Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-13
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
622S Neueste Nachrichten. * Berlin, 12. Oktober. (Fernsprechmelduug de» „Leipziger Tageblatt«-".) Neber den Empfang de« Kaiser» im Latican liegen au« Rom die salzenden Nach richten vor: Die Fahrt de» Kaiser- nach dem Valican er folgte l>/« Uhr und zwar in einer vierspännigen Hosequipage. die eigen» zu diesem Zwecke au» Berlin »ach Rom gebracht worden war. Neben dem Kaiser saß der Gesandte v. Schlözer, und folgte dem kaiserlichen Wagen eine Gesandtschaslsequipage mit dem Piinzeu Heinrich. Da» Gefolge de» Kaiser« fuhr in Miethwageu. In den nach dem Latican führenden Straßen bildeten italienische Truppen Spalier und wurde der Kaiser auf der ganzen Strecke lebhaft begrüßt. 1 Uhr 37 Minuten trat der Kaiser in den Batican ein. Im inneren Hose wurde er von der Palasigarde mit der päpstlichen Fahne begrüßt, von hohen Prälaten empsangrn, die ihn nach dem Elementinosaale brachten, woselbst er von Monsignore de la Bolle begrüßt wurde. Am Eingänge de» Thronsaale- schritt der Papst dem Kaiser entgegen und führte ihn nach dem Privatcabiiiet. wo ein Baldachin errichtet war. Unter letzterem befanden sich drei ganz gleiche Sessel für den Kaiser, den Papst und den Prinzen Heinrich; Letzterer folgte in da» Privalcabinet erst nach der Unterredung, welche Kaiser »nd Papst kalten. Später folgten die andere» Herren, Graf Bismarck re.; der Kaiser stellte dieselben dem Papste vor. — Eodan» empsing der Kaiser den Cardinal Ra,» pol la. in dessen Begleitung er Len Vatikan und die Pcterskirche be sichtigte und danach in demselben Wagen zurückkehrle. — Ferner wird au» Rom berichtet: Gestern Abend wurde ein kleiner Knabe verhaftet, welcher sranzösisch-italienischc Zettel irredenlisttschen Inhalt» unter da« Publicum warf. Ebenso ist in der letzte» Nacht der Direktor eine» socialistischen Journal», Albvmi, wegen desselben Vergehen» zur Hast ge bracht worden. — Der Kaiser hat dem Kaiser-Wildelm-Re- giment in Warschau einen Dienstanzug seine» GroßvaterS geschenkt. — Wien. König Albert hat seinen Aufenthalt bi» übermorgen verlängert. Derselbe wohnte mit dem Kaiser d:r Probevorstellung im neuen Hosburgtheatcr bei. — Einige Wiener Blätter bringen Auszüge aus Mackenzie'» Schrift gegen die deutschen Aerzte. besonder» gegen Berg mann ; dieser wird geradezu beschuldigt, durch sein Verfahren vom l2. April den Tod des Kaiser» herbeigesührt zu haben. — Die „Post" meint, daß angesichts de« Eintretens der streng Conservativen silr Stöcker die gemäßigt Conservativen, Freiconservaliven und Natioualliberalen bei den Wahlen im l. Berliner LandtagSwahlkreise Zusammenhalt-» und sich organisirea müßten. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * In ihrem Octoberheste beschäftigen sich„Peterma»>l'ö geographische Mittheilungen" mit dem Schicksal Stanley'S. Einin Pascha'» u. s.f. Es heißt da: „Von vr. Emin Pascha datiren die letzten Nachrichten vom 2. No vember 1887, und cS ist dadurch nicht unwahrscheinlich, daß Stanley in dieser langen Zeit bei Emin eingetrossen ist. durch die Unterbrechung der Verbindung mit Ilganda aber verhindert worden ist, seine Ankunst nach Zanzibar zu melden. Jedenfalls ist daran sestzuhalten. daß eine etwaige Vernich tung Stanley'S und seiner 500 Mann, die Zerstörung der Emin'schen Herrschaft, sei es durch die Mahdisten, sei eS durch aufständische Stämme, bekannt geworden wäre. Inzwischen sind aber Ereignisse eingetreten, welche die Lage Emin's und Stanley'», selbst wenn sie sich vereinigt haben, als äußerst gefährdet erscheinen lassen. Nach den letzten vom 27. Juni 1888 datirenden Nachrichten au» Uganda ist die Verbindung mit Emin Pascha» Provinz gänzlich unterbrochen. Kabrega. der Häuptling von Unioro, hat Mohammed Biri. den tripo- litamschen Händler, welcher auf Veranlassung von I)r. Junker 1886 den Verkehr zwischen Uganda und Emin eröffnet hatte und seitdem durch wiederholte Reisen allein aufrecht erhalten hat. ermorden lassen, wahrscheinlich auch Capitain Cafati, den Vertreter Emin's bei jenem Häuptling. Diese Missethat ist jedenfalls auf Aufreizung durch arabische Händ ler zurückzusührcn; e» bat