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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-26
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1888
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S8S8 Stamme der Schwarzen Berge, wo augenblicklich 18 000 Männ englische Truppen znsammcngezogen sind, mit einem glänzenden Sieg: dieser enden wird. Dieser Siez würde natürlicher weise auch dem Emir Abdurrahman sehr zu Statten kommen unk- seinen Einflug kräjtigen. WaS am meisten zu denken gi.-öt, namentlich in Indien, ist der englisch-lhibetanische »Streit bezüglich SikkimS. Die englischen Streitkräste in diesem Lande zählen blcS 3000 Mann. Falls nun die chine sisch« Negierung, welche ohnehin infolge der Ausweisungen von Ehinesen auS Australien mißgestimmt ist, irgend einen Schritt zu Gunsten der Thibetancr unternehmen sollte, könnte dies zu einem neuen und ernsthaften englisch-chinesischen Con- flicte führen. * Unter dem kühnen Titel „Vom Boden der Republik in die Metropole der Monarchie" bringt der in Zürich er scheinende ..Socialdemokrat" einen längeren Artikel, in welchem er zur Anzeige bringt, daß er sich entschlossen hat. nächster Tage von Zürich nach London tiberzusiedeln. Die Herausgeber dcS „Organs der Socialdemokratie deutscher Zunge" bemerken unter Anderem: „Nicht daß eS un» an Uralten mangelt, das begonnene Werk hierorts sortzusetzen. DaS Erscheinen des „Socialdemokrat" ist nicht an das Schicksal einiger Personen geknüpft. Die Lücken, welche die Ausweisung gerissen und die jede weitere Ausweisung etwa reißen würde, wären, wie sich bereits gezeigt hat, schnell wieder auSgefüllt worden. Aber die ganze Situation, die dem Blatt durch die Haltung deS BundeSratheS bereitet worden, ist eine feiner unwürdige. Da» Organ. daS die unlcr dem deutschen Socialistengesetz geknebelten Arbeiter mit so großen Opfern Hochhalten, muß unbehindert diejenige Sprache führen können, die eS seiner Ausgabe für angemessen hall; jeder, auch der indirect angelegte Preßknebel macht eS :u einer Parodie aus DaS, waS eS sein soll Auf daS Recht deS Ausreizcns gegen alles DaS. WaS wir als schlecht und besoitigenSwcrth erkannt, können wir aber nie und nimmer verzichten." Nun, Herr Most berüchtigten An- dcnkenS hat es ja auch eine Weile mit dem „Ausreizen" ver sucht, bis ihm die englischen Gerichte daö Handwerk legten. Die Leiter deS „Socialdemokrat" irren sich doch vielleicht in ihrer Annahme, daß sie aus englischem Boden ungenirt ihre revolutionaire Propaganda betreiben können. Wir führen auS der AbschiedScrklärnng teS „Socialdemokrat" »och folgende Stelle an, welche sich aus daS Lerbältuiß zur deutschen Socialdemokralie bezieht: „An unserer Slcllung zur deutsche» Socialvemokratie wird selbstverständ lich durch den Ortswechsel nichts geändert werden. Nach wie vor wird der „Socialdemokrat" es als seine vornehmste Ausgabe betrachten, ihr ein Organ zu sein, aus das sie zu allen Zeilen und unter allen Verhält»,sie» rechnen kann. Ihre Grundsätze zu vertheivigen, ihre Taktik klarzuicgc», ihre Forderungen zu begründen — mit einem Wort, ihre Fahne doch und frei zu enlsalten, daS ist der leitende Gedanke, der un- beseelt n»S dem unser ganzes Streben gewidmet ist." Bezüglicy der Schweiz beabsichtigt der „Socialdemokrat" aus der Reserve herauSzulrcte». welche er sich in Folge der Hal tung des BundeSratheS auferlegen mußte. . . . Man wird da sicherlich recht hübsch- Slilübungen zu hören bekommen.. .. Recht na.v ist der „Socialdemokrat", wenn er glaubt, man werde in der Schweiz ein Gefühl der Beschämung darüber empsiuvcn, daß daS revolutionaire Blatt „vom Boden der Republik m Lie Metropole der Monarchie" übcrsieSeln müsse. Ein Gefühl der Beschämung wird man höchstens darüber empfinden, daß dieses giftige Gewächs so lange aus Schweizer bodcn hat gedeihen können. * Zur Lage in Rumänien wird der „Politischen Cor responoenz" aus Bukarest vom 2l. September geschrieben Gestern Mittag 12 Uhr 1b Minuten wurde die außerordentliche Ver sammlung der gesetzgebenden Körperschaften vom Minister Präsidenten Th. Roseiti mit Verlesung einer königlichen Botschaft eröffnet, in welcher gesagt wird, daß^der Wunsch einer neuerlichen Be- ruinng an die Wählerschaften die Einberujung einer außerordentlichen Cipiing