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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-24
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1888
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«474 Ed« bracht«, so r«cht glücklich iühlt. Etwa« a»s Alma DademaS Pfaden wand«lt Hermann Kaulbach mit seiner „Unfterblichkrtt". Aas der „unterbrochrne» Trauung" muh man Joses Weiser'S dtelseitige Kuiist dewundeni. Er bewahrt sich als «benso guter Figuren maler und Charakterisirer, wie als stimmungsvoller Architckturmaler. In Paul Hücker'< Dänin,erstünde" ist die seelische Stimmung der runge» Frau tbenso entzückend, wie die Behandlung der Lichnvir- kungen AdolsEchtler^s „Verunglückt" ist ein ergreifendes Bild aus dem Bretagner Volksleben, während unS Bennewitz von Lösen mit seinen Nachbarn in das gemüthvoll behaglich« alte Danzig des vorigen Jahrhundert- versetz». Lart Raup» schildert in »einer -bongen Stunde" die Angst eine- jungen, am Strande de- tobenden SeeS nach dem Boote ihres Ballen ausschaueuden Fiicherwelbcs. Albert Schröder dagegen läßt uns in seinem „Scheingefecht" Zeuge der jedenfalls sehr interessanten Unterhaltung eines vornehmen Ca- ValierS des 17. Jahrhundert- mit seiner Dame sein. Höchst ätheri ch Hot Hermann Koch daS „Echo" in einer dusligen Waldnumphe ver- wrpert. Der diesen Blättern beigegeben« Text von Ludw Pietsch weth auch diesmal überall dem Leser viel Fesselndes über Bild und Maler zu sagen. Adolf Weiske. königliches Landgericht. III Ltrastamuier. l. Der aus Penig gebürtige, bereits einige Male vorbestrafte Aleischergelelle Julius Hermann Meihuer hatte sich wegen Ur- wndensälschung zu verantworten. Meißner hatte sich nach seiner Ent lassung au- der Arbeit in Sach'ea und Thüringen arbeitslos umher- getriedeu und war aus seiner Wanderung schließlich auch nach Leipzig gekommen. Bon hier au» ging er nach Reudnitz und sprach bei dem dortigen Gvrechnieister der Fleischerinnunq, dem Fleischermeister N, Vor. Dieser fragte zunächst, ob er (Meißner) arbeiten wollte, was dieser bejahte. Nu» wies ihn N. an den Fleischermeister B. daselbst »nd gab ihm einen Zettel mit. aus welchem er B. schrieb, daß, soll- rr den Meißner nicht gebrauche» könne, er ihm dies durch seine Namens-Unlerschrist bestätigen solle. Meißner steuerte mit dem Zettel loS, ging jedoch nicht zu B., sondern in eine Restauration, wo «r unter die Mittbeilung N.'S die Wort« schrieb: „Wegen de- Lohne- nicht einig gewoiden, B. Fleischermeister." Mit dieser etgenmächtigen Ablage ging er sodann zu Meister N. zuiück und -räseniirte diesem die angebliche Ablehnung de- Fleischermemers B. Hieraus verabreichte ihm nun N. e ne Marke, aus welche Meißner durch viel« bunte Linien gebildete Vierecke. Ferner ist Heller Grund Bedingung: die klcinen schottischen Earreanx in grüner oder blauer Combiiialtoii sind veraltet. Folgende vorbereitete Lombinationen sind vielleicht bizarr, aber neu. Moosgrüner Fond mit hand breiten abwechselnden Nbshnthstreisen wird durch olivene, kupfer- rothe, myrlensarbeiie schmale Linien in große Bierecke gethcilt; kaffeebrauner Grund, daneben psirsichblüthene Streifen, beide wie der in Handbreite aneinaiidergestellt, werden durch himmelblaue, kupferrotste Linien in Carreaux eingetheilt. Diese breiten Grund- streisen werden quer, also nicht wie in den eben beschriebenen Mustern länglich, gestellt, und durch seine Streifen adcarrtrt. Mau denke sich das zarte Nilgrün mit dem dunkleren Moosgrün zu hand breiten Querstreisen zusammengrstellt und letztere durch einige Linien in dunkelgrünen Farben, welche mit eorallenrotden, creme und wein- rothen Linien abwechscln, in große Bierecke gelheilt. Ja dieser Art repräscntiren sich uns di« neuen carrirten Vorlagen, die sowohl in Kanimgarnkaschmirs, in Flanell, als auch in ScrgeS und Crepes zur Darstellung gebracht werden. Es liegt uns ob, einer anderen neuen Dessinirung zu gedenken. Man umrändert die DessiuS von Brache- und Dainassemustern in ornamentalen Figuren und Blumenmuster» mit hohen ein- oder buntfarbigen Rändern, welch« entweder durch die Stickereimaschine hergestellt, oder aber auch in den Sloss selbst, ia Form von seinen Schnüren resp. Soutache eingcwebt werden. Das Muster an sich er hält dadurch eia eigenartiges Relief, während der ganze Stofs deu Eindruck des Eleganten und Ged'eAenen macht Man denke sich stahlgrauen Kaschmir durch Damaibülätter gemustert» in matter oder glänzender Ausführung. Diese Blätter werden umrändert von hochstehenden Schnuren in hellblauer oder gemischt in Hellblau mit Sildersarbc. Die Wirkung ist eine neue und prächtige. (Die eingehenden Beschreibungen der Stoffneuheilen, welche