sogar viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Kunde vo» Stanley'» Eintreffen bei Emin und die dadurch erregte Furcht vor der bedeutenden Verstärkung von Emin'» Macht die mittelbare Ursache des Morde» gewesen ist." — Wie man sieht, hat man cs auch hier größtenteils nur mit Vermutungen zu thun. * Senator Karl Schurz, der einige Wochen am Rhein, in Wiesbaden und Berlin verlebt hat. kehrte am Freitag wieder nach Forsteck zurück. Wie die „Kieler Zeitung" hört, gedenkt Karl Schurz in der zweiten Hälfte de« Oktober die Heimreise nach New-?)ork anzutreten. * Der in Brüssel erscheinende „Peuple" kündigt den Bei tritt der deutschen Socialdemokratie zur Inter nationale an. * Bischof Stroßmayer sendete den Oppositions-Jour nalen in Agram nachstehende eigenhändig geschriebene Erklärung zu, welche heute von denselben publicirl wird: „Der Brief, meine Rechtfertigung. die aus der „Kölnischen Zeitung" in die österreichisch-ungarischen Zeitungen überging, und Alles, was daran hängt, ist eine böswillige Erfindung, offenbar aus Lug. Trug und Verleumdung berechnet. Diakovar, 8. Oktober 1888. I. G. Stroßmayer, Bischof." * lieber das Einkommen des Graner ErzbiS- thum« wird au» Pest geschrieben: Vor längerer Zeit wurde berichlet, daß der ehemalige Güter, director de» Prima», königlicher Rath Johann Förster, gegen de» Cardinal Simor beim Koinoroer Gerichtshöfe einen Schadenersatz, proceß puncto 186 304 fl. Lapitalsverlust sammt Zinsen, ferner puncto II 688 fl. JabreSgehalt und Zinsen angeftrengl l abe, lo daß die Klage aus etwa eine Biertelmillion Gulden lautet. Herr Förster beriet sich daraus, daß der Vorgänger Simor», Cardinal Sciiovszky, ihn aus Lebensdauer ongestellt habe und er nur im Falle unredliche» Gebühren» amovirt werden konnte. AIS Cardinal Simor sein hohe» Amt aiitrat, habe derselbe angeblich mündlich veriprochrn, daß er ohue ernstlichen Grund Niemande» vo» seinen Beamten entlassen werde. Diese Klage brachte Cardinal Simor sehr in Harnisch, was aus jeder Zeile der voa ihm nunmehr überreichten Einrede er sichtlich ist, die auch deshalb von hervorragendem Interesse ist, weil sie authentische Ausschlüsse über den Ertrag de» liegenden Besitzes der Grauer Erzdiöces« enthält. Die Einrede läugnet die Berechtigung der Klage und der Behauptung, daß die Wirksamkeit de» Direktors dem BiSthum förderlich gewesen sei. Tie Klage sei einfach ein unbegründeter und vermessener Angriff gegen den Cardinal. Der mit Förster abgeschlossene Ver trag sei nur für die Lebensdauer des Cardinal» Scüovszky recht», verbindlich gewesen. Derselbe sei von der Regierung und vom Kaiser nicht bestätigt worden, daher für den Cardinal Simor nicht bindend gewesen. Seit Förster amovirt worden, sei das Erträgniß sehr gewachsen. Seine Entlassung war daher nothwendig. Der Einrede ist zu entnchmen, daß der Primas über einen siegenden Besitz von 92199 Joch bebauten Lande« versügt, wovon 36000 Joch Wald. 13000 Joch We.de. 29 MO Joch «ckerseld vud 9600 Joch Wieien sind. Dir Einkommensteuer nach den Primattalgütera beläusi sich jäbrlich aus 259 633 fl. Der Werth der Güter wird mit 6 277 000 fl. sestgestellt. Die Einrede greift die Wirthichas» de» verstorbenen Cardinal» ScitovSzky an. der angeblich 110 unrecht mäßige Schenkungen vollzogen und dadurch da» ErzdiSlhum um 1300 Joch Feld verkürzt habe. So habe Scitov»zky dem Kläger trotz einer Labioetsordre ein Gut widerrechtlich zum Geschenke ge macht oder, wie sich die Einrede ausdrückt, „>, die Hände gespielt". Durch solche uarechlmäßige Schenkungen sei da» Vermögen des Erz- bi-ihttinS um 168 640 fl. geschädigt worden. Die Dhötigkei« de« Kläger» sei mehr schädlich al» nützlich gewesen; auch läugaet der Primo«, daß er bei seinem Amtsantritte die ihm imvutirte Aeuße' rung von der Richteutlassung der Beamten gethaa habe, und bittet daher um Abweisung der Klage. * Die »Time»' bespricht den Besuch de- deutschen Kaiser» im Baliran und ist der Ansicht, daß demselben keinerlei politische Wichtigkeit beigelegt werden darf. „Seine Majestät", sagt di« .Time-", „wird sich nur eurer diplo matischen Höflichkeit entledige«, di« «it de, ganz« feit S-tre» Verfölge, P-lttV vk-»»r«'« und