bebusr Bekanntgabe der Auflösung des gegenwärtige» Parla ments nottuvendig gemacht bade. In dem unmittelbar bieraus zur Verlesung gebrachten< königlichen Decret wurde die Auflösung beider Kammern unter gleichzeitiger Ausschreibung der Neuwahlen für die Deputirlenkammer aus den 12., 13. und 14. Oclober und für den Senat aus den 16., 17. und 18. October alten Stiles verfügt Die sehr schwach besuchte Versammlung applaudirte den Mitthei- lungen deS Minister - Präsidenten. von dessen College» auch die Minister MasoreScu, Barozzr und Gherman, dem Auflösungsacte bei- tvo-nueu. Die nationalliberale Partei, deren Mitglieder sich von der üeuugen Sitzung vollständig fern gehalten Hallen, wird im Lause der nächsten Tage mit einem gleichzeitig eine Verlheidigung d:S früheren Neqiernngösystenis enthaltenocn Ausrufe an die Bevölkerung vor d e Wählerschaft treten, dessen endgiltige Redaction in einer heute Abends stattfiadenden Partewersammlung besorgt werden soll. Da für die Wahl-Agitation nur ein Zeitraum von fünf Wochen übrig bleibt, jo dürfte sich dieselbe um so lebhafter gestalten, als die bisherige Parlaments-Majorität trotz ihrer traurigen Erfahrungen aus letzter Zeit die Hoffnung aus einen Wahlsieg noch immer nicht ausgegeben hat. Was die Haltung der Regierung zn den Neuwahlen anbelangt, so hat Miiiister-Präsident Th. Rosetti dem Berichterstatter erst gestein in bestimmtester Weise erklärt, daß seitens des Ministeriums absolur keine Wat'lbeeinflusjunq stattsiiiden werde. Das Programm der Regierung sei in ihren Gesetzesvorlagen für die nächste Parla» m:n.--.Session gegeben und es sei vollständig irrig, wenn man sie rcacuoiialrcr Anwandlungen beschuldige. Ihr sei cs vielmehr einzig und allein darum zu lhun, die über den momentanen Bcoars oder doch über daS momentane Verständlich der Bevölkerung hinaus- gehenden fortschrittlichen Errungeoichasten der letzteren mundgerecht und nutzbringend zu machen. * Wie aus Konst an tinopel geschrieben wird, hat am 2l. d. M. eine Plenarsitzung der armenlsch-gregoria niscben Nationalversammlung dehuss Neuwahl eincS Patriarchen statlgesunden. Der Patriarchats - Verweser. Msgr. Slmou Sescrian, führte in der aus 92 Mitgliedern bestehenden Versammlung den Vorsitz. Nach längeren Be ralhungcn wurde zum Wahlakte geschritten, welcher für Msgr Barlhotoinaus, Erzbischof von Brussa, 39 und für Msgr Ehvrcnus von Lusignan, 36 Stimmen ergab; die übrigen Stimmen waren aus andere Prälaten zerstreut. Die zwei einzig in Betracht kommenden Candidaten sind daher die ge nannten; da aber keiner derselben die durch da- Gesetz ge forderte absolute Majorität erhielt, muß eine Stichwahl er folge.:, zu welchem Bchuse die Nationalversammlung am kommenden Freitag neuerdings zusammeutreten wird. " Nach einer Meldung aus Konstantinopel herrscht in Albanien, abgesehen von den blutigen Naushändeln zwischen Miriditen und Malissoren, zu deren Beendigung bereits ent schiedene Maßregeln ergriffen wurden, überall Ruhe. Die entgegengesetzten Berichte scheinen nur auf Uebertrcibungen oder aus Ueberschätzung der hier in Rede stehenden Stammes sehoe zu beruhen. — Die angeblichen Ermordungen von Italienern Lurch Derwische inTripoli sind durchaus erfunden Aus dem Lundesrathe. * Der Bundesrath wird am heutigen Mittwoch die mehrfach angekündigte Plenarsitzung abhalten. Aus der Tagesordnung st:hen: „Vorlagen, betr. die Gründung eines Verbandes der Lassen zur Versicherung von Flschersahrzeugen im deutschen Nordseegebiet; betr. die Abänderung von Formularen zur Monlanstalistik wegen deS Nachweise- von Weißblech; betr. die Caution dcS Rendanten der Bureaucasse der physikalisch-technischen ReichSanstalt; betr. die AuSsübrungS- besliiniuunge» zu dem Gesetz über die Statistik dcS Maaren« Verkehrs dcS deutschen Zollgebietes mit dem Ausland«; betr. die Bildung einer besonderen Müllerei-Verus-genossenschaft für daS Gebiet des Königreichs Bayern, ausschließlich der Pfalz; betr. den 8, 9. und lv. Bericht der Vollzugtcommission für den Zollanschluß Hamburg»; betr. den 4. und 5. Bericht der DolftugScommission für den Zollanschluß Bremen» und betr. die Einrichtung eines Branntweinsteuer-GrenzbezirkS gegen Luxemburg — Antrag Preußen», betr. die Abänderung de» SlatutS der Daazsger Privatbank — Sntrqg Wjirttem