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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-29
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
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vsos Marten-Lack, Schlvimm-Bassin 20°, Pserdebahnholtestelle. Eisenbahnstraße 31. HU»»»«»- wnel Id«»i»«I»«w.WL«>«r vorzüglich. Pserdebahnverbindung alle 7'/, Minuten Dam-Badez- Mont., Dienst., Donnerst. und Freit. 9—11 Uhr, M»tw. u. Sounob. 2—4 Uhr. Herrrn-Bndez.: stets mitAusn.d.Daiii.-Badez. Jederzeit Lchwimm-Uuterricht. Poststraße 15. Tügl.geöffnetvoaMorgensbisAbends,Sonntag« T»l1p-,I121ll2l711U, b,s Mittags. Waunrncurbädrr genau »ach ärztlicher Brrordnunp. io ulrcdater d-'tdo 6er Dndudvt« uuä 6er L8r»e. Vnnnan-Dllcker (ItriatnIUel weiekaa IVnaner). 8»u6-vll6«r nach LSakritrer Xrt. U»«r- 8>6«r v. 8cbmie6ed«rger tlaor berge« teUt. k»«e. Dumps» u. iri-cb-rSmiscbs Lli6«r, soMia me6lelnl»«d« Dnäer gen»» uueh Lrrtl. Vornvdrllt. Vorrügl. »uub. LinriedtunK. VrleSrlelisvaa. Lchoimm-llBn 20" AiNiiachchi'koD«!» ». Wannenbäder von früh di« Abend« S Uhr. SoMvn-vaä. Z lldwnmpr. Ir1»«w-I u. FnrHerre» von 8-'/,1 u. 4-9 Udr. Domen »1-4 Uhr täglich. — Sannen- u. Hauödäder zu irder Tageszeit. 8cktzI»HI»«»g>»-Ils oaril» iGFßO Damen: Dienst.. Donnerst.n. Sonnab. v. v,9- aVllMllLLLll»L»»r»SULLV 'i.N U.Mantaq. Mitnv.. Freit. o.'i.2GIIb-. MrillL-vsä, debwl >>n6 tiellenbaö mdusoia l)6v Taiiien: Dienst..Donnerst..Sonnab.',,^» «0 . ',.l> Monina. Mittwoch. Frritaa RkUtLeip; Tpciseanft.Zeitzer Sir. 43/45. Sonnabend: Gebratene Leber Mit Kartoffelsalat. Neueste Nachrichten. * Berlin, 28. September. (Fernspreckmeldung de« „Leipziger Tageblattes".) Die »National-Zeilung" ver öffentlicht eine» Brief deS damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm an ein Mitglied des königl. HauseS, datirl vom 17. Januar 1870. In dem Schreiben wird die künftige Stellung de- königlichen HauseS besprochen und bemerkt, daß nur der Titel deutscher Kaiser geführt werden soll, mithin könne der Ausdruck Kaiser von Deutschland nirgends zur An wendung kommen, also könne auch die königliche Familie nicht kaiserlich deutsches HauS genannt werden. Nur der König und der Kronprinz, der wahrscheinlich Thronfolger zu nennen wäre, erhielten eine Würde. ES müsse dann hinsichtlich anderer Mitglieder der Familie weitere Erörterung Vor behalten werden. Der König werde nach dem liturgischen Gottesdienste, umgeben von hundert Fahnen, eine Ansprache an die Fürstlichkeiten halte» und BiSmarck die Prcclamation verlesen. Die „National-Zeitung" veröffentlicht diesen Brief, der durchaus den Auszeichnungen de« Tagebuches widerspricht und ergeht sich in Berinulhungen über die Person deS Ur bebers der Veröffentlichung. — Der Kaiser richtete am 22. September ein Dankschreiben an daS Reichsgericht, worin eS heißt: Unter den vielen Zeichen deS Mitgefühls, welche mir aus Anlaß deS HinscheidenS meine- theuren Vaters von nah und fern zugegangen sind, hat die BeileidSadresse deS NeichSgerichtS meinem betrübte» Herzen besonder- wohlgelhan. Ich sage dem Reichsgericht hierfür und für die mir dargebrachtcn Glück- und Segenswünsche aufrichtigen Dank und hoffe zu Gott, daß die Thätigkeit deS obersten deutschen Gerichtshofes zum Heile de- Vaterlandes auch fernerhin gereichen werde. — Ter Kronprinz von Griechenland fährt von Kopen hagen direct nach Athen, um an der Feier des RegierungS- jubiläumS deS Königs theilzunehmen und dann wieder nach Berlin zurückzukchre». — Die Kaiserin kehrt am 16. Octobcr auS Primkcnau »ach dem Marmorpalais zurück. — Der Kaiser hat dem Fürsten von Lippe-Detmold den Schwarzen Adlerorden verliehen. — Stuttgart. Der Kaiser begab sich um 4 Uhr mit dem König und den Mit gliedern LeS königlichen HauseS nach dem Bahnhof. Die Verabschiedung war eine herzliche. — Wien. Der Bericht des Fürsten BiSmgrck an den Kaiser erregt hier da« grvßte Aufsehen. — Bern. Der BundeSralb ernannte heute für die HandelsvertragSverhandlungen mit Deutschland den Nationalrath Kramer-Frey in Zürich. — Paris. Heute Vormittag wurde ein Ministerrath abgchallen. Derselbe setzte die Einberufung der Kammern aus den 15. October fest. Marineminister Krautz erklärte, daß er jede weiter« Herab setzung des Marinc-EtalS ablehnen werde. Der Ackerbau minister tlieilte mit, daß die Weizenernte 96 Millionen Hektoliter betrage, während der Durchschnitt 103 Millionen sei. Der Ministerralh bericlh die Frage, ob den Kanimern bei ihrem Zusaiuincnlritt die Frage