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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-16
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1888
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V300 Neueste Nachrichten. * Berlin, 15. Oktober. (Fernsprecbmeldung deS „Leipziger Tageblattes") Der Grundftelu zum Mausoleum Kaiser Friedrich'« ist heute aus den Platz gebracht worden. Die feierliche Grundsteinlegung findet am 18. Octobcr statt. DaS Mausoleum wird 8 Meter nn Geviert habe». Der Prediger an der Friedenskirche wurde heute zur Eonserenz bei der Kaiserin besohlen. Die Mackenzie'sche Brochure ist heule Morgen im Mitller'schen Sortiment in Berlin mit Beschlag belegt worden. 2000 Exemplare waren bereits auSgegcben,' der größte Theil wurde jedoch wieder vorgesunden. DaS von verschiedenen Zeitungen mitgetheilte Schreiben der Kaiserin Friedrich an Mackenzie ist 6 Docken alt. Mackenzie sagt, daß er dieses Schreiben mehreren Personen gezeigt, aber eine Abschrift davon nickt gestattet habe. Er könne daher nicht verstehe», wie dasselbe zum Abdruck gelangt sei. — Heule fand in der Universität die feierliche Uebernahnie des RectoratS durch Pros. Gebhardt statt. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt einen längeren wichtigen Artikel über daö Verhältniß zwischen Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich, dem früheren Kronprinzen, in politischer Hinsicht und sagt unter Anverm: Es sei kein Wunder gewesen, wenn bei der Verschiedenheit deS Alters politische Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren. — Ro ui. Kaiser Wilhelm unternahm beule Morgen einen Spazier ritt und nahm darnach verschiedene Vorträge entgegen. Kreisausschuß. * Leipzig, 15. Octobcr. Unter dein Borsitz deS Herrn Kreis- hauptmanns von Ehre »st ein fand heule eine Sitzung des Kreis- ouc-schussts statt, in welcher eine reiche Tagesordnung zur Erledigung vorlag. Vor dein Eintritt in die Verhandlungen Iheilte der Herr Voisitz nde Mit, daß sich Herr Rittergutsbesitzer Günther-Saal- hauscii, Mitglied des Kreisausschusses, entschuldigt habe, der heutigen Sitzung beijuwobne», daß aber im Uebrigen die den Kreisausschuß bildenden Herren vollzählig versammelt seien. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Klage des OrtSnrmenvcrbandeS Eheinnitz gegen den zu Leipzig, betreffend d:e Erstattung des Anuieldeportos in einer Unterstützungsiache. Aach einem Grundsatz deS Bundesamtes ist die Seite, von welcher die erste Anmeldung ausgeht, zum Ersatz verpflichtet, und eS schloß sich der Kreisausschuß Dem an. Von einer Anzahl Gastwirthe aus Wahren, Neustadt, Anger-Erottendorf, i-ochöneseld, Leutzsch rc. waren Gesuche um G nehmigung zur Abhaltung allsonntäglicher Tanz musiken eiiigegangcn, die. da der Bezirksausschuß die Bedürfnis- srage verneint hatte, vom Kreisausschuß ebenfalls heute nach kurzer Debatte abschlägig beschiede» wurden. Nur betreffs der „Gesellschasls- halle" in Lindcnau wurde eine Ausnahme gemacht und den« neuen Besitzer derselben die Erlaubniß zur Abhaltung alljonntäglicher Tanz- musitni ebenso übertrage», wie dieselbe der Vorgänger besessen halte. Als Neferenl zu den bevorstehenden Angelegenheiten sungir.e Herr Oberregiernnhsrath Ilr. Grünler. Das Gesuch des Stadtraths zu Grimma um Genehmigung des Entwur'Z zu einem zweite» Nachtrag für das rcvidirte Regulativ, betreffen» die Erhebung der Gemeindeanlagen daselbst, wurde ge nehmigt, ebenso bas Gesuch des Stadtralhcs zu Mittweida um Uebernahnie einer bleibenden Verbindlichkeit, betreffend den Anichluß der W stitraße daselbst an die fiskalische Chemiotz-Leisniger Chaussee. Betreffs des Rccurjes des Gerichtscasjen-Rcndantcn Weger in Mittweida gegen die Höhe seiner Heranziehnng zu den dortige» Ge- rneindcanlage» wurde nach einer kurzen Debatte beschlossen, daß derselbe zu beachten sei, während ein gleicher Rerurs des Rechls- anwalts Bärwinkel in Leipzig gegen die Heranziehung seines Mündels Joa Martha Wir» er in Querinz bei Delitzsch, zu den Gemcindeanlagen in Leipzig verivorsen wurde. Eine Veränderung der Grenzen der Bezirksverbände Osch atz und Großenhain, die Flur Stein itz betreffend, wurde der Entscheidung des köuigl. Ministeriums des Innern überlassen. — Der R curs der verw. Rechtsanwalt Or. Wachtel in Stettin gegen die Hohe ihrer Heranziehung zu den städuschen GrunderwervSab- gaben in Leivzig wurde verworfen. — Das