bxrg», betr. die Gestattung de» Umlauf» von Scheidemünzen der Franken; Währung bei Lassen der württembergischen Eisenbahn» und Dampsschiff-Berwaltung — Anträge verschiedener BundeS- taaten, betr. die Inkraftsetzung de» Gesetze» über die Unsall- und Krankenversicherung der in land« und forstwirthschast- lichen Betrieben beschäftigten Personen — Anträge, betr. die Feststellung deS Ruhegehalt- re. von Reichsbeamten und betr. den zollfreien Einlaß der von der Kopenhagener Ausstellung zurückgelangenden Güter — Beschlußfassung über die Anträge Preußens, bezw. Preußen» und Hamburg» wegen erneuter Anordnung de» „Kleinen Belagerungszustände»". > e Socialpolitisches. Leipzig, 25. September. Dem Schiedsgerichte lag eia Fall zur Beurtheilung vor. weicher e» demselben nicht leicht machie, seine Pflicht zu erfüllen. Der Arbeiter Ernst Louis Teichmann aus Weesenstein erschien vor dem Schiedsgericht in einem beklagen-- werlhen Zustande — nur mit Hilft zweier Stöcke vermochte er sich zu bewegen — und doch befand sich das Schiedsgericht Nicht in der Laue, den die EiltschädiguiigSaasprüche Teichmann'S abweisenden Bescheid der BerusSgenossensckast abzuändern, weil da- vorhandene körperliche Leiden Teichmann'S nicht als ein solche» erachtet werden konnte, für welches aus Grund deS Unfallversicherungsgesetzes Ent schädigung zu gewähren ist. ES war dieser Fall recht sehr geeignet, den Wunsch aus baldiges Zustandekommen eine- Jnvaliden- versicherungSqesetzes zu unterstützen. Denn Armeaunterstützung in Anspruch nehmen zu müssen, kommt Manchem recht hart an, besonders wenn er, wie im vorliegende» Falk, im besten Mannesalter sich befindet — Teichniann ist 38 Jahr« alt — und früher eia fleißiger und zuverlässiger Arbeiter war. — Tcichmann ist im November 1886 im Betriebe der chemischen Fabrik Mügeln durch ein Pappdach durchgebrochen, wobei ihm eine Nolle Dachpappe, deren er zu einer ihm ausgelragenen Dachrcparatur beuöthigte, aus beide Beine geschlagen sei» soll. Nach ärztlicher Mitiheilung hat Teichmann hierbei eine geringfügige Sontusion der rechten Becken- ftile und eine unbedeutende Verstauchung des rechten Fußgelenkes erlitten. Kurze Zeit daraus zeigte eS sich, daß der seit Jahren beiderseits vorhandene chronilMe Plattsnß Teichinanu's acuten Lha- rotier angenrmnirn halte. Teichmann behauptet nun, seine dermale» noch bestehende Erwerb sähigteiiöminderung stehe im Zusammenhänge mit dem BelriebSnnsnll im November 1886 und hal dabei haupt- jächlich darauf Bezug genommen, daß er unmittelbar von dem erlittene» Unfälle an ziemlich stark ausgetretener Schmer zen wegen nur mit dem Siocke in der Hand habe gehen können, während ihm vor dem Unsalle die Plattsußstellung keine Beschwerden verursacht habe. Tcichmann ist von zwei Aerztea behandelt worden und zu dem Termin- waren als Sach- veriiändigc die Herren Or. me<1. Länderer und Or mell. Freiherr von Lesscr von hier zugezogen. Die Gutachten dieser sämmiliche» vier Conkor oder in der Werkstatt an die Händ zu gebend vi» jetzt ist eine Gruppe, die Abtheilung Bucheinband, zu einem gewissen Abschluß gekommen. Sie umsaßt in 32 Mappen aus über 600 Carton» in ungefähr 800 Abbildungen den größten Theil de» bi» jetzt publicirten abbildlichen Materials zur Geschichte des Bucheinbandes und enthält außerdem eine Reihe von modernen Originaldeckelpressungen. Im Nach stehenden geben wir einen Üeberblick Uber tue Sammlung: Vorbilder» Sammlung. Abtheilung Bucheinband. Ar. der Mappe. 1. Elfenbein geschnitzt. Metall mit Email. Gold und Silber, getrieben, ciseliert, nieliiert ^ Leder — Mittelalter bi» 1500. , Lever geschnitten — Mittelalter bi» 1500 Italien — 16. Jahrhundert t. Hälfte. „ " „ Majoli u. Canevariu-. .. „ 2. Hälfte. Frankeich — Anfang 16. Iahrh. „ —Jean Grolier s1479—1565s. . „ — 18. Iabrh. 2. Viertel. ,» ^ —König Heinrich II. st547—49s. ., ' — 16.Iahrh.2.Hälste. Artde-I.Grolier. 3. 8 10. 15. 20. 23. 26. 30. 33. 36. 38. 40. 43. 45. 50. England — 16. Iahrh. 53. 54. Deutschland — l6. Iahrh. Ranken. Band-und Laubwer' Italien — 17. Iahrh. Frankreich — 17. Iahrh. 1. Hälfte. .. — .. 2. Hälfte. Deutschland — 17. Iahrh. Frankreich — 18 Iahrh. Deutschland u. Italien — 18. Iahrh. Frankreich — 19. Iahrh. 1. Hälfte. ^ Frankreich — 19. Iahrh. 