wegen der VcrsassungS- rcvision vorzulcgen sei. Eiue Entscheidung wurde nicht getroffen. Zur Laiscrreise. * Von der Reise Kaiser Wilhelm'- wird deS Weiteren genielvel: * Stuttgart, 27. September. Se. Majestät der Kaiser Wi Helm ist heute Abend 8 Uhr hier eingetroffen und von dem König und allen Prinzen beü königlichen HauseS, von den StaatSmiiiistern, de» Mitglieder» der preußischen Gesandtschaft, der Geueraliläl. den Regimentskommandeuren, den Hoswürdenträgern, den Präsidenten beider Kammern und den Spitzen der Staats- und städtischen Behörden am Bahn hose empfangen worden. Der Kaiser und der König be grüßten sich sehr herzlich mit wiederholter Umarmung und Kuß. Ter Kaiser welcher die Uuiiorm seines württembergischen Greuadier-RegimeutS trug, begrüßte sodann auch die Prinzen deS königlich.» HauseS, die Minister und die übrigen An wesenden uuo schritt sodann die Front der ausgestellten Ehren- compagnie entlang, deren Musikcorps die preußische VolkS- hyuiue spielte. Hieraus snhrcii der Kaiser und der König ge meinsam in einem Wagen durch die prachtvoll ge schmückte via triumphalis nach dem königlichen Nesidenzschlosse. Tie Straßen waren seenkasl illuminirt und von der Kops an Kops gedrängte» Bevölkerung gestillt, welche den Kaiser mit nicht ciideiiwollcnteu Zubelrusen begrüßte. Bei der Aukunst im R.sidenzschlosie wurde Se. Majestät der Kaiser von der Königin und allen Prinzessinnen deS königlichen HauseS eiupsangen. AbcndS 9 Uhr wurde Seiner Majestät dem Kaiser von dem hiesigen „Liederkranze" unter Begleitung eines Militair-MusikcorpS eine Serenade iw Schloßhvse dar- gebracht. (Wiederholt.) * Stuttgart, 27. September. AbcndS. (Von einem zweiten Berichterstatter.) Als der Eisenbahnzug mit Seiner Maj stät dem Kaiser AbendS 8 Ul>r hier einlies. flammten ringsum auf allen Bergen Freudenseuer aus, auS den Wein bergen oberhalb der Stabt stiegen Tausende von Raketen in die Höhe, von Len Thürmen ertönte Glockeugcläute. Die Begrüßung des Kaisers und deS Königs war eine äußerst herzliche. Die am Bahnhose aufgestellte Ehrencompagnie war von dem Jnsanterieregimenl Nr. 120, besten Chef Se. Majestät der Kaiser ist, gestellt. I» der Vorhalle deS BahnhosS wurde der Kaiser von 120 weißgekleideten Jungfrauen begrüßt. Im G'solge deS Kaisers besaud sich der StoatSminister, StaatS- seerclair Gras Herbert BiSmarck. Die Bevölkerung, welche die durch elektrisches Licht, viele Tausende von Flammen, Kerzen und Lampions und durch Pechfackeln erleuchtete Triuiiipbstraße füllte, begrüßte Se. Majestät den Kaiser mit unausgesetzten stürmischen Hoch- und Hurrahruseu. Zm Hose deS ResibenzschlosteS war eine zweite Ehrencompagnie vom Regiment- Kaiser Friedrich aufgestellt. Bei der Abend« 9 Uhr dargrbrachten Serenade richtete der Oberbürgermeister v. Hack einen Willkommensgruß an den Kaiser, der mit einem jubelnd aiisgenominencn Hoch aus Se. Majestät den Kaiser schloß. — Der Kaiser, der König und die Königin, sowie der Prinz und die Prinzessin Wilhelm erschienen Abends wiederholt aus dein Schloßbalcon und wurden von der vor dem Schlöffe versammelten Menge jedes Mal mit stürmischen Hochrufen begrüßt. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Gelegentlich der Reise Kaiser Wilhelm'» nach Tüddeutschland, Oesterreich und Italien schreibt die „Staats- dürgcr-Zeitung": „Sellen ist elwas schärfer durch die Thalsache» selber widerlegt worden, als jene öden Prophezeiungen, die beim Regierungsantritt unseres jungen Kaisers die Lust durchichwirrien und selbst durch den Hinmei« aus die großen Hohenzolleru, wie Joachim, der Große Kurfürst und Friedrich der Große, die ebenfalls lm jugend liche» Alt-r zur Regierung gelangten, nicht niedergehalien werden konnten. Man konnte sich Wilhelm II. nicht ander« denken, denn als wildanstürmenden Soldaten, der nur im blutigen Kriege als lorbeergekrönler Sieger aus dem Schlachtfeld« seine volle Befrie digung finden werde. Die Franzosen waren fest davon überzeugt, und auch in Deulichland war die Zahl Derer, die ihnen diese Albern denen nachbeteten, keine geringe. Oder sollten sie nicht doch recht haben? Ist der Zug, den Kaiser Wilhelm unternommen hat. nicht ein Erobernngs- zug, aus welchem er als Sieger heimzukehren hossl? Run ja. es ist ei» Lroberungszug. Millionen Herzen wervea demjenigen mit Freud« entgegenschlagen, dessen Augenmerk darauf gerichtet ist, die Einheit des deutschen Reiches, welch« »», seine» Vorfahre, geschaffen worden ist. immer mehr zu besestigea zum Heil und