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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-02
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. L7<i. Dienstag den 2. October 1888. 82. Jahrgang. Marine. * Kiel, 29. September. Heute Vormittag traf, von Kopenhagen kommeud. daS englische Sckulgesckwader im hiesigen Hasen ein und ging Mittag« unter Audwecbselung de« üblichen Kanonensaluts von je 2l Schuffen mit dem als Hasenwachlsckiss suilgirenden Panzerschiffe..Kaiser" im inneren KriegShaseu vor Anker. Da« unter kein Besel'l de« Com« mobvre Markt,an, stehenke Geschwader besteht aus den beiden Fregatten „Active" und ..Belage", zwei ungepan;erte» Eisen- schiften von je 9080 Tonnen Deplacement, da« erster« bereit» 1869, daS letztere l874 von Stapel gelaufen, mit je l2 schweren beschützen. 2 Torpedorohren und l5 Knoten Fahr- geschwindi,keit, „Ealypso", eine mit tbcilwciser Teckpanzerung versehene Eorvette auS Stahl, von 2770 Tonnen Deplacement mit l6 Geschützen und einer Fahrgeschwindigkeit von l3-/i Knoten, sowie au« der eisernen Eorvette „Rover" von 3460 Tonnen Deplacement, mit 17 Geschützen und 2 Torpedorohren, sowie 14>/r Knote» Fahrgeschwindigkeit. DaS Geschwader wird hier voraussichtlich bis zu», 4. October verbleiben. Es ist das erste englische Geschwader, waö seit l88l unseren Hafen besucht. Während die gegenwärtig hier ankernden Schiffe erheblich kleiner, als unser Hasenwehrschiff „Kaiser", sowie die aus dem Strom liegenden Panzerschiffe dcr Sachsen- classe sind und kaum die Größe unserer Kreuzcrsregattcn („Leipzig", „Moltke" re.) haben, bestand da» l88l unseren Hasen besuchende englische Geschwader aus 9 Panzerschiffen ersten Range« unter den. Befehle des Herzogs von Edinburg, zu dessen Empfang große Feierlichkeiten seiten« der Marine m Anwesenheit de« Prinzen Wilhelm und Prinzen Heinrich veranstaltet wurden. — Die neue Marine-Akademie wird am l. October in Benutzung genommen und der Unter richt in derselben begonnen, während die feierliche Uebergabe an die Marinebehörde und Einweihung bekanntlich erst am 6. October slattfindet. Die Vorgänge in Ostafrika. * Am 27. Februar 1885 vollzog Kaiser Wilhelm 1. — so schreibt Gerhard Nohlss in der „Kölnüchen Heilung" — die Urkunde, durch welche er anerkanine, daß die Reiche tlsagara, Nguru, Useguha und Ukami unter deulichein Schutze släiden. Am 30. December 1885 ersolate im „Rricksanzeiqcr" die Veröffentlichung eine« Vertrags zwilchen England und Deutschland, nach wclch m taS Gebiet, welche« im Sude» durch den Romania begrenzt ist und mi Norden eine Deiuarcalionelinie hat, die von der Mündung de« Flusse« Wanga oder llmde auSgeht und in gerader R chtung nach dem Sipe»Lee läuft, dann, entlang an dem Ouui'er und »m da« Nordufer de« See« führend, den Fluß Luini übe, 'chreilct, die Land schaften Taveia und Dichagga in der Mnie durchschneid-t, um dann entlang ai, dem nördlichen Abhang der B>rgkelle de« Kilimandscharo in gerader L nie weitergeftihrt zu werden, bis zu dem Puncte am Oltiifer de! Victoria Nyanza-See«, welcher von dem t. Gr. s. B. getroffen wird, als deutictie Interessensphäre bezeichnet wird. Wir fügen noch hinzu, daß als Wcstgrenze der Da»gonyika-Lee bezeichnet wurde. Dem Sultan von Zanzibar war ein schmaler küsieusaum, das Borland des deutschen und englischen Hinterlandes, von zehn Seemeilen Breite belasse». Die Ostasrikanische Gesellschaft war hierdurch also thatsäcklich in den Besitz von llsagara, Nguru, Uieguha und Ukami gekommen, während das übrige es uinaebende Gebiet bis zum Tanganyika- und Ukeceiv.