Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-03
- Monat1888-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1888
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Grfckelnt täglich früh SV, Uhr. Nkdartion und Lrprditioa JohanueSgassc 6. Sprechstunden drr Nrdaction: Bormiliog- lü—12 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. Ftr di« Rück,ade ein,ttaneier Manulcr«»te »ach« sich d>« Redacti«« ntchl »erdmdUch. Annadme der für »te nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- undKefttagriisrül, bis',,9 Uhr. In drn Iilialen für Ins.-Äiinlllime: Otto klemm. UniversttätSstraße 1. Lauts Lösche. Kathartaeustr. 23 Part, und Königsplatz 7, nur bi« '/,3 Uhr. NWUr.TtlMM Anzeiger^ Lrgan für Mit». SocalaeMMe. Handels- und GeschSftSverkchr. 277. Mittwoch dm 3. October 1888. UvonnemOntsprets vierteljährlich 4V, Mk. ivcl. Bringerloh» 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer Lv Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) «HU« Postbriöideruog SO Mk. »tt Poftbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzetle 80 M. Größere Schriften laut aus. PreiSverzeichulg. Tabellarischer «>. Ziffernsatz »ach Höhen» Tarif. Krllamen auter dem NedactioaSkrtch die Igespalt. Zelle SO Ps„ »ordeu Familiruaachrtchte« die 6 gespaltene gelle »0 Pf. Juserate stud stet« a» die ExdetzMo« z» feude». — Rabatt wird »tcht gegebea. Zahlung pnmmiwsnmäo oder durch Post« uachuahme. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng. Der zweite diesjährige Termin der Jmmobiliar-Brand- cassenbeiträge ist an» I. Oktober mit einen» Pfennig bei der GebäudeverficherungS- abthetlnng und mit Ein und einhalb Pfennig bei der freiwilligen Versicherung von jeder* Be trags- einheit zu erheben. Die hiesigen Hausbesitzer, bezw. deren Stellvertreter werden deshalb aufgesordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Tagen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an unsere Slablsteuer-Einnahme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3, l. Geschah rechts, bei Bermeidung der sonst eintreleubeu Zwangsmahregeln abrusnhren. ^tlpjig, den 28. Sepiemb'r 1888. Der Skath der Ttadt Leipzig. 1)r. Georgi. Koch. Dtkanntmachung« Nachdem da- BanuLgähde» m Folge Beendigung der dort vorqenonimcnen Bauarbeile» vem Lerkebr wieder frei gegeben ist, wirb hiermit unter Aushebung unserer Bekannt machung vom 29. Juli vor. I. die dort ausgesprochene Erlaubniß, daS ThomaSgäßchen mit schwerem Fuhrwerk von beiden Seiten zu befahren, wieder zurückgezogen und daraus aufmerksam gemacht, daß das genaiime Gähche», nach unserer Bekanntmachung Vom 17. Oclober 1864, bei Vermeidung von Strafe bis zu 60 oder entsprecheiiver Haft nur in der Richtung von» Markte nach den» ThomaSkirchhofe befahren werden Lars. Leipzig, den 28. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7Ü19. Dr. Georgi. Hennig. In Gemäßheit deS ß. 1 der Jnstruclion für die A»S- sllhrung von Wafferrohrleilungen und Wafferanlagen in Privatgrundstückcn vom l. Juli 1880 und der tztz. 2 und 7 deS Regulativ« für GaSrobrleitungen und GaSbeleuchtungS- anlagen in Privatgruntstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, vah die Schlaffer Herr Friedrich August Weidmann und Herr Carl Friedrich Weidmann, in Firma Gebr. Weih mann, Wiesenstrahe Nr. 21, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen haben. Leipzig, den 2. Oktober 1888 X. 5263. Der Rath drr Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Wolfram. Allclions-VekaliiltnilillMg. Donnerstag, drn 4. dieses MonatS, Vormittags von /ritt Uhr an, sollen im hiesigen Slablhause, Eingang Mühlgaffe Nr. 1. Verschiedene Wirlbschaslsgegensläude und Kleidungs stücke, 1 Nähmaschine, sonne verschiedenes Andere an den Meistbietenden gegen sosortige haare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den l. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Ick 8565 u. s. w. Or. Georgi. Vermiklhung in der NciWaüc am Joliannisplatz. In obiger Flcischhalle ist die Abtheilung Nr. 14 sofort und die Abtheilung Nr. 2S vom 20. Oktober d. IS. an anderweit gegen einmonatliche Kündigung zu vcr- miethen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer dir. 17, entgegengenommen, auch können ebendaselöst die Der- miethungSbedingungen eingeschen werden. Leipzig, den 28. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I» 6044. I)i. Georai. Krumbiegcl. Hundert Mark Belohnung. In drr Nacht zum vergangenen Montage sind die an den Schau fenstern de« Damen-Eonfeclion«- und Modewaarengeschüst« der Herren bperliu» L Veuät im Hause Nr. 36 der DeterSstraße angebrachten, au« großen GlaSbuchstaben bestebendea Firmen von einer unbekannten Person dadurch absichtlich beschädigt worden, daß dieselbe Stücke einzelner Buchstaben mit einem Icharsen Justrumenlc von den darunter befindlichen GtaStaseln lo«gesprengt bat. Sollte Jemand irgend eine Wahrnehmung hierüber gemacht haben, oder über den Urheber dieser Beschädigung eine Auskunft zu geben vermögen, so wird derselbe ersucht, sich unverzüglich in unserem Lriminal-Lommiffariote zu melden, und macht man ganz au«drück- lich daraus aufmerksam, daß die Indaber de« gedachten Geschäfts sich erboten haben, Demjeiiige» eine Belohnung von Hundert Mark zu zahle», durch besten sachdienliche Mmheilung die Ermittelung der Perlon de« Beschädige!« gelingt. Leipzig, am 1. Oclober 1888. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Brerschneider. K. Oelkentlicllo HrrntlelöleliranZlÄlt. Xomelliav^eii rum Eintritt« io äis I.edrllnrnadtliellllng reeräen vleniitn», «len 2. unck Rlttreovli. «len 3. Oktober, von II dl» 12 l.'kr Vormittag» eotgsgeogsnawm o. 4ntn»dm«prll5ll»g: b'reirag, äeo 5. Oktober, früh 7 Ilbr. Varl IVolkrnui, Direktor. Bekanntmachung. Bon der hiesige» Gemeindeveriooltiing wird eine geeignete Persönlichkeit zur Beaufsichtig»»« der tzierselbst startstuden- deu StratzenpfiatterungS- »nd AuSbefferungSarbeiten ge sucht. Dttir Verrichtung wird vcn 4—6wöchentlicher Dauer sein. Offerten unter Angabe der Gehnlitanjprüche sind sasort und spate- sie»« bi» 4. diese» Monat« anher einznreichen. Anarr.Erottendors, um 2. Lciober 1888. Der Pe«einde»arftand. I. « Max Pätz, Srmeuideälieftrr. G. GrundKSiksotr-eigerung. ErbtheilongShalber scll da« zum Nachlafle de« verstorbenen Matenalwaarenhändler« Carl Robert Hammer in Naunhoi gehörige Nachbargut Nr. 93 de- Brandkat. u. Fol. 93 de- «rund- und Hypoidekenbuch« sür Naunhof, sowie Nr. 115 de« Flurb. für Naunihos u. Nr. 211 de- Flurb. sür die Naunboser Waldwielen, welche« ohne Berücksichtigung der Oblasten aus 12100 ^l geschätzt worden ist, ToiiiierStag, den 25. Oktober 1888, vormittag« 10 Uhr i»> RathskrUer zu Nauiihos durch da« Unterzeichnete Amtsgericht öffenillch an den Meistdieienoen versteigert werden. Die Versteigeruugsbebiiigungen können an Gericht-stelle, sowie im Reildskeller zu Naunhoi eingesehen werden. Köntgl. Amtsgericht Grimma, am 25. Sevtember 1888. Forkel. Dr. Kaltschmidt, Aff. Bekanntmachung. Die zu den bevorstehende» Genie,»oewaylen