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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188906135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-13
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1889
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. ke-arNou,»ß ErpedMo» JahanneSgafle 8. SPrnhÜundru der Ukbartis». Vormittag« 1Ü—12 Uhr. Nachmittags b—k Uhr. f Ar di« »»a««»« ,,»,«<«»»««, > »üdi »a»»»Ü4. »» l >,,«»«, »er f»r »te »tchftsol,«,»« «»»»er bes»t««t», 8,1»,,», ,» Wochen«,«» bt» » Uhr Nachmikia»», „ »«,»- „» »rfttage, srütz bis',.» lltzr. 3» de» Filialen siir Zas.-Lanah«: Vit» Ul,»». UntverstiätHüraß« 1. Lout« L»sche, »atborftirnßr, ,3 pari, »xd »Silatpla» 7. ,«r bi. v,r. tipMer.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AbonnementSprsls vierteljährlich «V, Mk. t»rl. Bttizerlotz, b AN.. d,rch di« A»fl b«»»»» a «re. z,d» «i»»«l,e «»mm» »0 Vs. Velegeremplar 10 Vi Gebühre» sär Exteobellaae» <t» Taqeblatt.yormai gefalzls «tz», Vostdettrder«, SO Mk. «t» voftdes«r»ermi, 70 AN. Inserate «gespaltene Petit^il« »0 M. »rüdere Schrift,» laM „s. Prei«v»r»«tch»ih. ' LchhIhermL-rri Lrlx Herrisch» ». giflerusa» »ach hsherw! s. Neklanren »at«r dem Nedarti,».strich dt« saolpalt. Zeile S0Vs^v,r de, 8-mtlt»»,»«bricht«» die Sgrspalt«»« Zeile 40 Nt. Jo'erate ft»d stet« -» die Erp«»t1t», V ieade». — Rabatt wird »ich» geßebe». Zahl»»- praauamaraoäo »der durch Post- »«ch»ahm«. 1K4. Donnerstag dm 13. Juni 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. S« Gr,tn,n„ „d »«» vertchti,,,, »nserer vek,«,». »ach«», du» ,eftrt,e* Tage, »e« LlmvevoNa仫»,«»!»» t» »«« Lu»rlier,eschüft ««, I- Naltb,«r »ier betreffe,», stri»,«» »tr tztrrönrch ,«r »steoiltchn» «euntntff, »atz »te Persönlichkeiten »er »« »teser vrk«»at»achu,, beschriebe,«, »,t»e, U,»et«»«te>. s«»te »er et, W«l t» Ihrer ve, ,lrttn», »eff,»lich «ewesene» Lame fest,,stet» »,r»r« sin», »cktz jeöach »er «,I1»,ttch h«N,a»e»e verdacht, »,a«ch »tes« Perl«»», bl, »tr Ltzäter «»er »«ch «I» HelferStzelser er» fchte,«». dnrch »t« „^ftrNtr, et„rheu»e» Er-rter>„e» veffiti,,», »tcht ,rf„»r, bat. Leiptt, «» L> Juot 188». La« P»ltzet««t »er Pt,»t Lei»««,. vr«tsch«et»er. dt« Ber«1»ttz«ng der Kühlzelle» 1« Kühlhnnse des städtischen SchleüdthofrS bete. Di« in der Kählhao-aala-e des städtischen Schlacht- Hofe, )"« Bermiethen an Fleischer eingerichteten Zelle, ver schiedener Größe sollen ob Ist. Inlt «b. v. wieder aus ein Äabr pro lHw Bovenfläche für Ve» Preis von 2S ver- wiethet w»rben. Bewerber, sowie anch diejenigen Zrllenmirther, welche beabsichtigen, ihre jetzt innegrhable Zell« für den vorstehend angeführten Antraum weiter zu behalten, haben ihre Gesuche spätestens dis mit VS. Juni ». e. an die Direktion des städtische» Biel», und Echlachthofe» in den Geschäfts- stunden von 8—13 Uhr Vormittag« und 8—Et Uhr Nach mittag» schriftlich einzureichen. Neu anstretend« Bewerber haben hierbei di« Größe der zu ermielhenden Zelle annähernd anzugeben. Diejenigen jetzigen Zellrniubaber, welch« bi« zum 29. Juni ihre Gesuche um Erneuerung de« Vertrage« nicht eingereicht haben, werden gleich den neuen Bewerbern erachtet und er folgt die Berücksichtigung der letzteren der Reihenfolge der Anmeldung nach. 8» vorgenannter Dtrrctloa sind auch die weiteren Ver tragsbedingungen einzusehea »,d liegen N»«eld« Aor»«- l«re daselbst zur Entnahme bei. Au«süll»ng au». Leipzig, den 1t Sunt 1889. Der Rath der Tt«»t Lrtpzt 1». 