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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-01
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1888
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I Grfcbelnl täglich früh 6'/, Uhr. Ledartioil und Lrprditi«» IohanneSgasse 6. Lprrchstiindrn der Ktdarliou: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tz»r »«, «va»»ve kin,ei.n»«« «.--ici»,e »««I d>« Red-cllcn nicht »ertinrltch. iger TmMalt Annatzme tzer für tzte nichftfslgrntze Nummer vrsttmmten Inserate an Wochentagen bis 2 Uhr Nachmittag«, a» Sann- un» Festtagen früh »tü '/,V Uhr. Zn den Ftttslrn für Znf.-^nnahmr: Vtkv Klemm. Universilätsstraße 1. Laut» Lösche. Kathortoeustr. 23 pari, und Köalgtplatz 7, nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd GeschSftSverkehr. Abonneme«t»preks vierleljährlich 4»/, Md cl. Bringerlod» 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer 20 Pf Beleg remplar 10 Ps. Gebühren sür Eztradetlugeu (n Tagedlatt-Forinat gcsnlcti «Vne Postvelöroerung 60 Mk. «tt Postbcsörderuug 70 Mk. Zuserstr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. ch'»ii»r» Schrillen laut uns Piiisverzrichuitz. Tasellarffchcr u.giffer»satz aach höherm Larts. Neclamen unter b-m «edactionistrtch die Sgelpakt. g-Ue bO Pi.. vor de» F, Milieu nachcichte» dt« ügespoliea« steile 40 Pl. galrrat, sind stet» an Li- Erpcpttton »» senden. — Rrbatt wird nicht gegeben. Aahluag praavumerunao oder tu>ch Post» uachuuhme. 275. Montag dm l. Oktober 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vckanntmachlm-. Der zweite diesjährige Termin der Immobillar-Brand- casienbeiträge ist a« 1. Oetvster mit »tue« Pfennig »et der GedstlndeversichernngS« adtheilnng und mit Vin und einhatb Pfennig det der freimiUtgen Derfichrrnng von jeder B-lragS- einheit zu erheben. Die hiesigen Hausbesitzer, bczw. deren Stellvertreter werden deshalb ausgesordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Tagen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an unsere Gtadtsteuer-Einnähme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3. 1. Geschoß recht«, bei Vermeidung der sonst eintretenden Zwangsmaßregcln abrusühre». Leipzig, den 28. September 1888. Der Rat- der Ptadt Leipzig. Ilr. Georqi.Koch. Vekannlmachung. Die LocalitSten der Rrc-nungS- und <kaffrn-Drr- waltung der Gasanstalten (Ritterstraße 6, I.) bleiben wegen dorzunehmender Reinigung Montag, den 8. Oktober d. IS., geschlossen. Leipzig, am 28. September 1888- DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Vrkanntmachllllg, die Benutzung der Pserdebahn -eteesfend. ES ist neuerdings wiederum wahrzunehmen gewesen, daß die Wagen der hiesigen Pserdebahn, namentlich zu gewissen Tageszeiten und ans gewissen Strecken von einer weit größeren Anzahl von Personen benutzt worden sind, als dies nach der Bekanntmachung vom 12. Januar 1883 und nach den in jedem Wagen befindlichen Anschlägen zulässig erscheint. ES ist in vielen Fällen weniger den Eonducteuren die Schuld an einer solchen überniätztgen Ueberlastung der Wagen beizumeffen alS den Fahrgästen selbst, welche ohne Rücklicht auf die eingetretene Uebersüllnng de- WaaenS sich aus denselben aufdrängen und dem betreffenden Verbot der Beamten seine Folge leisten. Das Polizeiamt wird künftig, um diesem erheblichen Miß stand thunlichst entgegenzutreten, unnachfichtlich sowohl gegen die Contucleure, welche ein solches Ueberladen der Magen geflissentlich dulden, al» gegen diejenigen, welche in der geschilderten Weife den bestehenden Vorschriften zuwiderhaiideln, aus