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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-13
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1888
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l ,m» de, Kouourvsalut."'De« kalsrrNch«, Separat,», war Stassktteu-Locomoltv- vorauSgefahrea, welche die bevorstehende Au» kuust de« Zuge« meldeie. * Rom. 11. Oktober. AIS die Mal'kätea am Quiriuol eiiteaicn. wurden Allerdöchstdieielben am Fuße der Treppe durch de» Ersten Ceremouienmelstec Grasen Giauotti empsaugeu. Im Ecknveizersaale erwarteten die Königin mit de» Herzoqinuen von Aofta und Genua den Kaiser. Se. Majestät der Kaiser küßte der Königin die Hand. Die Majestäten erschienen alsbald kurze Zeit a»s dem Balcou de« Quirmals und begrüßten die BollSnienge, die unausgesetzt i» brausenden Hochruse» ihre Huldigungen darbrachte. Später zeigten sich die hohen Herrschaften am Fenster: zur Rechten hMte der Kaiser die Königin und die Herzoginnen von Genua uud Lofta, zur Linken den König und den Kronprinzen. Alsdann fand i» Echweizersaale die Vorstellung der hohen Staat«- und Hos- würdentiäger. sowie der Spitzen der Muuicipalbebörden statt. Se Majestät der Koiier zog sich al-daan in leine Gemächer zurück Aus der Fahrt zum Quirinal befanden sich Gros Herbert BtSmarck uud Lri«pi in demselben Wagen, welcher der vierte im Zuge war uud unmittelbar hinter der Equipage folgte, in welcher die Herzöge von Genua und Aosta Platz genommen batten. Aus dem Wege vom Bahuhosc zum Quirinal waren Truppen iu Spalier ausgestellt, deren Musik die preußische Nationalhymne spielte. Bor und hinter dem Wagen ritten Kürassiere der Leibgarde. Fenster und Balcone waren dicht besetzt. Einen besonder» glänzenden Anblick bot die Lia nationale dar. Ter Enthusiasmus der Bevölkerung war geradezu unbeschreiblich. Das Wetter ist prächtig. (Wiederholt.) * Rom, 11. October, Abends. Heute Abend begab sich der Car- dinal-GtoatSsecretair Rarr.polla zu dem preußischen Gesandten beim Latican, v. Schlözer, um demselben im Namen des Papstes einen Besuch abzustatten. Morgen Mittag wird Se. Majestät der Kaiser Wildelm, von dem Stoatsminister Grasen Herbert von BiSmorck und den Herren Seines Gefolge- begleitet, einem Dejeuner bei dem Ge sandten von Schlözer im Capronica-Palafte beiwohnen, zu welchem auch die Cardinäle Rampolla und Prinz Hohenlohe, sowie der väost- liche UnterstaatSsecretair Monsignore Mocenui uud der Secrctair Monsignore Agliardi geladen sind. Nach dem Dejeuner begiebt sich Se. Majestät zum Besuch des Papste« nach dem Baticau. (Wiederholt.) * Die Wohnung de« Kaisers Wilhelm im Qui rinal beschreibt der Corresponvent der Münchner „Allge meinen Zeitung" in folgender Weise: „Kaum einen Monat ist e« her, seitdem mau im königlichen Schlosse die Vorbereitungen zum Empfang deS deutschen Kaisers getroffen hat, und in dieser kurzen Zeit hat man im Innern des QuirinalS, da« heißt, des gegen die Via Benti Settembre zu lie genden Flügels eine wahre architektonische Revolution zu Wege ge. bracht. Gerade dem großen EingangStdor des QuirinalS gegenüber, durch da« man vom Platze des Monte Cavallo inS Schloß gelangt, liegt die zweiarmige, nach dein Schloßhos hin durch hohe Gla-sch-iben geschützte Freitreppe, die zu den, Kaiserflügel hinoussüdrt, während sich das Porlal zu dcu Appartements des KönigspaarcS ganz unten am linken Ende des Schloßhoje- befindet. Diese breite uud hochgewölbte Treppe, die uns an die Seal» rsxia deS BaticouS erinnern will, glänzt heute in makellosem Weiß; aus halber Höhe, da, wo beide Rampen sich vereinigen, ist die Wand »och hinten, da» heißt »ach dem Park zu. durchbrochen, nnd eine vo» korinthischen Säulen getragene, mit Karyatiden geschmückte Loggia erbaut, zu deren Linken in einer Mauernische ein Apollo de» Liuquecenlo steht. Von der Treppe treten wir direct iu die große, «vahrhast prächtige „Sulu cksi oornrriori" (Saal der Kürassiere) «iu. ES ist eine über und über mit Gobelin«, Wappen und Fresken geschmückte Halle, die an-«alserut an die lünppslln 3iutiu» erinnert; auch hier ist der Plajond nicht gewölbt; aber seine glatte Fläche ist nicht» wie dort, mit Fresken au« Meisterhand gemalt, ionorrn mit drückender, schwer-massiver, malt blickender Bold-Eassettirung bedeckt, o»« der sich da» riesige Wappen de« Hause« Savoyen mit dem Kreuze, tnmittea zweier päpstlicher Schlüsselwappea, mächtig hervorhebt. Die,,8»l» oornrrisri" oder „ckegU Svirrori" bildet einen überaus glSnzeudeo Borsaal