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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-22
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1888
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Zweite Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Lkk. Sonnabend den 22. September 1888. 82. Jahrgang. Jur Lage. ** Berlin, 20. September. Die Stadtverordneten, Welche von den Socialdemolraten in Berlin in da« „Rothe Hau»" entsendet worden sind, d. h. in da» städtische Parlament. die Stadtverordneten - Versammlung, geschickt wurden, haben, seitdem sie sich überhaupt am communalen Leben betheiligen, also seit etwa fünf Jahre», zur Förderung der Arbeiten gar nicht« beiaetragcn. Dagegen haben sie ihr Mögliche« gethan, die sonst sachlichen und ruhigen Verhand lungen in jeder Weise zu stören. Sie haben sich zunächst in unwahrer Weise cingesührt. Denn vor den Wahlen bezeich net«! sie sicb niemals al« Socialdcmvkraten, vielmehr al» „Arbeitercandidaten" oder Anhänger der „Arbeiterpartei Freilich wurde durct diese« Aushängeschild Niemand getäuscht, denn in ihren Wu.tteden brauchten sie bi« zum Uebermaß die bekannten Schl.aworte und Redensarten der Social demokraten und versrrachcn natürlich den Wählern, gründlich mit der „Mißwirthschast" in unserer städtischen Verwaltung auszuräuine». Die Welt sollte staunen über die Leistungen der Arbeiterpartei. Man kann nicht leugnen, dag die socialdemokratischen Sladtvcrvroncteu auch etwa« „geleistet" haben, aber sreilich weder im Sinne ihrer Wähler, und noch weniger nach dem Urlheil der gebildeten Berliner Bürgerschaft. Die Herren hielten nämlich radicale und meist von Unsinn strotzende, immer aber unsachliche Reden und reizten und ermüdeten die Versammlung nach Kräften. Außerdem aber verbesserten sie ihre eigene „sociale" Stellung. Wenn sie nämlich al» Tischler oder Schlosser gewählt und in die Versammlung eingetreten waren, dann dauerte es gar nicht lange und au« diesen „Arbeitern" waren Cigarrenhändlcr und Restaurateure ge worden. ES dauerte denn auch nicht lange und einer nach dem anderen von den socialdemokratischen Stadtverordneten erhielt ein Mißtrauensvotum von den Parteigenossen, so daß sie e« für da« Beste hielten, ihr Mandat nicderzulegeu bi« aus den ausgcwieseuen Herrn Singer, welcher „au« Princip" sein Mandat beibehält. Aber diese Vertreter der „Arbeiterpartei" sind bekanntlich auch recht eitel und die Ehre, sich al« Stadt verordncter zu bezeichnen, erscheint ihnen so begehrcnswerth daß an die Stelle der auS.qeschiedenen Görki, Mita», Tutzaner gar bald andere äbnliche Größen traten. Seit Anfang September zählt auch ein Herr Knnert zu den socialdemokratischen Stadtverordneten. Derselbe war ursprünglich Elcnientarlehrer und wurde au« dem städtischen Schuldienst entfernt. Seitdem ist er Cigarrenhändler. Dieser Mann wollte nun den „Genossen" von vorubercin zeigen, wie sehr er ihrer Stimme würdig und wußte gleich in der ersten Versammlung der Stadtverordneten, in welcher er erschien olle seine Vorgänger durch Ungebührlichkcilen zu übertrumpfen Je lauter sich der Unwille der Versammlung kundgab, um so ausfallender und beleidigender wurde er und verletzte die heiligsten Gefüllte aller Patrioten. Doch die Scenen der vorigen Versammlung wurden heute Abend noch übcrbotcn. Zur Verhandlung stand der Antrag der Stadt Leipzig wegen eines durch die deutschen Städte dort zur Erinnerung an die Schlacht von 1813 zu errichtenden Denkmals. Herr Knnert erging sich bei dieser Gelegenheit in geschichtlichen Ausführungen, welche ebenso der Wahrheit ins Gesicht schlugen, wie allen Ausfassunge» von Vaterlands liebe. Recht und Moral Hohn sprachen Nachdem die Ver sammlung längere Zeit diese Pein erduldet, vermochte sie vor weiteren Beleidigungen sich nur zu schützen, indem sie dem Redner da« Woil entzog. Aber der Mensch halte die Stirn, noch einen zweiten An griff zu unternehmen. E« sollte ein Ausschuß gewählt werden zur Durchführung eines GemeindebcschlusseS, die Büsten der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich im Saale der Versammlung auszustellen. Nicht nur, baß dieser Kunert sich