2. Hälfte. Frankreich — 19. Iahrh. Gemalte Einbände. Deutschland — 19. Iahrh. Orient. OcffcMche Schuhmachervcrsauunluug. ^ * Leipzig, 25. September. Z» der für gestern Aeend ein- bcruscue» Schuh nacherversanimfting batte» sich gegen 100, »ach den abgegebenen Wahlz-iieln genau 98, Personen cingeftiuden. Als Aerzic lauten j-doch ziemlich übereinstimmend dahin, daß die b--> Leite.- wurden die Herren Richter. Neüler und Laube ge stehende Erwerbsunfähigkeit aus die Platlsüßigkeit »nd Le» damit s mädlt. T e bereits in der Versaniinliing am 20. v. M. behandelte verbundenen Muskelschwund der Nntcrichenlel zurückznsühren sel und! -Frage: . Wie stelle» wir u»S zu dein am 22. October dieses JadrcS 60 64. 67. 70. 75. 80. 85.' 90. 02. 95. 97 100. 105. 120. L. Leipzig, L4. September, vom Landgerichte Marburg ln Hessen ist 1er Volksschullehrer Ferdinand Oskar Gottfried Fe» »er aus Marburg wegen Beschimpfung der jüdischen ReligioaSgesellschasl zu 2 Wochen Gesängniß verurtheilt worden, weil er in einer anli- semitischen Versammlung allzu kräftige Worte gesprochen hatte. Dies geschah am 5. December 1888 in dem Dorft Marbach. Er knüpfte au eine wenige Tage vorher in Marburg stattgehabte Antisemiten- versammlung an, in welcher auch zwei Redner für die Juden aus- getrelea waren. Der eine hatte damals ausgeruscn: „Warum sind denn die Bauern so dumm und lassen sich von den Juden betrügen?" Herr Feuuer bemerkte nun hierzu: „Vom ersten Jahre seinrS Lebens beginut der Jude zu betrügen und die Gojim über» Ohr zu hauen. Weaa so ein Maan dann 50—60 Jahre alt geworden ist, wie soll er e» da nicht können. Die Juden fressen das Mark de» deutsche» Volkes. Wer in der Stadt lebt, der weiß eS aicht. wie eS die Juden machen. Mein Bruder ist Landwirth; er kaufte von einem Juden zwei Ochsen, welche von einer ganz seltenen Rasse sein sollten, wälirend sich nachher hcrauSstellte, daß sie im nächsten Dorfe eiugetauscht waren. Der Talmud ist das löchste Gesetz der Juden. Darin steht, daß das Gesetz Moses aus die Gojim keinen Bezug habe. Haadelt der Jude danach, so ist er ein Schuft, thut er eS nicht, so ist er in den Augen der anderen Juden e-n Schuft, aber eia Schuft ist er aus alle Fälle." Der Bor- sicher der jüdischen Gemeinde in Marburg. Strauß, halte wegen dieser Aeußerung Strasaotrag gestellt. DaS Landgericht nahm au, daß eiue Beleidigung hierin aicht gesunden werdea köane, weil die «lucrimiairtea Worte zu allgemein gehalten seien, wobl aber saud der Gerichtshof darin eine Uebertretuag dcS Z. 166 (Religioa-vergebeu). Es wurden mehrere sachverständige Pro- ftssoren, darunter ein Jude, vernommen über die Fragen, ob der Talmud die Grundlage der jüdischen Religion sei und ob die vom Angeklagten behauplete Lehre von der Behandlung der Nicht-Judrn darin enihallea sei. Da die Butachirn nicht übereinstimmten und sich zum Tbeil widersprachen, so nahm daS Gericht davon Abstand, in dieser Richtung eine Feststellung zu treffen, erklärte aber gleich- zeitig, daß eS hieraus nicht ankomme, denn eS stehe außer Zweifel, daß der Angeklagte ein an sich beschimpsendeS Wort gebraucht habe »ud zwar nicht >n Bezug aus die Rasse der Juden, sondern aus ihre I ReligionSgesellschast, uno daß er die Absicht gehabt habe, die letztere zu beschimpft». — Die Revision des Angeklagten, welche heute, Moniag, den ersten Strafsenat deS Reichsgerichts beschäftigte, rügte Bcrlennung der rechtlichen Natur des im 8. 166 ausgestellten That- bestandeS und behauptete, e- liege nicht eine Beschimpfung der Reftgionsgesellschaft, sondern der Mitglieder derselben vor; letzteres fti aber mcht strafbar. Der Talmud enthalte außer religiösen Sachen noch viele andere aut das privat: »nd rechtliche Leben der Juden bezügliche Dinge, es sei aber nicht sestgestellt, daß der Angeklagte gerade den religiöse» Theil deS Talmud bejchimvft habe. 2er Ver« lhua-.gcr, Rechtsanwalt Klöppel von hier, begründete die Revision in längerer ReZ-, Halle ober keinen Erfolg damit, denn daS-Reichs- gcricht verwarf in Ueberei»stimmu»g mll dein Antrag: de» Reichs- anwaltS die Revision, da die Feststellungen corrcct und von keinem Ncchisirrthum getragen seien. mit de» bei dem oben eiwähnten Betriebsunsalle erlittene» Bcr lehmigen nicht zusainmenhänge. Die beide» im Termine gehürt-n Sachverständigen haben außerdem noch binzugesügl, daß