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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-23
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1888
- Autor
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»e Erscheint täglich ftüh SV, Uhr. Le-artion u«d LrprditiM» IohanneSgaffe 8. Sprechstunden der Nrdactio«: Bormitlag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. St« NK,»bk 6n,6»ntler Manolcrtpt« «»cht sich »!« Vie»«clil>n »i»l »ndivkUch. A>»«h«e »er für die uichftsolgentz« Nummer bestimmten Inserate au Wochentage» bis 3 Uhr NachiultiaiS. »u Go»»- »nd -rsttagen früh bisUhr. I» -ei» Filialen für Ins.-Itnnahme: vtto Klemm. UnlversiiätSstraße 1. Louis Lösche, Katharlue»str. 23 Part. uui> König-Platz 7, nur bis '/,» Uhr. ewMtr 2S7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 23. October 1888. gespaltene Petitzeile SO Pf. risten laut uns Prei-verzeicholß. Amtlicher Theil. Aufforderung. Die am 1l. Mn 1849 verstorbene Frau Smitte verw. GerichtSdirector Winkler geb. Pöppiq hat in ihrem letzten Willen ein Bermächtniß von 4000 Thlr. mit der Bestimmung gestiftet, datz die Zinsen davon an «nbe» »aittelte Wittwen zweier hiesige« stldvoeaten »der GerichtSdirectoren fe fünf Jahre lang auSgezahlt werden sollen. . Die eine Hälfte der Zinsen dieser Winkler-Pöppig'schen Stiftung ist auf die fünf Jahre 1889 bis mit 1898 ander weit durch den VersaffungSausschuß de- Stadtverordneten- EollegiumS zu vergeben. Es ergeht daher an diejenigen Frauen, welche darauf An« mch machen tonnen und wollen, d e Aufforderung, ihre esuche biS zum 18. November 1888 im Geschäftszimmer der Stadtverordneten, Katharinenstraße 1, K Treppen, anzubrinqen. Leipzig, am 20. October 1888. Der VersassungSauSschusi der Gtadtverordueteu. Ör. Schill. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine 1,1t. ^ »r. 42 839, KO 133. S7 081. 57 592. «3 502, 66 247, 67 971, 75 078, 90 090. 1,1t. X Nr. 3963. 8968, 12 986, 13 007. 18 233, 19 577, 20 269, 28 184, 30 644, 36 895, 38720. 41 922, 43 649, 46 541, 50 109, 54 714, 56 034, 60 435, 68 193, 70 154, 83 295, 85 114. 85 778, 86 217, 86 280, 87 370. 83 491, 89 492. 89 495, 95 974, 98 930 werden hierdurch ausgesordert, sich damit unverzüglich und längstens bi« zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkte» Versallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belohnung zu rUckzugeben. widrigenfalls der LeihhauS- Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die Inhaber der Scheme ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 20 October 1888. Die Berwnltung de< Leihhauses «nd der Kparcaffe. Virb-ahls-VelranntmaLllus. Gestohlen wurden laut vier ernaiterer Aneeiae: I) 8 Glück stark versilberte Khl-ffel und 23 dergl. Gabeln, theil« »3. 0. U.", ibeil» „VV. D." nez, au« einem Partcrreraum in Nr. 3 der Gcrberftrahe, in den letzten 4 Monaten; 3) «in große- Teckbctt mit rolhem, auSaebeffertem Inlett, ein lleberzng van wkiß-m. gemustertem Damast, „u. 8" gez., ca. 12 Handtücher» wcißlcinen, rolblantig. aus einer Wohnung in Nr. 86 der Rilterslraße, vom 15. September bi- 3. Oktober; S) ein gelbpolirtcr Nähtisch mit brauner Platte, wovon ein Bein ab«. 3 andere aiigebiochen sind, au» einer Kelleradtdeilung ia Nr. 3b der Schenkendorsstrche, während der letzten 4 Wochen; 4) ein braune- Holztästchcu, enthaltend 56 ^>l in Silber, ein fast »euer Regenmantel »o» dunkelbraunem, wolligem Stoff, mit Taille und falschem Jäckchen sonne eine Neid« Knöpfe und mit Bordeneinsoffuug. au- einer verschlossenen Bodenkammer ln Nr. 8 am Königsviatz. vom 12. bi« 14. d. M.; 5) ei« Bulle» Leiurn, „11. 