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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-12
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1888
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Polkman» und schließlich ein anmuthiges Wiegenlied von Henschel. dessen träumerisch elegische Schlußwendung saSciuirle. Frau Metzler-Löwy wiederholte denn auch die letzte Strophe beS oankbaren Liede», dem Wunsche der Zuhörer nachkommend, welche die Künstlerin mit stürmischem Beifall auSzcichneten. Die angeführten Lieber von LiSzt und BUlow sind herb — daS ist wahr: aber sic sind viel erhaben über jene Erzeugnisse, welche sonst t>e singenden Töchter oder Frauen unbedeutenden Cvmpo- nisten bis in die heiligen Hallen des neuen Gewandhauses colportircn. Dracseke'S Sonate für Clavier und Elarinctte dürste den meisten Zuhörern eine Novität gewesen sein: sie ist ein frische», lebensfrohes Werk, voll guter Laune und Humor», wirkt aber trotzdem wie alle Werke dieser Gattung ermüdend, weil die Clarinette zu andauernd beschäftigt wird und keine scharf abgetrciliiten Gegensätze hcrvortrclen. Die Ausführung de» mit freundlichem Beifall ausgenommenen Werke» war eine meist vorzügliche; den Elavierpart spielte Herr Buch mayer au» Dresden, welcher auch die Lieder- üegleitung auSsührte, etwas hart, sonst aber sehr sauber und cxact. Die Elarinette blieSHerr Demnitz, Kammermusiker au» Dresden, mit saftigem, rundem Ton und virtuoser Fertigkeit. Der von Herrn Buchmayer g. spielte Flügel war gleichfalls ein Blüthner, der dem von 2anko gespielten Prachtinstrument ebenbürtig sich zeigte. Ferdinand Psohl. Eine Erinnerung an Joh. Ad. Hiller. Bei einem Leipziger Antiquar fand ich kürzlich unter vergilbten 2?ap>eren und alten halbzersressenen Scharteke» ein wohlerhaltenes '.celenstück au» dem Jahre 1795, dessen Inhalt leider nicht auSreicht, um eine Episode aus des Musikers Johann Adam Hiller Leben vollständig darzustcllen, dafür aber wenigstens aus manche Ver hältnisse und Geschehnisse sichere Schlüsse ziehen läßt, und mir jedenfalls interessant genug erscheint, um unverkürzt der Oeffentlich- keit übergeben zu werden. Hiller war im Jahre 1789 durch Vermittelung des mit ihm innig befreundeten Leipziger Bürgermeisters Müller als Nachfolger des verdienstvollen Dole» Cantor an der Thomasschule zu Leipzig ge worden. So sehr diese Stellung in materieller Beziehung den arme» Musiker förderte, so sehr haben die Verhältnisse, in die sie ihn brachte, den leicht erregbaren und kränkliche» Mann auf- gerieben. Der philologische Leiter des berühmten Instituts, dessen Cantorat Hiller übertragen war, Rector Fischer, als Vhilolog wohlverdient, war n» Gegensatz zu dem weichherzigen Hiller ein Lehrer von eiserner Strenge, insbesondere aber ein geschworener Feind aller und jeder Musik. So kam es, daß die beiden Männer, wohl kaum zuni Segen der Schule, die der eine ganz musikalisch machen, der andere möglichst von dem „Firlefanz", der Musik, be freien wollte, sich fortwährend in den Haaren lagen und sich gegen seitig das Leben aus jede Weise schwer machten. Diese Verhältnisse scheinen auch dem Stadtklalsche Nahrung gegeben zu haben, wobei ein Georg Rück, „Straßenbereuter" zu Volkmarsdors bei Leipzig, eine Rolle gespielt zu haben scheint, und der Gipfelpunkt ist ver- mulblich ein Proceß gewesen, sei es eine Beleidigungsklage, sei cs ein Discivlinarversahrcn, aus dessen Material ich eben das eine Stück ausgefunden habe. Dasselbe ist ein Schreiben von Hiller's Advocateu Hayn, gerichtet an den Gcrichtsdirector Laurentius in Volkmarsdors, und enthält das Ersuchen, den Georg Rück über eine Reihe von Puncten eidliche Aussage erstatten zu lassen. Das Schriftstück laute« folgendermaßen: Hochedelgebohrner, Bester und Rcchtswohlgelahrter, Hochgeehrtester Herr Gerichtsdircktor! Ich bin in beyliegender Vollmacht «uk tl., des Capellmcister und Onmoris an hiesigem Xlumnneo zu St. Thomas Herrn Johann Adam HillerS, des Straßenbereuter» in Volkmars- dors George Rück eydlicher Aussage über sub O. beygehende Puncte benöthiget. An Ew. Hochedelgebohrn ergehet deswegen mein dienst ergebenstes Bitten: Dieselben wollen den Straßenbereuter George Rück des ehesten hierzu vorzuladen, zu vercyden, über sub 0. bci- gehendc Puncte zu bcsragen, dessen Aussage in einen kotuluw*) zu bringen, und mir solchen gegen die Gebühr dafür auszuhändigen, gütigst geruhen. Wofür ich, wie immer, mit wahrer Hochachtung verharre Ew. Hochedelgebohrn: Leipzig, dienstergebenster den 23. Junii 1795. (gcz.) Adv. Johann Gottlieb Hayn. qui eonoepi. Puncte 0., über welche der Straßenbereuter George Rück in Volkmarsdors zu befragen. 