eS nicht wahiichcinlich sei, daß die bezeichnet!!» Verletzungen eilten beschleuni genden Einfluß aus daS Ucbel gehabt haben. Dagegen hat der eine behandelnde Aczi nusgesagt, Teichmann habe seit eiuer Reihe von Jahre» durch eifrige Berussarbeit uns durch das tägliche Zurücklcgcn eines weiten Weges von seiner Wohnung nach der Fabrik und zurück seine Füße wiederholten ärztlichen AbraibeuS uncrachlet übermäßig angestrengt und das Acmwerden der Plaltsüßigleit Teichinanu's leite sich von diese» langjährigen Ueberanstreugniigen, nicht aber von den bei dem Unsalle erlittenen gcringsügigen Verletzungen her. Das Schiedsgericht hat, wie bereits oben angedcntct, die Berufung znrückgcwiejen, indem dnsselbe davon ausging, daß die von zwei Sachverständigen zugegebene Möglich keit cmeS Zusammenhanges dcS Leidens Berufungsklägers mit dem vslberegten BetrftbSunjalle gegenüber dem sür Ableitung des Leidens auS dirscr Ueberanstrcngung sprechenden höheren Grade der Wahrscheinlichkeit als sür die Beurtheiluug der Sache aus schlaggebend aicht erachtet werden könne. Mängel des UnterstütziingSwohnjitzgeietze». ^ 8. 6. In dem sür Deutschland so bedeulungSvolleu Jahre 1870 wurde bekanntlich auch eine einheitliche Regelung der deutschen Armengesetzgebung durch Erlaß dcS UnterstützungswohilsitzgeietzeS sür den Norddeutschen Bund ungebahnt, welches nun im größten Theile des Reiches giftig ist. Dies Gesetz gewährleistet in Bcr- bintung mit den« FreizügigkeitSgesetz dem Individuum eine größere Freiheit der Bewegung und hat natürlich, wie jede menschliche Einrichiung, auch Mängel im Gefolge. Diese Mängel und Ucbel- ftände haben sich jedoch in den letzten Jahren dergestalt fühlbar gemacht, daß Regierungen und Gemeinden. Volksvertretungen und Publizisten diesen Fragen näher treten mußten. AIS hauptsächlicher Mangel macht sich zunächst die Leistungs- »nsähigkeit kleinerer, namentlich ländlicher Berbä nde geltend. Dieselben sind oft nicht im Stande, die Ansgaben einer zweckmäßigen Armenpflege zu erfüllen und eS wäre daher wünschens- werth, daß allzu kleine Gemeiuden zu leistungsjähigerea Verbänden vereinigt würden. ES sei hierbei daran erinnert, daß im Fürste», thum Lippe die ganze AmtSgemcinde einen OrtSarmenverband bildet. Die durchschnittliche Einwohnerzahl eines Ortsarmenvcrbandcs beträgt hier 5867. Schwere Anklagen werden gegen daS UaterstützungSwohnsitzgesetz erhoben bezüglich der Möglichkeit und B egü nst iqung des Ab. Wälzens von Armenlasten von den verpflichteten Trägern derieiben aus andere Schultern. Hierin sollen manche Gemeinden Meister sein und ein ganzes Arftnal Vau heimlichen Waffen zu diesem Krieg im Frieden besitzen. Um die Erlangung deS Unlcr- stützungswohiisitzcS, bezw. den erforderlichen zweijährigen Aufenthalt zu verhindern, werden die verwerflichste» Maaipulattouen gemacht: die Vermiethung von Wohnungrn wird verweigert oder die Woh nung gekündigt, die Gewährung von Beschäftigung wird verjagt oder solche gekündigt, sei cs, daß dies auf Anregung der Orgoue de» ArmcnverbandeS, sei es aus eigener Initiative der Interessenten oder in Folge privater Verständigung unter denselben geschieht. Daß durch derartig« Mittel die Erwerbskraft der Dienstboten, Arbeiter rc. leiden muß, ist klar. Ferner werden Persooeu, welche gegen den OrtSarmenverband Anspruch aus Fürsorge erworben habe» oder erwerben könnten, durch Belohnungen, geheime Verabreichung von Unterstützungen, Gewährung vou Darlehen und von Reisegeld, Verschaffung von Unterkommen in anderen Gemeinden dazu be stimmt, ihren Wohnsitz in das Gebiet eines anderen Verbandes zu verlege», welcher schließlich dieselbe» Mittel wieder anwendct. So werden die Aermsten von Orl z» Ort gehetzt, bi» sie endlich in de» Hajen der Landarmeneigcaschast eialausea, aus dem sie, wirthschast- lich und sittlich durch die vielen Umzüge und ErwcrbSstörungcii bcr- untergebracht, sich nicht wieder auf das bewegte Meer ökonomischer Selbstbcthätiguug hinauemage». Ein weiterer sich aus der Handhabung deS UnterftützungSwohnsitz- gesetzeS ergebender Uebelstand ist daS Ausbringen von Unter- stütz un gen. Um die Vollendung der sür die Begründung de» UnterstützungSwodnsitzeS ersorderlichen AuseuthallSsrift zu verhindern, werden nämlich Neuangezogcnen Unterstützungen