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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-03
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Z? 277. Mittwoch dm 3. October 1888. 82. Jahrgang. Die Kleeresbraut. Elve Straudskizze voa Adolf Glaser. »-»druck verdotrn. Welch ein vielversprechender Titel! Sofort bemächtigt sich die Phantasie der beiden Begriffe: des MeereS in seiner unendlichen, ruhelosen und zur Zeit de» Sturme- furchtbaren Größe, und der lieblichen Erscheinung einer unter dem Schmucke de- Myrtenkränze- erröthenden Braut. Nun. die Braut, von der ich erzählen will, ist keine schüchterne Jungfrau und sie trügt ihren Namen nur bildlich, da sie seit vielen Jahren von den Wellen de» Meere» umworben wird, oft in schmeicheln der, sanft sich nähernder, oft in stürmischer, gewaltsamer Weise, und lange kann e» nicht mehr dauern, di» sie dem ungedul digen, drängenden Bewerber nachgeben und dabin sinken wird, ganz den schäumenden Wellen Prei» gegeben, ihr Eigenlhum bi» in alle Ewigkeit. E» ist die Ruine einer Kirche am steil abfallende«, oder vielmehr bi- zu ansehnlicher Höbe abgespülten User der Ost see. nabe bei dem kleinen Orte Horst, der früher «in einfache» Fischerdorf war und in den letzten Jabre», gleich so vielen am Strande gelegenen Dörfern jener Gegend, allsommerlich von Badegästen besucht wird, und zwar vorläufig noch von solchen, die au» diesem oder jenem Grunde die berühmteren, mit Eleganz und Coinsort auSgrstatleten Badeorte vermeiden wollen. Und in der That bietet da» kleine Seebad Horst in der Näbe von Colberg nur die primitivsten Gelegenheiten, um den nolhwendiqen Bebürsuissen »ach Wohnung und Nahrung entgegen zu kommen. Für die Unterbaltung müssen die Gäste selbst sorgen und sie tbun dies denn auch in ganz an- nebmlichcr Weise; die auSgle>chende Borsicht hat e» so ein gerichtet. daß grade diejenigen Kreise, denen die materiellen Fond» nicht allzu reichlich zugcmesien sind, um so bester mit geistigem Fond ausgerüstet und empfänglicher für die Eindrücke uiiversälschler Naturschönheit und gemülklichen Zusammenseins bleiben. Zu den Schönheiten in der nächsten Umgebung von Horst gehört der Weg. der sich von der See au» recht- am hoch gelegenen Leuchlthurm vorüber durch einen stattlichen Föhren- wald bi» zu dem Kirchdorf« Hof hinzieht. Da- Terrain fällt nach der Seeseile zu überall steil ab, aber offenbar senkte sich in früheren Zeiten die Anhöbe bi» zu depi damals viel weiter entfernteren Strande de» MeereS ganz allmälig herab. Bor vielen Jahrhunderten waren vielleicht die Wogen an dieser Stelle weniger raubgierig, wie sich ja an den Usern der Meere und großen Binnenseen solche Veränderungen öfter Nachweisen lasten. Daß die Höben an dieser Strecke de» OstseeuferS besonder» beträchtlich sind, beweist schon der Um stand. baß man neuerdings gerade dort einen Leuchtthurm errichtet hat. Derartige Signale werden stets nur an hervor ragenden Stellen aufgerichtet. Zwischen dem Leuchlthurm und dem Dorfe Hof passiren Wir noch ein anderes kleines Seebad. Rcwahl — nicht zu verwechseln mit Reval —, dann sehen wir die stattlichen Ge höfte und die hübsche neue Kirche von Hof, und da un» der Weg etwa» vom Ufer abgesührt bat, biegen wir reckt» ein, um in ganz kurzer Zeit wieder an dem abfallenden Ufer zu stehen, wo sich die im BvlkSiuund« „Meeresbraut" genannte Ruine befindet. Die Kirche ist erst vor etwa zwölf bi» fünf zehn Jahren verlosten, ihres Schmucke» und ihrer Einrichtung entkleidet worden. Da« Dach ist entfernt, aber recht wohl erhalte« steht noch da» Schiff in seinen vier Mauern, mit der Eingangstbür und den Fenstern. Der weiße Anstrich täuscht un» nicht; der Stil de» Gebäudes, im Uebergang von der romanischen zur gothischen Periode gehalten, vcrrätb deren beträchtliche«Alter, mag in de»Zwischenzeiten auch au-gebestert, verändert und übermalt worden sein. Fünf bi- sechs Jahr Hunderte sind über daS Gemäuer hingegangen. Wie die- heute noch mit der neuen Kirche der Fall ist. so wird Jahr hunderte hindurch diese alte Kirche in Hof den geistlichen Mittelpunkt für die umliegenden Fischerdörfer gebildet haben. Mutz