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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-18
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1888
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.«832 « erhoffe, z> dürk». »« so «ehr. oll, Christ«, de« UrdlreNe«, durch euer Beispiel bewogen, mit gleichem Eifer »ad gleicher kr. aedrnheit die so heilige» Rechte der Kirche and de< Apostolische» Stuhle« za vertheidigen sich bestreben. Al< Untrrpsaud der htmin- lischea Gaben und zum Zeug mb Unsere« besonderen Wohlwollen« ertheileu wir euch gern, ehrwürdige Brüder im Herr», den aposto lische» Segen. Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 12. September 1888, im elften Jahre Unsere« Poatificate«. Papst Le« Uli. >» dir ehrwürdige, Brüder, Erzbischof Philipp»- von KSI» und di« übriger, deutschen Bischöfe, welche i» Fulda znsammeuge- lomme, sind. * Der Oberpräfident der Provinz Hannover, Rudolf Von Bennigsen, hat von dem Senat der Stadt Hamburg eine Einladung zu den in Hamburg am 29. Oktober statt- findenden Festlichkeiten erhalten und wird, sicherem Bernehmen der „Hamburger Nachrichten" zufolge, derselben Folge leisten. » * » * Kaiser Franz Joses hat der .Kölnischen Zeitg." zu« folge dem Husaren-Regiment Nr. lk, dessen Ches er Ist, für die Galotracht eine vollständige PrlzauSrüstung geschenkt. Eine» solchen Pelzzierrath haben in Preußen mnr die Lelb-Gard--Husaren, die Zielen-Husaren. diese al» Geschenk des Prinzen Friedrich Karl, und die Thüringischen Hufareo Nr. 12, kiese alö Geschenk de« Großsürsten Wladimir von Rußland, gehabt. * Alle ungarischen Parteien vom .Nrmzrt" bis zum „EgheterteS" sind zornerfüllt über die Czechisirung des Eabinet» Taasse. Der „Pest« Lloyd" giebt der allge- «eiuen Stimmung Ausdruck, indem er schrervt: Taaffe habe die Regierung ofieubar zu einer czechisch-klerikalen Regierung umgestalteu wollen, doch möge man noch hoffen, daß er nicht den Geist deü staatsrechtlichen Verhältnisses außer Acht lasse. Der Ausgleich wurde mit dem einheitlichen österreichischen Slaat-wesen geschlossen, nicht mit nationalen Gruppen, die eine Summe unauSaleichbarer Widersprüche bilden; die weitere Voraussetzung de- Ausgleichs war, daß in Oesterreich kein System Kerrsche, besten Wirkungen sich auch aus unser Gebiet Herüberpflanzen würden. „Fern liegt unS", erklärt daS Blatt, „die Einmischung in die inneren Angelegenheiten Oesterreich«, aber wir wären zur Abwehr unvermeidlich gezwungen, sobald die Borbedingungen deS Ausgleichs hinfällig würben. Ent weder gelingt e» unS, da» Experiment zurückzuweisen, oder wir ziehen unS auf diejenige staatsrechtliche Form zurück, welche mit Oesterreich nicht- andere- gemeinsam hat als die Person de» Monarchen." Schließlich hofft der „Pester Lloyd", daß der czechische Exceß der herrschenden Mächte sich selbst aushebe und daß Taaffe mit Berufung der neuen Minister Harikiri vollziehe. * Der Niedervsterreichische Landtag nahm den Antrag de» Au-schusseS, über den Antrag de- Abgeordneten Rigler, betreffend ein gemeinsames deutsch-österreichisches Zollgebiet, zur Tagesordnung Uberzugeben, an. Ebenso wurde üoer den Antrag, betreffend die Einschränkung de- Ehe schließung-rechte«, zur Tagesordnung übergegangcn. * In mehreren auswärtigen Blättern findet man M t- IWluugen über eine angeblich bevorstehende Reise des Zaren nach Kopenhagen und über eineu aus der Rückreise in Berlin zu machenden Gegenbesuch desselben, um welch- Zeit auch andere Souveraine Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm Gegenbesuche machen dürften. Alle diese Meldungen beruhen augenscheinlich aus leeren Vermuthungeu. da bisher über bezügliche Dispositionen nicht- bekannt ist. * Mit lebhaftester Sorge nehmen englische Wirth'chastS Politiker von den mancherlei Anzeichen Kenntniß, welche daraus schließen lasten, daß ein Massenstreik der nordcnglischen Kohlengrubenarbeiter im Anzuge ist. Der Au-bruch eine« solchen MastenstriekS, wenn er thatsäcklich erfolgen sollte, wird von der öffentliche» Meinung, im Hinblick aus den vor der Thür stehenden Winter, einem Nalionalunglücke gleich «achtet. Noch ist die Hoffnung aus eine Beilegung deS Streik» nicht ganz fallen gelosten, immerhin erscheint die Lage ernst genug. Zwischen 40 000 und 50 000 Uorkshire Kohlen- grubenarbeiter haben ihren Entschluß, die Arbeit nieverzulegen, augekündigt, wenn ihnen nicht innerbalb einer namdast ge wachten kurzen Frist eine lOprocenlige Lohnerhöhung bewilligt Wird. In Stafsordshire liegen die Dinge ähnlich; es muß sich gar bald entscheiden, ob 100 00» Arbeiter feiern und Millionen kleiner Leute schutzlos