ausgedrärigt, welche deu Erwerb des UnlerstützungSwohnsitzcS hiuauSschiebe» oder unter brechen und von dem früheren UnterstützungSwohnfitz oder dem Laud- armenverband getragen werdea müssen. Selbstverständlich können alle diese unsaubere» Maßnahmen mir seitens kleinerer Verbände erfolgen, denen es möglich ist, ihre Ver hältnisse leicht zu überblicken und Arme sern zu halten. Auch in Bezug aus Abstellung dieser Uebelslände empfiehlt sich also die Bildung größerer Verbünde, da durch die Bereinigung mehrerer kleiner Verbände zu einem größeren derartige Maßnahmen bedeutend erschwert und auch überflüssig werden, weil die Armeulastea dann weit gleichmäßiger verlheilt würden. Aber auch noch in anderer Beziehung dürste die Bildung größerer Armeuvcrbände von der weittragendsten Bedeutung sein: die schwierige Landarmensraqe wird dadurch ihrer Lösung etwas näher ge» jührt. Die vielen kleinen OctSarmenverbände begünstigen die Schaffung von Landarmen. Wie oft kommt e» nicht vor, daß durch Umzug von einem Ort zum Nachbarort Personen landarm werdea. die. wenn die beiden Orte eiaem Verbände ougehörtea, ihren Unter- stützungswohnsitz behalten hätten. Je größer demnach die Orts armenverbände, desto geringer die Zahl der Landarmen, je kleiner die OrtSarmenverbäudk, desto größer die Zahl der Landarmen. / l"'- - >.—> -> Vorbilder-Sammlung des Luchgewerbe- Museums. * Die Vorbilder » Sammlung de« Deutschen Buchgewerbe-Museum« in Leipzig, Über bereu Plan bereit« eingehend berichtet ist, hat die Bestimmung, da» geeig nete vorbildliche Material den einzelnen Zweigen Vtr Buch gklvtlsZ« in bequemer Weis, zur. Benutzung im MsskM, im in Weimar st'itsindcnae» Schuh nach-rcongreß?" stand in der estrigen Venamminng als erster Punck aus der Tagesordnung. Di: Redner brachten Lemenlspi-cchei'd nichts wesentlich Neues, wiesen hauvtiachüÄ aus Lie „gedrückte' Lage des Schiihmachergeiverbes hin und betont"», daß nur durch eure geschlossene Organisation eine Besserung zu schaff.» sei, wobei nicht Unterlasten wnroe, die Schwierig keiten hcrrorznh.ben. welche daS jächsisch.- VereinSg-sctz einer allge meine» Vereinigung ia de» Weg stellt. Die Versammlung »ahm hieraus ,w.-> Resolulionen an, welch: de», Dclegirten in Weimar als Richtschnur dienen solle». In der erste» wird der D-ftegirte beauftragt, dabin zn wirke», daß der Congreß die ReichSbehüede er sucht. in Bezug aus die gesundheitliche» Verhältnisse der Arbcits- räume ähnliwe Vorschriften wie für dar Tabakgewerbe auch sür das Schlihmachergewcrbe zu erlassen, forme den Stundenlohn mit Nünimaltohniatz und d n MaximalarbeitStag gesetzlich eilizu- fükren. Tie zweite Resolution weist daraus hiu, daß aus Grund der landesgeletzüche» Bestimmungen eine einheitliche Förderung der wirtbichattlicheii und geistigen Interesse» nnniöqlich gemacht wird, und beauftragt den Delegirie», Len Congrrß zu veran lassen, sür ein einheitlich S VersammlnngSrecht mit Berücksich tigung der CoalitivnSsreihert emzurreten. Es schloß sich hieran die Neuwahl vcs D legirte», da der in der Auguslverjammlung a-S solcher gewählte Herr Joftph Schmidt sei» Mandat wieder abgab, und zwar, wie derselbe mitthcilte, in Folge eines ihm von der Behörde erthelten W-.nkcs, in we!kb-in er aus die Consequenzen, die einerseits aus seiner Eigenschaft als nichl- deutichcr Staatsbürger und andercricilZ aus der hervorragenden tellnng. die er in der Aibeiteroew gung unter ieinen College» ein» nimmt, für ih» erwachsen lönnlen, aufmerksam gemacht worden sei. An seiner Stelle wurde Herr Weh land mit 44 von 93 abgegebenen Stimmen alS Delegirter g'wäblt. „Wie stellen wir uns den Bestrebungen der Innungen gegen über?" so lautete der nun solgende Beiprechungsgegeiistand. Sänimt- liche Redner brachten die so oft schon wi-derholten schärft» Ver- urtbeiluiigen der Innungen und ihrer Bestrebungen. Besonders anssällige Aeußerungen, wie die des Herrn Burkhardt, der die Leipziger Schuhmacher-Innung mit einer alten ver rosteten, auS der Rumveikninmer wieder vorgeholten Maschine verglich, wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Ganz besonders abfällig wurden die Berathfliigea des Berliner Jnnungstages behandelt. Nur Herr Peter Schmidt ließ deu Innungen iasosern Gerechtigkeit widerfahren, als er ihr Bestreben anerkannte, durch