zu der Flucht der Kaisergemächer. zu denen »ink« eine Thür führt, während zur Rechten em langer, mit Marmor- düste» geschmückter Lorridor die Berbiuduog mst den Appartement« de« KönigSpaare« herstellt. Der Borsaal ist einer der eigenihüm. llichftea Säle de« ganzen Qnirinol«. An den Wänden ziehen sich lost- darr Florentiner Gobelins entlang. HannlbalSschlachtea mil Elcphauten, Lrinmphzüge and Scene» aus der römischen Geichichie; dort gar eine Klropotra, die sich die Schlange onseyt — all diese Gewebe bringe» De» Geschmack de« vorigen Jahrhundert« zum Ausdruck. Uever ihnen ziehe» sich, dicht aueiuaodergedrängt, über alle Wände der nrchteckige» Holle hin die Wappen der italienischen Städte. Treffliche Fresken vermitteln den Uebergaug zn der allzu massigen, in oll «rem Prunke düsteren Decke. Treten wir nun durch die Thür links, dt« zu de» eigentliche» Zimmern Kaiser Wilhelm'» führt. Alle diese verhältuißmäßig kleiuen Gemächer sind unter sich durch Thüren derbuudeu, die man passirea muß. um von einem ins andere zu gelange». Nur iu der Mitte dieser Zimmerflucht, sowie ganz am End« sühre» noch wenige andere Thüren zam inneren Lorridor hinaus. Die meisten dieser nach gut römischer Art ineinander geschachtelten, aber koketten uud traulichen Belasse besitzen nur je et» Fenster; jedoch die Aussicht, die man von hier aus genießt, ist «utzückeud. Ueber die neue, von allem alten Gerümpel sreigelegte Lia Benti Settembre hinweg und über da- Häusermeer des Esquilin »ud Limiual hin, aus dem die Kuppel der Sauta Maggiore uud der ftatueugeschmückie Giebel des Laterans heranSragca, schweist der Blick b,S zu den mächtigen Steiamosseu des Kolosseum«, zum hoheitSvolleu Palatin, der Eäsarenburg Altroms, und zur Linken bi« zu den blauen Albaner Bergen hinüber. Die lämmtlichrn Zimmer zeichnen sich durch geschmackvolle, ost überreich gehaltene PlajondS auS. Nach dem ersten Zimmer gelangen wir >n da< reizende japanische Eabinet, besten Wände aus Spiegeln mit japanischer Malere« bestehen. Das Schlafzimmer Kaiser Wilhelm'« ist ein ziemlich kleines Gelaß, dessen Ausstattung jedoch, trotz ihrer Einfachheit, ganz besonders kostbar sein wird. An der Decke ichwebt aus Goldgrund (fingirte Mosaik) ein savoyiiches Wappen, von FriedenSgenien mit Oelzwergen getragen. Reiche Golb-Laffettirung aus blauer Fläche umgiebt da« Wappen. Dicht neben dem Schlaf zimmer befindet sich die Toilette, die sich durch den ganz bürger lichen marmornen Waschlisch verräth; hier ist die Decke mir aus Wolken schwebenden Genien bemalt; die Umiasjung berselven ist »icht so reich, aber zierlicher; es sind goldene Arabesken out Hellem Grunde. Hinter dem Toiletieazimmer liegt das kleine Bad.cabinet. Die, wie vnS scheint, etwas kurze Wanne ist ,» eine Nische vo» weißem uud violettem Marmor eingelassen. Spielende Amorette» ziere» die Decke de« eben »ich» geräumigen Gemaches." Leipzig, 13. October. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" re- Producirt an erster Stelle au« dem „Journal de St, PLtersbourg" vom S. October über die Neise Sr. Majestät des Kaiser« nach Wien folgende Mitlbeilung: „Die Zeitungen, die UNS vorliegen. enthalten nicht allein zahl reiche Einzelbeiten über den Aufenthalt de» deutichen KaijerS in Wien, sie knüvsen auch daran politische Betrachtungen jeglicher Art je noch dem eigenen Gesichtspunkt. ES giebl Zeitungen, welche die Reise veS deutjchen HerricherS wie eine Art von Schluß zu seinem Besuche in Leierlwj darftellen, und denken, daß Se. Majestät in Wien und Rom „Verpflichtungen" zu erfüllen gedenke, die er gegenüber Ruß land im Hinblick aus die bulgarischen Angelegenheiten übernommen habe Eine solche Bermutbung scheint uns sehr gewogt. Nach Allem, wa« von den ossiciellen Organen über die Besuche Kaiser Wilbelm's II. an den sremvea Höfen gesagt worden ist, ist eS erlaubt, oiiz»- uebmen, daß da« Ziel dieser Besuche darin besteht, in einer leier- lichen Art die guten Beziehungen Seiner Majestät mit diesen Höseu, sowie die sriedlichen Absichten der neuen Regierung zu conslaiiren. ES kann demnach unmöglich irgend welche Verhandlung über jpe cielle Puncie in Frage stehen. Während seine« AusenihaltS in Peterhos bat Kaiser Wilhelm sicherlich die Ueberzeugung i>er friedlichen Absichten de« russHchcn Hose« gewonnen, und er wird sich zweijelSohn« angelegen sein lassen, den Wiener Hof davon zu überzeugen, und Se. Majestät wird dies ebenso in Rom thun, wenn er es für völhig erachtet. In jedem alle würde die« nicht