Gesuch des Lladt- rathes zu Wurzen um Genehmigung der Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit (Uebernahme der Verpflichtung zur Unter- Haltung eines Fußweges nach dem Stadtparke »n Anichluß an die fiskalische Nischwitzer Chaussee) sand die Genehmigung des Kreis- ausschusses. Einen längere» Austausch der Meinungen ries die Beschwerde Seidel'S und Genossen, Zuschneider in der Schastsabrik von Zehl und Comp, i» LeiSnig, über die rolle Heranziehung ihres angeblich ieste» Diensteinkommen; zu den dorlige» Genie,nocanlagcn hervor. In der begleitenden Schrift werden die Zuschneider als Accordarbettec mit festem Wochentag» bezeichnet. Herr Oberbürger meister Dr Georgi bemerkte, daß die Wochenlöhne in Leipzig nicht als sestcs Diensteiulommen angesehen werden. Unter letzterem ist ein Einkommen von Personen zu v:rstchcn. die eine längere Kündigungsfrist haben. Von anderer Leite wurde hervorgehobe» und dies wurde von dem Referenten bestätig», daß die Bezeichnung Accordarbcitec mit Wochen!» >» einen W.derspnich in sich einschlösse, weicher der Aufklärung vcdürfe. Somit wurde die Beschwerde zur Klarlegung der Verhältnisse an die vorhergehende Instanz zurnckgemieje». Genehmigt wurden ferner: das Gesuch des Stadtraths zu Grimma um Uebernahme einer bleibenden Berbindlichkeii, Ueber nahme der Verpflichtung zur Unterhaltung eines Fußweges in der Wiejcnstroße betreffend, und das Gesuch des Stadtraths zu Döbeln uni Genehinignng zur Uebernahme einer gleichen Verbindlichkeit bezüglich der Durchführung der Wasserienung durch den Bahnkörper der Lüne Borsdoc:-Coswig. Die Administration der königl. Porzellininannfactur zu Meißen hat gegen d>e Höhe der Heranz elmng ihrer Riedellage in Leipzig zu den Geiiieinüeanlageii i» uiiierer Stadt Rerurs erhgben. Bis setzt ist die Porzellannianuiacinr »'chk zu den G, meindeanlagen heran- gezogen worden, doch ist die Bemuerung der Zweiggeichäsie zulässig. Der Liadtrath zu Leipzig halte die Niederlage m l 10 Procent ihrrs Bruttoeinkommens zu den Geineindeaniagen herangczoge». Ter Kreisausichuß bestimmte jedoch, daß die Angelegenheil noch mals zur Entschließung an den Stadtrath zu Leipzig gegeben werde, damit die Heranziehung des Einkommens der Nieder lage im Verhältniß zu dein Einkommen des HauptgeichäsicS und der andrren Zweiggeichäste erso'ge. — Mit Ansnahmc der OriS- veränderung wurde derselbe Entscheid auch dem Recur-s der Firma Hinz ei mann in Hainichen, welche das Hauptgeschäft in Dresden hat, gegen die Höhe ihrer Heranziehung zu den G-meindc- anlagen in Hainichen, zu The,!. — Tie F rina Seligsohu L Mendelssohn in Chemnitz läßt in Waloheim von den dortigen Straigesaiigcnen arbeiten, hat aber in Lache» ihrer Heranziehnng zu den Gemcindeanlagen in Waldheim Berufung eingelegt, welche heule verwaise» würbe. Vo» den folgenden zur Deraihung und Beschlußfassung gelangenden Rekursen gegen die Hö ic ihrer beziehentlich«» Gemeinde- anlagen wurde derjenige des Hausvesitzers und LchuhmachermeisterS Müjchke in Groitzsch bedingungsweise, der des Schantwirihs, Schweineschlächt rs und Lederhöiidlcrs Alb recht i» Hainichen aus formellen Gründen und der des Bildhauers Johann Goltlieb Stenker in Hainichen ans materiellen Gründen abgelehnt. Als Referent zu den vo ausgegangenln sechzehn Beralhungsjachen war H rr RegicrungSrath I>r Schober tkälig. G.nehmigt wurde das Geiuch des Sladtrathes zu Rochlitz. be treffend die durch die Grundsiiickiujammeiilegung in Biejern ver- anlai'ke Veränderung der Grenze des Stadtbezirks Rochlitz. ebenso das Geiuch des Ltad'rathcS z» Mittweida zur Uebernahme einer bleibende» Verbind, chkcil in Lachen der Enlwäjserungsanlage des Guisbesitzers Mehncrt in Aliniittweiva. V.'in Stadtrath zu Mittweida lag ferner der Entwurs eines zwciiin Nachtrags zum Gemeinderegulative, beireffend die Ber- branchsbefteuerung der Actiengejellschasten, zur Ge- nehini'ging vor und gab da- Regulativ zu einer eingehenden Debatte Veranlassung, an welcher sich die Mitglieder des KreisonsschuiieS rege bclhri Wien Danach sind bei Actiengcscllichaiten, die keinen Ertrag obweiseu. drei Procent vom Äcticncapital zu versteuern. Der Herr Vor- sitzende be.ruilüete dieS damit, daß Acticiigeielljchasten einen beionderS großen Aiiswand der Gemeinden bedingen. Auch die Tantiemen sollen verst-neit werden, sobald, wie Herr Oberbürgermeister vr. Georgi sesislelll-, denielbeii eine rechtliche Beipflichtung seitens der Gesell schaff dc» Beamten gegenüber zu Grunde liegt. Mit dielen und rniigen veränderten Feststellungen wurde das in Rede stehende Regv ativ der Gc,»rinde Mittweida genehmigt, während das Ge N(!