8990. vr Georg». Hengst. Mlmnlmachims. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom S. bis S. Junt dss. Js. im Araand» brenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Liter, stünd lichem Eonsum da« l8.l fache der Leuchtkrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenbvhe. Da« specistsche Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,429 Leipzig, am l2. Juni 1889. DeS RathS Deputation zu den Gasaustalteu. Straßensperrung. Der Brützl ztvifche« der Goethe- und Nteolat« straste, sowie letzter« vo« Brühl bis zu« Nicolai- ktrihhof wird wegen vorzunrhmender Schleußenbauten vom 17. lfdu. MtS. ab auf die Dauer dieser Arbeiten fllr allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 6 Juni 1889. Der Rath der Ttadt Leipzig. H 3209 vr. Georg». Kretschmer Sachsen und die Wettiner. Rückblicke in die Vergangenheit von Max Dittrich n Die Zelt »er M«rt,rafeu. Tie drei Jahrhunderte, innerhalb welcher die Wettiner die Würde eine« Markgrafen von Meißen bekleidet haben, war du Zeit de« Faustrechl» und kirchlicher Machlflllle, eine Epoche de« Wachsen« und Werden«, de« Ringen» und Kämpfen« um die Herrschaft zwischen den Trägern d«c Staat», wie geistlichen Gewalt. Die Fürsten und Edlen bekriegten sich in heftigster Weise, nicht selten sogar Vater und Söhne, und die Klöster waren damal« die einzigen Sitz« und Träger der Eullur, der Kunst und Wissenschaft, gleichzeitig aber auch die letzten Zuflucht», und Begrädnißstätten der vornehme», wenn sie de« Leben« Lust und Leid genossen hatten und .de« Treiben« wüde" den Frieden der Seele suchten in den stillen Kloster- Hallen Dir spärlichen und unsicheren Nachrichten, welch« von jenen harten und wilden Zeiten durch die mönchischen Historiker, deren Federn oft nicht geschichtlich« Wahrheit und Grwissenhastiakrit. sondern klösterlich« Beschränktheit und klein lich« Ränkesucht geführt haben, bi« auf die Gegenwart ge kommen sind, erzählen ebenso von heftiger Streitsucht und Kampfeslust. wie naiver Frömmigkeit. In jenen Zeiten der Unsicherheit und Unkultur, von deren Zuständen und Personen ein klare- und scharfe« Bild zu gebe». e,n Ding der Unmöglichkeit ist, geschah e«, daß die Mark Meißen, begründet vom deutschen König Heinrich dem Slädtr- rrbauer in dem Lande zwischen Mulde, Cbemnitz und Elbe und zum Schutze gegen die auirlibrenschen. von den Deutschen «ach Zerstörung der starken Veste Gana bei Lommatzsch 927 »uterzochlkn slawischen Ureinwehner, die Daleminzier. vom deutschen König und nachmaligen römischen Kaiser Lothar an Konrad von Wetliu verliehen wurde, dessen Stammschloß an einem Felsen an der Saale, kichk bei der 2 Meilen von Halle »nd 8 Meilen von Magdeburg entfernte» Stadt Wettin sich erhob. Dort wurde Konrad tv»8 geboren: sein valrr war Tdimo, Gras von Welt,», seine Mutier Jda, Tochter Otto'«. Gras«, von Rordhnm. Herzog« von D 'Hern Schwere und beiße Kämpfe hatte Konrad, der in den Gesch'chts- Lnnalen den ehrenden Beinamen .der Gieße" führt, vorher um die Markqrasschast zu bestehen gehabt, sowohl mit seinen, jnarndlichen Vetter, Heinrich von Eilrndurg, der ihn gefangen «ihm und an «in Eisenbett in der Bur- Kilchberg i, der d der heutige» Stadt Sw« anschlichr, ließ, «l» auch mit dem mächtigen und aew«lttbätigen Ritter Graf wieprrcht von > lroitzsch. der am 22.Mai l l24 in dem von idm gestifteten Kloster ' legan starb, während