lediglich für den Textilfabnkanten Interesse haben, sind in den vorstehenden Mit- thetlungen übergangen und verweisen wir Jirtcresseutca aus die oben genannte Zeitschrift.) *— Ucber die Lage des Berliner Confectionsgeschästs enthält die ^ Heitmaan'sche „Wochenschrift" wiederum einen sehr ausführlichen Bericht, aus den wir Fachkreise hiermit aufmerksam machen. In jenem Berichte heißt es unter Anderem: Der Monat October ge staltet sich im Conseclionsgeschäst recht günstig, die Detailgeschäfte hier und io anderen Städten des Reiches geben recht statt, und es entstehen Lücken in den Lagern, welche completirt werden müssen. * Erimmitschau, 22. Oktober. Am gestrigen Tage hielt in unserer Stadt der erzgebirgisch-vogtländische Schachverband seinen 7. Eongreß ab und fände» zu du sein Zwecke auch Preisturniere statt, an denen sich ungefähr 30 Personen aus Chemnitz, Glauchau. Plauen, Zwickau, Greiz. Wulfen i. A. und von hier belheiliglen. Die Leitung de« Spieles lag in de» Händen des Herrn Zwanzig aus Leipzig, de- Geueralsecretairs deS „Deutschen SchachbunkeS". Im Ncbenluriuer erhielt Herr Kürschner von hier den »weiten Preis; da- Rendezvous der Herren vom „Schach dem König!" bildete der kleine Saal de- „VereinShoses". — Die Turch- schii ittSfourage-P reise für den Lieferungsverband Zwickau betrugen im vergangenen September: 8,40 -4! für 50 kg Hafer, 5,25 für 50 stß Heu und 2,89 -ckl für 50 lcg Stroh. * Chemnitz, 22. October. Gestern Mittag gegen l Uhr verunglückte aus höchst betauernswerthe Weife der hiesige Arzt Vr. weck. Ed. Weicker. Derselbe fuhr in einer Droschke die Uferstraße herein und unmittelbar vvr der Eisenbahn brücke. wahrscheinlich in Folge deS Vorbeisahrens eine« Zuges, scheute daS Pserd und drängle nach dem dvrtsclbst noch nicht überbauten Gablenzbachc hin. Im Begriffe, auS der Droschke zu springen, drängte das Pserd de» Wagen weiter zurück, wodurch die Userbarriöre umger ssen wurde und Pserd und Droschke in den Gabienzbach stürzte». Während sich der Droschkenkutsckicr durch rinn, Sprung vom Kutscher- bock glücklich »och rettete und das Pserd unverletzt davon- kain wurde I)i- Weicker leider als Leiche unter der Droschke liegend ausgesundcn. Weicker war erst 59 Jahre alt und all gemein beliebt, hauptsächlich als Kinderarzt. — Am 7. April d. I. erössnete der hiesige Berein „Arbeit für Bettler" eine Arbeitsstätte und bis 8. October, mithin in einem Zeitraum von 0 Monate», kehrten 1368 Arbeitstvse darin ein. Bon dieser Zahl waren 483 auS Sachsen, 696 auS den übrigen deulschcn Ländern gebürtig und l89 Ausländer; zusammen arbeiteten dieselben 5450 Stunden und erhielten vom Verein als Gegenleistung für diese Arbeit 237 Portionen das Ianunqsgeschenk von 25 ^ erhob. Hinterher erfuhr R. jedoch ! Es gingen zahlreich« Nachbestellungen ein und Eiukäuser fehlten auch I Frühstück fr, Liter mit 2 Vrödche»), 3lO Frühstücke (200 g Von B„ daß Meißner gar nicht bei Letzierem gewesen sei, und brachte die Sache zur Anzeige. Dies ist der Sachverhalt. Der Angeklagte gestand auch Alles zu und gestand auch, daß er die Absicht, zu ar beite», gar nicht gehabt habe, sondern daß e- ihm lediglich um Ec. kongung eines Geldgeschenks zu tbun gewesen sei. Rach Lage der Sache hielt der Gerichtshof jedoch baiür, daß in diesem Falle nur eine Uebertretung von H. 363 (Fälschung von Legitimanonspapiere» rum Zwecke einer Täuschung), nicht bas ungleich schwere Vergehen tm Sinne von K. 267 des R.>Slr.-Ges -B. (Urkundeiisälschung) voc- liege und verurtdeilte den Angeklagten daher zu 4 Wochen Hast, »orans ihm t4 Tage als verbüßt ungerechnet wurden. II. Eine unvrrbi sserltche Betrügerin ist die »erehel. Henriette Wilhelmine Louise Lütte, geicknedeoc München», geh. Holborn aus Wolliu. Der bereits mit ZnchihouS vielmch vorbestraften Angeklagien War wiederum eine Anzahl recht rasfimrier Beirugs'äile zur Last gelegt. Nachdem sie im Jahre 188? aus dem Zuchthaus entlass-» Worden war, erkrankte sie und brachte längere Zeit im Krankenhaus zu, worauf sie sich nach erfolgter G Wildling nach Berlin begab. Dort hielt sie sich längere Zeit bet ihrer dort wohnhaften unehelichen Tochter aus Der Hang z-,m Schwindeln trieo sie jedoch im Juli hss. JrS. wieder weiter und sie wählte sich als Overation-feld zu nächst Wittenberg a. E. Dortfelbft inttte sie die Wittwe R aus und Wußte sich bei dieser durch eine recht unversrorene Schwindelei Kost, Loqis, Kleidungsstücke. baareS Geld re. zu verschaffen. Sie band derselbe» nämlich folgende- Märchen aus: Sie, die Lütte, sei eine Vermittlerin aus Berlin und sei von einem Major von L beauftragt, für eine Dame ein Quartier aus mehrere Wochen zu beschaffen. Das Geld spiele bei dem Herrn