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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-16
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1888
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Erste Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. kV s ev ev s 8 § ev S ev >ME» ev 2S0. Dienstag den 16. October 1888. 82. Jahrgang. Leipzig, 16. October. * Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mittbeilt, besiudet sich nach den neuesten Nachrichten au8 Zanzibar von de» deutsche» Kriegsschiffen gegenwärtig die Cor- vette „Sophie" i» Bagamoho und der Kreuzer .Möwe" in Dar-eö-Salam. A» beiden Plätze» ist die Ruhe nicht gestört worden. Der kaiserliche Generalkonsul siebt im Begriff, sich aus der Fregatte „Leipzig" nach Bagamoho zu begeben, wo Verhandlungen wegen Beilegung des Aufstande« begonnen habe». * In der Nacht von Sonntag aus Montag hat sich sür Hamburg und Bremen der Zollanschluß vollzogen. * Im Lause der letzten neun Iabre baben die Ber- waltungsbehörden in Krai» einen wesentlich anderen Charakter a»geno»imen, da die deutschen Beamten meist durch Slowenen ersetzt wurde». C»>e noch viel weitergehende Befriedigung haben die slowenischen Parteibestrebungen aber aus dem Gebiete der Justiz gesunken; man kann sagen, daß die Verdrängung der Deutschen auf diesem wichtigen, in da« gcsammle Leben der Bevölkerung so lief einschneidenden Gebiete eine vollständigere sogar „och ist. als bei den ganz in den Händen nationaler Fanatiker befindliche» autonomen und coinniunalen Behörden Auch vom radicalen slowenischen Standpunkte auS bleibt kaum mehr etwas zu wünschen übrig. E« wird unumwunden zugegeben, daß. soweit bei der Justiz verwaltung in Krain die Gerichte erster Instanz in Frage kommen, die Slowenen alle ihre Wünsche erfüllt seken »nd daß bei den meisten Gerichten des Lande? die slowenische Sprache die deutsche schon so gut wie verdrängt hat. Man wird die Größe und Bedenklichkeit der eingelrctenen Wandlung erst dann in vollem Umfange verstehen, wenn man erwägt, daß in den wenigen Jahren, die seit der Bevorzugung der Slowenen verflossen sind, von irgend einer Vervollkommnung des slowenischen ZeiomS in wifscnschastlicher Richtung natur gemäß nicht die Rede sein konnte, daß eine wifienschasttiche inridische Literatur im Slowenische» überhaupt nicht exislirt, daß von einer feststehenden juridischen Terminologie eben falls nicht gesprochen werden kann, daß die >n der Rechtsprechung so zahlreich vorkommenden und oft so entscheidende» technischen Ausdrücke fast auSiiahmIos will- turliche. dem Volke unverständliche Erzeugnisse der sloweni sche» Wörtersabrikanten sind und daß diese sprachlichen Znsallsproducte von jedem Richter und jedem Anwälte anders ausgefaßt werden. Wen» von slowenischer Seite behauptet Wird, daß hierdurch die Schnelligkeit und Sicherheit der Rechts pflege gewonnen habe, so ist daS eine bewußte Unwahrheit. Wer in die wahre Sachlage auch nur oberflächlich enigcweibt ist, wer c? weiß, wie die slowenischen Richter die drei- und vierfache Zeit gegen früher sich abplagen müssen, um deutsche gedachte und geschöpfte Urtheile inS Slowenische zu über tragen, wer die Unsicherheit und Veränderlichkeit kennt, mit der selbst die gewandtesten Linguisten die neueste slowenische Rechtsprechung handhaben, der weiß eS