> der Weißlhaler Aclienfpini erci, ftkgen welche sich der Nach trag de- Regulatives richtet, nach Versagung der Bestätigung desselben ani sich beruhen blieb. D e Recuri« der Anna Sophie Jacob» geh. Weber in Chemnitz gen die Höh« ihrer Heranziehung zu den Gemeiudeonlageu in eipzig, de« Baugewerk-meister« W irth gegeu dl« Höh« d«r Heranziehung z» den Gemelndeankagen in Loldid wurden obge- wiesen, während derjenige der Firma Meisow L Waldschmidt >n Dresden gegen die Höhe der Heranziehung zu den Gemeinde anlogen in Mittweida zur anderweiien Entichließnng an den Rath der letztgenannten Stadt jurückgcwieien wurde. Ueber die vorstehenden Angelegenheiten reserirte Herr Regierung», rath vr. Gcnthe. Die letzen Gegenstände der Tagesordnung betrafen Ver- waliungsstreitigkeiten, und zwar wurden in den Streitig keiten Orlsarmenverband Ratibor gegen de» Landarmenverband Sachsen, den Knaben Muschka betr., Orlsarmenverband Dresden gegen den Landarmenverband, verehel. Zierow betr., und Orlsarmenverband Bochum gegen den Orlsarmenverband Leivzig, den Schriftsetzer Rö»Niger aus Leipzig betrcss nd, die Kläger iammtlich adgeiviklen Reierent zu vorstehendr» erwähuten Streitigkeiten ivac Herr Regierungsratd vr. Häpe. Schließlich kam noch die Klage des OrtsarmeuverbandeS Zwönitz gegen den Orlsarmenverband Döbeln durch Herr» Regierungs assessor vr. Kutzleb zum Vortrag und wurde der letztgenannte Orlsarmenverband zur Tragung der Kosten verurtbeilt. Gegen 2 Uhr wurde die Sitzung, welche um 10 Uhr begonnen hatte, von Herrn Kreishauptmann von Ehrensteiu geschloffen. Neues Theater. Leipzig, 15. October. Er giebt dock noch Neue« unter der Sonne — das erlebten wir gestern I Em neues Lustspiel, an einem Sonntag im Neuen Theater zum ersten Male aus- geführt, und dabei ein sehr volle» HauS. Die Frage, ob am Sonntag durchaus eine Oper ausgrsührt werden müsse, scheint damit beantwortet zu sein. Doch nicht allen Lustspielen wird'S so gut, nur einem solchen, von dem die Direktion hofsl, daß eS zum Löwen der Saison werden wird. „Cornelius V oß" vo» Franz von Schönlhan ist ein neue« Erzeugniß diese- Lustsplrldichter«, welche» zu geben sich alle Direktionen beeisern: eine Thatsache, die allerdings die Kritik nickt iiiler- essiren kan», denn e» ist noch nicht erwiesen, daß der Geschmack der deutsche» Bühnenleiter über jede» Bedenken erhaben ist; ja eS giebt ketzerische Anschauungen, denen zufolge gerade dieser Geschmack die Schuld am Niedergänge des deülschen Theater» trägt. Ten großen Hosbühnen aber ist ein Stück wie »Cornelius Voß" sehr willkommen; Venn e» spielt sich ja in vornehmen Kreisen ab, ist im Ganzen im Salonton gehalten, nimmt bis weilen eine ernste Miene an und zeigt den Ausdruck einer Empfindung, der freilich! in Prosa und Ber» nicht viel über das Löschpapierne der belletristischen Alltagsblätter hinauS- gehk. Damit ist jede große Bühne hinlänglich gerechtjerligt, wenn sie da» Stück, »och dazu daS Stück eine» nam haften Autors, zur Aufführung bringt. DaS aber ist nicht die Hauptsache. Hinter dieser anscheinenden Vornehmheit lauert ja der Schalk in Gestalt de» versteckten Schwankes, der i» solcher Weise glücklich eingeschmuggelt wird: Und wer de» Eindruck der gestrigen Ausführung ausmerksam beobachtete, der konnte sich vorüber nickt täusche», baß gerade diese Sckwankjcenen de» Erfolg de« Abends sicherte», während die ernsteren die Theilnahme keineswegs zu fesseln vermochten. Und in der Thal ist diese Hanpthandlung sehr savenscheimger Art: wir haben ihn hundertmal gesehen, diesen inkognito reisenden Prinzen, der sein Herz entdeckt, Viesen diplomatischen Hosmann, der in seiner Aufgeblasenheit auS einer Blamage in die andere sällt. Diese daraus entstehenden Verwicke lungen sind verbrauchte Motive und hier doppelt unklar, weil sie hinter der Scene spielen, wo jene unglückliche Mathilde ihr gespenstiges Wesen treibt. Vom kleinsürst- tichen Olymp donnert und blitzt eS immer in die Handlung herein; da kommt Ordre und Gegenorvre, welche ihr aus einmal einen Stoß nach der anderen Seite giebt. und am Schluffe erscheint der cknpitsr tonans selbst in Gestatt des regierenden Herrn, ber trotz seiner Ofsensiv- stöße eine sehr wenig geoeckte