Segen des Baterlandes. Kaiser Wilhelm macht zunächst den deutschen Fürsten, die sich bei seinem Regierungsantritt um den Thron de- Kaisers schaartea, seinen Gegenbesuch, um so vor aller Welt kuud zu thun, daß alle deutschen Fürsten unter Zujauchzen aller deutschen Stämme eins sind ln Liebe und treuer Anhänglichkeit au Kaiser und Reich. Die Herzen deS deuischen Volkes sind es, welch« Kaiser Wilhelm zu erobern hofft, und da darf er deS Siege- sicher sein. Dieser Thal sache werden sich auch diejenigen beugen müssen, welche noch immer der Hoffnung lebten, daß die Uneinigkeit «atrr den deutschen Fürsten und Stämmen wiederkehrea und ihren Soaderbeftrebungen neue Nahrung geben werde. Mit der Zeit, in welcher trotzig« Vasallen sich gegen Kaiser und Reich auslehnteu, ist eS vorbei. Alle Fürsten haben aui den, Altar de« Vaterlandes die Vorrechte geopfert, welche die Einheit Deutschland- forderte, und sich ou» davon überzeugt, daß sie diese Opfer nicht umsonst gebracht haben." * AuS Bern wird vom 26. d. M. jzenieldet: Nach 4»/,stünviger Debatte hat der Große Rath bei NamenSausrus mit 73 gegen 50 Stimmen (diese wollten gemäß dem Anträge der Regierung zur Zeit keine Revision) beschlossen, e- sei daS Volk anzusragen: 1) Soll eine Revision de» Art. 85 (Armeu- wesen) und der Art. 90—Sb (grundsätzliche Ermöglichung von Partialrevisionen) stattfinden- 2) Soll diese Revision durch den Großen Rath oder den BerfastungSrath vorgenommen werden? ES trat eine beklagenSwerthe Zerfahrenheit der Ansichten, namentlich in der sormell-staat-rechtlichen Frage, zu Tage, ob der Große Rath nach dem Wortlaut der Verfassung desugt sei, die an daS Volk zu richtende RevisionSsrage aus die gedachten Artikel einznschränken. RegierungSrath Eggli nannte diese Art de» Vorgehen» versaffungSwidng, natürlich unter lautem Beifall der RevisionSgegner. Derselbe nahm den Standpunct ein, der Große Rath könne daS Volk nur allge mein ansragen, ob eS eine Revision begehre. Sei die Frage bejaht, dann allerdings habe die Revisionsbehörde (Ver- sastungsrath oder Großer Rath) e« in ihrer Hau», die Ver fassung total oder nur partiell zu revibiren. Steiger. Rilschard» Marti und Iolistaint bekämpften Eggli. Marti »aiintk den Standpunct Eggli'« widersinnig. Dürreninall und FollelKle sprachen lebhaft gegen jegliche Revision. Dürreninatt erklärte, 50.000 Bürger hätten im Jahre 1884 die revibirte Verfassung verworfen. Die Opposition sei noch da. AuS Allem ergiebt sich, daß dieser Partialrevision kein günstiges Prognostiken zu stellen ist. Die Session wurde geschlossen. * Ein wohlunterrichteter Gewährsmann schreibt der „Poli tischen Eorresponvenz" aus Kopenhagen, 25. September: Die verschiedene», uamentlich von Pari« ansgehenden publicisti- sche» Auslassungen, welche für die nächste Zeit bedeutsame Ber» Siiderungeu im Slande der bulgarischen Frag« in Aussicht rücken und im Tour der Gewißheit davon sprechen, daß über die Candidatur des Prinzen Waldemar von Dänemark zwischen den hauptmteressirtea Lobinerea bereit- ein« Einigung erzielt worden sei, sind auch hier bemerkt, in gut iniormirten Kreisen aber nur belächelt worden. Weiß man doch, daß Prinz Waldemar die Ean- didatur sür den bulgarnchen Thro», selbst wenn dirse ihm von allen Mächten angcboicn werde» sollle, niemals annedmen würde, da ernste Familienrücksichten einer derartigen Entschließung unbedingt eutgegenstehen. Derselben Erwägung bat sich, wie gleichfalls ver- sichert werden kann, auch das ruisische kaiserpaar angeschlosseu und von dieser Seite ist da- Projekt der Landidatur des Prinzen Waldemar, wenn dasselbe überhaupt jemals erustlich in Frage staub, seither vollständig sollen gelassen worden. Die Gerüchte über die bevorstehende Abdankung de« König- Georg zu Gunsten seine-Sohnes haben sich al« vollständig grund los erwiesen. Zur Unterstützung derselben war bekanntlich vorauf verwiese» worden, daß König Georg kürzlich ein große« Gut in Dänemark käuflich erworben habe, aus das er sich zuruckziehea wolle. Au competenter Stelle emgezogeaen Erknadiguugea zufolge bat eine derartige Erwerbung überhaupt nicht stattgejnndcn, während das Palais in Kopenhagen, welches gleichfalls als Anzeichen der beab- ichngte» Abdankung angeführt worden war, schon seit längerer jeir ein Eigenthum des Königs Georg bildet, dem eS durch Erb- Ichast zugcjallen ist. * Von den Engländern aus Chpern wird der Schlesischen Zeitung" geschrieben: Zehn Jahre sind verflossen, seil die Insel Lyperu unter englische