zur Genüge, was von der Raschheit »nd Verläßlichkeit derselben zu halten ist. Mit den bisherige» Erfolgen ist man indcß noch immer nicht zu frieden und cS werden steigende Anforderungen erhoben. Bei den Obcrgerichre» in Graz und Triest soll mindestens ein Drittel solcher Räthe angestellt werden, welche deS Slowe nischen in Wort und Schrift vollkommen mächtig sind. Beim obersten Gerichlshose fordern die Slowenen vier Ratksstellen für sich. DaS Ende würde eine acblsprachiger oberster Ge richtshof sein. Bei allen diesen SlowenisirungSbestrebungen spielt die Macht- und Dersorgnngssragc eine Hauptrolle. All die slowenischen Parteigänger wolle» durch ein eiuträg- licheS Amt zufrieden gestellt sein; mit großer Befriedigung hat man erfahren, welchen Gewinn die slowenische Mittel- »näßigung bisher gemacht bat. Das ruft den Wunsch hervor, kick durch Hinlandaltung jeder Concurrenz ähnliche Vortheile rmch »och Höker hinaus zu sichern. 1 * Wie aus Lemberg gemeldet wird, tritt bei den «alizischen Bezirkövertrctungcn immer mehr das Bestreben pu Tage, die Feier des kaiserlichen Jubiläums durch tzecignete Stiftungen nach Maßgabe der Mittel in dauernder Erinnerung zu erkalten. 1 * In einem Interview mit einem Redakteur der Wiener ,!Presse" sprach sich der König von Serbien mißbilligend Über den Führer der Fortschrittspartei Garaschanin aus wegen dessen »icorrccten Vorgehens in dem Ehescheidung- processe unk wegen anderer scharf zu vcrurthcilcnder -Hand tnngen desselben. Garaschanin habe genau gewußt, daß die Königin von jeher jede gegen Oesterreich-Ungarn gerichtete politische Strömung unterstützt Kälte. Eine radikale Entschei dung in diesem Processe sei nvthwendig, weil es fick dabei nicht nur um eine persönliche Angelegenheit des Königs, son dern um eine politische Frage liandele. Die Beziehungen Oestcrreich-UngarnS zu Serbien seien durch die tkatsächlichen Verhältnisse gegeben. ES sei eine unberechtigte Zuinutkung, daß Oesterreich Ungarn die Anncrion Serbiens anstrcbe; kein politisch maßgebender Factor in Oesterreich-Ungarn habe eine derartige Absicht. Der König sprach sich mit der größten Wärme über den Kaiser Franz Joseph aus, der als Freund Serbiens die Bewunderung und Verehrung deS König- und seiner Unlcrthanen in vollstem Maße verdiene. * Aus Warschau wird der „Politischen Eorrespondenz" geschrieben, daß eine abermalige Vermehrung der russischen Gren Mache und ein weiterer Schritt zur Anlehnung ihrer Organisation an die der regulären Truppen in Vorbereitung steht und bis Neujahr (a. <Lt.) durchgesührt sein wird. * Zu den makedonischen Wirren wird der „Poli tischen Eorrespondenz" aus Konstantinopel, 10. Oktober, geschrieben: Man verfolgt hier aufmerksam, aber ziemlich gleichmilthlg den von einmen bulgarischen Blättern inS Werk geletzten Preßielozug zu Gunsten der makedonischen Bulgaren. Wühle nian, wohin die geräuschvolle Action abzielt und worum es ihren Urhebern zu tim» ist; hätte man es mit einem greifbaren Gegenstände zu thun, so Würde sich wahrscheinlich das orientalische Ruhebedürkniß nicht stark genug erweise», um die gegenwärtige Passivität der Psorte zu recht- iertigen. Man vermag aber ichtechterdingS nicht abzusehen, was die Herren in Sofia sich «IS Ersolg einer Agitation vorstellen, welche — wie cs sich jetzt schon zeigt — die anderen Balkaiislaale» weit