d^s-, vertretn», Herr» v. Schlözer, in vollem Einklang steht. Signor« CriSpi ist nach den ihm erofsiiclen Erklärungen mit diesem Besuch völlig einverstanden, und der Kaiser hat dem Wagen- Dilemma mit dem ihm eigenen Tact dadurch die Spitze abgebrochen, baß ec seine eigenen Equipagen, die bereit» ui Rom eingetrossen sind, zu dem Besuch zu benutzen gedenkt. Es giebl vielleichl keinen Punkt, über den sich Kaiser und Kanzler so vollkommen geeinigt haben, al» die Haltung, welche Preußen bei» Papste gegenüber zu bewahren ent schlossen ist. Der Papst würde sich daher einer falschen Hoffnung hingeöen, weitere und umfassendere Eoncessivne» von dem kaiserlichen Besuch zu erwarten." Die „Times" recapitulirt dann inil unvcrlioblener Bewunderung die Politik BiSmorck's bezüglich de» Vatikans und spendet dem Herrn v. Schlözer warme Worte der Anerkennung über die diplo matische Art und Weise, wie sich dieser seiner schwierigen Pflicht zu entledigen weiß. „Der Energie und meisterhaften Ueberredungsgadc de» Herrn v. Schlözer", schreibt die „Time»", „bat Bismarck e» zu cankcn. daß die kühne Idee der Caro- linen-Arbitration den Earvinäle» und schließlich dein Papste selbst i» cuicm ani-thinbare» Lichle erschien, so daß letzterer sich schließlich äußerst geschmeichelt süblte, der verführerische» Anfforderung Biö:»arcl's Folge zu leisten. Aber Illusionen dars sich der Papst jetzt wie damals nicht hingeben. Der Besuch de» Kaffer» ist ebenso wenig dazu angelhan, die einstige Macht de» Papste» wieder herzustelle», wie der Richlcrspruch in der Carolincnsrage." * Wie die .Politische Correipondenz" an» Warschau meldet, hat jene Frack,»» der pan s la w istische» Partei, welche da» Hauptgewicht ihrer Bestrebungen auf die thu»- lichste Förderung der Orthodoxie legt und bei der Kicwer Erinnerungsscier ihre Ueberlcgenheit gegenüber den gemäßigte» Elementen deS Panslawismus bcthätigle, alle Aussicht, ihren LicblingSwuiisch, daß der Ban »euer orthodoxer Kirchen in den westlichen Gouvernements aus dem Ressort des Ministeriums des Inner» ausgeschieden und dem Heiligen Synob überwiesen werde, ehestens kurchzusetzcn, so daß diese neue Ordnung schon im nächste» Jahre platzgreisen würde. Gleichzeitig wird der bisherig: Spccialcredil für orthodoxe Kirchenbautc» ii» Betrage von 500,000 Rubel aus die Höhe von 900,000 Rubel gebracht werden. 2ur Laiscrreise. * Wir verzeichnen an dieser Stelle die weiter vorliegenden Meldungen über die Reise Kaiser Wilhelm'S »ach Italien: * Rom. II. Oktober. Se. Majestät der Kaiser stattete heute Abend 6'/, Uhr dem Herzog und der Herzogin vo» Aosla und der Herzogra-Witiwe von Genua, sowie deren Lohne, drni Heizoz von Genua, und dessen Gemadlni einen Besuch ab. — Der Bürgermeister erließ heute Abend eine Bekaniiimachung, in welcher er der Ein- wohncrschast mitlhcilt, daß Kaiser Wilhelm ries qerükrt sei von ven Z scheu der Zuiieiming und Sumpaihie, die Ihm bei Seiner An tunst in Rom zu Theil geworden seien und d»tz der Kaiser ihn be- oliflragt habe, der gesummten B völlerung Seinen Dank sür die Jl»n dargebrachien imposanten Huld gungen auszusprechen. Die Stadt war hcuie Abend glänzend illuminnt. Vor dem Quirinal drängten sich bis in die spülen Abendstunden immer neue, festlich bewegte Menschen Massen. * Rom, 11. Ociober. Die hiesigen Blätter wie die Provinzial« zeitunge» bringen Festactckel, in denen sie de» deutsche» Kaiser aus das Wärmste Willkomm!-» heißen. Die „Nlforma" begrüßt den Kaiser als den Gast des Königs und des ualienliche» Volkes. Es gebe keinen Italiener, der die hohe Bedeutung des kaiserlichen Be- luchs nicht empfinde, und keinen Freund der Humanität, der sich über diesen Beiuw nicht freue. * Rom, 11. Ociober. Unter den Sr. Majestät dem Kaiser gestern im Quirinal vorgestelltcn Peisö, lickkciten befanden sich die Ritter des Annunciaten-Ordens. die Piäsidcnten des Senats und der Kammer und die Minister, mit Ausnahme de« Mwisterpräsi- dente», des Kriegsnilnisters und des Marineministers, welche Seiner Majestät bereit» aus dem Bahnhose vorgestellt waren Se. Majestät drückte Allen die Hand und richtete einige huldvolle Worte an sie. Be, der Vorstellung CriSpi'S soll der Kaiser deS letzien Besuches dess-ibe» in