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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-29
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
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1 N 273. Erste Anlage M Leipziger Tageblatt md Anzeiger. 82. Jahrgang. Sonnabend den 29. September 1888. Ans Lern Lun-esrathe. * In der am 26. d. M. unter dem Vorsitz de- StaatS- secretairö de» NeichS-IustizamtS, Wirklichen Geheime» Raths vr. v. Schelling, abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der BnndeSrath den Anträgen Preußens und Hessens und dem gemeinschastliLen Anträge Preußens und Hamburgs wegen erneuter Anordnungen aus Grund deS tz. 28 dcS Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdcmokratie die Zustimmung. Sodann wurde über die Inkraftsetzung dcS Gesetzes, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land. und sorstwirthschastlichen Betrieben beschäftigten Personen sür die Gebiete mehrerer Bundesstaaten, über die Wiederbesetzung erledigter Stellen bei DiSciplinarkammern sür elsatz-lotbringische Beamte und Lehrer, über die Anrechnung von in früheren Dienststellen zugebrachten Zeitbeträgen bei der Feststellung des Ruhegehalts mehrerer ReichSbeamten. sowie über die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände Beschluß gefaßt. Reu eingegangen sind; Borlagen wegen Gründung eines DerbandeS der Cafsen zur Versickerung von Fischersahrzeugen im deutsche» Norkscc.qebiet, wegen Abänderung der Formulare zur Montanstatistik, wegen der Bemessung der Caurion dcS Rendanten der Burcaucasse der physikalisch technischen ReichSanstatt. AuSsührung-bestimmungen zu dem Gesetz über die Statistik deS WaarenverkehrS deS deutschen Zollgebiets mit dem Auslande, ein Antrag, betreffend die Bildung eMr besonderen Müllerei-BerufSgenossenfLast sür daS Gebiet deö Königreichs Bayern ausschließlich der Pfalz, der vierte und fünfte Bericht der VollzugScommission für den Zollanschluß Brcnicns und der achte, neunte und zehnte Be- richt der BollzugScomMission sür den Zollanschluß Hamburgs, eine Vorlage wegen Errichtung eines Braunlweinsteuer-Grcnz- bezirkS gegen Luxemburg, ein Antrag Preußens, betressend die Abänderung deS Statuts der Danziger Privatbank, und ein Antrag Württemberg« auf Gestattung deS Umlaufs von Scheidemünzen der Frankenwährung bei Lassen der württem« belgischen Eisenbahn- und Dampsschifsverbindung. Sämmt- liche vorbezeichnele Vorlagen sind nach einer Miltheilung deS Vorsitzenden aus Grund dcS 8 11 der EeschäslSordnung be- rcitS den zuständigen Ausschüssen zur Vorberalhung überwiesen «vordem Der Borsitzende tbeilte setucr mit, daß der Zeit- punct, zu welchem der Anschluß von Hamburg und Bremen an daö Zollgebiet erfolgen soll, vom Reichskanzler aus Grund dcS Beschlußes de« BundeSrathS auf den 15. Oktober d. I. festgesetzt worden sei. Zur preußischen Wahlbewegung. d>IX). Berlin. 27. September. In der gegen wärtigen Wahlbewegung spielen die landwirth- sch östlichen Fragen eine hervorragende Nolle, und mit Liecht. Wenn auch ein guter Thcil "der hier in Betracht kommenden Interessen, insbesondere die jetzt wieder mit großer Lebhaftigkeit erörterte» Zölle, zur Zuständigkeit der NcichSaesetzgebnng gehören, so treten doch auch an die einzel- staatliche Gcsepgebilng Aufgaben und Anliegen genug heran, welch^ für Vas Gedeihen der Landwirtbschasl von höchster Wichtigkeit sind. Unter den nativnalliberalen Candidaten 'wsindet sich zu unserer Freude eine große Anzahl von Land- wirthev, und gegenüber der Verkennung und Mißachtung, welche die deutschsreisinnige Partei stets gegen alle landwirth- fchastlichcn Interessen bewiesen hat, kann die national- liberale Partei mit Grund darauf Hinweisen, daß sie für die ungemein hohe Bedeutung dieser Interessen stets Berständniß und Anerkennung gehabt hat. DaS wird auch in den landwirtbschastlichen Kreisen anerkannt; während ier der Boden sür die nationalliberale Partei sich mit jedem jabr mehr ausdchnt und befestigt, bringt sich die FortschrittS- artei gerade in diesen Kreisen niehr und mehr um allen §retit. Indem sie mit dem Geschrei über Brodvertheucrung zu Gunsten der Socialdemokraten wirkt, geht ihr bei ihrer vollkommen ablehnenden Haltung gegen alle landwirthschaft- lichen Interessen der Boden in bäuerlichen und grund- besitzenden Kreisen mit jedem Jahr mehr verloren. Uebcr die Lage der Landwirthschast hat fick noch der jüngste Ge schäftsbericht über die Thäligkeit der nationalliberalen Partei im Abgeorvnctenhausc i» warmen Worten folgendermaßen ausgesprochen: „Hilfe sür die Landwirthschast erscheint um so ,iotl,wendiger, als die guten Ernten der letzten Jahre seither die niedrigen Preise etwas ausgeglichen habe», voraussichtlich aber in diesem Jahre ein merklicher Rück schlag zu erwarten ist. Die nationallibcrale Partei hat sich nicht verhehlt, daß die Landwirtbschast eine Krisis durchmacht, in welcher der Staat sich nicht daraus beschränken darf, die Landwirthe aus Selbsthilfe durch eigene Energie zu verweisen. Die nationalliberale Partei hält unseren Getreide bau sür die sicherste Grundlage unserer politischen Kraft und Selbstständigkeit und hält eS deshalb sür ihre Pflicht, der Landwirthschast alle mögliche Erleichterung zu verschaffen. Die Krisis der Landwirthschast ist eine bedenkliche, indem zu befürchten, daß bei längerer Fortdauer ein großer Thcil der jetzigen Grundbesitzer auch im Bauernstände seinen Besitz nicht mehr zn halten im Stande wäre. Daß in diesem Falle neue Erwerber unter günstigeren Kausbedingungcn sich vielleicht im Besitze erhalten würden, kann der Nation keinen Ersatz bieten für den Ruin eines Theils der mit den Ge schicken des Vaterlandes am engsten verknüpften BevölkerungS- classe. Bei allem möglichen Beistände bleibt es immer noch Sacke der Landwirthschast. sich möglichst den gegebenen Con- juncturen a,«zupasse« und Mängel und Unvollkommenheiten des landwirtbschastlichen Betriebes und Verkehrs zu beseitigen, sich überhaupt zuerst aus energische Selbsthilfe zu verlassen. Die Thätigkeit der Landwirthe kann aber unterstützt werden durch Maßregeln der inneren BolkswirthschastSpolitik. Diese Maßregeln können sür die Landesgcsetzgebung auf dem Gebiete deö Canal- und EisenbabnbaucS. der theilwcisen Herabsetzung der Eisenbahnsrachtcn, Verbesserung des Personal- und Real- creditS re. oder auf dem Gebiete der kommunalen Besteuerung liegen. Auf allen diesen Gebieten suchte die nationalliberale Partei die Landwirthschast zu unterstützen." In dem bisber deutschsreisinnig vertretenen Wahlkreise Hamm-Soest haben die Nationalliberalen nach der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" die Herren Gymnasial- director Schmelzer und Gutsbesitzer Schulze-Steinen als Candidaten sür das Abgeordnetenhaus aufgestellt. — Im Wahlkreise Minden-Lübbecke, bisher konservativ vertreten, hat sich am 25. d. M nach einem wirksamen Vortrag des Generalsccretairs der nationalliberalen Partei, Herrn Patzig, ein nationalliberaler Verein gebildet, der bereits zahlreiche Beitrittserklärungen gesunden hat und unverzüglich mit der Ausstellung eigener Candidaten Vorgehen wird. — Auch im Wahlkreise Hersord-Bielefeld, bisher conservativ ver treten. wird die nationalliberale Partei selbstständig Vorgehen. Ter „Staatsanzeiger" veröffentlicht heute die Termine derWablcn für das preußische Abgeordnetenhaus. Die Waylmännerwablen finden danach am 30. Oktober, die Abgeordnetenwahlen am 6. November (also nicht 17., wie gestern fernsprechlich gemeldet) statt. Mlitamjches. * Die Nachrichten über die bevorstehende Neuorgani sation der Feld-Artillerie veranlasse» die .Kreuz- zritung", da, wis sie sich auSdrückt. da» Gebiet der JsidiSere» tion elnyiqz, KIM» w-tkeLitt^sSüs der Ansicht Vieler der Bestand der Frieden«.CadreS der Feld-Artillerie nicht ganz ausreichend sei. DaS Blatt bemerkt hierzu: ^ Alle IDiejenigen, welche wissen, welche Massen von Neubildungen im Falle deS Krieges plötzlich aus den bisher vorhandenen Friedens beständen der Feld-Artillerie hervorgezaubert werden sollen, werden sich der bangen Sorge nicht erwehren können, daß die Bestände an Maunschaiien und Plerden nicht ausreichea möchten, einen Feldzug längerer Dauer gründlich durchzukämpsen. Die Friedentbildungeo genügen wohl, um die rrjten Staffeln der Batterien auszustellen, aber sie würden versagen, wenn die Kampje längere Dauer, die Verluste größere Dimensionen annehmcn werden. Air dürfen au« Gründen nicht aus da« Detail eingehen und auch nicht fragen, ob auch sämmtl,che Batte rien ohne Ueberhastung rechlzcitig kriegssertig sein werden; möchten aber doch hinzusügen, daß. wenn Manchem die FriedenSorganijaiion der Feld- oriillerie schon etwas unzulänglich erschien, clie die neue Wehrordaung geschaffen war, mit der Einführung derselben die Frage der Er höhung de» FriedenSstaades wohl eine noch brennendere, und die« um so mehr geworden sein möchle, als bei den heutigen Präcisions- und Schnellieuergewchren, mit denen Freund und Feind bewaffnet ist, die Artillerie mit ihrem vervollkommneien Shrapncl- und Wursseuer immer mehr die Vorbereiterin der Erfolge, die Beschützerin der Jnsanterie-Angr>ffe zn werden verspricht. Wen» Fürst Bismarck einst unter der Zustimmung deS ganzen Lande» sagte, sür unseren Landsturm sei daS beste Gewehr gerade gut genug, so könnte man dem hinzusügen, daß für unsere brave Infanterie eine möglichst ausreichende Beigabe von Artillerie gerade genügend sei. In wie weit hier Wllnsche und Bermuthungen mit der Kenntniß von ein maßgebender Stelle bestehenden Absichten gemengt sind, ist schwer zu ersehen. Die „Kreuzzeitung" meint, daß bisber nur finanzielle Bedenke» von der Inangriff- uabme dieser Neuerunge» abgehalten hätten, und geht über diese Bedenke» mit der Bemerkung hinweg, daß, wo daS Leben unserer Söhne in Frage kommt, die Geldfragen in den Hintergrund trete» müssen. * Einem französischen Urtheile üb-r daS Kaiser manöver aus dem Munds eines Augenzeugen, der, wie er schreibt, dem Chef des Generalstabes, Grasen Wnlderjee, de» Zulab zu den interessantesten Puvclen des ManüvcrgelandeS verdankte, begegnen wir im Pariser „Figaro". Der offenbar sachmänniiche Bericht erstatter, welcher den militairischen und persönliche» Eigcnichaiten de» Kaiser» die höchste Anerkennung widersahrea läßt, hat sein Hauptaugenmerk aus die Leistungen der Cavallerie cencentrirt, und was er diesbettcffs wahrgenonimen, die Sicherheit, Gewandtheit und Schnelligkeit dir Bewegungen, der Uebergang au« der Colonnen- in die AngriffSsorniation uud umgekehrt, die Schneidigkeit, die Wucht und Nachhaltigkeit der eavalleristischen Offensive selbst, erfüllt ihn mit unbedingtem Respect vor dem gegenwärtigen Stand der deutschen Organisation dieser Waffengattung. Sein Enduriheil saßt der Fran zose in Folgendem zusammen: „Seit elwa MIahrcn hatte man aus die großen Cavalleriekundgebungeii verzichtet. Man nahm an, daß die selbe nur noch als Hils-truvpe der Jnsanierie gegen die feindlichen Flanken verwendet werden könne. Diese Manöver haben im Gegen- theil die Cavallerie nicht nur als Angreiferin der Flanken kennen gelehrt, sondern in der Bereinigung zu einer surchibaren Masse, um die ganze Linie des Feindes in würhendcm Angriff zu durchbrechen (am 14 ); am 15. wurde der Angriff unverzüglich gegen den Mittel- punci der Linie selbst gerichtet. Die neue deuische Theorie bricht binsort mit den während der letzten Jahre in Geliung gewesenen Grundsätzen; Grundsätzen, nach denen die Cavallerie, wegen der weittragenden Feuerwaffen genölhigt, sich in der Ferne zu halten, nur in bcstimmien und sehr kurzbemessene» Augenblicken sich geltend machen kann. Die Deulschen werden also nicht mehr cinräumeu, daß die Cavallerie nur gegen eine schon erschütterte Truppe von Wirksamkeit sein könne. Sw verliert ihre» Charakter als bloße HilsSwaffe." * Metz, 25. September. Mit dem beute Nachmittag unter strömendem Regen rrsolgten Wiedereinmarscb der Be satzung in die Festung Metz baden die Herb st Übungen de« l4. ArmeecorpS sür dieses Jahr ibr Ende erreicht. Mit der heutigen Ausnahme war die Witterung während der ganze» zillvlftägigen Manvverzeit durchaus günstig. An, gestrigen Tage wurde durch die gegeneinander operirenden Divisionen Nr. 30 und 33 etwa 20 Kilom. südlich von hier in dem hügeligen Gelände zwischen der sranzösischeu und deutschen Nied ein Corpsmauover auSgeführt, welchem außer dem Großherzog von Baden auch der Erbprinz Friedrich vo» Bade» beiwohnte. Heule Nachmittag begaben dieselben sich von Neiiitlly auö ohne weiteren Aufenthalt nach Consianz- Mainau. Ten Fürstlichkeiten brachte auch die einheimische Bevölkerung Kundgebungen aufrichtigster Verehrung dar. Dem erwähnten CorpSiuanöver wohnte ferner ver Commaudcur des 2. bayerischen ArmeecorpS, General der Infanterie von Orff. an. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Der Steinsetzer Hermann Marggras aus Möckerling bei Merseburg war beschuldigt, am 24. Juli d.J. aus dem hiesige» städtischen Lagerplatz? an der Harkortstraße einen College». Namen» P., mit dem er in Streit geratben, vorsätzlich mit einem Stück eiserne» Gar rohr aus de» Kopf geschlagen und dadurch P. eine Verletzung bei gebracht zu habe». Ter Angeklagte wurde daher wegen vorsätzlicher g-sährlicher Körperverletzung »ach tz. 223a de» R.-Str.-Bes.-B. zu 1 Monate Besängnißstrate verurtheilt. II. Am 21. Juni d. I. fuhr der herrschaftliche Kutscher Michael Verschneider aus Bischberg mit der Equipage seiner Herrschast, Kaujinann L. hier, die Hohe- und Elisenstraße entlang, als an der Kreuzung dieser Straßen der im vierten AllerSjahre stehende Knabe Sch., welcher auf der Fahrbahn stand, von dem Ge schirr gestreift wurde und einige, allerdings nur unerhebliche Quetschwunden erlitt. Gegen Verschneider wurde daher das Straf verfahren wegen fahrlässiger, unter Außerachtlassung einer BernsS- psiicht begangene Körperverletzung eingeleilet und ihm insbesondere zur Last gelegt, im scharicn Trabe und in so unmittelbarer Nähe a» dem Knaben vorübergesahrca zu sein, daß der letztere dem Unsall nicht habe entgehen können. Die Haupiverhandlung lieserie indessen ein sür den Angeklagten wesentlich günstigeres Re- sultat. Verschneider selbst versicherte, nur im mäßigen Trabe ge fahren zu sein und auch die vorgeschriebeueu WarnungSsigaale duich rechtzeitigen Zuruf gegeben zu haben re. Die Behauptuugcn de« Angeklagten vermochten im Lause der Bewe>«aus»ohme uicht ge. uügeod widerlegt zu werden, so daß da« Bericht deu Beschuldigleo voa der erhobeaeu Auklage sreisproch. . III. Der Schulknabe Friedrich August Schneider aus Mügeln halte sich in mehreren Fällen deS schweren und einfachen Diebstahls sowie der Unterschlagung schuldig gemacht. Da» Motiv zu den Strosthoten war die im Elternhouse herrschende Noth und daraus wurde bei der Slrasabincssung auch einigermaßen Rücksicht ge- nammen. Der Angeklagte wurde unter Annahme mildernder Um stände zu 2 Monate» Gesängißstrase verurtheilt. IV. Die gegen den Schuhmacher Heinrich LouiS Schn ei der au» Zschopau und Hedwig verehel. Schocidewind au» Plag- witz erhobene Ehebruchsanklage wurde unter Ausschluß der Oeffeat- lichkeit verhandelt und gegen dir Angeklagten auf je 2 Wochen Besäugoißstra se erkannt. Der Bericklshos bestand au» den Herren LandgerichtS-Direclor Bartsch (Präsiden», LandgerichiS-Räthea Bielitz, Siegel, vr. Franze und Wolsram; die Anklage führte Herr StaaiSauwalt Meißner» di» Bertheidigung za 111. Herr Rechtsanwalt vr. Erdmauu. I. „Der GesellenauSschuß der Maurer und Zimme rer Leipzig»" batte sich wegen Vergehens gegen 88 24, 25 und 33 de» Verein«- und BersammlungSrechles, Gesetz vom 22. No vember 18bO, zu verautworteu uud zwar stand der ganze Ansschob, einig« SO Mann, unter Anklage. Bekanntlich wurde im Mai d. I. der Ges«llenau«!chuß der Maurer uud Zimmerer vou der hiesigen Polizei aufgelöst, da derselbe mit der Agttatiootcommisflon i« Hamburg tu Berbiudung geireteu war, ohne ladeffeu Bereit,«- oder Corporationsreckte im Sinne de« einschlagenden Gesetze« zu besitzen. Die Verbindung bestand darin, daß der Aasschnß an dir Hamburger AgttatiooScommiisiou Gelder übermittelte, welch« t» Streikunterstützungen, Bezahlung von Ger>cht«kostea ver- wendet wurden und beliesea sich diese Beträge aus 2600, 3500, ja sogar 6000 Mark; jedensall« namhafte Summ-». C« handelte sich nun darum, ob der diesige Ge!eUcaau»schub und die AgitationScomnussion in Hamburg Vereine im Sinne des Gc- setze« seien. Bezüglich dieses Punktes gelangte das Gericht zu der vollen Ueberzeuguiig. daß dies der Fall sei, den» der Ausschuß halte sich aus freiwillig zusammenqetrelenen Gesellen constituirt, ohne daß Einer gezwungen war, zu bleiben. Statuten hatte man gar nicht ausgestellt, ebensowenig einen Vorstand gewählt. Im klebrigen sprach dafür der Umstand, daß der Ausschuß selbstständig Ausrufe erließ und diese mit „GcsellciiauSichuß" Unterzeichnete, Bersamm- luugeu abhielt, ein eigenes Vereinslocal sür seine Zusammenkünste besaß. Wenn diese Zusammenkünfte nun