Verwaltung gestellt wurde. Wer vor zehn Jahren i» Cyper» war, so berichtet einer der Templercolouiftea in dem Organ derselben, „Warte de- Tempel-", erinnert sich noch der Ve- geisierung, welche de» der Besitznahme von Lyperu durch die Eng. läudrr im Jahre 1878 besonder- unter der Geschäftswelt entstand. Der Waarenzudraug von allen Seiten war sehr groß; man glaubte, die Eugliuder wurden dort etwa- Große- beginnen, und den Eyprioleu gönnte man kaum das Glück, nun von der Türkender» chasl los zu sein. Dieser Begeisterung folgtet bald eine arge Enttäuschung. Die Engländer thaten nichts; sie bauten weder Häsen noch Lajerneu, weder Straßen noch Brücken, noch sonst etwa», wie ma» gehofft. Die spekulativen Kausleute mußten ihre großen Lager, besonders von Baumaterialien, m Beirut und anderen Städten wieder mit großem Verlust verkaufen. Der Unterschied zwischen rüher und jetzt ist der, daß anstatt eines türkischen Pascha- nun ein englischer mit einem Hausen Uuterbeamlrn dort regiert, ferner, daß Handel und Verkehr gegen früher zurückgcgange», und die Insel so ausgesogeu ist wie nie unter türiftcher Herrschaft. Bald nach der Besitzergreifung der Engländer eriudr ma», daß nichts sür die Hebung der Insel geschehe; später wurde über druckende Stenern, Trägheit der Beamte», Ränder- und Diebs- wesen, schlechte Polizei und Rechtspflege und so so« geklagt. Endlich laS man, daß Avgeoidnete des BotteS und »ach deren vergeblichem Gang solche der Geistlichkeit sich an den Gouverneur um Erleichierung der Steuerlast gewendet hatten, jedoch umsonst. In der griechisch, englischen Presse von Lyperu kann man lesen, daß die türkische Regierung viel besser gewesen sei als diejenige der stolzen, über- müthigen Engländer. Eine arabische Zeiluagtzru Beirut: „Lilan el Hadi", hat diese Beschwerden vollauf bestätigt, indem sie nn Juli aniäßlich des Aolauss deS ersten Jahrzehnts englischer Verwaltung«- »häiigkeit aus Lqpera schrieb: Bor 10 Jahren verbreitete Sir Grant Woljcley bei seiner Aakuaf« in Laraaka im Name» der Königin eine Proklamation, in welcher die Herrscherin an-sprach, daß ihr höchster Wunsch sei. die Lyprioten glücklich zn machen, nab daß sie de- ovsichnge, den Handel zu heben und die Linwohoec des Legen der Freiheit, der Gerechtigkeit und Sicherheit Iheilhastig werden zu lassen. Bisher ist aber weder sür geistigen noch wirthschastlichea Fortschritt da« Geringste geschehe». Wurde die Landwirthschast gehoben? Häsen, Straßen, Brücken» höhere Schulen. Wohftyatig- ktttsaastolten gebaut? Leitungen zvr Bewässerung eingerichiei? Eia Blick aus die Insel genügt, um all« Frage» mit „Rein" zn de- antworten. Die Lhpriolen müssen jährlich 200000 Pfund Steuern bezahlen, wovon nur 3000 Pftrnd für Schulen und 1000 Psuad für Spnäier zum Nutzen der Insel verausgabt werden. In ganz Lyperu ist nur eine «iazlge Fahrstraße zwischen Laraaka und Nikosia; dieselbe wurde aber noch von den Türken gebaut; da- andere Laad namentlich im Wärter zur Regenzeit soft oha« Verkehrswege. den asiatischen Schweizern wenn auch keine kriegsersahrnug, so doch Hartnäckigkeit zu. So hat der russische Reisende Przewalsky, der jetzt in ausfälliger Lile wiederum nach Tibet sich aus den Weg maäit, seiner Zeit den Engländern vorhergesagt, sie würden nach Lvassa marschirea müssen, um die Tibetaner zur Unterwerfung zu zwingen. Darüber würde mindeste»- noch der Winter vergehen müssen, ehe an eine derartige Unternehmung gedacht werden kann. Der ärgste Feind, mit dem die Engländer ans den Berghohen deS Himalaya zn kämpfen haben, ist nicht da- tibetanische Heer, das so mangelhaft beivaffnet, wie heutzutage kaum »och afrikanische Wild« eS sind, mit seinen Spieße» und Strnischloß- fliulen chinesischen Fabrikat» gegen die englischen Feuerwaffen sich al- widerstandsunsähig erwiesen Hot. Weit größere Gefahren droht aus jenen Höhen der Winter. Der Schauplatz der Kämpfe in Sikkim ist wohl daS höchstgelegene Schlachtfeld, aus dem euro päische Truppe» je gekämpft haben. Der Ialapla.Paß ist nicht weniger als 14 3S0 Fuß über dem Meeresspiegel gelegen, und von den anderen als bisderige Standorte der britischen Truppen in Sikkim genannten Orten liegt Gualoag 12030 Fuß und Lmgiu 12 617 Fuß hoch. Da- entspricht etwa der Höhe der höchsten Gipsel der Alpen, in denen die Schneegrenze bereits bei 8000 Fuß beginnt. Der südlichere» Breite wegen rückt im Himalaya die Schneegrenze zwar höher hinauf, aber doch nur im Sommer ist ans jenem Hochland« Sikkim- ein dauernder