Friedr>chsruk gedacht und einige Worte über das be- sriedigeude Erqebniß desselben hinzugeiügt haben. — Wiederholt äußerte Se. Majestät, daß er von dem ihm zu Theil geivordencn überaus herzlichen Empjang sehr gerührt sei "Rom, 12. Ociober. Se. Majestät der Kaiser Wilbelm machte beute früh 7'/, Uhr einen Spazierritt nach Centocello, wo- selbst morgen die Drnpoenparade stattfinden wird. Allei höchst- derselbe war von dem Mittlairatlackc der deuilchen Botschaft, Ma,or von Engelbrechk. sowie von dem ihm zum Ehrendienst zugetdeilten General Drignet begleitet. Gegen 10 Uhr ersolgie die Rückkehr nach dem Quirinal. Unmiltelbar doraui stattete der König Sr Majestät dem Kaiser einen Besuch ab. — Der SlaatSminifter Gras Herbert Bismarck .»achte beule Vormittag dem Ministerpräsidenten Crisv> einen kinslündigen Besuch. — Zn dem Mittags bei dem vr.ußiscdkn Gesandten von Schlözer stallfindenden Töjeuiier begleitet Sc. Majestät nur das nächste Gefolge; das übrige Gefolge deS Kaisers nimmt das Früdstiick in der deutschen Botschaft ein. * Rom, 12. Ociober. Se. Majestät der Kaiser begab sich gegen 11 Uhr in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Heinrich in einem Hoswagen aus dem Quirinal nach der preußi- scheu Gesandischait beim Vailcan, um an dem Ihm vom Gciandien vo» Schlözer anqeboteuen Döjeuner tkeilzunehmen. Die Carbinäle Ramvolla »nd Prinz Hobcnrohe, sowie die Monsignores Mocenni und Agliarki, w-lche dem Dejeuner beiwohnten, kehrten gegen 1 Uhr nach dem Vatikan zurück. Eine politische Debatte im böhmischen Nuinpflandtage. * An dem czechischcn Staalsrecht. an der böhmischen KönigSkrönung wird unentwegt in alt- und jungczechijchen Kreisen sestgchalten Der beste Beweis hierfür isi eine große politische Debatte, welche dieser Tage im böhn»jch:n Rumps- landtage geführt wurde E» kam aus Anlaß der Ge irral- debatte über den Landesvoranschlag zn politischen Erörte rungen. Namentlich war die Rede de» Grafen Thun, der sich aus den gemäßigten „Deutschen" hinausspielte, dabei aber die böhmische KönigSkrönung verlangte und sich damit ganz aus den czcchisch-nationalen Standpunct stellte, interessant. Nebenbei zog er gegen die Provinzprcssc, sowie gegen die Lehrer los. weil diese nickt in ein Horn mit den Feudalen blasen. In der Generaldebatte über das Budget eröffnelen die Jungczcchen den Kamps. Vaschatv führt auS, das Budget unterscheide sich unter der jetzigen Negierung iu nichts von dem der verfassungstreuen Negierungen. Die Deutschen hätten den Landtag verlassen, weil sie >886 die Verlegenheiten der äußeren Politik Oesterreichs anSbeutc» wollten. Redner klagt Ve» Oberstlanvmarschall an, daß er den ManvatSvcrlust der Deutschen nicht auSsprecbe und dadurch daS Anwachsen einer solchen Anzahl von Abgeordneten vereitele, welche befähigt wäre, eine den Czechen angenehme Landtagswahlorbnung ber- zustellen. Solange die Regierung gegen die czechischen For derungen sich ablehnend verhalle, dürste sie von de» Czechen keine Unterstützung verlangen. Gras Franz Tbun entwickelte hieraus daS Programm der conservativen Großgrundbesitzer. Bei diesen komme keine Spaltung vor. sie seien einig in der Brkämpsung liberaler Principicn und der extremen Parteien in beiden Lagern. Redner verlangte von der Negierung strenge« Einschreiten gegen die Lehrerschaft, weil sie politisch agitire: sie trage Gift in die Kinvers-elen. Zu beklagen sei, daß diese» Treiben bei den Vorgesetzten Behörden nicht die richtige Beurtheilung ersabre. E« sei am Platze, die Negierung auszu- fordern. Zuckt und Ordnung unter den Lebrern herzustelle». Wenn die Lehrer so sortsahren, dann wachse ein Geschlecht beran, mit dem „wir nicht fertig werden". Redner verlangt seiner em Einschreiten gegen die Journalistik, weil sie betze und selbst den Priester und Bischof nicht schone. Zum Schluffe jagte er gehobenen Tone»: „Wir wünschen und bossen die Krönung unsere» König» im Sinne der dynastischen Treue. Die Krone de» bciligen Wenzels würde den geliebten Herrscher noch inniger verbinden mit Böhmen." Dieser Schlußsatz ries eine sensatio nelle Wirkung hervor. Begeisterte, schreiend« Zustimmung«- rus« begleiteten die Wort«. Ein großer Theit der Ezrchrn ertz-b ftch p-n