aufgestellte Wahl liste wird von Mittwoch, den 3. Oktober d I . ab 10 Tage lang in der Vorhalle der Synagoge zur Einsicht für die Gemeinde- Mitglieder auSliegen. Innerhalb derselben Frist kann gegen die Ausnahme oder Weg lassung eines Namens schriftlicher Einspruch bei dem Unterzeichnete» Vorstände erhoben werden. Gemäß 8 54 der revidirteu Gemeinde-Orduaag wird Borstehende» hierdurch bekannt gemacht. L"PZW, den 1. Oktober 1888. Der Vorstand der Israelitischen ReligionSgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Eine Rede Goblet's. Die Banketreven französischer Minister litten seit längerer Zeit an einem Grade von Eintönigkeit, der ihnen nickt zum Vorlheil gereichte; ihr wesentiickcr Inhalt war ein Loblied auf die republikanische StaatSsorm, und daS war nun nach gerade so häufig in allen Tonarten erklungen, daß man nach oner Wiederholung nickt mehr verlangen konnte. Goblet'» Rede in einer kleinen Stadt im Somme-Departement stellt eine ersreulicke Ausnahme von der Ziegel dar und hat des» bald die gebührende Bmcktnng gesunden. Allerdings ist der Sckrilt von einer solchen bis zu einer durchschlagenden Wir kung groß, und die bisherigen Erfahrungen lasten nicht daraus schließen, daß sie nach der neuesten Leistung deS vielgewandten sranzösiscken Minister- eintreten wird. Goblet ist offenbar die bedeutendste Kraft der gegenwär tigen sranzösiscken Regierung, er ist nickt nur Redner, sondern auch Agitator, ebenso schneidig als UntcrricklSminister wie al« Minister des Auswärtigen. Wer könnte außer ihm in Frank reich so ess-ctvolle diplomatische Noten absaffen, wie sie Goblet in der Maffanabsrage auszuweisen hat? In der Form ist er Cnspl entschieden über und in der Gewandtheit, inter nationale Verlegenheiten zu schaffen. Goblet ist der Vertreter des Laienunterrickls in Frankreich, also ein Todfeind der römische» Curie; zugleich hat er aber gegen Italien so scharfe und wohlgezieile Angriffe gerichtet, daß der Papst seine belle Freude daran haben mußte. Ein solcher Mann hat Beruf dazu, den französischen Wählern eine Warnung zukommen zu lassen, er kann ihnen den Abgrund zeigen, vor welchem sie flehen. Goblet Halle Veranlassung, der Wahl Boulangcr'S m Fr6ville-EScarbotin zu gedenken, denn auch dort ist er am l9. August mit großer Mehrheit gewählt worden, aber e» gebörle gewiß Muth dazu, in einem Disirict, wo diese Wahl erfolgte, seine Stimme dagegen zu erheben. Boulanger ist von Goblet in einer Weise angegriffen worden, daß der Angegriffene nickt umhin können wird, nach dem Wiederzusammentritl der Kammern daraus zu ant worten. Goblet stellte als nothwendige Folge deS Vor gehens Voulanger's die Wiederholung eines verabsckeuenS- wurdige» Abenteuers in Aussicht, natürlich desjenigen, welche- durch den Staatsstreich vom 2. Deceir.bcr 1851 besiegelt wurde. Ter Wortlaut der Rede liegt noch nicht vor, e» läßt sich also nicht bcurlbeilen, ob die Begründung dieser Behauptung von Goblet milGtück geschehen ist; der telegraphische Auszug der Rebe besagt nur, daß er die Resormbcvitrsligkeit der republikanischen Einrichtungen nicht bestritten habe und daß er den Mangel einer festen Mehrheit in der Abgeordneten kammer beklagte. Damit hat er eigentlich den Wählern Boulangcr'S Recht gegeben, denn ihr- Wahl giebt der Un- zusriedenheit mit den bestehenden Zuständen Ausdruck, sie wollen eine kräftige zielbewußte einheitliche Negierung an Stelle der alle sechs Monat wechselnden Ministerien, sie sind der Meinung, baß nur ein energischer Wille Frankreich