69" flonirt, sowie 7 dg Leinen au» einem Ballen, au- einem Wagen aus dem Magdeburger Bahn« Hof, am 13. d. M.; 6) eine Granatbrache in Sternsorm, mit goldenem Boden, au« einer Wohnung in Ar. 13 am Neumarkt, vom 14. bi- 16. d M.; 7) 2 Kinderbeiichcn mit rothen Intet- und 2 dazu gehörigen Weihen geblümten Uebrrzügen — Julei- schwarz, und Ucberzüge rolbgezeichne»; „U" — aus der Hausflur in Nr. 33 der König« straße, am 15. b. M.; 8) 45 Mark i» 4 Kronen und einem silbernen 5-Markstück, rin golduer Gtrgelriug niit blauem Stein, ein goldner Ning, gravirt: „Oatt vodtttr« Oien" und „U. X. l33", ein« kurze rund« und lanz- gltedrige Talmikrtte mit ovalem goldnen Mebailan, graviri: -llsrwavv LUneel", aus einer Bodenkammer ia Nr. 49 der Nicolai« straße, am 15. d. M.; 9) ei» vierrädriger Handwagen mit Leitern, ohne Aussatz, mit abgenutztem Anstrich, vom Köuigsvlatze. am 15. d. M; 10) ein zwe>rädriger sogen. Bockwagcu, ohne Aussatz, unge- strichen, mit etwas gebogener Achse, vor dem Hause Nr. 14 der Nicvloistrahe, am 1b. d M.; II) eine silberne Ehlinveruhr mit Secunde. geriester Rückseite, im Schildchen „ll. X.' gravirt. samnit anhängender langqliedriger kurzer Nickelkrtte mil einem Vluistein al< Verlogne, au- einer Wohnung iu Nr. 13 der Liebigstraß,', am 16. d. M. BormitlogS; 12) eia Lrädriger Haudwagrn, braungestrichrn, mit Federn und einer desecten Längsstangc, au- dem Hosraume Nr. 19 der Kreuzftraße. sei« 16. d. M; 13) etn Bällchen (36 wl schwarzer, bellcarrirter Kammgarn stoff, sigairt „k. dl. tl", von einem Rollwagen in der Nordstraße, am 17. d. M.; 14) ei» vlechrimer» ei» Kohlenrtmer von Blech, gesollt, ein Teckbett und Kopsktffen Mit weihen Ueberzügen, ,F. vv. 7" ge- zeichuet und mit rotheu, weiß gestreiften Inlett-, au- dem Hose bezw. einer Wohnung in Nr. 2 der Härtelstraße, am 4. uad bezw 18. d. M.; 15) eine silberne Etzlinder-Reinontoir-Uhr mit Secunde und Goldrand, innen ,8. Kölluitr" eiiigravirt. aus einer Wohnung in Nr. 38 der Emilienstraße. vom 17. bis 18. d. M; 16) eine goldene Tameu-Neuiontair-Uhr. blumenortig gravirt, im Inner» mit kleinem R>ß, aus einer Wohnung io Nr. 50 der Emilienstrobe. am 16. d M; 1?) ein brauutedernes Portemonnaie mit ca. 6 56 und 2 Aehntklloosc» der Lächi. Lotterie, ein schwarzlederneS Porte monnaie mit ea. 5 und einem tzikeiibabnbillet III. El. zur Tour , I-«iprhe->>uu»l>v1", sowie eine goldene Ncmontoir-llhr mit Secunde, geriester Rückseite mit Schildchen und Nr. 22.475, au« einer Wohnung in Nr. 57 der Sternwartenstraße. um 19. d. M. 18) ein GoniiNkrüberzsther von dunklem Stoff mit schwarzem Futter, in den Taschen ein dunkelseidene» carrirte» HalStllch, ein l Paar SommerdanSschntze. eni ArbeitSbnch und d,v. Fengntfie, aas „Wilhelm Jouetz' lautend, au- einem Gastzimmer in Nr. 37 der Neich-straüe. an, 2l. d. M.; 19) e>« Winterübrrzieher von schwarz,rauem glatte» Stof mit Stosfkrageu, dunklem, weih und roih großcarrtrtem Futter, rtuer Reih« schwarzer Hornknöpse, petlchendenkel und Villettäschch n, in den Loschen ein brounietdene- gemusterte- Taschentuch und ein Paar buntwolleoe Haabschutze, au« rtaem Saoie der Leotralhalle am »1. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen «Legenstände ober den Thäier sind ungesäumt Hel uuserrr Erimiuai» Abt heil»»« zur > »zeige zu brinaeu. Ssttztzttz, am « October 1888. «— Paltttt«»« w, Kttpzt,. >i,»fch»,tb„. K. Vekanntmachung. Die mit der Feier am 3l. VS. Mo», verbundenen Her» iellungeu auf dem Marktplätze machen die Verlegung deS Wochenmarktes aus kurze Zeit erforderlich. Demgemäß wird derselbe am LS., 27., 8V. -S. Mon. und am I. November dS. IS. aus dem Fleifcherplatze abgehalten. Leipzig, den 22 October 1888. Der Nath der Stadt Leipzig. Di. Georgu Hennig Ptk-anntmachung. Nachdem von uns beute d:e nachsoigenden Herren 1) der Schäukwirlb Wilhelm Heinrich Jauer nick, Kleine Fleijchrrgafse 20, 2) der Fleischer Map Frenzel, Südstreße 8l. I., 3) der Schubmacher Naimund Engelbert Güat- ner, Münzgasse 6. Hh. II.. uuv 4) der Probucteiihändler Gustav Friedrich Hei» ling. Nürnberger Straße 49, als gewerbsmäßige Trichincnschauer für hiesigen Stadtbezirk verpflichtet worvc» sind, so dringen wir die« mit dem Be merken zur öffentliche» Kenntniß, daß auch diese Herren, weil nicht im Trichinenschauamt unseres SchlacblboseS beschasligt, jeder Zeit in der Lage sind, Privatauflräge zu erledigen. Leipzig, am 19 October 1888. Der Nath der Stadt Leipzig. VIll. 205l. I)r. Georgi. Or. Kietzschmar, Ass. ^errtlielier Le2il-k8V6!'6in I^eip2iA-8ta6t. Sltruap vlenstax, ckeo 23. Oetober, Xboackn 6 Bbr >w 8»»Io «er 1. ktlrxersekul«. Tagoiorckunux: l) kexiitranste. 3) 8t»uäosor>Iou»x. vr. Xeodert. Nichtamtlicher Theil. » Zur Rückkehr des Kaisers. Mit Stolz und Freude beiße» wir Kaiser Wilhelm in der Heimatb willkommen. Nach Rußland, Schweden und Dänemark haben Süddeulsctüaiid, Oesterreich und Italien Gelegenheit gehabt, daS Oberhaupt deS deutschen Reiches persönlich kennen zu lernen, und das übereinstimmende Unheil aller dort wohnende» Völker lautet, daß Kaiser Wübelm ein ganzer Mann und außerdem noch ein liebenswürdiger Mensch ist. Die Cbarakieristik. welche Gras Douglas vom Kaiser entworfen hat, ist m einem großen Theile Europas als zutreffend an erkannt worden, Mciuungsversch.cdenheiten sind nirgends darüber ausgelauchk. Man hat e« in der russischen Presse versucht, d>e Wärme des EmptangeS in Oesterreich in Zweifel zu ziehen; die sranzösisck.n Blätter bebe» die Emtheilung Italiens in ein amtliches und in ein unabhängiges versucht, von denen jene- dem Kaiser Wilhelm boid, lueseS abhold sei. Die Unwahrbeil und Gewaltsamkeit solcher Erdichtungen liegt svc Jeden klar auf der Hank, der sich die Mühe giebt, die überall zu Tage getretenen Thalsachen einer unbefangenen Prüfung zu unterziehen, die Zahl der Glcichgiltigeii und ver drossen abseits Siebende» ist in allen Ländern, welche Kaiser Wilhelm durchreist und besucht hat, eine so verschwindend kieine gewesen, daß sie sich überhaupt keine Geltung zu verschaffen vermochte, die herrschende Voll-stimmung war für den Kaiser überall, wo er sich zeigte, von freudiger Erregung, meist sogar von Begeisterung durchglühl. Einen ähnlichen Triumphzug hat noch kein Monarch durch Europa angetrcten und gehalten, solche Erfolge fallen nickt den« Inhaber einer mächtigen Stellung mühelos oder gar unverdient in de» Eckroß, sie wollen erworben sein. Aller dings wäre alle Mühe vergeblich gewesen, wenn nicht die Person deS Kaisers so geartet wäre, wie sie eS ist, wenn er nickt seinen Bundesgenossen in Deutschland und seinen Ber> bündcten i» Oesterreich-Ungarn und Italien ein warm fühlendes Herz, einen offenen, geraden, männlichen Sinn ent- gegengebrachl bätte. Nur ein so angclegter Monarch findet stelS liil gegebene» Augenblick das rechte, zum Herzen dringende Wort, und er findet eS. weil