Major keine Rolle, un» wenn die Beepflequnq nur gut sei. Io könne e« kosten, Was es wolle. Jedensall- weide Fran R. all» dabei viel Geld ver dienen können und sie (die Lütte) wolle natürlich auch ein Prosilchen dabei machen. Sodann borgte sie die leichtaläudige Wittwe ans da gute Geschäft auch gleich an. Ewige Tage daraus reiste sie ab und versprach der Frau, in einer Woche mü der betreffende» Berliner Dame einzulrcffen und solle Frau R. nur Alle- hübsch bereit halten. Zugleich hinterlegte sie die Adresse des Herrn Majors. Die Schwind lerin fuhr sodann nach Roßlau, wo, wie sie wußte, der Sohn der Frau R. als Tischlermeister ansäisig war. Be, diesem wiederholte sie ihre Räubergeschichie mit einigen kleinen Abänderungen, z. B. War es die-mal die Geliebte des Herrn Oberst von N., für welch« sie eine Pension suchte. Auch in diesem Falle war der Humbug von Erfolg grkrönt und der ehrsame Tischiernieifter freute sich schon vorw g ans den leichten Verdienst. Bon Roßlau ging es »ach Raguhn, und bier hotte sich dir Schwindler,» den Weichenwärter S. auserseheu. Dasselbe Märchen miißic wiederum als Mittel zur E langiing von Kost, Logis re. dienen, und wnßte sic den S. scheu Egeleuten mit Lügen so gut zu dienen, daß dieselben ihr gleich 6 Provisionsvorschub gewährten. Sodann fuhr sie nach Jeßnitz und prellte den Schuhmacher S. in ganz derselben Weise wie in den vorerwähnten Fällen. Daselbst setzte sie sich auch mit der Hebamme F. ta Verbindung, welche sie engagirte und der sic guten Lohn versprach. Auch diele fiel auf den Schwindel herein und hat nun das Nachfeben. Da nun der Lütte die Gegend nicht mehr ganz geheuer erschien, so fuhr sie zunächst nach Berlin und beglückte sodann nach längerem Ausenihalte dortfeldst auch unsere Stadt. Hier betrog sie die Wittwe U. in derselben Weise und auch den Trödler N. In beiden Fälle» »hat das Märchen, bez. die Aussicht aus den guten G w an die gewünschte Wirkung Jedoch ereilte sie die Nemesis kurze Zeit nach dielen letzt genannten Betrügereien. Die srüder Geprellte» batten nämlich van Tag zu Tag die Ankunft der betreffenden Peasionairin erwartet und später nach Berlin geschrieben. Bon da aus wurde ihnen der tröstl che Beicheid, daß weder der Herr Major von L„ noch Obeist von N oder von W. rc. exiftire, und hiernach gingen den Leuten die Augen aus. Die »ach den diesbezüglichen verichiedeaea Anzeigen riagkleilete Benolgung der Frau „Vermittlerin" haue denn auch sehr bald Erfolg. Da die Lriminolvolizei durch die Anzeige der beiden hier verübten Betrügereien, wrlche genau in der Weise wie ta der Wittenberger Gegend verüb« waren, aufmerksam wurde, so gelang es, die Lütte eines schönen Tages hinter Schloß und R,egel zu bringen. Bet ihrer Berhaiinng sanden sich ein goldenes Armband, dito Brache, eine silberne Herrenuhr, ein Portemonnaie mit 26 .Al 50 ^ und eia ebensolches mit 2 >l. sowie eine größere Anzahl Manusacturwaarea, seiner Wäschestücke rc. vor; über den Erwerb dieser Gegenstände vermochte sich die Ange klagte nicht auszuweiscn. jedoch konnte ihr auch diesbezüglich nicht- »achgewieien werden. In der Verhandlung gab sie die ihr zur Last geleglea Schwindeleien zu, denn da sie die Zeugen mit großer Be stimmtheit als jene „Vermittlerin" reeognoicirtrn, konnte ihr da« Leugnen nickt- nützen. Die königliche Staaisanwaltichaft beantragte eine schwere Ahndung. Die gesähtiche Gaunerin wurde denn auch ür lange Zeit unschädlich gemach«, denn der Gerichtshof verurlbeilte ie wegen Betrugs in 7 Fällen im wiederholten Rückfälle zu i Jahren Zuchthaus, 1400 ^l Geldstrafe, event. wei tere» 210 Tagen Zuchthau« und 5 Jahren Ehrverlust. Der Gerichtshof bestand an- den Herren Landgerichl-director kollert (Präsidium). Laadgericht-räthen von Eltrrlein, Bieter, vr. Fleischer und Assessor Hehler; die Anklage sührte Herr Staats anwalt Vr. Lange. Moden un- Sloffneuheiteu. (Nachdruck untersagt.) ilns der neuesten Nummer der im Berlage von Ernst Heit mann in Leipzig erscheinenden „Wochenschrift für Spinnerei und Weberei" theilt uns die Redaktion solgenden Au-zug ihres »encsteii Modenbrrichts mit. Ob bei unseren modernen Kleider stoffen ein« einschneidende «endernng im Geschmack bevorstrht, möchte man, nach gewissen Anzeichen zu urtheilen, säst anstandslos bejahen, nur handelt es sich darum, ob die- schon im nächste» Frühjahr ge- schehen wird. Anfänglich werde» wir einer veränderte» Geschmacks richtung jedenfalls nur vereinzelt begegnen, später aber vielleicht tm größere» Maßstabe. Vollständig dürste dieselbe aber erst im nächsten Winter zum Durchbruch kommen. Es wird sich um großcarrirt« Dessins handeln, und zwar um ganz großcarrirtc Vorlagen Für daS nächste Frühjahr