Grund Htz. 20, 26 der Bekanntmachung vom t2. Januar 1883, den Pserdeeisenbahnbetrieb betretend, einschreiten und dieselben zur Bestrafung ziehen. Die Echutzmannschaft ist angewiesen, dem gerügten Uebel- stand besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, die Persönlichkeit Zuwiderhandelnder sestzustellen und bei etwaigen Widersetz lichtesten zur Arretur zu verschreiten. An das gesammte Publicum aber richtet da» Polizeiamt daS Ersuchen, aus die Einhaltung der in seinem eigenen Interesse erlassenen Vorschriften, welche zugleich auch einer übermäßigen Anstrengung der Zugthiere Vorbeugen solle», selbst mit zu sehen und die betreffenden Pferdebahnbeamten und NuffichtSorgane gegebenen Falls thunlichst zu unterstützen Leipzig, am 28. September 1888. DaS Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneiber. Oeüentlieke üande^lelrranZtalt. ^nmolitov^ea rum Liotrstb« in cli« Takrlluxsudtbellanir weräeu Dienstag;, ckeu 2. »uck Alttrraoli, Sen 8. Ootoder, 11 dl» 12 l)dr Vormittag;» enstrereii^eaoww-u. Lukaukmeprstkuu^: krsit^z, ckea b. Ovtoder, trüb 7 Ubr. kurl IVolsrum, Direotar. Die Aanzlei des k.u.k. österreichisch-ungarischen Consulats befindet sich vom 1. Oc'ober d. I. ab Post,tratze S, Hochparterre. Leipzig, 84. Sepien, der 1888. Skkaimttmchlliig. N,chde« Herr Sahan« Arirdrich «teptza» von hier als Haavtmann und Herr strttdrich Carl Hotzmann von hier all ftelloerlreiender Hanptmann der diesigen freiwilligen Feuerwehr gewählt und amtlich in Pflicht genommen worden sind, wird solche« hierdurch ,»r öffentlichen Kemttniß gebracht. «ohii», am 88. September 1888. Ter Te«ri«»er»ttz. Singer. Urgk. Nichtamtlicher Theist Leipzig, 1» Oktober. * Wie un« au« Hamburg über Berlin sernsprechlich mit gethcilt wird, ist der Einsender de« Tagebuches Kaiser Friedrich'« an die „Deutsche Rundschau", Geb. Ralh Pros vr. Gefscken, am Sonnabend Abend 7'/« Uhr, al« er von Helgoland zurückkebrtr, in Untersuchungshaft genommen worden. Ilr. Gefscken hat sich selbst dem Gericht gestellt. * Ueber vr. Heinrich Gefscken entnehmen wir de, „Magdeburgischcn Zeitung" folgende Angaben: Der Kronprinz Friedrich Wilhelm halte während feiner Studienzeit in Bonn den ebrusall» dar« ftodirenden innqen Ham burger Juristen Gefscken kennen gelernt und d,«fer war ihm, Dank seiner ungewöhnlich vieliritigen Bildung. Dank lewem weltmännischen Lact «nd semer sichere» Beherrschung der HSflschea Formen schnell sympattnich geworden, Geffckeu aehSrte dart zu dem engeren Kreise seiner vertrauten, und da» damals geknüpfte Band wurde noch iefter, al« ihn der Aronprmz später m dtplomat,scher Stellung tn England wieder traf, klui de- Kronprinzen Anregung wurde nach dem K. ie.,e dcr damalige Hamdurgische Syudicu« al» ordeuliicher Prosessor an di« »ikdererstondene Slrahbnrger Hochschule derafeu, und auch nach- dem Leffckea eiae« Nervenleiden» wegen sich t, seine Vaterstadt und in« Privatleben zurückgezogen »alte, blieb er mil seinem fürstliche« vmdieagknosskn in regem Verkehr, der unsere» Wissen» b,s znm lobe de» kaiserliche« Duldern nicht ausdtüte. Dle Bemerkung der .Nundlchou", daß der „Einiead-r" da» Tagebuch vom Kronprinzen elbst empsange» habe, wird demnach wohl cutrefsend sein. Hriur,ch Gestckea ist am 9. Decrmdcr 1830 geboren nnd stammt au« einer allen Hamblirgüch-,, Palr,zier,aingie. S >» Vater war eia angeiehener, mü Glück-güiern geiegn-ier Kauimann, der -Io Senator in den Hamtwrgischen Virsassuagskämpien eine bedeutsam- Rolle geipielt hat. Auch lurch einige Bivschüien voikSwirtdichasi- lichen Inhalt« ist sein Name weiteren K,eilen