dagegen auS- sprach, er war nahe daran, da« Andenken dieser von heiliger Glorie umstrahlten Fürsten zu schmähen. Und wieder hätte man kein anderes Mittel, als die Entziehung des Wortes. In unseren Parlamenten sind Gottlob derartige Auftritte bis jetzt unbekannt, und wir sind auch überzeugt, daß Vor gänge, wie sie in der französischen Kammer nicht zu den Seltenheiten gehören, in Deutschland immer unmöglich bleiben werden. Aber so lange Männer wie der Socialdemokrat Knnert ein wenn auch nur coinmunales Mandat überhaupt erhalten können, so lange cS möglich ist, daß solche Leute, allein Anstand, aller guten Sitte und der überwiegenden Mehrheit einer großen Versammlung in cynischer Weise Hohn bieten, wird man eS koch lebhaft bedauern, daß wir nicht ähnliche Bestimmungen für die parlamentarische Geschäfts ordnung haben, wie unsere westlichen Nachbar», und wie die Engländer, welche es ermöglicht, Deputirtc überhaupt „wegen Ungebühr" auf längere Zeit vom BerathungSsaale auszu schließen. Iu den preußischen Wahlen. * Auch die sreiconservativc Partei erläßt jetzt eine» Wahlaufruf. Er berührt sich in vielen Puncten mit dem nati onall ibe ralcn Manifest und eröffnet die Aussicht au ferneres ersprießliches Zusammenwirken dieser beiden Parteien In manchen im Vordergrund stehenden Principiensragen hätten wir eine etwas schärfere und bestimmtere Ausdrucks- Weise gewünscht. So spricht sich der sreiconservative Ausru über die Nothwcndigkeit einer Reform der Landgemeinde ordnung in etwas unbestimmten und verschwommenen AuS drücken aus. Auch in der Kirchen und Schulpolitik hätten Wir noch den neuerdings aus diesen Gebieten hervorgctrctencn Bestrebungen eine etwas entschiedenere Sprache gewünscht. Es sind jetzt noch die Deutschsreisinnigen »nd das Centrum mit ihren Wahlaufrufen rückstäirdig. Die ersteren sollen aber den Erlast eine« solchen überhaupt nicht beab sichtigen. Wahrscheinlich können sie sich über den Inhalt nicht einigen. — Daö sreiconservative Manifest folgenden Wortlaut: - Rach schwerer Zeit wird daS preußische Volk zur Neuwahl seiner Bertrelung aus süns Jabrc berufen. Kaiser Wilhelm der Begründer der deutschen Einheit. Kaiser Friedrich III., sein vor- nehmstcr Müstreiter, sind heimgegangen. Aber die Bahnen, welche sie ihrer Politik im Reiche und in Preußen vorgezeichnet haben, werden nach den erhabenen Kundgebungen Kaiser Wilhelm's II. auch weiter verfolgt werde», und die Innigkeit und Festigkeit der Lerbmdung zwischen Herr'chcrhaus und Volk, welche in den Tagen ber Trauer so erhebend sich kundgab, ersüllt mit voller Zuversicht in die Zukunst. Mit festem Vertrauen in die gedeihliche Entwickelung unsere« Staatslcben« tritt die sreiconservative Partei daher in Wahlen rin. In der verfassungsmäßigen Abgrenzung der Rechte der Krone und de« Volke« und seiner Vertretung erkennen auch wir eine gerechte und nützliche Bertheiiung der Mitwirkung der verschiedenen Gewalten im Staatsleben und erachten e« als die Aufgabe einer monarchischeu und constitutionellen Partei, die versassungsmäßigen Rechte der Krone wie des Volke« und seiner Vertretung gleichmäßig z» wahren und gegen jeden Angriff zu vcrtheidigen. Der Abschluß der Reform der inneren Verwaltung sichert die Durchführung der bewährten Grundsätze der Selbstverwaltung, Decentralisatwn und RechtScontrole für den ganzen Umfang der Monarchie und schafft Raum für dringliche Reformen in den com munalen Verhältnissen de« flachen Lande«, namentlich in den sieben östliche» Provinzen. Organisation und, soweit nötkig, Neubildung leistungssähiger Träger der wichtigsten communalen Ausgaben, gleichmäßige und gerecht« Vertheilung der öffentlichen Lasten, Bemessung der Rechte 5» nach den Leistungen und Pflichten, Zusammenwirken aller Kräfte in lemeinnütziger Selbstverwatlung nach dem Vorbild d r Krütordnung iad die Ziele, welche wir verfolge». Bei ihre: Verwirklichung wird die Verschiebend«» der historische» Entwicklung und der socialen Verhältnisse in den einzelnen Lnndestlieile» voll zu berücksichtigen sci». Mit der Durchsührung dieser Reformen wird zugleich auch die Ueberweisung der Grund- und Gedäudesteuer an communale Ve» bände