1. Punct. Wie Zeuge heiße, wes Standes und Alters er scy? 2. Punct. Woher, und kennt Zeuge den Cavellineistcr und Cantor an der Leipziger Thouiasschule, Herrn Johann Adam Hiller, recht wohl? 3. Punct. Welche Thomasichnlcr in Leipzig es sind, und wie sie heißen, die Luftreifen aus die benachbarten Städte anstellen ? 4. Punct. Welche Schüler es sind, und wie sie heißen, die bis in die späteste Nacht in der Stadt herum laufen, und allerlcy geheimen Zusammenkünften beywohnen, wo die Tugend eben nicht geprediget wird? 5. Punct. Woher George Rück wisse, daß diese Zusammen künfte mit des Herrn Capellmeistcr Hitlers Erlaubniß geschehen? 6. Punct. An was für Orten diese Zusammenkünfte geschehen? 7. Punct. Was gegen die Tugend in diesen Zusammenkünstcn ge- vrediget wird? 8. Punct. Ob der Herr Eapellmeister und Cantor Hiller in Leipzig Rücken gesagt hat: Daß die Thomasschule in Leipzig, keinen andern Zweck habe, als die Musick? 9. Punct. Wenn? und wo ihm Dieses gesagt worden? 10. Punct. Woher George Rück wisse, daß die übrigen Lehrer auf der Leipziger Thomasschule in gar keine Betrachtung kommen? und II. Punct. Woher er ferner wisse, daß die Leipziger Thomasschule zu einem Schulmeister 8t-m,nario hcrabgesuncken, von welchem man keine Aufklärung in Wissenschaften und keine gute Sitten erwarten dürse? 12. Punct. Wer die Herren Schulcollegen, und die mehrern Zeugen sind, die er in Ersordcrungs- Fall dem Zeugnißc des Herrn Ke rar Fischers hierüber beyzufügen im Stande scy? 13. Punct. Wer diejenigen Schüler sind, und wie sie beißen, die der Herr Capellmcister Hiller auf der Leipziger Thouiasschule gedrückt oder verfolgt haben soll, wenn sie in der Musick Nichts leisteten? 14. Punct. Woher Rück wisse, daß es bey dem Herr Capellmeistcr nach Gunst gehe, und er die Ver gehungen des einen oder des andern Schülers unbestraft lasse? 15. Punct. George Rück soll beweisen: daß der Herr Capell- pellmcistcr Hiller und die Musick Schuld sind, wenn die Thomas- Schule zu Leipzig als Lehranstalt in Verfall geräth? 16. Punct. Was Rück unter einen« Schulmeister Lemiuurio verstehe? und 17. Punct. Soll beweisen, daß die Thomasschule zu Leipzig zu einem Schulmeister 8,-minario hcrabgesuncken. Die Adresse ist: Dem Hochcdelgebohrnen, Besten und Rechts- woblgclahrten Herrn, Herrn Johann Gotthelf Laurentius, berühmten Rechtskonsulenten in Leipzig, als bestallten Adel- Klcistschen Ge- richwdircktori zu Volkmarsdorf. Soweit Herr Johann Gottlieb Hayn. Auf demselben Bogen befindet sich noch von der Hand des Gerichts« directors Lanrentills geschrieben der Wortlaut der dem Rück vorzu- legendc» „Endcssormel", die nichts Interessantes bietet als höchstens den altertbümlichen Passus: er lder Schwörende) wolle nichts verschweigen „weder um Gunst, Gabe, Gejchcncke, Haß, Neid oder Feind- oder Freundschaft, noch sonst einer andern Sache halber." ... Den Schluß bildet, von derselbe» Feder geschrieben, ein „Volkmarsdors, den 10. July 1795" datirtcr Sitzungsbericht: „Veto ist den vor Gericht allster in Persohn erschienenen George Rück, Straßenbereuter und Einwohner alhier, das vorstehend beschriebene Ansuchen belaubt ge macht und daß er zur Ablegung eines Zcugnißcs über vorstehcndc Puncte als Zeuge angegeben worden, weshalbcn er znsürdcrst den vorher beistehendcn Zeugen Eyd abzulegen hätte; es verweigert sich aber derselbe de» Zeugen Eyd und das Zeugnis! abzulegen, es würde die Sache ohnedies schon ausgemacht werden. »So ") in Beyseyn des Richters und zweyer Schöppen. Joh. Gotlh. Laurentius, Gbltr.