doch auch da» Heranwachsende Seebad Horst die Be friedigung seiner religiösen Bedürfnisse in der Pfarrei Hof suchen. Da erst in allerneuester Zeit der Zug der Sommer frischler stärker und stärker sich nach der Ostsee wendet, so darf man nur wenige Jahrzehnte zurückdenken, um sich da« Bild einfachsten Leben» am Slrande vorzustellen, wie e» in jenen Fischerdörfern sich durch lange Zeit erhalten haben mag. Mit ihren Booten ziehen die Männer hinaus, um die Netze zu stellen für den Hausbedarf an Flunkern und sonstigen Fischen, wie die Sc: sie dort bietet, während die Dörfer, die nicht unmittelbar am Seestrande gelegen sind, der frucht baren pommerfchen Erde ihre Lebensbedürfnisse abgewinnen. Ein Tauschhandel stellt sich her, der sich nach und nach durch bessere Wegeverbindungen zum wirklichen Handel ent wickelt. Immerhin bietet da» Leben am Strande zu allen Zeiten mehr Abwechslung al» dasjenige im Innern deS Landes. Die ewig wechselnde See, die bald nur leicht bewegt gleich einem schillernden Seidenstoffe auSgebreitcl liegt und- in ihrer Fluth den Himmel mit seinen Farbe» widerspiegelt, die Sonne beim Aus- und Niedergang in ihren wunderbaren Abtönungen und oft ganz ungewöhnlichen Effecten, den Mond in seinem milden Lickte und den wunderbaren Reflexen, dann wieder daS bewegte Wasser, wenn die Wellen herankommen, sich rollend überschlagen und in weißen Schaum verwandeln, bann, wenn der anwachscnde Sturm sie höher und höher treibt, bis die mächlig aufgeregte Fluth sich donnernd und krackend an daS Ufer stürzt, ganze Rasenstücke abreißt, Bäume entwurzelt und ihren Raub beim Zurücklreten in der Tiefe begräbt. Vorsichtig haben die armen Fischer ihre nothbürstigen HäuSLen meist etwa» entfernt vom Strande hinter die sandigen Dünrnbügel geschoben, um möglichst sicher vor der Wuth de» aufgewühlten Elemente» z» sein. Und da die Kirche lange, lange Zeit hindurch die einzige Hüterin der gemeinsamen böherea Interessen war, den Hauptabschnitten im Leben jedes Einzelnen die Weihe gab. während ihr Vertreter wohl in allen wichtigen Fragen den einzigen Berather »nd Helfer adgab, so ist e» begreiflich, daß gerade für daS GotleShauS dieser weit verstreute» Gemeinde ein besonders gesicherter und zugleich weithin erkennbarer Slandpunct au»gewählt wurde. Wie heutzutage bei der hohen Entwicklung unserer maritimen Nützlichkeit-interessen der Leuchlthurm als Wahrzeichen hoch oben emporragt, so blickte in früherer Zeit die Strandkirche von Hos weit über Land und See und mochte oft wohl auch den Schiffern al» Merkzeichen und Wegweiser dienen. Ohne Zweifel trug sie das Kreuz aus ihrem Thürmchen und viel> leicht konnte man auch von der Leeseite au» die Kreuzlein aus dem Gottesacker sehen, der dir Kirche umgab und nach der Seeseite hin seine größte Ausdehnung hatte. Neben den schlichten Fischern und ihren Angehörigen mochte da wohl mitunter auch ein Fremder, dessen Leichnam die Wellen an» Land gespült batten, seine letzte Ruhestätte finden, wenn auch kein Kreuz mit Namen und Alter Kunde von seinem Dasein zu geben vermochte. E» wird der Phantasie nicht allzu schwer, sich die Kirche da oben in der nächsten Nähe der unruhigen Wogen in ihrer alten Form und Ausschmückung zu vergegenwärtigen. Man erkeuat die Stelle, wo der Allar war und wo Sie Kanzel stand, eine klein« Orgel werden sie wobl auch gehabt haben, denn gar so klein ist die Kirche durchaus nickt. Da strömten sie denn de» Sonntag» zusammen in ihren besten Festkleidern, fröhlich plaudernd und ihre Erlebnisse mit einander aus- tauschend. Dann kam wohl cine kleine Familie, die ein Kind zur Lauf, bracht«, oder ein Braulpaar wurde nach dem Gottesdienste getraut «ad Alles umringte die Neuvermählten an diesem höchsten Freudentage. Der gute Pfarrer gab ihnen mit seinem Segen manches ermahnende und berathende Wort mit aus den Weg. Ander» ist es bei den Begräbnissen. Da kann man nicht warten bi» zum Tage deS Gottesdienste». Verwandte und Freunde machen sich auf und trogen den ver storbenen Angehörigen im schmucklosen Sarge nach dem Fried- böse. der doch immer im Schutze und in nächster Nähe der Kirche liegt. Dort