den Eitzen, „ / Herold (Iungczecke): Ta» czecbiscbe Volk will die Krönung aber auch in dem Sinne, daß da- czechlsche Slaals- recht sein: Wievcrauslebung feiere. Redner wieS aus die Regierungsblätter hi», welche gegen da» SlaalSrccht ge schrieben Im weiteren Verlaus der Rede sagt er sich vom Grasen Thun lo». der nicht einmal daS czechische Programm kenne, wenn er Frcisiniiigkeil und Liberalismus bekämpfen wolle. Solche Beschimpfungen der Journalistik dürfe man nicht dulden. „Der extreme der Hetzer ist eben Gras Thun, wenn er die Regierung aus die Lehrer hetzt, um sie zu bändigen." Mit solchen Worten werde man e ne Bewegung in der Nation nicht eindämmen. Eine solche Coalition mit de» Großgrundbesitzern müssen wir energisch abmebren; wenn Ihr so die Erregung ersticken wollt, so wird die Asche, die Il,r aus uns werscrt, zu Feuer werden, und vollends die Brücke verbrennen, die unS »och mit Euch verbindet." Professor Palacky (abwechselnd czcchisch und deutsch sprechend) will al» gemäßigter Ezeche alles zum Schutze der deutschen Nationalität verlreic», sobald die Deutschen sich zum aulviiomistischen Princip bekennen. Prof. Kwiczala begrüßte die KrönungSidee, wie» auf den Krönungeeid bin. welcher die Ganzheit und Untheilbarkeil de» Königreichs betont und warf den Jungczcchen vor. sie hätten sich in einem Artikel der „Narodni listy" zur LoS- trcnnung von zwölf deutschen Bezirken verstehen wollen (Von den Bänken der Allczccben wnlgenve Nnse: Berrätber! Verräther!) W nn Herold den Allczechen Vorwürfe macht, daß sie die deutsche Sprache prolegire», so sei eS zu bemerken, daß Herold selber >»> Reickisrathe deutsch spreche. (Zwischen- ruj: Der Reichsrath ist in Oesterreich, wir sind i» Bödmen!) AuS dieser im gedrängten AuSzuge wiedergegebenen D batie ist leicht zu ersehen, wie wenig die Schwärmereien der Czechen sür daS Wenzelrcick und das czechische SlaotS- recbt schwinden wollen. Auch die Fehde zwischen Jung- und Allczeche» wird sorigcsctzt werden. Am 9. b. M. tagte eine Iungc,cchen-Ve,sa»n»lung in Prag und beschloß die Fort setzung der bisb-rigen Taktik entgegen den allczechischen Mahnungen zur Mäßigung. Mililairilches. * lieber die neue Garnisondienst-Vorschrist geht dem .Fiai ksurter Journal" von einem mililainsche» Bericht erstatter in Berlin folgende Millheilung zu: AnS elleter Gar» sondienst-Jnsiruclton vom22 NovemberI883 ist nlminchr durch königlichen Erlaß ein- n-ue Gac»ilonk>e»st-Vor- ickrist getreten. Das erfreuliche Bestreben der höchsten miliiainichen Behörden, im Echristgebrauch alle entbehrliche» Fremdwörter zu entierne», hat aber bei den in Rede stehenden Lo schrislen nicht nur bei dem Tnel derselben Ausdruck geiuiiven. iondern auch im T.xte finden wir alleingewurzelte M'ütairiiche Fremdwörter beseitigt, w.e es beiivielsweise nickt mehr „Osficier du jour", sondern Osficier von, „LrtSdie.ist", nicht mehr „Honneurs", sondern „Emen- b-zcuqungen", n chl medr „rangiren", sondern „ausstclün" rc. heißt. Eine ueue Garmsondnnst Voriwris, war allem icho nöihig geworden weil durch Forisall des Gewedr-Anjassens auch die seither von den Schildwachrn erwiesenen Ehrenbezeugung'n eine Aenderung ersahren mußte». Die Frage, wie zukunslig die Ehrenbezeuqunqen sür Haupt- lenie und Lieutenants zu erweisen sein irürd-n, Halle nicht nur imli- loirnche, sondern auch mchtiiiil tair scheKreise beschästigt —wie aus oer- schiedene» Aeußernngen der Togespresse hcrvoigeht — und diese Streitsrage ist nunmehr aus höchst einfach: Weise gelöst worden. Während nämlich jrüber nur vor den Stabsosficiereu uud Generalen präsentirt wurde, bestimmt der tz. 22 der neuen Vorschrift: die Schildwochen präsenliren in allen Fällen, >-> denen die Wachen zu praj'Miren habe», außerdem vor allen Ojficieren der Armee und Marine, vor den Saiiiiälsoificieren und vor den Rittern des Groß- lreuzes des Rothe» Adler-Ordens, den Rittern oer ersten Elaste dreics Ordens und des Kronenordens. sowie des Ordens pour is werit«. Die Schildwachen stehen mn Grwebr über still: vor den Juhabcrn des eisernen Kreuzes, vor iämmtüche» Rittern vo» Orden mit Schwerter.,, vor den JaUaber» des Mililoir-Vcrbienst>Kreuze», sowie de- Militair-EvrenzeichenS 1. und 