empfindlicher trifft alS die Pforte. Die Rübe der letzteren wurzelt darin, daß sie, mag ihr Selbstvertrauen im klebrigen noch so gering sein, in diesem Falle von der Ueberzeugung durchdrungen ist, daß Bulgarien ihr gegenüber machtlos ist. wenn nicht ein ernsterer Factor hinter demietben steht, waS aber, wie man sehr gut weih, dieses Mal nicht der Fall ist. Rußland kan» unmöglich mit der heutigen bulgarischen Regierung gehen, und die übrigen Großmächte wünschen Ruhe und Frieden. In hiesigen der Regierung nahestehenden Kreisen hebt man nun des Weiteren hervor, daß Makedonien nicht nur mit den besten türkischen Truppen in solchem Umfange besetzt ist, daß jede innere Unordnung im Keime erstickt werde» könnte, sondern auch, daß man eine scharfe Ueberwachung einqesührt und sür aste Eventualitäten vorgeiorgt hat. Man kann daher versichern, daß die Türken hinsichtlich Macedoniens — soweit das Berhallniß dieses Landes zur übrigen Türkei in Be- trachl kommt — völlig beruhigt sind. Es gilt daher auch als wenig wahrscheinlich, daß die Pforte in dieser Angelegenheit eine» diplo matische» Schritt unternehmen werde. Solches limn, hieße ja zu nächst den Bulgaren einen Gefallen erweise», deren Bestreben eS offenbar ist, die von ihnen erfundene makedonische Frage zum Gegenstände einer internationalen Erörterung zu erhebe». Für die Psorte aber — die- kann nicht genug betont werdet, — exisUrt keine makedonische Frage. Wenn aber die Pforte aus die Anregung der Sofioter Patrioten nicht reagirt, so laßt sich doch n cht leugne», daß ihr die letztere einiges Unbehagen verursacht. In türkischen Kreisen betont mau, daß die Psorte mancherlei Anspruch aus den Dank der Bulgaren hätte und daß, wenn schon d e bulgarischen Redacteure das Gefährliche und Nutzlose, dabei höchst Unichickitche ihres Treibens nicht einlehen, cs Sache der fürstlichen Regierung wäre, hierin Wandel zu schaffen. Aus diese Weise könnte das Sofioter Labmet sich von dem an vielen Stellen gegen dasselbe ge hegten Verdachte reinwaschen, daß es zu der Agitation in irgend welcher, und wäre eS nur indirekter, Beziehung stehe. * Die in Konsta» tinopel erscheinende „Turquie" hat einen Aussatz über Deutschland und die Nie der taube gebracht, in welchem bemerkt wird, daß im Fall eines kinder losen Ablebens der Thronerbin, Kronprinzessin Wilhelmine, die niederländische Krone an die Schwester deS jetzigen Königs, die Großherzogin von Sachsen-Weimar, daS heißt also an eine deutsche Familie fallen würde. An diese Darstellung knüpfte daS Blatt die nichlsmüroigc Aeußerung, die deulsche Polilik habe daS größte Interesse, daß die Kronprinzessin Witbelinine nicht am Lebe» bleibe, und eS wird mit dreister Frechheit zu verstehen gegeben, baß die deutsche Politik etwaige Hindernisse ohne Gcwisiensbedcnkcn zu beseitigen versiehe» wird. Dieser in einem türkischen Blatt mindestens befremd liche Artikel gewinnt, so bemerkt hierzu die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", sofort ein andere« Gesicht, wenn man bedenkt, daß derselbe nicht sowohl die türkische als die französische Stimmung gegen Deutschland auSdrückt, und von Neuem beweist, wie der französische Einfluß an allen Orten und in allen Ländern gegen Deulschland hetzt und wühlt. Die türkische Regierung hat in Folge dieser frechen Ver dächtigungen die „Turquie" auf