bringen Eltern ein tiesbeweinle- Kind. Kinder hochverehrke Eltern, die Gattin den Galten zur letzten Ruhestätte und in der Brust de» schlichten Menschen vermischt sich mit dem Gefühl der Trauer die ewige Hoffnung aus ein Wiedersehen, bei den meisten wohl ganz unklar, aber doch fest im Herzen bewahrt und durch die Worte Le» Geistlichen ge nährt und gekrästigt. An der Seite nach der See zu befindet sich jetzt nur noch ein wenige Fuß breiter Streifen Land, aus dem nur ganz schwindelfreie Personen stehen können. Bon da an bi» hinab zu dem weißen Sande de» Strandes bat da» Wasser über hau-boch da» Erdreich weggcspült, und wenn die Wellen auch gegenwärtig bei ruhiger See noch unten reichlich Raum geben, um aus dem Sande ein bunte» Strandleben sich entwickeln zu lassen, so soll in stürmischen Herbst- und Winternäckten doch der Anprall der Wogen gegen den Erbwall so mächtig sein, daß der Schaum weit darüber hinaurspritzt und aus der ganzen Strecke, von Horst bi» zu dem Vorsprunge, aus welchem die alte Kirche steht, ganze Fetzen Erdreich mit Bäumen abgerissen und verschlungen werden. Diejenige Stelle, über welcher sich gegenwärtig der Leuchlthurm erhebt, der übrigen» einen guten Tbcil i» daS Land hinein liegt, ist unten nnt einer starken Mauer von großen Quadern geschützt. Das war unterhalb der alten Kirche wohl nie der Fall und da, wie bereits erwähnt, nur noch wenige Fuß Erdreich di« eine Seitenmauer derselben vom Abgrund trennt, so bängt e» nur davon ab, daß einige Mal eine recht hohe und stürmische See diesen letzten Untergrund wegspült, um dann die MeereS- braut in die wild ousscbäumenken Wogen sinken zu lassen. Ganz nabe bei der Kirche führt ein kleiner, treppenartiger Fußsteig den steilen Abhang hinab. Von unten heraus mag es noch gehen, aber von oben herab ist eS ein beschwerliche» Klettern. Am Strande angelangt, blicken wir in die Höhe. E» ist ein unheimlicher Ort. Gerade an dieser Seite, wo dicht unter der Kirche Sand und Geröll steil absällt, war früher der Kirchhof, den daS Meer nach und nach sorlgcspült bat. Die Schädel sind rund und rollen leicht mit den Wellen in» Meer zurück, aber andere Knochen sollen sich zuweilen finden. Sollen? Wahrhaftig, wir brauchen nickt zu suchen. Und wenn die anatomische» Kenntnisse der kleinen befreundete» Gesellschaft auch uichl weit her waren, so fanden sich doch außer Röhrenknochen von Armen und Beinen hier ein Schulterblatt, ein Bcckenknocken und nun gar ein Unterkiefer mit vollständigen Menscheuzähnen. Die Damen schauderten, aber Herr von H. brach einige der Zähne auS, die mit ihren gesunden Wurzeln ziemlich fest in dem Kinnbacken steckten. Auch ich nahm einen derselben zur Erinnerung an Liese merk würdige Stätte mit. Eine Weile war die Stimmung doch durch den Eindruck diese« seltsamen Funde» etwas gedrückt, dann aber, al» wir am Strande entlang nach Horst zurückgingen, immer das wogende Element zur linken Seite, da» in seiner ewigen Un- ruh- jetzt wieder etwa» bewegter erschien, als vor kurzer Zeit, so daß die Ausläufer der Wellen uns oft plötzlich über raschten, waS zu manchem komischen Seiteusprung. und früh, lichcm Gelächter Veranlassung gab, da »nlwick di, kleine düstere Wolke von den Gemülhern und wir blickten wieder mit frohem Staunen in daS räthfelhafte, ewig auf- und abwogende, nie rastende und nie sich erschöpfende Spiel der Wellen. Zurückgekebrt nach Horst, wurde ich gefragt, ob ich den auSgezogenen Mensckcnzahn noch hätte. Allerdings hatte ich ihn noch und ich wollte ihn gut ausbeben zur Erinnerung an den denkwürdigen Ausflug. Ob e» mir nicht unheimlich sei. wurde ich dann scherzend gefragt, e» gehe koch die Sage, daß die Todten solchen Raub nicht duldeten und selbst in solchem Falle kämen, um sich ihr Eigenthum wieder zu holen. Ich lochte. Solch ein Marsch ani Seestrande, wo die Lungen die köstliche Luft begierig athmen und der ganze OrganiSmu» sich neu belebt, bringt tiefen und gesunden Schlaf und dieser wieder schützt vor den Gespenstern. Am anderen Morgen erhob ich mich wie neu geboren, ich hatte die ganze Nacht herrlich geschlafen. Aber vergeblich suchte ich unter meine» Sachen