*") Bis dahin das alte Papier. Näheres über die hier zu Grunde liegenden Thatsachen habe ich nirgends finden können; vielleicht dienen diele Zeilen dazu, weitere Mittheilungen über diese in mehr als einer Hinsicht interessante Frage zu veranlassen. II. D. *) Eine gerichtliche Urkunde unter Gerichtshand und Siegel, zu- jammcngestellt aus Protokollen über Zeugenaussagen u. dergl. **) unleserlich. '**) Gerichtshaller, d. i. der einem Patrimonialgerichte Vorgesetzte Rechtsgelehrte. * E«ne überraschende Theaternackricht, die voraussichtlich von dem überwiegenden Theil des Berliner Hos-OpernbauS-Publicunis mit einem Gefühl der Geuugthuung ausgenommen werden dürste, bci cgt die „Voss. Ztg.": Hos-Capellm elfter Deppe hat seinen Abschied erbeten und erhalten! Er hat an den Generalintendanten ein Schreiben gerichtet, in welchem er die Ent- l>e ung von seinem Posten als Capellmeistcr und Mitglied der könig- l chen Over nackstucht, und Gras Hochberg hat die« Eatlasjunqsgesuch angenommen. Das genannte Blatt «heilt den hieraus bezügliche» Bi iesw-chskl zwischen Herrn Deppe und dem Generalintendanten mit. Das Gesuch des Herr» Capellmeisters, datirt vom 8. d. M-, lautet: „Hochgeborener Gras! Hochzuverehrender General-Intendant! Euer Hochgeboren melde ich hierdurch ganz gehorsamst meine Rückkunft von dem mir bewilligten Urlaub. Leider fühl« ich mich ober noch zu angegriffen, um meinen dienstlichen Ber- pstichtungen völlig aachkommea zu können, und sehe mich zu meinem größten Bedauern genöttstgt, Euer Hochgeboren zu bitten, meine Einlassung aus dem Verband der königl. Oper, die ich, wie Herr Gras sich sremidlichst erinnern werden, im Lause dieser zwei Jahre schon drei Mal dringend, aber vergebens erbat» numiiehr dock- gencigiest gewähren zu wollen. Euer Hochgeboren wissen, daß ich ecnzig um Ihrer periönlichen Wünsche willen und um Ihre künst. leriichen Absichten mit verwirklichen zu hetseu, diese» mir ganz und gar widerstrebenden Berns zu ergreisen mich entschlossen habe, den ich aber meiner Gesundheit wegen nur in noch eingeschränkterem Maße als bisher jetzt auszuübea im Stande wäre. Eine derartige Einschränkung jedoch darf ich nicht erbitten, okne bei den laug- jährigen Beziehungen, deren Herr Gras mich gewürdigt haben, zu falschen Deuillngea hinsichtlich meiner Bevorzugung vor meinen College» Veranlassung zu geben. Indem ich meine Bitte um meine Entlassung aus dem königlichen Dienst somit nochmals dringend zu wiederholen mir tue Freiheit nehme, habe ich mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung d«e Ehre zu sei» Euer Hochgeboren ganz gehorsamster Ludwig Deppe." Angesichts der langjährigen Verbindung, in welcher bekanntlich Herr Deppe schon mir dem Grasen von Höchberg stand, noch ehe dieser an die Spitze der königlichen Schauipielverwaltung berufen wurde, und angesichts der Thalsache, daß Herr Deppe zuvor niemals als Operndirigent gewirkt und dennoch Aiiisührungen, z. B. vom „Freischütz", „Fibelio", „Don Juan" ermöglicht, die auch von den Fachleuten allgemein als vorzüglich anerkannt worden — ist es erklärlich, daß der Generalintendant» der aus seiner persönlichen Hinneigung zur klassischen Musik nie ei» Hehl gemacht, sich bisher ähnliche» Gesuchen unzugänglich erwiesen hat. Die Rücksichten iiidejje», welche er aus die seiner Führung anoertrauten Institute zu nehmen bat, mußte» ihn schließlich doch veranlassen, seiue persön lichen Neigungen und Beziehungen hintan zu letzen, und so ist denn Herrn Eapellmeister Deppe jolgende, vom 9. d. M. datirte Antwort zugcgangen: „Mein lieber Capellmcister I Ihren Bries vom gestrigen Tage habe ich erkalten und erwidere Ihnen, daß ich in Würdigung d-r pari» enthaltenen Gründe und in Erwägung, daß eine noch giößere Einschränkung Ihrer Thätigkcit bei der königlichen Oper nicht möglich ist, »nt schwerem Herzen in Ihre Entlassung zu willigen mich gezwungen sehe. Ich habe nur de» Ausdruck lieisten Bedauerns binzuzusüqen, daß eine io vorzügliche Krast dem könig lichen Jnstilule verloren gebt, welche die arg verwahrloste ctassiiche Oper wieder zu Edren zu bringen und die Leistungen des küniglichcn Orchesters aus diejenige Höhe zu heben geeignet war, die dein Ra.ige des königlich.» Jnst'iates gebührt. Aufführungen, wie die des „Fibelio" und des ..Do» Juan", aber auch des „Rheingold", werden allen unvergeßlich bleibe», denen nicht Voreingenommenheit oder mangelndes Verständn ß Sinn und Ohr verwirrten. Ich bewillige Ihnen Ihre» Abschied vom 1. November d. I. ab, cntheöe Sie aber in Rackiichl aus Ihren Gesundheitszustand schon von heute ab aller dienstlichen Functionen Mil der Versicherung unveränderter Anhäng lichkeit. mein lieber Eapellmeister, verbleibe ich Ihr ausrichlig er gebener Gras von Hochberg." K.WK. — Französische Werke über Musik aus den letzien 4 Monaten. Nach A Twietmeyer'S ,,6ntalogus Sleusuel cke la Kibrairi» krau^aisk" erschiene» seit Mai d. I. sol» gcnde