geschehen aas Grund irgend welcher An von Serpflichtougen." Dazu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung „Das St. Petersburger Blatt bat, wie wir Grund zu ver- muthen haben, die politischen Besprechungen, welche statt qesunven haben, richtig angeveutet. Verhandlungen über Bulgarien find von keiner Seite beabsichtigt und angeregt worden, und demgemäß glebt c» darüber auch keinerlei Abmachungen." * Se. Majestät der Kaiser hat geruht, dem Ober bürgermeister I)r. Miguel zu Frankfurt a. M den Rothen Adlerorden zweiter Clasie mit dem Stern und Eichenlaub zu verleiben * Die hydrotechnischen Untersuchungen über die zeitigen Maßnahmen, welche zur Verhütung der Wiederkehr Vo« Hochwasserschäden» wie sie in dem laufenden Jabre wiederholt die an das Riesengebirge angrenzenden Ge lände betroffen haben, in Aussicht zu nehmen sind, haben ihren Abschluß zwar noch nicht erreicht, soviel aber darf schon jetzt als feststehend angesehen werden, daß die verschiedenen m der Presse vorgescklagenen Abhilismittel auch nicht entfernt in dem vorausgesetzten Umfange werden Aiiwendung finden können und daß die Lösung der gestellten Ausgabe ungleich schwieriger ist. als sie gewöhnlich angesehen wird. Inzwischen wird mit allem Nachdrucke dafür gesorgt, daß bei der Wieder herstellung der Zustände der beschädigten Anlagen oder Bauten den Bedürfnissen ungehinderten Wasserabflusses in vollem Umfange Rechnung getragen wird; dabei wird nicht allein die Mitwirkung der Polizeibehörde in vollem Umsange in Anspruch genommen, sondern e» wird auch dafür gesorgt, daß den Unternehmern der erforderliche hydrotechnische Bei rats» nickt fehlt. Zu diesem Behufe ist ein besonderer Wasser- bantcckniker in der betreffenden Gegend stationirt, welcher jenen Leuten mit Rath uud Anweisung behilflich sein soll. Ferner sind die Einleitungen getroffen, um. wenn nöthig, auch jenen Gegenden die zur Erhaltung im NahrungSstanbe erforderliche Beihilfe ;u sichern. Beschlüsse hierüber sind jedenfalls nock nicht gefaßt. * DaßdaS deutsch-evangelische Element im Laufeder Jahrzehnte in alle ehemals ganz polnischen Städte und auch in sehr viele polnische Dörfer der Provinz Posen ein- qedrungen ist und sich daselbst vielfach zu ganz ansehnlichen Minderheiten angesammelt hat, zeigen die Ergebnisse der letzten Volkszählung. So sind z. B. in Ostrowo von 9128 Bewohnern 3073 evangelisch, in Krotoschin leben 4822 Katholiken und 3995 Evangelische, in Koschmin 979 Evan gelische und 28l8 Katholiken, in Pieschen 1465 Evangelische und 3783 Katholiken, in Jarotschin 565 Evangelische und 2590 Katholiken, in Schroda 687 Evangelische und 4855 Katholiken, in Wreschen 780 Evangelische und 5035 Katho liken, in Gncsen 4454 Evangelische und 0818 Katholiken, in Trenicssen 776 Evangelische und 3674 Katholiken, in Mogilno 773 Evangelische und 1746 Katholiken, in Strelno 927 Evan gelische und 2973 Katholiken, in Krufckwitz 496 Evangelische und 1048 Katholiken, in Jnowrazlaw 4337 Evangelische und 7532 Katholiken, in Argenau 935 Evangelische und l46l Katholiken, in Schub«», 923 Evangelische und 1828 Katho liken, in Labischin 994 Evangelische und 1044 Katholiken, in Sckrimm 1367 Evangelische und 4l06 Katholiken, in Kosten 1046 Evangelische und 3452 Katholiken. Nur in einer Stadt sjosenS, in Kröben, ist das deutsch-evangelische Element ganz chwach; hier sind von 1754 Bewohnern nur 76 Evangelische. In der Provinzialhauxtstadt Posen wurden 1885 gezählt 23 498 Evangelische, 37 960 Katholiken, 135 sonstige Christen und 6719 Israeliten. » * AuS guter Quelle wird versicherl, daß Prinz Heinrich von Preußen demnächst nach Wien kommen werde, um Kaiser Franz Josef seinen Dank für die Ernennung zum Corvettencapilam abzustatten. Tbalsäcklich hat auch Kaiser Wilhelm, angeregt durch den günstigen Eindruck des jüngsten Ansentbalte» in Wien, einen Augenblick lang daran gedacht, einen Bruder dahin zu begleiten; mit Rücksicht daraus jedoch, daß die für den italienischen Aufenthalt bemessene Zeit nickt mehr verkürzt wrrden konnte, mußte dieser Plan fallen gelassen werden. * Man schreibt un« a»S Böhmen: Am Donnerstag wurde in Leitmeritz «iu Mann za Grabe getrogen, der zu leinen Lebzeiten in Deutschböhnieii den größlen Einfluß aus die Eniwickelung deS nationalen Lebens geübt hatte, vr. Karl Pickert, erst 53 Jahre alt, wurde von einem Krebs« leiden eifaßi, an welchem er auch nach einer Operation am Montag iarb. Der Sohn eines armen Landwirtdes in Deutschbvhmea, hatte er eine harte