Aufenthalt möglich. Oberst Graham Hot bereits angekündigt, daß er zunächst in da- niedriger gelegene tibetanische Tschumbi-Thal hinabzumarschiren gedenkt. Daß die Besetzung dieses al- Ueberwiateruagsort gerühmten Gebiete« bereits genügen sollle, die Tibetaner zur Vernunft zu bringen, ist kaum onzuaehmeu, da sie sich des einflußreichen BundeSgenoffea, den sie in der bitteren Winterkälic ihrer Heimath besitzen, wohl bewußt sind. Die Eng- länder sind deshalb vor die wichtige Frage gestelli, ob sie ernstliche Borbereilungen zu einem Feldzuge nach Lbasta treffen wollen, oder ob sie selbst ohne förmlichen FriedenSichluß mit der erzielten Ab- Weisung der tibetanischen Hebelgriffe aus indisches Basallengebiet sich zusrieden geben wollen. Der unternehmungslustige Theil ber eng lischen Presse drängt zu diesem Eniilyluß. indem er die Erschließung Tibets sür den britischen Handel als Siegerpreis in Aussicht stellt. Be, dem Austausch indischen Thees gegen tibetanische Wolle glaubt man »och glänzende Geschäfte machen zu können. An eine Einver leibung TibelS in das indische Rechsgebiet» die weder Lhina »och Rußland zuqeben könnten, denkt man selbstverständlich in England nicht. Liberale englische Zeitungen sind indeß keines wegs erbaut von der Aussicht eines langwierigen Krieges, als dessen einz ger Siegespreis eia Handelsvertrag mit einem bedürj- mglose» Bergvolkc winkl, und der noch dazu durch die Einmischung Cliinas zu Gunsten Tibets eine» recht unangenehmen Umsoug an- nehmen könnte. Mit einer Wiederholung der leichten Niederwersung der regulairen tibelaniichcn Truppen, wie sie im Jajapla-Paß sich abgespielt hat, wäre der Krieg selbst aus, noch keineswegs zu Ende. W>e das Beispiel Birma» zeigt, ist in solchen Ländern von Mangel- hasier staatlicher Organisation der von dem erbitterten Bolle jejbft ousgeiiom.nene Kleinkrieg gegen die siegreichen Fremdlinge weit ge» sährilcher und schwierig zn Ende zn führen. Da Tibet nach der zuverlässigen Schätzung ciwa 4000 000 Einwohner enthält, kann seine Bevölkerung genug Freischärlerbandea aus die Bein« bringen, um einem englischen Heere das Leben sauer genug zu machen. Aus allen diesen Gründen wud wohl die englische Regierung dem Obersten Graham im Tschumbi-Thale zunächst Halt gebieten, um abzuwarien, was die tibetanische und chinesische Regierung zunächst zu thun ge denken. * Wie au« Konstävtinopel geschrieben wird, verweigert man daselbst in de» Kreise», die mit centralasialischen Verhältnissen vertraut sind, der in russischen Blättern aus- getauchtea und bisher allerdings unverbürgten Nachricht von dem Tode des EmirS von Kabul. Abdurra hman Khan«, nickt uudedliigt bei, Glauben. ES wird bemerkt, daß sich der Emir durch senie i» Folge krankhaften Mißtrauen- entstandene Gransamkeit in tetzler Zeit überaus verhaßt gemacht habe; da er in Kabul masienhaste. zum Theil martervolle Hinrich tungen vornehmen ließ. Aus diesem Grunde wäre eS nicht befremdend, wenn er schließlich irgend einem Racheacte zum Opfer gefallen und eines gewaltsamen Todes gestorben sein sollte. Auch der jetzt vielgenannte Ischak Khan, ein Ver wandter de- Emirs, mußte sich der VersolgungSwuth deS letzteren durch Flucht nach Herat entziehen, und ist hierdurch zum Rebellen geworden. Nach den in Konstantmopel ein- gelausenrn Berichten hat die Unzufriedenheit mit dem Emir viele Ueberläuser aus dem Heere desselben in« Lager Ischak KhanS getrieben, so daß derselbe gegenwärtig über eine lieber« macht veisügen dürste. Man ist daher aus da« Eintreffen ernster Nachrichten aus Afghanistan durchaus vorbereitet. «e Einwohner waren ich»« nahe daran, dieser Herrschaft mit Ge- Walt zu begegnen, weil ihren Bitten gar kein Gehör grndenft wird. Kürzlich raffien sie ihre letzte» Kräfte zasammea and schickte» einige Abgeordnete nach London, am dort die elende Lag« der Insel vor- zuslelleu und Abhilfe zn erwirken. An diesen Gesandten hängt die letzie Hoffnung der Lyvriote«. Lyperu soll sehr reich an Kupfer und Ersen Ina, wie ei» französischer Geologe Ende der sechziger Jahre gesunden Hot. Boa de» Engländern ist aber nicht« zur Aus beutung geschehen; selbst die »och von der Türkei stark betriebene Salzgewinnung soll «ingestellt sei». * Zu der englisch-tibrtanischen Verwickelung wird der „Voss,scheu Zeiluug" au« London, 26. September, geschrieben: Mit der Niederlage der Tibetaner im Jalapla-Paß ist in dem Kamps« zwischen England mit Tibet da« Vorspiel, besten Schauplatz der Nein« Bergftaat Sikkim