bestimmte Iiaut^s oouvnut«« sahen wir schon in Hellen Farben tn dieser Manier zusammengcstcllt. Daß wir Wieder zu carrirten Tessins übergehen werden, war vorauszuseheu. Auch die Mode hat ihre Geschichte; die für sie bestimmten Vorlagen wechseln ia gewissen Periode»; dieselbe» folgen sich seit Jahrzehnten «tl pr-ciser Gleichmäßigkeit. So war auch vora»«zu>ehrn, daß großcurrtrie Dessins, dies« alten und doch immer neuen, hübschen »nd dnnkbaren Vorlagen wieder zn lhre« Rechte kommen würde». Mn» hat schon in diesem Vinter einig« Neuheiten in Plaidmustern her»»sgebracht, wrlche wohl bewundert, aber wenig gekauft worden in der letzten Woche nicht bei uns Es ist iür die Consectron recht > erkreulich, daß der Bcrkehr sich wieder gehoben hat, da noch ziemlich unisangreiche Läger hier vorhanden sind: nur sind diejenigen Sachen, weiche am meisten verlangt weiden, nicht vorräihlg, sondern müssen Brob mit Wurst), 336 Epeisemarken für die hiesige städtische Speiseansiatt, 92 l Portionen Nachmittagskaffee, 1109 Aöend- brodc (250 8 Brod mit Wurst) und 1l84 Uebernachtungö marken ü 25 ^s. Im Uebrigen erhielten Diejenigen, welche stets erst frisch angesertigt werden Hierzu gehören besonders kurze ^„acr als 3 Stunden zufriedenstellend arbeiteten, noch ein recht. T,e i- "^welchen starke Nachrage herrsch, nuchJoguelsmtt ^s,^ ^ ihrer Abreise aus den Weg. Durch die vom Pelzbesätzen finde» guten Absatz. Lange Dvlmans sind recht gut ver- > »> ''Deuttchland, iana. iavana ki-n lana, anlm,ieü..„»>e Noieto.s ml, M.,., verett ..Arbeit sur Bettler ins Leben gerttsenc Arbeitsstätte langt, sodann sind lauge anschließende Paletots mit Pelz besätzen, besonder« für junge Damen, sehr beliebt. In Eng land bat sich da- Geschäft etwas gehoben, doch befriedigt es noch nicht. Iaqurt- liegen drüben noch in großen Mengen und hat man sehr viel Stock-Waare von hier aus nach London ge sandt, namentlich längere Sachen, damit solche, wenn sie verlangt werden, gleich von dortigen Lägern genommen werden können. Da- englische Geschäft hat sich vollständig geändert. Käufer lassen sich in der Saison gar nicht mehr daraus ein, Bestellungen zu geben, wie dos früher üblich war: wenn Waare gebraucht wird, verlangen sie solche sofort, weshalb es uothwcndig ist, bei den Agenten in London Lager zu unterhalten, zum großen Nachibcil sür den ganzen Berkehr, denn Stock-Waaren erzielen selten volle Preise. Aus Amerika sind Winterordres nicht mehr zu erwarten: aus der Schweiz und Holland lausen auch uur die normalen, nicht belang reichen Bestellungen ein, obgleich viele Reisende augenblicklich dort thätia sind. Für dasFrühiahr wird noch sehr wenig gearbeitet; nur diejenigen Firmen, welche amerikanische Collection«« zu liefern haben, beschäftigen sich mit neuen Frühjahrsmustern. Wir Hallen wieder einige südamerikaniiche Einkäufer hier, und auch aus Italien besuchten unS noch einige Käufer. Die Stossdranche hat leidlich zu tbun. Es wird täglich das aus den Lagern genommen, was die Confection gerade benöiyiat. Wollsutterplüsche sind recht begehrt, auch Soleils werden noch gekauft; »ach Setdenplüsch, Sealskin herrscht etwas Nachfrage, namentlich wird schwarzer Seidenplüsch verlangt Die Stofflager sind zwar nicht mehr umfangreich, doch könnte noch mancher Posten abgcstoßcn werden. Frühjahr-collectionen sind in r roßen Mengen am Platze, und es sind auch schon ansehn liche Bestellungen, jedoch nur in Slapelqualitälen. gemacht worden. NouveaulöS werden sehr vorsichtig bestellt, weil man noch nicht weiß, was in der Saison hauptsächlich verkauft werden wird. Deshalb ver sucht man auch vorläufig Alles, was hübsch und neu erscheint. Kammgarnkaschmirs, Seidenstoffe (Sicilieniics, Damass-s, Mattelassäs) werden in den von »ns beschriebenen Mustern eine große Rolle spielen. Einfarbige glatte Tuche, vielleicht gestreifte (geichoren oder mit Mohairsireifcn) haben sehr gute Aussichlen. ebenso dürften Regenmäntelftosfe in melirter tuchartiger Ausmachung, in Noppen und klein carrirten Mustern sehr beliebt sein. Für die Hochsommer eit glaubt man an geknüpfte Filetstofs« und an damaisirte Gazes. Line Hauptsarbe werden alle grünen Nuancen, von Re cda bis hinab zum Myrkengrün, spielen. — Unsere Tricotbranche sah einen Londoner Einkäufer, Hrn. Draycott von HiggenS, Eagle L Co , hier; dann begrüßten wir südamerikaniiche, sowie zwei spanische Einkäufer. Einige Fabrikanten befinden sich in England; die Reisenden sind ans der Tour und trotzdem steht das Geschäft nicht entfernt auf der Höhe wie tn den Monaten August und hat die HauSöettelei ganz bedeutend abgenommen. — An verschiedenen Orlen ln der S'avt und der Umgebung haben sich gestern, am 10. Jahrestage