Heinrich schon eia Jahr vorher, angeblich durch Gift, sein Lebe» verloren hatte. Konrad von Weltin. der Stammvater der deutigen Wettiner Fürstenhäuser, wurde durch Mitgift, Schenkung und Erbschaft einer der mächtigsten iürsten im ganzen Reich«; seine Herrschaft reichte zuletzt von ter Neiße und dem Er^ebirg« bi« an die Saale und den Harz. Er kämpfte glorreich für den Kaiser in Italien, gegen die heidnischen Slawen in Polen, die Sarazenen im gelobten Lande, und im eigenen Lande gegen stremüchtige Nachbarn und Ritter. Er beschloß sein tbatenreiche« Leben, nachdem er l5Ü seine Länder, der Sitte damaliger Zeit gemäß, an seine üns Söhn« au«qetheilt und im Dome zu Meißen in srirr- licher Versammlung Wehr und Massen niedergelegt hatte, al« regulirter Ehorherr de« Augustiner-Orden« in dem von ibm und seinem Bruder Dedo N28 gest steten Kloster Peler«derg bei Halle am 5. Februar NL7, wo er gleich seiner ihm im Tode vorangegangenen Gemahlin Liutgarv, Tochter eine» chwäbischeu Grasen Albert und gestorben am 20. Juni 1148 zu Geidstädt, die letzte Ruhestätte gesunden hat. Nach Konrad dem Großen regierten acht seiner Nach kommen thatkrästig al« Markgrafen von Meißen, und jeder von ihnen hatte da« überkommene angestammte Land mehr- ach in blutigen Kämpfen ,u »erlheidigen, selbst gegen hab gierige Kaiser und herrschsüchtige Kirchensürsten. Die Re- zierung«ze>t der Wettiner Markgrafen war die Sturm- und Drangperiode der Regentengeschichte ihres Hauses, und alle acht mußten ihr schneidiges Scklachtschweit gar wacker ge brauchen gegen die von allen Seilen ausstehrnben Feinde de« jungen ausblühendea Staotsweseus. Eine Fülle denkwürdiger Lreignlsie aus jenem ältesten Abschnitte der Geschichte de» heutigen Sachsenlandes u»d seiner ersten Wettiner Regenten grüßt wie eine Schnur kostbarer historischer Perlen hervor aus den Aufzeichnungen seiner grauen Vorzeit und beweist, wie schon die ersten Wettiner nach Kräslea und vermögen für ibr Land und Volk besorgt gewesen sind und mit ibren lnterthanen an den Ausgaben ihre« Zeitalter» gearbeilei haben. Die Fürsten hatten damals noch keine festen Rcsi denzen, sondern wohnten bald zu Meißen, bald aus der Wart bürg, oder in Eisenach. Die vornehmsten Rathgeder der Fürsten waren meist Geistliche, di« anfänglich allein lesen und schreiben konnten- da« Schreiben allein schon nannte man daher ehrerbietig „die geistliche Kunst". Die Geistlichen waren rS deshalb auch, welche damals Schreiber und Serre- tairdienste leisteten und sich überdies m»t den »eist Handel Irrivrudrn »»» i» die Hand habung der dürftigen Arzneikunst theüten. Dir Kirche und ibr« Diener standen im höchsten Ansehen und brr Bau von Klöstern und Gottelhäusern, sowie die Zuwendung reicher Stiflungen und Gaden an solche, die Wallfahrten nach bei lin-n Orten galten al- sicherste« Mittel zur Erlangung der HimmelSsreudrn. Die meisten der heutigen sächsischen Städte waren entweder in ihren Ansängen schon vorhanden zur Zeit der Wettiner Markgrafen, oder wurde» unter ihrem Regiment begründet oder befestigt. Die Bürger derselben schlossen sich in Innungen zusammen, der Bauernstand lag tief darnieder, denn aller Grund und Bede» gehörte dem Fürsten, der Kirche, dem Adel. Die Bauern sorbischen Ursprung« waren Sklaven, die von ihrem Herr» verkauft und verschenkt werden konnten nach Belieben. Die Wobnungen waren wenig mehr al« Lehmhütten, die Kleidung bestand