Schriften über Musik m Paris und anderen Städten Frank reichs. Belgiens rc.: E. M. E. Deldevez': „Os l'eiöeuti-m ä'en- semble" (8 Frcs.): Georges Büoux: „l/Xuvergus rrrlistigus et litlerairs" s7.50 Frcs); Or. P. Hamonic und E. «chwartz: „äla- mi-l üu efianteur et liu proteZüeur üe cdcrut" (2 Frcs.); L. Mes- nard: „O-sajz üs eritigue luu-ieale: lleekor kerlior, llokannos Kradms" (2 Frcs.); Hugnes Jmbert: ,,krc>tils äs musicien«: Tsekuilroevslc^, 9. kr ab ms, k. Oliabrier, .1. kaurö, 6. Saint- 8aöus" (3 FrcS.); „Oeltres äs IV. X. Llorart: Praäuction ecunpISre avee uns iutroäuctioo et äes vote« par kl. äs Vurrnm" (10 Frcs); Thoinot Arveau: ,.Oreksio°;raphie, käimpreosion pre- celös it'uns notice nur le» Oanse» äu XVI. siöcle, par Oaurs k'onta"; in 4" (30 FecS ); B. Maurel (Opernsänger): „A propos äe la miss en seöns äu ärams I^rique (äs Vsräi) „Otello". Ltuäo preeääes ä'aperqus sur 1s tdLLtrs cfiautS eo 1887"; in 16° Home (2 Frcs.). Aus London schreibt man: Im Savoy Tbeatre wurde gestern die lanvcrwartete neue Over von Gilbert und Sul livan, betitelt: „Ttrs Veuwan ok tks üuarä, or: Düs ölsrr^man anä dis älcri l", zur ersten Aufführung gebracht und hatte einen großen Ersotq. Die Handlung spielt »» Tower von London in dcc Reqiernngszeit des Königs Heinrich VUl. Der Dialog ist witzig im Shakespcare'schen Style; das einem Victor Huqo'ichen Stoffe entlehnte Libretto und Sir Artbur Sullivail'S Musik sind ungewöhnlich melodienrcich und pikant. Die Ausstattung ist glänzend. Am Schluffe des letzten Actes wurden der Dichter, der Coinpomst (welcher das Orchester in Person dirigirte) sowie die Hauptdarsteller gerufen und mit stürmi schem Beifall überschüttet. K1VK. — Die englische Musikliteratur Juni —Sep- tember 1888 (Bücher).— An der Hand der letzten vier Monats- listen A. Twietmeyer'S über die Neuigkeiten der englischen Lite ratur, stellen wir die jüngsterschienenen englischen Schriften über Musik und Musiker zusammen. (Siehe „A Iloniklx lüsr ok nerv IVorl» etc., solcl dz, X. Drvietmexer, Oeip^ig".) Die Gesammt- zahl der von uns durchgesehenen Titel überhaupt betrügt reichlich 1000, gleichwohl war die Ausbeute mager genug. C. Lunn schrieb: „Mio Klnlosopli? ok Voivs". Das Buch erscheint jetzt in 6. Auf lage. Eine größere Anzahl Schriften enthält Gesänge, d. h. Texte. Gilbert S. Maequoid gab z. B. eine Auswahl Jacobiten-Licdcr und -Balladen heraus, Mrs. Wm. Sharp .,8ou§s null kann» ok tllo 8ea (Leu II „sie)", John Stuart-Glcnnie „Oreek VoUc-8cm!-»"; D. B. W. Staden „.4 Oemurzc ok Auslraiiau Zoug;"; A. E. Waite: „8l!iu IluRo: nn Fniholnc;^ ok Kni-Iisfi knirzr koelrx" (aus der Sammlung „flnntertnirv kosts"); H. Halliday Sparling: „Irisk ölm^trel?^"; A. Mach F. Robinson: „8ov!rs, Knllnäs nnä n tlnräen Knrtv"; Wm. Toynbec: „Loucr-IVoräs"; C. G. Leland: 6 Gesänge in chinesisch-englischer Mundart („I'iäxiu-Oup-lisk 8ivA-8ouo;"). Endlich finden wir noch „l-ittls sonffs kor l-ittle Linkers" (u. A. von D. E. Wcathcrley). Eine Lady bringt ein Bändchen unter dem Titel .,1'ko ölzcst.-rioii!' Llusiciaus. n Learhorouoch Komanee" aus den Markt, H. Clarke hat „Zwei Chorsängerinnen" zu den Heldinnen einer Dichtung gemacht. Hoffentlich lohnt es, die Bekanntschaft dieser Otmrus 6irls" zu machen. Mehr realen Boden hat der Wagner-Liszt-Briefwechiel, der in englischer Ucbersetzung von Francis Hüffer voniegt. Ebenso C. Webster'S „Mio (irnuwlrvorli ok llusio" (d. h. der Schlüssel dazu, Band I) und James E. Matthews' illnslrirte populäre Musikgeschichte (12'/, Shill.); „L kopular llistorz' ok ölusic, ölu-ieai lustrumeuks er«." ch Eine russische Opcrngesellschaft in London. — Die Londoner „Times" vom 9. d. widmet der in der Alberlhalle con- ccrttrcnden russischen Lpcrngesellschasr eine nicht abfällige Besprechung. Man hatte geglaubt, Proben der neueren und neuesten russischen Nationalopcrn z» hören zu bekommen und war nun uiiaiigcnchin enttäusch, diese Russe» ganz andere Musik aussühren zu Horen, die rein russische Musik war dabei nicht die Hauptsache mehr. Tie Kritik bedauert das und macht es den Sängern zuni Borwurse. Sie könnten sich nun auch nicht wunder.», wen» sie vor leeren Häusern saugen, me Montag Abend. Als tüchtige Solosängcr nciiiil der Bericht Frau Olga Puskowa und die Herren Wladimir Lubimoff und Michael Windgraeloff. Der englische Kritiker scheint uns nicht gerade unrecht zu haben, wenn