und damit die Beseitigung der Ueberbürdung mit communalen Zuschlägen zu diesen Steuern ermöglicht werden. Die Fortsetzung der Reform der directc» Slcuern im Sinne aus- »seichender Gerechtigkeit unter Erleichterung de. minder LeistungS- ähigen, namcnibch auch von Gewerbesteuer, und unter gleichmäßiger Veranlagung und Heranziehung aller Steuerpflichtigen gehört nach mehrjährigem Stillstand zu den dringenden Ausgaben der Gesetz gebung. Dabei ist eine Vermehrung der Staatseinnahmen nicht zu erstreben; vielmehr werde» etwaige Mehrerträge unverkürzt zur Er- leichleruug von Schul- und Communallasten zu »«wenden sein. Die heimische Laudwinhschait befindet sich nach wie vor in iehr chwicriger Lage, weite Landstriche leiden überdies unter den Folgen chädlicher Naturereignisse. Die Beseitigung der Ueberlastung des ländlichen Grundbesitzes mit Steuern, eine vlaniuäßige, aus die Förderung, Erleichterung und den Schutz der heimischen landwirth- schastliche» Production gerichtete Agrarpolitik, namentlich auch zur Erhaltung und Stärkung des mittlrren und kleinen Grundbesitzes, owie eine durchgreisende Reform der Wassergesetzgebung erscheinen geboten. Die in der Regel confessiouell einzurichlcnde Volksschule aus ihrer Höhe und in ihrem Lharnkler als Brranstaltuiig des Staate« zu er halt,o, bleibt Grundsatz der Partei. Die Berlhkilung der «chnllaste» entspricht vielfach nicht der Ge rechtigkeit. Auch sind die rechtlichen Unterlage» der Schulunter- hnllungSvslicht meist veraltet, zum Theil bis zur Rechtsunfichcrheit. Ncben weiterer Uebcniahnie von Schullasten aus den Staat erscheint die Durchsührung d,s vcrsassiingsmäiiigcn Grundsatzes, wonach die Unterhaltung der Schule Eommunaljache ist, al« eine Aufgabe von unabweisbarer Dringlichkeit. Die Erweiterung und gesetzliche Sicherung der Alterszulageu, ow>e die Aushebung der Wiliwen- und Walsencassenbeiträge der Lehrer werden wir mit dem gleichen Nachdruck wie bisher vertreten. Nicht eine dem Berhältniß der katholische» Kirche nachgebildete Stellung zum Staate, sondern die Ausrechterhaltung der historisch entwickelten innigen Verbindung mit dem Staate der Hohenzollein liegt im wohlverstandenen Interesse der evangelischen Laudeskirche, wie des Staates. Bereit, berechtigten Wünschen der Landeskirche, welche dieser Grundanschauung entspreche» und die Stellung und Freiheit der Gemcinde» nicht beeinträchtige», entgegenzukomme», halten wir die Sicherstellung reichlicherer Ltaatszuschüsse für cvan- gelisch-kirchliche Zwecke, sowie für die ausreichende Besoldung der Geistlichen der evangelischen Landeskirche wie der oller Consessionen für dar im evangelisch - kirchlichen Interesse zunächst zu er strebende Ziel. Nachdem der Friede zwischen dem Staate und der katholischen Kirche wieder hergestellt ist, werden wir alle» Bestrebungen, welche eine erneute Störung des staatskirchlichen Friedens herbeisühren könnten, mit der größten Entschiedenheit eulgegrnlrcten. Die sreiconservative Partei hat die aus die Festigung des Reiche» und Stärkung des nationalen Bewußtsein« gerichtete Rcichspolilik stets mit aller Kraft unterstützt Die Förderung dieser Reichspoütik erachten wir für eine der vornehmsten Ausgaben des preußischen Staates wie der preußischen Laudes-Vertretung. Durch das feste Zusammenwirken der aus dem Boden derselben stehenden Parteien sind die militairischen und finanzielleu Funds mente des Reiche« gesichert; der Zusammenschluß diejer Parteien in der preußische» Landesvertretung wi- bei de» Wahle» für dieselbe liegt im gleichmäßigen Interesse der Reich-Politik, wie eines stetigen, von Reaclion und Radikalismus gleich seinen, weise fortschreitenden Ganges des preußische» Staatslebens. W>r richten a» alle pairiotischen, gemäßigte», von Parteisucht freien Männer unjereS Volkes die Aufforderung, bei den bevorstehenden Wahlen aus dieser Grundlage zu gemeinsamer Thätigkeit im Dienste und zum Wähle des Vaterland s sich mit uns zu vereinigen. Berlin, 17. September 1888. Ter Wahlausschuß der sreiconservativen Partei. Gras Behr. vr. Delbrück, v. Dziembowski. Gras Franke» berg. Gamp v. Kardorff. v. Koerber. Krad. Spangenberg. Stengel. Bopelills. Frhr. v. Zedlitz. * Eine