nach dem auSgezogenen Mcnschenzahn. Ich hatte ihn doch so gut auszuheben geglaubt und nun war er fort und nicht wiekerzufinden. , - Zur preußischen Wahlbewegung. ** Hannover, 1. October. Die ln Hannover abgehaltene Landesversammlung der nationalliberalea Partei der Provinz Hannover war äußerst zahlreich selbst au-entsernteu LandeStheilen besucht und zeigte, daß das Verstäntniiß für die Be- dcutung der diesmaligen Wahlen überall vorhanden ist. Der an Stelle de- Herrn von Bennigsen zum Vorsitzenden de» Provinztal- wahlcoinitS» gewählte Oberlehrer Ebrlenholtz erSffnete mit einem Hoch aus Se. Majestät die Versammlung und ertheilte sodann dem Herrn Oberbürgermeister vr. Miguel daS Wort. Redner wies einleitend a»f die traurigen Ereignisse de» letzten Jahres hin und aus die mißglückten Versuche, die Persönlichkeit Kaiser Friedrich'- in den engen Rahmen einer FractionSausfassuvg zu bannen. Hierzu sei sein Andenken viel zu hoch und hehr. DaS deutsche Volk schaue jetzt voll Vertrauen auf den jungen thalkräf- tigen Herrscher, der seine Regierung mit dem Wort Friedrich'S des Großen begonnen habe, daß der König der erste Diener deS Staate« sei. Die Interessen de- Volke», so fuhr Redner fort, seien zwar jetzt mehr aus da- Reich als auf die Einzelftaoten gerichtet, aber doch seien die Einzelstaaten, schon durch die Uebertragung vieler staatlichen Gewalten des Reiches aus Sie Bundesstaaten und weil daS Reich oft aus die selbstständige Mitwirkung der Linzelstoaten an gewiesen sei, immer noch von großer Bedeutung. In ähnlichem Berhältniß. wie daS Reich zu den Bundesstaaten, stehen die Gemeinden zum Staat, und wie daS Reich die Einzelstaaten entlastet, so muß auch Preußen die Gemeinden entlasten. In dieser Beziehung ist erst der Anfang mit der Beseitigung de« Schulgelde« und der Aus hebung der Steoerpslicht der beiden untersten Stufen der Llassen- steurr gemocht. Der nächste Landtag hat die große Reform der vireclen Sleucrn durchzusühren, die eine Ausgleichung sür die kürzlich erhühlen, ober oft ungerecht wirkenden indirekten Steuern des Reiches bewirken soll. In dieser Beziehung ist haupt sächlich für eine zutreffendere und gerechtere Belastung der großen Einkommen zu iorgen und sind Mit den gewonnenen Mitteln die unteren und mittleren Eiasse» zu entlasten. Hierhin gehört auch namentlich die Reform der auf dem kleinen Gewerbe- ireibenden unverbälloißmäßig hoch ruhenden Gewerbesteuer. Durch die günstige Finonzlage des R-ichS und Preußens ist eS möglich, diese Reform ohne Einsührung »euer Steuern durch- zusühren und bloS innerhalb der gegenwäriig erhobenen Beträge die Reform anzusetzen. Wenn »nn dies Ziel der Enllastnng der unteren und mittleren Elasten herbeigesühit werden kann, so darf an MeinuiigSverschiedenhrtten über die Mittel und Wege die Reform nicht scheitern, drnn eS ist daS oodile okkeinm der Begüterten, ent sprechend ihrem bevorzugten Stimmrecht bei dem Dreiklasjenwahl- svstem, sür die «icht genügend vertretenen Staatebürger zu sorgen. Diese Reform der staatlichen direeien Steuer wird auch ivsorl die Frage wegen Ueberweisunq staatlicher Mittel an die Lommunen and dam t eine Reform der Eommunalsteuern aaregen. Diese Ueber- Weisung darf ober nicht nach der Schablone ersolgeu, sonder» unter Berücksichtigung der Verhältnisse der verschiedenen Gemeinde» und unter weisem Maßholten. Mit der Reform ter Commonalsteuer bänat unbedingt zusammen auch eine Aeiorm de.r Eommuualverbäude »in Sinne der immer weiteren Heranziehung des Volk« zur Selbstverwaltung, welch« al» ei» wahre» Bollwerk der Freiheit und de» Recht» tu Preußen dosteht urd tu keinem anderen Staat ihre» Gleichen findet, auch nicht io den freien Siaatcn mit parlamenlarischen Zusalls- regierungea. Noch der Einführung der Krei»ordnung muß letzt die Landgemeinde ordnung resormirt werden. Hierbei Kursen nicht mehr, wie srüher.toctrinaire Anschauungen die »beralePnriei beherrschen, sondern an die thalsächlichen Verhailnisje der einzelnen Provinzen ist an- zuknüvsen, Theorie,, tursen nicht eiilscheiden. Es ist ober immerhin möglich, gewisse Normalivbesiimnuinaen sür alle Gemeinden ousjuslellen. Ein