der Winterkälle preirgegeden werden sollen. Die Arbeiter behaupten, daß die Nachfrage »ach Kohle in der letzten Zeit wesentlich gestiegen sei, daß «in entsprechender PreiSauiichlag staltgesunden habe und daß die Gerechtigkeit e« den BergwerkScigcnthümern zur Pflicht wache, von dem erzielte» Gewinn einen Theil den Arbeitern zu Gute kommen zu lasten. Die Eiqentbümer wieder räumen den Thatbestand der gesteigerten Nachfrage und des ent sprechenden Prei-ausschlage- zwar ein, aber sie setzen hinzu, die erzielte Steigerung sei so unbedeutend, baß sie durch den gegenwärtigen Stand der Löhne völlig ausgewogen werde, zumal dieselben den Arbeitern während der ganzen Dauer de» Darniederliegen» der Geschäsl-conjunctur unverkürzt ge- zahlt worden feien und viele Grubenbesitzer e« vorgezogen hätten, statt ihre Gruben zu schließen und die Arbeiter aus da» Pflaster zu werfen, de» Betrieb unter empfindlichen Ver luste» di» zur Ueberwindung der ungünstigen Geschäftslage sortzusühren. Natürlich sind die Arbeiter nicht auS eigenem Antriebe zu ihrem gegenwärtigen gewagten Spiele gekommen, sondern in Folge einer von socialrevolutionären Hetzern auS- , gegebenen Weisung. Dieser Umstand ist «S auch, der die Aussichten aus Verständigung zwischen Arbeitgebern und Ar beitern so sehr beschränkt. Denn den Hetzern ist e» ja nicht um einen sachlichen Erfolg zu tbun, der die mit dem Streik verknüpften beiderseitigen Interessen der Arbeitgeber und Ar beiter, sowie die Versorgung der englischen Consumenten mit ihrem Bedarf an Feuerung-material sicherstellt, sondern ganz allein um die Verschärfung der Classengegensätze und de» ClastenhafseS. Sie lausen keine Gefahr: ihr Einkommen wird durch den Au-bruch von Lohnkämpsen nicht in Frage gestellt, weil sie ja überhaupt für ihre Person dem Arbeiten grundsätzlich abhold sind. Wenn der Einfluß der Hetzer maß gebend bleibt, mag sich da« englische Volk nur immer auf schwere wirtbschastliche Prüfungen gefaßt halten. * Au» Tanger wird vom 14. gemeldet: Der Sultan von Marokko kam am 10. d. in Fez an, wo er den Winter zu verbringen gedenkt. Hier ringegangenen amtlichen Nach richten vom maurischen Hofe zusolge soll der Sultan sehr krank sein. Der Streit zwischen Portugal und Ma rokko. welcher in Folge der Beschimpfung der portugiesischen Flagge in Port Laraiche au-brach, gestaltet sich schärier. Da die maurische Regierung sich beharrlich weigert, dem Ver langen der portugiesischen Regierung, die Flagge zu grüß-k, zu willfahren, ist da« portugiesische Panzerschiff „BaSco de Gama" von Toulon hier angekommen und wird gemeinschaft lich mit der „Rainha de Portugal" die Erfüllung der Forde rungen Portugals erzwingen. * Der am 30. September in San Francisco eingetroffene Dampfer „Zealandia" hat Nachrichten au» Samoa über die Kämpfe zwischen den Anhängern Tamafese'S und Malietoa'S gebracht. Unter dem Vorbehalt, daß sie sehr der Bestätigung bedürfen, entnehmen wir ihnen Folgende«: Darnach Hot sich am 31. August die Bevölkerung de« Bezirke« Lapata gegen da« „deutsche Joch" erhoben und ist gegen «p,a marschirt. allein dem druisch-somoanlschea Premier Brande«, welcher eine» der Häuptlinge in Mulina gesauaen hielt, gelang e«. die Leute zur Rückkehr zu bewegen; etwa 30 weigerten sich, die« »u thua, wurde» ober durch einen Nochtaogriff von angeblich 550 Mann in die Flucht geschlagen, wobei mehrere Personen ans beiden Seiten getödtet wurden. Diese Affaire brachte die Leute von Lapata so in Verzweiflung, daß sie am 3. September abermal« über die Berge zogen und in Tabula. 8 luo von Mulina, ein Fort erbauten. Braude- berlrs alle Samoaner unter die Waffe», allein nur wenige kamen und verschiedene Distrikte schloffen sich de» Gegnern an. Lapitaia Leary «an de» ver. ktmlteu Kriegsschiffe ..Adam«" erklärt« Herrn Brandes, bat « sei,» Laudslalt» »ar «tDsiger Gchäd inu» schätze, »erd«. Brand«» bracht« »nr 700 Man, zusammen m>d König Tamasese erließ ei» Manifest, in welchew er den Rebellen Amnestie ver. sprach, wenn sie heimkrhrten. Dagegen verlangten Letztere, daß Tamasese Herr» Brande« entloffe und die verbannten Häuptlinge Ast. Tu>, Manga u. S. »urückbcruse. Diese Forderung wurde von Brande« und dem deutschen Konsul verworsea, und da« deutsche Kriegsschiff „Adler" ervielt Bcsebl, die Ausständischen zu züchtigen. Mittlerweile wach« die Zahl der Gegner Tamasese'« so stark, baß am 8. September der Häuptling Malaosa al« „Malietoa" zum Könige erwählt werde» konnte. Seine Stretlkräste umringten Apia, ivährend Tamasese'« Audäager, welche nur noch 200 Mann stark waren, unter Beihilfe der Maouschast de» „Adler" in Mulina Schanzen er- richteten. Am 12. September drang et» Tbeil der Streilkräste des nrnea König« Malietoa in Apia ein and eallpann sich ei» Kamps, der bi« in die Nach» hinein dauerte, woraus die Anhänger Tamasese'« aus Matoutovom», wo dieselben eia Fort erbaut harten, unter dem Schutze der Nacht ouSriffen. 