-Sec h u deutsches Reichsgebiet geworden war, denn so kann man am Ende doch wohl die sogenannte Iiileresscinphäre bezeichnen. Da die Ostasrikanische Gesellschaft hinsichilich ihres Gebietes ganz von der See abgeschnittc» war. so e,einig; cs derselbe», vom Sultan von Zanzibar die beiden Häsen Dar Salani und Panaani z» er halten. Und am 16. August d. I. wurde von d r deutschen Regie- rung mittelst Vertrages mit dein Sultan von Zanzibar die Ueber- gabe der Küste des zaiizibarijcheiis F stlauoeS an die Deutsch- Ostasrikanische Gesellschaft bewirkt. Der Sultan verzichiete somit aus seine Souveramität des 10 'irgl'iche Meilen breiten Küsten- saume«. Im Ganzen ging n etwa 40 Zollstationen und Ortichasten in de» Belitz der Deutsch Ostasrikanischca Gesellschaft über. Dem Sultan von Zanzibar, der mit England einen ähnlichen Vertrag über den schmale» Kiistensani» von Mombessa und Melinde abgeschlossen harte, wnrde hierfür eine gewisse Summe, die herdor- geden soll aus den Zöllen, gewährleiste,. Er hatte jetzt kein wei teres Anrecht aus das Festland, mit Ausnahme der an der Somali- lüste gelegene» Städte Kismahu. Barawa, Macka und Makdis.v» mit einem Umkreis landeinwärts von 10 englischen Meilen, sowie Marsche,k mit einem Umkreis von 5 englischen Seemeilen. Menu nun neuerdings Telegramme besagen, daß Angriffe au, die Deutsche» in P ngani und Bagamoyo stattgefunden, wenn Or. M her aus Leipzig vor Kurzem auf seine Kilimandscharo- Expedition verzichten mußte, da er angegriffen und seine Karawane auseinandcrgcsprengt wurde, jo geht zur Genüge daraus lervor, daß die Ostasrikanische Gesellschaft aus derartige Vorkommnisse nickt vorbereitet gewesen ist. «uß r vereinzelien Fällen hat die Gesell- schas, bi« jetzt nie Veranlassung gehabt, Geioaltmaß-kgeln zu brauchen. Die Erwerbunge» von Usigara u. s. w. gingen ans durchaus legale und sriedsertige Weise vor sich. I» Bagamoho icheini insosein der Streit beigelegt, al« S. M Sch ff „Leipzig" ein Landung», coip; IN die St. dt schickte u .d 100 Araber dabei ihren Tod fanden, während aus deutscher Seite k.in Verlust zu beklagen war. AuS Pangani wird indeß grmeldel, daß der die Truvpen des Sultans befehlende General Matthews aus Pangani vertrieben sri, weil die Bivölkerung nur einem arabischen Gouverneur des Su'tans Ge- borlain leisten und keine Limiten in ihrer Mitte tulden wolle Au» Quiloa meldet man. daß zwei dem che Zollbeamte nebst ihrer Dienerschaft von den Eingeborene» niete-gemacht leien, auch in L,ndi sollen iuihrere Teuische ermordet sein. Alle diese Vorgänge konnte man voraussehen, die Araber, jene Parasiten der Me, schheii. suhlen sich ft„em Bestände bedroht. Wie überall, wo tue Araber sick gezeigt baden, sind sie ausgetreten als wahre Blutsauger. Im Ganzen mögen an der Ostlüsie von Afrika bis ties in da« Innere des Conliiients hinein, einschließlich der aus den Inseln wohnenden, höchstens 2500 Araber sein. Sie stamme» säst alle ans Maskat, woher ja auch die regierende Familie des Sultans vv» Zanzibar ihren Uriprung ablettet. Fast der ganze Grundbesitz aus den Inseln ist in den Hände» der Araber. Durch L>st, Grau'amkei», rücksichtsloses Abscklachlcn der Eingeborenen be mächtigten sie sich der besten Länderr-eu. E n Araber arbeitet ine, er betrachtet die ganze übrige Menschheit als ihn, zngebörig. Rück- sichtslos beulet der Araber die ihm nnlerworsene» Vö.ker au«. I» Maiokko, in Egypten, in Centralasr>ka, üb-n.ll »t eS dasselbe. Es ist nickt etwa die eigentliche eingeborene Bevölkerung, die dem europäischen Einfluß entgegcntttti; im Gegenth-il, d-r Beweis ist gebracht, daß sie nnl Freuden die Ankunft der Europäer begrüßt als Befreiung von ihren H rren. de» Arabern. So war es i» Uiaaaia. >» Usaramo. überall. Der Ausstand a» der Lsiküste von Aslika