au« Linnen- und Wollen zeug Der Sohn Konrad'« von Weltin war Otto der Reiche welcher von llbS—llSÜ regierte. Er stiftete l162 i» dem mächtigen Miriquivi-Urwald da« altberüdmte Klosten Allen zelle, vei besten baulichen Vorarbeiten, bestehend in Urbar machung de« Waldboden«, Silberstusen entdeckt wurden. Otto begründete in Folge beste» die Stad' Freiberg, befestigte diesen Platz, wie auch Leipzig und Eisenberg und suchte namentlich erster»« in Flor zu bringen. Er legte de» Grund zu de» beiden Hauplmeste» daselbst durch JahrmarklSprivilegien und baute die Äicolaikirche. Zu Otto'« Zeiten wurden au« den gesundenen Silberschätzen die ersten Meißner Münzen geprägt, meist Braeteatea und Hohluiünzen. Der Markgras hielt auch am Fuße de» Eoümberge» eine Art von erstem Landtag ad. wo er von den Rittern, B schöse» und vornehmen eine Bei steuer zu Krieg«kosten erbat. Otto der Reiche starb an, 18. Februar NSO. Sein Sohn Albrecht, dem die mönchischen Historiker den Beinamen ..der Stolze" gegeben, weil er ihnen mit rauher Hand den Herrn zeigte, regierte nur fünf Jahre und bekriegte seinen Bruder Dietrich, w>e er auch seinen Vater bekämpft hatte, pochend aus sein Erst, geburtlrecht. Im folgte Dietrich der Bedrängte, der sich um Hilfe gegen semen sehdelustigen Bruder zu gewinnen, mit der thüringischen Landgrasenlochter Jutta vermählte und harte Kämpfe mit der Geistlichkeit und der Slavt Leipzig au«sechlen mußte. In seiner bi» l22l währenden Regie rung sprach der Erzbischof von Magdeburg ia Folge vo» Streitigkeiten zwischen den, Abte de» Kloster« zu Pegau und dem Markgrafen über de« Letztere» Land da» Inter dick au«: Niemand durste mehr getauft, begraben, ge traut werden, aller Gotte«dimst hörte aus. keine Glocke wurde geläutet, vor der Macht der Kirche mußte sich Dietrich, wohl oder übel, beugen und nachgeben. Dietrich'« Sohn und Nachfolger war Heinrich, welcher in der Geschichte den Beinamen .der Erlauchte" führt und zu den bedeutendsten und hervorragendsten Wettinern gehört. Seine lange, über fünf Jahrzehnte dauernde Regierung war eine gesegnete und brachte viel Glückssälle. Die reiche An beute der Silbergruben von Frriberg setzte ih» in d-n Stand prächtiger zu leben, wie die meisten anderen Fürsten seiner Zeit, und seine glänzenden Feste, die er allerorten veranstaltete, luchten ihre« Gleichen. Weltbekannt ist da« prachtvolle Turnier von Norbhausea 1265. welche« kaum jemal« seine« Gle chen gesunden hat und bei dem der erste Prei» ia einer 20 Pfund schweren, mit goldenen Buckeln und Hestnäaeln au-gelegte» silbernen Rüstung sammt prächtigem Ritterschwert m t gol denem Griff und einem re,chgeschmückken Sireitroß bestand, ferner rin Baum mit goldenen und silbernen Blättern, sowie mit Aepsela an- Gold ausgestellt war. von welchem die Sieger in den Kampsspielen bald goldene, bald silberne Belohnungen empfingen. Dies Turnier war ein Freuden fest über die Beendigung de« um den Besitz der durch den Tod von Heinrich'« kinderlo« gestorbenen Greß vater mütterlicheeseil« berrenlo« gewordenen und von Heinrich al« Erb« beanspruchten Londgralschast Thüringen ge- fübrtn, mehrjähnar» Kriege«. Neben Thüringen vereinigte Heinrich auch da« Pleißnerlan», die reiche Pflege von Allen- dorg^Frobbnrg. Zwickau. Werda». Chemnitz und Leisnia «it d«r ««rktzrassihaft Metßen. Er »,r der reichste Fürst srinrr Zeit und stand ia dem Ruse, .al« besitze er ganze Ihürme voll Silber» und könne leicht Böhmen, oder ein andere« Königreich mit baarem Geld« kaufen". Der Bergsegen von ireiderg erhielt noch einen erheblich«» Zuwach« durch die Aus übung der Silbergruden bei Scharfenberg. Bergbau und Handel blühten untre seinem Scrpter empor, wie Heinrich überhaupt den Ruhm eiae« einsichtsvollen, tapferen und ge rechten, gegen sein« llnterthanen freundlich und väterlich ge tunten Fürsten mit ia« Grad genommen hat. Er erweiterte die Stabt Leipzig und umgab sie mit einem Stadtgraben, unterstützte die Errichtung de» dortigen Paulinrrkloster«, er baute die Klöster Seußlitz, Neuenzelle und Nimlschen, sowie in Dre«de». da« er gleichfalls vergrößerte, die erste steinern« Elbbrücke von 1260—1270. Heinrich, welcher al« Jüngling l237 auch zusammen mit dem teulschen Orden mit Löwen« muth gegen die heidnischen Preußen gekämpst hatte, war drei Mal vermählt, und die Folgen der noch bei seinen Lebzeiten vorgenommenen Theilung seine« großen Besitztbum«. da« ungetheill »ach Norden w>e Süden hin ein mächtiger Schutz und Schirm gewesen sein würde, an die Söhne seiner er»en und drillen Eh« verbitterten nicht nur dem seltenen fürsten die letzten Lebensjahre, sondern gefährdeten nach einem Tode, welcher am 15. Februar 1288 zu Dresden im tO. Leben-jahr« erfolgt«, sogar die gauzr Wettiner Herr- 'chask. Der gewaltige Streit zwischrn Papst und weltlicher Herr schaft griff mit rücksichtsloser Hand hinein in da» Familien leben des ältesten Sohne« von Heinrich dem Erlauchten, Albrecht'« IT, welcher mit Margarethe, der frommen Tochter de« Kaisers Friedrich Hl. von Hohenstaufen, vermählt war, «ine Ehe. die dem Papste wegrn seine« unversöhnlichen Hasse« gegen die Hohenstaufen verhaßt war vo» Anbeginn und dir zu trennen ihm keine Lüge, keine Verleumdung zu schlecht war. Die« Ziel wurde denn schließlich auch erreicht in Folge der unablässigen Verhetzungen vo» kirchlicher Seite. Nach löjähriger ehelicher Gemeinschaft verstieß Albrecht 1270 seine Gemahlin, die Mutter seiner Söhne, welch letztere später, ebensall» ausgestachelt, da« Schwert gegen ihren Vater er griffe». Albrecht verehelichte sich nach dem Tode Mar garethe'« mit der ränkevollen Kunigunde von Eisenberg, welche wahrscheinlich nur eine Schachfigur der kirchlichen Ränkespinner gewesen ist und die Galten zu trennen treff lich verstanden hat. Der von der Kirche einiesävelte schwere Familienzwist im Hause de» unglückliche» Albrecht, dem e« mir an Kraft und Entschiedenheit gebrach. gab nicht nur. freilich erst ISO Jahre später, und jedensall« nur zue vertusch,,», »er kirchlichen Kabalen, den mönchischen Geschichtsschreibern, besonder« dem Altenzeller Mönch Jodanv Rohtr, Veranlassung, an Albrrchl'« Namen die bekannten ehrenrührigen Geschichten zu knüpfen, betreffend Mordpläne gegen Margareihr, die dadurch zur Flucht von der Wartburg gezwungen worden sei. den Markgrafen selbst aber durch den Schimpfnamen „der Unartige" oder „Entartete" historisch zu brandmarken, sondern e« streckten auch zwei habgierige Kaiser, Adolf von Nassau und Albrecht von Had-durg, noch zu Leb zeiten Albrecht'« die begehrliche» Hände au« nach dem reichen Wettiner Besitztum. Freilich vergeblich, denn AlbrechL« Söhne, Friedrich und Diezinan», krieqlen um ihr Erbe tapfer uns unverzagt mit den Räubern imj Saiserpurpur sechzehn volle Jahre lang. Sie waren oft bettelarm, verzagten aber nicht und schlugen endlich am 31. Mai l307 in Ver Schlacht bei Lukka unweit Altenburg den Kaiser Albrecht von Oesterreich mit seinem Schwadenheer blutig aus« Haupt. Die Wettiner Lande blieben ungeschmälert. Albrecht II. starb, 74 Jahre alt, am 13. November l3>4 al« Privatmann zu Erfurt, wo er auch begraben liegt. Sein Soh» Friedrich folgte ihm in der Regierung. Er jübrl den Beinamen „der Gebissene" infolge jene« Mviichsmärchen» von dem jammervollen Abschied seiner Mutier Margarethe von ihren Söhnen aus der Wartburg. Er starb am 17. November 1324 nach mehrjährigem schweren Siech- >bum al« üSjäbrigrr Grei«. Der freudige Krieg«held und Retter der Welliiierberrschask batte einen besseren Lebensabend verdient. Friedrich der Ernstdastr, sein äliester Sobn war der nächste Wettiner Markgras. Hatte sein Bater durch den Sieg bei Lukka den Fortbestand des Hause« Weltin unter den deutschen Fürstenbäuser» gesichert, so war er ter selbst bewußte Gründer festerer Landessürstenmacht, der Besieger de« Raubakels und der aufsässigen Landstände, die er zu Paaren trieb, und der mit eiserner Hand Ordnung zu bringen suchte in die Wirrnisse de« weltlichen Regiment« der damaligen Zeit. Di« ihm ongetragene deutsche KvnigSkroae schlug er au-, gab aber dem deutschen Reiche in seiner Tochter Elisabeth, welche sich »it dem Burggrafen Friedrich von Nürnbera vermählte, die Stammmutter jenes erlauchte» deutschen Fllrstengeschlecht« der Hohenzollern, deren jugendsrisches tbalkrästige« Ober haupt gegenwärtig als deutscher Kaiser an der Spitz: der großen deutschen Bölkersamilie steht. Unter Friedrich dem Ernstdastr», der ein Beschützer der Städte war. wüthete 1348 der schwarze Tod und später verwirrten die Geißelbrüder die Gemürher. Den Judenverfolgungen, welche i» Folge erst- ardachtrr Epidemie auSbrachen in der Mark Meißen, trat Friedrich entschirven entgegen. D-r mannbnste Fürst, der auch den Mönchen den M ister zeigte, starb, erst 39 Jabre alt, am 18. November 1349: ihm folgt« sem Sohn Friedrich der Strenge, ter letzie Markgraf au» dem Hauie Wettin. Er führt auch vrn Namen .der Tapfere" und that manchen Kriegszug namentlich gegen da« Raubritterlhum. das er mit Stumps und Stiel auszuroltcn eisriqst besessen war. Unter seiuem Regimenie erhielten die Meißner «nd Tbüringer Lande noch weiteren erdedlichrn Zuwachs durch Eodurg und da« Voqlland; in Chemnitz eotitandeii die wichtigen Lei» wandbleichen, ,n Meißen förderte Bischof Konrad den Wem bau durch Anpflanzung von Reden au« Bayern und dem Rhein land«, bei dem Nürgrrstande kamen statt der früher allein im Gebrauch qeivei'enen Taufnamen die von Gütern. Aemtern Würben, Geburt«- und Ausentbalt-orten entlehnte» Familien »amen in Gebrauch und zahlreiche Schalen wurden er richtet, z. B. in Leipzig die Nicolaischule. ErwähnenSwerth ist ferner die in einer Kebde de- Markgrase» gegen die Burg Salza im Hrrzoglhum Brauuschweig vorgekommene erste Anwendung einer m,t Schießpulver geladenen Donnerbüchse womit die Belagerten steinerne Kugeln abschossen. Mark- gras Friedrich der Strenge war auch Reichsjägermeister und übte die« Amt aus dem berühmten Hoslager zu Metz I35K indem er unter Hörnerschall, von 3 Jagchunoen geleitet, einen Hirsch u»v einen Eber aus die kaiserliche Tafel trug wobei >h» der Gras von Schivarrburg al« Reich«untrrjäarr unterstützte. Der energische Fürst starb im SO. kebrnljaor- «« 2«. Mai INI und wurde, wie »>« meisten Markgrafen