60 Personen wurden geiödtet oder ver wundet, darunter Bissel, Lapitaia eine« englischen Schiffe«, welcher aus de» Sloseu de« Hawaischen Lousulates durch eine Kugel ge- troffen und getödtet wurde. Tamaieie besand sich aus Mulina, der beseitigten Halbinsel, unter dem Schutze de« deutschen Kriegsschiffe«. Mit Aosualime diese« Puucte« war am 13. September da« gauze Gebiet in den Händen der Anhänger Malietoa'« und man erwartete einen Angriff derselben aus d»e von der Mannschast de« „Adler" gehaltene Position. * DaS Reutcr'sche Bureau stellt die Ermordung der drei Matrosen von der .Möwe" wie folgt dar: »Drei Deutsche, welche mit einer großen Quantität Munition vor 12 Tagen von dem deutschen Kanonenboot .Möwe" befer« tirten und aus ihrem Herumstreifen im Land« alle Ein geborenen, welchen sie begegneten, erschossen, sind von Ein- geborenen jenseits von Kiwami getödtet und gegessen worden." — Diese Desertions-Geschichte tauchte bekanntlich schon ein mal aus; sie ist bis jetzt völlig unaufgeklärt. Jur preußischen Wahlbcwegung. ** Berlin, lk.October. Wie wir unseren Lesern mitgetheilt, werden in Berlin dieBemühungen von Seiten der gemäßigten Parteien fortgesetzt, für die LandlaqSwablen rin Zu sammengehen« aller reich-treuen Elemente berbeizusühren. Aber beute bereit» läßt sich erkennen, daß diese Mühen er folglos sein werden, denn die RechlSconservativen, oder we nigstens deren äußerster extremer Flügel, die Herren Slöcker, Hahn, von Hammerstein und Rappo, welche sich mit den Antisemiten verbunden haben, haben sich endgiltig dahin schlüssig gemacht, selbstständig vorzugehen und lcdiglichCandidalen ihrer Farbe auszustellen. Die Verblendung der „Krcuzzeilung geht so weit, diese verderbliche Taklik mit besonderem Jubel zu begrüßen und die Unverfrorenheit dieses Blatte» ist so groß, den gemäßigten Parteien die Schuld an dem Scheitern deS CartelS auszubürden. Wir fürchten, daß die verhäng nißvollen Folgen, welche diese Uneinigkeit im reich-treuen Lager haben muß, nicht nur für die Landtagswahlen, sondern auch bei den nächsten Rcich-tag-wahlen sich gellend machen werden. In dem großen Berlin, besten Grundcharakter evonge, lisch ist. haben die katholischen Wähler zwar keine au-schlag, gebende Bedeutung, aber ihre Stimme ist doch auch nicht ohne alle» Gewicht. Zwar muß anerkannt werden, daß die meisten derselben aus dem correcten Standpunkte stehen, daß sie ihre Stellung zu staatlichen Fragen nicht mit religiösen Anschauungen verquicken, aber die Agitation der ullramon- tancn Partei hat doch auch in Berlin die Bildung eine- ..Verein» der Centrumrpartel" bewirkt, dessen Mitglieder der Parole der Aqitaloren blindlings folgen. Und baß diese in den gemäßigt liberalen und gemäßigt conservativen Parteien immer ihre Gegner zu sehen gewöhnt sind, ist hinlänglich be> kannt. Also auch bei den bevorstebenden LanblagSirahlen werden die Stimmen der Berliner Ullramoiitanen nur den Freisinnigen oder Extremconservative» zu Gute kommen. Äehnlich verhält c» sich mit den Socialvemokraten. Dies» Hallen ursprünglich beschlossen, sich von den diesmaligen Land tag-wahle» völlig fern zu Hallen, da ihre Stimmen bei dem indirccten Wahlsystem doch ohne Einfluß seien. Tiefer Beschluß ist plötzlich umgestoßen worden, und zwar wie eS scheint i» Folge einer Anweisung au-wärt» wohnender „Fllbrer", welche e» sür angezeigl halten, unter dem Vorwand der Belheiligung an den LandtagSwablen eine kräftige Agitation zu betreiben. So habe» denn die Socialdemokralen eme Reche von „Volks Versammlungen" angemelvet und deren erste aus heute Abend anberaumt. Die LandtagSwablen selbst werden schwerlich daS Tvema der „Vorträge" und „Debatten" bilden, und c» steht auch von vornherein fest, daß, soweit sie sich bethelligcn, die Socialdemokraten sür den „Freisinn" stimmen. Im klebrigen dars mit Genuglhuung constatirt werden, daß wie im Lande, so auch in der ReichShauplstadt selbst, der Boden sür jegliche Art der Agitation sich immer un fruchtbarer erweist. ES ist eine erfreuliche Thalsache, daß in weilen Schichten der Bevölkerung Zufriedenheit herrscht, und daß eS der „freisinnigen" wie der socialdcmokratischen Agitation an dem von ihr so sehr begehrten Nach wuchs fehlt. Die Wahlversammlungen sind recht spär lich besucht, und di« gebildeten und besitzenden Elemente, die urtbeilSreisen