vor weiterem Verfall behüten kann, und die Persönlichkeit, welche über die nötbige Tbatkraft verfügt» glauben sie in Boulanger gesunden zu habe». Goblct mag' von Anarchie, von Verwirrung und Tictatur reden, die zum Bürgerkriege und zum Kriege mit dem AnSlande treiben müsse, ober er ist den Beweis schuldig geblieben, daß die Republik dem Lande diese Nebel ersparen und eS zur Wohlfahrt führen werde. Man sollte meinen, daß achtzehn Jahre eine hin reichend lange Zeit wären, um die Lebenskraft einer StaatS sorm zu erweisen, und doch sind diese achtzehn Jahre, während welcher die Republik deS 4. September besteht, nur ein un« unterbrochener Beweis der Unmöglichkeit gewesen, die französische Republik aus feste Grundlagen zu stellen. Goblet fühlt daS selbst sehr wohl, denn er stellt die Frage, wie ein Land die Achtung deS Auslandes erringen könne, in welchem nicht einmal der nächste Tag sichergestellt sei. Der Redner bezieht diesen Satz freilich auf den Fall, daß eine große Anzahl von Anhängern Boulanger'- in die Kammer gewählt werden, aber ist denn etwa die nächste Zu kunft Frankreich« unter der Regierung gesichert, welcher Goblet angehört? Don alle» Seiten koinme» Anzeichen dafür, daß die Tage deS Ministeriums Floquet gezählt sind. Für den Wiederzusammentrilt der Kammern, welcher in etwa 14 Tagen ersolgen wird, ist bereilS die Einbringung eine- Versasiuna«rev>nonse»twurfcS angekündigt, sür welchen die Dringlichkeit begehrt und die Vertrauensfrage gestellt werden soll. Eine Mehrheit ist offenbar sür diese» Ent wurf nickt gesichert, sonoern sie ist dem Zufall anheimgestellt. Die Halbkeil, welche alle Schrille deS Ministeriums Floquet charakterisirt, tritt auch in dieser wichtige» Frage wieder hervor. Stall die Revision bei Seile z» lasse», weil sie rock nickt in dem Sinne ersolgen kann, wie sie die Ver treter de« Umstürze« wünschen, wird der Versuch gemacht, dem Dränge» der Revisionisten theilweise nackzugeben. Daß damit nicht» gethan ist, liegt aus der Hand, die Revisionisten Revision überlassen werden müsse, Amtsführung über- Worte», daß die Revision unter '«.«» »»n In aleicher Laqe befand sich Frankreich sm Anfang de» Jahre» l87? al» die Frieden-Verhandlungen mit Deutschland S's^rt DbierS und Favre boten keine hinreichende Sicher- beuÄür^da/die französische Volksvertretung die Berem- '""Dl>«"'sorlwLhrenv« Scklvanken der sravzösilcken Politik lanaen nach Rückgabe von Elsa^-Lothringen, die Gehässigkeit gegL /lle? was deutsch ist. stellt keinen Zustand "°r. w<Ar ?cm «u-lande. insbesondere Deutschland. B°rtr°n-n gewährm kann. De«dalb war e« auch nur sachgemäß, wenn dl- .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" vor ewiger Z->t sich bahm äußerte, daß ihr eine Regierung mit Boulanger an der welche den aufrichtigen Willen habe, Frieden zu hat e » "benfo lieb und lieber wäre als ein unaufhörlicher S^gierungS- weckf-l. Goblet vertritt in seiner Rede vom 30. September natürlich den entgegengesetzten Standpunkt. " will die Republik erhalten und krustigen, er hegt noch die Hoffnung, daß die republikanischen Einrichtungen über die Diktatur Boulanger « de« Sieg davontragen werben. ESlst mcht anzunehmn,. daß Goblet zur Zeit der allgemeinen Wahlen de» Oahre« 1889 noch Minister sein wird, nach den bisherigen Erfahrungen wird da» Ministerium Floquet dies« Wahlen nicht erleben, Goblet scheint mit feiner Rede vom So.Eeptembernur «ine oeue Aüflage fritta Red, in tzavr,,H-U-sat -u HA». *»ch damals folgte der Stur, de« Ministerium« unrntttelbar