er von russischen Sängern zunächst russische Gesänge erwartet, vielleicht eine ganze Oper, wenn auch »n Eoucertiaal, also ohne Decorationen und Coskümc, wie man ja sogar nicht ohne gewisse» Erfolg mit einer der neueren Wagner-Opern ver fahren hatte. I Verein für vatnrheilkunde. G Leipzig, II. October. Der hiesige Verein für Natur heilkunde hielt gestern Abend im Saale deS „Eldorado" eine Versammlung ab, in welcher der geprüfte Heilgehili« Herr Pickert einen Vortrag hielt über das Thema: „Welches ist die beste Heil- Methode?" In der Hauptsache legte sich der Redner einige Fragen vor, die er beantwortete, und sprach sich bei Begründung dieser Antworten für die Nalurhc Imethode als die bessere Bebandlungs- weise aus. Was sei Naiurheilkunde? E ne Wissenschaft, welch- auS der Energie des Bolksinstincies entstanden sei und welche die von der Nalur qeboienen Mittel bei dem Heilverfabren in Anwendung bringe. Alle Arznei müsse als nicht naturgemäß verbann» werden. Be, Anwendung oo» Lust, Wasser, freier regelmäßiger Bewegung und einer entsprechenden Diät seien alle sogenannten Arzneisicch- tbümer. welche oft einer medicinilchen Bebandlung folgten, nicht möglich. Was sei überhaupt Krankheit? Eine Störung deS Stoffwechsels im Körper, hervorgerusen oft durch lange Tyrannisirung des letzteren. Könne nun ein einfaches Pulver oder ein Trank die Sünden gegen die Natur wieder gut machen? In jedem Organismus liege ein lebendiger SelbstheilungStrieb, d. h. das Bestreben der Netur, alles Widernatürliche auszuscheidcn. Darum sei die naturgemäße Behandlung die einzig richtige, und sie sei im Stande, jede Krankheit — ausgenommen die schon in be- ftiMMte Stadien vorgeschrittenen — ,u Heike«. Im weiteren ver lause seines Vortrags kam Redner aus die Fragen zu sprechen, welche Kenntnisse sich der Nattirarzt oueignen müsse, und wie der Naiurarzt bei der Heilung vorgehe, und er beantwortete diese Fragen in eingehender Darstellung. Zun, Schluß wandte sich Redner gegen den Aberglauben betreffs der medicinüchea Behandlung und brachte hierfür einige bezeichnende Beispiele. Der Bortrag wurde von dein zahlreich versammelten Publicum mit warmem, zustimmendein Bei fall ausgenommen. Nach dem Vortrag erklärte sich Herr Pickert bereit zur öffentlichen Beaniwortung mehrerer auS dem Publicum gestellter Frage». Der Vortragende unterzog sich dieser Ausgabe meist sehr eingehend, so daß die Sitzung bis in die zwölfte Stunde währte. Dramatischer Verein „Carola". O Leipzig, 11. October. Der dramatische Verein „Carola" hielt am gestrigen Abend im Saale deS Hotels „Stadt London" seinen ersten Vortragsabend in der neuen Saison ab. Für den selben war der in Leipzig bestens accceditirte Reutervorleser, Herr Erd mann, gewonnen worden, der den zahlreich veriammelten Mitgliedern und Gästen Blülhei» und Perlen auS Fritz Reuter's Werken in seiner liebenswürdigen, charakteristischen Vortragsweise zum Besten gab. Er begann »n ersten Theile seines Programms mit einigen „Läuschen und RiemelS", mit denen er immer bei >e»ien Vorlesungen aus da» Sprichwort: „Der Appetit komm« mit dem Essen" speculirt. Und in der That, wer hätte nicht durch den drastischen Bortrag der urkomischen Schwänke: „Die sokratische Methode". „Wer ist klüger" und „Treu und Glauben" Appelit auf weilere Gänge des plattdeutschen MenuS bekommen sollen! Erdmann war denn auch eia freigebiger Wirlh und ließ Keinen hungrig von der Reuter-Tasel ansstehea. In der zweiten Adtheilung des Vortrags abends brachte er eine zweiie Prise kürzerer Burlesken, und zwar aus Schaubujch'S plattdeutschem Werke: „De Dod", „Dat Insekt" und „De Spucknapp" und von Reuter die altbekannte und viel belachte „Heirathsgeschichte". Die hervorragendste Leistung des Abends war aber eine Episode auS Fritz Reuter's Hauptwerk: „Ut Mine Siromtid", und zwar das urkomische Capitel: „Bräsig belihrt Hawermann iu Waterongelegeaheiten", besten Gestalten Erdmann mit Mcisterschast lebensvoll zu verkörpern wußte. Aus Wunsch wurde schließlich noch „De Weti" angcsügt, und wäre die Zeit nicht pfeil schnell entslogen, so hätte man wohl noch weitere Proben seiner Recitationskunst von Herrn Erdmana gefordert. Reicher, wohl verdienter Beijall wurde ihm für alle seine Darbietungen zu Theil. Nachtrag. * Leipzig, 11. October. Seit einer geraumen Zeit beschäftigt man sich im Rat he der Stadt mit dem Projccte der