bekannt geworden Heinrich G>fsck-n war der emz,ge Sah» in brm töchkerreichen Hause; eine ieiner Schiveitern ist d,e G.ttw de« Senaior» v. Melle, eine andere war mit einem hervorragenden hannoverscher B.amien ver- he rnthet. Noch B-endigung ie ner Studie» und ausgedednten Reiie, wurde er lbül Legal,on-iecceiair bei der Geiandlimoit der freie,, Siädle in P.riS, l8.',b Comm ssir der Weltaussiellung in Pari» l8ö6 Hamburg,scher Gejchailsiräqec in Be,lw. 1859 uanseatiicher Mmisterresidenr daselbsl. Nach der Snsiuiig de» noiddeulichen Bund S kam er i» gleicher Eigenschasi nach London, da» ihm gleichsam zur zwc.ten Heimath geworden ist. Er machte dort eia grotz-S Hau», in dem alle hervorragenden englischen SiaaiS- rnänner ein- und au-gingen, und nur uiigeru kehrte er. nachdem sein Posten in der britischen vanplstadt überflüssig geworden war, nach Hamburg zurück, wo er socla» al» Syndicns de» Senat» ihälig war. Auch hier wurde sein Hau» bald der Mittelpunkt eine» de- lebten geselligen Verkehr«; fremde Diplomaten, Gelehrte, Schrist- stell r und Künstler fanden in dem ganz aus englischem Fuß ein gerichtete» Hause eine gastliche Stätte. G-ficken'S Gattin ist die einzige Tvchier Karl Jmmermann'», dest-n Wimoe, eine geborene Niemeyer, später deu Eilenbahndirector Wvlst in Hamburg gebei- ratüet halte und bekanntlich in .»nee scinsiniiigeli, von Puilitz heeau»- gegrbcnen Biographie (Berlin. 1870) dem Dichter de» „Münch hausen" ein so schäneS Denkmul gesetzt Hai. Dann folgte Gefick-a dem Ruse nach Slrahburg als Proieiloe de» Völkerrecht», doch machte ihm seine zunel mende K äiiklichf .il eine regelmäßige Lehrthätigkcit un. möglich, io iaß er Ende I88l un. seine Enilafiung einkam, die ihm unter Verleihung d-e Die!» „Geh. Iustizralh" gewahrt wurde. Seitdem lebt er. un-rnii.dlich'chriiisttllerisL thalig. al» Privatmann in seiner Vater stadt. Seinerpolil scheu Stellung nach gebär, G,ficken der conserva» tiven Paitei an, nur daß er innerhalb derselben immer ein« durchaus sellstüLudige Position behauptet hat. Er ist nie ein uube- dingier Bewunderer der Bismarck'schen Politik geweseu, sonder« hat sich i» zahlreichen wichtige» Fragen, z. B. in der de» Eulttirkanips». in eutichicdc ner Opp oiition befunden. Und ähnlich ist sein« kirchliche Cielluug. A!» positiv-gläubiger Mann hat er au» seiner Zugehörigkeit zur kirchliche« Rechten me ein Hehl ge macht, hat sich jedoch auch hier immer ei» selbstständige» Unheil b,wallet und wie gegen die christlich-sociale Agitation eine» Stöcke», lo auch gegen die hierarchischen Bestrebungen »nie» Hammerstetn und Genossin mit seinen schars abweisenden Urthetlen »icht zurück- gehalien. * AliS Süddcutschland wird der Wiener .Politischen Eorresponkenz- über ka« angebliche Tagebuch Kaiser Friedrich'« geschrieben: Man fragt sich hier allgemein, wie eine derartig- B-röffent- Iichiing, die doch unter allen Umständen eine grobe Indiskretion darslelli, überhaupt möglich war. Doch wird dcr Nachiheii der Verstimmung, welche die Publicalwn hier und da hervorrnjeu mag, wohl reichlich dadurch ausgewoaen, daß sie der Weisheit der Politik des Fürsten Bisnialck da« glänzradste Z-ugniß ausgest-llk. H.ute, achtzehn Jahre nach der Ausriitming de» Reiche», erscheint ja Vielen, welche in dieser schnelllebige» Zeit die Verhältnisse, wie sie damals lagen, vergessen oder auch gar „ich! genauer gekannt habe», der da malige langianie Gang der Dinge unbegieiflich. Namentlich scheint man z» verqissin, d,ß Bauer» und MüMemberg mü Preußen als Verbündete im Felde standen, welche bundeStre» ihre Pflicht er füllten, und