der Einsührung de- SocialistengesetzeS, rothe Fahnen angebracht vor» gesunden, die jedoch auf Anordnung der Behörden baldigst entfernt wurden. — Am 15. Oktober vollendete der Leiter deS Baues der neuen Wasser leitung im angrenzenden Kappel, Ingenieur Cramer, da« wohlgelungcne Werk und übergab am Tage daraus dasselbe seiner Bestimmung, nicht ohne vorher von der Leistungs fähigkeit der Anlage und dem mehr als hinreichenden Drucke eine Probe abzulegen, welche darin bestand, daß an einigen der Uebcrflnrhndrantcn vier Schläuche befestigt wurden, die trotz dieser Pertheilung des HauplstrahleS ihre Wasscrmassen noch weit Uber die benachbarten dreistöckigen Häuser erhoben. jener Geist de- kichielbstgruügens. In dem die wahre Unabhängig, kett derubt. Sie beran'chen sich an den Phrasen der Freiheit, über sie bedürfen eine- MannrS. der ihnen diese Phra'en in den Mund legt: sie beugen sich keiner Aulorilät, aber sie solgen blilidttn Is d I» ersten Besten, der e» versteht, ihren Wünschen zu schmeicheln ihre Hoffnungen zu beleben, der Herold ihrer Enelkeitea zu sein. Sie sind, wenn man eS so nennen darf, vom Fieber der Aerlamulion gehetzt; sie müffen immer virs . . ,k rufen, vivs irgendwo, und da sie nicht rire t'ewnsieurl ru'en wollen, rusen sie vivo Koulnvxer! Mit dem Geiste der Demokrat« reimt dieses Acclammions- bediirsniß allerdings schlecht; allein die französische Naiion ist nun einmal nicht demokratisch gesinnt, mag sie auch zeitweilig den poli- tischen Radikalismus aus die Spitze treiben. Die g schichtliche Er ziehung des Volkes, das so lange unter der Herrschaft des glanz, und machtvollsten KönigibumS g-standen. schlägi überall, zumal in dem hohen Eullus der Aeußerlichkeitea, durch, obschon die Revo lution alle Schranken im Staate niedergeriffen bat. Die Gesell chnsl jedoch ist aus ibrrr aristokratischen Grundlage verblieben, wenn auch heutzutage weit weniger die Adel-Partikel, als der Besitz zur Gel- lung verdilst. Der kleine Kreis, der sich tn Pari« mil anachronistischer Ueberhrbung noch immer l« moorts nennt, bildet, wie ehedem, eine Kaste für sich, die ihren Bezirk nach außen hin ab- schließt, der alle ehrgeizigen Elemente zustrebeo und die sich, l diq- lich Lurch die Macht der Tbatlächlichkcit, eine bevorrech'ele Stellung erhalten hat. Gegen diese Macht wild in den socialistischcn Cou- veauk ln wohl aus Leibeskräften grwcttert, ober sonst wird sie von dem össenllichen Geiste, von der Presse, von der Bourgeoisie nur aller Freiheit, Gteichbeit und Brüderlichkeit zum Trotze, selbst von der Benvoltung anerkannt, die vielleicht, im Hiabl ck aus die a»i>- capilalistischen Bestrebungen der Commune, in der „Welt" ein werlh volles Bollwerk zur Uertbt diguug der Ordnung erblickt. Man hat sich tm Auslände öfter über die Orden-sucht der Franzosen lrstig gemacht. Iu der That begegnet man ia keiner Stadt Europas einer so gewaltigen Anzahl teconrter Personen wie in den Straßen von Paris, und die dritte R publik giebl hierin dem Kai'erre che gar nicht« nach. Man vergißt hierbei nur, daß dies keine losge öste Culturerscheinung. sondern cin'ach eines jener höfischen Ueberbltibftl ist, die diesem Volke von Revolutionären noch a»- baiten. Man übersieht, daß diese Abwesenheit demokratische: U.b.rzeuguugen viel weiter reicht, daß sie sich selbst aus baS Gebiet öffentlicher Einrichtungen erstreck,, aus welche di« Behörde» und die Gesetzgebung Einfluß zu nehmen iu der Lage wären. Man schlage nur einmal, um sich dm über zu belehren, ein E ien- bahn - Lursbuch aus. Während sich der große Berkehr überall demokratipr!, während i» allrn Ländern des Continents das Bestrebe» Pl tz greift, da- Reisen Jedermann möglichst zu erleichtern, hält Fiankleich das aristokratische Priaeiv aus lernen Sch enensiroße» aus- Dtt Schncllzü ie verkehre» daselbst ausschließlich mit Wagen deren Benutzung sich beträchtlich höher stellt als m in Oesterreich, in Italien. Und da die übrigen Wagen- klaffen eng, dunkel und Nicht gerade musterhaft reinlich sind, ergiebt sich, daß man v>el Geld habe», daß man zu den Bevorzugte» ge hören, kurz, daß man „iko wrwite" sein muß. wenn man in Frank reich schnell und kiN'qermaßen bequem reiien will. Und einen zweiten Beweis lietern die Pariser Tdeatrr, die ebenso wenig für die weniger Begüterten vorhanden sind Die Zahl der wohlfeilen Plätze ist in diesen Anstalten überaus gering u> d diese sind zudem von einer Beschaffenheit, w lche den biedern Bürgersmann, aus den sich die Republik so viel zu Gute thut, vom Beiuche aussrdließi und in die Tingel-Dangel drängt, die von Dag zu Tag üppiger ausich'cßen. Rur die OvwScki« krnnga«« macht hierin eine löbliche, aber »ech lange keine hinreichende Ausnahme. Die Theater und deren Direktoren befinden sich übrigens ganz wohl bei diesem Zustand. Der Stillstand, der nach dem Kriege in der Entwickelung von Pari- eingetreten ist, mag in der Sl»>ist>k zifiermäßig nachznweisen sein, die künstlerische Thätigkeit jedoch hat dadurch keine merkbare Beeinträchtigung erfahren. Höchstens, daß man in einigen Malerwerkftätten der Avenue de Billiers und des wc'ckcr b.e rzchegten Erwartu.,gen weit .