sehr verständige Verfügung des Erzbischofs von Posen, welche den Geistlichen der Diverse mit einer einzigen Ausnahme die Annahme eines Ma» dals zum Abgeordnetenhause untersagt, hat in der ultra montanen AgitationSpresie die heftigste Mißstimmung er regt, deren Ausbruch auch kaum durch die Scheu vor der bischöfliche» Autorität gemindert wirk. Unter den polnischen Abgeordneten sind die Geistlichen besonders zahlreich vertreten; auch sonst ist das Ccntruin nicht arm daran. Wenn man auch die Geistlichen nicht ausnahmslos von der Volks»« lretung au-schließen wolle» wird, so wird doch jeder der ständige Mann zugeben müssen, daß ihr Amt in erster Linie die Seelsorge i» der Gemeinde ist und nicht der politische Kampf. Die ultramontaiie» Hetzblätter aber sind anderer Meinung. Die „Germania" beansprucht für die Geistlichen vie Führung deS Volks auch in politischer Hinsicht. Das ist freilich begreiflich, wenn man weiß, eine wie große Rolle zahl reiche katholische Geistliche im Wahlkamps und der politischen Agitation spiele». Wenn die kirchlichen Autorität«, jetzt selbst «»sehen, daß damit den religiösen Interessen schlecht gedient ist, so könne» wir dies nur als einen Fortschritt zum Befier» betrachten. Hoffentlich verschwindet der politische Hetzpriester mehr und mehr ans unserm öffentlichen Leben, in welchem er eine der widerwärtigsten Erscheinungen bildet. Der Schluß der üaisermanöver. * Wir verzeichnen noch die folgende» Meldungen über den Schluß der Kaisermanöver: * Ahuitz, 19. September. Zwischen Müncheberg und der Station Rehselde, hart an der Eisenbahn nach Frankfurt, da, wo dieselbe tief «»geschnitten ist, ist der Militairbahnho' Ahnitz errichtet. Don Mei Lonipaguiei» des Eisenbahnreginients sind hier ans mehrere Kilometer je zwei Doppelgleise und ein Rangirgleis Schienenstränge gelegt, welche östlich und südlich in die Frankfurter Hanpllinie «»münde» Dicht an den Gleisen liegt eine an« starken Bohlen gefertigte Doppelsiufe, welche den Perron bildet DaS BahnhosSterrain ist mit einem Deahlzaun umgebe» und längs des Perron«, sowie an der Einfriedigung sind elektrische Bogen lampen errichtet, welche von der Dynamomaschine de« Eisenbahn regiments gespeist werden. Ebenso sind aus dein Terrain Brunnen und Wasserpumpen errichtet, und ein schmalspuriges Feldbahngleis gestattet, das Wasser in aus Räder» gesetzte» Bottiche» von weither heranzul,ole>i. Westlich von dem Em steige-Ort liegt das Zeltlager der Lonwagnien des Eisenbahn- regimcnIS und weiter nordwärts ist gleichfalls das umsangleiche Betriebspersonal untergebracht. Eine Psorte mit groß m Schilde „Mililairstation Ahnitz" bezeichnet den Weg, den die Truppen zu derselben einzuschlagcn haben. Dir Umgebung die er Militair- ftation gleicht heute einem Riesenbivouac, denn 2l 000 M-'N» Garde- Infanterietruppen sind heute in der Zeit von 2 Uhr Nachmittags bis 1t Uhr Abend« in ihre Garnisonen zu befördern. Aber nicht dies allein giebt das richtige Bi d von der Leistungsfähigkeit der Eisenbahn-Directivn in der Beförderung von Trupp.» in großem Maßstabe, e« wurden sernere 24 000 Man» des 3. Armeecorps auf derselben Strecke und in derselben Zeit von den beiden Nachbar- stationcn Müncheberg und Strauhb-rg in die Heimath nach den verschiedensten Richtungen befördert. A» Material war zu dieser großartigen Leistung eine ungewöhnliche Anzahl von Wagen und Maschinen erforderlich. 64 Maschinen und 1100 Waggon« wurden zur Verfügung gestellt, sowie außerdem uoch die Güterwagen für die Pferde. Dabei durste der fahrplanmäßige Personen- und Gütcrkehr in keiner Weise gestört werden und in der Tbat liefe» alle Züge püncllich aus und ein. Bon der Militair- staiion wurden 15 Züge, von Müncheberg 8 Züge und von Straub berg ebenfalls 8 Züge abgclassen. Sämmiüche Züge zogen zwei Ma ch'neii und befördert winden ledesmal 2 Bataillone, also circa 1400 Man». Der erste Z»g, welcher einlies, war der kaiserliche Exira-Toppelzug, denn bekannllich fuhr Se. Majestät der Kaiser und König heule nach den Manövern zur Jagd nach HabertuSftock, während sich die fürstliche» Gäste in entgegengesetzter Richtung