Studienzeit durchzumachen. AIS gestählter Charakter trat er nach dem Kriege von 1866 ins politische Leben ein; seit jener Zeit unermüdlich für die Oeffenilichteit thätig Hier bei sällt weniger ,»S Gewicht, was er als ReichSrath und Land'ZqS. redner geleistet datte, vielmehr lag seine Hauptkrasl in der stillen Arbeit innerhalb der parlamentarischen TlubS und mehr noch in der großen Macht zu orgauisire» und Zeitbeweguogen zu verbreiten. Daß die deutsche Bauernichall Böhmens den Bürgern voranging an Zädigkcit und Kraft des nationalen Willens ist zuvörderst auch vem verstorbenen vr. Pickert zu danken, und däite er nichts weiter für die nationale Organisation der Deutschen in Bödmen gethou, als daß er durch seinen Einfluß, durch persön. liches Eingreisen, durch Unterstützung mit Rothickilägen, auS reicher Ersahrung gesammelt, die deutich-böhniüche Provinzpresse auf den hohen Stand gebracht hätte, den sie heule einnimm!, iein Verdienst wäre durch diese Tdatiache allein schon ungewövnlich groß, denn die deutsche Provinzpresse Böhmens ist heute trotz oller Unterdrückungen das mahnende Gewissen der Deutschen Böhmens und die gesürchtetfte Gegncriu der jlawensreundlichea Regierung Taaffe'S geworden. An ollen nationalen Bestrebungen in Böhmen war Pickert sonst auch hervorragend betdeiligt. So gehörie er zu den Gründern des Deutichen EeichichtsvereinS sür Böhmen, zu den thätigsttn Fördern de» Deutschen Schulvereins und der Nationalvcreine. 1870 wurde vr. Picken iu den Reichsrath gewählt. Dort hielt er zähe und unerschütterlich an der nationalen Gesinnung und srewett- lichen Grundsätzen fest. DaS sührte 1873 zu dem Kampse inner- halb der deulsch-liberalen Partei iu Oesterreich, der, da damals noch die strenge nationale Idee unter den Deutichen Oesterreich- herrschte, zum Siege de« vr. Herbst, deS Fübrers der oltca Ber- soffungSparlei, gegen die Jungdeutschrn mit vr. Pickert an der Spitze sühne. Bekannt ist, wie die Bersassungspartei nach dem Berliner Frieden, der an Oesterreich daS Mandat der Occupatio» Bosnien« und der Herzegowina übertrug, vom Staatsruder gedrängt wurde und wie die BersöhnungSära und mit ihr die Bedrückung der Deutschen Oesterreichs kam. Mit dem Druck kam natürlich ein starker Gegendruck und die nationale Idee gelangte zunächst in Teutschbühmen zum Durchbruch. Damit war vr. Pickert wieder aus die Höge des öffentlichrn Leben« gedoben, und viele der Männer, die 1873 idm feindlich gegenüberstanden, lernten in den Tagen der Notd den Werth des Mannes schätzen, der uneigennützig wie ielleu einer nur dar Beste seines Volkes qrwollt hatte, und ließen idm Gerechtigkeit widerfahren. Unwahr ist es auch, was in einigen deulschen Blättern zu leien war. vr. Pickert sei ei» Hinderniß zur Berschmelzuna de« deulschSsterreichischeu Club« Mit dem deutichen Club geivese». Niemand vermittelte in der letzten Zeit eisriger zwischen den beiden Club«. Niemand wünschte iednlicher eine Ber einigung aus nationaler Grundlage als Pickert. Sein Andenken wird im deurschböhmischen Balte nicht so bald vergesse» werde». Er gehörte zu den wenigen Männern, die um das Gemeinwohl der eigenen Wohlfahrt vergessen. * Tie vor einigen Jahren in Ungarn und Sieben bürgen in« Leben gerufenen MagyarisirungSvereine, welche den »nschuldigenNamen „Culturvereine" führen, baden sich weil günstiger entwickelt» als man erwarten konnte. Der oberungarischc Eulturverein. welcher sich die Ausgabe ge stellt bat, die Slowaken zu entnationallsiren, hat aegcnwärlig über 4000 Mitglieder und ein Vermögen von 5l 000 fl. Im Hauptversammlung in Nagy-Vanya ab und legte da« Haupt gewicht seiner Tbätigkeit aus Einrichtung magyarischer Sprach kurse und Gründung magyarischer Kindergärten und Asyle in walachischen Gemeinden. Daneben stiftete er ungarische Biblio- tbeken und vertbeilte reichliche Prämien an solche Lehrer, die die Magyarisirung der rumänischen Schulkinder alS eine Haupt- aukaabe onsehen. Im Ganzen verwandte er im Vorjahre 4939 fl. Mit großer Befriedigung wurde aus der Haupt versammlung conslalirt, baß drei Monate genügen, um die walachischen Pfleglinge der BereiuSkindrrgärten und Asyle mit den Elementen der magyarischen Sprache vertraut zu machen. Erwägt man noch, daß auch von Seiten de« Staate« außerordentlich viel geschieht» um der magyarischen Sprache unter den Deulschen, Slowaken, Serben und Rumänen Verbreitung zu verschaffen — man denke nur an die 739 SlaatSsckulen —, so wirb man die Ueberzeugung gewinnen, baß mit der Zeit