unbestimmte Zeit nuterdrückt. * lieber türkische Preßverhältnisse schreibt man der „Politischen Eorrespondenz" auS Konstanliiiopel, 10. Oclober: „Dieser Tage wurde den Herausgebern säinint» ticker türkischer Blätter unserer Stabt, welche am Morgen erscheinen, eine ministerielle Verordnung milgetheitt, welche Letzteren vorschreibt, tu Hinkunft gleich den in europäischen Sprachen gedruckte» Blättern der Hauptstadt erst am Abend zu erscheinen. Die betreffenden Herausgeber remonstrirten hiergegen sowohl im Palastc wie aus der Psorte, und zwar erfolgreich, denn die gedachte Verordnung wurde unverweitt rückgängig gemacht." * In der Schweiz ist, wie bereits in Kürze mitgetheilt, die social d emokra tische Bewegung in neuen Kluß ge kommen. Aus Bern wird jetzt gemeldet, daS dortige Actions« comito der schweizerischen Sociatvemokratie hat die dem schweizerischen Arbeilertag angrbörenden Sectionen zu einer Bcrsammlung im große» Easinosaale zu Bern aus den 21. d. M. eingeladcn. Hauptgegeustände der Verhandlungen werden, dem „Bund" zufolge, sein: 1) Die Auflösung des schweizerische» ArbeitcrlageS von 1883 und de« ActionS- comilos zu Gunsten der Gründung einer socialdemokralischen Partei der Schweiz. 2) Ter planmäßige Ausbau der geiverk- schastlichcn Organisation. 3) Die Reorganisation und feste Begründung der Arbeilerrcservecasse. Am Abend zuvor sinket eine Vorvcrsammlung der Delegirtc» statt. * Ferrh hielt am Sonnabend gelegentlich eines ihm zu Ehren in Raon t'Etape vom Gcmcinderath gegebenen Festessens eine Rede, in welcher er sagte, das Land wünsche keineswegs eine Versassungtzrcvision, sondern verlange nur nach Frieden im Innern. Indem er sodann aus die letzte Demonstratio» an der deutsche» Grenze anspielte, mißbilligte er die durch eine gewisse Presse betriebene Ausnutzung der patriotischen Gefühle und fügte hinzu, daß, wenn derartige Kundgebungen sich wiederholen sollten und namentlich an der Grenze, dies nicht den Elsässern zum Bortheit gereichen würde. Oeipriykr ökonomische Societät. * Leipzig, 14. October. Die Leipziger ökonomische Societät hielt nm gcstiigen Nnchmütaq ihre dnSjäbrige Haupt- Herbst Veiiammlung im Kaiier'anle der Centralhalle ab. Zu dieser Versammlung wäre» aus, die Herren Vertrauensmänner im Bezirke der königlichen Kreishouvtmannschast Leipzig eingeladen worden und dem cniäß war die Beibeiligung eine ungemein große. Zunächst begrüßte Herr I>r. von Frege die zahlreich Erichienenen und ging iodann Herr Oeko»vmieratk Münzner-Dresden zum Vortrag über. Derietbe behandelte das Thema: „Die Stellung der Vertrauensmänner bei der tandwirthschaftlichen Uniallveriicherung". Der Herr Redner erörterte zunächst den Begriff der Bersicherungspflicht »ach der Jnliruction der Vertrauens- mäiiner und iübrie sodw n Folgendes aus: Für die Bersicherung müsse ohne Rücksicht aus den Umiang des Betriebes die Steuereinheit maßgebend sein, und seien nicht die Versicherte» beitragspflichtig, sondern die Unter nehmer. Sodann sei es nöthig, daß auch die kleinsten Betriebe angemeldet werden müßten. Die event. Nebenbeschäftigung deS Ver- sictierungsvfliihtigen komme nur insoweit in Betracht, als sie auS ieiner laiidivirlhschaftlichen Tbätigkeit resultire und mindestens pro Jahr 200 eiiibringe. Weiler führte der Herr Redner aus, daß sich Gefahrenklassen nicht hätten