auch nicht regelmäßig er folgten. so geschah dies innerhalb einer gewissen Frist mehrmals. Unzweifelhaft ist serner, daß sich die Einzelnen den Anordnungen eines vou ihnen gewählte» College» fügten, also ein Oberhaupt hatten, welches die Stelle eines Vorstandes entnahm, wenn auch nicht osficiell; der GesellenauSschuß war also eine Vereinigung im Sinne deS Gesetzes, Welche sich mit öffentlichen Angelegenheiten befaßte, ohne die hierzu erforderlichen Vereins- bez. Corporaiionsrechie zu besitzen. Außer den oben erwähnten Handlungen, welche den Ausschuß in die Stelle der sich mit öffentlichen Angelegenheiten befassenden Vereinigungen rongiren, wurden voa demselben Arbeit-- und Lobnsraqen behandelt. Alle diese Umstände trugen dazu bei, daß da« Schöffen-Gericht zur Ueberzeugung davon gelangte, eS hier mit einem Vergehe» gegen die erwähnten gesetzlichen Bestimmungen zu ihun zu haben. Es erjolgte demgemäß die Beruriheilung der Angeklagten zu je 10 Tagen Gtsäogniß und solidarischer Tragung der Koste». Der Gerichts hof hatte olS besonders erschwerend augcseheu, daß der Verein bestrebt gewesen sei, seine Thäligkeit und sein Wirken geheim zu holten, daß serner aus den gesammelten Geldern nicht die» Unter stützungen gewährt, sondern auch GerichlSkostcn bezahlt worden sind. Namentlich der letztere Umstand war der Grund, weshalb Geiängaiß- ftraie auSgeworsen wurde, den» das Gericht hielt dafür, daß cvent. Geldstrafen lediglich von der Lasse bezahlt morde» und im eigent lichen Sinne sodann gar keine Strafe gewesen wären. 11. (Eia unerlaubter Meßwitz.) Das Liedchen „Fischerin, du Kleine" hat schon zu unzähligen Scherzen herhaltcn müssen. Die Illustrationen dazu, und zwar „» heiteren Genre, wachse» wie die Pilze aus der Erde, und die „Leipziger Messe", die immer aus „Schcrzartikel" bedacht ist, hat auch diesmal wieder ein Product impoctirt, das freilich nicht an allzu großer Harmlosigkeit leidet. Ueberall in unserer Siadt, unter den Bude», in den Läden der Buch händler und Buchbinder, sowie Lurch Colporleure in allen größeren und kleineren Restaurants wird zur Zeit ri» Bild verkausr. das die „Kleine Fischern," am Mccresstrand sitzend darstcllt. Die Criminal- polizei erblickte in der Tendenz des Bildes ein Siitlichkcitsver- gelien, beschlagnahmte bei einem hiesigen Buchhändler eine Anzahl solcher und ähnlicher Bilder mit gleicher Tendenz und erstattete Anzeige. Das diesige königl. Schöffengericht, dem die Sache vom tönigl. Landgericht überwiese» war, verhandelte gegen den betreffende» Buchhändler wegen Vergehens gegen 8- 164 des Strafgesetzbuches. Obwohl der Angeklagte bethcuerle, daß er diese Bilder, die ausdrück lich von der kgl. StaatSaiiwaltschast zu Berlin sür strasloS erklärt worden seien, nur in den« Bewußtsein ausgestellt habe, damit etwas Strafbares nicht zu thun und obwohl die Bertheidigung (Herr Res. Hermann Pilz) bemüht war, mit Bezug aus eine Reichsgerichts- eiilscheidung vom Jahre 1880 nachzuweisen. daß die Bilder an sich durchaus keinen unzüchtigen Charakter hätten, kam daS Gericht zu der gegentheiligen Ansicht und verurtbeilte demgemäß den Buch händler zu äOMarkGeld- eventuell Gesängnißstrase. Wir nehmen von der Verhandlung hauptsächlich deswegen Notiz, weil das be. treffende Bild alltäglich noch ungcnirt colporlirt wird und keiner der Colporleure glaubt, sich damit einer strafbaren Handlung schuldig zn machen. Wenn auch der Angeklagte gegen das Erkenntniß de» kgl. Schöffengerichts Berufung bereits eingelegt hat. so dürste doch den betreffenden Buchhändlern, Buchbindern und Colporteuren zu rathen sein, „die kleine Fischerin" bis auf Weiteres — unterlaucheu zu lassen. Tanct Michael und der MichaeltStag. Von E- Glaser. Der MichaeliStag fällt aus den 29. September und die Feier dieses Tage» gründet sich aus den Wunderglauben der alte» Kirche, welche von verschiedenen Erscheinungen dcS Erzengels Michael erzählt. Zuerst erschien der Erzengel auf dcni Gebirge GargaauS in Apulien. Die Veraiilassung wird so erzählt: Aus dem Gebirge GarganuS weidete einst eine Viehheerde. Ein Stier cnlsernle sich etwa- weit von der Heerde, und als man ihn suchte, fand man ihn endlich in einer groß ii Höhle. Man sandle einen Pseil aus de» Stier, aber der Pfeil kehrte durch