daß cs angesichts des noch keineswegs bezwungene» Feinde« eine iellsame Politik gewesen sein würde, gegen diele treuen Verbündeten einen Zwang ausüden zu wollen. Es ent sprach dem Charakter König Mlhelm'S und der klug ab- wagenden Politik de» damaligen Bundeskanzlers, daß sie der- anlg, Anregungen weit von sich abwiesen, und sichert ch würde auch der damalige Kronprinz ebenso gehandelt haben, wenn ec zu einem verantworilichen Handeln berufen gewesen wäre. Sein Vater sah tu dem Widerstreben vieler und mächtiger Einflüsse einen Be weis, daß der Augenblick sür die Einigung doch wohl noch nicht gekommen lein möchte und daß es bester sei, dieselbe ihrer naiur- gemäßeii Entwickelung zu überlasten; ebenso hielt Fürst Bismarck daran lest, daß Zwang kei« dauerhafter Kitt sür ein Reich sei. Di« geschichtliche Entwickelung hat beid-n Recht gegeben, denn ein Tag wie der 25. Juni d. I., an welchem die deuischen Fürsten einmüih g und bereitwillig de» Thron Wilgelm's ll. umgaben, würbe wahr- scheinlich nickt möglich gewesen sein, wenn die deuiscke Polit'k die Wege ringeichiagen hätte, welche dem „Tagebuch" zufolge der Kron prinz ihr empsodlen haben soll Daß aber auch dieser selbst mindestens später sich mit Bismarck'» Politik ausqesöhnt haben muß, beweist neben vielen Anderen seine Proklamation vom l2 März, sowie sein Erlaß an den Fürsten BiSmarck von demselben Tage. Somit beweisen seine damaligen Auszeichnungen, sofern si- unenistelll von ibm berrühren, im Vergleich mit seiner Sprache als Herrscher nur das Eme, daß er sehr wohl zu lernen ve,standen hat und sich in dieser Hinsicht, wie in vielen anderen Stücken, thurmhoch über jenen hohlen Berliner Radikalismus erhebt, welcher, durch die G-- schickte »iideledrt, sehr irriger Weise den verstorbenen Kaiser sür sich ausbeutr» z» können glaubt. Hat man vielleicht gemeint, durch d!« Veröffentlichung des Tage- buch s just in diesem Augenblick — und wie man aus Berlin hört, soll sie mil großer Heimlichkeit betrieben worden sein — den Empfang Kais-r Wilhelm'» II. in Süddeulschland zu beeinträchtigen, jo ist diese Rechnung im wahrsten Sinne de« Wortes ohne den Wirth gemacht. Grade nach dieser Publikation wü de, wenn überhaupt möglich, der Empfang des Monarchen, der jo ganz aus dem Boaen der Politik seine« Großvaters und des Fürsten Bismarck siebt, nnr um so herzlicher stein. Wir erblicken überhaupt hier in dieser in- diskreten Tagebuch-Enthüllung nur eine Art Vorrede zn de: schon so lange angekündigten Mackenzie-Broschüre. In diele nämliche Kategorie grliörrn auch alle Betrachtungen über Relchs-Mimsterie», über Gegensätze zwstchen Kaljer und Kanzler re., olles Ding-, die in gut unierrichieten Kreii-n höchsten« »ine» komischen Eindruck machen würden, wen» nicht so viel zum Glück vergeblicher Böswilligkeit dahinteisteckte. Die so völlig schies beurtdeilie Wiedergabe des de kannten „Jndepedanke"-Ait lels durch die „Norüteiiische Allgemeine Zeitung" tn norddeutschen Parteikreiseii zu der seltsamen Meinung geführt zu haben, es bedüise nur noch eines kräftigen Ruckes, um den Fürsten Bismarck aus dem Sattel zu heben. Die Enttäulchung. ohne welche man in j-nen Kreisen nun einmal nicht leben zu könne» scheint, wird nicht aus sich warten taffen. * Prosesior Virchow hat bekanntlich von dem Hoch seligen Kaiser Friedrich den Slern zum Rothen Avler- Orbrn erkalte». Diese» Umstand benutzt die „Fre sinnige Zeitung" setzt nachträglich, um eine Geschichte zu erzählen, die beweisen soll, wie gewogen Kaiser Friedrich den Freisinnigen gewesen sei. Sie schreibt: „Aög. Virchow wurde