überlras P.galle, sowie in den An.iqui.ä-enbuden »ächst den Boule- ^skrcssenten mit größter Freute unt Befriedigung I über schlechte Zeiten zu klagen Anlaß Hot. Denn Paris ist erfüllte. 100,000 Diese neue Einrichtung hat der Gemeinde gegen Kosten verursacht. Vermischtes. — An vielen Orten Deutschlands haben sich die Social demokraten am 2l. October „zur Feier des zehnjährigen Bestehens des SocialistengesetzeS" die ihrem ganzen Auftreten und ihrem Benehmen entsprechende kindische Freude des Aushängens rother Fahnen oder auch Lappen gemacht. Hamburg, 22. October. Als Endpunct der Eisen» bahnsahrk des Kaisers ist die Lombardsbrücke auöersehen. D r kaiserliche Zug wirb um 12 Uhr an diesem schönsten Punct aus der ganzen Bahnstrecke eintrcNen, und ein festlich aeschmücktes Zelt wird als Empsangshatte dienen. Rach der Begrüßung durch den Senat, den königl. preußischen Ge sandten Herrn von Kusserow und die Spitzen der Behörden wird der Kaiser sich mil kleinem Gefolge nach Alsterlust be geben und dort ein Frühstück cinnehmcn. Um daS Bild ver Alfter so belebt erscheinen zu taffe», wie es an Festlagen im Sommer zu sein pflegt, ist an den Allgemeinen Alfterctub und den Norddeutschen Regattavcrein eine Aufforderung zur mit geschmückten Booten September. Man sucht Belhciligung an einer Evrsosahrt Hrdre« zu empfangen, um wenigstens die Arbeiiskräfte nicht zu I ergangen. Ein Ausruf beider Vereine fordert die Segler verlieren. Die Tricotbranche arbeitet bereits an den Frühjahrs- Lollecttonen. Sachsen. -s- Dresden, 22. October. Sc. Majestät der König hat zu den Kosten des bei QuatrebraS sür den dort gefallenen Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig zu errichtenden Denkmal- einen Beitrag von tOOO -l ge spendet. — In einem hiesigen Holet hat sich gestern Mittag ein österreichischer Beamter, welcher am Sonnabenv auS Böhmen hier angekommcn war, mit einem Revolver er schossen. Seine Vorgesetzte Behörde wurde von dem Selbst morde sofort benachrichtigt und der Leichnam einstweilen nach der Todtenhalle des AnnensricdhoseS gebracht. — Aus hie sigem Ecntralgüterbahnhos ist gestern ein erst kürzlich ange- stelltcr Rangirer dadurch verunglückt, daß er, d n zur Vorsicht anssordcrnde» Ruf eines Wagcnschiebers überhörend, zwischen die Puffer zweier Wagen acricth und zu Falle kam, wobei er sich aus dem Koppclhaken deS einen WagciiS förm lich ausspicßtc. Der Aermstc war entsetzlich zerfleischt, wurde aber noch lebend ausqehoben und nach dem Stadtkranken hause gebracht. An scm Auskommen ist nicht zu denken. 8. Pirna, 22 October. Sc. königl. Hokeik General, seldmarsckall Prinz Georg verließ bereits heule Abend die Villa in Hosterwitz, um sich nach dem Jagdschloß Wermstorf zu begeben. — Unsere GebirgSverrinS »Section, an deren Spitze bekanntlich da- CentralauSschuß-Mitglieb Real- schuldirector Or. Math steht, beschäftigte sich gestern mit der wichtige» Wegweiser-Frage, betreff- deren alsdann der Beschluß gesaßt wurde, bei der im nächsten Frübjahr in ausgedehnterem Maßstabe vorzunehmenden Markirung da- in den Aipenländern schon seit längerer Zeit eingesübrte „Farbensyftem" in Anwendung zu bringen. Voll aus soll mit dem bi-herigen Wegweiser-System aber nickt gebrochen werden, da im Allgemeinen die Ansicht dominirte, daß die Deutlichkeit der Wegebezcichuung in unseren Gegen den andernfalls bock wesentlich beeinträchtigt würde. ES kann dieser Ansicht nach Lage der Dinge nur mlt Befriedigung zu- grstimmt werden. In Bezug aus die Mitgliederzahl hat unsere Section erfreulicherweise eine Stärkung zu verzeichnen, so daß zur Zeit Pirna unter den 28 überhaupt bestehenden Sektionen die 4. Stelle nnnimmt E- läßt sich nur wünsche«, daß die- in unserer Etbstavl hinsichtlich de« Interesse- sür di» Gebirg-verrinSsache gegebene schöne Beispiel weitere Nach- admung im Bezirke finde, und zwar besonders in den Orten de« eigentlichste» Schweizgebiet-, wo eine Zeit lang die bezüg lichen Verhältnisse recht im Argen lagen. — An unserer neuen Post, welche bekanntlich vorläufig a»s Privatrechaung eine- hiesigen Baumeister- zur Ausführung gelangt, wird jetzt emsig gebaut. Di« Stadt erhält damit em stattliches Ge bäude; weniger erfreulich ist dagegea die Entfernung des Postamtes in- de« verkehrscentru» durch Verlegung nach der Gartenstraße. Die zur verhütuog dieser Aenderong seiner Zeit unteruomweuen Lchntt« sind leider sämmttich und Delegirten der Rudervcrcinc aus. am Donnerstag Abend 8>/r Uhr sich im Boothauje des Norddeutschen Negatta- vereinS neben Alsterlust zu einer Besprechung einzufinven. Die Zkylographüche Kunst-Anstalt von R. Bren d'amour L Co. in Düsseldorf. Leipzig, Berlin und Stuttgart hat bei dem internationalen Wettstreit in Brüssel die Goldene Medaille zuerkannt erhalten. welche wohl bewundert. rL-'LL.r.7'«^.'