nach Berlin begaben. Gleichzeitig mit dem Exirozug sprengte der Kaiser i» lange», Galopp der Militairstation zu. Es folgten der Erzherzog Albrecht, der Großsürst Nicolaus, die bayerischen Prinzen Arnulf und AlphonS, Prinz Heinrich. Prinz Friedrich Leopold. Prinz Albrecht von Preußen, der Kronprinz vo» Griechenland, der Fürst von Hohenzollern und ein überaus zahlreiches Gefolge, sowie alle Stüde und weit über hundert Oificiere aller Waffen, sowie die fremdländisch«, Oificiere. Se. Majestät ritt gleich bei seinem Eintreffen dem Lager deS EisenbahnrrgimenlS zu und beglück wünschte die Mannschasic» zu ihren wohlgelungcue» Arbeite», ebenso sprach Allerböchstderselbe dem Commaudcrir des Regime,its. Oberst, jikulcnant Knappe, und de» Oificicren Seine volle Anerkennung aus. Bis zun, Auslaufe» des Sxtrazuges waren etwa »och 20 Minuten Heit, während welcher Sc. Majestät noch persönliche Meldungen cnl- gcgennahm und Sich noch angelegentlich mit Seinen fürstlichen Gästen, zum Theil uoch über die staltgehabtei, Manöver unterhielt. Auch viele hohe Oificiere zog der Kaiser noch in ein Gespräch. An der äußeren Umfriedigung de« Bahnhofs hatte sich ei» sehr zahl- lciches Publicum der Landbevölkerung «»gesunden, welches zu wieder- holten Malen in Hochruse aus Se. Maicstät auSbrach. Auch der A scher des Gulcs, Herr v. Rohrscheidk, welcher das Gelände zur Errichtung des Bahnhofs zur Verfügung gestellt hatte, wurde mit seiner Gemahlin vo» dem Kaiser mit einer längeren Ansprache aus gezeichnet. sowie der Rttterguisbesitzer Herr von Pfuel mehr. inalS i» ein Gcspräch gezogen. Frau von Rohrscheidt überreichte de» Kaiser und König einen kleine» Blumen strauß, welche» All« Höchsts« selbe huldvoll enlgegeniiahni. Die Zeit der Abfahrt »ah:e. Der Monarch geleitete Seine hoben Gäste bis zu dem Salonwagen und verabschiedete Sick hier aus da» Herzlichste von ihnen. Der Großfürst Nicolaus vo» Rußland sprach noch angelegentlich aus dem Feilster des Salonwagens mit dem Kaiser, Ihm wiederholt die Hand reichend und herzlich schüttelnd. Gleich »ach dem Auslause» dieses Souderzuges bestieg Se. Majestät Seinen Salonwagen, begleitet von den dicnsttkuenden Jlügeladiu- tante» Majors v. Kessel und v. Pfuel und dem Rittmeister Grasen Pückler vo» dem Regiment der Gardcs du Corps. Der Kaiser batte »vchmals vorher dein Eommandeur des EisenbahnregimenlS, Oberst- lleutenaiit Knappe, gedankt und ihm die Hand gereicht, auch Sich von allen anderen anwesenden Herren besonders huldvoll verab schiedet. Bei der Abfahrt stand Seine Majestät an dem offenen Fenster und dankte »nd winkte dem in Hurrahrufe auSbrechendcn Publicum wiederholt für die dargcbrachtcn Ovationen. * Bon zuverlässiger Seite erfährt die „Norddeutsche All« gemeine Zeitung", daß die großen Truppentransporte am Schlüsse des Kaisermanövers von der durch daS Eisenbahnregimcnl angelegten Mititairstation Ahnitz aus gut Verliesen und daß sich die dabei getroffenen Anordnungen vor- tresstich bewährte». Einige vo» Station DahmSvors-Münchc- berg in Richtung auf Küstrin lausende MilitairlranSporte erlitten dadurch «ne mehrsiünvige Verspätung, daß süns Wagen eines MililairzngcS bei Güter bahuhos Werbig entgleiste» und beide Hauplglcise sperrten. Dem energischen Eingreifen der an Ort und Stelle befindlichen BetriebSbeamten gelang cs indessen unter Mitwirkung einer Abtheilung deS Eisenbahn- regimeiilS noch in der Nacht, die Strecke frei zu machen, so daß die zurückgebliebenen Trnppenzüge bereits am frühen Morgen »ach ihre» Garnisonen abfahrc» konnte». Außer einigen leichten Contusionc» sind keinerlei Verletzungen bei dem Unfälle vorgekommen. — Zur Sache schreibt man der „Nationalzeilung" aus Dahmsdorf-Müncheberg, 20. September, MorgcnS: Bei der Entgleisung des Militairextrazuges bei Werbig durch Hcrausspringen von sechs Wage» aus den Schienen sind Un- gliickssälle zin» Glück nicht zu beklagen gewesen, was von Eisenbahn- benmten geradezu als ein Wunder bcz ichnct wurde. Die Beför derung der Truppen in ihre Taruisvnen geschah durch 3t Extrazüge; acht wurden vom Bahnhof Dahmsbors, sieben vom Bahnhol Stranß- berg und sechszeb» von dem eigens hergestellten