er eS nickt sucht, sondern weil er nur der ib» beseelende» Empfindung Ausdruck giebt. Aber trotzdem wird man nicht verleime», daß eS großer Krafi- anstrengung bedurfte, u>» alle die Mühseligkeiten der langen und weiten Reise zu übersteheii. dem, wenn da« Ergebniß der Reise dem Kaiser auch hohe Besriedlgung gewährt, so war eS doch keine Vergnügungsreise, sonder» eine Fahrt, welche die größte» Anforderungen a» ihren Unternehmer stellte, die von ihm die Erfüllung bedeutender Ausgabe» von höchster poli tifcher Tragweite verlangte. Kaiser Wilhelm hat sich in alle» Weckselsällen, welche di« Romsahrt mit sick brachte, stelS als Beherrscher der Lage erwiesen; er bat dem König von Italic» g-gebe», was de» Königs ist, und dem Papste, waS de» P.ipsieS ist, aber auch nicht mehr, obwolil alle Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, um ibiii dies Mebr abzudrii'gen. Kaiser Wilhelm hat die Pflichte», welche ihm sei» hoher Berus als Obcrbanpt de« drulsche» Reiches auserlegt, wobl aii-einandcrzuhaltcn verstanden vo» denen. weiche sein Berbällittß zur geistlichim Spitze der katholische» Ebristenbeit von ibni erheijchle. Kaiser Wilhelm war in Rom als Gast deS Königs von Italien, als solcher halte er Zeugniß abzulege» von der BundeStreue. welche der deutsche Kaiser dem Könige deS geeinten Italien entgegenbringt, erst i» zweiter Lu»« kam die Eigenschaft de-Kaiser» als staatliches Oberhaupt zahlreicher Katholiken in Betracht. Diese Stellung bringt große Schwierig keiten mit sich, da Kaiser Wilhelm als König von Preußen zugleich höchster geistlicher Vorstand, oder Bischof, der in diesem Laude wohnende» Protestanten ist. Ter so genannte Eulturkampf, welcher bis zum Jahre 1887 gelobt hat und dessen Erneuerung bereit» wieder in Aussicht gestsllt ist, bat gezeigt, wie ties die katbolische Kirche in alle staatlichen und bürgerlichen Verhältnisse ein- greisl, und darum war eS eine große und entscheidende That de« Kaiser«, daß er all« an ihn heraxtretenden Versuchungen I de« Papste«, sich »m Werkzeug für Wiederherstellung der I weltlichen Macht desselben sn dieser »der jener Form machen, ein für alle Mal endgiltig von sich wieS. Der Be such-beim Papst ist vom Kaiser lediglich al- HöflichkeitSkund» gebung gegen VaS geistliche Oberhaupt der katholischen Christen heit auHesaßt und dargebracht worden; Rom und Italien bähen diese Handlung in gleichem Sinne gedeutet, wie die Inschrift a» der Engelöbrückc darthnt, welche Rom als daS unwiderrufliche Haupt deS geeinten Italien in Anspruch »>««t, aber der Papst hat eS nicht sür angemessen erachtet, sich der Macht der vollendeten Tbatsacben zu beugen, sondern versucht, de» Besuch des Kaisers zu Gunsten der Zukunft der päpstlichen Macht auSzubeuten. Dir Folgen der Ablehnung diese« Ansinnens mache» stch schon deutlich in der Wabl- beweaung in Preußen bemrrkdar, aber sie werden und müssen zwecklos sein, weil die preußische SlaatSrcgierung niemals darein willigen kann, die Leitung der Schule au» de» Hände» der Organe deS SlaateS in die der Kirche zu überanlwortc». Dl« Schule ist in Preußen eine staalliche Einrichtung und wird es bleiben sür alle Zeilen. So wichtig dir Gestaltung des Verhältnisses zwischen Staat uud Kirche m dem größten veutscken Start« ist, so tritt die selbe doch weit zurück hinter dem großartige» politischen Er gebniß der Kaiserreisc. Die deutsche Bundesversaffung ist ^erviß ein starker und zuverlässiger Hort der deutschen Ein- «it, und sie hat die Probe ihrer Festigkeit erst noch am 25, Juni bei der Eröffnung de» Reichstage- in Folge be lebte» Thronwechsels in Deutschland erwiesen, aber wenn die geschriebenen Satzungen durch freundschaftliche und herzliche perlvnliche Beziehungen der Buntesfürsten zu einander er gänzt werden, dann gewinnen sie an WiikungSfähigkeil und an Ruf im AuSlande. Die deutsche Embeit wurde von rankreich bisher noch nicht als etwa» EndgilligcS, al» ein Serk do» unzweifelhafter Dauerhaftigkeit betrachtet; die Kaiserreise mil ihren Erfahrungen in München und Stuttgart hat auch in dieser Beziehung alle Täuschungen zerstört. WaS Oesterreich-Ungarn und Italien betrifft, so hat der Empfang, welcher Kaiser Wilhelm in Wien, Rom »nd Neapel bereitet worden ist, haben die Kaiserloaste in Wien und die Trinksprücbe Kaiser Wilhelm'» und König Hilmbert's in Rom der Welt kund gethan, in welchem Genie der Kaiser von Oesterreich und der König von Italien ihr Bündnißverhält- niß zum deutsche» Reiche auffassen; die gleichzeitige Verherr lichung de« deutsche» Heeres hat Europa darüber verständigt, welchen Werth die Verbündeten Deulscklant« aus seine Wehr kraft legen. Da» Bündniß der drei Großmächte in Mittel en.vpa hat also eine sehr solide, allen Tbeilnebmern wohl bewußte Gniuclage; eS beruht auf der Ucberzeugung, daß Deutschland dem übrigen Europa in militairischer Beziehung überlegen ist. Kaiser Wilhelm hat eS an Anerkennung der mililairische» Vorzüge Oesterreich-UngarnS und Italien» nicht fehle» lassen, er hat die Kameradschaft der österreichisch- ungarischen Aimcc mit herzlicher Bereitwilligkeit anerkannt unb damit die volle Gleichartigkeit unv Gleichberechtigung beider Armeen zugrstaiiveii. Der italienischen Armee hat er da» Eomplimenl gemacht, daß er selten eine so vortreffliche Haltung vo» Truppe» bemerkt habe, als sie bei der Parade in Nom zur Erscheinung getreten ist. Ein solche« Lob an» solche»! Munde wiegt schwerer a>S die meisten ander» Zeug nisse, uuo daraus mag da» übrige Europa entnehmen, welche furchtbare Macht der Dreibund jedem FriedenSslörcr gegen über darstellk. Deutschland uud seine Verbündeten können mit dein Ergebniß der Kaiserreise zufrieden sei» und daö übrige friedfertige Europa ebenfalls. * * * * * Ueber die Heimkehr des Kaiser» berichtet die „Post" noch ausführlicher voin Sonntag: Vor kauni länger als Jahresfrist datle sich der einsam in freiem Felde gelegene Bahnhof Drewitz bei Potsdam srstlich geschmückl, um den ous den stärkenden Vüvcr» hcimkehreiidcn Kaiier Wilhelm I würdig emvsangen zu könne». ES war am 13, August v. I„ an welchem der damalige Prinz Müh Im in der Unisor,» des Ötarde- Husaren-Reg-meiiiS ous dem Bahnhosc erschien, am Aim seine hohe Gemahlin sLhiend, um dem kaiserliche» Großvater aus dem heimische» Boden de» Willkonimensgruß zu entbiete», den der durch s-in Leiden im Süden serngedaltene Sohn, Kronpiinz Friedrich Wilhelm, ihm nicht darbringe» konnte. Als der Zug Halt gemacht, da eilte Prinz Wilhelm dem allen Kaiser entgegen, welchei ihm schmerzlichen Blick,- die Arme entqegenstreckte. Prinz Wilhelm ergriff und kiißie in tiefster Ehrfurcht die Hand seines erhabenen Großvaters; doch dieser zog den Enkel an seine Brust und küßte ihn aus Stirn und Wangen. Es war, als löste sich ein Alp, welcher die vielen Hunderte von Menschen drückte, die zum festlichen Empfang herbeigeeilt waren, und ein begeistertes Hoch und Hurrah machte die Lust erzittern. Heule, nach der lurzen Frist weniger Monde, sollte der Enkel, Kalter Wilhelm II., in denselben Bahnhof einsabren. Und auch seiner harrte die in allen, Wechsel iinerschiilteilichc Liebe n»d Treue de5 Volke- Mit eben solcher Emsigkeit war der beicheidene Bahn- bos am gestrigen Tage geichmückk und geflaggt worden. Die eisernen Träger de» Perron- und die Wände der Bahnhofshalle waren mil Guirlaiiden aus Tannenreisig umwunden. Der Eingang zu dem Kö'iigSziniiuer, wie der Perron überhaupt, war vom Kunstgärtner Lenz mit piächtigen Blumen geziert, über deren Mitte sich Palmen ausbreileirn. Bon dem kviiigSziminer bi» zum Gleise war ein breiter Läuferteppich gelegt. DaS Zimmer selbst war behaglich er. wärmt und herrlich- BlunikiibouquctS prangten aus Tüchei, und Consolen. Mit großer Schnelligkeit hatte die Kunde in der Um gegend sich verbleitet, daß de» Kaisers Stückkehr bereit« um 6 Uhr erfolgen wert» und nicht, wie erst bestimmt war, um '/,9 Uhr. Schon uni 7 Ukr strömten die Menschen von PolSdom, von Drewitz, Güiergotz und den anderen umliegenden Orlschosken nach dem Bahn- dose, um den Kaiser Wilhelm zu begrüße». Ter Landrath de« Kreises. Herr Slubenrauch, war in der Unisor,» des 1, Gaide-Regimenis zu Fuß erschiene» und halte dem aus Zossen zum Dienst herbei- geelllcn Gendarmerie - Obe-Wachtmeister Hanucmann den Besehl erlheilt, daS Publicum, soweit eS irgend angängig wäre, auf de» Perron zuzulass n. Die aufgebotene Gendarmerie zu Fuß und z» Picrd waltet' idre- Amtes ,» der schallendste» Weise. Um 7'/« Uhr rückte der Drewitzer Krieger - Verein mit dem Banner heran und nahm rechts von der Eingong-lhür zum Künigszimnier Aui- stellung. Daneben fand die Drewitzer Schule und der Gesangverein Platz. Aus der anderen Seite sowie dinier Verein und Schule stand dicht gedrängt eine nach Hunderten zählende Mcnicheumenge. Bahn- iNiistcr Schmidt hatte schon am frühen Morgen die Streck' revidir» und harrte in der neuen Bahnmeister-Unisorm. ebenso der Vorsteher des Bahnhofes Hellmann an dem Ankuustsgleise der Ankunst de« Zuge-. Zebu Miaulen Var 8 Uhr nahlen sich von Potsdam her käniq- llche Wagen. Es erschienen zum Empsaug Oberslallmeister v. Rauch, Flugel-Adjutoul Major v. Kessel und Kammerherr v. Ende. Bald daraus fuhr Ihre Majestät die Kaiserin, begleitet voo der Gräfin Keller, tu geschloffenem Loupü om Bahnhof vor. Da» Publicum begrüßte die hohe Frau ous do- Wärmste. Punct 8 Uhr fuhr der kaiserliche Sonderzug in den Balmdos ein. Der Krlegerverein prilenttrlr, die Schule uud der Ge'angverei» stimmte«, unter Leitung de« Lehrer« Schwab« dt» Stlcher'Iche .Hehovah -Motette a». Die Flögellhare» de« KöutgSzimmerl thatrn stch auf, und herau« trat bt< «» d«S Gleis« Hera» Ihr« Majestät dt« Kaiserin, tzaselbft ganz A bonneni6nt»prei6 vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ( u Togedlall-Format gefalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 Größere Schr Labellarischer u.Ziffcrnsatz nach höherm Tarif. Neclamen unter dem Redaction-strich dir Lgelpalt. Zeile 50 PI., vorden Familie nuachr ichte» die 6gespallene Zeile 40 Pf. Iuserate sind stet- au die t-xpr-ttton zu seudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemuoeraucka oder durch Poft- nachnahme. 