de- Hause» Wettin und ihr« Angehörigen, Im Kloster zu Illkenzelle zur letzten Ruhe beigesetzt. Jene uralte Fürstrn-VegrLbnlßsiätte. di« durch Blitzschlag am 10. Juni 1599 eingeäschert wurde, ist zwar längst in Schutt und Trümmer gefalle», und wo di« alten Wettiner Markgrafen bestattet wurden in prächtig geschmückten Capellen, grünt und blüht, keimt und sproßt es heute in de» wohl- epstegle» Parkanlagen, welche sich wie ein schöner sinniger ilum,„schmuck au; dem Grabe geliebter Tobten um die letzten Trümmer des altberühmten Klosters und seiner Grabcapellen schlingen. In dem von Friedrich August dem Gercchien dort 1787 dem Andenken seiner Vorfahren er richteten Mausoleum, wo in Sleiosärgen di« Gebeine der letzten beide» Welliner Markgrafen und ihrer Gattiunen owie eines Sohne- von Friedrich dem Strengen au« der ehemaligen Andrea«- oder Fürstencapelle beigesetzt sind, erhebt ich eine katasalkähnlich« Tumba au« sächsischem Marmor, >ere„ vier Seiten die Namen der zu Allenzell« begrabenen Wettiner in Goldschrist nebst kurieu Notizen Uber ihr Leben und Sterben in lateinischer Sprache enthalten. Sie predigen im Verein mit den klägliche» Klosterrninen in stummer und doch beredter Weile de» Wandel aller irdischen Dinge, selbst der größten Fürstenmacht und Kirchenherrlichkeit, welche auch erfüllt hat jene unsicheren, wilbbewrgten Zeiten der Mark- zrasen von Weltin I Die Leiber der krieg-muthiaen Fürsten in» längst in Asche zerfallen, da« StaatSwesen aber, zu dem ie in grauer Borzett den Grund gelegt mit fester Hand, zrünl und blüht mit der Rasendecke um die Welle, welch« ihre Grabstätten zu Altenzelle überzieht, schon Jahrhunderte lang und ihre Namen glänzen und leuchten, wie am FÜrsten- zrabmal daselbst, so auch aus dm Blättern der Geschichte ihre» Hause» und ihre« Lande«! Line Kundgebung Lrispi's. Bei Gelegenheit einer Verhandlung über dm italienischen Generalconsul Durando in Triest betreffende Aclenstücke hat Cri-Pi eine Aeußerong über die politische Lage Europa« aelhan, welche geeignet ist. da« größte Aussehen zu erregen. Er sagte: Der europäische Friede ist aus Verträgen begründet und e« ist die Pflicht jede» redlichen Patrioten, dieselben strengsten- zu beobachten. E« werden un« viele Fallen ge stellt. ein sehr thätiqer und unversöhnlicher innerer Feind würde freudig den Tag begrüßen, da da« feste Band de« Dreibünde« zerrissen wäre, und er wird bei seiner gegm diesen gerichteten Tyätiqkeit auch durch eiae gewisse Macht unterstützt, aber diese versuche sind nutzlo«. denn keine Fall« wird in« Stande sein dm Bund, >w«lcher dm Weltfrieden verbürgt, zu zerreißen. ES ist klar, daß unter dem sehr thätigm und unver söhnlichen inneren Feinde JtalimS da« Pspstlhum zu verstehen ist, und daß die Macht, welche ihn bei seiner dem Dreibund feindlichen Thätigkeit unkcrstützt, Frank reich ist. Eine ganze Kette von Ereignissen läßt sich mit diesem Ausspruch CriSpi'S in Beziehung bringen, es scheint jedoch, daß die Worte hauptsächlich unter dem Ein druck der soeben geschehene» Brunoseier gesprochen wurden. Der Zufall wollte e«. daß die Bertreter Oesterreich« und Frankreich« beim päpstliche» Stuhl während eine« Besuche« beim CarbiiialstaalSsecretair Nampolla zusaiiimeiilrasm und von sieseni zum Papst geführt wurden. Wa« dort am Pfingstsonntage verhandelt worden ist, entzieht sich natürlich der öffentliche» Kenntniß. aber e« ist selbstverständlich, daß