Flanke zeigt, dre von der Beredlsamkeil eines kleinen Mädchens im Sturm überrannt wird: der Prinz erhält am Schluß die Hand dieser Paula, die sich in ihn verliebt hat und in ihm nur den Maler Cornelius Voß sieht — und warum sollten wir dem Herzog nicht seine Malhilde gönnen, die uns im Uebrigen ja von dem Dichter gar nickt vorgestellt wird? Nun schlägt aber eine andere Karte aus: der Schwank, der i» diese langweiligen Hosintriguen mit verwebt ist: ein we> Ihvoller komischer Besatz für den wertklosen ernsten Scklas- rcck. Da läßt Schönlhan seiner guten Laune freies Spiel: der Gras EabinctSrath entpuppt sich als der alte Schwede aus Offenbach'S „Pariser Leben" und stürzt sich Arm in Arm »nt dem Prinzen in den Strudel hinein; beide singen dabei ein lustiges Kneipenliev: Es lebe die Operette! Dann wieder eine Posienscene: der Prinz erscheint in Gala mit Ster» und Orden unter dem Pelz . . das bat aber mit der Handlung selbst gar nichts zu tbun; das ist eine Privatangelegenheit! Ebenso erscheint die holde Paula im Ballkleive . . . sie ist bei einer Hochzeit gewesen, die uns ebensowenig angeht. Der Prinz will seinen Pelz nickt ablegen, um sein Jncognilo nicht zu verrathe»; sie nicht ibren Ueberwurf, warum? ist nicht reckt einleuchkenv. Der Prinz erklärt, daß er den Pelz um- bclialte, weil ihn friere, und setzt sich an de» Ösen, sie im Uebenvnrs daneben. DaS könnte ebensogut in jedem andern Stücke spielen; aber es ist ein ergötzlicher Scherz. AIS Träger der Komik tritt inkeß in dem Stücke eine eigens dafür geschaffene Figur ans, em Herr Bäckers, reicher Rentier und so wenig gesellschaftlich gebildel, daß er gar nickt merkt, wie er in der Malersccne den Andern »n Wege steht; überdies ein gelangweilter junger Mann, sehr reich, aber ohne alle geistige» Interessen. Da ist aber noch eine seingebildcle Witlwe, eine Frau Baronin von Feldbeim, die in höchsten Kreisen verkehrt und von dem Herzog selbst besucht wird. Diese Titania verliebt sich in daS Graulbier Bäckers, nachdem sie dessen Her; untersucht, und einen goldene» Kern darin gesunden hat. Nimmt er doch selbst ein Kind aus der durch ilcberschwcmmnng heimgesuchlcn Bevölkerung an und dies überschwemmte Kind, daS sich nach einer Mutter sehnt, verschafft Herrn AäckerS sogar die Liebe des Kammermädchens Toni, weiche dieses Kindes Mutter zu werden an der Seite des VaterS. Herrn BäckerS, große Lust verspürt. Wieder eine Posienscene ... es lebe die Posse! Eö ist ja sehr rührend, wenn Paula dem Herzoge Frühling-- lieder znflüstert »nd die entzückende Muse von der Liebe der sagenhaften Mathilde, aber die Wirkung dieser Scene wird doch »i Schatten gestellt durch das Erscheinen deS Herr» Bäcker-in Consularunisorm. Ein Schwankes'fcct zum Schluß! ES lebe der Schwank! Diese Allolria werben dem Stück aus allen Bühnen den Erfolg sichern, den eS gestern auch hier hatte; sie tragen da« Gepräge der muntern Laune und der lustigen Emsälle, über welche Franz v. Schöntban gebietst; die eigentliche Handlung leidet an den größten Unwahrschemlichteiten und an gewagten Voraussetzungen, wie baß der Gras Pernwald den Prmze» von Scköningen nicht kennen soll, der bock gewiß oft genug beim Herzog zum Besuch gewesen ist, und daß da» Inkognito de» Prinzen nicht früher enthüllt wird, der ja aller Welt de- könnt ist, nur gerade dem Grasen Pernwald und seiner Tochter nicht, welche einmal für da« Blinvekublpiel in dieser sehr »ninteresianten dramatischen Handlung engagirt sind. Da» Stück ist in B zug auf den inneren Ausbau mühsam genug zusammenqestückelt; ihm gegenüber ist .Der Raub der Sabinerinnen" ei» Meisterwerk, wa» einheitlichen Guß und ungezwungene Komik betrifft. An, meisten srappirt die aus einmal erwachende Liebe der Baronin von Feldbeim zu diesem Arnold Bäcker«, und man wird sich sragen müsien, ob Frau LewinSty eie Baronin nicht zu klug und Herr Hänseler den Bäcker» nickt zu dumm gespielt hat! Doch man muß den Darstellern jeden Vorwurf ersparen: sie haben nur herau-gearbeitet, wa« im Stücke selbst liegt, und wenn Herr Hänseler seinen Dümm ling noch di-cretrr durchgeführt hätte, der Baronin vo» Feldheim zu Lieb«, um sie nicht dem Publicum gegenüber zu sehr zu eompromitnrr« — »« blieben daa» die komischen Hauplwirkungen de» Stücke-? Herr Hänseler übertrieb nicht, aber eS kommt bei BäckerS daraus an. waS er lhut. und nicht wie erS thut; dadurch erscheint er eben ol der alberne