lms die hoffaungösrendigen Wort« Goblet'». Sem« Red« liefert nur einen Beitrag zu der Zerfahrenheit der französische» Zustände. Da» ganze französische Staat«wesen krackt m allen seinen Fugen und die Katastrophe scheint nahe bevor- zustehen. Leipzig, 3. Oclober. » Au« Müncheberg vom 13. September hat der Kaiser folgende Ordre, betreffend die Anwendung deS Efercir-Reqlement« für die Infanterie aus die Jäger und Schützen, erlassen: Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ick. daß da- Exercir-Reglement für die Infanterie vom 1. September 1888 in, allen seinen Theilrn auch sür die Jäger- und Schützen-Bataillonr verbindlich wird. Dieselben werden — wie Ich fest vertraue — auch in der neuen Form die alte Tüchtigkeit bewahren. Ihre Fahnen baden sie fortan in gleicher Art zu führen, wie die gesammte Infanterie. Wilhelm. * Der „Hamburger Correspondent" theilt einen Erlaß deS preußischen Minister» de» Innern Herrfurth über die Vorbereitung de» WahlversahrenS mit: Der Erlaß nlmmt die Miiwlrkmig der Regterung«-Prästdenteu dafür ln Anspruch, daß die Bildung der Urwahlbezirke überall ln einer den Vorschriften in HZ. b —7 der Verordnung dom 30. Mal 1849 und g. 2 deS Reglement- vom 4. September 1882 genau entsprechenden Weise erfolge. Die ReglerungS-Präsidenien werden ersucht, die Localbehörden demgemäß mit Anweisung zu ver- seben, die Bezirksbildung zu überwachen und gegebenen Falle« ein- zuschreiten. Neben diesem Erlaß ist ein anderer an die Landräthe und Bürgermeister in den Stadtkreisen ergangen, welcher lediglich dir rechtzeitige Beendigung der Abgrenzung der Urwahlbezirke, AuS- legung der Wählerlisten rc. betrifft. Man braucht sich nur der heiligen und folgenschweren Debatten über die Wahl im Kreise Elbing-Marienburg kurz vor Schluß der letzten Landtagssession zu erinnern, um zu begreifen, daß mit dieser Versagung nicht blo« offene Thürea eingestoßen werden, andererseits wäre e« falsch, darin ein besondere« Novum gegenüber der Amt«, sührung de« Minister- von Putikamer zu erblicken. Dieser stand grundsätzlich auf demselben Standpunct und mußte daraus sieden, da e« sich um gesetzliche Bestimmungen handelte. Wenn wir nicht irren, gehörte e« auch »n seinen letzten Amtshandlungen, ge wisse bel der Elbing.Marienbvrgrr Wahl vorgekommene Fehler zu rügen. Allerdings hotte Minister von Putikamer am 2. Mai den schließlich vom Abgeordnetenhause angenommenen Antrag Rickert- Windthorst. wrlcher verlangte, wa« jetzt ln dem Erlaß an die Re gierungspräsidenten geschehen ist, lebhaft bekämpft. aber doch Haupt- sächlich deshalb, weil sich da« Abgeardneteahau» mit dem Antrage ein Lontrolrecht über die vollziehende Gewalt anmaße. E« ließe sich darüber streiten, ob e« nöihig war, die Sache so zuzuspitzea und auf da« Gebiet der Bcrsassung-sragen hinüber,»spielen. Ohne Jwetsel enthielt der Antrag mit seiner allgemeinen Ausforderung, die Beamten zur Beachtung der gesetzlichen Vorschriften anzuhalten, rin Mißtrauensvotum gegen die Regierung, besten Berechtigung der Mtnlster nicht anerkennen konnte. Für seinen Nachfolger logen die Dinge ander«; besten au- sreter Initiative unternommener Schritt geht von keinem Tadel au«, sondern hat lediglich den Zweck, Willkür- lichtrtten der Wahlkrei«geometrie und damit auch allgemein gehal- lenen und ledenfall« übertriebenen Anklagen voezubengen. wie solche von der freisinnigen Patte, nach einem wohlberechneten System vorgebracht worden waren. ^ * Der frühere Leiter de« Preßbureau « und Begründer >PE kmgkgangenen ..Provinzial-Corrrspondenz". Wirk- Uche Geh. Ober-RegierungSralh vr. Hahn, ist am Sonntag Vormittag ,n Berlin gestorben. Conservative Blätter "ntnchmen^ ^ng«- Nachrufe, denen wir folgende Angaben Im Jahre 1850 erhielt er einen Ruf zum Eintritt al» Ä'-LL "r r?