Männer lehnen mit Nachdruck die von jener Seite angebotenen Candidaturen ab. Dabei ist nicht zu ver kennen, daß sowohl im Lager der „Freisinnige»" wie der Socialdemokraten keine rechte Einigkeit herrscht, und daß trotz aller Ableugnung die früheren Secessionisten Herrn Richler'S Diktatur nur mit dem größten Widerstreben anerkennen. Daß ebenso die extremconservanveii Elemente sich nach und nach mehr von de» gemäßigt Conservativen trennen, wird schließ lickt auch ru einer Läuterung der conservativen Partei führen, welche unserer Gesammtenlwickelung nur förderlich sein kann. Mehr und mehr wird die viel verspottete gemäßigte Richtung der Mlttelparteien maßgebend sür die Entscheidung der poli tischen Fragen, und mit Sicherheit dars daraus gerechnet werden: den Mittelparteien gehört di« Zukunst. »Die „NationalliberaleCorrespondenz" schreibt zur Wahlbewegung: Der Wahlerlaß des Erzbischof« von Köln mnß überall, wo man Sinn sür freie Wahlen hat. eaischiedensteu Widerspruch und lebhaftesten Unwillen Hervorrusen. Eine offenherzigere, unvek'roreoere. man möchte sagen naivere Aufforderung zur Wahlbeeinsluffunq ist noch nie ergangen, und leider wird auch an Wirksamkeit diese Auf. sorderung alle« Aehnliche übertreffen. Man beachte, wo« e« heißt, wenn die gelammte katholische Geistlichkeit mit ihrer ungeheuren Macht auf da« Bolk ausgejordert wird, ihren ganzen kirchlichen und häuslichen Einfluß zur Erzielung „guter" Wahlen auszubieten. Es ist freilich allbekannt, daß auch bisher schon Kanzel und Beichtstuhl osten genug zur Wahlagitation mißbraucht worden sind, aber eine amtliche Ermahnung der höchsten Kirchenbebörde. in dieser Hinsicht den größten Eifer zu entfalte», war doch bisher nicht ergangen. Da« ehrwürdige Amt deS Geistlichen so zum Dienst des Wabihetzers und polisifcheo Agitator« zu erniedrigen, war dem Erzbiichoi von ' Köln Vorbehalten. Man darf gespannt sein, ob d e anderen Bischöfe dem Beispiel diese« Herrn folgen. Der Erzbnchos Dinder von Polen ist neulich bei seiner Zurückberusung der Geistlichen vom parlameularischen Schauplatz von ganz entgeqengeietzten Anichauungeu »»«gegangen. Welche« Ge chrei pflegen die Ultramoutane» zu erbeben, wenn da und dort einmal ein Beamter oder ein Arbeitgeber feine» Einfluß aus abhängige Leut» aaweadet, um einen Druck aus dir Wahlen au«zuüben! Wie fließen sie da von Lnirüstung ub?> und können sich in tönenden Reden-anen von Freiheit der Wahl gar nicht genug tbun! Wir möchten einmal de» Lärm im ulira- montanen Laaer hören, wenn ein allgemeiner Erlaß an die Beamten od-r eine Aufforderung an die Großindustriellen erschiene, mit allen Kräfte» sür „gute" Wahlen zu sorgen! Und doch wäre da« Alle« nickit zu vergleichen mit der Wirksamkeit, welche daS ganze Heer der katholischen Geistlichen auSzuüben vermag, wenn eS oll- Mittel der Seellorae zur Wahlagitation und Porteidetze Mißbraucht Dem Laplan ober soll auch aus diesem Gebiet Alle« erlaubt sein; ihm gegenüber giebt e« keine Wahlfreibeit und nirgend« in der uliramonlanea Presse wird auch nur da« geringste Bedenken gegen diesen Miß brauch de« geistlichen Amte» loni. Auch den D-ulschsrrisinniqen bleiben bezeichnender Weise die schönsten Phrasen von Wablsreihett plötzlich im Halse stecken; ja sie nehmen da- Vorgehen wohl gar noch in Schutz Herr Richter führt sonst in ieinem Blatt ganze Rnbrike» für Sahlbeeinflussungrn, gegen den Mißbrauch de« geift- sich», Amte« »» Wahlzwecke» hat er nicht de» mindesten Widerspruch und Tadel übrig. Freilich der Laplan, der die gläubigen Wähler für ullramoataae und gelegeailich auch sür sortlchriiiliche Wahlen an die Urne treibt, ist ein brauchbare« Werkzeug! ES wäre au der Zeit, zu überlegen, ob mau nick» aus gesetzgeberischem Wege diesem Mißbrauch m>» dem geistlichen Amt entgegen»«!«» muß, fall» die bestehenden gesetzlichen Vorschriften be»w. die Befugnisse der Wohl- prüIungScommlssio» zum Schutz der Wahlfreiheit nicht aulreichea. Die Wablvorbereiinaqeu sind jetzt säst alleolhalden zu einem vorläufigen Abschluß g>kommen. Die Landidatea sind säst überall ausgestellt, die »aktiichen Bereinbarungen m>» aaheftehendeu Parteien getroffen, an Parteitagen, Lanbidatenreben und Wahl aufrufen war in letzter Zeit ket» Mangel. Im Allgemeinen hat sich im Berlans der Wadlbeweguag mehr und mehr die Ueberjeugung befestigt, daß t« zu sehr erheblichen Veränderungen in der Zu- lommensetzung de« Abgeordnetenhauses nicht kommen werde. Indessen haben wir allen Grund, aus eine mäßige Ver- stärkung der aalionalliberalen Pari« zu hoffen, theil» aus con- servanve. »heil« aus beul'chirrisinmge Koste». Da- Zustandekommen einer ausschließlich konservative» Mehrheit wird damit höchst unwahrscheinlich, ja e« kann schon jetzi al- außer Frage gestellt belrachtcl werben. Im großen Ganzen ist das Zusammengehen der sogenannten Lartelparteiea auch jetzt gewahrt wordea. Wenn d>e Nationalliberaleu aus einzelne bisher conservative Mandate Anspruch zu erheben sich veranlagt sahen, ko waren sie dazu durch die unbestreitbare Wahrnehmung berechtigt, daß die Coniervativen in manchen Gegenden eine Vertretung von einer den Parteiverhält- mssen nicht mehr entsprechenden Stärke besaßen. Wenn aber auch an einzelnen Orten Wahlkämpfe zwischen den nationalen Parteien ftattflndeu. s» wird man sich doch der Hoffnung hingeben dürfen, daß der Verlaus der ganzen Wahlbewrguag da« fernere Zusammen- wirken zwilchen den gemäßigten Parteien von recht« und link« nicht erschwert. Einiges aus und über Deutsch Dstaftika. * Deutsch-OKasrika steht gegenwärtig im Vordergrund unserer colonisatornchen Jaierest-a. Ganz besonder« wird noch unsere Auf merksamkeit an den Vorgängen und Zuständen daselbst dadurch in Anspruch genommen, daß unser M lbiirqer Herr Or. Hans Meyer eine neue Expedition nach jenen Gegenden unternommen bat. die unter den Berbälliiisten, wie sie sich jüngst qcstaltel haben, Besüich- lungen ouskommen ließ, die glücklicher Weise wieder zerstreu! worden sind. So muß un« Alle» interessiren. was uns über j-n: Länder- strecken neue« Lickn verbreitet. Solches lhul ein Bortrag de- l)r. Meyer, welchen derselbe in der Kaiserlich Geographischen Gesellschaft in Wien gehalten hat, und in welchem deijelbe namentlich üb-r den Werlh unserer kolonisatorischen Bestrebungen daselbst sich äußert. Der Borlrag, der zum Tdeil in drn Mitthei- liingen der Geiellschasi wiedergeg-ben ist. entbäl: des Lehrreichen und Beachlen«werlden viel, wa- bei den directen Beziehungen, welche w r zu düsen Gebieten haben, sür unS von ganz besonderer Bedeutung ist. zumal wir eS hier mit einer durch ins vorurtheilssreien, rein i'aiblichen Darlegung der B-rbällnisie zu Ihun haben, die weder san guinische Hoffnungen erw ckt. noch auch bemüht ist, Alle- in einem wenig ersreulichen Lichte erscheinen zu lassen. Unstreitig bat Deutsch»Ostasrika Mancher vor den übrigen Be- sitzungen voraus, welche wir in de» letzien Jahren aus dem ichwarzea Erdtbeile erworben haben, ja eS ist wähl sogar diejenige, welche zwar nicht unmittelbar, ober wohl sür die kommenden Zeiten am verheißungsvollsten ist. Geographisch und byb> »graphisch ist da- ganze zwilchen der Küste in der Scukuag zum Eonqobrcken, in einer Breil- von 150 und einer Länge von 450 geographischen Meilen gelegene Hochland, wie es uns Or. Meyer schildert, da- am mannig faltigsten gestattete Gebiet Afrika-; hier erheben sich die höchsten Berge des Erdih-iles und hier Ingen die Quellen seiner großen Ströme. Feuer und Wasser, Vulkan sche Ttäugkeit und prr odische Niederschläge haben sich hier zu einer außerordentlich großarsigen Gesialtung des Laude- vereint. Insbesondere der mittlere Theil be- watrhe tet auch in diesem Sinne mehr als ein andere« Gebiet den ja» sprichwörtlikb qewoidenen Satz, doß A'rika da« Land der Gegen sätze sei. Im Westen die vulkaniichen Massen des Ufumbiro und Gamlaragoro, im Osten die Riejenkegel des Kenia und Kilima- Noscha-o und dazwischen da- gewaltig- Seeb cken deS Utreewe. Während der Ukerrwc mit dem Mevutan die Ouellflüsse deS nordwärts abfließenden N l vereinigt, sammeln der Tanganika und Bangioeolo die On-llen de« westwäris lnusenden Congo und send« Lei Ny jsa ieine Wässer dem ostwäris strömenden Sambesi zu. All- diese Seen sind in.daS Hochland selbst eingebettet, nur der Tanga uika ist dem westlichen Rande des Hochlandes tieser ringescnkt. Unsere Besitz« gen reichen hier im Süd n bis an den Nyassa, im Westen an den Taoqanika und im Norden an den Ukerewe, so daß Deutsch Ostairika hydrographisch zu den drei großen Stromgebieten, ebensowolil zu dem des Nile«, wie dem deS CongoS, als auch dem deS SambasiS gehört. Nach Osten aber flacht sich da- Hochland in Terrassen ollmälig zur Küste des indische» OccauS ab, dem darum auch alle Gewässer vom Kenia und Kilima-Ndicharo, sowie von den klciuea isolirt liegenden Bergend chailen Usambara, Paretz, Nguru, Usogara und von anderen Zuflüßen. Bei dieser großen Maiinigjattüikeit der BoLengestaltung. die mi die heierogrnsten Verhältnisse zeigt, ist eS nur ganz natürlich, daß die allgemeinen Züge des Tropeukünias hier in der verschiedensten Weise abgewandelt werden und daß wir ganz ungleichartigen Er scheinungen begegne». Zwischen ein Grad nördlicher und zwös Grad südlicher Breite sich erstreikend, ist Deuiich-Ostasrika recht« Tropenland mit ausgesprochenem Wechsel der Regenzeit und Trocken »eit. Der Regenbciuger ist der Südostmonsun, der mit dem Zenith stände der Sonne innerhalb der Wendekreise de- Krebst» und des SteinbrckeS hin- und herwandert Da sich also diese R-g-n nach dem Zeuitbstande der Sonne richlen, hat man sie „Zentthalregen benannt. Im mittleren Ostasrika fallen sie von Oktober bis Januar und von Milte Avril bi« Ende Mai, so daß aus Februar bi« April die kleine, aus Juni bis Oktober die große Trockenzeit entfällt. Der Wechsel von Regenzeit und Trockenz-il, der schroffe Gegensatz von Wassersülle und andauernder Sonnengluth ist eS vor allen Dingen, welcher den Hochebenen Ostasrika«. die außer d-n Z-ntthalreg n keine anderen Niederichläae hoben, die Beichassenbeit des Bodens nachiheilig beeinfluß!, und wo- durch aus die vom Boden getragene Vegetation ungünstig eingewirkl wird. Der Zahn der Zeit dat hier mehr als onderwärls durch feiae zerstörenden kräste di- Bodenoberfläch- zersetz«. Am den Hoch ebenen solgen in der Trockenzeit den heißen Tagen kühle Nächlc, der ungemein hohen Sonneoerivaimung des Lodens eine rasche starke Abkühlung, wodurch olüS Gestein zerspreng» und der Boden monale lang bi- zu beträchtlicher Tieie ouiqelockert wird. P ötzlich tritt die Regenzeit eia. Mit Hestigk-it ergießen sich di« Wasj-lmass-n und schwemmen die oberfläll ch: Erdkruste nach tieser gelegenen Boden fenkungen. DaS säurereich- R-genwoss-r driugt rasch in den ge lockerten Boden ein, laugt die durchtränkte Schicht auS, setzt in den tieferen Schichten sein ch-mücheS Zerstörungswerk fort und fließt m die Tiefe ab. Der durchnäßte lockere Boden trocknet aber bei Wind und Sonnenschein in kürzester F ist wieder aus und nimmt insolge de« starken Eisengehaltes eine ziegelrotde Farbe an. Eine derartige Beschaffenheit deS Bodens ist natürlich sür die Legetation sehr ungünstig. Die lockere Struktur erhöbt die nach theilige Einwirkung der Trockeiizeit aui den Pflanzenwuchs, vermin dert aber den günstigen Einfluß der Regenzeit. Die Periode des Wachsen«, Srünens und BlühenS ist hier nur von der kurzen Dauer der Regenzeit. In rascher Folge lockt der Regen Blätter, Blüthen und Früchte hervor und läßt die Gräser stellenweise weit über ManneSdöde ausschießen, die dann nach der Reise ihrer Samen sich mit der Trockenzeit ebenso rasch i» unabsehöareS Dickicht grauen Zunder« verwandeln, welche« allmälig den von den Eingeborenen angelegten Gra-bränden zum Opfer fällt. Darnach ist da« allge meine veqelaiionöbild de« mittlere» Ostasrika das der Savanne oder auch der Steppe mit vorwiegendem offene» GraSwuchS und einer ormen Baum- und Strauchflora von io zädrm Edaraltcr, daß ibr die mehrmonatige regenloie Periode deS Sonnenbrandes aus dem dürren Lelornboden nicht verderblich wird. Hvwstämmiger, ge- skviojsener Wald kommt nur da nor, wo an Flußasern, an Seen, Sümpfen oder unterirdisiden W'jjeilSusen beständige Wurzeibewässe- einig gegeben ist. Zuiammenhänqender Urwald, wie in den tropi schen Gegenden Südamerikas o>«r des Indischen Archipels giebt eS aus den weilen Hochebenen de« initlleren OnasrikaS nirgend«. Der eingeborene Neger ist in den Gebieten mit alleinigem Zenitbal- regen in «einer Bodenbestellung qä 'zlich abbängig von de, Regenzeit. Mit Beginn der Regenzeit säet er seine Setreidesrüchte auS und eraiet sie am Auiaog der Trockenzeit ein. Setzk oder die Regenzeit zu spät ein. so daß der Neger nia» säen kann, oder hört sie zu früh aus, so laß die Pflanzen vrroorren. ohne reis zu werden, dann ent- stehen jene surchibaren Huiiqer-nötde, di« im Innern Afrika- an der TaaeSordnung sind. Für den Anbau von Dauergewächjea als Lullurpflanzen eignen sich daber solche Leieritgebiele nur dann, wenn der Boden durch künstliche Bewässerung wahrend der Trockenzeit gegen die verderbliche Besonnung geschätzt wird. Dieser allgemeine klimatische Ldarakier de« äquatorialn» Ostasrika ersädrt eine wettgehende Veränderung da, wo außer den Zeaitbal- regen der Regenzeit »ock solche Niederschläge sollen, welche einer schroffen Erhebung de- Terrain- oder der Nähe de» Ocean« ihre Eutftedung verdanken Weun an dea Abhänge» eine« Berge» oder Plateau« die erhitzte Luft rmporfteigt. eutfteh» durch die oach- ftrömrnd« Luft «tu dergaus wehender Wtud. Ist die Lerrui». «Hebung bedeutend genug, um ia Ihren oberen Tkeileu de» Wind erheblich abkühieu za können, oder ist der Wind schon au sich seucht genug, um seinen Dampsgehal» beim Auslreffea auf Terraiuwider. stände zu verd'chlen, so eoiftehea Wolkendilduugen und Niederschläge. Solche stetige locale Regen tragen