänisch Gesinnten durch ihr Berhallcn sehr deutlich zu erkennen gegeben haben, daß sic über den Garnisonwcchsel sehr wenig erbaut sind. Die Verlegung deS äußersten NordpostenS ist eine sehr berechtigte politische Maßnahme. Das Gerede von ireiwilligem Abtrelen ist nachgerade verstummt^ daß man Deutschland die Nvrdmark mit Gewalt entreißen könnte, glauben die dänisch Gesinnten wobl selber nickt, aber es ist sehr gut, daß gerade den Bewohnern der nördlichsten Districte daS Bewußlsei» lebendig erhalten wird, daß Preußen keinen Fuß breit deutscher Erve preisgiebt." * Der „Weser-Zeitung" wird, im Gegensatz zu anderen kürzlich ausgetauchte» Nachrichten, „authentisch" mitgetheilt, daß der Zollanschluß von Bremen in der Nacht vom 14. zum 15. Oclober crsolgen wird. Dieser Termin gilt ohne Zweifel auch für die anderen Zollanschlüsse. * Der Antrag Liechtenstein, welcher gleich nach dem Zusammcntrctcn deS österreichischen ReichsrathS be- rathen werben sollte, jener Antrag, welcher wie zu Zeiten deS ConcordatS die Schule der Oberaufsicht der Kirche überliefern will, soll laut Nachrichten, die ein Correspondent des „Pester Lloyd" ans ziemlich verläßlicher Quelle geschöpft haben will, auch in der Herbstscssion deS NeichSrathL nicht zur Verhand lung gelangen. Die Regierung würde sich zwar dem fürst lichen Antragsteller gern gefällig erweisen, aber die Hindernisse, die sich aus Schritt und Tritt cntgcgenstellen, erweisen sich angeblich derzeit so gut wie unübersteiglich. Abgesehen von dem ciiimütbigen Widerstand der deutschen Elemente, von dem entschieden ablehnenden Verhalten de» gesammlen Beamten- thliinö und der gesummten Generalität, sowie deS OfficierS- cvrpö seien noch andere Elemente »nt in Rechnung zu ziehen. DaS Ministerium Taaffe konnte bisher für seine Actione» aus Elemente rechnen, die sich sofort kühler, wenn nicht direct scinosclig verhalten würden in dem Momente, da dies Mini sterium in daS klerikale Fahrwasser einlenken würde. Der betreffende Correspondent meint schließlich, daß rö dem Grasen Taaffe gelinge» werbe, diese Vertagung wenigstens bis zur Wintcrscssion mit Gründen der StaatSraison zu rechtfertigen. * Die Berusung Bischof Stroßmayer'S nach Nom ist bereits der zweite Schritt, den die Curie diesem Kirchensürstcn gegenüber unternimmt- ursprünglich richtete sie an Clroßmayer die Aufforderung, sein Verhalten der Kiewer Feier gegenüber zu rechtfertigen; Stroßmayer sandte daraus eine Rcchlscrtigungsschrist ein, die jedoch nicht genügend be funden wurde. * Zum ungarischen Unterrichtsminister an Stelle de» verstorbenen Tresort wird Gras AlbinCsaky ernannt. Derselbe ist 47 Jahre alt, war bisher Obergespan und Vicc- präsidcnt des Oberhauses und steht politisch und persönlich dem Ministerpräsidenten TiSza sehr nahe. * Im Kaukasus werden großartige Vorbereitungen für den Enipsang des Zaren aetrosien. Am 29. d. trifft der Zar in Wladikawkas ein und vesucht später den Großfürsten Michael, den ehemaligen Statthalter, in Borshom. Der Adel veranstaltet in Tifli» einen Ball, der 45 000 Rubel kosten wird. Ucberall wird der Zar die Truppen besichtigen, auch die neuen, aus Eingeborenen gebildeten Schützenbataillone und alle irregulären Regimenter. In der kaukasischen Armee steht ihm ein begeisterter Empfang bevor. Der General gouverneur Fürst Dvndukow hat riesige Summen bewilligt, um alte Schäden zu verdecken; so sind für die Heerstraße vcn TisliS nach dem dortigen Sommerlager allein 160 000 Rubel auSgeworfen. Man glaubt, daß der Fürst nach dem
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