göttliche Fügung wieder in den Pseilbchülter zurück. Durch dieses Wunder erschreckt, wagte man nickt, die Höhle zu betreten. Man frug einen Bischof und dieser ordnete ein dreitägiges Fasten an. In der Nackt erschien der Erzengel Michael dem Bischof und sagte, daß diese Höhle in dcS Erzengels Schutz »od Obhut gestellt und in derselbe» Verehrung GotleS, dcS Erzengels und der anderen Engel gestiert werden solle. Nachdem der Bischof das gehört, ging er mit dem Volte zur Höhle und fand dieselbe schon zum Tempel hergerichtet, und sofort weihte er den Ort zu gotieS- diensllichen Verrichtungen. Seit dieser Zeit geschahen an diesem Orte viele Wunder. Ein anderes Mal soll der Erzengel Michael aus der Engelsburg in Ron» erschienen sein. Die Burg hat von diesem Erscheinen ihre» Rainen und ist auf ihrer Spitze mit einer bronzen,n Bildsäule des Erzengels Michael geschmückt. Von diesen Engelscrschcinungcn leitet man die Feier des Mickaelissestes ab. Es wird auch noch ein Fest erwähnt zum Andenken an den Sieg be helligen Michael über den Drachen, aber ohne nähere AuSkunst über Zeit und Veranlassung. Dieses Fest und dieser Sieg scheint in Beziehung zu stehen mit der Vibelstelle Offenbarung St. Johannis 12, 7, welche laulei: „Und es erhob sich ei» Streit im Himmel, Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und seine Engel, und siegte nicht, auch ward seine Stätte nicht mehr gesunden im Himmel." Nach einer andern jüdischen Sage siegte eine Zell lang der Antichrist und steigt aus deu Oelberg, ui» ge» Himmel zu fahren, da erscheint der Erzengel Michael uud spaltet ihm das Haupt. Hier erscheint er als Streiter, als eia Hercules, der Alles überwindet, waS der göttlichen Weltordnung widerstrebt. Dieser Gedanke liegt aller Tradition des Erzengels zu Grunde. Stach der Epistel Si. Judä, BerS 9, streitet der Erzengel mit dem Teusel um de» Leichnam des Moses. An dieser Stelle heißt es: „Michael aber, der Erzengel, da er mit dem Teusel stritt und mit ihm redete über den Leichnam des Moses, wagte nicht, daS Urtbcil der Lästerung zu fällen, son dern sprach: „Der Herr strafe Dich!" Nach einer Soge glaubte der Teufel an Mose« einen Anspruch zu hoben, well dieser den Egypter lodigeschlagen hatte. Nach Daniel 12, 1 ist Michael auch der Schutzengel Israels, denn an dieser Stelle heißt e«: „Zur selbigen Zell wird der große Fürst Michael, der sür dein Volk stehet, sich aufmachen." AIS einen Schutzengel nahmen spälcr die Christen den heiligen Mickael für ihre Kirche in Anspruch. Die christliche Kirche feierte bei dem Eintritt der Sonne in daS Zeichen der Waage das Schutzengelstst, dessen die ReichSstände zu Mainz im Jahr 613 unter dem Titel Kirchweihfest deS heiligen Erzengels Michael erwähnen. DaS Ende des Sommers ist die Zeit der sterbenden Natur, und hier tritt der heilige Michael als Kämpf r gegen die Winlerdämonen, als Besieger der Mächte der Finstern.si aui, welche den Untergang der Welt berbeiführen wolle». Wie im Frükliiigsäquinociium St. Georg den Winlerdrachen er!egt, so stößi im Herbstagilinoctiuiii der Oberste der himmlischen Heerschaaren, der Erzengel Michael, den Winlerdrachen in daS Schattenreich zvrück. Aus einem Gemälde de- Lorenzo Sabbatieri in Bologna rnbt Michael'» Fuß aui dem Kopse de» SalanS, der heilige Johanne» steht dem Michael gegenüber, uno in der Mitte befindet sich die heilige Familie. Der heilige Michael hält eine Waage in der Hand, eine Seele wird gewogen und von dem Christnskinde ausgenommen. Hier finden wir eine alte heidnische Anschauung, da« Abwagea der Seele, mit einer christlichen, d,e Ausnahme in den Himmel, vereinigt. Die Anschauung einer Seeleuwaage gehört zuerst der indischen Religion an. Hier hat der Toblenrichter Schiwa Dherma die Seeleuwaage in der Hand, in die eine Schale legt er die Seele, in die andere ein (jetzt noch in Indien übliches) Gewicht. Boa Indien nahm diese Anschauung de» Weg über Egypten. I« eiuer egyptischeu Begräbnißhalle wurde solgeode« Bild, da» Todtengericht vorftellevd. gesunden. In einem GekichtSsaal sitzt Lsiri« aus einem erhöhten Platze mit Geißel und Krummstab und vor ihm lieg« da« Leopardenscll. Daneben steht der Gott Todt mit Griffel und Papyrusrolle und führt daS Protokoll. Hieran schließt sich die