im Gegensätze »u den allgemeinen periodischen Zeuithalrege» gemäß ihrer Enliiehuag den Namen „Steigung-regen". Sie kommen uur deu örtlich beschränkte» be deutenderen Bodenerhebungen zu Gute, ohne Erstreckung aus den dadmter liegenden Landstrich, ta welchen dann der Wind nach Ab gabe seiner Feuchtigkeit nur al« Trockenwind eiadriugt. — Ei» ähnliche« verhältniß besteht in der Nähe de« Meere«. Dort Wehl am Tage voa der kühleren Masse, fläche »ach dem stärk« erhitzten Jestlaade eiu Luststrom — Nacht« in umgefthrter R chluag — der. von der Feuchtigkeit de« Meere« gesättigt, dem Küstengebiete aui einem je nach d-r Terroinbeschaffenbeit schmäleren oder breiteren Strich soft täglich Regen bringt. Auch diese Seewinde wehen jenieilS ihr« Rtgeozone al« schädliche Trockenwinde weil«. Die Gebiete mit „Steigung-regen" ond mit ..Sreregen" find e« also, wo auch in der Trockenzeit die FeuLtigkei» nie au«geht, wo an Stelle de« unsruchtbaren L-terit eiue HumuSschichte den Boden be- beckr. infolge der eine reiche Tropenvegetalion die Savanne verdrängt. Ja diesen VorzugSgebieteu ist jede Art tropisiver Eultur möglich, und eS versteht sich voa selbst, daß sie ihrer Fruchtbarkeit wegen die am dichtesten bevölkerten Länder Deuisch-Ostasrika« sind. Aber auch unter ihnen sind die Küstenstriche und die Hänge der höchsten Gebirqe, wie de« Kilima-Hd>charo die einzigen Gebiete, tvrlche sich nach Fruchtbarkeit und Bevölkerungsdichtigkeit d-a gepriesene» Land schaften von Lrylon, Java oder d-n Puilippineu zur Seite stellen lossea. Nach dielen Verhältnissen bemrssea sich nun die GesichlSpnncte sür die Anlage europäischer, insbesondere deutscher Plantagen» und Hond-lSilattonea. Zu großem Danke müssen wir hi« Herrn 0r. Meyer verbunden sein. daß er sind ir» «t «tackst», ab« auch ohne nach irgend welch« Seite hin Rücksicht zu nehmen, die Ber- dälttiisse so, wie sie in Wirklichkeit stad, un- dargrlegt hat. Werben dadurch auch manche überschwengliche Hoffnvnge» zecftört werden, io wird un- doch der Gewinn dafür zu Tdeil» der durch nichts Anderes ausgewogen werden kann, daß wir endlich einmal die reine Wahrheit über Deutsck-Oftasrika zu hören bekommen, eine Wahrheit, die vor allen Tinge» daS Gute hat. daß sie die Pbantastea ernüchtern, die Zoghasten und Aengstlichea ober wieder ermuthigea und mit aus reellen Grundlagen ruhenden sicheren Hoffnungen erfüllen wird. So gesteht Or. Meyer ganz unverhohlen zu, daß außerhalb deS geschilderter» BorzugSgebieteS auch nicht die geringsten Au«- sichten sür Plantagenwulhichast und aus eiue gedeihliche Ent wickelung des Handel« vorhanden sind, ober auch innerhalb dieieS Gebiete- würden lange Jahre schwerer Arbeit »othweudig sein, ehe dasselbe den veruriachleu Auiwand decken würde. Die größte Schwärigkeit liegt hier in der Heranzieduug der Eingeborenen zur Arbeit. Wie bisher mit gem elbelea Sklaven arbeiten, wird aus die Dauer nicht angehen, wohl auch zu tdeuer sein. Die An- iäisigen zur Arbeit zwingen. Ließe sie mit Gewalt au« dem Bereiche des Zwanges treiben. Freiwillig indessen arbeitet der Neger nur bis zu einem gewissen Maße, nur bi« zu eia« geringe» Lavital- bildung. Was darüber bmau-geht, daß ist sür ihn vom Uebel, denn eS erregt deu Neid de« Slärserea und führt schließlich nvr zur Ausplünderung de- Besitz-nden. Sicheiheit de- EiqenlhumS zu schaffen, wird darum sür die Colonisten die nächste und wichuqfte Ausgabe sein. Erweisen sich die Stationen stirl genug zum Schutz ihres Unternehmen« g-gen die Bewaltttiätigteiien der «ndeinnschen Fürsten und Großen, so werden sie voiaussichilich bald einen Zuzug voa SchutziuMeuben «sadrea und wichtige Pflanzstätte» gewinn- brinaendcr Arbeit unserer C viliiation werden. Am aussichtsreichsten sind, wie au« deu Darlegungen Meyer's bervorgebt, Stationen am Küstengebiete oder aus Zanzibar selbst. Weit landeinwärts liegende Siatioaen müssen, auch weun ihr Gebiet zu dem meistbegilnftigleu gehört, in Folge der Lniseruong und B-rkedrsjck wierigkcueu ihre eigenen oder die gekauften Producte mil so Lohen Kosten an die Küste lransportiren, daß sie mit anderen leicht zugänglichen Prodwiiousqebieteu nicht concurriren könne,:. Das Küstenland hat dagegen bei großer Fruchtbarkeit eine relativ dickte Bevölkerung und kann ohne die Lohen Transportkosten ar beiten, die lür da» Innere bestehen. So lange noch der Kopf des Negers daS billigste Transportmittel von Aequatorial-Asr.ka ist. so lange nicht aus andere Weise, eiwa durch Straßen und Bahnbau ganz veränderte wirtbschastliche Grundlagen geschaffen sind, werden sür den Gewinn der einheimischen Erzeugnisse, sei e« durch Handel oder