Mililairbahuhof Ahnitz, der wenige Kilometer hinter Dahmsbors liegt, abgelasscn. Die Directiou der Ostbahn hatte schon seit Wochen sich das nötbige rollende Material gesichert. Jeder Zug faßte etwa 1200 Mann, die meistens durch Personenwagen 3. Elaste in ihre Garnison geschafft wurden Eine Anzahl Transportwagen kamen ebenfalls zur Ver wendung: in jedem derselbe» waren 10 Bänke ausgestellt, aus denen »isgcsaiumt 40 Man» Platz »ahmen. In jedem Eoupö waren nur 8 Mau» iliilergebracht. Bam Bahnhof Dahmsdorf waren bereits 5 Mititair-Exlrazüge befördert, als der Unfall sich ereiguele. Zurück geblieben waren »och das Leib-Greiiadier-Ncgiment Nr. 8 aus Frankfurt an der Oder uad das 12. Infanterie - Regiment. Die Truppen hatten sich »ach Schluß des Manövers, das um 12 Uhr eintrat, in der Nähe der Bahnhöfe gelagert. Etwa um 1t Uhr Nachls marschieten die genannten Regimenter, die also lt Stunden i»i Freien gelagert hatten, in Notbquarlicre, einzelne davon lagen IV, Stunden voni Bahnhof. Die Restaurationsräiline desselben waren vollgepfropft vom Publicum und Militair, daS lodt- müde aus den harten Dielen eingeschlase» war. Ui» 12 Uhr traf ein Vorortszug, de» ei» höherer Beamter begleitete, mit einem Detachement von Soldaten des Eisenbahn-Regiments hier ein; letzteren gelang cS mit de» bereits thüiigcn Truppen die Sperrung so zu beseitigen, daß nach 8 Slundcn Arbeit wenigstens ein Gleis fahrbar war. Die Personen, welche den uni 8 Uhr 44 Mi», vo» hier »ach Berlin abzulasjenden Extrazug benutzen wollten, wurden i»n 4 Uhr a» ihr Reiseziel befördert. Die Luppen, die »u» ei» zweitägiges Bivouac durchgeiiiacht. die dritte Nacht zum Theil schlaflos aus harlcni Boden campirend zubrachle», waren trotzdem bei vorzüglicher Stimmung und die Haltung musterhaft. Vo» de» Bahnhöfe» Straußberg und Ahnitz ging die Beförderung prompt und schnell vor sich; namentlich die Anlegung des Mtlüairbahnhoss Ahnitz erwies sich als ungemein praktisch. I» Betreff der Entgleisung dcS MilitciirzugeS 5» bei Werbig wird noch amtlich iiiilgetbeilt, daß dieser Zug, welcher daS 64 Infanterie-Regiment nach Prenzlau und Angermünde befördern sollte, fahrplanmäßig auf der Güter statio» Werbig eingetrofsen ist und hier weiter nach dem Bestimmungsort Letschin rc. befördert werden sollte. Da die von dem BetriebSamt Berlin-Stettin gestellle Zugmaschine den Zug nicht allein an^nziehen vermochte. wurde die dies seitige Maschine zum Schiebe» dcS Zuges beordert. Bei dieser Gelegenheit entgleiste aus bisiang noch nicht aufgeklärte Weise ein dreiachsiger mit Soldaten besetzter Wagen, welcher sich zur Seile legte und die Entgleisung weiterer vier Wagen herbeisührte. Außer einigen Hantibschürsungcn sind Beschä digungcn an Menschen nicht cingNreten. Durch Viesen ci:>- getreteiien Unfall wurde die bislang planmäßige Verladung der Truppen verzögert, so daß die letzlen in der Richtung nach Berlin t«förderte» Züge l'/r Stunde» Verspätung erlitten. Die in Richtung nach Küstrin zu befördernde» Milllair züge erlitten größere Verspätung Am Dounerölag früh 10 Uhr waren beide Gleise wieder fahrbar hergestellt, und ist der regelmäßige Betrieb wieder ausgenommen worden Sachsen. * Leipzig, 2t. September. Der gestern Abend 11 Uhr 35 Min. in Fricvrichsruh abgereiste österreichisch-ungarische Ministerpräsident Gras Kalnoky traf heute Vormittag 8 Uhr tt Mi», mit dein Schnellzuge der Magdeburger Bahn hier ein. Der Salonwagen de« hohen Reisenden wurde nach der Dresdner Bahn dirigirt und hier setzte Gras Kvlnoky, ohne den Wagen zu verlasse», mit dem Courierzuge 8 Uhr 40 Min. vie Weiterreise nach Dresden fort. * Leipzig. 2t. September. Ueder die Thätigkeit der Leipziger OrtSkrankencasse im Mona t August wird unS Folgendes mitgetheilt: Die Ortskraukencasse zählte am 3t. August in Summa 60 629 Mitglieder und zwar 48 000 männliche, 12 629 weibliche Personen. Die Mitgliedcrzahl hat sich im Monat August gegenüber dem Monat Juli »m I53S Personen erhöht. Der sehr bedeutende Zuwachs erklärt sich lheilwcise durch den weiteren Ucbertritt von 2 BetriebS- krankencassen mit über 800 Mitgliedern zur OrtSkrankencasse, während die weiter anhaltende Vermehrung den besten Beweis dafür liefert, daß die Leistungen der OrtSkrankencaffe fort dauernde Anerkennung finden. Anineldungen gingen ein 12 554, Abmeldungen dagegen 10 909. Schwächster Melde- tag war der 18. August mit 452. stärkster Mcldelag der tO. August mit 1285 Meldungen. Mitgliedsbücher waren im Monat August 3571 auSzuserligen. Krankanuieldungen er folgte» im vergangene» Monat von 1435 männliche». 