2. Classe. — Die E>n- theilung der neue» Vorschriften ist dieselbe geblieben wie in der allen Instruction, nur ist in dem 2. Abschnitt e.n Paragrap!, be,- gesiigt über das Ausbissen der Flaggen auf den Militair-Dirnst- gebäudea und Festungswerken. Ferner sind in den Anhang noch ausgenommen: Ta- Gesetz über den Wasfengebrouch des Militairs, sowie ein Auszug aus der Verordnung zur Ausrechterhaliung oer öffentlichen Ordnung und der dem Gesetze schuldigen Achtung. Im Texte finden sich Aenderungen gegenüber den allen Bestimmungen bei den Paragraphen, über das Ausziehen und Auslösen der Wachen, über das Au stelle» und Eintbeilen derselben, Äbiölcn der Posten, die jedoch nur Folgerungen des neuen Cxercir.Reglements sind. Bei der Gelilllinig von Burschen wird nunmehr bie Fußartillerie mehr herangezoqcn als seither; auch sind den Auditeuren zur Verwendung als Gerichlsbole» Oidonuanzen zu gestellen — was bisher nicht der Fall war — jedoch nur sür die Zeit des wirklich vorhandenen dieust- lichen B dülsuisses. Die englische Armee nimmt ihrer Zahl noch unter den Heeren der europäische» Großmächte bekanntlich de» allerletzten Platz ein. Da aber das britische Weltreich zum Hauptiummelplatz seiner Streilk äste »ich, sowohl das Festland, sondern die Lee erivählt hat und seinen Stolz d.nein jetzt, als „Königin des Meeres" zu gelten, so ist die äff »tiiche Meinung Englands wegen der numerische» Un- bedenteudhei: des Lanübeeres um io leichter getröstet, als es j.iisens des Canals sür ein nationales Dogma gilt, daß die Armce Lurch ihre Qualität ersetze, was ihr an Quantität mangelt. Der soeben verüsienllichlc m li.air-statistische Auswe s pro 1887 beziffert den Ess.ciivbcstand des L,nvhcereS am 1. Januar v. I. aus 211.021 einiä'licßlich deS Osticiercorps. Von dieser Geianimtzahl garnnonirten 107270 Man» im Vereinigten Königreich selbst: 28.035 allein in Irland, 4738 enlsielen aus dos egyptische Besatzungseorps; 25,848 standen in den Colonien außer Indien; Indien selbst war mit 72,345 Mann belegt, der kleine Rest von 820 Mann befand sich aus dem Hin- bezw. Herwege nach oder von Indien uud Egypten. Im Allgemeinen zieben die Londoner Blätter aus den ziffcrinäßigen Angaben der in Rede stehenden Heeresübel sicht gün stige Lchlußiolgerungen; namentlich constatire» sie mit Bebageo. daß die Armee zahlreicher war als je zuvor, und daß Desertion, sowie andere Verbrecben unter der Fahne ein- abnehmende Tendenz be kunden. bei erhöhtem Erziehungsstande. Was ihnen hingegen minder gcsa :, ist der bemerkvar hervorlretrnde Rückgang der Recrutcnziffer, dem Abhiiie geschaffen werden muß. wenn bas Heer sich aus seiner jetzt erreichten zifiermäßige» Höhe behaupten soll. Ei» weiterer, nachdrücklich bemängelter Punct betrifft den unzulänglichen Bestand a» Cavall-ricpserden. I» der Timt bat der an sich schon auffallende Unterschied zwischen den Präsenzziffern von Cavallerie- maiinschaslen »nd Pferden in dein letzten Jahre noch zu- genonimen. Denn während 1880 aas einen Effeclivstano der Garde- »nd Lnnen-Cavalleric vo» 17 724 Mann einschließlich der de. Ossiciere nur 11.714 Plerde kamen, stieg inzwischen d e Mann- schastszisscr ans 19,260 Mann, bei sich gleichbleibendem Pferd-- bestand. Es ist nnzwei'clbast eine Schwäche der englischen Heeres- orqanisation, die ihre ernsten sachtechmschen Bedenken hnt, und deren Remedur von den cavalleristischen Autoritäten oft genug, aoer immer erfolglos, ui Anregung gebiocht worden ist. Jnbeß scheint es, als ob die neuesten, no» der deuisa-en Praxis geleisteten Fortschritte i» der straiegiichen und soc:iichen Ausnutzung der Cavalleriewaffe auch de» Englände n einziil uate» beginnen Wenigstens ertönt der Ruf nach zeitgemäster Reorganisation der Cavallerie lauter »nd lauter, und diinten sich die varlamentarischen Buügeipolitiker wohl oder übel z» sinanziellen Zugeständnissen an den Etat des Landheeces sür den beregten Zweck yerbeilassen müssen. Musik. ZwciltS Geuilnidljaus-Conttrt. Leipzig, 12. Oktober. Das gestrige zweite Concert zeigte in der Hauptfach: die gleiche Phyttognonue wie da» erste; es brachte außer einer Ouvertüre (L moU) von Franz Schubert, die b,Sher hier nickt zur Aufführung gekrackt worden ,st, demnach gewissermaßen .Novität" war. von größeren Werken nur allbekannte, längst anerkannter und bockverehrter Componisten. Die Skbuberl'sche Ouvertüre, die den Anfang bcS ConcertcS bildete, entbehrt keineswegs reiz voller Instrumentation und modulaioriscker, interessanter Wendungen, wie sie dem Meister so eigentbümlicd sind, und wie man sie in allen leinen Werken in ähnlicher Weise wieder» findet; in Betreff der Ersincunq der Hauptgedanken und deren symphonischer Durchführung, sowie nach rein melodiöser Seile hm siebt da» Werk aber tief unter den Mnsiersch-psungen, d e wir zu bewundern nicht müde werden, also namentlich unl.r der großen Symphonie in Oäur. E» wäre gegen die Aufführung derartiger Com Positionen gewiß gar nicht» einzu- wenden, wenn solche hervorragender neuerer, resp. lebender Componislen ebensall» und in genügender Weise Berücksich, kiqung fänden. Gespielt wurde die Ouvertüre bi» aus kleine Ungenauigkeilen im Ensemble sehr gut; die Ausnahme seitens des PublicumS war «ne freundliche, zu Wiederholungen aber nicht ermunternde. Die den Schluß de» EoncerteS bildende Nummer brachte die zweite Symphonie (ltclur) von Beethoven. Da» jugenv- sriscbe, wesenllich aus Mo;art'scher Grundlage fußende Werk des herrlichen Meisters sank durch unser vortreffliches Orchester eine fast unlatelhasle und hinreißende Wiedergabe; die aller dings schmierige Hornstelle zu Ende des zweiten Satzes gab allein einige Veranlassung zu Bedenken. Als Solisten wirkten am gestrigen Abend mit: Fräulein Wally Schauseil auS Düsseldorf, die bereits hier wohlbekannte und hochgeschätzte Sängerin, und Herr Concerkmeister Ar»o Hilf auS ^oaber»- haus'-n. Fräulein Schauseil sang zuerst Necitativ und Arie auS den „Jahreszeiten" vo» Joseph Haydn und später drei Lieder mit Pianosortebegleitung, „Im Walde lockt der wilde Tauber" von Carl Remeck:, „Liebeszauber" von Wilhelm Echauseil und „Ta» folotta'' von Salvatore Marchesi. War der Vortrag der Haydn'scben Arie schon ein in hohem Grade anziehender und genußreicher, bis auf den ersten Einsatz auf dem Wert „Willkommen" auch künstlerisch vollkommener, fo kam doch da» ganze Können und die Schönheit der Stimme der Künstlerin im Vorlrage der Lieder noch mehr uud in tensiver zur Geltung. Unter den drei Liedern gebührt dem obengenannten Neincckc'schen der Vorrang; stimmungsvoll und den, Sänger Gelegenheit bietend, durch den Zauber der Stimme zu wirken, wird eS. vielleicht gerade weil eS den vielgesungciie» Liedern Robert Schumann'» verwandtschaft lich nabe steht, überall, wenn gut vorgetragen, direct wirken, namentlich wen» die Elavierbegleitung dem Gesänge eben bürtig ist, wie cS gestern der Fall war. DaS kleine Lied von Wilhelm Schauseil ist ziemlich anspruchslos und hattH seinen Eisolg wohl vornehmlich der Vortragsweise der Künst lerin zu verdanken; AehnlicbeS ist auch von dem von Marchksi z» sagen, nur daß eS noch vo» viel oberflächlicherer Art mar als daS voraufgegangene. Injolge deS sehr starken Beifall» und niebrsocher Hervorruse nach dem letzten Liede sah sich Frl. Sckauseil zur Wiederholung de» zu zweit gesungenen LiekeS veranlaßt, waS vielleicht nicht ganz den Wünschen de» Pnbl cumS entsprechend war. Nicht unerwähnt dars die Mitwirkung der beiden Künstler an der Geige und besonder» der Oboe in der Haydn'schen Arie bleiben, die ihre Soli in voitrefslichstcr Weise zur Geltung brachten. Herrn Arno Hilf, kein zweite» Solisten, ging ein ausgezeichneter Nus voran, te» der Künstler gestern auch im großen Ganzen zu rechtfertigen verstand. Die Wiedergabe deS Spohr'schcn V-.olinconcertS (in Fori» einer GesangSicene) sowohl, wie die Aursüdrung der „Romanze" von Max Bruch, letztere aleich den Liedern durch Herrn Cavellmeister Pros. Ör. Carl R inecke in der bekannten vortrefflichen Weise am Clavier begleitet, zeigte einen Meister de« ViolinspielS. Nicht nur. dag die technische Seite veS Spiele» bei Herrn Hilf in musterhafter Weise auSgebilcet ist. — dies verlangt man beule vo» allen Solisten in höchstem Maße —. auch die Auffassung und dementsprechend der Vortrag zeigte Selbst- slänviakeil und Wärme, vielleicht bin und wieder und am meisten bemerkbar zu Anfang deS CoucerleS etwa» zu viel Sentimentalität. DaS stete Vtbriren der Töne sowie eine gewisse Manier der Betonung und Accentuirung verstärkten diesen Eindruck noch. Ein wenig Maßhalten darin würde da« sonst durchgehend» schöne Spiel des Herrn Hilf für uiisern hiesige» Geschmack genußreicher machen Die Dar bietungen deS Künstler» fanden übrigen» volle Anerkennung seitens deS PublicumS, da» denselben durch reichen Beifall und verschiedene Hervorrufe ehrte. G- Schlemüller. Aktes Theater. Leipzig. 