Waage. Die Güttin der Wahrheit (äla) leitet die Wägung. Aus der einen Schale liegt das Herz deS Verstorbenen, auf der anderen Schale das Bild der Göttin der Wadrhcit. lieber der Waage befindet sich ei» Hunüsaffe mit einem Siock, welcher die Seele, die uicht ge« rechtfertigt ist. in Gestalt eines Schweines zurücksührt. --> Von Egypten fand diese Vorstellung ihren Weg nach Griechen land, und so mochte sie auch den Christen im Abei,blande bekannt geworden sein, wosern sie nicht zu dielen von den Juden überging, die diese Vorstellung ans Thaldäa mitbrachlea. Wir denken hier an Belsazar, den letzten König von Babel, d-r ein herrliches Mahl gab und in der Mitternacht eine Hand sah, welche on die Wand de» Saales schrieb: „Da bist iu einer Waage gewogen uud za leicht befuadeu." Io deu Dichtungen de» Mittelaller« wird auch eia Streit der Engel und Teufel um die auSsahreude Seele geschildert, beide wollen sie in Empfang nehmen. An der Spitz« der Eagel steht der Erzengel Michael. Der heilige Michael wurde dargestellt mit einer Waage, er wog die guten und bösen Thatea der Menschen. Um die MichaeliSzeit biellea daher die allen Deutschen Gericht, eS versammelten sich die Bewohner der verschiedenen Gaue, um sich über die vorzunchmen- den Geschäfte des folgenden Jahre« zu beraihen und über alle Streiligkeilen und Vergehen zu urtheileu. Jeder, Fürst und Uater- Ihau, durste hier frei seine Meinung sagt», sein Anliegen Vorbringen und da« Volk gab dazu seinen Beifall durch Schlagen der Schwerter aas die Schilde, sei» Mißfallen durch Gemurmel und lautes Murren zu erkennen. Einige Spuren dieser Versammlung«!« lasten sich noch in Thüringen Nachweisen. In dem Dorse Wolfsbehringen zwischen Eisenach und Gotha befindet sich mitten im Dort, am Kirchhof auf einem kleinen Hügel ein mit Linden besetzter Platz, rundum mit groben Steinen eingefaßt, damit Niemand darüber fahren oder reiten kann. Man beißt ihn den gemeinen Anger. In der Mille unter der Hauptlinde ist ein großer Stein als Tisch, den vier kleinere Steine als Füße tragen. Hier versammelt sich die Gemeinde zu öfseiiiiichen Beraihungen und hier werden durch den Gemeinde schreiber die obrigkeitlichen Verordnungen vorgelese». Eine Erinne rung der allen Sille hat sich bis Ansang diese- Jahrhunderts in Schweden erhalten, wo man den achttägigen Markt, der vn> Michaelis aus der Anhöhe OmbergSheden, '/« Stunde von Sund, statt findet. der berühmteste Markt in Wärmeland ist und von 20 bis 30 000 Menschen besucht wird, früher dazu benutzte, alle bis dahin ausgeschobenen Rausereien nbzumachen, und selbst Knaben, die etwas mit einander auszumachen hatten, sagten ernsthast: „Aus OnrbergS« Heden werden wir uns treffen." Am MichacliStage, am 29. Leo» icmber, beginnt säst überall die Lichtarbeil, und dieser Tag wird tu Dänemark, Schwede» und England festlich begangen. In OstsricS- land darf a» diesem Tage nicht Korn gesäct werden, sonst wird mehr Stroh als Körner, in Brandenburg wird nicht gearbeitet und nicht ge sponnen. ES ragt da ohne Zweifel noch die Erinnerung an die Hrrbstseier im Wodanscult herein, da von der Wodansmythe sehr viel ans die mittelalterliche Bedeutung des Erzengels Michael übergegangen ist. In Schwaben und Bayern wird bei den Handwerkern der Licht- braien oder die Lichigans gegessen, welche die Meister ihre» Gesellen zum Besten geben müssen. Bis zum Ende des vorige» Jahrhunderts war in Ulm der Lichtschmaus mit Musik und öffentlichen Auszügen verbunden, und in Würzburg buk man zur Feier des TageS Michels- wecke». In Dänemark werden lustige Gelage gehalten, aus Barn- Holm heißt dieses Herbslsest MikkelSgilde (MichelSsest), bei dem der Gänse- oder Entenbraten, Apselmus mit SchasSmilch und Nüsse nie fehlen dürien. Auch trinkt man dabei noch die St. Michaels- miane, den Gcdächtnißtrunk des heiligen Michael, wie einst bei den alten Ovsermahlen (gilben) die Odinsminne, und knüpft wie in Deutschland vielen Aberglauben in Bezug auf daS Wetter und die Fruchtbarkeit des folgenden Jahre- an diesen Tag. Wie hoch gefeiert der MichaelStag schon 997 in Schweden war, gehl a»S der ValnaliotSsaga hervor, wo erzählt wird, daß Dalnaliot, weil er an diesem Tage ein Stück Land unter zwei Brüder vertheilte, die ihn darum gebeten, von Hall, der eS sah, wegen Entweihung deS TageS verklagt wurde. Noch heutigen TageS brennen am Abend vorher MichaelSfeuer, wie bei »nS zu Martini die Martinsfeuer, und in England ist die MichaeliSganS nicht minder üblich als in Deutschland die MortioSgauS. In Irland, i» der Grasschast Kildare, zieht eine Schaar Reiter um die Kirche herum, und sobald diese Feierlichkeit beendet ist. bäckt jede Familie den St. Michaeiskuchcn» wovon am Abend alle Mitglieder der Familie und alle Fremde, die anwesend sind, essen müssen, denn Jeder, der von diesem Kuchen ißt, hat Anspruch auf die Freundschaft »nd den Schutz des Erzengels, dem der Kuchen gehört und dessen Namen er trägt. Der MichaeliStag ist jetzt noch ein Zahltag uno ei» Pachlwandeliaq und wird als Ernteiag des WeineS als Wein-Michel i» allen Bauernspiüchlei» ansgesührt. Michaelis» tag und Marttnslag werden in allen Schrisien als Termintage angeführt und Michelsmissen und MartinSmissen genannt. Der Name deutet aus den früheren Gottesdienst (Messe) an diesem Tage. DaS MichelShuhn war früher eine Abgabe, die an dem Michaelis tage entrichtet werden mußte. Die Michclshühner heißen auch Rauchhühner, weil sie von jeder Herdslelle, wo Rauch aufstcigl, mithin von jeder Haushaltung entrichlei werden mußten. Gegenwärtig Hai das Michaelissest nur noch den Charakter des Erntefestes bewahrt, und die Festsckimäuse beziehen sich theils aus den Dank sür den glücklich «ingebrachten Feldscgeu, theils aus die Kirchweih (KirmeS), die aber wieder nur eine christliche Wen dung der schon im Heidenihum vorherrschend religiösen Feier dieses TageS sein dürste, denn früher brachte man die Erstlinge der Ernte dem Odin (Wodan) dar. Als die Heiligen der christlichen Kirche den heidnischen Göttern den Krieg erklärten und sie allmälig ouS dem Felde schlugen, La »ahmen doch einige der Sieger Züge von den Unterdrückten au. Der Erzengel Michael, der Fahnenträger der himmlischen Heer schaaren, trat a» Wodan's Stelle. Aus denselben Plätzen, wo Wodan'S Tempel gestanden, erhoben sich Capellen und Kirchen deS heiligen Michael. DaS Lied „O dero» iovioeidili, ckur" scheint nur eine Umwand lung de» altdeutschen Schlachtgesanges in lateinischer llebersetzung und Vertauschung deS HeldennamcnS zu sein. Statt „ckur IlicliLel proteetor üermnuiLv" hat es früher wohl geheißen: „Herzog Odin, Schirmherr des deutschen Volkes". Dieses christliche dentt'che Schlachten- und Wallsohrerlied, daS von den Normannen- und Ungarschlachlen der Karolinger und Salier her die Kreuzzüge hindurch bis zur Zeit der Reformation als Kriegslied vor der Schlacht gesungen wurde und den Namen „Herzog Michael" zum Kehrwert in jedem Liedersatz mehrmals wiederholte, hat auch den Spottnamen des Kriegsverkehr mit andern Völkern veranlaß», später erst darüber gekommen. DaS Michaelslied übersetzt lautet: 1) O, unbesiegbar starker Held — Herzog Michael! Führ' Du das deutsche Heer in» F Herzog Michaeli O steh' un« zur Seile, O hilf uns lm Strette, Herzog Michael! Herzog Michael! 2) Du unser Herzog in dem Streit, re. Beschirmest treu die Christenheit, rc. 3) Des Himmels Geister allzumal, rc. Vermehren Deiner Kämpfer Zahl, rc. 4) Durch alle Welt zu Meer und Land, rc. Sind Deine Schlachten wohlbekannt, rc. 5) Durch Dich, Du tapfrer Degen, liegt rc. Der arge böse Feind besiegt, ,c. 6) O Held, best' Name wohlbekannt, rc. Beschirm da« deuische Vaterland, rc. 7) Die Engel rufe aus zur Wehr, Entbiete Dein Basallenheer I 8) Wirs nieder grimmer Feinde Wnib. Belebe der Verzagten Muthl 9) Aieb dann dem blutigen Gesild De« holden Friedens Segen mild. 10) Bor Best und Hunger uns befrei. Der Knechtschaft Ketten brich entzwei. 11) Mit Schwert und Schild, mit starker Hand Schütz' unser deutsches Vaterland. So streitet aun der hl. Michael, der Anführer der himmlischen Heerschaaren «in Himmel und auf der Erde, besiegt die Mächte der Finsteruib, führt die Seelen der Verstorbenen, nachdem sie gewogen und gerechtfertigt sind, in dos Paradies und ist dort noch ihr Herr und Beschützer. Die Waage, die er in der Hand trägt, befindet sich auch am Himmel, und im Monat September steht die Sonne i» diesem HimmeiSzelchen. deulschen Michel im Die Schlasmütze ist ld
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