gar manche Ort schaft dieser Volksstämme den Magyaren zusallen wird. Gegenwärtig freilich ist noch nicht viel von den Erfolgen der MaqyarisirungSpolitik zu verspüren, weil erst eine verhällniß- mäßig kurze Zeit seit der Entstehung der Culturvereine ver flossen ist. I» zwanzig und dreißig Jahren aber wird man einst mit Erstaunen bemerken, wie das magyarische Sprach gebiet in Ungarn nach allen Seilen hin sich erheblich ver größert hat. * Man schreibt der „Politischen Correspondenz" au» Alben vom 5. October: Ter König wird die ersten Wochen noch seiner Rückkehr au» Europa in Dekeleia. in dem nach dem Muster deS Peterboser Palastes neuerbaolea und prächtig eingerichtete» Schlosse resitiren. Die Nacht „Amphitrite" wird alllogleich nach der Ankunst de« König» nach Odessa abdampien. um daielbst die Königin Olga an Bord zu nehmen und nach Griechenland zurückzubringen. Die Königin wird St. Petersburg mittelst Sevarat-HoizugeS am 11. Ociober verlassen. In ihrer Begleitung wird sich ihr Vater, der Großsürst Lonstantm Nckolajewilsch, befinden, der einige Woche» Gast unserer Königs- paareS sein wird. Gegen Mitte October a. St. trifft außer dem Herzoge vou Sparta anläßlich des 25jährigen Regierungs-Jubiläums des Königs auch Prinz Georg auS Dänemark hier ein. Die bezüg- lichen Festlichkeiten, sür welche seitens der Regierung em Betrag von 100000 Drachmen auSgeworsen wurde, werden noch vor dem 24. October a. St. beginnen; dies ist nämlich der Tag, an welchem König Georg 1863 vor der Nationalversammlung den Eid aus die Versossung abgelegt nnd damit sactiich seine Regierung augeirete» dat. DaS oiftciclle Programm ist zwar noch nicht endgiltig jestge- stellt. doch verlautet, daß d e Regierung unter Anderm den Aus wärtigen Vcriretern ein großes Diner aus der Akropolis zu geben beabsichtigt, welche bei dieser Gelegenheit elektrisch und bengalisch beleuchikk werben soll. Die drulsche EScadre, welche zu diesen Festen bierver kommt, ist nach einer telegraphischen Meldung bereits von Kiel auSgelausen. Die englische Escadce unter dem Herzoge von Edinburgh weilt schon seit längerer Zeit in Nauplia und wird dann edeasalls nach dem Piräus kommen. * Der Corresponvent der „Politischen Correspondenz" schreibt in beachtenSwerther Weise aus Konstant! nopel, 7. October: In türkischen Kreisen bört man die Ueberzeugung äußern, daß di« letzten Monate eine entschiedene Aenderung in der russi» scheu Politik in Betreff Bulgariens herbeigesübrt Kälten und stütz! sich diesbezüglich aus verschiedene Anzeichen. Bor Allem führt man zur Begründung der Bermutbung den allerdings richtigen und beachtensmerthen Umstand an, daß von russischer Seite in Konstantinopel schon seit geraumer Zeit keine aus Bulgarien bezüg liche Miltdeilung gemacht worden ist und von der russischen Diplo matie dieses Thema sogar in Gesprächen vermieden wild. Mau weist ferner aus die zuversichllicher geworbene Haltung der bul- gariichen Regierung hin, die gleichfalls darlhue, daß die Bulgaren sich von Rußland her weniger als bisher bedroht fühlen. Was aber das kühnere Auslrelen der bulgarischen Regierung betrifft, ist es aus der ganzen Linie eine unleugbare Thatiachk. Man weiß j. B. in lürtächen Kreisen, daß der Mangel an tüchtigen Ingenieuren und Locomotivsüdrern u. s. w. mehr als andere Rücksichten Bulgarien abhalle, die Drohung der Beschlagnahme der Linie Bellova-Mustapha Paicha auSzuiühren und die gewagien Aeußerungen de» bulgarischen Presse über Makedonien sind ebenfalls iprechende Symptome deS gewachsenen bulgarischen SelbstbewußlsciiiS. Auch über die Gründe, welche die Modifikation der bulgarischen Politik Rußlands herbeisührten, weiß man in türkischen Kreisen Bescheid. Man deutet daraus hin, daß die Unterstützung, welch« die deutsche Regierung der letzten diplomatischen Kundgebung Ruß- laiid» bei der Pforte angedeihen ließ, doch nur eine plaioinjche ge wesen sei und daß Deutichland durch seine Allianz mit Oesterreich- Ungarn und Italien gehindert sei, eine energische Action der russi- schen Politik in Bulgarien zu ermuntern oder zu unterstützen. Des halb je, die russische Politik nunmehr zu dem festen und endgiltigen Entschlüsse gelangt, unter keinen Umstände» wegen Bulgariens, was auch letzteres unternehmen möge, zu einer Action zu ichreiien. Die Türken sind ferner der Meinung, daß Rußland die mace- dooischen Bestrebungen der Bulgaren sogar nicht ungern iehe und heimlich ermulhigen lasse, weil eia FiaSco der bulgarische» Regierung in diesem