einrichten lassen, da die Beschäftigung der Arbeiter zu verschieden sei. Die eigentliche Arbeit der Vertrauens männer bestehe darin, zunächst ein Unternehmer-Verzeichniß auizu- stellen und auch diejenigen Grundstücke abzuschätzen die außerhalb des VeichäftigungsbezirleS lägen: weiter, über Belriebsveränderungen z» berichten, an Unialls-Uiitersuchunge» ihcilzunebm » und sich über zu gewährende Entschädigungen zu äußern. Hierzu erläuterte iodan» der Herr Redner näher die Handhahung der Sache und schloß mü der Versicherung, daß wenn die Vorarbeit bisher auch umsang reich und schwer gewesen sei, die Thätigkeit der Herren Vertrauensmänner in Zukunft keine vermehrte sein werde und daß durch die Gciivssenichasl das Band zwischen Arbeitgebern »nd Ar- beitern, welches durch Bestrebungen Unberufener biSber gelockert gewesen sei, wieder fester geknuvst werden würde. Stach Schluß des Vortrags baten zahlreiche Anwesende um Erläuterungen einiger ihnen uiiklar gebliebene» Punkte. D e Auiklärungcn wurden mit größter Bereitwilligkeit crtbeilt. Sodann wurde der ökonomischen Societät der Dank der Veriammlung dafür überbrachi, daß sie den Vertrauensmännern Gelegenheit zu bester Information geboten habe, ebenio wurde Herrn Oekonomieraih Münzner lcbhasic An erkennung sür seinen Vortrag zu Theil. Evangelischer Iüiiylingsvereiii. * Reudnitz, 15. Oclober. Der hiesige Evangelische Jü»gli»gs- verein feierte am gestrigen Sonntag Abend im Wartciaale des Eilcnburgcr Bahnhofes sein 1. Sintungsscsi. Punct 8 Uhr nahm die Feier ihren Anfang. Der geräumige Saal war bis auf den letzte» Platz gefüllt, ein Beweis sür die Dheilnahmc und Beliebt heit, deren sich die Iünglingsveremssache in den weitesten Kreisen erfreut. Zunächst eröfsnete der Vorsitzende des Vereins. Herr Diakonns Müller, die Feier durch eine kernige, warme Aniprache. woran! Herr Lehrer Schwär die Anweienden in kurzer R-de herzlich be grüßte. Sodann solgie der Vo> rag des Bundesagent.'» Herrn Zacharias aus Dresden über „die rvangelilch n Jüngliiigsv.reine Deutschlands, ihre Noihweuri ikeit, ihre Einwickelung nach 'Außen und Innen und idren 2eg-n für Familie, Staat und Kirche". Der Herr Redner verbreitete sich sehr eingehend über dies interessante Themn und fesselte seine Zuhörer durch den lebendigen Vortrag. Lebhafte Anerkennung lohnte ihn dafür. Herr Schriftführer Boge l erstattete hieraus Bericht über das 1. Vereinsjahr. Wir geben daraus furz einige Angaben wieder. Bei der Gründung zählte der Verein 13 Mitglieder, gegenwärtig bat sich dieie Zahl aus 4 t erhöht. Dcc Sonntag-Versammlungen ward n durch Vorträge aus ver-chiedenen Geturten d,S Wissen', gesellig- ll >terhaltii>'g, Benutzung von Spiele» rc. aus,, füllt und auch der Gcsang gut gevstegt. Nach Erledigung diese? TheilS trugen Declamat o»en ernsten und heiteren Inhalts viel zur Erhöhung der Frststmimnng bei, ebenso eili ge vorzügliche Zither- vortiäge. Eine veranstaltete Collecte lieferte ein sehr erfreuliches Resultat. Die Z it war unterdessen sehr rasch vergangen und es war gegen 1l Uhr geworden, als Herr Pastor Ra lisch die erhebende Feier durch Gebet und Gelang osficiell icblvß Hiernach blieben die Tbeilnehmer noch einige Zeit gemiithlich beisammen. JcdensallS dars der Verlaus der Feier ein ausgezeichneter genannt werden und wünschen wir dem Vereine e n