gibt nur von de» Arabern aus, die sich in allen ihren In teressen, hauptsächlich im Sclavenkandel, bedroh! sühlcn. Um waS danbelt es sich denn beim sogenannten Makdi-Ansstande? Di ser ist doch auch nur eine Auflehnung gegen Mißregeln, die von Gordo» und Gelsi gegen den Sclove, Handel ergriffen win d- n. Damit soll der Temiche» Ollasrikaiiisti en Geiellichaft kein Vor wurf ft,macht werden, weil sie nichl iur Militair. tür B sestigungen :i. s. w geiorgt Kat. Tie An'gabe war zu groß iür sie, mit ihren Mittel» tonulk sie es gar nickt. Auch glauben wir keuieSweas die Unruhe» in der Untüchi gkeit der dcmsctnn Wannen der Ostasrika nische» Gesellschaft such» zu sollen. Sie haben doch nun währen» dreier Jahre ihre Pollen zur vollsten Zufriedenheit aus gefüllt. Aber die eigentliche Regierung fehlt, es sedtt namenilich eine nnliiairische Macht, um das Ganze Hallen und stützen zu können. Würden b>e paar Araber in O.-ttoa. Lindi. Bagamoyo und Pangani eS gewagt baden, einen Ausiiand ins Werk zu setze», Europäer zu ennorde». wen» in jeder Stadt auch nur IlX) gute Tiuvprn gewesen wäre»? Gewiß nicht. Woher soll aber nun die Ostasrikanische Gesellschatt das Geld nehmen, um eine Truppeninacht uiilerhalten z» können? Man denke ober nur n-cht. baß andere Länder e» b.ffer hätte» mit ihrem kolonisatorischen Vorgehen. Soeben noch vernehmen wir die Kunde, daß de, der Besitz"ft'eisung der Marqueia-Inscln durch die Franzose» über 200 Fianzoie» geiöcttel wuid.n, während niedrere Dausend E »geborene aus den, Platze blieben Soeben erst eizäblen englische Zeitungen von einem Siege, den Oberst Graham über die Tibetaner im Jelapla-Paß ersochlen hat. Daß die Hol länder sorlwährend aus Sumatra kämpfen müssen, setze ich als be- kannt voraus. Daß die Franzosen noch einem Besitze von niehe als 50 Jaliren sich noch nicht vollkommen ruhig Algerien- erfreuen, liegt nur in dem Umstande, daß sie eS dort mit Arabern zu thun haben. Mit Arabern ist Civilisation unverträglich. Da- einzige Mittel, um sich ungestört des Besitzes dieser herrlichen Colonie erfreuen zu können, wird der sein, die paar Tausend Araber sortzuschaffen, sie dahin zu schaffen, von wo sie gekommen sind. Und dies vermag nur dos prompte Eingreifen der Regierung. E>» geistreicher französischer Statistiker hat gesagt, mittelst der Colonien begründet der Staat leine politisch: Macht. Auch wir halten dies für vollkomuien richtig; aber nar insoiveil, als der Staat selbst colomsirt. Tie Zetten, wo Gesellschaften colonisirten. sind vorbei. Man werfe nicht ein: aber England bew ist durch Aii-slheiliing einer Charte an seine oslaftikanische Gesellschaft das Gegentheil, es colonisirt auch in Borneo mittelst einer Handelsgesell- icdaft; wir bleiben dennoch dabei, daß Colon-en wirklich nur gut gedeihen, wenn sie d-rect vom Staate regiert werden. Die Den Ische Ostasrikanische Gesellschaft möge also bei Zeiten Vorkeb» ruiigen lresscii, daß Deutschland selbst, d b. der Staat die ganze Colonie übernimmt denn der grüble Theil von Demi'ch-Lstoftika ist ,a schon staatlich beuisch. Dritter deutscher Dcuphilologeiilag. Dresden, 1. October. In der Versammlung am Sonn- abend Nachmittag sprach Rector Dörr ans Solingen üoerRcjorm des neu sprachliche u Unterrichts: Erfahr »»gen und Erwägungen. Zuvor gedachte er de- kürzlich verstorbenen Gelehrten Kräuter, der sich ebensowohl durch ieine gründlichen w ssenichasllichen Arbeiten, wie durch seinen edlen Charakter aus- -iezeicknet bat. Dörr hat. indem ec sich gleichzeitig »itt Dh-orie und Glschichie der Pädagogik beschäftigte, unmnlelbar nach dem Ericheinen der englische,, Grammatik von Vielor begonnen, nach der ,lenen Metbode zu