nach dieser Orven-aii-;eichn»i»g am Montag, den 28. Mai. Abends, im Schloß zu Ebarlotteiiburq von« Kaiser Friedrich in besonderer Aubicuz empfangen. Aög. Virchow statlele seinen Dank sür die OrdeiiSailszcichnnng ab. Ter- I selbe unterließ hierbei nicht, freimulhig auszusübren, daß auch I einem weitere» Kreise seiner Freunde vie r Auszeichnung zur I Genugthuung gereiche, indem sie entgegen anderweitiger Dar stellung bekunde, daß Kaiser Friedrich sreisinnjge Männer um ihre« politische» Auftreten« willen nicht geringer schätze al« andere. Kaiser Friedrich unterbrach den Abg. Virchow mit dem Ausdruck deS Erstaunens darüber, wie auf irgend einer Leite eine solche Meinung über seine Beurtbeilung ver THLtigkeit freisinniger Männer hätte austommen können." * Am Donnerstag Morgen schrieb die „Freisinnige Z-itung" in ihrem Briefkasten bezüglich ihrer Artikel zu e-m angebliche» Tagebuche Kaiser Friedrich'«: „Um unseren Lesern die Ausbewabrling ver bezüglichen Artikel unserer Zsituug zu erleichtern, haben wir dieselben nunmehr in einer LonVeranSgab- unserer Zeitung zusammrngesoßl. Unsere Ex»dit>on rc." — Nachdem mittlerweile am DonnerSkag Aöen» die besonnte Publication de«..ReichSanzetgerS" erfolgt war. hieß eö am Freitag im Briefkasten d-r „Frei sinnigen Z itmig": „DaS Erscheinen der Sonderausgabe unserer Artikel über das Tagebuch Kaiser Friedrich'» wirb noch besonders angezeigt werden." — Am Sonnabend ver lautet über dir ganze Angelegenheit nicht» mehr, ob gleich andere „Sonderausgabe»" im Briefkasten angekllndigt worden." » » * An Krakau sind dieser Tage die Häupter einer großen jüdische,, M ilitairbesreiung-gesel lschast und »war ein gewisser Jacob Mandl zu 6 Jahren und ein gewisser Gutmann Strumpser zu 6 Monaten schweren Kerker« verprkheilt woroen. Diese MilitairbesreiungSgesellsckast hatte ihren Wirkungskreis über ganz Galizien ausgedehnt und e« bestand ihre Thätigkeit darin, daß sie den üNilitair« pflichtigen zum Zwecke dcr Befreiung auf künstliche Weise Gebrechen beibrachle oder daß sie den Militairpflichtigen und ibren Angehörigen vorspicgclte. in militairischen Kreisen großen Einfluß zu Häven und so die Befreiung vom Militairvienst erwirken zu können. In den mehrtägigen Verhandlungen wurde» den Angeklagten sieben Falle schwindelhafter Militairbesreiung nachgeivicsen. Von Interesse waren die jenigen Fälle, in welchen e« sich um die Militairbefreinng durch künstlich hervorgernsene Gebrechen handelte. So hat Gut» mn Strumpser einen, jungen Militairpflichtigen eine Wunde am Fuß bcigebracht und denselben dadurch wirklich von der Dienstpflicht befreit. Einem anderen Militairpflich- tiaeu rie* Jacob Mandl, sich unmittelbar vor seinem Er- scheiu^OdL, dzr SilperarbitnrungScommission die Augen mit Schnt.4stadm' nnzureiben. welchen Rath derselbe befolgte, sich dadurch den Schein einer' Augenleiden« gab uüd ebenfalls vom Milltairdienst befreit wurde. * In dem niederösterreichischen Landtag erstattete am Sonnabend Kopp über den bekannten Antrag von Bergan! und Genossen bclreffeno die Belbeil gung de- Landtag» an den zu Lyren Sr Majestät de» Kaiser» Wilhelm zu veran- stallenden Festlichkeiten Bericht. Der Ausschuß beantragte den U-bergang zur Tagesordnung. Vergani sprach vom antisemitische» Standpunkt und stellte folgenden mobificirten Antrag: Der Lanvmarschall werde beauiliagt, dem Kaiser F'anz Joseph sowie dem Kaiser Wilhelm die ergebenste Huldigung und die herzinnigste Freude deS Landtage» über das ausrichiige FreundschaslSbündniß beider Staaten auszusprechen. Referent hielt den Antrag der Commission