sachgcwerbt che Ausbildung daS Gewerbe zu heben, zweifelte jedoch gleichzeitig an ncnnenswerlhem Ersolge in dieser Richtung. Das Resultat war die Annahme einer Resolution, in welcher sich die Versammlung gegen die heutigen Beürebungen der Innungen, besonders wie sie aus dein ll. Jnnungsiage zu Berlin zu Tage getreten sind, ganz entschieden au spricht, und dieselben als in frühere Jahrhunderte gehörig bezeichnet, sowie in den dort ge- saßtcn Beschlüsse» eine Bceinlrächligung des so schon beschränkten Rechtes der Gehilfen erblickt. Die Versammlung endete hiermit gegen 12 Uhr. — Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 24. September. (Zum Zusammenbruch der Leipziger Disconto-Gesellschaft.) Der Bankier Bernhard Sandbank, welcher am 9. Juli d. I. vom hiesigen Landgerichte wegen Urkundenfälschung in Mitthüterschaft und Beihilfe zur Ur- kundensälschung zu 3 Jahren 6 Monaten Gesängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden war, hatte gegen dieses Uriheil Revision eingelegt. Seine Schuld bestand bekanntlich darin, daß er 61 von den Direktoren der Disconto-Gescllschaft, Jerusalem und Winkel mann, gefälschte Wechsel acceptirt und somit coursfähig gemachi hatte und ferner darin, daß er weitere 80 Wechsel selbst gefälsch und acceptirt und weitergegebcn hatte. Alle diese Wechsel repräsen- tirten zusammen einen Werth von annähernd 3 Millionen Mark. — Die Revision Sandbank'-, welche heute (Piontag) vor dem 3. Straf senat des Reichsgerichts zur Verhandlung kam, führte auS, daß dem AngeNaglen mit Unrecht so viel Fälle, wie geschehen, zur Last ge legt würden und behauptete ferner, daß in den Fällen» wo Mit- thatcrschast angenommen sei, nur Beihilfe hätte angenommen werden müssen. Die Verhandlung selbst bot nichts BemerkcnSwertheS und endete mit der Verweisung der Revision, I-, Leipzig, 24. September. (Mordproceß.) In der Nacht vom 14. zum 15. Februar d. I. Halle die Dienstmagd Henriette Becker in Nordenstadt ein Kind geboren, dessen Vater ihr Dienst herr. der Milchhändler Johann Konrad Reinhard Heß, war. Beiden war das Kind lästig und sie faßten deshalb deu Entschluß, e» zu tödtcn. Heß that dies, indem er das Kind ertränkte. DaS Schwur gericht zu Wiesbaden verurtheilt« deshalb den Heß wegen Mordes zum Tode und die Becker aus Grund des 8- 217 wegen Beihilft zur Tödtung ihres unehelichen Kindes gleich nach der Geburt zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe. — Gegen das Urthril hatte uur Heß Revision eingelegt und proceffuale Rügen geltend gemacht. Er be» hauvtete. daß der KreiSphysikuS Vr. Pseiser sein Gutachten nicht eidlich erstattet habe, denn die Berufung aus den Diensteid genüge nicht, da es nicht zu den amtlichen Obliegenheiten eine» Kreisphvsiku» gehöre, vor Gericht Gutachten in Mordprocessen obzugeben. Weiter wurde ge rügt. daß der vr. Wiltsack, welcher al» Sachverständiger und Zeuge geladen war, während der Verhandlung vor seiner Vernehmung im Saale verblieben sei. Endlich wurde ein Widerspruch in den Fragen an die Geschworenen und in der Antwort derselben behauptet. Dieser Widerspruch sollte darin liegen, daß die erste Frage, welche dahin ging, ob Heß mit der Becker gemeinschaftlich den Mord verübt habe, verneint sei, während in einer späteren Frage dem Heß der Mord zur Last gelegt wird. Die Revision meinte, wenn in der ersten Frage verneint sei, daß der Angeklagte Heß den Mord begangen, so könnten die Geschworenen nachher nicht bas Gegentheil ouSsprechea. — Da« Reichsgericht hielt jedoch alle Beschwerden für unbegründet und verwarf de»halb die Revision. Insbesondere wurde au«ge- sprachen, daß die Fragestellung, im Zusammenhang« mit den übrigen Theile, der «nhaudlung betrachtet, zu Ribvrrftiludaiffea keine ver- anlaffuug gebe.1 Nachtrag. Leipzig, 25. September. Gestern Abend 6 Uhr 25 Minuten traf mittelst der Thüringer Bahn Ihre königl. Hoheit Prinzessin Al brecht von Preußen mit Gefolge und Dienerschaft, von Schloß HummciShain kommend, hier ein und fuhr mit dem Courierzug der Dresdner Bahn um 10 Uhr 11 Minuten weiter nach Dresden. * Leipzig, 25. September. Seit gestern treffen hier Militair-Abtheilungen der sämmtlichcn Cavallerie- und bez. Artillerie-Negimenter des sächsisch en Armee corps ein, um die von der Firma Rose in Connewitz ehemals Rose