fröhliches Gedeihen zur weiteren För derung seines segensreichen Wirkens. vermischtes. ---- A'iS Pest wird der Wiener „Neuen Freien Presse" geschrieben: Fremde Veiucbcr und patriotische Federn verbreiten allerwärts die Kunde von dem raichen Empvibtühen der ungarischen Haupt stadt, von ihrer täglich sich entwickelnden Schönheit und der Tliat- krall ihrer Verwaltung. Tie Einheimischen und Erbgesessenen sind oft verwundert darüber, von auswärts zu vernehmen, wie herrlich weit man es in Pest gebracht, denn der kriiüctie und kriticlnde Sin» des Autochthonen vermag nicht viel davon zu entdecken. Eine der bedauerlichste» Calainitäten in der ungarische» Haiivtstadt, weil Ge sundheit und Leben der Einwohner bedrohend, ist der Mangel guten Trinkwassers. Es klingt kaum glaublich »nd ist dennoch wahr, daß von den 440000 Bewohnern der ungarischen Haiivtstadt kaum ein Fünftel überhaupt genießbares Triukwasser erhält, das übrigens auch nur siltriitc Donaujauchc ist, während die weitaus überwiegende Mehrheit mit einer gelbliche», mißdustigen Flüssigkeit sürlieb »ebmen muß, die Myriaden von Krank eitskeimeu in der möglichst bequemen Form dem menschlichen Organismus zusührt. Und gerade die schönsten, vornehmsten, mit stolzen Palästen besäumten Straßen der neuen B'ertel sind am übelsten daran, denn bis das unsilterirte Donau- Wasser zu ihnen gelangt» ist es bereits vollständig verschlammt und ungenießbar. Ein einziger Wehrus zieht durch alle Kreise der Bür gerschaft, insbesondere jetzt, da der Herbftübergang die Krankheits fälle vermehrt, und eS giebt in einzelnen Straßen kaum ei» HanS, ja kaum eine Wohnung, iu der nicht ein ichwerer Full von Typ!«- oder Darmkalarrh sich eingestellt hätte. Hervorragende Aerzte, von denen wir dieie Darstellung erhalten, beschuldige» daS entsetzliche Trinkwasser als den Bringer der meiste» Erkrankungen. Es er gaben sich solche auch in einigen aus Wien hierher übersiedellen Familien, die den Genuß deS H ochquellwaisers schmerzlich entbehrten und den Unbilden des hiesigen Trinkwassers noch mehr preisgegeben waren als die Einheimischen. Sie lasten sich nuiimebr aus ärztlichen Rath durch die Vermittelung eines Mineralwasser-Händlers täglich ihren Bedarf anTrink- waiser aus Wien bringen und befinden sich dabei sehr wohl, müssen aber ihr Behagen recht theuer bezahlen. So erfüllt das Wiener Hochqucllwasscr nun auch eine extensive Mission. Nachdem es so enorm zur Gesundung der alte» Kaiserstadt beigetragen, solgt eS den bedrängten Wienern nunmehr auch i» die Fremde. Wenn der löbliche Stadtmagistrat zu Pest nicht sehr bald sür besseres Trinkwasser iorgl, könnte es leicht geschehen, daß sich ein Massen- Export von Wiener Hochquellwasser hierher entwickelt. Als Coni- pensation sür die Emiuhr könnten wir in Pest nur mit einer Massen- ausjuhr unserer Stadtverwaltung dienen. ----- Ein eigenartiger Schmuck wird daS Dach deS Ulm er Münsters zieren. Es ist dieS ein vergoldeter Spatz, t m lang, 0,55 m hoch und 0,60 in breit, der fammt dem vergoldeten Strohhalm im Schnabel 35 kss wiegt. Derselbe ist aus freiwillige» Gaben beschafft, in Stuttgart angcfertigt und soll demnächst mit besonderer Feierlichkeit an seinen erhabenen Standort gebracht werden. ---- Metz. II. October. In dem Strafproceß gegen die ProviantamlSausseher Loch, Brix und Liessem, sowie dem Lieferanten Eabayot wurde heute daS Urtheil ver kündet, nachdem am letzten Sonnabend die dreitägige Ver handlung beendet worben war. Dasselbe lautet: Tie Ange klagten Lock. Brix und Liessem werden wegen Vergehens gegen tz. 331 Sl.-G -B. und zwar Loch zu einer Gesaminl- gcsänginßstrafe von 6 Monaten, Brix von 3 Monaten und Liessem zu einer Geldstrafe von 70 ^4k evenl. 10 Tagen Ge- sängniß verurthcilt. Aus die Strafen deS Loch und Brix wurde die erlittene Untersuchungshaft angcrechnet. Die widerrechtlich erhobenen Trinkgelder werden sür den Staat verfalle» erklärt. Der Angeklagte Eabayot wird wegen Be stechung im Sinne deS Art. 333 St.-G -B. zu einer Gesäng- nitzstrase von 3 Monateil verurlbcilt Im Uebrigen wurden die Angeklagten frcigesprochen, die Kosten wurden zu der Staatscasse und zu je >/» den Angeklagten zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft batte snr Lock ei» Iakr Gesängniß. sür Brix einen Monat Gesängniß und sür Liessem 120 .4k Geldstrafe beantragt. Gegen Eabayot wurde dem Anträge gemäß erkannt. ----- Der Erfinder des Schaubungerns, vr.Tanner. welcher vor einer Reibe von Jahren in New-Berk daS erfolgreiche Erperiment gemacht hat. 40 Tage hintereinander zu fasten, ist soeben nach vierjährigem Ausentkalt in Meriko mit cineni neuen gefährlichen Sport in die Vereinigten Staate» zurückgekekrt. In der mexikanischen Republik Kat 1>r. Tanner Untersuchungen über die Ursachen, die Dauer re. der Scheintote angcslellt. Er ist, wie er angiebt, überzeugt, daß viele Menschen lebendig beerdigt werden »nv bält dafür, daß die Bestattung der Tobten in den Bereinigten Staaten viel zu schnell erfolgt. Der Doctor ist der Ansicht, daß Menschen »ach gehöriger Vorbereitung ebenso gilt ohne Nahrung und Lust längere Zeit in einem geschlossenen Raume znbringen können, wie Bären und andere Tkiere, welche i» Höhlen und in Erdlöchern überwintern. Herr Tauner will in dieser Hinsicht Erperiniente vornehmen und gedenkt, später mit sich selbst dahinziclende Versuche anzu stellen, indem er sich in einem luftdichten und versiegelte» Sarge auf längere Zeit beerdigen lassen will (?). Deutschland und Italien. Kennt Ihr da« »orb'schc Volk i» Waffen, DaS eitle Rnbmgier nie verführt? Wo rüst'ge Hände fleißig schaffen, Ein zartes Lied die Herze» rührt? Wo, prüfend, waS da ist und war, Die Wissenschaft aus kühnen Schwingen Gleich ihrem kaiserlichen Aar Zum Lichte strebt cmporzudringen? Kennt Ihr daS Südland, wo a»S Trümmern Der Borzeit ew'ge Jugend sprießt? Wo Wisseiisschätze strahlend schimmern. Der Künste Urquell sich erschließt? Da werden müde Kräfte jung. Wenn an den blaue» Felsgestaden In gluthcn der Erinnerung Die Pilger ihre Seelen baden. Durch FelS und Meer hat sich gesunden, WaS ehemals verfeindet schic». Wir kennen uns. wir sind verbunden. Der Rbeinstrom grüßt den Apennin. In brüderlichem Hochgefühl Seh'n wir gemeinsam unS beschieden Das gleiche Recht, das gleiche Ziel: Die heil'ge Freiheit und den Frieden. München. F. v. Hottzendorff. düst kr». » vo» 4l II. Inhalt . 'Nach». !00 L,r. Borrath aittreise a» KKIKvUung küi» KZüksIslofßs. I IiiO I'ui Nv ^Voisss vLü orsmoFarbixo SLräuioi», wollene I>orriöro»-</I»LLss, ru»ä ^olLevs VLüdolstolko, VsppivLo KLQÜ roppLvkstoKs, iLseLüooLs», kuslsv SlovlLnei', Lokliekerant.
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