ausreckt Der Statt halter erklärte hieraus, die Regierung balle an dem Slandpuncte fest, daß »S zu den Prärogativen der Krone gehöre, die Feierlich keiten bei dem Empsange auswärtiger Souveraine zu regeln; den maßgebenden Entschließungen solle von keiner Seite vor- gegrifsen werden. Er erkläre sich daher mit dem Anträge de« BersaffiingSauSscbusieS vollkommen einverstanden, indem er bemerke, daß da« beulsch-ösierreichischr Bünvniß nickt aus die Unterstützung von solcher «eite angewiesen sei. Vergani't neuerliche Insinuationen gegen die Regierung weise er ent schieden zurück und füge bin,», daß ein solche», mit dcr Wahr heit und Vernunft ,n Widerspruch stehende Gebabren srüber ober später eine Niederlage erleiden müsse (Beifall). Der neue Antrag Vcrgani'S wirb alS geschäslSorbnungSwidriq a Umins abgelcbnt und ver Antrag de- AuSschnsie» mit allen gegen die Stimmen der Antisemiten angenommen. * Au« Reval vom 26 September schreibt man der „Nativnalzeitung": Dcr Landtag von Estland bat be schlossen, die Ritter- und Domschute im nächsten Sommer ringehcn zu lassen. Damit ist zuerst i» Estland die ciu- schneidendste Frage beantwortet worden, welche bisher wobl an die Stände der Ostseeprovinzen Hera,»getreten ist. Die Ritter- nnd Domschnle ist eine der älteste» Schulen, welche daS deutsche Volk besitzt, denn sie ist 1319 gegründet, also bald 570 Jahre alt. So unendlich schwer eS dem Lande ge worden ist. diese« LieblingSerbe seiner Väter zu opfern, so bat man eS doch getban. nm nicht gezwungen zu werden, mit eigener Hand daS Deutschtbum zu zerstören' denn die Regie rung verlangte, daß jährlich ein Lehrfach die russische Unter richtssprache aiinclmien solle, so daß in einem Jahrzebnt etwa die Schule russisch geworden wäre. Denselben Beschluß hat die Stabt Reval in Bezug aus ibre Realschule gefaßt, und dasselbe werden wobl die Schwesterprovinzen und -Städte sür ihre Schulen thun. WaS dann ? — Gott mag e- wissen. ES ist beschlossen, ein bliibende» Land gewaltsam nm seine Bildung und Eultur zu bringen, die Väter stehen rathloS da vor der Frage, wie sie ihren Kindern die Erziehung geben sollen, deren sie selbst sich crsreuten. Die Schwere dieser Lage wird nian m Deutschland kaum zu würdigen vermögen." * LaS „Journal de St. PeterSbourg" hat unter Reproduktion der Nichricki deS „MSmorlal Diplo matiqne", wonach Lord Salisbury von dem Reich» kanzler Fürsten BiSmcirck und dem Grase» Kalnoky die Versickerung erhalle» haben soll, vaß sie die Eankidatur deS Prinzen Ferdinand von Cobnrg al« Fürsten von Bulgarien unterstütze» wolllen, sei» Eistaunen darüber aus gesprochen, daß rin eriisibaite« Blatt vergleichen Nachrichten aiisnehmen könne. „Von unserer Seile (— schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ossiciv« —) wird da« Erstaunen de« „Journal ve St. PeterSbourg" getkeilt, freilich mit der Maßgabe, daß man dem „Mömorial Diplomatique" zu diel Eyre erweist, wenn man es für ei» ernste« Blatt nimmt." * Au» Amsterdam wird ver „Kölnischen Zeitung" ge schrieben : Nach P iva'berichten au« dem östlichen Tbeile von Java di« ln« »j.m 19. August nicke», lat »uter ter enrepä lche i B-- vöikeruiig vkisch.edeiie Tage laug Angst uno Scvrccken gei.ir.schl. Man bejürchtele nämlich eine» allgemeinen itlusstand der inländijchen Bevölkerung, der durch Hadschi« hervorgerufen werdeu sollte. In Everadoya hatte die Bürgerwehr Befehl erhalten, aus da» erst« Alarmsignal, drei Kauonenichläge au» dem Fort» l-fort unter die Waffen zu treten; die Lnrnpäer, die außrebald der Gorniionplätze wohnten, hoben alsbald sich und ihre Familien dabin in Siche, Heu gebracht, dl« Gesäuguißwachen wurdeu überall verstärk! und die Lädca, i» weichen Waffen feilgebviea wurdeu, Ware» im Na oa«- »crkaust. E« fielen zwar »irgend« RabestSrung-n vor, aber die eben geschildert« Panik beweist doch, »aß di« Europäer ihr bis her »nerlchüttrrte» Bert»»-» aus die Treue «.