Einführung der elektrischen Beleuchtung und zwar vorerst im Innern der Stadt. Der Rath hat von mehreren Gesellschaften Anschläge cingeholt, deren letzter erst in diesen Tagen in die Hände deS NalheS gelangt ist, so daß nunmehr in nächster Zeit in die Deputationüberathungen ein- getrcten werden kann. * Leipzig, 11. October. Bekanntlich ist vom Rath mit Genehmigung der Stadtverordneten die Anbringung öffent licher Feuermelder Hofsmann'schen SysiemS in den ver schiedenen Stavltbeilen beschtosten worden. Bei der Berathung der bezüglichen RalhSoortage im Plenum der Stadtverordneten wurde nun von Herrn Fähndrich die Frage angeregt, ob nicht das Beispiel einzelner anderer Städte zu beherzigen und in jedem Hause ein Anschlag anzubringen fei, aus welchem für die Bewohner ersichtlich werde, wo die »ächst- gelegene Feucrmeldestelle sich befinde. ES wurde nun zwar daraus erwidert, daß im „Leipziger Tageblatt" eine beständige und tägliche Mittheilung der Feuermctde- stellen erfolge, indessen die Anregung vom RathStische aus in wohlwollender Weise entgegengenommen und dabei zugleich daran erinnert, baß die Hitse der Feuerwehr im Falle eines Brandes, ohne Rücksicht aus besten Umfang rc., unent geltlich gewährt werde. — Der Abbruch der für den Markthallenbau in der Großen und Kleinen Windmühlenstraße und Knrprinzstraße angetansten Gebäude wird gleichzeitig erfolgen. Die Ab bruchsarbeite» werden von allen vier Seiten auS in Angriff genommen. Diese Einrichtung ist zu dem Zwecke getroffen worden, um eventuellen Stockungen bez. Materialansamm- lunge» und dadurch hervorgcrusenen Playsperrungen vvrzu- beugcn. Gegenwärtig sind zahlreiche Arbeiter beschäftigt, den innere» Ausbau, resp. das Holzwerk der Gebäude abzulragcn. Die Durchgänge der Reitbahn, bez. von der Kleinen Wind mühlen- nach der Knrprinzstraße und von der Großen Wind mühlen- nach der Kurprmzüraße (Leipziger Musikwcrke „Phönix") sind selbstverständlich abgesperrt. Wie unS seitens des Herrn Carl Meyer mitgetheilt wird, erhielt die Familie Meyer ein Telegramm aus Zanzibar folgenden Inhalte«: „Nachrichten 29 Sept. HanS gesund." —Entweder hat er selbst am 29. September eine Botscbast nach ber Küste geschickt, oder eS hat ihn am 29. September eine Karawane getroffen und hat diese Nachricht mit nach Zanzibar gebracht. Jedenfalls hat daS Consulat die Depesche aufgegeben. Jeder wirb mit unS in der Hoffnung, daß sich bas Telegramm bcwahrbeitct, die Freude über daS Wohlsein deS Herrn vr. HanS Meyer theilen. --- Stadttheater. DaS am kommenden Sonntag im Neuen Theater zur ersten Ausführung gelangende Lustspiel von Fr. von Schönlhan: „Cornelius Boß" ist, wie unS die Directio» millbeilt, in solgenver Weise besetzt: Baronin von Felkheim: Frau Lewinsky; Paula von Pcrnwald: Frl. Witt; Herzog von Falkcnbnrg: Herr Borcherdt; Prinz von Schöningen: Herr Straßmann; Gras Pernwald: Herr Avols Mütter; Arnold BäckerS: Herr Hänseler; Secretair Engelbert: Herr Tietz; Toni: Frl. Schneider. Die Regie liegt in den Händen des Herrn Regisseur Grün- berger. — Im Alten Hause findet am heutigen. Freilag. Abend eine Ausführung deS jetzt völlig neu ein- stuvirlcn Holtei'schen Schauspiels: „Lorbeerbaum und Bettelstab" statt. Die Hauptrollen liegen in den Händen ber Damen Flösset, Körner, Pölitz und der Herren Baxmann, Greiner, Hartmann. MatthaeS, Meery, Ernst Müller und Treutler. Die Regie führt Herr Regisseur Meery. — Auch diesmal gestaltet sich der Billetverkaus für die am Sonntag, den 14. October, Vormittags 11 Ubr im Thcatersaale des Krystall-PalasteS staltsinvenve Wohl- thätigkeilS-Matinöe zum Besten der „Internatio nalen Artisten-Genossenschast" zu einem recht regen, so daß der materielle ürsolg gewiß ein äußerst günstiger sein oürste. Wir machen noch besonder- daran» ausmerksam, daß BillelS zu dieser Vorstellung schon jetzt im Bureau des Krystall-PalasteS zu haben sind. — Heu:e findet im Circus Corty-Altboss die letzte große Komiker-Vorstellung statt. Diese Vorstellungen, wescbe sich einer außerordentlichen Gunst deS Publicum« er freuten, boten stets einen genußreichen Abend, ist doch im Circus Corty-Althoff eine zahlreiche und treffliche Anzahl Komiker vertreten; wir erinnern nur an das Auftreten der Wiener Damen-Capelle. die Ausführung des Hamlet durch Clown Pool; außerdem bietet der Abend ein gewähltes Pro gramm. Den Schluß der Vorstellung bildet die