Planlagenbau, die geographischen Werth- oder Gcwinngrenzen eng gezogen sind. Miaderwcribige Producte, wie Oelsrüchte, Orserll, flechten, Loval, Baumwolle, Tabak, werde» ihre Gewmngrenzeu in der Nähe der Küste habe», da sie den Aufschlag hoher Tranporlkosten »ich! vertragen. Nu, für die werlbvolleren Erzeugnisse, wie Kautschuk und Elsenbeio, werden d e G- iviniigrenzea we i« sein, aber auch für sie ligen die selben nicht sehr entfernt von der Küste. So stell! sich auch sür den Handel die Küste al« der wichtigste und w-rldvollste Theil des Landes heran«. Die arabischen oder indischen Häudl« und Zwischen händler haben freilich leichtere Arbeit. Ihre Karawanen besteh« > vorzugSw-ift au« Sklaven oder doch au- Frauen, die za einem so niedrigen MonatSloba gedungen sind, zu welchem der Europäer niemals Träger bekommt. Concurriren kann der Luropä« mit diesen einheimischen Händlern nicht. ES bleibt ihm die Wahl, dieselben au seinem Unternebwen mit zu interessiren oder sie ganz und gar zu beseitigen. Der ersterc AuSweq dat wenig Aussicht aus Erfolg, der zweite hingegen würde durch Zollerhebungen an der ganzen Küst: und durch eine durchgreifende Abschaffung de« SclavenbesitzrS zweifellos zum Ziele führen. Allerdings ist dabei der Besitz der Küst: die notdwendige Bedingung. Erst mit der neuerding« vollzogrne» VerwallunqSübernohme de« Küstenlandes ist eine feste Grundlage sür d:e Entwickelung der ostaskilanischen Lolouie geschaffen. Freilich im Handumdrehen wird dieselbe sich nicht verwirklichen lassen, auch dar« man sich nicht mühelo« zu gewinnende goldene Berge «räumen lassen. Eine Kolonie ist ein staatliche- Gebilde; e« festigt sick, uur langsam und am langiamften da, wo schwierige verhält- niste yerrichen, wie oo der mittelasrikaniichin Ostküste; weun aber irgend wo aus dem schwarzen Tontiaeate sür uns die Möglichkeit, eiu solche« zu gründen, geboten ist, so ist e« hier. Ab«, nur each Jahrzehnten, bemerkt Or. Mryer. uicht aach Jahren dars im Gange seiner Eniw ckclung gerechnet werden, letztere könnte nur dann wesentlich beichleunigt werden, wenn da« deutsche Reich aus seinen großen Mitteln die dortigen Unternehmungen wirksam unter- stützen würde, also vielleicht eine an der Küste fahrende Dampser- linie subventioniren oder sür einen Bahnbau eiue Ziosgaranli: leisten würde oder aber wenn e« die jetzt an eiue Privatgejellschast überlassenen staatlichen Functionen dort selber übernähme. Denn die Mittel der Privatgesellschaft sind zur Erfüllung aller der außer ordentlich viele» und schweren Ausgaben, welche dort erwachsen sind, unzureichend, namentlich gegenüber den reichen Mitteln, mit welchen Eaaland in Ostasrika arbeitet. Ohne Staatsbilse wird die deutsche Lolonie gegen da- englische Uebergewicht einen schweren Stand haben, mit StaatShilse wird sie rasch zur Blüthe gelange». Vermischtes. — Breslau, 15. Oktober Das O berlande-gericht hat in heutiger wiederholter Verhandlung die Erbansprüche der Grasen Oscar und Eduard v. Neichenbach an das durch den Tod des Grasen Burghauß erledigte Fideicommiß Laasan zurückgewiesen. Dadurch sind die Ansprüche des Grasen Ludwig Pfeil in Hirschbcrg (Schlesien) anerkannt. Der Werth deS Streitgegenstandes beläuft sich ans mehrere Millionen Mark. ---- Aßmannshausen. 13. Oktober. Ein großer Traubendicb stahl wurde hier gestern früh in drei Wein bergen von einer Diebesbande auögesührt. Die Diebe — es war«n ihrer drei — hatten sich einen Ächisser gedungen, der angeblich Zwetschen nach Lorch fahren sollte. Der Nachen wurde mit neun Körben, die sammtlich mit Weintrauben ge füllt waren, belaßen, und zwar waren sechs Körbe auS dem Hippachcr'schen Weinberge und drei Körbe aus zwei Lnlie genden Weinbergen gestohlen. Der Nachen fuhr denn auch mit dem geraubten Gute nach Lorch, wo die bereit- benach- ricktigte Polizei die Diebe gleich bei der Landung in Empfang nahm. Aus dem erstgenannte» We »berge ist bereits Ende vorigen Monats eine größere Menge Trauben entwandt worden, ohne daß c» damals gelang, den Dieb zu ermitteln. AuS Wien schreibt man der „Schlesischen Zeitung": Noch weniger als die beiden Kaiser in Steiermark wurden die beiden Kronprinzen von Oesterreich und von England hier in den siebenbürgischen Karpathen- wäidern vom Jagdglück begünstigt. Während der vier tägigen Bärenjagden kamen trotz aller Bemühungen der dortigen kaiserlichen Jäger und Treiber die beiden Herren nicht ein einziges Mal zum Schuß. Im Ganzen wurden drei Bären ausizescheucht, welche aber die Treiberkette durch brachen. Jnsoige dessen beschränkten sich die ungarischen
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