wirkliches communole« Leben haben wir zur Zeit noch nicht, mau dai sich begnügt, einzelne Zweckverbände zu ichassen, besonders Wegeverbände, Setiuloerdände, Polizeiverdände, sogar Zweckvervände sür die Feuerversicherung. Aber auS diesen Zweckverbanden können niemals wirkliche Gemeinden hervorgehen, da» setzt vielmehr voran« Bereinigung aller wichiigen Ausgaben, aller wichngen Pflichten und Rechte der Gemeinden in eine Corpora«»», mit gesetzlicher Be» theilung der Lasten und dementsprechend gleichmäßige Anlheilaahme au der Verwaltung und dem Stimmrecht. Dann erst würde auch eia kchuldoiationsgesetz möglich sein, welweS jetzt wegen der Verschieden- ariigkeit der zu Grunde liegenden Vcrhällnisse nicht erlassen werden kann, ferner eine vernünftige Wegeordnung, richtige Bertheilung der Wegebaulasten, eine Reform der Armenoerwaltung und eine größere Beiheiligung der Gemeinden an der localen Polizeiverwaltung. Ins besondere würben wir dann zu einer organischen sestea Regelung aus dem Gebiete der Schule kommen und es würben die von den Nationallideralen entschieden dekampjten Besttebuagea sorlsallen, der Schule ihren Charakter als staatlicher Bustali zu nehmen und sie al» e>n Annex der consesstonellen Kirche binzuslellen. DerZwcckder deulschea Volksschule, die Verbreitung von Gesittung und Bildung, dedars zwar zu seiner Erreichung al« vornehmsten Mittel« dkS religiösen Unterricht«, die Mitwirkung der Loasrssioiien darf aber nicht aui andere Gebiete der Schule üdergreisen, sonst entsteht entweder die kirchliche, conjeisionelle Schule und damit ist daS deutsche Volk von Jugend auf in zwei oder mehr Clajjen geschieden, oder aber wir erhallen, wie eS n> Holland geschahen ist, nicht bloS eine conscssionslose, sondern sogar eine religionslose Schule. Daher wird die nationalliberale Parlei mit aller Macht sür die Aasrechterhaltung der staatlichen Schule kämpieu. Ander« ist aber daS Berhältniß de» Staat« zur Kirche auszufassen. Redner hat eS mit Freuden begrüßt, daß ei» friedlicher moäu» vivaiiäi, wenn auch kein Friedcu-schluß erreicht ist. Der preußische Staat hat der katholischen Kirche eine freiere Bewegung eingelaumt, al» sie in vielen katholischen Staaten besitzt. Daran» folgt für die Vertreter der katholischen Kirche die Mahnung, nicht durch Ueber- spaunung ihrer Forderungen da» so schwer Erreichte wieder in Frage zu stellen. Jetzt ist die Hoffnung vorhanden, daß die Ge meinsamkeit der katholischen und evangelischen Bevölkerung in ihrem Berhältniß zur deutschen Tultur und Baterlandtstebe immer mehr zum Durchbruch kommen wird; ebenso wie »u hoffen steht, vaß die Macht und Herrlichkeit deS neu erstandene» deutscheu Reiche» geschichtliche Gegensätze >m Volk beseitigen, insbesondere die an die jetzt und für alle Zeit unzertrennliche Bereinigung Hannover« mit Preußen sich anknüpienden Feindseligkeiten auSgleichen wird. Unser Wahlspruch bei den nächsten Landlagswahlen ist der alte. Wir gehen in diese Wahlen hinein unter unbefangener Beurtheilung der ihalsächlichen Verhältnisse mit dem ernsten Willen, positiv« Fort schritte zu schassen, ungetrübt durch persönliche Gegensätze, ohne Haß gegen Einzelne oder Gunst sür Andere. Wir gehen in diese Wahlen hinein mit dem Wahlipruch: da» Gemeinsame zu pflegen, da» Ver bindende zu betonen, da- Trennende und Widrige soweit al» möglich auszugleichen, soweit unmöglich enlschiossea zu bekämpfen. Nachdem Redner unter stürmischem Beifall geendet hatte und ihm durch eia Hoch der Dank der Versammlung tundgegeben war. wurde folgende Res olution einstimmig angenommen: „Die Laude», veriammluvg der nationallideralen Partei in der Provinz Hannover erklärt ihre volle Zustimmung zu dem Programm vom 1b. Sep tember und beschließt, zu seiner Durchsührung mit ganzer Kraft tu die Wahlbewegung einzutreteu." *» Hannover, 1. October. Ja der Provinz Hannover find nach de» Mittheilungen auf der gestrigen Laude-versamm- luug folgende »ationalliberale bez«. von der aatloaalliberaleu Partei zo unterstützende Lau didaturen sür da» Abgeord- »etenhaa» ausgestellt. Ja den Wahlkreisen 1 (Aurich), 3 (Leer), 5 (Singen), 6 (Bersanbrück), S (Diepholz). 