82. Jahrgang. allein stehe» bleibend. Die Herrschaften vom Gefolge bliebe» »»rück. Und wie stand Deutschland« Kaiserin dal Die hohe Frau staub da wir etu Borbild aller Frauen, aller Mütter, in deutschrr Einfach heit. Line schwarze anliegende Robe, ein ebeusolcher kurzer Pelzkrage» und eia Lapottehüichen bildeten den schlichten Anzug. I« der rechte» Hand hielt Ihre Majestät eia winziges Sträußchen weißer Blume», und mit glückseligem Lächeln sah sic dem heranbrauseude» Zuge entgegen. Der Zug fuhr ei»; eia begeisterte» Hurrah durchdraug die Luft, denn am Fenster de- Salonwagens stand in der Uniform eines Lcib-Gardc-Husaren-Regimenls Se. Majestät der Kaiser» uad während er huldvoll sür drn Morgcngruß dankte, suchten seine Blicke die treue Lebensgefährtin. Freudig winkten sich die hohen Satten entgegen; daun öffnete der Kaiser schnell selbst die Wogen- thür und eilte auf die hohe Gemahlin zu, sie sest 1» seine Arme schließend. M tten unter seinem Volke freute stch Deutschland- Kaiserpaar de- Wiedersehen« uud küßte sich mehrmal- aus Mund und Wange. Des Kaiser« erste Frage war: „WaS machen die Jungens?" Während dieser Begrüßung waren Graf Herbert Bt-marck 1» rla- sochem R-isecostüm, Wirklicher Geheimer Raih von LucaauS »ad Geueral-Adjutaut General-Lieutenant von Albedyll dem Zuge ent stiegen und verabschiedeten sich von Sr. Majestät dem Kaiser, welcher den Herren in huldvollster Weise die Hand reichte. Al- dana drr Kaiser sich nach dem Könia-zlminer wandte, jubelten ihm von Neuem die Zuschauer entgegen. Langsamen Schritte« ging der Kaller aus die in einiger Entsernuvg harrende Besteitung Jbrer Majestät der Kaiserin zu, begrüßte sie ebenfalls durch Händedruck uud verweilte dann noch längere Zeit, sich unterhaltend, aus dem Perron. „Gott lei Dank", hörte man mehrfach. Se. Majestät der Kaiser fleht so irisch, so kerngesund aus, wie man e» nicht bester verlange» kann. Die Sonne Italien« schien die schon durch die mtlitatrisch n Strapazen gebräunte Gesichtsfarbe noch um einen Ton tiefer gesärbt zu haben. Da- Gesicht ist dabei voll und frisch. Und da- heilere Lächeln, welche« die Züge erhellt, findet man nicht bei einem Menschen, der uiibl kerngesund ist; die beste Lrholnng-reise hätte dem Kaiser nicht besser bekommen können. Nach der Begrüßung traten die Allerhöchsten Herrschaste» und da- Gefolge in da- KönigSzimmer eia und verweilten auch hier noch einige Zeit. Beim Eintritt drängte sich eiu kleine«, allerliebstes MüdLcn, mit einem Blumenstrauß tn der Hand, zwischen dem Kaiserpaar bindnrch und heiler lächelnd machte die Aaijerin ihren üoben Gemahl auf die kleine Blumcnspeuderin aufmerksam; der Kaiser nahm denn auch da- Bvuquel in Empfang; ebenso ein Bouquet von dem Töchterchen de- BahnhofsinspeciorS Hellmaun. Unter erneutem Jubelruf der Menschenmenge nahm drr Kaiser, welcher den ..Hohrnzollernmantel" um die Schulter geworfen und vor dem Verlassen de« SonderzugeS die Mütze ausgesetzt hatte, tn dem geschlossenen Toup» neben seiner hohen Gemahlin Platz und unter den, Vorrilt zweier Grnoarmen ging die Fahrt die Groß- beerrncr Lhauffee »ach Potsdam zu. Im Marmor Palais wurde oer Kaiser von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich »ad den P inzcssinnen v cloria, Sophie und Margarethe begrüßi' daß der Kronprinz und seine kleinere» Biüderchen bci der Begrüßung »icht gefehlt haben, versteht sich von selbst. Drr Weg vom Bahnhof Drewitz bis zum Marmor-Palai- war mit Menichen wie besäet; von allen Häusern wehten die preußische» »nd deittiche» Farben, und am Nauencr Thor brachten die ver sammelten Poi-bamer ihrem kaiserliche» Herrn ein begetsterte- Hoch dar. Leipzig 23. Ortober. * Die, wie eS scheint, zuerst in dem spanischen Blatte „El Dia" ausgetauchte Nachricht, daß Kaiser Wilhelm demnächst auch dem