unterrichte», spricht alle setz, Nils Grund 9'/^ jähriger Eiiahrnnqen. Er begann mit dem Enqlttche» an der hölicren Mädchenschule in allen Claffen. Zuerst wurden die Laute theoretisch gelehrt, dann wurden zugleich kleine zuiamme». längend« T-xte vorgenommen, die Grammatik wurde nebenbei behandelt. Tie Kinder hatten den Unterricht gern, die Forischritte waren «isreulich. Acknliche Eriahrungen machte Tön. im Lehieriniienseminae. wo »ideß die Sacke schwieriger war. Nach- dem Döir 1881 Leiter einer kleine» Schule geiovide» war, ging er au» im französischen Uiileirictn zur neuen Meihode über und betrieb die Reform mit voller K-a't Ter Unierrickt, namentlich in der Formenledre, bol viel bedeutendere Schwierigkeiten als >m Englischen Sämmtliche Lehrerinnen, tue srüber am P ütz uner- jchütterlich sesthjelien, sind jetzt zur Reform b kehrt. Ter Unter- richt gestaltet sich folgendermaßen: Dörr beginnt nicht mehr mit tbeoret ichcr Lautlehre, sondern mit sprachlichem Stoffe, der dem Verständnisse der Schüler möglichst wenig Schwiccnikettcn bietet, nämlich mit den Grundzahlen, die zur Uevnng in> Lautlichen die weiteste Geleg-ndeit bieten. Ein Paar Vrrbalformen. ei» Paar Bindewörter verschaffen die Möglichkeit, Mit den vier Grund- rcchnungsorten z» opcriren, womit den Lehrern immer neue Ucbung und Abwechselung zu Gebote steht. Dann folgen Auszätilreiinchen, k nderspiücke und Gcdichlchen, kurze ErzSülungen, Märchen; im ersten Jahre ganz ohne Buch, nachher mit Benutzung von Kühn's Lei buch und eimaem Sioffe aus der Hand des Lehre,«. In bei» aiissüdrlictn n Let.r anae sind für den Lehrstoff Nickt nur lautlicke »n sprachliche Schmierigkeiten, sond-rn auch der Inhalt berück- sichtig», nur w rkiich französische Stoffe in französischer Form — ausnahmsweise stilistisch vereinfachte — aber Alles im Gesickiskreise der Kinder liegend, woiuöglich in Beziehung zum Unterrichtsstoffe; zu kleinen Ginppen vereinigt, welche die Herstellung eines kleine» inhaltlich zusammengehörigen Wo tschatzes u. s. w. ei möglichen; mit ungemein langsamem Anfang und Fortgang in grammailschen Dingen, wobei jede einzelne Erscheinung längere Zeit behandelt wird, unter Benetzung des bisher gebotenen Spracksioffcs und, wenn a». gezeigt, ml Hc> anziehung künftig durchzunchmender Stücke. Nach den Märchen kommen kleine Erzählungen, selten Beschreibungen, 'e'chiere längere Erzählung „; ml erzählender schöner Lileralur wechselt etwas leichtes GeichichilickeS, Gedichte fehlen Nicht; Alles w>rd immer so ausg wäüll, daß eS früher g!wonnciie Gruppen stützt und erweitert, einzelne neue (,,, Grammattk und Wortschatz) bildet, und mil sieter Be ücksickligung der Stoffe in de» anderen Fächer». In.zwischen ist das Engllsche eingetrctcu, wo das Verfahren ähnlich, aber viel bejckleun gier ist. Stets wird möglichst in der fremden Sprache geblieben, ansangs auch eine deutsche Wiedergabe des fteinden Txtes verlangt, dann eine freie Wiedergabe gestaltet, die Hebers, tzunq nur, wo jene Lücken oder Fehler ousmeist. D,e weitere Durchnahme auch der Grammatik bleibt in der fremde» Sprache (vgl. Walter, Ueber den Claffe,»unterricht in. Französischen, Marburg. Elwert). Abgesehen vom Textvcrständniß, wird hierdurch ein lebendiges Verstäiidinß der Grammatik erzielt, wen mcdr als durch die Uebunqsiätze, die den Schüler (vgl. Plütz) in 20 Minuten durch olle Gebiete der Erdkunde, Geschichte n. s. w. Hetze». Durchaus falsch ist die Ansicht, der Stoff sei gleichgiltig; der Kindergeist will einen In kalt, das bloße Durchiiehmen der Form ist ihm eine Qual. Früh wird der Schüler daraus hingewieien, daß er beochie, wie die Bedeutung de» sremden Worte- sich nicht so völlig mit der des deutschen deckt, wie ein paar fremde iür die ver schiedene» Schattirungen des deutschen Wortes nüthig sind ». s. w. Weiter lernt der Schüler Wortfamilien betrachten, den Einfluß der Ableitungssilben, der Vorsilben aus die Bedeutung der Wörter er kennen; er muß bildliche Wendungen, Sprichwörtliches und andere» Idiomatische aus die Denk- und Aussassungsweise, aus der eS de, voi gegangen ist. zurückversolgen, und hier muß die Mutter sprache — »ach Hildebrand's herrlicher Anweisung — zun, Ver- gikiche herongezogen werden. DaS ist eine ganz andere Hebung als das öde Uebersttzen i»S Deutsche. Nicht alle llcde, ietzung soll damit verworftii werde»; sie tritt zuweilen zur Unterstützung ein, dient als Probe für das B rsiändniß des Stiles in beiden Lvracbe», was ind ß erst in oberen Classen geschehen kann, Ivo geling Slilg fühl erworben ist. Das Ucbersetzen in die fremde Sprache ist ganz zu verweisen: cs ist keine „herrliche GeisteSgymiiastik", sondern «ine lämmerliche Ptirasenstoppelei. Die für die Uebeisetzlmg ziireckt- aemachieii demschc» Sätze sind ost ein Hohn für die deuischc Sprocke, und die Uedersetznng ist meist nichts weniger als vollkommen. Wie schier sällt cs schon einem Ausländer — „m so schwerer, je seiner je,» Sprachgefühl enlwickelt isl — aus dem Deulichen selbst mit unserer lleberjetzung in gutes Französisch oder Englisch zu über- ietz n! Wie schwankt er, wie sucht er das Tieffende! Aber unsere Quintaner, die können cs? Ganz wenigen Menschen ist eine so bedeutende Kenntniß einer fremden Sprache verliehen, daß sie alle Jdivmatismen vermeiden könnten. Die Ersabriing lehrt unwiderleglich, daß die analytische (oder direkte, oder Reform-) Meihode das Lernen leichter und erfreulicher und daS Lehren zwar schwerer und anstrengender, aber auch bc- sriedigender macht. „Wie fröhlich hören sich die Kindcrliedchen an, wie trübselig blicken grammatische Paradigmata dreinl Wie gern versucht der Schüler so ein Auszählreimcken auch einmal aus dem Schulhose oder singt ei» Liedchen aus dem Svaziergange. aber was sür ein Gefühl ersüllt ihn, wenn er in der Panse sein Paradigma Versagt, ehe er di innen drankommt! Wie vergnüglich begrüßt er sei» Ansckauungsbild und lernt er die alten Freunde au- d r Vorschule sranzösssch sich benennen und beschreiben! Wie trübselig schaut er drein, wenn das Extemporale auslaucht, dessen Rand ihm im Voraus schon allerlei döse röche Slrichc zeigt! Wie streitet man sich darum, wer bei der Vorführung einer Erzählung mit vertheilten Rollen auftrelen dari; wie duckk man sich hinter seinen Vordermann, wenn „abgelört" wirdl Wie viel bester ver steht und behält man Wörter, Windungen, Formen, wenn man si? im Zui mmkiihaiig einer Erzählung kennen gelernt hat, and wie ganz anders kann der Lehrer, wenn einmal etwas derart seilst, daraus zurücksühren. wenn er au die Erzählung erinnert, in der das Betreffende vorkam — dann sangen die Schüler an, sie sich Stück süe Stück ins Gcdächtniß zurückznrusen, sie leise vor sich zu sagen — denn das Meiste behalten sie im Kopse — bis plötz ich Einer, der schneller denkt, die Stelle bat und den Finger hebt, oder — wenn er lebhaft ist, gleich damit heronsplatzt, und nun ist eö mit einem Male wieder da und lebendig, und die früher gelernte Erzählung ist nebenbei wieder einmal wiederholt. Muß ich aber ans das Paradigma in der Grammatik, aus die Seite im Wörter verzeichnis veiweisen, so ist dos nicht beionder« lustig, und die einzelnen Sätze, an denen dir Form, daS Wort gelernt wurde, die wird doch Niemand behalten wollen! Redner giebt bann zu, daß der Reiormunterricht nicht nur Lichtseiten bat, und stellt dann die Forderung aus, daß auch der deutsche Unterricht in der untersten Elemeniarclaffe au! lautliche Grundlage gestellt werde, daß der akademiiche Lehrer gründliche Kenntnisse in Theorie und Geschichte der Pädagogik erwerbe. Weiler spricht er die Ucberzeuftung aus, daß die Resormbewegung fort und fort an Boden gewönne, und belegt dies durch einzelne Beispiele. Schars hebt er noch ein mal de» Gegensatz zwischen der stummen Meldode der Formalisten hervor, die Sprache» nur um der formalen Bildung willen lehren, und der lebendigen Methode der Reformer, die Sprachen lehren wollen und Spracherlernung als den Weg zu den Geistes- und Tullur- ickätzrn deS fteinden Volkes betrachleii. Redner verweilt dann bei der Uitterrichtsreiorm im sremösprachlichen Unterrichte Badens und weist aut deren Zusammenhang mit Herbart'schen Grundsätzen hin. Er schließt mit iotaendem Satze: „Eine wahrhaft gründliche Reform des riensprochlichen, deS sremd- sprackü che», überhaupt des gesainmlen höheren Unterrichts ist erst möglich, wen» wir Philologen nicht nur eine gründliche Fach, sondern auch eine ausreichende theoretische und praktische pädagogische Bildung erhalten, und wenn dann die Behörde wieder soviel Ver traue» in unsere Einsicht saßt, daß sie a» die Stelle der bis in- Einzelne gehenden Lehrpläne und Vorschriften ein Verfahren treien läßi, daS dem Direclor und dem Lehrercollegium jeder einzelnen Anstalt ermöglicht, den Bedürfnissen und Verhältnissen entsprechend de» Gang des Unterrichis zu gestalte», vorausgesetzt, das das er- solderlichc Ziel erreicht wird. Daran knüpfte Redner den Wunsch, die Behörden möchten denjensgen Lehrern, die ohne Zwang und Qual nicht mehr nach Plate und Plötz n. s. w. unterrichten könnte», Versuche mit der neuen Methode gestatten. An der lebhaftesten Erörterung t eü-eiligten sich zahlreiche Herren, u. A. Or. Kliiigbard, Völliger aus Stettin, Ouichl aus Kassel. Otto Sarrazin, Wend, Lippold, Pros. Körting, Pros. Stengel. Geh. Lberschulrath Sallwnrk aus kir siuhe lcgie badische Verhältnisse dar. welche Freiheiten man dort den Lehrern i» der Methode gewähre. Die Reform habe nach i Seiten großcn Gewinn g - bracht: l) Seit d,r Reform bereiten sich die Lebrer wieder gründ ick aus jede Stunde vor. 2) Durch die Lebhaftigkeit des Unterrichts haben unsere Lehrer die freudigeThcilnahmc der Schüler gewönne». — Noch von viele» Seite» wurde betont, wie der Resormnnterricht sreudige» Sonuciischein in den Unterricht getragen habe. Gegner traten säst gar nicht aus oder brachten nur Rebcusächliches vor. T e R sormer haben einen entschiedenen Sieg davongetrage». — Schließ- lich wurde ein Antrag Pros. Stengel's angenommen: „Der dritte deutsche Nenpbilologentag erklärt eS sür wünschcnS- weitth. daß weitere möglichst zahlreiche Versuche mit der Lehrweise gemacht werde», die ans lautlicher Grundlage rubt und den zu sammenhängenden Lesestoff zum Mittelpunkt des Unterrichts macht." (Dccedner Anzeiger.) Post- und Tclegrupstenwesen. * Leipzig, 1. Oktober. Mit dem heutigen Tage werden ln Grünlichtcnberg bei Waldh.ttm, sowie in Schrebitz bei Mügeln (Bezirk Leipzig) in Verbindung mit den OrtSpvstaiistaltcn Reichs- Telegraphen an st alten mit beschränktem Tagesdienst und ferner in Ooersteina und Niederlützschera bei Ostrau (Sa.) in Ver bindung mit den Posthilsstellcn daselbst Telcgraphcnhilsstellen eröffnet. Abtheilung für Möbelstoffe. Zur Preis bedeutend zurückgesetzt. Eine grotzere Partie Meiste und cremefarvige Gardinen, AdAepastte wollene j)ort»i)ren-lLH<Lles, Baumwollene und wollene Möbelstoffe, Teppiche nnd Teppichstoffe, Tischdecken, Wollene Schlafdecken. Hoflieferant.
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