Punkte deren Autorität zu Gunsten ihrer russo- päilen Opposition erschüttern müßte, ein Erfolg derselben dagegen wenigstens indirect dem großen Ziele der russischen, aus Untergrabung der Psoricnberrschast gerichteten Polilik dienen würde, so daß man sich in St. Petersburg von der makedonische» Frage für jeden Aus- gang derselben GuleS verhosse. Für diesen Berdachl muß man sogar aus der Pforte ernstere AnbaltSpuncte gewonnen baden, denn nur eine Folge dieses Verdachtes kann es sein, daß auch in der türki schen Politik eine unverkennbare und entschiedene Aenderung eingetreteu ist. Sie fühlt, daß sie, aus sich selbst angewiesen, keine Schwäche uud Unentschlossenheit zeigen darf und Kat darnach ihre Entschlüsse geformt. Man kan» überzeugt seio. daß es einen Punkt giebr, dcu Bulgarien nicht überschreiten darf, ohne daß, was bisher sür unmöglich angesehen wurde, türkische Truppen i» Ostrumelien einrücken würden. * Die Staatseinnahmen Frankreichs haben sür die drei ersten Quartale eine günstige Gestaltung crsakren, dieselben übertrascn mit l 769 958 700 FrcS. den Voranschlag um 28,9 Mill. FrcS. Mehr erbrachten die indirekten Steuern und Monopole (mehr 27,5 Mill. FrcS.), darunter die Mobiliar steuer 25,2 Mill. FrcS. Mlndererträgnisse hatten dagegen die Registrirgebübren (weniger 9,4 Mill. Frcs.) und die Zuckersteuer (weniger 5.1 Mill. Frcs.) anszuweisen. Im Vergleich zu dem realisirten Budget des gleichen vorjährigen Zeitraumes resultircn Meyreingängc aus den Zöllen (mehr 27,2 Mill. Frcs.) und der Znckerstcucr (mehr 24,1 Mill. Frcs.). Im Monat September er. allein wurde ein Plus gegen den Voranschlag von 1 350 lOO FrcS. erzielt und gegen die wirklichen Eingänge im Jahre 1887 ein solches von 5 427 700 Frcs. * Laut der „Kölnischen BolkSzeitung" erhält Se. königliche Hoheit Prinz Heinrich auf Wunsch eine eigene Audienz bei dem Papst. * Ueber die jüngsten durch den Gelben Fluß in China anqerichtcten Verheerungen wird englischen Blättern berichtet: Die neuen Dämme, welche im vorigen Herbst an Jahre 1887 flössen ihm 25 000 fl. Beiträge zu. Den Schwer-i Stelle ber alten, durch die Ncberschwemmung deS letzten punct seiner Tbätigkeit hat er in die Gründung magyarischer! JabreS fortgerissenen, am Gelben Fluß errichtet wurden, sind Kindergärten gelegt; bereits 16 dieser Anstalten hat er in der > durch daS Hochwasser des Sommer« jetzt auch zerstört worden. Slowakei >nS Leben gerufen. Daneben sorgt er sür ^ Sie sollen 2 000 000 Psd. Sterl. gekostet haben und hatten Einführung und Erhaltung unentgettlichcr magyarischer eine Länge von 8000 Fuß. Als die Fluth hereinbrach, waren '800—1000 Arbeiter an den Dämmen beschäftigt, welche alle ertranken. Die Wasser ergießen sich jetzt ungebindert über die Provinz Honan. Die Beamten, welche die Aussicht über den Bau hatten, sind strenge bestraft, entlassen oder verbannt worden. * Die Schwarzen Berge, deren Bewohner den eng- lischen Behörden in Indien so große Besorgniß einflößen, daß sie eS für notbwendig erachtet baden, eine nahezu >0 000 Mann starke Truppe zu ihrer Züchtigung für einen begangenen Uebersall ouszusenden, dienen nicht zum ersten Male vem englisch-indischen Heere zum Kriegsschauplatz« Bereits in den Jadren 1852—53 und 1868 mußte» Truppen gegen die dort hausende», dem Asghanenstamme der PathanS angebörigen, halbwilden Räuberstämme entsandt werden. Nur aus kurze Zeit hat die Erinnerung an die damals empsangenen Züchtigungen vorgebalten. Der Uebersall einer englischen Truppe die aus einerRecoqnoScirung von dem vorgeschobenen Grenzposten Oabi an» begriffen war. ist jetzt die unmittelbare Veran lassung zu dem von General McOueen befehligten gegen wärtiqen Feldzug- qewe'en. Dir Schwarzen Berge sind, so Sprachcnrse, in denen erwachsene Slowaken sich das schwie rige ungarische Idiom aneignen können, und bedenkt solche Lehrer, welche die Magyarisirung in ber Schule nach Kräften fördern, mit Ehrengaben und sortlausenven Unterstützungen. Ungleich bedeulenver ist ber siebenbürgische Eulturverein, der säst eine Million Gulden Vermögen besitzt und dem mehr als lO 000 Mitglieder angeboren. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die 1 300 000 Rumänen uud die 200 000 Sachsen Siebenbürgens sür da» Magyarenlhnm zu grwinnen und hält alljährlich seine Hauptversammlung in einer rumänischen oder sächsische» Stack, dieses Jahr in Kronstadt, ab. Da einzelne» Comitaten in Siebenbürgen ganz widerrechtlich eine Steuer sür Viesen Verein auserleqt wird, so betrugen die Einnabmen im Jabre 1887 ungefähr 70 000 Gulden. Der siebenbürgische Cullurderein unterhält eine große Anzabl magyarischer Kindergärten und Volksschulen in rumänischen und sächsischen Dörfern und Städten und sucht auch durch andere Mittel seinem Ziele „aber zu kommen. Al» dritte Magyarniruiigsgesellschask wirkt im südöstlichen Ungarn der Szechenyi-Verein ,n Szatbmar. Er hielt seine diesjährige sührt die „vosfische Zeitung" au«, «ine etwa 80 englische Meile» laiigeu::d lOengl stbeMeik-n breite, bi» :» 18 000Fuß ansteigeod« Bergkette, die sich zwischen ber tödlichen und afghanischen Grenze östlich vom Flusse Indus von Süden nach Nordeu erstreckt, dort, wo dieser Slrom nördlich von Attock eine kurze Strecke nominell afghanische» Gebiet durchfließt. Der Indus bricht sich hier Balm durch eine tiefe Schlucht, die durch mächtige, bis zu 1000 Fuß ansteigende Querwände außer ordentlich schwer gangbar gemacht wird, so daß diejenige eng lische Heersäule, die den Auftrag hat. flußaufwärts zu marschiren. eine weit schwierigere Arbeit vor sich hat, als die anderen drei, welche von verschiedene» Stellen von der anderen Seite deS Gebirges an» über den Höbenkamm hinüber den Feinden in die Flanke und in den Rücken fallen sollen. Die asqhanischcn PathanS, welche in den rauhen Seitenthälern der Schwarzen Berge Hausen, zerfallen in mehrere Stämme. Die Hassansai« a» beiten Seilen des Indus sind die südlichsten; sie können etwa 1500 Krieger Muster», deren Waffen aus Schild, Schwert und Scbloßflinte bestehen. Nördlich und östlich von ihnen wohnen die Akasais, die 500 Krieger stark sind, und nördlich ivicder von ilnien haust der verwandte Stamm der TschagarsaiS. die eS aus 2300 dringen. Die Streitmacht aller dieser Räuberstämme ist also geringsttgig genug, um einem englisch-indischen, „och dazu beffer bewaffneten Heere von 10.000 zur leichten Beute zu satten. Man hat die Zahl dieser Slrastruppen von vornherein so hoch gegriffen, damit jedwede Möglichkeit eines auch nur vorübergebenden Miß erfolges ausgeschloffen erscheint. Die erste Heersäule, die von Derdent. dem englischen Grenzorte, aus am Indus hiuauf- marschirt, ist sofort, wie schon gemeldet, bei Manakadna mit dem Feinde handgemein geworden; dem heftigsten Widerstande begegnete aber die vierte Heersäule, die, quer über die Berge marschircnd, den Ort Kotkai am Indus nach blutigem Kampfe besetzte. Nach diesem thatkrästigen Anfang wird da« Ende des Feldzuges nicht mehr lange auf sich warten lasten. Die Stämme werden sich schließlich ergeben, um nach dem Rück züge der Engländer innerhalb einer kurzen Frist da« alt« Räuberhandwerk von Neuem zu beginnen. . » » , - vermischtes. — Aus Ludwigshasen wird gemeldet: Der Pfälzer Wein »st hoffähig geworden! Während der Anwesen heit Sr. königl. Hoheit unseres Prinz-Regenten in unserer schönen Pfalz wurde bei der Hoftasel auf Ludwigshöhe täglich ein pfälzischer Evelwein getrunken, und nunmehr wurde auch bei der Galatafcl in München dem erlauchten kaiserlichen Gast unseres erhabenen Prinz- Regenten zun, ersten Mal Wein aus pfälzischem Rebmblut crevcnzt. Allerdings mag der würzige Pfälzer Wein der Tafel der Allerhöchsten Herrschasten auch bisher schon nicht ganz fremd geblieben sein; allein er mußte sich einer Umtaufe unterziehen und gewöhnlich unter dem Namen eines Rheinweines um Zulassung werben, wiewohl der feurige Sohn unserer Berge sein Wappenschild als ebenbürtiger Genosse neben dem deS Ritters vom Rhein aushängen darf. So erinnern wir uns. daß ein 1865er Pfälzer Wein, als „Kbedive-Wein", bei der Eröffnung des Suez-Canals und bei der Pariser Weltausstellung Sensation gemacht bat. Gleich große Producte, wie dieser 1865er Wein, hat das Jahr 1883 gezeitigt, und ein 1883 er psälzer Wein, die „Perle von Deidesheim", prangte aus der Tischkarte bei der Galatasel in München. Der Zulassung des psälzer Weines stand in vielen Kreisen bisher das Bedenken entgegen, daß er schwerer als der Rheinwein sei; die verschiedensten Versuche über den Alkoholgehalt haben die Grundlosigkeit dieser Annahme er wiesen. und nach den oben erwähnten und im Interesse des pfälzischen Weinbaues nickt hoch genug zu schätzenden Vor gängen steht zu hoffen, daß der süßdustlge psälzer Wein nun mehr unter seinem eigenen Namen auch die höchsten Kreise aufsuchen darf. — Ueber die Abreise Sr. Majestät des Kaiser« von Mürzzuschlag schreibt man der „Post" aus Wie«: Um 12 Uhr Mittags tras der Skparathoszug in der Station Mürzzuschlag ein. wo