11 (Nienburg). 13 (Han- nover), 14 (Springe), 15 (Hameln), 16 (Hilde»heim), 17 (Gronau), 18 (GoSlar), IS (Osterode), 20 (Güitiugeu), 21 (Nortbeim), 22 (Zeller- selb), 28 (Lüneburg), 80 (Jork), 31 (Stade), 32 (Neuhau-) sind die bisherigen Vertreter Tonnen, Kempe, Hopp (cons.), Buddenbera, Meyer, v. Schwarzkops (sreicons), Sattler und Tramm. Hische, Spangeu- berg (sreicons.), Lubrecht, Sander, Mackensen, Licht, Mithoff, Falken- Hagen, Drechsler (sreicons.), Friedrich«, Schoos, Holtermann, Psaff ausS Neue ausgestellt. Im 10. Wahlkreis (Haha) ist an Stelle de« Hofbesitzers Wege Gutsbesitzer Heye, im 23. Wahlkreis (Bishorn) an Stelle de- LandwirthS Lübbecke Amtsrichter v. Halem, im 26. Wahl- kreis (Uelzen) au Stelle de« Senator« Plincke der Senator Behnke aufgestellt. Im 12. Wahlkreis (L'Nden) Ist gegen den bisherigen welfischen Vertreter Stephan»» Oekouom Niemeyer, tm 27. (Dannen berg) gegen den Welsen v. Bernstorff Fabrikant Wentz ausgestellt. Die Wahlkreise » (Meppen) und 8 (Melle) gelten für auSsicht-lo-. In den übrigen Wahlkreisen war eine Verständigung noch nicht erzielt, oder e« waren Mittheiluugen noch nicht ringegangea. An den Mittheiluagen war ersichtlich, daß die Parteigenossen nicht vor hoffen, sich in den bisher besessenen 28 Mandaten zu behaupten, sondern auch noch ein oder zwei bei dem allseitig gezeigten regen Eifer hinzu zn gewinnen. Die Bersammluug hat jedenfalls dar- gethan, daß ein frischer Zug durch die Nationalliberalea der Pro- vinz geht und die Wahlbewegung fast überall tu Fluß gerathea ist. * Die deutschfretsiuaige Partei erläßt jetzt ihren Wahl- aosrof. Er besteht in dem Hinweis daraus, daß die Sgitaiion viel Selb kostet uud daß daher Beiträge zum Centralwahlfond« sehr erwünscht sind. * Die erstmalige Einberufung de» ueugrwählteu Landtags wird wieder im Januar erwartet. vermischtes. — Primkenau, 29. September. Ihre Majestät die Kaiserin hat an den Bürgermeister der Stadt Primkenau, Herrn Wackwitz. folgende» Allerhöchste Handschreiben gerichtet: „Primkenau, den 28. September 1858. Ich kann e» nicht Unterlasten, Meinem innigsten und wärmsten Dank Ausdruck zu verleihen für den so überaus warmen, herz lichen und schönen Empfang, der Mir bei Meiner Ankunst bier zulheil wurde. Ties gerührt haben mich all' die wunder schönen Bekränzungen der Häuser, wie auch der künstlerische Ausbau und die Au-schmÜckung der Ehrenpforte und Flaggen maste nicht allein aus dem Wege von der Bahn, sondern auch in Primkenau und Lauterbach selbst. Ich hatte bei der über au» hübschen Illumination der Stadt besondere Gelegenheit, all' die Bckränzungen uiid Fahnendecorationen zu sehen, und ist e« mir eine große Freude gewesen, daß Ich hier in Primkenau noch mit ebenso warmen Gefühlen wie früher begrüßt wurde. Ich bänge noch nach wie vor an Meinem alten Heim und seinen Bewohnern, und bin Meinem Bruder, dem Herzoge, so dankbar, daß er auch Meinen Kindern die Freude gemacht hat, Mich begleiten zu dürfen. Leider war e» nicht möglich, daß der Kaiser die Reife nach Primkenau jetzt mit unternahm. Wollen Sie die» der Einwohnerschaft aus geeignete Weise kund thun. Victoria, Kaiserin und Königin." --- Ein höchst frecher Angriff Ist am Freitag Vor mittag zwischen 10 »nd II Uhr auf den Förster in Burg liebenau gemacht worden. Wie man dem „Mers. Corr." miltbeilt, wurde derselbe beim Revidiren einer Grabenbrücke, die schon öfter Wilddieben zum Versteck gedient, von einem darunlerliegenden Strolch plötzlich an seinem langen Barte gepackt und sestgehalten, während ein zweiter Kerl von der andern Seite der Brücke herzusprang, dem Förster da» Ge wehr entriß und wüthend aus denselben losschlug, bi» der sehr kräftige Mann schließlich die Besinnung verlor. Die beiten Wilderer haben hieraus die Flucht ergriffen und sind trotz de» Aufgebot- zahlreicher Bewohner der umliegenden Ortschaften zur Verfolgung entkommen. — Echmiedeberg. 