.^.^. »1°.,.°; ,-.i>-^.-i«.. »n. ««c -1!« i.« d» >«, mcher venücht dt erden, i, Aufnahme kommen nnr groß,. > Unabänderlich« z» füge». Pariser Leben. Bon Siezmund Feldmanu. Neitdnick »err öten. Boulangrr ist wieder da, Boulanger, der In den Hundstage» Mannati in die Wüstenei aller Redactionsstuben gestreui hat. War da- ein denkwürdiger Sommer sür die Journalisten l Nirg-nds hat die Seeschlange den Ocean durchsurcht, nirgend- der Eisenwurm einen Schienenweg verspeist, nirgends ein Genie die Aushebung der Schwerkraft entdeck«, und selbst die Greisinnen, die trotz ihrer 120 Jahre noch munter sind und Sonntag- regelmäßig zur Kirche schreite», sind diesmal nur sehr vereinzelt erschienen. Hätte nicht, ganz zum Schluß noch, ein amerikanilchrr Glückspilz die in eine Tdonsch cht einqrkapselte vorsiittflothliche Kröte lebend aufqe> sunben, dann wäre es um den guten Ruf der Sauregurken-Zeit wobt sür immer geichhen gewesen. Und das hat mit seinen Reisen der Boulanger gethaul Er Hot die Reporter in Sold gesetzt und ihrer Phaniasie dabei nur geringe Zuniulhungen gestellt. Wo ist Boulanger? hieß baS Frage- und Aniwortipiel, das wochenlang durch die sronzösiichen Zeitungen ging. Man halte ihn bald in Stockholm und bald in Tanger, in Pest und Oporto, in PeterS- dnrg und Bregenz, ia Konstanttnopel und — in Fricdrichsruh ge selle», während er, wie sich jetzt herauSstellt, ruhig in einem Ver- borgenen Gebirgswinkel saß und seinen heiligen Leib pflegte. Allein sein und seiner Bande Zweck ward erreicht: die Reclame ließ nicht einen Augenblick nach. Trotz der tobte» Saison, wo die Kamm r nicht tagte, und es weder ein Vaterland zu retten, noch ein Joch abzuschütieln, noch ein Volk zu beglücken gab, blieb der brave General so berühmt, wie Vrandt's Schweizerinnen und Hoff's Malzexlract, da er nun einmal nicht so berühmt sein kann, wie Molike oder Wellington. Frei ich, wenn Mommsen Recht hat, und die Einsicht tn Ziel und Mittel es ist, die den Helden vom Abenteurer unterscheidet, dann wäre Boulanger zweisello« ein Held. Denn sein Ziel schwebt ihm klar vor Augen, und was die Mittel betrifft, so kan» heute eia iondolttere de- Plebilcits s» Frankreich Silles erreichen, sofern ihm da- Glück zur Sette und er sich nicht selbst im Wege steht. Irden soll- wird ver Manu, ob er nun siegt oder unlergeh«, seinen Lands leute» »och viel zu schaffen machen; denn, daß er einen starken und, wie die letzleo Wahle» zeigte», wachsenden Anhang in den breiten Schichten deS Volkes besitzt. läßt sich kaum mehr bestreiten. Die polililchen kövke dieffeil- und jensettS der Vogesen, denen da« Mißverhültuiß zwischen den Ansprüchen Boulaugers und seinrm per s-nlichen Unwerthe die logischen Zirkel stört, habe» aus der allge meine» Unznlriedenheit, aus der ewige» Unruh« der Masse» und c>em egoistische« Gegenspiele der Parteien seine Ersolge zu erklären versucht. Sie haben damit nicht sehlgegriffea, allein die Dinge ms» an dcrWnezel gekad- Dt« Wurzel liegt weit »ieser, als in der Neusch ch» einer vorüber aeh-nden politisch«» Conftellatio»: sie ist ei» historiirbes G-wachs. das »ein« Nahrung aus einer tuuieudjährige» monarchischen Uebrrlieserung saugt. Deu Fadeu dieser Ueberliesernug konnte» gewaltsame Um- stürz« «wchl «brrißeu, den» Eindrücke »ud Wirkuuqen aber nicht na» de» kal-sseet» Ulgeu. Nicht als »b dt« «ehrzahi der heutige» Arauzase» Mn»,echtste» »ürrnl Net», dt« «etsten »ei,», es. zwar «ch »Ar. eürlt» «tt »er »MdtS. allein chnn, sehlt nickt mehr in dem Maße wie vor zwanzig und kreiß g I ihren dos kalisoruischen Mincnbesitz-r und exoiischer Verschwender, die Millionen und Millionen sür ihren B'lder- und Luxuskram an der Seine zurückzulaff n pflegten. Allein die Schaubühnen leisen wenig unter dieser Veränderung. Sic leben nicht von den Fremden, sondern von den Parisern, drren einzige, wahre, liefe, dauernde Leidenichafl das Theater ist. Selbst zur Sommerszeit suchen die Pariser n»t Vorliebe jene Badeorte aus, wo das Gastspiel der Judic, der Gramer, der Thso, des jüngern Coquelin oder eines andern Lieblme.s der Musen und der Reklame die Freuden der Bukolik