Mensch, der. und nicht blo« als Consul, eine lächerlich! Figur spielt. Tie Komik der Rolle brachte Herr Hänseler durchaus im Sinne de- Dichter- rur Geltung. Vor züglich war Frl. Witt als Paula; in dieser Zeichnung war Franz vo» Schönlhan besonder» glücklich; eS ist ber einzige liebenswürdige und glaubwürdige Charakter deS Stückes; Frl. Witt spielte mit herziger Naivetät, mit warmer Innig- keil und gab selbst der abgetragenen Lyrik in der Schlußscene einen dusligen Hauch. Herr Straß mann war von feiner Jovialität und vornehmer Haltung als Prinz von Schöningen; Herr Borckerdt suchte für den Herzog möglichst zu interessiren. Herr Adolf Müller gab dem ewig dupirtcn Diplomaten Grase» Pernwald ein selbstgewisieS Air und brachte in der lustige» Scene den verkappten Bon vivant gut zur Anschauung. Herr Tieh (Engelbert) war ein heimlückischer Subalterner, Frl. Schneider als Toni ein sensationsbedürstiacS Stubenmädchen, und Herr Werner, dem die stolze Ausgabe zugesalle», die Titelrolle deS Stücke» zu spielen, löste sie nach Kräften in der einzigen Scene, die ihm der Autor zu diesem Zweck gegönnt hat. Rudols von Gottschall. Musik. * Leipzig, 15. October. Alte» Theater. Wie un» die Directlon millhcilt. mußte die für den Sonnlag Abend i», Alten Tbeater angesetzt gewesene Ausführung von A. Horn'S komischer Oper „Die Nachbarn" leider auSsallen, da Fräu lein Artner infolge ihr am Vormittag zugegangener trauri ger Familiennacknchten plötzlich nach Wien abzureisen ge zwungen war. Mit Rücksicht aus jene Nachrichten konnte ein Urlaub ihr nicht verweigert werden. A Leipzig, 15. October. Alte» Theater. Die Oper „Die Nachbarn" von August Horn mußte, wie bereit» im Vorstehenden mitgelheilt ist, abgesetzt werden, weil die Vertreterin einer der Hauptrollen, Fräulein Artner, wegen ver gestern ciiigetrosfcnen tiesschmerzlichen Nachrichten über daS Befinden ihres Vaters, ohne Säume» nach Wien abzu reisen gezwungen war. An Stelle der Oper wurde „DaS Versprechen hinterm Heerd" mit Fräulein AndeS als fesche Almerm Nanbl gegeben. DaS kärnlnerische Liederspicl „Am Wörther See" und die neueinstuvirten „Wiener Walzer", welche beide» Aufführungen den weilcren Abend auSfüllten, wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. * Gegenüber den irrigen Ansichten de» Herrn Referenten, welcher in seinem Artikel über „daS Schicksal der Musikcrdenkmäler an der alten Thomana" nicht allein unsere schönen Promenadenanlagen in durchaus ganz ungerechlserligter Weise herabgesetzt, sondern auch in seiner Darstellung nicht die nöthige Kcnntniß der Verhältnisse gezeigt bat, sei hiermit kurz bemerkt, daß eS sich bei Vornahme der Promenadenarbeiten an der Westseite der Thomaskirche darum bandelte, die neue Westfront der Thomaskirche frei zu legen und ordentliche Zufahrten und Wege nach dem neuen, dort angebrachtenHauptportale u schassen. Selbstverständlich werden wir nicht ber äumen, über die Nothwciidigkeit und Zweckmäßigkeit dieser Arbeiten eine Darstellung auS sachverständiger Hand zu veröffentlichen. * Wie unfern Musikfreunden bekannt ist, erfreut sich Leipzig seit längerer Zeit «incS Dilellanten-OrchestervereniS, ber unter der bewäbrlen Leitung deS Herrn Heinrich Wabls seit seinem Bestehen einer gedeiblicke» Entwickelung zugesührl wurde und regen Eifer stets entfallet bat in Bezug aus die Vorführung älterer wie neuerer, seinen Kräften entsprechenden Meisterwerke». So mancher junge Orchesterinstruinentspieler. dem cs an Gelegenheit seblt, sich weiter auszubilden nnv die Kraft zu stählen im Zusammenwirken mit gleichgesinnten Musikfreunden, bat sicherlich in dem WahlS'scken Dilet- tanten-Orchcsierverein das gesunde», was er gesucht und waö ihm »olh gclhan; — so bedarf eS vielleicht nur eines Hinweises ans diesen Verein, um jetzt beim Beginn der Concertzeit, Streichinstrumentisle» und Blaser, die sich einer Orchestelvereinigung anzuschließen wünschen, zum Beitritt in den WahlS'schen Diletkanten-Orchesterverein zu veranlassen. In nächster Zeit halt er seine erste Aufführung in dieser Saison im Tbeatersaale de» KiystallpalasteS ab. Leipzig, 15. Octobcr. Die Pianistin Frau Dory Burmeister- Petericn aus Baltimore gab gestern im Saal Blüllmer eine Malinöe mit einem lediglich moderne Coinponisten berücksichkigcnden Pro gramme: der modernste Componist, Beethoven, war leider nicht mit einer einzige» Nummer vertreten. Wer nun daran» schließen wollte, daß als