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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-10
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1888
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S1»2 grricht«^ U, Vsnm1ns«-»mg Professor Sessck» P» * Die Rede de« Prafea D o «gl a« vor seinen Wählen» in AscherSleben, welche große- und berechtigte« Aussehen ge macht hat. ist jetzt im Verlage von Walther und Apolant unter dem Titel: „Wa» wir von unserem Kaiser hoffen dürfen' als Brochure erschienen. Die große Nachfrage »ach der letztere« beweist, wie richtig und glücklich Gras Dougla» sein Thema gewählt hat, um eine ganze Reihe falscher Vor stellungen zu entkräften. Zu Einblicken in die Verhältnisse, mit denen sich die Rede beschäftigt, ist Gras Dougla« um so mehr befähigt, al« er sich seit geraumer Zeit de« besonderen Vertrauen« de« vamaltgrn und jetzigen Kaiser» Wilhelm zu erfreuen hat. * Wie au« Madrid gemeldet wird, ist die neuerliche Erkrankung, welche sich der Sultan von Marokko in Folge der Anstrengungen während de» letzten Feldzüge« gegen die Rebellen »»gezogen hat. ziemlich ernster Natur. Zn Folge derselben mußte die beabsichtigte Reise nach Tanger, da« der Sultan noch nie besucht hat, aufgegeben werden. * Bekanntlich war in der letzten Zeit wieder von einem möglichen Nu«gleich zwischen König Milan und feiner mag r« wohl auch zusammeuhängen, daß in Serbien zu einem strengeren Vorgehen gegen die Opposition geschritten wirb. Wie bereit« mitgetheilt worden, sind die serbischen Vertreter im Au-lande, die sich jetzt in Serbien aushalten, unter diesen der ehemalige Chef der Fortschritt-Partei und nunmehrige Gesandte in Rom. Garaschanin. angewiesen worden, aus ihre Posten zurückzukehren. Die Herren betrachten die», vielleicht nicht mit Unrecht, al» eia« Verweisung in« Au-land und weigern sich, Folge zu leisten. * Rumänische Blätter gefallen sich fortgesetzt darin, dem Besuch« de« Prinzen von Wale« bei dem rumä nischen König-Paare weitgehende politische Pläne onzudichten, während russische und französische Blätter den Prinzen in Wien Zntriguen schmieden ließen. Auch der Umstand, daß der englische Botschafter in Konstankinopel. Sir William White, sich zur Begrüßung de» Prinzen von Wale» nach Rumänien begeben hat, wird, wie au» Bukarest berichtet wird, von der dortigen Opposition dazu benutzt, um an politische Pläne glauben zu machen, welche zur Reise zu bringen der Besuch de» Prinzen von Wale» bezwecke. Wie üppig die Phantasie dieser Leute ist. ersieht man darau», daß allen Ernste« erzählt wird, e« handle sich darum, de» König Karol zum König eine« mit Rumänien zu vereinigenden Groß-Bulgarien« zu proclamiren. * Zu den armenischen Angelegenheiten wird au« Konstantinopel. 4. October. gemeldet: Bekanntlich war die Stichwahl zwischen den beiden Candidaten für den armenisch-gregorianischen Patriarchenposten, welche in der letzten Sitzung der armenischen National-Versammlung am 28. v. M. stattfinden sollte, dadurch vereitelt worden, daß der eine der beiden Candidaten, Msgr. Chorenus von Lusignan, welcher die meisten Aussichten hatte, an besten Bestätigung durch die Pforte aber allgemein gezweifelt wurde, freiwillig zurücktrat, woraus die Versammlung resultatlo» auSeiuandergiug. In Folge diese» Zwischen- salles hat der Justizminister Dschewdet Pascha am 2. d. M. dem gegenwärtigen Patriarchat» - Verweser, Msgr. Seferian, eine Note »gestellt, in welcher zunächst hervorgehoben wird, daß das organische Statut der armenischen Kirche nur eine vom Sultan dem armenischen Volke erwiesene Gnade bedeute und daß es demgemäß durchaus un- zulässig sei, daß die Armenier diese ihnen gewährleisteten Zuge- ständntste mißbrauchen. Zum concreten Falle übergehend, sagt die Note, daß der aus den Patriarchenposten Gelangende unter allen Umständen ponou» xrata der Pforte sein müsse und schließt mit der Weisung, ungeachtet de» Rücktritte» von Msgr. Chorenu» die nächste Stichwahl nur zwischen den beiden bisherigen Candidaten, nämlich dem genannten Msgr. ChorenuS und dem Erzbischof von Brusta, Msgr. Bartolomäus, vorzunehmen. Bekanntlich ist Letzterer bet der Pforte wohlgelitten. Die ministerielle Note wurde dem armenischen Bolke zur Kenntniß gebracht. Man versichert, daß un- geachtet dieser unzweideutigen Aeußeruag der Pforte die Mehrzahl der National - Versammlung für jenen Candidaten stimmen wird, welcher sich de« Vertrauens des armenischen Volkes erfreut. Die Stimmung in Süddeutschla»-. * Ueber die Stimmung in Süddeutschland wird der „Politischen Correspollbenz" in bemerkenSwerther Weise ge schrieben : Süddeutschland» Kailertage sind schnell vorübergegange». Leider war die ohnehin so knapp bemessene Zeit noch zum großen Theil durch die ouS Berlin eiugetrossenen CabinetSsachen in Anspruch genommen, und Io mußte Manches unterbleibea, was liebevoll ge- plant und sorgfältig vorbereitet war. Aber die Münchener hoffen, und wohl nicht mit Unrecht, den Kaiser jetzt öfter begrüßen zu können und trösten sich für diesmal damit, daß der junge Herrscher auch in diesen Dingen die Pflichttreue seines Großvaters zum Bor- bildc nimm«: „Wenn e» der Dienst erlaubt" Es erscheint uns nicht ohne politisch« Bedeutung, daß der Kaiser voa Süddeutschland und nicht von Berlin au» nach Wien gereist ist, and zwar geleitet von einem Jubelsturm der Begeiste rung, den man gesehen und gehört haben muß. um ihn voll wür digen zu können. Süddeutsche Kehlen leisten hierin noch ganz «iwaS Anderes als die ihrer norddeutschen Landsleute, und wenn die vom Kaiser beim Prunkmahl gesprochenen Worte bei seiner Abreise schon in der Stadt bekannt gewesen wären, so hätte er sicherlich Mühe gehabt, zum Bahnhof zu kommen. Die seit Jahren an dieser Stelle vertretene Anschauung, daß.Kaiser und Reich" in Süddeutschland tiefe, unzerstörbare Wurzeln geschlagen, daß der ReichSgedanke hier noch viel lebendiger dir Bevölkerung beherrsche als im Norden, ist durch die Kaisertage nicht uur al» richtig erwiesen, sondern vielleicht noch weit übertroffen worden. Da war nicht- künstlich Gemachte«. Daß die Stuttgarter den Kaiser bei sich und nicht in Friedrichs- Hasen haben wollten und dem sehr lebhaften Ausdruck gaben, ist be reits in einem früheren Briese mitgetheilt worden, ebenso war in München Alle» elektristrt und die Bürgerschaft besaud sich im vollen Einklang mit dem schönen Beispiele des Hofe». Bon Süddeutschland au« m Wien einziehend, erscheint Kaiser Wilhelm in der Hauptstadt de» verbündeten Reiche» ungleich mehr als der deutsche Kaiser, als wenn er seinen Weg von Norden her genommen hätte: zu dem Gelöbnisse, das Büoduiß mit Oester reich al» ein Lermächtniß der deutschen Beschichte in Treue halten zu wollen, gesellte sich so die Bürgschaft, daß hinter diesem Willen auch die volle Kraft deS dauernd geeinten Deutschland« steht. Hatte man im ersten Angenblick hier den Eindruck ge habt, e« hätte da« angebliche „Tagebuch" zu keiner ungün stigeren Zeit erscheinen können, so darf mau jetzt säst sage», der Moment konnte, wenn auch in böser Absicht, gar nicht günstiger gewählt werden, denn er gewährte den Fürste» und Stämmen Süddeutschland« die unmittelbare Gelegenheit, durch die Thal zu erweisen, daß derartige Giftpfeile an dem starken Panzer de» Natioaalgesübl« kraftlos abprallea. Heut« giebt e« im Süden weder einen Fürsten, noch eine irgend ueunenswerth« Zahl von Männern, welche den Abschluß der Versailler Verträge, die Aus richtung von Kaiser und Reich bedauern. Lange Jahre hjudurch hatte sich manche Befürchtung au den Augenblick geknüpft, an welchem der ehrwürdige Begründer de« Reiche» von letzterem scheiden werde, »nd sicherlich konnte für ein noch junge» Staatsgebilde kaum eine schwierigere Lage eintrrten, al« e« in diesem Frühling der Fall war. Die Reisen der Fürsten nach Berlin und de« Kaiser« noch Süd deut chland haben erwiesen, wie »»begründet olle derartigen Sorgen und Befürchtungen gewesen wäre». Die Gesinnungen de« Süden« haben in den beredten Worten de« erste» Bürgermeister« vo» München ihren wahren uud bleibende» Ausdruck gesunden. Der geschichtliche» Bedeutung dieser Tage bot aber doch erst die Eigenart deS Kaiser« ihr bestimmende« Gepräge verliehe». Indem Kaiser Wilhelm ll. »ach dem Hinweis« ous di« Hohenftanse» Schwaben als da« La»d grüßte, in welchem die Wiege seiner Väter gestanden, dessen Blut auch in seine» Adern rollte, war er »ich« mehr der mit der Kaiserkrone geschmückte König von Vreuße», der Schirmherr der Bundes« und Reich«gemei»schaft, sondern i» Wahrheit der dem schwäbischen Stamme blutsverwandte deutsche Kaiser; es waren damit Sotten berührt, welche gerade in de» Gemütder» de« dafür so sehr empfängliche» schwäbischen Bolksstamme« lange nochklinge» und »ie „»«klingen werden. Zu der Höhe eiae« Regie rungsprogramm«« aber erhob sich der Toast t» München, wo viel leicht noch »io ei» solch«» Hoch wttn-I»» «st. wie da»jenigr, an« »er sitzrßllch«, LsÄnnbe «ns die Red« de« Kais««» »« „Demi es erheische» dl« hohen Ausgaben nufere« großen deutschen Volke« »»b Vaterlaade«. daß alle Kräfte z» deffea gemeinsamem Rntzr» und Heile eingesetzt werde», welche« nur dann möglich ist, wenn die Fürste» deS Reiche« in fester Gemeinschaft Schulter an Schulter dertraueuSooll bei einander stehen" — damit ist der vom Reichskanzler so oft wiederholte Gedanke: „da« vertraue» der deutschen Fürsten in die Vertragstreue Preußen« sei wichtiger al« irgend eia Verfassung».Paragraph", al« da« Fundament auch der jetzigen Regierung bezeichnet worden, welcher der jagend« und Willensstärke Kaiser durch „da» Einsetzen aller Kräfte" weitere Ziele steckt, al« wie die von dem inneren Ausbao in Anspruch ge nommene Regierung Wilhelm'« 1. die« vermocht und gethaa hatte. In jenen Worten kündigt sich eine neue Aera an, welche zwar sest steht ans der alte», nunmehr in Fleisch und Blnt der Nation über- gegangene» Grundlage der Reichsgestaltung »ad der Reichspolitik, ober fortschreitend daran erinnert, daß Deutschland durch Einsetzen aller Kräfte uud vertrauensvolle« Schulter-an-Schulterstehea seiner Fürsten mehr und Größere« zu seinem eigene» Wähle zu leisten Vermag und zu leisten berufen ist. Möge die herzliche Zustimmung, welch« diese Worte bei dem Regenten Bayerns sandrn. eiae Bürgschaft de« Belingen» sein; mit siolzem,.hoffiiUllgSsrohem Vertrauen geleitet der deutsche Süden den Kaiser in da« verbündete Nachbarland. Ku Älilitairischeg? * Ueber diebevorstehenden Aenderungen in derOr» anisation derFelbartillerie wird dein„Han»overschcn rier" geschrieben: Wie schon hinlänglich bekannt, ist e» eine beschlossene Sache, die Feldartillerie au» ihrer Jsolirung al» Specialwaffe zu lösen und sie den Armeecorp» einzu gliedern. Fraglich blieb bisher nur, ob die Feldartillerie in jeder Beriehung den Generalcommando» zu unterstellen sei, mithin alle Obliegenheiten der bestehenden Generalinspection der Feldartillerie unter vollständiger Auslösung dieser Behörde aus die Generalcommando» übertragen werden sollen, oder ob die gleichmäßige technische Specialausbildung der Waffe das Fortbestehen einer besonderen Instanz neben den General kommando» erheische. Allem Anschein nach hat man sich für Letztere» entschieden, und e» dürsten daher sowohl die General inspection. wie die Inspektionen der Feldartillerie in ihrem gegenwärtigen Bestände ausgelöst uud eine technische In stanz, voraussichtlich ein General mit dem Range eines DivisionairS. eingerichtet werden, welcher e» obliegt, die Hand habung der Geschütze und die Thätigkeit aus den Artillerie schießplätzen zu überwachen, während organisatorisch und tech nisch die Feldartillerie den CorpScommandanten derart unter steht, daß sie auch in den Personensragen zu entscheiden haben. Die Reorganisation der Feldartillerie wird sich jedoch hierauf nicht beschränken; Mittheilungen über Da«, was geplant ist. zu machen, ist jedoch noch nicht an der Zeit. Als Zeitpunkt für daS Inkrafttreten der neuen Organisation ist der Bcg nn deS neuen EtatsjahreS inS Auge gesagt. Die Fußartillerie wird von den Aenderungen unberührt bleiben. * Warschau, 6. October. Die Ergänzung und Vervollständigung der Befestigungen in den westlichen GouveroemenlS Rußland» bildet nach wie vor «iuen wesentlichen Programm- pnnct in der Ausgabe der russischen Armee-Verwaliuog sür die nächste Zeitveriode. Da das Grenz - Territorium läng» der preußisch-russiichen Grenzlinie bei Weitem weniger Befestigungen auswe>st als jene» längs der österreichisch-rnssischen Grenzlinie, so wird jetzt in erster» Richtung an eine Vervollständigung der defensiven Wehrkraft geschritten werden. Die Ortschaft Ossowice ist zunächst sür einen befestigten Platz auSerjehen worden und dürsre, salls sämmtliche geplanten Arbeiten in dem in Aussicht ge nommenen Umfange ouSgesührt werden, sich in nicht mehr ferner Zeit za einem befestigten Lager ersten Ranges gestalten. Nebstdcm wird aber in den Arbeiten zur Hebung der Widerstandskraft der in den an Oesterreich grenzenden Gouvernement- gelegenen Festungen nicht nachgelassen werde». In der Festung Neu-Georgiewsk sind derzeit Lrdarbeiten im Zuge, welche nach ihrer Vollendung die Be deutung dieser Festung wesentlich erhöhen werden. Man behauptet, daß die Zabl der Beschütze in dieser Festung um 200 erhöht werden soll uud daß eine ansehnliche Partie der neuen Geschütze in nicht mehr ferner Zeit zur Ausstellung gelangen w»ro Locialpolitisches. * Leipzig, 8. October. lSchiedSgerichtSsitzuug.) Der Eiseadreher JohanueS Heinrich Mühlhausen in Freiberg hat in Folge e>o,S Be- triebSuosalle- da» Nagelglied de» linken ZeigesiagerS ver löre». Nach schnell und glücklich verlaufener Heilung der Opera- «ionSwoade hatte der Belretzie bereit» nach ungesähr drei Wochen die früher betriebene Arbeit wieder ausgenommen und dieselbe zeit- der so verrichtet, daß er den früher erworbenen Verdienst auch jetzt »och fortdauernd erzielt hat. Die Sächsisch-Thüringische Eisea- und StahI-BerusSgenosseuschast hat deshalb die erhobene» Entschädigungsansprüche deS Mühlhausen abgewiesea und da» Schiedsgericht hat den Bescheid der Bernssgenoffenjchait bestätigt. Dasselbe ging dabei davon au», daß eine so gering fügige Verletzung eine Verminderung der Erwerbssäbigkeit des Ver letzten nach sich zu ziehen nicht vermocht habe uud daß da- Ansührea des Berusungsklägers, au Verrichtung gewisser zeither von ihm ver richteter Arbeiten bez. zeitweilig gehindert zu sein, als glaubhaft nicht wohl zu erachte» sei. Musik. > * Leipzig, 10. Oktober. Stadttheater. Keine Witte rung ist sür ein Operninstut ungünstiger wie die gegen wärtige. Katarrhalische Indispositionen sind an der Tages ordnung. und die Durchführung eine« Repertoire« wird durch die häufigen Absagen so unendlich erschwert, daß sie säst un möglich erscheint. Andere große Opernbühnen leiden sogar noch mehr al« unsere Leipziger Oper. Schreiben doch die „Dresdner Nachrichten" von der Dresdner Hcsoper Folgen de»: „Eine Witterung, wie die gegenwärtige, kann selbst da« leistungsfähigste Operninstitut in die grenzenloseste Verlegenheit bringen. Auch unsere königliche Hosoper ist in der Lage, hiervon ein Liedchen zu singen, denn zur Zeit leiden an katarrhalischer Indisposition und an Erkältungen bloS die Damen: Malten, Fried» mann, Saal, Reuther und Jahn. Und angesichts diese» kleinen Hospital» soll die königl. Opern- directioa ein Opernrepertoire entwerfen und fest hallen!" — Da» ist eine runde und offene Erklärung, wie unendlich schwierig gerade jetzt e» ist, rin Opern,nstitnt zu lhiten. Denn auch wir in Leipzig haben nicht weniger Namen aus der Liste der „Heiseren" und „Kranken" al» die Dresdner Hosoper, und zwar sind e» die Damen Baumann, Witt und Göhr» und die Herrn Schelper und Grengg, welche gegenwärtig der Leitung unsere« Stadttheater» nicht zur Disposition stehen. An Stelle de» Herrn Schelper singt in der heute. Mittwoch, stattsindenven „Lohengrin"« Aufführung Herr Franz Schwarz vom großherzogl. Hof theater in Weimar al» Gast den .Lelramunv". * Der „Reuen Zeitschrift für Mnsik" wird au» Prag über die dortig« erste Sussührung de« „Barbier von Bagdad" ge schrieben: Am 30. September ging zum erste» Male aus unserer Bühne die komische Over: „Der Barvier von Bagdad" von Peter Cornelia« t» Scene und errang glänzendsten Erfolg. Da« Prager Publicum Hot dadurch, daß e« dieser hochbedeuisamen Tonschöpiung reiche Ehr« »nd Anerkennung spendete, sich selbst geehrt «nd seinen altbewährten gute» Geschmack in Sachen der Musik von Neuem erprobt. Vir vermögen mit Frendr und Befriedigung über diese Thatsach« z» berichte»; denn e« ward so diesem genialen Werke volle Grungthnnng sür da« Unrecht, da« ihm vor dreißig Jahren in Weimar zngesügl wurde, vornebmlich durch Betreiben eine« charakter losen Ränkeschmiede«, dessen Perfidie, wie jeder Literatorlundige «riß. berüchtigt ist. Aber weder Ränke »och die UnISHigkei» der UrtheilSlosigkeit, die sich selbst „Kritik" nennt, werden je im Stande sei», rin Werk zu unterdrücken, in dem geistige Lebenskraft wohnt. Der Dichter Cornelin« versteht e« meisterlich. 8er« uud Reim za behandeln; der Musiker Cornelin« erschein» al« srinsiuniger Lyriker von tteser Innigkeit und al« geistreicher Komiker, der ftei« vornehm und edel z» »arakterffiren weiß, dem alle« Triviale and Alltägliche fremd ist. Bei ihm erwachsen Ton und Wort gemeinsam in orga nischer Einheit an» tiefe» Grnnd«: sei» Wort ist Mnstk »nd sein Ton ist »»»lisch, er ist rin Tondichter oder Dichterkomponist im ßwustß«»-Diu« »e« Wort««. Der „Varbin va,dad" ist jedenfalls die beste »nd durchaus originellste bentsch« komische Oper neuester Zeit. Capellmeister 0r. Carl Muck hat bei un« da« geift- volle, golvqediegeae und mächtig ansprechende Werk mit rühm lichstem Eifer und glücklichstem Gelingen eiaftndirt uud geleitet; sowohl da« Orchester wie auch die Chöre uud Solisten wurde», unter dieser glänzend bewährte» Leitung, ihren überaus schwierigen Ausgaben in der befriedigendsten Weise gerecht. Ueber die Aus führung selbst sind nur Worte de« Lobe« zu sagen: Fel. Betty Frank war al« Margiana bewunderungswürdig, Frl. Anna Hof- mann sang die Boston» vorzüglich; die Herren Georg Sieglitz (Abul Hassan Ali Eben Beker, Barbier). Adolf Perluß (Nurreddia). Otto Bruck« (Kholis) uud Han« Patek (Kadi Baba Mustafa) brachten ihre Rollen in echt künstlerischer Gestaltung zu voller Geltung, und selbst die kleineren Partien der Muezzin« waren in dea Herren Joses Walter, Richard Taussig und Siegfried Taussig dea besten Händen anverlraut. Wie bereit» früher erwähnt, sano da« LorneliuS'jch« Werk die glänzendste Ausnahme: alle Mitwirkendea wurden nach jedem Acte mehrere Mole stürmisch hervorgerusea; nach dem zweiten Acte mußten, wiederholten Hervorrufen folgend, auch der Dirigent. 0r. Carl Muck, uud der Regisseur, H. Müller, vor dem Publicum erscheinen, da» die wetten Räume de« neuen dentschea Theater« dicht süllte. * Meister Binseppe Berdi, der Schöpfer de« auch bei an» so überaus populär gewordenen „Troubadour", der „Aida", „Traviala", deS „Rigolelto" ic„ volleadei» am 9. Ortober sein süasundsiebzigsteS Lebensjahr. Der greise Meister, der in so Hoden» Aller mit ungeschwächter Kraft noch unlängst seinen „Othello" geschaffen, ist in Bussel», eiaem kleiaen piemoittesischen Flecken, al» ber Sohn unbemittelter Eltern im J^hce 1813 geboren und erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht von elaem Organisten, Namen» Provesi. Im Alter von neunzehn Jahren ging Giuseppe Verdi, voa eiaem reichen Kuustsreunde uateriiützt, zu seiner weitere» Aus bildung nach Mailand, arbeitete dort, da ihm die Ausnahme in da» Lonservaiorium verweigert wurde, mehrere Jahre unter der Leitung deS Lapellmeister» Laoigua und kehrte dann nach seinem Geburtsorte Buffets zurück. Im Jahre 1839 vollendete er seine erste Oper „Gras von San Bonisozio", dir in Mailand in Scene ging, jedoch nur geringen Erfolg hatte. Auch mit seinen folgenden Opern chöpsungen batte der junge Tondichter wenig Glück. b,S im Jahre 1812 „Ncbukabaezar" erschien und die allgemeine Ausmerkjamkeit aus leinen Name» lenkte. Noch größeren Erfolg er rang kein „Eraaai" 1844, dem mit nickt minderem Glücke 1851 „Rigoletto" folgt». D»s Jahr 1852 brachte Berdi'S berühmtestes Opernwerk, den „Troubadour", der te» Meisters Ruhm rnsch über dea ganzen Eldball verbreitete. 1855 erschien die „Siciliauiiche Vesper", 1859 „Ein Maskenball", 1863 „La Traviato" und „Die Macht deS Schicksal»", 1866 „Don Carlo»" und 1871 „Aida". Noch zu erwähnen wäre ei» frühere« Werk „Luffa Miller", und seine jüngste Schöpfung „Otcllo" beginnt eben ihren Laus über die europäischen Bühnen, der die interessante, vielbesprochene Oper jeden« salls auch nach Norddeutschland bringen wird. * Notizen. Frau Rosa Papier wird eine größere Tonrert- Tournöe durch Skandinavien machen und aus der Reise nach Kopen hagen eineo Liederabend in Berlin veranstalten. — Fräulein Marie Ränard ist zum ersten Male al» r»gogirteS Mitglied des Wiener HosoperntheaierS ausgetreten, und zwar a>S Carmen, in welcher Partie sie während ihre» Gastspiel- so großen Erfolg er- rungen hat. Die lebrnsscische, durchaus iutereffante Leistung übte auch heule dieselbe Wirkung aus daS sehr zablreich versammelte Publicum, welche» Fräulein Rönard bei ihrem Erscheinen beifällig begrüßte und nach jedem Act üervorrief. Da- Engagement dieser jungen, taleaivollen Sängerin verspricht von großem Bortheil zu werden. Frl. RSaard wurde von Herrn Sch röd te r(Josö) besten» unterstützt — In dem am 5. November c. unter Leitung des Herrn Professor» Klindworth stattsiiidenden Concert des Wagner-BereinS in Berlin werden unter Anderem anch die Ouveriure und die hervor ragendste» GesanqSnlimmera ouS der neuerdings in München und Prag ausgesührten Oper von Cornelius „Der Barbier von Bagdad" zu Gehör gebracht werden. Die Soli haben Fräulein Marianne Brandt, Frl. Therese Malten und Herr Tel. Hosmüller übernommen. — In Deutschland sind zur Zeit 1384 Theater- concesjioneo in Kraft, von denen 1265 wirklich ausgeübt werde». In den letzten zebn Jahren hat sich die Zahl der Loi.cessionen um 500 vermindert, während der Schanspielerstand jährlich um rund 300 Perioaen medr Zuwach» erhält, als der Abgang an solchen durch Tod re. nöthig macht; hieraus ergiebt sich, daß auch im Schouspieler- ftand da» Proletariat von Jahr zu Jahr bedenklicher anwächst. — Das Hellmesberger-Ouartett in Wien hat sein Programm bereit» sestgestellt; cS gelangen folgende Werke zur Aufführung: Beethoven: Quartett 6äur, op. 18. Lwoll, op. 59, Lsäur, op. 74 (Harsen-Quarleti), ^nioU, op 132; Septett; Trio Lzckur (Piano Herr Zoltmona): Brahms: Piano - Quartett OnurU (Piano Herr Alfred Grüns-ld); Bruckner: Quintett kckur; Haydn: Quartett Oäur (Kaiser-Quartetl); Mendelssohn: Quintett Säur; Mozart: Quartett Xäur, Qnmtett Owoll; Reuß, Prinz Heinrich XXIV.: Piano-Quartett (Piano Frau Barette Stepanoff); Schubert: Streich Quintett Oäur, Piano-Quintett ^ckur, Forellen - Qnintett (Piano Frau Fanny Baich. Makler); Spohr: Loppel-Quartett; Bolkmanu: Piano-Trio LmoU (Piano Herr Schenner); Julius Zellner: Piano-Trio sncuf (Piano Herr Anton Door). — Die von den Mitgliedern des Hoioperu-OrchesterS iu Wien veranstalteten Philharmonischen Coaccrte finden in der Saison 1888 89 am 11. und 25. November, 9. und 23. Tecember, 20. und 27. Januar, 24 März und 7. Avril statt. — Pauliue Lucca veranstaltet am 10. November in Wien ein Dohltdätiglc»S-Concert im große» Mnsikvereinsiaale. — Die Erben Boi et die»'S machen gegenwärtig Schritte bei der Opöra Comique in Poris, die „Zwei Nächte", eine der hübschesten Partituren des Komponisten der ..Weiße» Dame", wieder aus die Bühne zu bringen. Das Libretto von Bouilly und Scribe soll von Jules Barbier umgeorbeitet werden, der bereits diese Operation an den „Deux Jourutzes" von Therubini vollzogen hat. Literatur. dlr.o. „OesterreichischeMusik-undTheater- »eit un g, Zeitschrift für Musik und Theater" betitelt sich ein neue» soeben in Wien erschienenes Blatt, dessen erste Nummer uns vor liegt. Redacteur des Musiktheils ist Musikdirector Prof. Gustav Kühle, des Theaterthcils Leopold Müller in Wien. Die neue Zeitung soll weder ein streng ästhetisch geleitetes Kunstorgan, noch ein in erster Reihe zur Förderung jpecieller Agenturzwecke bestimmtes Geschästsblatt sein, sie will lediglich über interessante Musik- und Thcatervorgänge in interessanter Weise berichten. Das rein Fach liche mit der nöthigen Gründlichkeit, aber doch möglichst glatt und frisch zu behandeln, lustige Vorkommnisse lustig zu erzählen, mit einem sorgfältig redigirtcn Feuilleton vorwiegend humoristischen In« Halts zu erheitern und bei Allem, wo cs sich um Praktisches und Nützliches handelt, den Lesern mit wohlwollender Fürsorge entgcgen- zukommen — das ist das Programm der Redaktion, und wie mau anerkennen darf, ein sehr ansprechendes, dem e» hoffentlich nicht an gewissenhafter Ausführung fehlt. Die erste Nummer bringt eine iutereffante Seldstbiographie von Prof. Hans Schmitt vom Wiener Lonservaiorium, Beiträge zur Lehre der musikalischen Lompositiou von O. Wöber, ein Feuilleton „Sein erste- Debüt" von Reitler, Wiener Bühnenrundschau, Notizen rc. Druck uud Ausstattung sind sauber und geschmackvoll, der jährliche AbouuementSpreiS von 6 >1 billig. Leipziger Lünstlervereiu. * Leipzig, 9. October. Die in der gestrigen MontagSversamm- lang erschienenen Mitglieder, welche den in Aussicht gestellten Vortrag de« Herrn Maler Rudolph Lronau über „Louis Preag, eia deui'cher Vorkämpfer der Kunst in Amerika" und die damit ver bundene inierefsanie Ausstellung zahlreicher Chromolithographien. Prochiwerke u. s. w. erwarte» hotten, wurden unangenehm enttäuscht, da Herr Crooau wegen einer dringlichen uud unausschiebbarea An gelegenheit eine plötzliche Reise noch dem Rhein antreten mußte und hierdurch der oagekündigte Bortrog mit Aus stellung in Wegiall kam. Trotzdem brachte der Abend in seinem Verlause deS Anregenden vlel und mancherlei. Znnüchst wurden in eingehender Weise die herrlichen Eindrücke besprochen, die da» io vollendet gelungene Fest der 80jädrigen GeburtSiagSseier de» Herrn Professor Karl Werner Hintersasse» Hai. Hierbei nahm der Vor- sitzende, Herr Professor Söring, Gelegenheit, jedem Einzelnen, drr zum Gelingen der Feier beiqetragen, insbesondere de» Herren Malern Freier, Kießling und Cronou, sowie de» Mitgliedern der „Academia" für die von ihnen bergeftelltn prächtigen Deco- rntionen de» FestjoaleS, ebenso dem Verfasser de» Festspiele», den Darstellern und ollen Mitwirken den seinen Dank und den de» Verein« in warmen Worten ouSzudrückea. Verschiedene Frage« an» dem Gebiete der Kunfttechnik wurden sodann noch in der an- regendefteu Weise besprochen and »rliaiert und znm Schluffe gab Herr Römer noch einige recht interessante Schilderungen über die Handhabung de» „Tamtam", da» hiernach trotz seiner für den Laien anscheinenden Eintönigkeit überaus moduIationSiihig ist and aus dem durch die Hand det damit Bertraatea UeberiascheadeS ge- leiste« wrrde, kann. ver Thüringer Hof »tt sei»» Vil««'schen Wautzmalerete» «ztz tze» Lrtzuert scheu Kries». Ja der Bnrgstroße besaad sich bisher in der Reihe gan» ge wöhnlicher, durch nicht« die Bcvchiung ans sich lenkender Sohn- Häuser eia wohl iauerlich mit verlockende» Retzen aotgeftotteteS. aber äußerlich seiner nnschöaeo Umgebung völlig rbenbürttge« Hau«, der Thüringer Hof. Auch heuie befindet sich derselbe natürlich noch Von. aber nicht mehr in seiner alten anspruchslose» Erschei- oung. sondern aus seiner Umgebung dem Vorübergehende» heraus- uud eaigegeuleuchtead wie eia strahlender Juwel. Wa« die stattliche künstlerische Ausschmückung voa Jnuearäumeu au« solchen machen kann, da« Hai der gute Geschmack de« Besitzer« diese« Gafthose«. de» Herrn Grimve, ichoa längst bewiesen, und daß er dabei ans den richtigen Wegealwandelte, da» bekundete ihm der allgemeiae Bei fall Derer, vir ersrischung-bedürftig ihren Schritt am liebsten zu ihm lenkten. Jetzt hat der Besitzer uater Hinzvuahme eine« weiteren Nachbarhauses seine Räume wesentlich erweitert. Dabei aber nicht nur die aea gewonnenen Räume entsprechend schön and behaglich au-qeftattet, sonder» aus die Sußealette seine« »»»mehr erw«itrrtea Besitze« durch Facadenmalerei in einer Weis« schmücken lassen, wie sie in Leipzig bi» jetzt wohl einzig daiileht. Für die Herstellung dieser Außenmalereie» war ei» Wettbewerb ausgeschrieben, vo» den eingereichlea Eatwürsea wurde drr voa Lorenzo Pillo», Proseffor der Malerei au der Nürubergrr Kunstschule, alt der geeignetste auSgewähli und »uter der Leitung desselben vonFSrsteKHeste hier aoSgesührt. Die LSsuug drr Aus gabe war nicht eben e>ae leichte. ES galt nämlich drei alte, ganz verschieden breite Häuserfronten mit ebenso verschiedener Zahl «ad Höhe der Geschosse zu einer künstlerische» Einheit za verschmelzen, und da» ist ous das Wundervollste gelungen. Au dem schmale», am meisten nach link« zu liegenden Ban, der im Erdgeschoß nur den breiten Tdorweg saßt, und sich darüber zwei Fenfterachsen breit in zwei Geschaffen erhebt, täuscht die Malerei dem Beschauer einen die Fenster de» ersten Obergeschosses umrahmenden mit großer plastischer Wirkung herouStreteudea Erker, ei» richtige« altdeutsche« Lhörleia, vor. Am unteren Theile der BrüstaugSwaud trägt dat- selde zwei Wappenschilder, link« da« Leipziger, recht« da« sächsische, aus der Verdachung dagegen da« alte Thüringer Wappen in heral disch treuer Wiedergabe zeigend. Die Fenster de« zwetteu Oberge schosse« werden von einem Paar schlanker gemalter Säule» eiogrrahmt. Reiwer. nicht minder plastisch wirkender archuektoaischer Schmuck wird voa der Malerei an der Fayade des sich recht» daraaschiießendcn, 5 Achse» breiten, etwas niedrigeren, aber ebersall« zwei Obergeschosse tragende» Hauvibaue« entwickelt. Die BrüstungSmauer de» erste» Stockwerkes zeigt eiae reich burchgebildete Balcoabrüftong, zwischeo oud hinter bereu broazeoeu Stabwcrk« sich ei» säst naturalistisch wtrteader Blumenflor durchrankt. Aus dea tragende» Waudflächeu zwischen den Feustera erheben sich rothe Marmorsäulen aus reich entwickelt«», grün und goldig gehaltenen bronzenen Säulenfüßen, die über dem aus ihres schön gebildete» Lapiiälen ruhende» Gebälk, zwischen die F ufter des zweiten Stockwerks hiaeiarogeudes caodelobersäuleu- ähnliche» Schmuckwerk uud Füllhörner schwingende Putten trage«. Aus dem Felde zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Hause» winkt eine schlanke Schenkin, aus eiaem Stabe di« Embleme der Brauerei schwingeud, und ladet zum Eiutrttt uud zum Geuuffe ein. DaS drille, auch süas Achsen breite, ober dabei schmälere uud um eia Geschoß höhere Haus bildet gewissermaßen den Abschluß noch ber rechten Seite. Ueber deu zu einer einzigen großen Llchiöffuung zusammengesoßtea Feustera de« Erdgeschosse» zieht sich ein schmucker, in gmhischem Maßwerk mit Jischblaiea- muster ausgebildeter Balcon hin, zwischen den Fenstern de» ersten und zweiten Stockes Blumen- uud Fruchlgewiad« und zwischen denen des zweiten und dritten barocke Eartouchea mit Putleiwruamrut. In der mutieren Achse liegt eiae prächtig durchgesührte Nische mit schönem gothischen Baldachin, und in derselbe» steht ei» mächtiger Prachihuinpen, als Signatur Dessen, wa- mau in diesem Hause vor hat. Liese» Stilgemffch ist von seiuberechaeter Wirkung uud ganz dem Lharokter ber altea, aus verschiedene» Zeiten stammeudea Bauten angepaßt. Ebenso sein und richtig berechnet ist die Farben- Wirkung. Die in Keim'jcher Manier ausgesührte Malerei macht ganz dea Eindruck eine- echten »I kre-co. so schön harmonisch abgegliche» and vertieft ist Alle-. Hier vergißt mau e- i» der That, daß mau e» mit einem durch Malerei gejchmückrea. au sich schlichten »ad aichtS- sageade» Bauwerk zu thun har, so eiahettlich ist die Natur und ist auch die Wirkung deS Kunstwerkes. Der Thüringer Hof hat oder auch im Juuereu wesentliche Veränderungen uud Erweiterungen erfahren. Durch Ankauf de» rechts anstoßenden Grundstücke« hat e« der Besitzer möglich gemacht, den früher unter dem Namen der Wolssjchlacht bekannte» Hinteren Raum bis zur Straßeuslucht nach vorn sortzusetzea. Der mit der baulichen Durchfuhr»»» betraute Architekt Frauz hat hier «iu ua- gemeines Geichick bekundet, alte winkelige uasreuodliche Löcher in heitere, gemüthliche, schön ouSgestattete Räume umzuwaadeln. Die dabci verwendeten gothischen Formen eignen sich bei so gewandter Handhabuiig überaus zu die>em Zwecke. Da. wo früher der enge Hofraum des neu hinzugenommeueu Grundstückes war, dringt jetzt durch eine Lichtkuopel mit mattem Glase in der Decke Oberlicht in dea Raum. An Stelle der gefallenen Zwischen- wände traten llatcrzugsbalkeo mit gothiichem Knechblumeuschmuck. Durch geschickte Anordnung der dieselben stützenden Säulen wird die natürliche gegebene Unregelmäßigkeit des Räume- aus da« Ge- lungenste maskict. Das Eintreten ber hübsch burchgebildete» Dcckea- telder an Stelle der Wölbungen stört die golhischeo Forme» in keiner W-iie. Ueber der hohe» braunen Holztätelung zieht sich ei» Wand« streifen hin, der, zum Ideil wcaigstenS, eiuea ganz besonderen Schmuck von hohem künstlerischen Werth» erhallen hat in Form eines von Adolf Lehnert, dem Schöpfer der „Reicher-Kinoei- maanbüste", componirten Reliefs mit Scenen aus dem Kneipleben. Der kostbarste Humor hat hier uater geschickter Küastlerhand Leben und Form gewonnen. So srijch die etwa tu halber LebeuSgröße genommenen Figuren dieses Frieses au« dem vollen Leben genommen erscheinen, sosehr bewahren sie doch den verklärenden Zug, den alle echte Kunst ihren Ge bilden giebt. Wie durftdeftelt und von der Hoffnung aut seine Löschung durchdruugea sind aicht diese Bursche den Winken de» Bierzetcheus gefolgt uud trete» jetzt eia, herzlich vo» W>rth und Schenk», empiangen, voa fidel» Zechern uud einen Spielmauu begrüßt. Nicht achten sie deS Schnurren- de» an der Thorsäule sich reibenden Katers, nicht auch de- Knurren- de- Köters aater dem Tische. Ja weiterhin, da gehen die Wogen de- Zecher» hoch. Schwer sinkt Dem und Jenem dos Haupt aus deu Tisch und übermüihige« Ulk treiben die angeheiterten Genoffen. Aber jedes Ding hat ein Ende, auch das lustigste Zechen muß ein» nehmen. Wirth und Wtrthia mahnen ab vom Hetmgehen, aber di« Schwerheit der Häupter, die Schmal heit des Beutel» und die Beionneuheit der Freunde mahnen dazu, und siehe, hier wandelt auch schon einer vom sorglichen Wächter der Nacht geleitet heim zum Lager. Ein ueckffchrr Spielmauu sucht Tact in seine müden Beine zu bringen. Hoffentlich wird der kunft. sinnige Besitzer des Thüringer HofeS die noch leeren Theile der Wand sich an eine Fortsetzung dieses herrlichen Lehnert'schen Friese« gemahnen lassen. Der Thüringer Hos wird durch rin solches ge- schlossen»- Kunstwerk daun eine Bedeutung erlangen, die ihn auch in künstlerischer Beziehung zum WalljahrtSziele von Nah uud Fero machen wird. Adols Wei«ke. Moden un- Atoffiieuheiteu. (Nachdruck untersagt.) AuS der neuesten Nummer der im Berlage voa Ernst Heit mann in Leipzig erscheinenden „Wochenschrift für Spinnerei und Weberei" theilt un- die Redactton folgenden Auszug ihres neuesten Modenberichts mit. Zu den Stoffen, die sich in den letzten Jahren einer ganz außergewöhnlichen Bevorzugung zu erfreuen hatten und deren Lonsum von Jahr zu Jahr gestiegen ist, gehören die sogenannten „Staubmäntrlstoffe". dünne, leichte Mohair- und Alpacca-Geweb», welche von unseren Kleiderstoffsabrikanten in Düffel dorf, Görlitz, Merane, Zittau und jetzt auch schon recht hübsch in noch anderen Fabrikstädten sabricirt werden. Außer Alpacca- und Mohair-Geweben kommen noch halbseidene Gloriastoffe in Betracht, denen sich übrigens auch reinseidene Materialien anschließen werden. Für di« große Masse sind aber nur die Alpacca-, Mohair- und die halbseidenen Gloria-Gewebe bestimmt, deren Herstellung wir den Herren Fabrikanten deshalb empfehlen, weil — wie oben schon an- gedeutet — der Bedarf auch im nächsten Frühjahr darin ein sehr großer sein wird. In der letzten Sommersaison waren Staubmäntel- stoffe bisweilen sehr knapp und kaum erhältlich. Stet» modern sind in Mohair» und Alpacca- die bunischille-nden Mischungen und ins- besondere find Mischungen von Marineblau und Oliv, Weinrotd und Oliv, Braun und Blau. Brau und Schwarz, Grau und Blau, Dunkelgrün und Blau stet» verkäuflich. Einfarbige Mohair» dessinire mau durch seine, ganz dicht ein« und mehrfarbig anrinandergestellte Stressen, eine zwar nicht neue, aber stets dankbare Musterung. Man bringt ferner al» neu Mohairs und Alpacca» mit ceutimeterbreiten Sattnstreisen, entweder zum Grundstoff paffend oder abschattirt, also Hellbraun mit Duukelbrana, Hellgrün mit Dunkelgrün gestreift. Ganz neu und sehr hübsch sind auch ganz seinaestreifte Mohair« und AlpaecaS, wobei je sechs dieser seinen Streife» eiae Farbe bilden. Anch sind di« halbseidenen Popeline« sür vtanbmäntelftoffe nutzbar «mm« «artze» Mr sahen st« »»yeamstnri i, ^»»e». «odesar-
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