1.October. Im Hochgebirge hat der Winter bereits seine Herrschaft angetrrtrn. Die Ab. hänge de- Kamme» zeigten sich heute Morgen mit Schnee bedeckt. — München, 1. October. Die Prinzen Ludwig und Rupprecht haben sich auf die Nachricht von einer h f- tigen Erkrankung der Prinzessin Ludwig nach Villa Amsee bei Lindau begeben, wo die Priniessin verweilt, und werben deshalb dem Empfange Sr. Majestät de» Kaiser» nicht beiwohnen. Die Prinzessin hatte einen starken Dipbtherie- onsall, der jedoch gehoben ist, jetzt leidet sie an Gelenk rheumatismus. — Wien. I. October. Nach einer Meldung au» Mis kolc, hat der Prinz von Wale» heule den Hebungen seine» daselbst garntsonirenden Regiment» beigewohnt. --- Wien, 1. October. Der Kronprinz von Däne mark ist gestern Abend hier eingetroffen und im Holet Im perial abgestiegen. — Agram, 1. October. Die feierliche Eröffnung der hiesigen deutschen protestantischen Volksschule hat beule unter Tbeilnahme von Vertretern der Militair- und Civilbehörven statlgrsunden. (Wiederholt.) — Zur Geschichte der Landstraßen. In einem vor un» liegenden Originalbriese de» Rittergutsbesitzer» Wolfs von Lindenau, aus Machern und Po'entz, vom 22. Sep tember 1672, an seinen Schwager, den Kammerherrn und Hosrath Hermann von Beichlingen, wird auch deS Zustande» der damaligen Hauptstraße von DrcSden nach Meißen ge dacht, die in einer für unsere Zeit schier unerklärlichen Ver fassung gewesen sein muß. Wolfs von Lindenau schreibt: „Sonsten hätte ich neulicher Zeit bey meiner Abreise von Dresden bald mein Nachtlager in der Elbe hallen müssen, denn indem ich aus die alte Dreßdenische Brücke komme, be gegnete mir derjenige, woselbst ich Uber Nacht zu bleiben Vor haben», mußte also meinen Weg uff Meißen zu nehme»; und weil un» die Nacht überfallen und die Lichter Uber die Elbe Pferde und Kutscher dermaßen verblendeten, daß wir so tief in die Elbe kamen, ging daS Wasser zu einem Schlage rin und zum andern wieder auS. Wir kamen aber. Golt lob. wieder aus» Trockne." Erst in den Jahren 1785 bi» 1789 wurde an der gefährlichsten Stelle, unfern Kötzschenbroda, ein Wasserbau, der 41,000 Thaler kostete, vorgenomnien, nachdem auch der Kurfürst aus diesem Wege in die Gefahr de» Er trinken« gekommen war. (Wiederholt.) Slof de« Münchner Oetoberfeste. Q München, 1. Oktober. Wie grausam doch die Zeitung», redacteure sindl Mit eivem Mühlrad lm Kopfe, gebratenen Heringen und einem Bieroceon im Magen, mit zerlöchertem Trommelfell — von den zertretenen Zehen, abgerissenen Knöpfen und vom gestohlenen Portemonnaie gar nicht zn sprechen — soll ich eine» Bericht über da- gestrige Octobersest schreiben. Da» ist schon au» dem Grunde sehr schwer, weil da» Octobersest im September gefeiert wird und eigentlich nicht» Besondere« zu sehen ist. Aber da» Münchner Octobersest übt doch einen so gewaltige» Reiz au», daß Extrazage au» ganz Bayern und selbst voa Norddeuischland Tausend« au den Isarstrand bringen, die den „Octobersestsouatag" so kräftig wie mög lich leiern wollen. Regenschirm bewaffnet, wozu der Sclrocco mahnte, betrat ich die Festwiese zn Füßen der majestätischen Bavaria. Drei Schritte weiter war ich bereit» Gefangener eine» Schuellphotographea und um 80 Pfennige die Geldbörse leichter. Jo der Menagerie nebenan gab et die Zoologie de» Erdbälle« zu bewundern, tm Affentheater wurden dressirte Hunde vorgesührt, in einer anderen Bade angelt da» geangelte Publicum nach Krokodile». Im WachSfignrencabiaet hatte ich da» erste Pech. Mit einem Bekannten sprechend, ging ich einige Schritte rücklings und bum» log der Fürst von Bulgarien ans seiner laugen Loborger Nase. Glücklicherweise ließe» sich die Ein drücke im Gesichte Seiner bulgarischen Hoheit wieder rasch beseitigen, nach Zahlung voa 100 Relch-pfenatgen ließ die Labinetlvenus ihren Tanuhäuser ziehen. Mit Riesendomcn coquettireud, tSnzelte ich an den unzähligen Laroussel» vorüber zu den Schießbuden »ad den Seehunden, die Fangball spielen und Wasser dazu trinke». Schon werden die Augen und Leine müde, noch immer kein End« des Schönen und SrhenSwerihea. Hoch in den Lüften schaukelten Trapez-Nymphen. aus einem Rudelbrettschimmel aus der Zeit de« rasenden Roland werden Elephauteupa» getanzt und Clown» machen Steine rasend mit ihren Kalauern. Und dabet diese unge heure Menschenmenge. Kops an Kopf, steuern dies« Tausende aus der