die eigentliche, sonverain beherrschte Domaine der Pianistin die durch Chopin, Tausig, LiSzt u. s. w. repräsentirte Kunst zu gelten habe, der ist in einem Jrrthum beiangen. lieber das spiel der Frau Burmcistcr-Petcrscn wäre Biel zu sagen, leider wenig Gnies und Ersreuliches. Tie Technik — bekanntlich bei unseren Virtuosen eine ganz selbstverständliche Voraussetzung — wollen wir ebenso gern anerkennen wie die Ausdauer, mit der die Pianistin durch l'/i Stunde hindurch schwicrige und anstrengende Werke spielte — das große „Aber" jedoch, welches wir dem Spiele der Frau Burmeister - Petcrse» gegenüber geltend machen müssen, bezieht sich aus den geistigen Gehalt ihrer Vorträge, welche allerdings die richtigsten Momente eines reisen, künstlerischen Spieles ver missen lassen; die Momente des Gefühls, der geistigen Vertiefung, des Tonadels, der Begeisterung und der musikalischen Schönheit iehlcn dem Spiele der Frau Burmcister-Petersen fast vollständig: die Gnade der Poesie suchte man vergeblich in den drei Stücken Chopin'S . . . selbst der bekannte graziös-schelmische Walzer von Strauß-Tausig vermochte nicht der Pianistin den rechten Weg zu zeigen, dessen sich gute Pianisten, selbst im dunklen Drange, wohl bewußt sind. Das relativ Beste, was uns Frau Bur meister bot, war die „in elmE" betitelte Concertparaphrase über Lützow's „wilde, verwegene Jagd", von Küllak, die, rhythmiich lodenswcrlh, einen guten Anlaus zur Charakteristik nahm. Außer den genannten Stücke» spielte Frau Burmeister Chopin'S Phantasie op. 49, Nocturne «>>. 9 Nr. 2, Etüde vn. 25 Nr. 12, Bourr, e von Reinecke, orientalische Bilder von H. Schulz-Beuthen, von LiSzt den Licbcstraum und die 6. ungarische Rhapsodie, der jedoch die Spielerin in Folge Ermüdung Manches schuldig blieb. An den Anfang des Prrgrammcs war ein Concert in Ilinoll für Clavier und Orchester von R. Burmcister gestellt, das die Pianistin im Vereine mit Herrn Pros. l'r. Rein ecke zum Bortrag brachte. DaS Loncert ist im ersten Satz, in den Lichter aus der Wagner'schen Faust-Ouverture fallen — vmoll ist überhaupt die Fausttonart — wenig einheitlich, erzielt aber in den folgenden Sätzen, tue den eklektischen Standpunkt des Componisten deutlich zeigen, gute Wirkungen; das conccrtircnde Clavier ist in dankbarer Weise behandelt. Frau Burmeistcr ver mochte nicht ihre Principalität dem begleitenden zweiten Claviere gegenüber gellend zu machen, das Herr Pros. l)r Reinecke muster haft spielte Wie kann Frau Burmcister den Kanipf mit einem große» Orchester wagen? Das Publicum nahm übrigens die Lei stungen der Pianistin mit Wohlwollen aus. F. Pfohh G Leipzig, IS. Oclober. Daß der Krystallpalast auch in der Herbstaisoa zu den beliebtesten Loncertetablisiements gehört, konnte man in dem gestrigen LonntagSconceri sehen, in welchem die weile» Colonnodeufäle bis aus den l.tzien Platz gesüllt waren. Es concertrirte an dem qestrigei» Abend tue Eavelle de« 106 Regiments, welche bei der AuS'ühriing des lehr vielieitgeu Programms — es bot nicht w Niger als 15 Nummern — seine off bewährte Tüchtigkeit wiederum bekundete. Bon den Lomposni neu, dt« der claifijche» llluiikl teratur angebörten, gelangen am iresflnhfteu da« Lied „Am Meer" von Schubert, Marsch und Finale au» Verdi» „Aida" und die Ouvertüre zu den „Luftigen Weibern" von Nicolai; Sicherheit in Tak» und Intonation war vier vereinigt mit erfreulicher lech- nisch-r Gew.nvlhkit Natürlich versedltcu auch die zündenden Tänze und Märsche idre Wirkung im Publicum »ich«. Der „Schotzwalzer" und die „Moegenblälter" von Meister Strauß wurden mit demselben irischen und lebendigen Schwuuge gespielt, wie der feurige „Amor- Marsch" von Zeller und da« patriotisch« Tonftück „Kaiser Wilhelm- Gruß ou sein Volk" von Lilenberg. Da» überaus zahlreich ver sammelt« Publicum geizte bei keinem ber Stücke mit Beifall. * Der Leipziger Sängerbund, dessen musikalisch« Leitung neuerdings Herr Capellmeister Hans Sitt übernommen hat, wird am nächsten Sonnabend, 20 October, tn der Centralhalle ein Co» cert geben, in welchem die Herren B Borchers, G. Kraus«, W, Rehberg und die Musikcapelle der 107er Mitwirken. Als Hauptnummer befindet sich aus dem Programm das dramatische Tongemäld« „Eine Nacht auf dem Meere", für Solo, Cho» und Orchester von Wilhelm Tschirch. Das an Tonmalereien reiche Werk, daS s. Z. von der Berliner Akademie preisgekrönt wurde und diesseits wie jenseits