war, z» End«. Die folgende» Auszüge werdeu sich ans tibetanischem Bode» selbst adspieleu müssen und da« kan» noch lange Zeit in Anspruch nehmen, wenn die Tibetaner anch nur eine, kleinen Brnchihril ihrer groß artige» Behaupt»»-, ans zwölf Krtegsjahre gerüstet »» sein, wahr »» machen wissen kenne, de« tibetanisch«, Bolkschnraker« trnne» Socialpolitisches. Im Fortgang seiner Erörterungen über die Alter«- und Jn- valtdenvcrsicherung der Arbeiter, die Albert Schässle im „Deutschen Wochenblatt" veröffentlicht, wendet sich der berühmte Bolkswirth einer bisher wenig beachteten, aber außerordentlichen wichtigen Seite der Frage zu. In Nr .27 des „Deutschen Wochen blattes" erörtert Schässle nämlich die Frage, ob ein cenlralisirter oder ein localer Bankbetrieb sür die Altersversicherung einzurichten sei. Er wendet sich aus das Entschiedenste gegen den centralisirtcn Bankbetriebund bemerkt zu Gunsten der Der entralisation, sür die er zugleich praktische Vorschäge macht: „Am nächsten liegt der Gesichtspunct, daß es nicht gut ist, das Leihkapital aus der Peripherie ins Eentrum zu treiben und erst von da aus künstlich und unvollständig i» die Peripherie zurückgelangen zu lassen, wie diese» schon bei den LandesversicherungSanstalten, geschweige bei -iner ein zigen Reichsversicherungsansialt der Fall wäre. Die Freunde der Landwirthschast und des Kleingewerbes machen wir ganz besonders hieraus ausmerksain. Dies um so mehr, als die Leihkapitale der kreiscorporativen Zuschußjonds die ausgezeichnete Eigenschaft hätten, niemals vom Lcihmarkt zurückgezogen zu werden; denn sie sind sür immer ausrecht zu erhalten. Sparkassen namentlich würden durch Uebernahme der Berw iltung dieser Gelder eine feste Widerlage gegen die Fälligkeit ihrer auS Spareinlagen gebildeten Lrihmittcl erlangen. Der decentralisirt« Bankbetrieb käme durchaus dem Lreditwesen der Gegend zu. woraus seine Mittel fliehen, also auch den Arbeit gebern und Versicherten dieser Gegend. Für die Deeentralisation spricht rin »weiter bedeutsamer Umstand. Der örtliche Zins fuß macht sich geltend, kreise (Oberamtsbezirkr), wo der Zinsfuß höher ist, werden solche sein, welchen die Ausbringung der Beiträge entsprechend schwerer fällt. Werden nun gerade ihre Fond» überwiegend örtlich angelegt, so eraeben dieselben entsprechend höheren Ertrag Der durch die lausenden Beiträge zu deckende Theil der Rentenlast wird entsprechend geringer. Für die ärmeren, namenb lich vorwlwend londwirthschastlichrn Kreis« ist diese Lichtseite deren tralisirten Bankbetriebes gar nicht gering anzuschlagen. Locale Fonds haben weit mehr Aussicht auf anwachsende Erleichterung durch Ber mächtnisse und Stiftungen. Noch entscheidender — namentlich für die Weiterentwickelmrg de» ZwangshilsscasjenweienS — ist ein vierter Punct. Selbst nach dem „Entwurf" (tz 102) soll nicht aller Lapitalbesitz der Alters- und In- valtdencassen durch Gelddarlehen frnchtbrtnaend gemacht werden. Auch Anlegung in unbeweglichem Besitze wird vorgesehen. In der That ist die« in mehr als einer Hinsicht wünschenswerth. Der Ertraa wird vom Zinsfuß unabhängiger gemacht und mit sinken- dem Zin-mß brauchen die Beiträge nicht ebenso stark zu steigen. Der Druck auf den Zinsfuß durch einige Milliarden Arbeiterversiche- nmgsfond« wird geringer; der Kleinrentner würde durch die Folgen der Arbeiterversichernng nach dem Lapitaldecknngsvrrsahre» in ge ringerem Grad« bedrängt. Offenbar ist aber umsaffender Grund besitzerwerb nur bei decentralisirtem FoudSumtrieb« im kreise (Ober- amtSbezirke) praktisch durchiüdrbar. Bor Allem aber würde durch Anlegung auch in Immobiliarvermögen dem Arbeiterstand ein An- theil an der Steigerung der Grundrente. Und besonder« wichtig ist r«, daß gewaltig« Summen für die praktische Lösung der „Wohnna-- frage" und andere socialpolitische Ausgaben ersten Ranges zur Ber- sügung gestellt werden würden. Einsender diese« hat im Jahre 1856 die Zwang-Versicherung der Arbeiter al« den praktisch bedeutendsten Angr»ff«pu»ct sür dir Lösung der socialen Frage bezeichnet. Der- selbe hat dann schon im Jahre 186? die Herbeiführung besserer Wohnverhiltniss« al« dir zweite Grundsordernng der Soeialresorm ausgestellt. An dieser Stelle aber ist »ochdrücklichst daraus aufmerk- sa» pt mache», daß dt« weiter, socialpoltttsch« Befruchtung der für die Alter«, und Invaliden-Versicherung zu bildenden Großkapital wesentlich davon abhängig ist. ob diese Capital« jedem Kreist ver bleiben, soweit sie aus demselben kommen, damit