letztmalige Aussührung der Pantomime: Mexikanische KriegSepisooe unter Milwirkung veS gesammte» Oorp» clo kullot., — UebrigenS wurde kürzlich von der bekannten Weinhandlung und Cbampagnersabrik von Söhnlein <L Comp, in Schierstein und Inhaber der Champagnermarke „Rhein gold" aus Anlaß deS Umstandes, daß daS prächtige Schul- pserd im CircuS Corty-Allhoff den Namen „Rheingold" trägt, der Direclion eine Partie Champagner der genannten Marke zur Versitzung gestellt und besten« acceptirt. Dieselbe Marke wird auch bei der Tause von Schiffen der deutschen Marine verwendet. — Der bekannte Redner und Recitator Guttzeit wird dieser Tage unsere Stadt besuchen, um hier Vorträge zu halten. Besonders anssallcnv ist sein Austreten auf der Straße durch di« »m« ungewohnt« Kleidung und der Mangel einer Beschuhung und einer Kopfbedeckung. * Leipzig. 11. October. Der Saal de» Kaufmännischen Verein-Hanse« ist nun im Wesentlichen vollendet und schon jetzt ist ersichtlich. wie außerordentlich schön und prächtig die ganze Ausschmückung desselben ist. Recht dankbar wird es anerkannt werden, daß der Saal nickt ausschließlich Bereins- zwecke» offen steht, sondern daß gleich wie früher, so auch jetzt. Bälle und Gesellschaften anderer Vereinigungen, sowie Hochzeiten rc. dort abgehallen werde» können. Eignete sich schon früher der Saal des Kaufmännischen VercinSbauseS zu diesen Zwecken vorzüglich, so ist jetzt, nach stattgesunbener Er neuerung und Ausschmückung desselben, der Aufenthalt dort um so angenehmer geworden. — Wir machen die Leser ans die beute im Anzeigenthril« diese« Blatte« bekanntgegebene und zwar am 26. November dieses JabreS statlsindenve Au l og r a p Heu - Au c tion der. Herren List L Francke hier auimerksain. — Jüngst bat daS „Eldorado", daS in der Pfaffen« vorser Straße gelegene, von Herrn Heinrich Stammiager in mustergilligstcr Weise bewirlhschastete Restaurant durch eine auSgedebnte malerische und architektonische Erneuerung seiner Lokalitäten eine ganz wesentliche Verschönerung erhalten. Die Parterre-Räume des Hauses, in künstlerisch-vollendeter Weise auSgeschmückt. bieten sich nunmehr als schöne» einheit liche- Ganze dem Verkehr und gewähren den hier Einkehrenden einen anheimelnden, behaglichen Aufenthalt. Zu diesen Vor züge,r des Hauses gesellt sich außerdem die Benutzung zahl reicher Gesellschaftszimmer in der ersten und zweiten Etage und der Vereinen und Corporationen zur Verfügung stehende freundliche Concert- und Ballsaal. — Der Leipziger Geflügelzüchterverein hielt am tO. October seine außerordentliche Generalversamm lung im Krystatl-Patast ab, welche auch von Seiten der Mitglieder zahlreich besucht war. Der Vorsitzende, Herr Kramer, begrüßt zunächst die Anwesenden und aiebt den Hanptpunct der Tagesordnung, die nächste Ausstellung be treffend. zur Debatte. Hieraus wird beschlossen, die nächste 20. allgemeine große Ausstellung für Geflügel aller Art im Krystall-Palast vom 23. bi» 25. März 1889 abzuhaltcn. Als dann wird zur Constituirung deS AuSstellungS-ComitbS ge schritten und zur Wahl der lungircnden Preisrichter. Auch soll wieder eine Lotterie veranstaltet werden und zwar sollen 4000 Loose ä l verausgabt werden. H Leipzig. 11. October. In der Blücherstraßc kam gestern Vormittag ein 19 Jabre alles Dienstmädchen durch eigene Unvorsichtigkeit in Gefahr, recht schwer zu ver unglücken. DaS Mädchen sprang kurz vor einem vorüber- sahrenvcu Pserdebahnwageii über die Straße, um auf die andere Seite zu gelange», lief aber dabei direct in ein Fteischergcsckirr hinein, daS vo» der entgegengesetzten Seite angesahrcn kam, und wurde hierbei von dem Pferde zu Boden geriffe». Glücklicher Weise gingen die Wagenräder nur Uber die Kleidung VeS Mädchens, daS im klebrigen mit einer durch das Hinsallen aus das Slraßcnpflaster erlittenen Beule an der Stirn davonkam. — An dem Bayerischen Platze stürzte zur selben Zeit eine besetzte Droschke beim Umlenken um und wurde so erheblich beschädigt, daß sie außer Betrieb gesetzt werden mußte. Der Insasse blieb unverletzt. — In der-- gangener Nacht vergnügte sich ein auswärtiger Oekonom aus dem Neumarkte damit, verschiedene dort ausgestellte Ber setz bocke umzuwerjen. Er wurde darüber polizeilich an- gehaltcn und erst nach Erlegung einer angemessenen Caution alü Deckung für die wegen des Unfugs zu erwartende Strafe wieder sreigclassen. — In einem