12. Oktober. Tie holzschnittartige Burleske mit historische» Randbilvern: .Die 7 Schwaben" vo» Carl Millöcker, die gestern Abend neu einstuvirt in Scene ging, setzt ein Publicum voraus, vaö sür solchen Volksbücher- Humor empfänglich ist. Millöcker hat zwar diese Operette init einigen ansprechendeii Melodien ausgestaltet, sowohl wo cs sich um volksthümlich naive Plaudereien, als auch um lyrisch: Duette handelt, „nd einige Aktschlüsse lassen selbst branialische Energie der Composilion nicht vermissen: aber Vas Ganze inackl doch nur den Eindruck einer wenig einheitlichen Z»sai»menwürs:lung burlesker und ernster Elemente und die Naivekät geht bisweilen über die Grenzen dcS Erlaubten binauS. Ein Schalksnarr wie der pbarmaceutisch: Helfershelfer de» großen TheophrasluS Bombastus Paracelsus, der Spätzle, mag mit seinen vermeintliche» Zauberkünsten und offenbaren Albernheiten liier und dort ergötze», wenn er so frisch und derb ge spielt wird wie von Herrn Rohland und so gut unterstützt wie von Frl. GöhrS (Hannele); aber es laust in diesen Sc-iien viel Triviales und Ungenießbares mit unter. Paracelsus (Herr Ernst Müller) selbst ist eine Figur, welche auch bei gutem Spiel kaum eine komische Wirkung hervorbringen kan». Die Besetzung der Hauptrollen war die frühere mit Aus nahme des Junkers Otmar vo» Mcinnkperg, welchen diesmal Herr Januschke sang. Dir dramatischen Scenen der Akt schlüsse gelangen dem Darsteller gut: er gebietet über eine» kräftige» Tenor und ein feuriges Spiel. Auch da» große Liebesduetl mit Frl. AndeS (Käthchen) erhielt lebhaften Bei- sall Möchte Herr Januschke nur im Dialog noch die »remt- ländischcn Accente abstreisen, welche auch die Lcichlflüssizkeit desselben etwas beeinträchtigen. Die sieben Schwabe» waren Figuren der „Fliegenden Blätter": daS Zusammenspiel und auch da» musikalische Ensemble ließ nicht» zu wünschen übrig. Herr Prost und Herr Porst batten sich mit dem Einstudire» offenbar Mühe gegeben. Doch obschon eS an Beifall nicht seblte, glauben wir dock nicht, daß diese Operette sich dauernd aus dem Repertoire Hallen wird; eS ist eine forcirte VolkStbümlichkeit darin, die kein ungetrübtes Behagen auskommen läßt. Rudolf voa Gottschall. * Leipzig, l3. Ociober. Stadltheater. Wie u»S die D.reclion des Sladtthcaler» millheilt, ist Frl. Artner vorlänsig noch bi» zui» Sommer 18N0 hier kontraktlich verpflichtet. Ferner ist Frau D unca n»C hamber» in di« Stellung de» Frl. Niegier und nicht, wie irrlhllmlick be hauptet wurde, als Nemplacanlin für Frau Moran-Oldeu eingetrcten. Für die Zeit der Abwesenheit der Letzteren stehe» Gastspiele von Frl. Malten vom Hoslheatcr m Dresden, Frau Rosa Sucker vom Berliner königl. Opern- tiauje. Frl. Geller voni Hostbcater >n Dessau und Fräulein MinloS von« königl. Theater in Kassel i» Aussicht. — Ferner wird u»S von der Direclion des Stabttheaters ge schrieben: Da die Indisposition der Frau Moran-Olden und oe» Herrn Sckelper sich nickt so weil gehoben, um Beiden heule ein Auftreten möglich zu macken, muß an Stelle von, Euryanthc" beute „Ter fliegende Hol läud er" i» Scene gehen. * Das „Leipziger gemischte Solo-Quartett für Kircbengesang" unter Leitung vo» B Röthig gedenkt auch ,n diesem Winter seine Thätigkeit wieder auszunebinn, durch niöglichii gute Vorführung der Compositionen unserer Meister im Dienste der Kunst und dcS deutsch - evangelischen KirchengesaugcS. Die Solisten deS Quartettes sind: die vor zügliche Leipziger Concerlsängrrir» und GesangSlehrerin Frl. Groß schups. die mit sehr ansprechenden Stimmmitteln begabt« Altistin Frl. Handlich uud der wegen seine- prächtige« Organ-» oft genannte und bekannt« Barytamft Her»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder