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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-10
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1888
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z^ikn und bronzen NI Tönen und zwar in recht auter vuakität. Jedenfalls werden dieselben gern gekauft werden; auch sind Marine- dla« und Weinrolh dankbare Farben. In Changeant (bunt schillernd) zeigte man uns ebenfalls diese halbseidene Popeline, doch glauben wir nicht, daß sie den Erfolg haben werden, wie die ein- farbigen glatten Stoffe. Halbseidene Gloriastoffe bringen in ihrer Musterung wenig Abwechselung. In den schwarzen rSthlichen und braunen Tönen bemerken wir die schon früher gekannten feinen Streisenmuster, worin wieder die Nein carrirten Dessin- gemacht werden. Die Neuheiten in den halbseidenen Gloriastoffen erstrecken sich meistens aus die Combination buntschillernder Effecte, welche wir in der Zusammenstellung von Wiesengrün und Braun, Wein- roth und Dragonerblau. Kupferrot!, und Bronze, von Blaugrau und Tabak rc. erblicken. Man wird sich aber nicht mehr auf Gloria- flösse für Regenmäntel beschränken, sondern auch Surahs, Mer- veilleux in gestreiften und carrirten Dessin- werden Verwendung finden. (Die eingehenderen Beschreibungen der Stossneuheitcn, welche lediglich für den Textilsabrikanten Interesse haben, sind in den vor- stebenden Mittheilungen übergangen und verweisen wir Interessenten aus die obengenannte Zeitschrift selbst.) *— Ueber die Lage de- Berliner TonfectionSgeschäftS enthält die Heitmann'sche „Wochenschrift" wiederum einen sehr auSführltchen Bericht, auf den wir die Fachkreise hiermit auf merksam machen. In jenem Berichte heißt eS unter Andern,: Die inzwischen etwa- herbstlicher gewordene Temperatur hat eine Be lebung de- Consrctionsgeschäfts bis jetzt nicht herbeigeführt, vielmehr ist eine gewisse Abschwächung zu bemerken, die sich erst dann wieder heben wird, wenn das Detailgeschaft flotter wie bisher einsetzt und die Läger neu complettirt werden müssen. Die Ordre- neigen sich ihrem Ende zu und was an solchen noch eingeht, ist nicht im Stande, unsere Arbeitskräfte voll zu beschäftigen. Das Exportgeschäft trägt zur Belebung des Geschäfts etwas bei. In England hat zwar der Verkauf seit den letzten Tagen, in Folge auch dort stattgesundenen Temperaiurwechsels, begonnen, doch sind die Läger noch immer zu grob und umfangreiche Nachbestellungen noch nicht nöthig. Aus Amerika sind OrdreS kaum noch zu erwarten und in der Schweiz, in Holland und Belgien haben unsere Abnehmer vorläufig noch ge nügende Vorrälhe, so daß sie nicht in der Lage sind, uns jetzt durch neue OrdreS zu unterstützen. Trotzdem befindet sich ein großer Theil unserer Reisenden wieder unterwegs, in der Hoffnung, daß einige Tage guten Detailverkauss zu Neuanschaffungen animiren werden. Jaquets haben guten Verkauf, auch kurz« Dolmans sind recht be- liebt, auch lange anschließende Paletots mit Pelzklappen werden gern gekauft. Lange Dolmans in Wollsutterplüschen oder in seidenen -Stoffen mit eingesetzten Plüschtheilen scheinen bevorzugt zu bleiben. — Unsere Stossbranche hat in Folge des ruhigen Geschäftsganges in der Lonsection nur wenig zn thun; iämmtliche Stoffe sind genügend vorräthig und der Nachfrage 'ann deshalb vollständig genügt werden. Unsere Consectionaire treffen ..anmehr ihre Dispositionen für das Frühjahr. Der Geschmack consolidirt sich in den von uns bereits erwähnten Genre-, Sowohl von Seiten unserer Grossisten (Zwischen händler) als von Seiten unserer Consectionaire sind in Stapel- qualitäten große Austräge placirt worden. Man glaubt hier all gemein an eine gute Frühjahrssai on und erwartet, daß Preise eher steigen als sinken werden. SoleilS, Corkscrews, auch Dainasses sind in Gera, Greiz, Elberfeld bestellt worden, nur ist man in Muster- genreS noch ziemlich vorsichtig. In Tricoistofsen für die Mäntel- consection nimmt man vorläufig nur Probestücke aus, ebenso werden in seidenen Damastes, Siciliennes und Gazestoffen kaum mehr als Probeordres gegeben. Die geknüpften Filetstoste werden wieder sehr beachtet. — I» der Tri cotb rauche ist die Beschäftigung lange nicht mehr so lebhaft wie vor Wochen, und der momentane Stoff- bedarf hat sich deshalb auch erheblich vermindert. Frühjahrsabschlüsfe kommen schwer zu Stande, obgleich alle Consumenten geneigt sind, solche zu ertheilen. Man will den höher gehenden Wollvreisen keine Rechnung tragen, während Fabrikanten nur aus Grund dieser Preise Ordres acceptiren wollen. Es wird gehofft, daß der im November und Dccember zu erwartende Bedarfsnachlaß die Fabrikanten ver anlassen wird, billigere Gebote anzunehmen, um ihre Arbeitskräfte zu erhalten. Unsere Informationen lassen daraus schließe», daß der Bedarf von Tricotstoffen dann aber in den Monaten Januar, Februar und März ein noch viel größerer sein wird als bisher, weil viele Geschäfte sich durch Zulegnng neuer Artikel noch aus- dehncn werden. Für Taillenstoste für das Frühjahr sind zu be rücksichtigen: Zwirnmelangcn mit Streifen, einfarbige und seidene buntschillernde Tricotslosfe. In diesen drei Artikeln dürste sich großer Consum entwickeln. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Der Handarbeiter Karl Friedr ch Emil Z etz sche aus Wurzen hatte, während er bei dein Psirdehäntler B. in Wurzen in Diensten stand, am Abende des 16. Juli ds. Js., als er sich mit drei zu- sammcngekoppellen Pferden seines Dienstherrn aus der Schwemme heimkehrend aus der Straße in dee Nähe der Sch.'ichen Ta- petensabrik in Wurzen befunden und die Pierde ohne Grund zu scharfem Trab angetrieben. das 5 Jahre alte Töchterchen des Handarbeiters Sch. überritten und dadurch deinselbcn Wun den an Kopf und Gesicht zugesügt. Der Angeklagte Halle sich daher wegen fahrlässiger Körperverletzung l unter Außer- achtlasjung einer Berusspslicht) zu veraniworten. In der Begleitung des Angeklagten, welcher eine Verschuldung seinerseits in Abrede stellte, hatten sich noch andere Personen befunden, von denen jeder eins der Pferde ritt. Nach dem Ergebnisse der Beweisaufnahme vermochte das Gericht nicht zu einer Uebcrsuhrung des Angeklagten zu gelangen, da etwas Genaues darüber, wie der Vorfall und die Verletzung des Kindes sich zugetragen, sich Nicht ermitteln ließ, ins besondere, ob gerade durch das Pferd, welches der Angeklagte selbst geritten, die Verletzung herbeigesührt sei. Aus diesem Grunde mußte die Freisprechung Zetzfche's von der erhobenen Anklage ersolgea. II. Der Stallburlche Hermann Kopp aus Greiz, welcher sich zu Anfang September d. I. im Pserdebahndevot zu Plagwitz der 8ö:Perverletzung gegenüber einem andere» Pferdewärter schuldig gemacht und sich dabei eines M-ffers bedient hatte, wurde wegen geiährlicher Körperverletzung zu 3 Monaten Gefäuqniß »er- urtveilt. Wir berichtigen hierbei zugleich die Namensverwcchselung zwischen diesem Angeklagten und dem Maurer Karl Friedrich Starke auS Gruna in voriger Nummer. Der letztgenannte An geklagte war vielmehr beschuldigt, am 28. Juli d. I bei einem zwischen ihm und dem Handarbeiter M. aus Sellerhausen aus einem Neubau in Reudnitz stattgesundenenWoriwechsel Letzteren mit einem Bier- glase aus den Kops geschlagen und hierdurch den. Verletzte» eine klaffende, stark blutende Wunde aus dem Scheitel zugesügt zu haben, weshalb die Berurtheilnng Starkc's zu einer Gesäng» ißstrase in der Dauer von 10 Wochen erfolgte. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts - Direktor Bartsch (Präsid.), Landgerichrs-Rächen Bielitz, von Elterlein. Adam uud von Sommerlalt; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner. II. Strafkammer. I. Die Handarbeiter Friedrich August Geidel aus Gohlis und August Stock aus Altscherbitz wurden wegen schweren Diebstahls unter Annahme mildernder Umstände zu je 8 Monaten Ge- sängnißstraje verurlheilt. Beide Angeklagten batten in der Nacht vom 31. August zum 1. September ds. Js. sich zu einem verschlossenen Gartenhaus in Möckern Zugang verschafft und daraus einige Wäjchstückcn. ein Paar Hosen ,c. entwendet. Der Diebstahl war unter erschwerenden Umständen verübt worden. II. Die gegen den Hilssschreiber Friedrich Ernst Hartmann aus Zwenkau erhobene Anklage betraf die Vergehen des Betrugs, der Unterschlagung und Urkundensäljchung. Der Angeklagte halte, während er aus dem Bahnhoje der Thüringer Bahn in Plagwitz beschäftigt war, da- Vertrauen seiner Vorgesetzten in vollem Maße gewonnen, dasselbe nachmals aber getäuicht und sich in einer Mehr- zahl von Fällen der Unterschlagung anvertrauter Gelder in Posten von unter 10 ^l bis über 60 ichuldig gemacht. Der Angeklagte, welcher ein offenes Gesiä-idniß hinsichtlich der Unterschlagungen ab- legte, bestritt nur einzig und allein die Urkundenfälschung und wurde bezüglich diese- Puncies sreigesproche», im klebrigen aber unter Be- rücksichtigung des grobe» BertrauensbruchS zu 2 Jahren Ge» sängn ißstrase und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurlheilt. 6 Wochen der Strafe erachtete das Gericht als durch die Unter, suchung-halt verbüßt. III Bereit- im März d. J-. hatte sich daS königl. Landgericht mit einer gegen den ehemaligen Kohlenhändler Andrea- August Albert Heinrich aus Z n» de, Lalbe a. S. wegen Betrugs und gegen de» Pserdemakler «eduard Ernst Hosmana aus Röiha wegen Beihilfe erhobenen Anklage zu beschäftigen gehabt; allein der vor liegende Fall war damals von ter Sache abqetreunt worden. Es handelte sich um folgenden Vorgang: Heinrich hatte im September vorige» Jahres einem Pferdehändler gegenüber, welcher in einem hiesigen Gasthose einen Posten Pferde eingestellt, durch sein ganzes Auftreten sich den Schein eine- zahlungsfähigen Manne» zu gebe, »,d den Händler zu Eingehung eines Sausqeschäst- in der weif» zn bestimmen gewußt, daß er nur eine unvrr- serd« im Werth» während Hos- »«>«»«»« «ls einen zahlungsfähige. Man« bezeichnet hatte. Nach dem Ergebnisse der Beweisaufnahme vermochte da« Gericht nicht zur Uebersührun, der Angeklagten zn gelangen, sprach dieselben vielmehr beide von der erhobenen Anklage frei. Der Gerichtshof bestand au» de» Herren LandgrrichtS-Direetor Sieber (Präs.), Longerichts-Räthea Sachße, Metsch, Adam und Pros, vr. Biuding; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Lhieme. V. Strafkammer. Auf dem Neubau de- Herrn Srchitekteu Sch. in Schleußt gab eS am 28. Mai einen recht unangenehmen Auftritt. Den ganzen Winter hindurch hatte Sch. seiueu Maurern Beschäftigung gegeben und pro Stunde 40 -4 gezahlt. Dadurch glaubte er sich die Anhäuglichleit dieser Arbeiter für die Eventualität eine» Streik- genügend gesichert zn haben, am während eines solchen nicht wegen Arbeitskräften in Verlegenheit zu gerathen. Dem war aber nicht so. In Kleinzlchocher gab e» zu Anfang d. I. Arbeit genug und erhielten die Maurer <5 pro Stunde, während Sch. nur 41 bis 42 zahlte. Den Anfang des Bruchs zwilchen Arbeitgeber und Arbeitern machte der aus Schlesien gebürtige Maurer Robert Heinrich S„ denn um Mitte Mai er. legte derselbe die Arbeit nieder und nahm solche in Kleinzschocher aus, woselbst er höheren Lohn erhielt; acht Tage hieraus bemerkte Sch. ans seinem Bau eine ungewöhnliche Bewegung, al- er früh 6 Uhr zum Jnspicire, erschien. Die Arbeiter standen in Gruppen umher und nahmen von Sch.'S Kommen nur geringe Notiz. Aus die Frage Sch.'», warum denn nicht gearbeitet würde, antwortete man ihm, der Polter habe die Arbeit niedergelegt und alle Maurer wollten deshalb ein GleicheS tbun. Während Sch. noch mit den Leuten verhandelte, kam der obengenannte Maurer S. aus den Platz, um, wie er sagte, seine Pantoffeln zu holen. Sch. wie- ihn vom Bau fort, mit dem Be merken, daß er (S.) nicht- bei ihm zu juchen habe. S. ging, doch draußen begann er aus Sch., mit der Hand nach ihm weisend, laut zu schimpfe» und zwar in den gemeinsten AuSdrückea. Natürlich erregte diese Scene allgemeine- Aussehen und Sch. befand sich über dies in Gefahr, von den übrigen schon an und für sich ausgebrachteu Maurern mißhandelt zu werden. Er mußte den Platz verlosten. Aus dem Wege zu einem Restaurant hat S. die Beschimpfung fort gesetzt. Sch. strengte hierauf die Beleidigungsklage an und S- wurde demgemäß zu 14 Tagen Gesängniß verurlheilt. Er legte Be rufung ein und zwar gegen das Erkenntniß selbst. Vorerst bestritt der Angeklagte in der landgerichtlichen Verhandlung einzelne be leidigende Ausdrücke gebraucht zu haben; waS den Ausdruck „ver hungerter H..." anbclange, so habe er damit Sch.'S Hund gemeint, denn das Thier habe ihm einmal fein Frühstück wrggesresten. Jeden falls sei eine Beleidigung Sch.'s nicht im Entferntesten seine Absicht gewesen. Diesen Angaben gegenüber stand die beeidigte An-sage des PrivatklägerS, welche allerdings vollständig verschieben von der S.'s war, jedenfalls aber auch entschieden Anspruch aus Glaubwürdigkeit machen konnte. Darnach erschien es zweifellos, daß S. die schweren Beleidigungen gegen de» Bauherrn zu dem Zwecke ausgestoße», den selben in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, obwohl er einen Grund hierzu nicht hatte. Herr Rechtsanwalt Dix, als Vertreter deS Prlvaiklägers, stellte Antrag aus Verwerfung der Berufung. Unter obivalleiiden Umständen verwarf das königliche Landgericht auch die Berufung als unbegründet und legte dem Angeklagte» die Kosten auf. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) V. Leipzig, 8. Ociober. („Unzulässige Kritik".) Eine Bestimmung des im ehemaligen Königreich Hannover am 25. Mai 1847 erlass.»c» Polizeist>asgelrtzbuchs, welches zum Theil noch heute Gesetz-skrast besitzt (8. 72), geht dahin, daß Derjenige zu bestrafen ist, welcher Amtshandlungen in uiiznlässiger Weise durch ungebühr liche Aeußeruiige» kritisirt. Aus Grund dieses Paragraphen ist der Colportcur Richard Krämer in Göltingcn von der dortigen Straf kammer zu 10 Geldstrafe verurlheilt worden. Derselbe war im Jahre 18d7 wegen Bedrohung, ruhestörenden Lärms und Beleidi gung augcklagt. aber sreigesproche» worden. Später hatte er den gegen ihn ausaetretenen Belastungszeugen, einen bei der StaatS- auwaltschast beschäftigten Lohnschreiber, wegen Meineide- angezeigt, war aber damit abgewiesen worden. Dann machte er eine neue Eingabe an d>e Staatsanwaltschaft und leistete sich darin folgenden Satz: „Den mir zugegangenen Bescheid erkläre ich hiermit al» voll ständig uuuiaßgebend, »och können sämmlliche Weitläufigkeiten den belr. Lohuschrc der schützen". Hierauf bekam er wieder einen ab lehnenden B scheid. Nunmehr wandte er sich an den Oberstaats anwalt in Celle und brachte in der Beschwerde über die Göttinger Staatsanwaltschaft folgende schöne Steve vor: „Der Bescheid der Staatsanwaltschaft ist em Muster an Seltenheit (!) und es kann den Lohnschreiber weder beglücken (!), noch schützen, daß er bei der Staatsanwaltschaft beschäftigt ist". Bei aller seiner Ungeschicklichkeit im schriftlichen Ausdruck und bei seiner Gereiztheit hat es Herr Krämer doch nicht fertig gebracht, eine Beleidigung i» diese Ein gaben Hinei,izupraklicireu, was vielen Leuten bei solchen Gelegen heiten passirt. Die Strafkammer in Gültingen konnte wenigstens nicht finden, daß in jenen Worte» der Vorwurs einer Pflichlver- gessenheil, also eine Beleidigung des Staatsanwalts enthalten sei. Aber während nun der Angeklagte in einem anderen Theile Deutsch lands ganz sreigesproche» worden wäre, wurde er nur von der An klage der Beleidigung freigesprochen und, wie schon erwähnt, wegen „unzulüisiger Kritik" zu 10 .sl Geldstrafe verurlheilt. — Ja der Revision, die der Angeklagte gegen das Urtheil eingelegt hatte, hob er hervor, daß das Gericht rhm den Schutz des Z. 193 (Wahrnel« mutig berechtigter Interessen) zwar zugebilligt.aber ihm diesen Schutz nur be, der Beleidigung, nicht auch bei der „Kritik" habe zu gute kommen lassen. Ec behauptete, es sei eine unrichtige Auslegung des 8 193, wenn derselbe auf die eigentlichen Beleidigungsparagraphen beschränkt werde. Außerdem behauptete er, das hannoversche Gesetz sei ver altet. Der Reichsanwalt hielt icdoch diese Behauptungen für unzu treffend. Das Gebiet des 8 193 sei aus das Strafgesetzbuch be schränkt, auch sei zwischen Beleidigung und Schreibweise ein Unter schied. Die Rcchtsbesländigkeit des angesochtenen Gesetzes sei aazu- nehmen, denn ausgehoben sei es nicht und die Materie, welche cS betrifft, sei durch das Strafgesetzbuch nicht erschöpft. Das Reichs gericht (3. Strafsenat) trat diesen Ausführungen bei und ver warf daher die Revision des Angeklagten al- unbegründet. I>. Leipzig, 8. Ociober. Wegen Wucher- ist der Privatmann Johann Peter Gottlieb Born in Eisleben von der dortigen Straf kammer am 14. Mai d. I. zu einem Jahre Gesängniß und bOO ^l Geldstrafe verurlheilt worden. Er suchte das Wuchcrgesetz dadurch zu umgehen, daß er seine Kunden veranlaßte, einen Revers aus- zustelleu, wonach sie versprachen, ihm eine bestimmte Summe ol» Zinsen (zu einem cwilen Zinsfuß- natürlich) und eine andere Summe für seine Bemühungen, für Reisen, Auslagen und dergleichen zu geben. Das Urtheil stellte fest, daß der Angeklagte nicht vermögeud sei und sich durch Wuchergeschäfte seinen Unterhalt erworben habe. — I» feiner Revision behauptete der Angeklagte, die angeblich Geschädigten leien gar nicht geschädigt, denn er habe nicht so viel an Zinsen bekommen, daß er dadurch für da- Capital, da- er nicht ziirückerhaltcn, Deckung bekommen hätte. Ferner rügte er, daß zwei Zeugen, der Rentier Kleemann und die Hebamme Bu'chmann, welche seine kapitalistischen Hintermänner gewesen seien, nicht vernommen seien. Beide waren nämlich damals krank und sind jetzt tob«; Kleemann hat sich, jedenfalls, vm einer gerichtlichen Untersuchung zu entgehen, erhängt. — Ter 3. Strafsenat de» Reich-gericht-, dem die Sache dieser Tage zur Prüfung unterlag, verwarf indessen die Beschwerde al- unbegründet. ver «e>i» zn vririminea gewußt, daß er nur e hältnißmtßig geringe Anzahlung geleistet »ud Pferd« vo» etwa AXV », erlangen gewußt, wähl »«»» st« InßeNngtn» Heinrich dem UftrtzetzSndl«, ge, Nachtrag. * Leipzig, 9. October. Ihre Majestät die Königin von Sachsen traf gestern Abend mit dem Courierzugr 9 Uhr 29 Minuten der Dresdner Staal-bahn nebst Gefolge und Diencrschast hier ein und reiste mit dem Courierzug der Magdeburger Bahn weiter nach Baden-Baden. * Leipzig, 9. October. Gestern Abend traf mittelst der Magdeburger Bahn Se. königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen mit dem Hamburger Schnellzuge mit Ge folge und Dienerschaft hier ein und fuhr unter Benutzung der Verbindungsbahn Nacht- tl Uhr 50 Min. mit dem Courierzug« der Bayerischen Bahn weiter nach München bez. Italien. In Begleitung Sr. königl. Loheit befanden sich die Capilain» zur See von Seckendorf und von Haugwitz. * Leipzig, 9. October. E» bedarf wohl keine« Worte« darüber, daß die an jedem Sonnabend stattfindenden Motetten unsere- trefflichen Thomanerchore» eine der hervorragendsten Stellen im kirchlichen Leben unserer Stadt einnebmen. Um so mehr aber erscheint ein Hinweis daraus am Platze, daß sich an die Aufführungen eine ganz kurze gottesdienstliche Feier anschließt, welche jedoch dadurch beeinträchtigt wird, daß ein Theil der Kirchen besuch« bereit- unmittelbar nach der Gesang-aufführung da« Gotte-Hau« zu verlassen pflegt und de«»alb Störungen verursacht, di« sich doch recht leicht vermeiden ließen, zumal der Zeitverlust, welcher durch da« Verbleiben bi« zum Ende der feierlichen Handlung entsteht, ein kaum nennensiverther ist. * Leipzig, 9. October. Bekanntlich ist mit der Frei legung de« vor dem schönen Westportal der Thoma-kirche befindlichen Platze- auch eine Neugestaltung eine« Theil» der Promenaden-Anlagen beschlossen worden. Leider ist e« nicht zu umgehen gewesen, daß infolge dieser Maßregel auch eine Anzahl Bäume und Sträucher fallen müssen. Mit der Umgestaltung dieses Promenadentheils ist bereits begonnen worden und jedenfalls wird die gärtnerische Kunst den momentanen Verlust an Bäumen und Sträucher auszugleichen wissen. — Im Circu« Corty-Althoff finden heute zwei Vorstellungen statt, Nachmittag« 4 Uhr Kindervor stellung zu Haiden Preisen und mit einem besonder» für die Jugend vorgesehenen Programm; den Schluß dieser Vor stellung bildet; Große- Rtttersest mit Waffentänzen und Kampsspielen. Die Abendvorstellung (?»/, Uhr) glänzt durch die Aufführung: Mexikanische KriegSepisode, militairische Scene au« der Zeit ^e« mexikanischen AusstandeS im Jahre 1867, mit Benutzung eigener hierfür dressirter Pferde; da« weitere Programm ist sehr reichballig. Wie wir vernehme», ist der Aufenthalt de« Circu» Corly-AIlhosf nur noch von kurzer Dauer. — Die Künstler-Vorstellungen in der Central halle waren am letzten Sonntag sowohl al« am Montag wiederum so überau» zahlreich besucht, daß namentlich am Sonntag die Casse bald nach Beginn der Vorstellung ge schlossen werden mußte. Wir machen noch darauf aufmerk sam, daß die Vorstellungen nur noch die gegenwärtige Woche andauern und daß Bill«« zu ermäßigten Preisen an den be kannten Vorverkaus-stellen abgegeben werden. — Im Anschluß an unsere vor Kurzem gebrachte Mit» thrilung, betreffend die in einem Zelle aus dem König-Platz« zur gegenwärtigen Meßzeit in das Werk gesetzte optische Täuschung, genannt .Neptuna", ist noch mitzulheilen, daß auch aus dem Noßplatze sich ein Zelt befindet, in welchem eine ähnliche Sinnestäuschung geschickt in das Werk gesetzt wird, nämlich die Verwandlung einer Marmordüste zur lebenden Gestalt und zurück. Wer über die Messe geht, kann also auch dort einmal sich einer nicht uninteressanten Sinnes täuschung hingeben. Im klebrigen ist zu bemerken, daß die Veranstalter von SebeuSwürvigkeiten sowohl aus dem Roß«, als auch aus dem König-Platze lebhasle Klagen führen über den geringen Besuch, der eine Folge der schleckten Witterung ist, welche den ganzen Meßvertehr ungünstig beeinflußt. — Morgen Donnerstag findet in der Centralhalle der erste Winter-Vortrag im KreiSvereine deS Verbände- Deutscher HandlungSgehülfen statt. Nähere- ist aus dem Anzeigenlheile ersichtlich. — Der „Dramatische und Chorgesang-Berein „Veilchen" hielt am letzlvergangenen Sonntag »n Saale deS Restaurants „Zum Rosenlbal", Nosenthalgaffe, wieverum eine Adend- unrerhaltung ab, welche in bester Weise verlies. Der geräu mige Saal war dicht gefüllt, ein Beweis, welcher Bclicblbeit sich die theatralischen Abende des Vereins erfreuen. Zur Aufführung gelangte u. A. die dramatische Soloscene „Eine Mutter vor Gericht", welche allseilige Anertennunq fand. Sodann ginge» die beiden hübschen Einacler „Eine Wein- probe" und „Der Kaffeeklatsch" unter reichem Beifall in Scene und beide Stücke versetzten da- Publicum in die heiterste Stimmung. Sänimtlichc Rollen waren sehr gul vertheill und die Darsteller bez. Darstellerinnen ihren resp. Ausgabe» voll gewachsen. Es wurde ihnen auch die ver diente Anerkennung seitens teS PublicumS gezollt. Die übrigen Numnnrn de- reichhaltigen, gewählten Programms wurden gleichfalls tadellos durchgesührt. --- Herr Hermann Gericke. in Firma Ernst Kießig Nacks., hier. Eonserven-, Delikatessen-, Geflügel- und Fisch- Handlung, ist in Anerkennung seiner „vorzüglichen Leistungen für die herzogliche Hosklichc" von Ihrer Hoheit der Herzogin- Witlwe von Äiihalt-Bernburg zu deren Hoslieferan ten er nannt worden. H Leipzig, 9. October. In einem Grundstücke der Bayerischen Straße »ahm man seit einigen Tagen und zwar Tag und Nacht aus der verschlossenen Wohnung eine- inil Familie zur Zeit aus Reisen befindlichen Kausmann« herkomniend ein abscheuliches Getöse wahr, da- die übrigen Bewohner und sogar die Nachbarsckast zu Beschwerden ver anlagte Es wurde deshalb gestern Nachmittag die Wohnung behördlich durch eine» Schlosser geöffnet und eine Katze in Freiheit gesetzt, welche von dem WohnungSiohaber darin zurückgelassen worden und, obwohl sie mit Futter hinreichend versehen war, den Rumor und Spectakel verursacht hatte. — Heule Morgen wurde in einer hiesigen Herberge ein Barbier an- Stettin, welchen die StaatSanwallschast zu Bremen wegen Hausfriedensbruch« und Widerstands gegen die Staatsgewalt t-ckbrieslich verfolgt, polizeilich ausgegrisien und aus dem Naschmarkt zur Hast gebracht. — In' der Elsässer Straße wurde dieser Tage einem Kutscher ein Geldbeutel mit der erheblichen Summe von 69 ^ entwendet, welche er im Pserde- lall im Futterkasten verwahrt gehabt halte. Der Verdacht deS Diebstahls lenkte sich alsbald aus einen Nebenbediensteten des Bestohlenen, einen Kutscher auS WermSdors, der auch alsbald als der Dieb ermittelt und deshalb gefänglich rin- gezogen wurde. ---- Anger, noch im 17. Jahrhundert „zum faulen Anger" genannt, bas zweite sogenannle Kohlgartendorf, welches näch stens, wie Reudnitz, edensall« zu Leipzig gezogen wird, kam im Jahre 1543 mit elf besetzten Höse», al» bisherige» Kloster gut der Gcorgennonnen, auch Marienmägde genannt, an den Rath. Diesem standen die Erdgerickte iin Felde und Dorse und aus den Kohlstücken zu, und halte da- Dorf da« Vor recht, eine Säule mit einem HalSeisen ausrichtcn zu dürfen. Al» Zinsen hatte e- zu leiste», waS Reudnitz gab. Güter mußten vierzehn Tage vor dem Verkaufe den Nachbarn an geboren werden. Früher wurden von Anger ganze Wagen ladungen Kohlstaubci» nach Dresden verfahren, und brachte der Acker Gartenland hundert Thaler Pachtzins «in. Anger hatte im Jahre 1800 in 11 Gütern und 9 Häusern 120 Ein wohner; 1840 in 42 Häusern 243 Bewohner und 1860 deren gegen 400. * Wurzen, 9. October. Im engeren Familienkreise feierte am vergangenen Sonntag eine in unserer Stadt all gemein geachtete Persönlichkeit, Fräulein Marie Tbater, da» 25jährige Jubiläum ihrer Thäligkeit als Lehrerin für weibliche Handarbeiteu. Die Jubilarin, welche ihren Stolz in die Belhätiguiia treuer Pflichterfüllung setzt, empfing zahlreiche Beweise der Anhänglichkeit. —r. Oschatz, 9. October. Der hiesige Volksbiblio- theken-Bereia, dessen Vorsitzender Herr Rechtsanwalt und Stadtralh Schmort ist, zählt zur Zeit gegen 200 Mitglieder. Die von dem Vereine vor 11 Jahren begründete ÄolkS- bibliothek hat nach der am 6. d. M. erfolgten Revision 3677 Bände, daS sind 122 mehr al- im Vorjahre, auszu- weisen. Die Zahl der au-geliehenen Bücher, welche 1877 gegen 5000 betrug, ist im letzten Jahre bi- aus 6669 ge stiegen und ergab an Lesegeld einen Betrag von 269,64 Der jährlich« Beitrag der Mitglieder ist aus 1 festgesetzt wor den. Außer diesen Beiträgen wurde diese- Institut noch durch einen Beitrag von 150 ^ seiten« der Stadt und durch einen solchen von 60 seiten» de« Staate« unterstützt. Die zahl reichen Leser gehören in erster Linie dem Arbeiter- und dem Militairstande an. — Bon den vor ca. 8 Tagen ihren Eltern in Berlin entlaufenen drei 13jährigen Gymnasiasten wurden am 5. d. M. zwei in Kalbitz und einer in Meißen aus- aegriffen. Die in Kalbitz sestgenommenen Bürschchen wurden an die königl. Amt-Hauptmannschost Oschatz abgeliesert und i sind am 6. d. M. ans erstattet« Nachricht hin von ihre» Ln« »gehörigen in Empfang gen,««« »erden. — I« ». d. vi. 6163 brannte in MahlI« bei Dermsdorf die zum Hauptgute ge hörige Brauerei lheilweise nieder. Durch da« Verbrennen einer größeren Menge Gerste ist dem Brauer eia bedeutender Schaden erwachsen. Mittheilungen an« Per RathSplenarsttzuu, »am S6. Geptensßer 1888.*) Vorsitzender: Herr Oberbürgermeister vr. Grargi. 1) Die Stadlverordnrteu haben zugesttmmi: a. der Erwerbung der südlich von der Heilanstalt Thonberg go» legeaeu Feldparcellen Nr. ^^nenea" Flurbuch« für Thonberg zu dem Kaufpreise von 60 OVO au» den Mitteln de- Johanni-Hospitale- und für dasselbe, d. der Berwilligung einer Bersügungssumme vo» 6000 ^l für verschiedeae Ausgaben für die Heilanstalt Lhoabrrg » cont« Johanoi-ho-pital, o. dem RathSbeschlusse, die dem Direktor der Heilaastakt Ayon- brrg und seiner Familie zugestandeae freie Stalloa bei Be rechnung de- pension-berechtigten Dieusteiukommen- mit 3000 uud die dem Berwaliung-iuspector mit Familie zu. kommende freie Station bei Berechnung de» peusioa-berechligteu Diensteinkommen- enisprecheud dem au-geworseura GehaUr mit 1200 in Ansatz zu bringen, ck. dem Ralh-belchlusse, der Thoma-kirche zwei mit küast. lerischer Bla-malerei versehene Seitenseaster für dea hohe» Chor mit einem Auswaude voa bü34 » » oooto Betrieb zu widmen, s. der Neuherstellung eine- Einfahrt-thore- mit Pforte aus dem Rillergute Stötteritz u. Th. mit einem Auswaude vo» 2600 au- dem Conto de- Rillergute-, jedoch unter d>r Ermattung einfacherer nab billigerer Ao-sühru ' ES sind die gesaßien Beschlüsse au-zuführeu. Za v wird die Entschließung aus eine Vorlage de- Bauamte» Wege» Streichung timgkr Posiiionen der Section überlassen. 2) Die Beschlüsse der Stadtvcrordnelen zu einigen Positionen de» Specialbudgets „Armenwejea" verweist man an da- Armeadtrectorium. 3) Zu Abhaltung einer gemeinschaftlichen Sitzung mit de» Stadt verordneten wegen Wahl der Bertrauen-mäauer für den Ausschuß zu Ausstellung der Schöffen- und Geschworeaealiste» wird der 3. k. M. anberaumt. 4) Die Stadtverordneten hatten auf die Vorlage über de» Pollzet- amtsneubau u A. um näbcrc Auskunft über die Pos. 5, Titel „Ins gemein", 2500 für Gardinenbreter, Rouleauxsiübe und die nölhige» Vestsligungseisen, gebeten. Vom Bauamt« ist eine Specification dieser Position eingereicht worden, welche dea Stadtverordneten mit- gelheilt werde» soll. ES folgt 5) die Vergebung der Zimmer-, Schieferdecker- uud Klempner- arbeirea für den Erweitcrungrbou der Gasanstalt II, der Tischler-, Glaser- und Schlosserarbeiten sür den Erneuernug-bau der Gas anstalt I und der Erdarbeitcn sür den Bau der Llsterbrücke bei Möckern. 6) Der Fußboden eine- Zimmer- im Rittergute Gra-dors ist vom Schwamm zerstört uud macht sich die Erneuerung der Fläche notbwcndig, wozu die vom Vauamle aus 690 ^l veranschlagte» Kosten bewilligt werden. ES ist hierzu die Zustimmung der Stadt- vcrordaelea einzuholeu. vom 29. Le-tember 1888. Vorsitzender: Herr Oberbürgermeister vr. Georgi. 1) Die Stadtverordneten haben der Bewilligung von 3500 ^l sür bauliche Instandsetzung des ersten Obergeschosse» des alten Eoa- ervaioriliniS a conto Betrieb zugestimmt uad »st die- nunmehr auSzusübren. 2) Die Justification der Rechnungen de- Armenamte« aus die Jahre 1881 bis mit 1886 ist voa den Stadtverordneten abgelehnt morden. Man verweist die Sache an das Armendirectorium zurück. 3) Die von den Gemeinde» Probstheida, Stünz uud Aager- Erottendors bezüglich des Anschlusses an den Stadtbezirk eia» gegangenen Antworten werben an die Deputation verwiesen. 4) Aus ein Geiuch de- Vorstände- de- Berein» für innere Mission um GewLdrung einer Beihilfe sür daS Bethlehemstist in Herrmannsbad bei Lausigk beichließt man, bi» aus Weitere- den Be trag von 600 in den Haushaltplan einzustellen. Ebenso wird 5) aus eia Geiuch de- Vorstandes de- HanptvereiaS der deutschen Lutber-Stistnng um Gewährung einer Jahresbeitrag- für die Zwecke des Vereins die Einstellung eines s. Z. noch zu bestimmenden Bei trags in den Haushaliplan beichlossen. 6) Bon Herrn Staatsanwalt Schiele in Beruburg ist gemäß letzt- williger Anordnung der am 25. April d. I. verstorbenen Frau Laroline Edlen von Schwab daS Selbstvortrait de» verstorbenen Maler- Pros. Bromei- dem Muieum al- Geschenk angebote» worden. Man beschließt die Annahme desselben. LS ist zu danken. Es folgt 7) die Beschlußsassung aus mehrere Gesuche um Ermäßigung de- Mietdzinses sür von der Stadt ermiethete Räume, ferner 8) die Vergebung der Lieferung der Lin- und Au-aaug-rohre zum Behälter für dea Erweiterungsbau der Ba-anstalt II. Weiter beschäftig« man sich mit 9) der in Folge der Berufung de- Herr» Pros. vr. Kägel. Ober lehrer- an der Nicolaischule, an die Universität Basel vorzuaehmen- den Stellenbesctzung und tritt dea Vorschlägen de» Rector- der Schule bei. 10) Der von dem Herrn Vorsitzenden vorgelegte Entwurf eine» OrtsstaluteS betreffs der Bereinigung der Stadt Leipzig mit den Gemeinden Lindenau und Plagwitz in Bezug ans dle Ausübung de» Schlachtzwanges, zu welchem der Beitritt der Gemetadrräthe jener Orte einzuholeu ist. wird genehmigt. Zu 9 uad 10 ist mit den Stadtverordneten za communiciren. *) Eingegange» bei der Redaktion am 4. October. vermischtes. — Der am 4. d. in München verstorbene General« adjulant de» Zaren, Gras Adlerberg, spielte unter Kaiser Alexander II. eine große Rolle. Damal» stand, wie die „Neue Freie Presse" schreibt, da« Geschlecht der Adlerberg im höchsten Ansehen und hatte großen Einfluß. Der Vater de« letzt Verstorbenen war der Gründer de« über ein halbe« Jahrhundert währenden Adlerberg'schen Einflüsse«. Schon unter Alexander I. bekleidete er Hohe militairische Aemter; unter Nikolaus I. jedoch wurde er dessen Ralhgeder und Hausminister. Der jetzt verstorbene Sohn stand in gleichem Alter wie Alexander II. und war dessen Jugendfreund. Niemand stand Kaiser Alexander II. so nahe, wie Graf Adlerberg'Sohn: er wurde dessen HauSminister, und alle nur denkbaren mililairischen Würden und Auszeichnungen wurden ihm zu Theil. Natürlich zeichneten ihn auch alle fremden Herrscher auS; scherzte er doch oft darüber, daß er mit noch mehr Orden geschmückt sei, als selbst Fürst Bis marck. Gras Adlerberg halte großen Einfluß, waadte den selben aber niemals zum Schaben Anderer an. Vergaß jedoch sich und seine Familie nicht. Da er über seine Mittel lebte, auch da» Spiel sehr liebte, befand er sich in fortwährender Geldverlegenheit, au- der »ha sei» kaiser licher Gönner ungezählle Male befreite. Luch seine Gemahlin wie sonstigen Verwandten stiegen zu hohen Stellungen aus. Sem Bruder wurde gleichfalls General- adjulant und war zuletzt Generalgouverneur von Finnland; seine Tochter heirathele aus Wunsch de» Kaiser- dessen Lieb ling, den Fürsten von Mingrelien, der eine Zeit Anwärter aus den bulgarischen Thron war. Sein Sohn wurde mit dem damaligen Thronfolger Nikolaus erzogen und war von frühester Jugend an bestimmt, der dritte HauSminister Gras Avlcrberg zu werde». Der Tod de» Thronfolgers war der erste WermuthStropsen in dem Adlerberg'schen Glück, denn der Thronfolger, ver jetzige Kaiser, war den Adlerberg'- nicht sehr geneigt, namentlich aber nicht dem Sohn de- jetzt Ver storbenen. In politischer Beziehung richtete sich der HauS minister Graf Avlerberg ganz nach seinem kaiserlichen Herrn. Erst ganz um» Ende der Regierung Kaiser Alexander'« II. aerieth er in Widerspruch mil diesem anläßlich dessen zweiter Ehe mit der Fürstin Dolgorucki. die er nicht gutheißen konnte, welche Ansicht er dem Kaiser gegenüber nicht zurückhtrlk. Letzteren Umstand hat ihm auch der jetzige Kaiser hoch an» gerechnet. Bald nach dessen Regierungsantritt legte er jedoch sein Amt al« HauSminister nieder, verblieb aber in Peters burg, sich de« größten Ansehen« seiten« der Kaisersamili« »ad der Gesellschaft erfreuend. Der Sohn ist Gen«,«Im»jmt »«, Neserve
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