spanischen u»o portugiesischen Hose eine» Antrittsbesuch zu machen beabsichtige, ist jedenfalls in Bezug ans irgend eine Zeitbestimmung mit Vorsicht anf- ttlnebmcn. Vorerst hat der Kaiser noch niehrcre Besuche in Deutschland zugrsagt; sodann wird zu einer Reise nach Spanien nicht leicht die Winlerzeit gewählt werden, namentlich da der BiScayische Meerbusen alSdann bückst ungastlich zu sein pflegt, wenn auch nicht ganz so wie Frankreich eS jetzt da» ganze Jahr bindnrch für fremde Reisende ist. Nack den Ersahrunge», die König AlsouS seinerzeit in Paris gemacht bat, gilt Frank reich sür regierende Könige nickt bloS in Deutschland al» un- wirlblicheS Land, an eine Lantreise nach Spanien ist daher auch nicht zu denken. N'brigenS sind die Sympathien Deutsch lands und seines Kaiserbause» sür Spanien und Portugal und ihre Monarchen so innig und warm, Laß e« eines Be suches gar nicht bedürfte, um dies zu bekunden. Noch kürz lich hat die Zusammenkunft deö Königs von Portugal mit unserem Kaiser davon Zeugniß gegeben , und über kurz oder lang werden jene Sympathien sicherlich auch ihren feierlichen öffenklicben Ausdruck erlangen. > * Der „Hamburgischen Börsenhalte" zufolge hätte, wir bereits erwähnt, Fürst Bismarck die Einladung deS Ham burger Senats zu den Feierlichkeiten am 29. d Mt» dankend angenommen und sein Erscheinen zugesagt, falls ihm sein Gesundheitszustand dies gestatte. — Der „Hamburgische EorrciponLcnt" bringt diese Nachricht gleichfalls mit dem Zusatze: „Graf Herbert Bismarck wird Se. Majestät den Kaiser hierher begleite». Prinz Heinrich dürfte den vorliegenden Nachrichten zufolge zu den Festlichkeiten nicht nach Hamburg kommen. * Unter Belheiligung des Senat», der Bürgerschaft, der Handelskammer, der Gewerbekanimer, der Spitzen der Militair-, Zoll«, Post- und Tclegraphen-Bchördcn und eine« großen TöeilS der Bevölkerung begann am Sonntag Mittag in Bremen die Feier der Eröffnung deS neuen Freihaseog biet». Der mit der Bauleitung beauftragte Oberbaudirector Franziu« übergab die mit großer Anstrengung geförderte» Arbeiten dem Senate, wobei er die feste Uebcrzcugung aussprach, daß alle Baulen sich bewähren und in naher und ferner Zeit der freien Hansestadt Bremen zum Segen gereichen würden. Im Namen de« Senat» und der Bürgerschaft übernahm Bürger meister Buss den Freibezirk mit seinen Hafen«, Lösch- und Lade-Einrichtungen und übergab sodann dieselbe dem öffent liche» Beikehr sür den Handel unv die Seeschifffahrt mit einer Rede, welche mit den Worten schloß: „Unler der un vergeßlichen Regierung Cr. Majestät oe» Kaiser« Wilhelm I. ist das Werk, da» wir heule feiern, begonnen, unter der Regierung Sr. Majestät de» Kaiser» Wilhelm II. übergeben wir eü seiner Bestimmung. Unser Kaiser hält deö Reiche« Macht bock, um durch sie dem Reiche den Frieden zu sichern. Diesen Wille» weiß vor Allem eine Handelsstadt zu schätzen, darum sage ick, Gott erballe dem Kaiser die Kraft, durch die Macht de» Reiche» ein Hort de- Frieden« zu bleiben. Ich fordere Sie aus, in Liebe und Verebrung zu dem erlauchten Herrn einzustimmcn in den Ruf: Unser Allrrdurchlauchtigster Kaiser Wilhelm II. lebe hoch!" « « « * Ueber die Ankunft de» Prinzen Heinrich von Preußen in Wien wird von dort vom Sonntag gemeldet: Se. k. Bohrst Prinz Heinrich vo» Pre»ß«a «ras heitt» Pormittag hier «Ia «»d wurde am Vabahak« va» dem Milser »»tz dem Kronprinz,,, welche prenPsche Uniform mit dem >G»,r»«»
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