hiesige» größeren kauf männischen Geschäft wurde ein Markt!,elfer aus FriederS- dors verhaftet, weil man ihn über dem Diebstahl von Waaren aus den Vorräthen seines PrincipalS ertappt hatte. Bei erfolgter AuSsuchung in seiner Wohnung sand sich ein ziem licher Vorrath gestohlener Materialwaaren vor. — Einen in einem hiesigen ConseclionSgeschäst bediensteten Laufburschen auS Blinvendors nahm die Polizei in Beschlag, als er einen Damenmantcl verpfänden wollte. ES ergab sich, daß der Mantel von den« Bursche» im Geschäft gestoblen worden war. — Ein hier wohnhafter Schneider auS Molvauthein Harlekin wiederholten Fällen Stoffe, die er zum Ansertigen von 'Anzügen erhalten, sowie ibm zur Reparatur übergebene Kleidungsstücke eigenmächtig verpfändet und, da er sie nicht wieder emzulösen vermochte, seine Kunden dadurch arg geschädigt. Er wurde deshalb verhaftet. — Zwischen den Bahnstationen NarSvorsj und Geithain der Leipzig- Chemnitzer Bahn verunglückte gestern Abend ein hier staNoniNcr Locomotivensührer der Bayerischen Bahn, Namen» Jäpelt, welcher daselbst einen Gütcrzug führte. Er wollte nach dem Schluß VeS ZugeS sehen, verlor aber dabei den Anbalt und stürzte von der Locomolive zur Seite deS Bahn- glciseS herab, wo er bewußtlos liegen blieb. Mit dem Nacht» l l Uhr 39 Min. hier anlangendcu Personeuzuge wurde er niit hierher und in seine Wohnung gebracht. — In der Moritzstraße miethele sich vor einiger Zeit bei einer Holz- bildhauerSehcsrau eine angebliche Künstlerin aslermiethweise ein. die ihre Wirlhin durch falsche Vorspiegelungen über ihre Person und Vermöqenöverhälliiiffe nicht nur zum Ereditqeben. sondern auch zu baaren Darlehen vermochte, so daß eine Schuld an 100 ^ zusammcnkam. Bald wurde aber der Schwindel ausgedcckl und die Schwindlerin, gegen die sich berausstcllte. daß sie kürzlich erst eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren verbüßt halte, ausö Neue in Hast genommen. * Leipzig. 1t. October. Von der vierten Straf kammer deS hiesigen königl. Landgerichts wurde der Verantwortliche Rcvacteur der „Leipziger Gerichts- zeitung", Herr R. Gadebusch, und der Chefredakteur derselben Zcilung, Herr S. Werner, wegen Zuwider- bandlung gegen die Z8 t? und 18 deS PreßgcsetzeS, Ersterer zu >00 Letzterer zu 200 Geldstrafe verurthcilt. Es handelte sich um eine vorzeitige Mittheilung der Anklage schrift in dem letzten vom Reichsgericht verhandelten Landes- verrathsprocesse gegen de» Hilssschrciber Dietz und Genossen. * Leipzig, ll. October. Bon der dritten Strafkammer VeS hiesige» königlichen Landgerichts wurden heute verurlheilt: 1) der Handarbeiter Friedrich Gottlieü Richter auS Trossin wegen Diebstahls zu 5 Monaten. 2) die Hand arbeiterin Friederike Wilhelmine Marie Meyer auS Wurzen wegen Diebstahls zu 10 Monaten Gesängniß. T Volkmarsdorf, II. October. In der letzten Sitzung unseres GcmeindcrathcS wurde zunächst eine ganze Anzahl Bau- und SchantconcessionSgesuche erledigt. Sodann beschloß der Gcmcinderath, eine bessere Beleuch tung de» OrlcS cintrctcn zu lasten. — Die beziehentlich der Bcschleußung rc. nunmehr sertiggcstellle Hauptstraße unsere» OrteS ist seitens der Gemeinde wieder übernommen worden. Die baulichen Arbeiten sind von Herrn Baumeister Wüstner in Leipzig auögesührt worden. — Ebenfalls in letzter Gemeinde- rathssiyung erfolgte die Wahl von vier Mitgliedern und vier Stellvertretern der Staatseinkommen-EinschätzungScommission. * Neustadt, ll. October Aus Grund des Gesetze» gegen die gemcingesährlichen Bestrebungen der Socialdemo kratie ist der Steinmetz Eichhorn von hier auügewiesen worden und hat derselbe bis zum l3. October seinen gegen wärtigen Aufenthalt zu »ertasten. — Crottendorf, das dritte Kohlgartendorf, welche» nächstens zur Stadt Leipzig gehören wird, kaufte der Rath im Jahr« >580 von dem Leipziger Kaufherrn und Senator Christoph Lintacher für 748 Gülden. Daselbst wohnten zehn Nachbarn und hatte der Rath wie bei Anger und Reudnitz die Erbgerickte, auch durste weder in peinliche», noch in bürgerlichen Rechtssachen der AmtSknecht >»S Darf kommen. Im Jabre 1638 gehörte Erottcndors '»ach Tan i.a uns hatte mit Reudnitz und Anger gleicheZmSlelstuiigen, dagegen allein mit den Fleischern aus den Stavtseldern gemeinschaftliche Trist. Die Schenke, „der Stern" genannt, war schon vor zweihundert
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