des Oceans zahlreiche Aufführungen erlebte ist eme der werlhvollsten größer» Lompositionen sür Männerchor, die voraussichtlich auch am nächsten Sonnabend ungetheilten Beifall linden wird, zuinal sich der Sängerbund dem Studium derselben mit besonderer Hingabe widmete. Außerdem gelangen unter der Direktion des Herrn Nitzsche mehrere Männerchöre ohne Beglei- tung zu Gehör, von denen daS neueste Pfeil'sche Chorlied „Grüß Gott, du herziger Liebling du" (eine Verherrlichung des deutschen Volksliedes) hier noch nicht öffentlich gesungen wurde. Die Leistungen der obengenannten Herren Solisten sind hierorts hin länglich bekannt und bedürfen einer besonder» Empfehlung nicht mehr. DaS Programm verzeichnet auch einen von H. Pfeil gedich teten und von demselben gesprochenen Prolog. Rechnet man nun noch die Jnstrumentalstücke der Wallcr'schen Capelle hinzu, so darf ein in musikalischer Beziehung allgemein befriedigender Abend in Aussicht gestellt werden. CI Leipzig, 15. October. Am gestrigen Sonntag war in der Kirche zu Stötteritz zum Besten der Kinderbewahranstalt daselbst ein geistliches Loncert veronstaltel worden, das »ine Reihe aus erlesener musitalisktier Genüsse bol. Treffliche Kräfte wirkten bei den künstlerilchen Aufgaben mit, und künstlerische Kräfte, wie Herr Waldemar Pest er vom Leipziger Gewandhaus-Orchester. Herr Orgelvirtuos Hermann LlauS auS Leipzig uad Fräulein Katharina Schneider, Oratoriensängerin aus Dessau, halten sich bereit- williaff in den Dienst der guten Sache gestellt. Mit einem erheben den Orgelvortrog, Präludium und Fug« LwoU von Bach, gespielt von Herrn Lehrer Bergner, begannen die Musikaussührungcn. Bon den Herren Waldemar Pester und Hermann LlauS bot da» Programm zwei stilvoll abgerundete und sein schattirle Vorträge sür Cello und Orgel (Estey-Orgcl von Alsred Merhaut io Leipzig), vou denen uns nninentlich das ergreisende, von echt kirchlichem Geiste getragene.,Andante religiös»" des Herrn Pester angelprochen bat. Herr Hermann LlauS bewährte sich außerdem in einem Lolostücke iür Orgel alS ein tüchtiger, gewandter Orgelvirtuos. Frl. Schneider, die über ein sympalh's-ticS, weiches Organ verfügt und den iuuigen, seelenvollen Ton sür kirchliche Gelänge wohl zu treffen weiß, trug eine Arie und zwei Lieber sür Sopran vor. Namentlich da« Lied: „Du bist die Ruh" sang sie mit Hingabe und warmem Ausdruck. Ein ungenannter Barylonist, der sich iu zwei Liedern auch ol« Solist gut bewährte, sana mit Frl. Schneider außerdem ein wirkiam ge letztes Duell von Thiele: „Ehre sei Gott in der Hähe". Der Ge sangverein „Liedertafel" zu Stötteritz bot der zaalreicheu Mustk- gemeinde zwei Lieder von Kreutzer und Abt, die er unter Leitung de» Herrn Lehrer Schäfer wacker durchführt«. Letzterer gab dem Concert durch eiucn gediegeneu Orgelvortrag eineu würdige» Abschluß. * Gohlis. Montag, den 5. November, begeht der älteste unserer Gesangvereine, der „G e s a u » v e r e > n zu Goklis", im hiesige» Schillerschlüßchen die Feler seine- 42 jährigen Stistungssestes. be stehend in Concert und Ball. Wie in den Vorjahren, so gelangt auch diesmal ein größeres Chorwerk, „Die Nacht", charakteristisches Tongemälde sür gemischten Chor und Solostimmen mit Orchester- begleitung von Jul- Otto, zur Ausführung. Ihre Mitwirkung bade» güligst zuges.'gt: Concerlsängerinne» Frl. Gert rud N«über, Frl. Marie Kröer, Schülerinnen der hochgeschätzten Leipziger Gesanglehrerin Fra» Marie Unger-Haupt, und die Loncert- 'änger Herren Gust. Krause und Gust. Borchers. Freunde und Gönner des Verein» sind zu diesem Abend eingeladen. Ein- triltskarlen können jederzeit bei dem Vorstand des Vereins, Herrn Aug. Schlieder, Büllcherstraße, in Empfang genommen werden. * Gohlis. Der hiesige „Kirchen.Gesaugverei»" giebt unter Mitwirkung der Frau Götze-Große und des Herr» G. Borchers Freitag, den 19. October, Abends 8 Ubr im Schillerschlößcüen ein Concert zum Besten der Gohliscr Schüler- weikstaii. Es wird beiondcrs daraus ansmerksam gemacht, da da- reichhaltige Programm Romberg's „Glocke" enibält. Nach der Aufführung findet ei» Ball statt. Programm sür Sperrsitz« ä 1 und Saal 50 ^ sind zu haben bei den Herren Broßmann, Haupt- und Llipzigersiraße, Ecke, Förstner, Kiräplatz. Hüllig, Garienstraße, Oehmigeii, Hallejche Straße, und an» Tage der Ausführung Abends an der Lasse. * Freiberq i. S. 14. October. Der glänzende Ruf. welcher dem Röthig'schcn Soloquartett aus Leipzig vorausging, ist durcv das beule Nachmittag hier statlgeffindene Kirchenconcert vollständig gerechtfertigt worden. Ter melirere Tausend Personen sasjende Don» zu Freiberg war lange vor 4 Uhr dicht gesüllt und während des ganz n ConcertS die allgemeine Stimmung eine »iei- ergriffene. Herr Bernhard Psannftiel aus Leipzig eröffnete das Coiiceit mit der schwierige» Bach'jcheii Toccata küur, die er aus der herrliche» Silbermann'ichen Meisterorgel mit großem Talente ducäfführte. Daraus sang das Röthig'jche Soloquartett Bach's rührenden Cboral „O Haupt, voll Blut und Wunden" so innig und zart, Mit so reiner Intonation und so festem Zusammen halten der vortrefflichen Stimmen, daß die vielen anwesenden Geiangkenner zur höchsten Anerkennung veranlaßt wurden. Die selben Vorzüge drS Quartetts waren bei zwei geistlichen Liedern von Alb. Becker und bei dem Nachilied von O. Wermann zu erkennen, doch erzielten der Bach'sche Choral und das eine Becker'iche Lied: „Erquicke mich mit Deinem Licht" die größte Wirkung. Fräulein Groß schupf und Herr Krause trugen ferner das Duett aus „Elias" von Mendelssohn-Bartholdy. das Rassische Lied „Sei still" und die Baruivii-Arie „Warum enlbrennen die Heiden" van Händel in ganz vorzüglicher Weise vor. Die letzt- erwähnte solistiichc Leistung fand ganz besonderen Anklang. Herr Psan »stiehl spielte das Finale aus der Lünr-Sonate von Mendelsjodn-Bi'rtholdy mit vielem Ausdrucke, bewährte sich aber besonders bei dem reizenden Akagio aus der Fantasie-Souaie von I. Rheinberger als ei» feinsinniger Organist, der mit einer aus- gezeichneten Tech» k Geschmack in der Registrirung verbindet. Die L istuiigen des Röih:g'iche» Quartetts habe» die hochgeipannten Erwartungen noch überlroffen, sowohl was die den wette» Don, füllende Kraft und die Reinheit der Stimmen als auch das harmo nische Zusainmentüiien betrifft, und wird deshalb das Onartett hier stets bei künftigem Wirken in der sangesscohca Bcrgstadt aus< Freundlichste begrüßt werden. Gera, 14. October. Der Vorstand und Ausschuß deS musikalischen Vereins hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Dire-lion der Vereinsconcerte dem frühere» zweiicn Capellmeister Karl Kleemann vom Hoithealer in Dessau definitiv zu übertragen. Derselbe wird in einiger Zeit nach Gera übersiedel» und mit den Hebungen deS gemischten Chore» beginnen. vrieskaften. ll. ll. in Dresden. Die Besprechung wird erfolge», sobald der Verleger ein Rccensionsexeniplar an die Redaktion eiageseudet ha». Verein Leipziger Lehrer. * In der Sitzung am 10. October erbielt Herr Director Rudols Schmidt daS Wort zu ieinem 3. Vortrag über die mathematische Geographie in der BolSschule und bot diesmal noch den Lehrgang in den oberen Classen derselben dar. Ankiinpsend an den 2. Vortrog wurde nochmals hing-wiesen aus die Beobachiungeii, welche in ber 3. Classe zu machen sino und die sich aus Morgen- lind Abendweite, aui Eulminationshöhe der Sonne, sow.e aui deren Tagesbögcn beziehen. Dazu wird erinnert au die zusammensaffende Betrachtung dcr beobachteten Vorgänge au der Ringkugel, welche am letzten Vortragsabend vor- geführt worden war. In Ermangelung einer solchen kann nun auch eine drehbare massive Kugel mit Meridianring und Horizontscheide dienen. Der Herr Vortragende hat »ine solche hergestellt und er läutert die östliche, westliche, sichtbare und unsichtbare Halbkugel drS Himmels, sowie die Drehung des Himmelsgewölbes von Osten nach Westen, dabei aus den innigen Zusammenhang zwichen getosten Wiiikelgrößen und „Zeit" hinweisend. Es wird dabe, ongedeutei, wie jenes Abbild der Himmelskugel in, Schulhof ausgestellt werben muffe und wie die drei Spiegelbilder von den Hauptwegen der Sonne als Wendekreise und Acquotor gewonnen werden können. 2. Llasse. Es werden zunächst ausftihrlich die Gründe ent wickelt, worum, eutgeqen dem hiesigen Plane, der Erdqiolm« aus eine spälere Stuft zu stellen sein dürste. Der Redner betrachtet die Himmelskugel, zu der«, «ussoffuog die 3. Llosse sortgeschritte» ist, ol« für un« uäher, den» die Erdkugel; ferner nölhige weder die Gewinnung einer Anschauung von der Größe Deutschlaod« »der Europa«, noch die Belrbrung über dt» klimatolog'sche» verhältuiff« dieser Erdgebiet«. ,»ch auch di« etwa vorzunehmend«, gevgr^htsche» Ort «de stimm, ug«, zu et»«r Betrachtung ber Grd« «I» Kugel tu
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