Festwiese umher, man beneidete die Heringe um ihre verhältnsß. mäßige Freiheit in der Tonne. Einen Schrittzähler hat die Neuzeit erfunden, einen Püffezädler noch nicht. O, e» wäre interessant, au dem Instrument ovzulesea, wie viele Püffe und Rippenstöße man während fünf Stunden aus der „Wiese'' in Empfang genommen hat. Da» Sbgebea derselben kann man selbst an den eigenen rothea Knöchela ablesea. Bom Prinzregeuten habe ich natürlich nicht» ge sehen. Al» er. stürmisch begrüßt, oasuhr, war ich gerade am anderen Ende der Wiese. Wohl steuerte ich sofort dem König-zelt zn. allein bi» ich diese Gegend erreichte, war da» berühmte Pferderennen vorbei and da» preisgekrönte Vieh au» den oberbayerischea Bergen längst dem Stalle zngesührt. Dafür hatten meine Füße nachhaltige tiefe Eindrücke voa GebirgSaogelschuhen, deren nähere Bekoantschast gewiß arg ist. Die Menge staut sich, kein Wunder, man steht vor dem EoSperl-Theater, dann kommt Schicht?» Zauber- Theater. Dana umringt die Menge ein Ehimpaaselchen, da» aus einem Pudel die hohe Schule rettet. Menschenmaoern wälzen sich unter dem ohreubetinbeaden Lärm der WirthshauSmnsiken, Dreh orgeln und Au-rufer weiter, sie zu durchbrechen, ist unmöglich ohne Elephanten. Aber eben fällt mir das Zauberwort voa der Wiener WeltonSstkllnng ein: „Sauce, Saure!" Unentwegt wie Gurnemanz ries ich da» Zauberwort t» die gaffende Menge. Die Dämchen, dem Eul zu schließe», waren sie au» der Vorstadt, kreischten laut aus und hoben die verspäteten Sommerkleider; schon begann der Menschen« knäuel sich zu lösen, da ertönte hinter mir ein voluminöser Bier- baß: „Wart Sladtinger. i werd' Dir d' Leut' erschrecken!" »nd Nacht ward e» vor meinen Augen. Mein zu Ehren de» Feste- neugcbügelter Lylinder saß aus den Schullern, dumps brandcle Ge lächtersturm an meine Obren. Eine milde Hand hals oben und eine unten; während der Angsthut in die normale Höhe stieg, »er- schwand da« Portemounaie. Auch da« »och. Zu allen Freuden deS OclobersesteS gehört eS, kein Geld zu haben. Lange dauerte eS, bis mir ein Bekannter ausstieß, der bekannt genug war zum An- pumpen. Nun hinein in die berühmte Kneipe zum Schotten- Hammel. Der Dust voa gebratenen Herlagen zog herüber mit dem Süvwind, die Tarousselorgeln summten zum Steinerweichen schön, der Stoff war gut, da« gepumpte Geld reichte. Warum also nicht stärken und sich de» Leben» freuen? Leider dauerte die Ruhe nicht lauge; einige drotwurstvertilgende Loteiaschüler reizte mein zerschuudeue« Angstrohr. ,,«eee domo"! meinte einer der Lateiner und nun hotte ich die Bonde aus dem Halse. Eia LoSkans mit einigen Maß Märzenbier war da» Klügste und so geschah e«. Aber noch war kcme Droschke zu erreichen, da krähte eine Stimme: Lylinder. Cylinder, und lousendstimmig brauste da- Echo zum wolkenbehan- gen.-n Himmel: Cylinder I Der Ruf pflanzte sich fort, Gelächter ertönt von Mund zu Mund, bi« endlich ein« Seitenstraße und die Tranibahn erreicht ist. TheilnalnnSvoll erkundigt man sich im Pserdebahnwagen nach den Erlebnisse», kein Wunder! Risse im Rock, Löcher im Beinkleid, die Stieseln vertreten, da» Hemd verrußt, die Halsbinde verloren, braun und blau tm Gesicht, ohne Geldbörse und den Hut angetriebeu, schöne Gegend! Während der massacrirte Lylinder zum Hullieserauleu wandert, schreibe ich im Zustaude einer Inweotntio telinm meinen Bericht über dar heurige Octobersest, da rben doch schön ist. '' Literatur. Da» verzeschniß verkäuflicher Münzen «Ntz Metzaile« von Zschiesche L Köder in Leipzig, Munzendandlung, gegründet 18öb, ist in seiner 30. Nummer erschienen und zur SnSgabe gelangt. Dasselbe nennt in 3Ü24 Angabe» die goldenen, silberne, und kupiernen Münzen aller Zeiten und aller Länder, Medaillen, Ehren zeichen und viele« Andere, mit genaaer Bezeichnung ihre« WerlheS, ihrer Bedeutung und ioiveit »öihiq, ihrer Beziehungen. Ferner findet man olle die Bücher, Kataloge und sonstig« Schriftstücke, welche dem NuiiiiSiiiatiker zu seinen Sludie» unentbehrlich sind. Daß da« verzeichniß noch eine große Menge sehr kostbarer »nd fett«« Stücke rathält» ist begreiflich.
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