die Vormittags au-Wien angekommenea Herrcn der Luite deS deutichen Kaisers, der deutsche Botichasicr Prinz zu Re,iß mit den Mitsticdern der BotsMajt, die Ehren- Cavaliere General der Cavallerie Freiherr von Ramberg, Oberst von Pokorny. der österrelchijch.ungariiche Militair-Bevollmächtigte in Berlin Obccstlieutenant Baron «teininger, der Bürgermeister von Mürzzuschlag mit der Gemeindc-Vertrerung, sowie die Diguitäre de« Ortes eingeiunden hatte». Für da« Publicui» war der Bahnhof abgeschlossen. Im letzten abschließenden Coups de» letzten Salon wagens belauben sich die drei Majc>>äle», Herr Erzherzog Ferdinand Großherzog vo» Toscana und Prinz Leopold vo» Bayern. Die hohen Herrschalten waren in lebhaftem Gespräche und sichtlich guter Stimmung. Kaiser Wilhelm, den, der Jägerhut mit dem Gamsbart gut zu Gesichte stand, hatte eine von der Gebirgslust gebräunte Gesichtsiarbe. Nachdem der Zug aus das AnkunftSgleiS zurück- gcschoben war, so daß der AuSsichtöwagen mit dem Hossalon ccrreiponLirte, verließ erst Kaiser Franz Joseph den Wagen, und mit leichtem Schritte folgte Kaiser Wilhelm, woraus auch König Albert von Sachse» und die beide» Prinzen ausstiegen. Die Anwesenden bilderen einen Kreis. Kaiser Franz Joseph, Kaiser Wilveim und König Albert von Sachsen conversirteu mit dein zum Empfange erschienenen Sommitäten. Am längsten wurden dieser Allerbö.vsten Auszeichnung der deutsche Botschafter Prinz zu Reuß, der erste Obersthosmeister Sr. Majestät des Kaisers G. D. C. Prinz zu Hohenlohe und der Geueralliculenant und Generaladjulant des deulschen Kaisers, v. Höhnte, zu Tdeil. Mit seinem Botschafter am Wiener Hole sührte Se. Majestät der deutsche Kaiser die Co», verjation !o lange, daß eS dem Monarchen zu spät zum Frühstück wurde. Mittlerweile war der Separat-Hoszug der Südbaha eiu- gesahrcn, ber den deutschen Fürsten an die Grenze Italiens bringt. Kaiser Wilhelm blickte sich, aufmerksam geworden, um, lüstete rasch den Hut und trat mit zwei Schritten aus seinen kaiserlichen Gast, freund zu, ihm beide Hände entqegenreichcnd. Nach einem kräftigen Händedrucke schlang Kaiser Wilhelm die Linke um Kaiser Franz Joicph. Küsse und Umarmungen wurden in herzlichster Weis: gewechselt, und als der deuliche Kaiser sich mit verbindlichstem Lächeln vor seinem erhabenen Freunde vcr- neigie. tonnte iiian unserem Monarchen deutlich den innigen Wünich einer glücklichen Fahrt vom Munde lesen. Hieraus wandte sich Kaiser Wilhelm zum Könige Albert, verabschiedete sich vou diesem mit einem Kusse, reichte dem Großherzog von ToScana und den« Prinzen Leopold von Bayern die Hand und ging zum zweiten Male aus Se. Durchlaucht den Prinzen Hohenlohe zu. um diesem huldvollst Adieu zu jagen. Mit besonderer Liebenswürdigkeit nahm Se. Majestät der Kaüer Franz Joicph Abschied vom Staat-minister Grasen Herben Bismarck. Um 12 Uhr 57 Minuten letzte sich der Zug in Bewegung, mußle jedoch nochmals zum Steheu gebracht werde», da mehrere deutjche Hoiveamre die Sekunde der Abfahrt und das Einsteige» versäumt hatten. Ihre Majestäten der Kaiser Franz Joseph und König Albert von Sachsen, Erzherzog Ferdinand Großherzog von Toscana, Prinz Leovold von Bayern und die illustrcn Gäste der fürstlichen Jagd- geieklichait begaben sich nun zum Dejeuner, das mehr als eine halb: Stunde wähne, und traten um V,2 Uhr mit Skparathoszug die Fabrt nach Wien a», wo sie Abends angckomme» sind. König Albert von Sachsen kehrte Donnersiag Abend um 9 Uhr mit dem Courierzuge der Nordwestbahn nach Dresden zurück. Einer Drabtmeldung aus Aden zufolge kaperte da» englische KnegSschisi .Osprey" am l6. September aus der Höbe von Mocha drei Sklavenschiffe mil 204 Sclave» an Bord. In dem Kampfe, welcher sich dabei entspann, blieben die Capitaioe zweier Sclavenschiffe; außerdem wurden vier Sclaven getövtet und vier verwundet. Literatur. Volytechntktt«: BolkSivirthschaftlich« Wochenschrift für die deutsche» Techniker in StaalSdienst und Bewerbe deS Ja- und AuS- lande? (Helwing'sche Verlagsbuchhandlung ,n Hannover.) Vierteljährlich 2.50 ^l Soeben erschien die dritte Nummer. In hal!: Geogravbische Ortsbestimmungen. DaS Seminar sür orienta- lljchc Sprachen in Berlin. Da- lgeistige Eigenlhuin der Techniker. Aus allen Welttheilcn. Bon den technischen Hochschulen. Bücher- schau. Vermischtes. Persönliche» aus Technikerkreise». Stellen nachweis sür Techniker. — Probenummern sind gratis durch jede Buchhandlung zn beziehe».
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