- " Ur'AL::- Range der RLth» erster Elaste befördert, schied drr verewigte 1882, infolge schwerer Erkrankung, au» dem Staatsdienst. Neben seiner amtlichen Tbätigkett widmete sich Haha umsangreichcn literarischen Arbeiten. AI« die hervorragendsten unter denselben seien hier ge- nannl: 1) ,.Da« Unlerttchtswrseu tu Frankreich," Bre«lau 1848. 8) Geschichte de» preußischen Baterlonde«." 1. Auslage Berlin >854. 80. Auslage 1885. 3) „Leitfaden der vaterländische, Se- ichichte," 1. Auslage Berlin 1855. 42. Auslage 1887. 4) „Friedrich der Große," Berlin 1855. 5) „Kursürst Friedrich I. von Branden- bura," Berlin 1859. 6) „Zwei Jahre preußilch-deutscher Politik I8tä—67." Berlin 1868. 7) „Der Krieg Deutschland» gegen Frank reich und die Gründung de« deutsch«, Kaiserreich». Die deutsche Politik 1867—71," Berlin 1871. 8) Geschichte de» Entturkampte» in Preußen," Berlin 1881. 9) „Da« deutsche Theater uud seine Ankunft" (anonym), Berlin 1880. 10) „Kaiser Wilhelm« Gedeuk- buch " Berlin 1674. 11) „Fürst Bi«marck, sei» politische- Lebe» und Wirke»". 4 Bünde. Berliu 1878-86. » > * » * Nachdem der dänische Reichstag zum Montag, dem t. Oktober, vom König zusammenberufen worden, concentrirt sich fast da» gesammte Interesse der Bevölkerung auf da» Resultat, welche« die Verhandlungen desselben zeitigen werden. Trotzdem die Linke sich m voller Deroute befindet und die Regierungspartei in den Kreisen der Wählerschaft ohne Frage nambasten Zuzug erhalten hat, so herrscht doch allgemein die Ansicht, daß an eine allerseits befriedigende Lösung der schwe benden Fragen, also der BefestigungSsrage. der Frage, be treffend Gleichstellung der parlamentarischen Körperschaften, und der mit dieser verbundenen Finanzfrage auch während der bevorstehenden Session schwerlich gedacht werden kann. Von beiden Seiten bat man zwar versichert, daß Alle» ge than werden solle, wa« zu thun möglich; gegenüber dem mehr al» zehnjährigen Hader aber ist e« wohl berechtigt, dies« Ver sicherungen cum grnua i»U» zu betrachten. * Die Erst« schwedische Kammer ist mit einem schutzröllnerischen Gesicht au» den Wahlen hervorgetrete». Die Proteclionisten haben den Freihändlern nicht weniger al» 11 Sitze abgerungen, und da auch in der Zweiten Kammer sich eine beachtensiverthe Gegenströmung gegen den Freihandel geltend macht, so hat einstweilen da» Princip de» Schutzzölle« in Schweden bi» zu den allgemeinen Wahlen im Jahre l8VO gewonnene» Spiel. — Tie norwegischen Wahlen ergebe« ein für den Bestand de» Cabinrt» Sverdrup immer frag« würdigere» Resultat. Rechte und Gemäßigte („Kaninchen- nennt die Linkenpreffe diese Coalition) erringe» ein« v»u Ta- und vildfläche lich erschüttert. * Im Luftreiche de» Don Tarko» find in der letzte« Zeit wiederholt atmosphärische Störungen bemerkt worden, ein Theil der carlistischen Partei hat, de- ewigen Zuwarte»» und der unfruchtbaren Politik deS Meister» müde, den Weg der Realpolitik hescbritten, indem er hoffte, durch Vermittelung de» Vatikan» eine Bersöhnung zwischen den beiden feindlichen Brüdern de» Hause- Bourbon zu Stande zu bringen. Freilich war eine solche Versöhnung erst im zweiten Geschlecht möglich und deshalb sollten die Ansprüche de» Don Carlo» zu Gunsten seine» Sohne» Jaime geopfert