durch em Couplei unterbricht, und kann, hat ihnen der Herbstwind ein paar salbe Blätter vor die Füße gefegt, beginnen sie zu gäbnen und hören damit nicht aus» bis sie endlich wieder vor einem Vorhänge sitzen und jene mu'fige Aimosphäre von Gaslicht, Reispuder und Chypre trinken, welche bei einer Premisre den Saal durchwogt.... Und zumal die ersten Premisren der Saison! Sie bringen, wie alle Erstlinge, etwa- wie FrühlingShauch m l sich, obgleich di« Leute draußen aus der Straße schau die Rockkragen hinauft'chlagen und die Hände in die Taschen grabe». Sie sind die Weckrufe iür die elegante Well, denen Genuß des Lebens Zweck des Lebens ist, und kein Pariser möchte sie versäumen, natürlich noch weil weniger eine Pariserin. Denn sie Hai lange genug sern von den berühmten Kleiderparodielen der Rue de la Paix geweilt und sehnt sich endlich zu ersahrcn, was sür Roben und Hüie man kausen muß und welche Haarfarbe ia diesem Winter Mode sein wird Ob die Pariserinnen übrigens auch die Mode werden miimachen Wollen, welche die Fräulein« Keßler und Debry in der Vorwoche tinzusührcn versuchien, ist sehr rweiielhaft. Die beiden Damen, wrlche zu den Favorit- aus dem Pariser Liebesiurs zählea, haben nämlich, wie die Zeitungen ordi et ordi verkündeten, die Degen ge kreuzt und damit eine neue Aera des weiblichen Sports er öffnet. Sie sind dabei wohl einem vorhandenen Muster: Bayard's berünmten Bilde: „DaS Damrnduell" gesolgt. dessen Heldinnen durch die Eniblößung de- Oberkö pcrs schön gebauten Frau n eine sehr verlockende Anregung zum Zweikanips dielen. V'elleicht sind sie auch durch lllerarüche Schilderungen wie Theophil Gautier's sinnlich überquellende» Roman „Mademoiselle de Maupin" zu ihrem Heroismus aufgrstachelt worden? Oder sie haben sich on dem Beispiel« der sagenbasten „Ritterin" d'Eon begeisten? Allein in keinem der beiden Fälle hätte» sie ein reelles Modill vor Augen gehabt. Denn Mademoiselle von Maupin schlug sich, a's Mann verkleidet, mit Männern und was die Lhevaliäre d Eon be- trifft, so plant über deren wahres Geschlecht ein Geheimniß. Thal- sächlich giebl es in der Geschichte Frankreichs nur ein einziges Bei- spiel eines Dameodnells. Dieses sond, allerdings vor geraumer Z it, zwischen Fran von Rechte und Frau von Poligooc statt, die sich im Biucenner Wäldchen mit Pistolen gegenüberftanden. Allein die beiden Hofdamen de« nncleo rsxime schlugen sich ui» die Gunst des Herzog- von Richelieu, während sich ihre modernen Nachahmerin,»» einen angejahrten Börsenjüngling streitig machten. Bester läßt sich l« wooäe von damals uud l« woucke von heute uicht charaktensiren. Literatur. Nummer 42 der „Dra«at«rsischen vlLtter »nd vübne»- Nnudsckau". hrrausgegeben von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehörtger, redtgirt von Raphael Löwenscld (Berlin. Verlag von F, A, Günther L Sohn), hat folgenden Inhalt: E. Werner: Zur Delegirten. Versammlung. — Georg Kübcrle: Die Facheintheilungsfrage. — Rudols Tyrolt: Moderne Ihcaterzusiunde in Oesterreich. — Paul Schönscld: Zur Geschichte des Thealcrs in England und T eutschland. — Feuilleton: C, Schulles: Stammbuch blättcr und Bricfsragmeate. — diene Bücher. — Neu - Aufführungen, — Chronik. — Mitthcilungen der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angeh Vom „GedirgSsreund" (Verlag von G. Echirach in Zittau' welcher sowohl m interklsirten Kreisen, als auch in der Tagespreise sich einer rühmlichen Ausnahme zu erfreuen hat, lieg» uns heute die zweite Nummer vor. Dieselbe eonstalirt das anzuerkennende Mühen der Redaktion (vr. Moichkau, Oybm). diese Zeitschrift zu einer rrchl vielseitige» zu gestalten. Außer der Fortsetzung der Biographie des bekannten böhmische» Großindustriellen Johann Liebieq und dem Schluffe einer aus neuesten Quellen basirenden Geichichie der Burg Landeskrone enthält diese Nummer eine Beschreibung und Abbildung de« neuen Morlchner-Denkmales in Zittau, eine „Kynast-Dräumerei" mit Wiederaade eines Bildes, die Burg Kynast in ibreni Büche- zustande darstellend, »er sich mehrere Poesien und eine Fülle kleinerer Nonzen: Au- uns» er Bergheimalh, Bereinschronlk, Liieratnr rc. an- sügen. W e eine Mittbeilung der Redaktion bekundet, hat sich eine stattliche Reihe namhafter Mitarbeiter dem „Gebirgssreund" zur Verfügung gestellt. * Dexksch« Nomaubtdliathek. XVI. Jahrgang, Sako».Ausgabe 16. b s 20 Halbban». Inhalt: Marli» Bauer, „Die Schloßsrou von JIdenau Meding (Samarow), „Unter fremdem V'ffen : A, G von Sniter, ..Die Adjaren"; Hon- Hoffman», ,Lwa» der Srvr'cklxde" <Ll»llgarr, Leipzig, Berti», Vre», Deutsch« Verlo-t" Anstatt, vormals Edvard Hallderger).
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