«r talündiichen Bevölkerung verloreo habe» Latz die Befürchtungen derselben nicht grundlos waren, schein, nach den spärlichen Becöff allchuage» der Regierung über ein« auf Mittel- und Oksavo geplante Ver schwörung zinnlich sicher festzustehen. In der Resideuilchait Surakarta fanden an verschiedenen Plätzen geheime nächtliche Versammln»»«» statt, uud e» gelang der Reg erung, sich einiger der Haust,rädel»- sühcer »u versichern, welck^ denn auch offen bekannten, ihr Ziel sei die SlisiiiNg eine« neuen javanische» Reiche« gewesen; in andern Resioruiichaiten, wie Kediri. Mabiun, Pasr.unn, hatte mau die Leiter der Verschwörung ebenfalls »«itig gen: g Himer Schloß und N.cg-l gebracht» im Klsteulchen (Vorstenlandeu- wurdeu die Ver schwörer bei einer ihrer nüchlliwen Zusanimenküi'ste vou der Polizei überrascht, e» gelang, zwölf derselben gefangen zu n-hmen, und bei einer Haussuchung fand man bereit» da» fertige SiaalSsieget von „älaugüu hsegvro lV.", wie der Herrscher de- neuen javanilchen Reiche» sich neunen sollte. Ja Bantam, wo neulich der Aufstand wütbet-, ist ein Kronprätendeut ausgetreten, der sich sür «tn-n An- gehörige» der trüberen SultanSlamilie auagab, -1s Pseudo-Hadschi einen großen Anhang sa-L. ober schließlich als -Letcilger enilarvt und zu vier Jahren Zw-ngeorb:tt verunheüt wi"-,«. Laß mau sich angehcht« solcher Thailachen nicht behaglich fühlt, läßt sich denke», und man bat hier wiedee „,«» per drtngeudea Beweise für die Natvwendtgkeit der Verstärkung de» tudlschr» Herr-»; aussulleuder« weise >st der indische S oat«hon«halt der Zweireu Kammer nmh nicht einmal vorgelegl wor>>«i. wa» tu frühere» Jadren um diese Zeit doch stet» geschehen war; der Ealouialmlaiftrr hat zwar erklärt» daß er absichtlich mit der Vorlage zögere, um dt» Volksvertretung später der Mühe zu enthebe», riugreiieudr veränderuuge», t c doch unvermeidlich lein würde», nackilräglich vorzanebme», .illetn vnrer dem Eindruck dieser beuuruhigeude, Nachrichten au» Zstwien würde e« gewiß zweckmäßig sein, wenn V»e äffeutlichc Me nung aun amtlich durch die Regierung über den wahre» Sachverhalt au>- geklärt würdv * Au» Anlaß der tm Juni d. I. stattgebabten verheeren den Feuer»brünste in den Städten Sundwall un» Umea und in dem Flecken LIlla Evet in Schweden waren in Deutschland vßentliche Sammlungen zur Uuter- stützung der durch daS Feuer heimgesuchlen Bewohner ver» »nstaltrt worden. Die schwedische Regierung hat imu- medr in einer an da» A.iSwärtigr Amt geruhtet«« Mrttheiluust idrer freudigen Gem.itbuuqz über die Art und Weite, w« diesem Ausruf deckst'«nttich^n Mildthätigkeit in allen'«leD-i Deutschland« entsprococn worden, Ausdruck gegeben uridWtsv gefügt, daß sie in dieser Theilnahme «neu neue» Beweis ver tiefen Sympatbien erblicke, welche die deutsche rno die schwedische N.ition miteinander verbinden. Mit dieser M>t- theilung wird der Dank der schwedischen Regierung verbunden sür alle Diejenigen, welche sich an den großherzigen Spcndeu betheiligl haben. * Der gesunde Menschenverstand, einst der Compaß der ranzösischen gebildeten Gesellschaft, ist in Pari« jetzt viel mehr da« Eigenthum der Börse al« der Politiker geworden. Die Börse kümmert sich weiiig um den „Sturz BiSmarck'S" durch daS „Tagebuch"; sie ist ungleich be sorgter über die neuen französischen Wirren, zunächst darüber, baß der Ausschuß mit dem Marineiilinister nicht inS Reine kommen kann, und daß die Republik sich mit jedem Tage mehr in ein Distel- und Dornenfclv verwandelt. ES gehört killerving» ein starke« Stück blinden Hasse- dazu, wenn man erwartet, die Veröffentlichung de- Tagebuches werde .endlich" ganz Europa zur Empörung gegen daS deutsche Reich an« feuern. Wo ist in dieser ganzen französischen Aufreizung über einen deutschen Zwischenfall die Logik? Un» liege» heute wieder die tliörichlstcn Betrachtungen dutzendweise vor.i» Temp«. Nation. Mointeur. Liberty National uns sogar in der Gazette de France, nicl-1 zu vergessen France und Lanterne. welche sogar die Arbeiterviertel sür „Fritz" und den Fortschritt zu begeistern und z» beweisen suchen, baß man BiSmarck durch die „Deutsche Rundschau" in- Herz getroffen .Fritz" spielt in diesen Kreisen noch im Grabe die Rolle deS Simson, brr die Philister unter den Trümmern ihre« Staat-gebäudeS begräbt. Nebenbei ver tröstet man den französischen Arbeiter ans einen Kri-g Deulsch- tanbS mit — England, dem da- schlechte Compiiment ge macht wird, tzatz e« dumm genug sei, sich in fremdes Hof» imb Parte,getiiebe einzumiscben. Die Republik aber hat, wir bitte» nicht zu lachen, „an Ansehen in der Welt gewonnen durch ihre Aiiständigkeit", »uv man weiß jetzt, daß die Ehr lichkeit in Frankreich absolut und seine Diplomatie eine- Ver- rathS durchaus nicht fähig ist, während Deutschland nur Furcht und Mißtrauen einflößt". Ter Humor davon ist aber, daß Leute diese« Schlage« BiSmarck'S Immediatgesuch al» eine juristische Schülerarbeit behandeln und >l>m vach- sagen, er untergrabe dadurch sein eigene- We»k. Der .National" betont besonder«, wie der Kronprinz seinen Vater hiiistelle „als einen unentschlossenen und nervösen armen Schlucker (komme uu panvro böro lncköoisj et norveur). Bismarck ist abqetban, Mollke wird mehr geschont, die Gegner BiSmarck'S haben nunmehr eine gewaltige, surchlbare Wasse in Händen, die Legende ist zerstört, die von de» Fort schrittlern erlangte m oralische Macht hat jetzt Lust zur Be kämpfung de« im Herzen de« Volke» vernichteten Binnaick, o'vst In rerkmctio än mort!" Die Franzosen vergesst» bei alle» Beschuldigungen gegen BiSmarck, daß der Vater dem Reichskanzler untersagt hatte, den Sehn in die innere Bewegung und Behandlung der Kaiserikee, wie König Wilhelm mit BiSmarck ,„>b Moltke die heikle Frage zn lösen bemüht waren, emznivelhen. Uno daß der Vater seinen Sohn richtig beurlheilte, würde da« Tagebuch beweisen, wenn man seine vollständige Echtbeit annähme. * Vor etwa vier Monaten entstand zwischen Italien und dem Sultan von Zanzibar ein Streitsall. der den italienischen Vertreter »> Zanzibar veraiilaßie. seine Flagge einzuziehen und die Beziehungen zum Sultan abzubrechen. Den Anlaß zu dem Zwist hatten zwei Umstände gegeben. König Hnmbert von Italien batte dem Sultan nach dessen Thronbesteigung ein Glückwunschschreiben zukoinmen lassen, daö, wie seilens der italienische» Regierung behauptet wurde, ungebührliche Ausnahme fand. Gleichzeitig batte die italienische Negierung an ein Versprechen de» verstorbenen Sultan- Seid Barga'ch erinnert, wonach a» Italien ein Lankstreisen an der ostafrikanischen Küste abgetreten wercr» sollte, und sie halte er klären taffen, dag die EisüUung jenes Versprechen» al» die beste Genugtbuung sür die erlittene Unbill erachtet werde. Der Sultan sprach zwar sofort sein Bedauern darüber au«, daß det > »
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