werden. Don Carlo», der zu allen möglichen Zugeständnissen an die neuzeitlichen Staat»« anschauungen geneigt war, mochte eine solche Auflehnung gegen seine Autorität nicht ertragen. Die Abtrünnigen und an ihrer Spitze da» bisherige Parteiblatt „El Siglo Futuro", von Nocedal, einem der befähigtsten Carlistenführer, ge leitet, traf sein Zorn; in wiederholten Kundgebungen ver langte er unbedingten Gehorsam, schloß jene seldstwilligrn Ausrührer au» der Partei au» und gründete al» neue» Parteiblatt den »Eorreo ESpakol", dessen erste Nummer an der Spitze einen Aufruf de» Don Carlo» veröffent licht. Dieser Ausruf ist ein treue» Spiegelbild de» Wider streite» der poch fest genug in der carlistischen Erinnerung hastenden Anschauungen de- klerikalen Absolutismus gegen die demokratische StaatSaussassung, welche die Revolution ge zeitigt hat, und der sich ein Herrscher im modernen Spanien nicht entziehen kann. Bei aller Achtung vor der katholischen Kirche, zu deren Vertheidiger er sich berufen fühlt, zeigt Don Carlo» zum ersten Male die Neigung, seine Sacke von der de« MtramontaniSmuS zu trennen, und möchte dadurch offenbar seinen verbrühten CarliSmuS etwa» schmackhafter machen, auch sind nach seiner Ansicht die Ueberlieserung und die Legitimität durchaus verträglich mit dem Fortschritt und allen Interessen, nur nicht mit der Revolution. In der Revolution steht Don Carlo» den Urquell aller Uebel in Spanien, und man sollte annehmen, daß er demnach von dem Wege der gewaltsamen Umwälzung ein für allemal ab geschwenkt sei. Da» ist jedoch nicht der Fall. Don Carlos verwahrt sich vielmehr gegen die Unterschiebung, daß er die Neugestaltung der Verhältnisse in Spanien anerkenne, daß er mit der Regentschaft einen Waffenstillstand geschlossen habe, er sei frei wie zur Zeit de» letzten Au stände» und werde kommen, wenn, wie im Jahre 1872, der „Ruf der Unterdrückten" an ih» ergehen würde. Seltsam, wie alle» in diesem Ausruf, mulhel neben dieser Kriegserklärung die Versicherung an, er werde nickt» unternehmen, um die Ruhe in Spanien zu stören. Don Carlo» theilt da» Schicksal aller jener Säulen der Legitimität, welche die Geschichte mit starker Hand geknickt hat; in jahrelanger müßiger Arbeit seilen und behauen sie die noch Übrig gebliebenen morschen Steine, um sie dem neu- gestalteten Bau einzupassen, aber selten gelangen sie zu der Erkemttniß, daß da» Material selbst untauglich geworden ist. Wie der Gras von Pari» nähert sich auch Don Carlo» jetzt der Auffassung von einem aus den Willen de» Volke» ge gründeten Kvnigthum und giedt damit den besten Theil seiner Rechtsansprüche au» der Hand, denn die Aushebung de» saltschen Gesetzes und die Herstellung der pragmatischen Sanktion war nicht eine Thal der Willkür Ferdinand- VII., sondern ist von den constituirenden Corte« in aller Form ge billigt worden. Dasselbe Volk, dessen Entscheidung Don Carlo» beute anrust, ist demnach schon im Jahre 1836 über die Ansprüche seine» Hause» zu der von der Geschichte später bestätigten Tagesordnung übergegangen. * Di« Engländer sangen an zu fürchten, di« kontinen talen Staaten könnten eine» schönen Tage» aus den Gedanken kommen, sich zu vereinigen, um die britische Herrschaft über den gesammte» Welkhandel zu brechen. Anknüpfend an den in dem Tagebuch de- Kaiser» Friedrich erwähnten Vor schlag te- gefangenen Kaiser» Napoleon III., mit Deutschland -in Bündniß gegen England zu schließen, bemerk der »Spee- tator":
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