sie hier zur Ek Werbung socialpolitisch wrrthvoller Micthhäuscr und Pachtgüter, zu» Gewinnung sicherer und billiger Werkstätten und Wohnhäuser sü* Kleinhandwerker und Lohnarbeiter, für unentziehbare Unterstützung kleiner Leute bet Erwerbung von Grundbesitz, zur Dotation der örtlichen Lethaustalten sür Bauern und Klcinkandwerker ihre Ber^ Wendung finden. Der Weg. der sich hier öffnet, wird zwar mit großer Umsicht zu betreten sein. Ader ein furchtbarer Weg ist es. und e« wird nicht bestritten werden können, daß er von einer Len- tralversicherungSbank bei Weitem nicht so sicher wird gefnade» und zurückgelrgt werden können, al« überall schon vom Leihgesammtver- band der krankencassen. Die Gründe htersür liegen so nahe, daß wir über diese Ausgabe der Zukunft, deren Anfaffuug nn« sür heute noch ferner liegt, hier nicht« weiter werden zu sagen haben, »m dem decentralisirteu Bankdetrieb den Borzug geben zu dürfe«. Marine. * Peter-burg, 24. September. Unwillkürlich erinnert ma» sich (so schreibt der Lorrespondent der „Bossischea Zenung") de« sichern LmlausenS de« deutschen Geschwader« in den kranftcldter Hasen, indem man die eben durchgesührte Gericht-verhaud» lung wegen der Havarie de« neuen Kreuzer« „Admiral Nachimow " lieft, der vor dem Antritt einer Reise in fremde Ge wässer sich an der Granitwaad de« Hasen« eine Beschädigung zuzog« die dem Mariaeressort gegen zehntausend Rudel kostete. Den rutt fischen Prahlereien gegenüber äußert eia bemerkeoswerther «rtiker des „Graihdanin", daß der kronstädter Hafen al- Krieg«. Hafen eigenilich nicht« nütze sei. Die große Rhede, wie schon die Karte zeigt, ist den Westwinden zugänglich und oft gehen da die Welle» so hoch, daß der Verkehr m>t dem Ufer unter- krochen werden muß. Für große Schiffe giebt e« nur «inen Eingang, die sog. SansmannSpforte aa der engste» Stelle de« Fahrwasser«. Zwischen Kronschlot und dem Eingang in den Haien beträgt der Abstand bloß 900 Fuß, die Pforte hat eiue Leffnung von 105 Fuß. Dazu kommt noch der Mißstand, daß jede frisch« Brise eine starke, die Wirksamkeit de« Steuers und der Maschine poralysircnde Strömung erzeugt, und vor dem Ein-' gang Kauffahrteischiffe die freiere Bewegung hindern, die durch die leiseste Berührung mit einem Panzerschiff in den Finthen verschwin den müßten. Tiese Umstände b« wirkten, daß das Einlausea in den kroustädier Hafen sür ein Kriegsschiff eine bedeutungsvolle Probe, für manchen Coinmandeur eia Bcrhängniß wird. So erklärt sich auch die Freisprechung de« Loinmanbeurs deS Kreuzer- „Admiral Naitiiinow". Ru» baut da« russische Marme-Miuisterinm aber noch größere Kriegsschiffe, wie das eben genannte, und somit wächst die Befahr, da kaum vorausznschen ist, wie derartige Gigaule» die sammle Kausmanuspsorlc, selbst mit Hilfe eine- Bugsirer« passiren werde». Wie hier üblich, werden zur Vorbeugung ähn licher Unglückssälle Tagesbefehle und Instructionen erlasse», an- stalt au die Errichtung einer bequemeren Linsohrt zu denken. Offenbar verschmerzt da« Marincreffort den Schaden gern, «eil er abermals eine» Beweis dafür lieferte, wie schwierig der Eingang in den Kronsiädler Hasen für eine seiudliche Flotte sei. Merkwürdigerweise sind es ober immer russisch- Schiffe, welche aus der launischen Rhede Kronstadt« Havarie leiden, oiemal« fremde. Als das deutsche Geschwader so stolz und sicher eiugelanse» war, hatte da» erwähnte Mißgeschick den „Admiral Rachimow" rbeu ge troffen, und wir erinnern uns noch sehr wohl, wie russisch« kreise, nicht ohne Spott über di« russischen Seeleute, die genaue »enntnist des Fahrwasser« seilen« ausländischer Seeosficiere hervorhobrn. Der kronstädter Hasen taug» nicht«, da« unterliegt kaum einem Zweisel, doch warum denn bei jeder Havarie von bisher unbekannten, unter der Wasseroberfläche liegenden Steinen des Anstoßes sprechen, wie die russischen Seeleute lhu»? Jeder andere Staat hätte schon längst die Mittel zum Umbau de« Häsens gesunden. Rußland aber baut immer größere Panzerschiffe, damit sie bei Kronstadt um so leichter Schoden nehmen. ES wird sicherlich Leute geben» di« anch dabei ihre Rechnung finden. * * Rom, 25. September. Wenn man die Fortschritte be trachtet, welckie die italienische Kriegsmarine seit wenigen Jahren in ihrer Entwickelung, Ausbildung «nd Kräftigung gemacht da», muß man rnierseits die Genialität und Tüchtigkeit der Marine- Verwaltung, andererseits ober auch die patriotische Opserwilligkeit bewundern, i»it welcher die Bevölkerung Italien» trotz