Leo XIII. seinem gepreßten Herzen über dm durch die Ent hüllung de« Bruiiödenkmal» ver Kirche und dem Papstthum aiigekbane» Schimpf Lust gemacht haben wird. Eine solche zufällige Zusammenkunft von Vertretern zweier Mächte beim Papst kau» freilich den Weltfrieden nicht in Gefahr bringen, aber sie wird vermulhlicki für Vir beiden Botschafter sehr peinlich gewesen sein. Oesterreich und Frankreich haben ihre besonderen Gründe, sreundschaslliche Beziehungen zum Valican zu unterhalten, wenn sie auch anbererseil» au« entgegen- gesetzlcn Gründen genöthigt sind, dem Batican gegenüber große Zurückhaltung an den Tag zu legen. E« genügt, daran zu erinnern, daß Oesterreich Mitglied de« Dreibünde« ist, und daß Frankreich soeben die Verweltlichung der Schule durckigesuhrl bot und überhaupt durchaus von kirchlichem Enifluß unabhängig zu sein strebt. Ja Oesterreich ist da» Umgrkebrte der Fall, dort ist die katholische Kirche eine Macht, aus welche sich die Sloatsregierung stützt, zur Erreichung ihrer innerpolitischen Zwecke, während Frankreich Werlh auf gute Beziehungen ;»m Papste legt wegen seines gespannten Verhältnisse« zum Königreich Italien, obwohl der sranzösische Episkopal eS mit den Monarchisten hält. ES sind da! so schwielige u»d verworrene Verhältnisse, daß sie nur durch die größte diplomatische Geschicklichkeit aufrecht erhalten werden können. Die kirchlichen Jnieressen bilden nur di« Coulisse, hinter welcher sich die politischen verbergm, denn wenn da- Papsttbum nicht eine politische Mach! wäre, wie kämen die europäische» Großmächte dazu, beim päpstlichen Stuhle Bot schafter zu beglaubigen? Die Frage der Wiederherstellung der weltlichen Macht de» PapstlhumS steht feit dem Tage, an welchem sie verloren ging, dem 20. September 1870, fort dauernd aus der politische» Tagesordnung, also ist e« vergeb lich. die kirchlichen Interessen als Vas Wesentliche des Papst- tbum« karzustellea, die politische wellbeherrschenv« Mach! ve» Papstlbum» ist die Hauptsache und dies« will es, soweit sie verloren gegangen ist. wiedererwrrbm. Crisp, sprach von de» Fallen, welche Italien gestellt werken, um e« dem Dreibünde abtrünnig zu machen, »nd eine Vieser Fallen war auch der versuch Jnibriani's, des Ab, geordneten sür Bari. Italien mit Oesterreich zu verfeinden, indem er de» Generalkonsul Durando in Triest al» einen den österreichische,, Interessen dienenden italienischen Beamten verdächtiqle» welcher den Vorstand der Nolarkammer von Triest der österreichischen Regierung als Jrredmtisten on- g-gebc» hätte. Der Kammerpräsidenl Biancheri ließ sich da durch zu de» Worten binreißen: „Das wäre ja skandalös!" CriSpi aber ließ die Sache untersuchen und da» Ergebniß der Untersuchung war. daß Durando nur die ihm als Con- sul zukvmniente Pflicht unter gmaver Beobachtung de» be stehenden österreichisch-italienischen Coasularvertragr» erfüllt bade, indem er die Regelung von ErbschastSangelegenhriten italienischer SlaalSangeböriger beanspruchte. Die b.Sher be kannt gewordene» Thatsachen genügen noch nicht zum vollen Bcistäudii ß der von der Regierung angenommenen Tage», orvnung Eavallotr'S, welche da» vertraue» au«drückt, tue Re- gierung werde dafür sorgen, daß di« italienische» Eonsuln die Freundschaft zu den Staaten, in welchen sie wirken, pflegen, dabei ater den italienischen Staatsangehörigen wlrb»
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