557 weibliche» erwerbsunfähigen Mitgliedern, einschließlich 62 Wöchnerinnen. Der durchschnittliche Krankcnbestand an er werbsunfähigen Mitgliedern betrug l,65 Procent der sämmtliche» Mitglieder gegen t,60 Procent im Monat Juli. Außer diese» erwerbsunfähigen Mitglieder» wurde» 8l3 männliche, 28l weibliche erwerbsfähige Mitglieder, 4l9 Ehefrauen, N6I Kinder und 22 andere Augebörige alS in ärztliche Behandlung getreten zur Anmeldung gebracht. Krankenhauspflege erhielten im Monat August 193 Mitglieder, also ca. der lO. Theil der sämmtliche» erwerbsunfähig erkrankten Mitglieder. An Krankengeld, ein schließlich Familie»- und Wöchnerinnenunterstützung, wurden i»> Monat August 43 353 ^1 gewährt, außerdem 4997.41 an Sterbegeld. DaS letztere verlheill sich auf 30 männliche, 2 weibliche Mitglieder, ferner auf It Ehefrauen und 301 Kinder von Mitgliedern. Die Zahl der verstorbenen Kinder hat sich gegenüber dem vorige» Monat um >k3 erhöht; nach de» in de» Vorjahren gemachte» Beobachtungen ist i» der Regel im Monat August die größte Kindersterblichkeit zu verzeichnen. Im Monat August entfallen ca 1606.41 Krankeu- getd aus eine» Wochcntng. A» Mitglieder wurden aus ärzt liche Verordnung gewährt: 87 Brillen. 58 Bruchbänder, 398 verschiedene Bäder, 57 Flaschen Wein, 15 Flaschen Mineral wässer und 105 verschiedene andere Heilmittel. Ausgesteuert wurden, d. h. eS erhielten die vollen Leistungen der Casse. 26 bez. 13 Wochen lang für eine ununterbrochene Krankheit, bliebe» aber darüber hinaus noch krank 30 Mitglieder. In 13 Fällen übernahmen die Berussgenossenschasten die weitere Fürsorge, da e« sich nm Erkrankungen in Folge vvnBclriebS- unfällen handelt. Von de» 5 angestellten Krankencontroleureu wurde» im vergangene» Monat 4816 Besuche in der Stadt Leipzig und 69 weitere» Ortschaften gemacht. Wegen Zu widerhandlung gegen daS Slatut. insbesondere wegen Ucdcr- schreitung der Äusgehezeit, Wiederaufnahme der Arbeit ohne vorherige Gesuiikmelvung u. s. w. wurden 359 Anzeigen er stattet. In 57 Fällen wurde» Strafen im Betrage vo» t bis 5 .41 verfügt, in den übrigen Fällen dagegen entsprechende Verwarnungen ertheilt. P Aus Döbeln wird unS geschrieben: Endlich ist etwas Licht i» das rälhselhaste Dunkel gedrungen, welches bisher über dem Schicksal des aus seiner Reise in Tirol spurlos vcrschwunoenen Herrn vr. ineck. Schieck von hier ruhte. Leider ist diese erste einige Klärung bringende Meldung über»»« betrübend sin die schwer betroffene Familie: es hat ein Mord stall- gesunde» l Da in den bisherige» Darstellungen der traurigen An gelegenheit einige Unrichtigkeiten untergelausen sind, dürste solgeodcr thatsächliche Bericht vo» Interesse sei» Herr vr. Schieck verließ am t. August unsere Stadt, wandte sich zuerst nach W en n»d beschloß daselbst, seine Erholungsreise durch Tirol und die Schweiz nach dem Schwarzwald z» nehmen, in seiner einstigen Studienstadt Freiburg einige Tage zu weilen und am 25. Augun Heimzukehrca. Als Letzteres Nicht geschah, vielmehr eine am 10. August in Santa Maria in, Münsterthal (Ostschweiz) ausgegebene Postkarte daS letzte Lebenszeichen blieb, auch die zahlreichen, nach allen iiiöglichensalls von vr. Schieck berührten Orten auSgesandtei, Depesche» aus keine Spur wiesen, reisten Bruder und Schwager dcS Vermißten ab, Letzieren zu suchen, denn man mußte ein Unglück vermuthe». Gegen 10 Tag« waren diese beiden Herren in dem Geeuzbezirk Schweiz- Tirol, ohne trotz der umsaflendstc» Nachforschungen mehr als die Gewißheit zu erlangen, daß vr. Schieck vom 10. zum 11. August in Mals, einem kleinen, circa 1000 Einwohner zühlende» Flecke» auf Tiroler Gebiet, übernachtet hatte. Am ll. August früh war er sortgegongen — von da an fehlte jeder Nachweis. Durch