der ungünstigen fioanzielltn und ökonomischen Verhäliniffe, die bedeutende« Mittel zur Organisirnng ihrer Kriegsmarine beisteuert. Die Rede, welche der Marineinimster Brio kürzlich in Turin bei Gelegeubeit eine» idm zu Ehrrn von seinen Wählern veranslolteten Banket»» gehalten, giebt in dieser Richtung hochinteressante Ausschlüffe. Sie verfolgt die Fortschritte und die Entwickelung der italienischen Marine vom Jahre 1866 an bi« in die letzte Zeit mit bewnudern-werther Klar heit und Aufrichtigkeit. Nach der unglücklichen Schlackt von Lissa beschränkte sich Italien daraus, daS alte Material der Kriegsmarine aus dem bestehenden Fuße zu erhalle», enthielt sich aller neuen Lonstructioaen und nach dem im Jahre 1874 auch mehrere «IS unbrauchbar clossificirie Schiffe verkauft worden waren, reducirte sich das Materiaj der italienischen Kriegsmarine aus eine gering« Zahl theilweise bereit« aniiquirter Schiffe, deren Werth von 160 aus 100 Millionen reducirt worden war. Vergleichen wir nun diesen traurigen Stand der italienischen Kriegsmarine mit ihrem gegenwärtigen, so finden wir. daß Italien buiue» kaum zehn Jahren seine Kriegsmarine derart vergrößerte, daß deren Werth von 100 auf 360 Millionen stieg, daß dieselbe statt über 60 — theilweise ganz unbrauchbare — nun über 102 mit dem brillantesten Materiale ouSgestattete Kriegsschiffe und 108 Torpedoboote verfügt, von denen einige mehr gekostet haben als mehrere der früheren alten Schiffe zusammen. Zahlreich« Schiffe werden in sortwädrender Ausrüstung behalten, um die Ausbildung der Osficiere und Matrosen zu vervollständigen und es wird an dieser Ausbildung mit einem Elser und Fleiße gearbeitet, der Bewunderung verdient. DaS Urttieil, welche« von competenter und unparteiiicher Seite über de» Zustand der italienischen Kriegsmarine abgegeben wird, gereicht Italien zur großen Eh»e. Die Berichte über die letzten großen Flotten-Manöver con- statiren gleichsoll« den ungeheueren Fortschritt, welchen die italie nische Kriegsmarine in ihrem Organi-mu«, ihrer Organisirnng und Ausbildung gemacht hat, und ohne im Geringsten die noch bestehen den Mängel zu bemänteln, geht au» diesem Berichte hervor, daß Italien volle« Recht hat, die kühnsten Hoffnungen ans die künftigen Leistungen seiner Kriegsmarine zu setzen. In Spezzio, dem Houpipunct der maritimen vertheidlanng Italien-, befindet sich eia Material angesammelt, welche» >m Falle eine« Kriege» die brillantesten Erfolge verspricht, und die letzte» großen Flottenmanöver haben die Tüchtigkeit der Oisiciere und der Mannschaften bewiese», an deren Ausbildung fortwährend gearbeitet w rd. Während früher 4—6 Schiffe unter dem Namen de« perma nenten Geschwaders zu Instructionszwccken verwendet wurden, wird nun durch da» System der großen Flottenmanöver dem Oificiercorp« und der Mannschaft Gelegenhrit zur besseren Ausbildung gegeben und dieses System wird, da eS so vorzügliche Resultate geliefert, beibehalten werden. Die von mehreren Seiten erhobene Behauptung, daß eS der italienischen Kriegsmarine am geeigneten Personale fehlt, wird am besten durch die Thatsaehe wiederlegt, daß bedus« der Be mannung der groß«» für die Manöver nothweudigen Flotte, zn welcher bereit» das ganze disponible Material gehört, auch nicht ein Mann von den Urlauberlisten einberusen zu werden braucht, ein Resultat, das selbst so große Seemächte wie Lnalaad «ad Frankreich nicht erreichten. Die italienische Kriegsmarine verfügt über ei» hinlängliche« Personal, um im Kriegsfälle ohne Schwierigkeit dre ganze Flotte bemannen zu können. Ein großes unbestrittene« Verdienst des gegenwärtige« Marine- minister« Brin ist es, daß er bemüht war. bri dem Bane der neuen Sckiffe die vaterländische Industrie zn begünstigen und in Terni ein Elarliffement zu organisiren, in welchem d>« größte» Panzerschiffe hergrftell« und ausgerüstet «erden. Allerdings kostet die-erstell»»» dieser Schiffe ebensoviel, wie der vom Ansland« hergrftrllteu, aber die für dirse Schiffsboutea ausgeg,denen Summe» verbleiben im Lande, kommen der nationalen Jadnftrie zu Gute und. abgesehen von der Edre und dem praktischen Ratzen, welchen die Loastructiou der neuen Schiff« im Inland« gewährt, erwächst an« dem von Brla »ingesührten Systeme der ungeheure Bortheil, daß Italien im eigene» Land« mit eigene» Mitteln, ohne Beihilfe des Anslatid««. tm Falle eine« Kriege« das seiner Krtegsmarr»« nolbwrndig» »-«feint verstelle» tan».
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