L Böhme) seit langen Jahren gelieferten Nemontepserde in Empfang zu nehmen und nach den verschiedenen GarnisonSorten abzusühren. — Frau verw. Pros. vr. Dobmke hat die Bibliothek ihre» verstorbenen Ehegatten ver Nicolaifchule atS „Dohmke- Stistung" geschenkt. * Leipzig, 25. September. Der Rath hat aus daS Ansuchen dcS Nordvorstädtischen SchrcbervcreinS beschlossen, eine Negulirunz der Böschung de» KickerlingSbergrL und die Anlegung einer Tagerinne vorzunehmen. Die gewünschte Verlegung deS unterhalb de» Berge- führenden Weges wurde abgelehnt. — Die Entwickelung deS neuen Stadttheil», welcher auf dem Areal deS vormaligen Schimmel'scheu Gute» — patrellirt durch den Besitzer Friedrich Voigt — und deS vormaligen Botanischen GartenS entsteht, schreitet mit bewunternSwerther Schnelligkeit vorwärts. Die Straßen- reihcn markiren sich immer mehr durch Neubaue stattlicher Häuser, die vielfach schon bewohnt sind, und Pflasterer nebst den Dampfwalzen arbeiten fleißig an der Herstellung der Straßendecken. Die Veränderung deS Grundes und BodenL aus diesen, noch vor wenigen Jahren durch Obsiplantagen, Anlagen und Teiche belebten größten Gärten Leipzig, sind so gründlich gewesen, daß eS nicht mehr möglich ist, daselbst die alten bekannten Stellen wieder heran» zu finden. — Der mit dem 1. Oclober d. 2. zur Einführung ge langende Winterfabrplan der Magdeburger Äahn enthält aus den dem königl. Eisenbahn-BetriebSamte (Witten berge-Leipzig) unterstellten Strecken keinerlei Abweichungen von dem bis dahin giftigen Sommerfahrplan; dahingegen wird der Localzug ad Halle 4 Ubr 21 Minuten Morgcnl, und der Localzug ab Leipzig 4 Uhr 30 Minuten Morgen» vom 1. November ab um «ine Stunde später als jetzt verkehren. — ES ist erfreulich, daß von den im Kreuzgange deS vor maligen PaulinerklosftrS zu Leipzig befindlichen Wand malereien, welche in den Jahren 1868 und 1870 auf An regung de» Vereins für die Geschichte Leipzigs und mit Unterstützung Sr. Majestät deS König» Johann, der am 27. Februar 1869 die Malereien persönlich in Augenschein nahm, sowie mehrerer Leipziger Kunstfreunde restaurirt wurden, eine genaue Beschreibung vorhanden ist. Die Malereien, Leipzig« älteste Kunstdenkmäler, welche bedeutende Kunst- gelehrte und AlterthumSsorscher nicht nur sür antiquarisch- historisch. sondern auch sür küustlerisch werlhvoll erklärten, gehen ihrem Untergänge entgegen und sind ihm theilweise schon erlegen. WünschenSwerth wäre eS daher, wenn wenig stens durch Copie noch gerettet würde was zu retten ist; Photographie ist, wegen Lichtmangels im Kreuzgangr. dabei ausgeschlossen. Hier kann nur Handzeichnung in Betracht kommen. Von den BdelSgeschlechtern, welche, wie Wappen und Inschriften erweisen, diese Bilder tbeilweise stifteten, nennen wir die Hohnsbcrge, Bünau'S, Schvnberge, Pflugke und Einsiedel. Von Letzteren ist die Kreuzigung, gegenüber dem Seilengange, niit der knieenden Familiengruppe Ehrifloph'S von Einsiedel, darunter eine Nonne, und der Jahreszahl 1336. Der Verein sür die Geschichte Leipzigs, weicher die Malereien von vielhundertjähriger Uebertünchung befreite und wieder hersftllte, konnte auch für deren Abzeichnungen ein UebrigeS thun. — Ter Schluß des Kaiser Wilhelm-Diorama im Hotel de Prusse findet am 30. September statt Der Preis ist von heute ab aus 50 Kinder die Hälfte, ermäßigt. Wir »erschien nicht, auf dieses wirklich schöne Kunstwerk aus- merlsam zu machen. — Im CircuS Corty-Althosf findet beute Mitt woch Nachmittags 4 Uhr die erste Kindervorstellung zu halben Preisen (aus allen Plätzen) statt. Nach dem uns vorliegenden Programm ist diese Vorstellung wohl geeignet, die Jugend zu unterhalten, denn all: Nummern sind extra auSgewähtt; der Besuch wird voraussichtlich zahlreich werden. Für die Abendvorstellung 7»/, Uhr sind dem Pro gramm verschiedene neue Mmmern cingereiht. — Die Künstler-Vorstellungen in der Central halle erfreuen sich auch in der gegenwärtigen Woche eine- überaus zahlreichen Besuchs und der ungetheilten Anerken nung des Publicum». Von Herrn CariuS ist übrigen» die dankenSwerthe Einrichtung getrosten worden, BilfttS für Saal und Galerien im Vorverkauf an den auS dem An- zeigentheil ersichtlichen Stellen, sowi^. im Bureau der Central«
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