Aussetzung hoher Belohnung in Zeitungsanzeigen war aber auch nach der Rückkehr der beide» Herren dafür gesorgt, daß da« Interesse für de» Vermißten nicht erlösche. Die Anzeige, welche vorigen Sonnabend in einem Blatte in Meran (Tirol) abgedruckt war, hatte Erfolg. Ein dortiger Uhrmacher gab telegraphische Kunde, daß eme genau solche goldene Glashüller Uhr, wie in der Anzeige beschriebe», in seinem Gewahrsam sei. Selbige sei am t. September bei seinem Vater, einem alten Uhrmacher in Mals, zur Reparatur abgegeben worden. Ein Mann habe sie im Auslrag eines Fremden gebracht. Da der alte Uhrmacher sich nicht an das kostbare Werk getraut, hatte er die Ubr dem Sohne zur Bearbeitung gesandt. Aeußere Desecte an der Uhr ließen aus schwere« Unglück ihre« srüheren Besitzer- (Vr. Schieck'-) durch Sturz oder aus ei» Verbrechen schließen. Sofort wurde telegraphische Meldung a» de» Gendarinerieposteusührer in Mal« erstattet und dieser hat am Mitt woch Abend, nachdem er mit einer Anzahl Führer sich am Montag früh in ei» bisher nicht in Vermuthung gekommenes Thal zur Ab- juchiiiig begeben hatte, folgendes Telegramm gesandt: vr. Sch eck ist unzweifelhast das Opfer eines Verbrechens geworden: der Le chnam bisher noch nicht ausgesunden. Bei verhaftetem Ihüler verschiedene Gegenstände von dem Vermißten vorgefunden. — Vollste Klarheit Über den traurigen Fall werden nun wohl die nächsten Tage bringen. * Freiberg, 20. September. Mit Genehmigung der köiiigl. Amtshauptmailnschcift setzen vom I. Januar 1889 ab die beiden Orts Sparcassen zu Obcrbobriysch und zu Evtni- nitz bei Klingenberg den Zinsfuß aus Spareinlagen auf drei Procent herab. — In der am 29, d. M hier staltsindendcn Bezirksausschuß-Sitzung werde» die Sachverständigen zur Abschätzung des zu den Eisenbabnbauten Berthelsdors Groß Hartmannsdorf, Brand-Langenau und Freiberg-HatSbrücke erforderlichen zu enteignenden Areals gewählt werden. — Die Verlegung der städtischen Gasanstalt von dem Mitt.'lpunct Frcibergs und der unmittelbaren Näbe beS künftigen Reichspostgebäudes hinweg in eine minderbelcbte Gegend ist zwar fest beschlossen, soll aber »och so lange ans geschoben werden, bis dazu ein größerer Fonds aus de» Be- tricbsüberschüssen gesammelt ist. Da die für die künftige Gasanstalt von der Stadtgemeinde der Grube Himmctsabrt abgekauste Hvrnmühlenwiese am 29. d. M. aus sechs Jafirc verpachtet wird, kann die Verlegung vor dieser Frist nicht in Aussicht genommen sein. — Eine 82 Jahre alte lebensmüde Frau hat sich in der verflossenen Nacht aus dem ersten Stock werk eines am Hospitalwegc gelegenen HauscS zum Fenster hinauSgcstürzt, ohne ihre selbstmörderische Absicht z» er reiche». Da sie nicht aus den Bürgersteig, sonder» ans den chanssirteii Fahrweg siel, hat sie nur leichtere Verletzungen und eine Gehirnerschütterung davongetragcn und dürste dem Leben erbalten bleiben. — Die heute Vormittag im hiesigen Kaushaussaalc stattgesundcnc Bezirks - Hanptcvnscrcnz der Direktoren und Lehrer des Freibcrger Bezirks leitete zum ersten Male Herr Bczirksschnlinspectör Vr. Winkler isrüher in Oschatz), der auch einen Vortrag über „die Zucht deS Gebets und ihre Pflege i» der Schule" hielt. Der zweite, von Herrn Lehrer und Organist W. Stein gehaltene Bortrag über „GesangSlectionen" fand Erläuterung durch eine prak tische Gesangübnng mit den dazu erschienenen Schuikliabe», welche die Anwendung der dargclegten Regeln und Grund sätze von den ersten Ucbungen an bis zum Choralvortrag zu Gehör brachten. Die übrige Tagesordnung umsaßtc Mil- tbeilungcn über Lehrgänge, Specialconscrenre», Lebensver sicherung u. f. w. und schloß die Hauptconserenz »ach vier stündiger Dauer gegen >/r2 Uhr Nachmittags * Zwickau, 20. September. Nachdem vaS bisherige tr ttc besoldete RathSmitglied, erster Stadtrath Weiß, „ach circa 20jähriger Dienstzeit im hiesigen Gcmeindetiei'ste infolge anhaltender Krankheit seit I. d. M in den Ruhestand ge treten ist, sind »unmehr durch Beschluß der stävttschcn Colleqie» vie beiden bisbcrigen Stadträlhc Herren Mosch und vr Huhn in erste, bez. zweite Stadtralhsstellc aus« —^
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