Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-27
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 361. Sonnabend den 27. October 1888. 82. Jahrgang. Herr Mackenzie. * Die Deutsche medirinisitze Wochen Zchriil bliugt jetzt die in ihrer Aosertigung deS Mackenzte'schen Pamphlet« Versprochene Kritik dessen, waS Mackenzie dort sür eine Statistik der Erfolge der operativen Behandlung de« Kehlkopfkrebse« ausgiebt. Verfasser Vieser Kritik ist Majc Schleyer, der schon jrüber in diesem Fachblatte eine wirklich« Statistik der Kehlkopsokerationen ausgestellt bat. Damit wird nun Mackenzie'« Machwerk verglichen. Den ganzen, an statistischen Daten reichen Artikel abzudrucken, würde nicht lohnen; wir begnügen un« mit diesem Hinweise und mit dem Abdrucke einiger Stellen, die Mackenzie'« Tascheuspielerei wohl dinreichend charakterisiren werden. Herr Schleyer schreibt u. A.: „vergleichen wir die Tabelle Mack'nzte'« mit der weinige», io fehlt in der erster«, zunächst der von mir unter 52 lB. Fra-ukel) angejahrt« Fall. Ls ist die- derjenige Fall, der in der Deak- schrtst der deutschen Aerzte p. SO von Gehetmralb v. Berg» man» besonder» hervorgehobe« wird, indem v. Bergmann erwähn», daß der Latient, Cygon mit Namen, während der Ab fassung de« Schriftstücke« neben ihm stehe. Er ist kaum anzrnehmen, daß dieser Fall Mackenzie entgangen sein sollte, und mnß deshalb da« verschweigen desselben anderen «»begreiflichen Gründe» zugeichrtebea worden. Schon aber diese« Falles wegen ist der gesperrt gedruckte Sah der Mackenzie'schen Analyle, „Post" bemerkt übrigen- hente srhr richtig: „Ter Landtag wird zu entscheiden haben, ob bei derartigen Wakibeeinflusiungen durch die Geistlichkeit die Wahlen nicht zu cassirea sind Mil ungleichem Mag wird er nicht messe» können. Denn würden Madien kassier werden, bei welche, der Landraih seinen Einfluß zu Gunsten der Regierung geltend gemach» hatte, solche aber bestehen bleiben, wo die geistliche Gewalt mit ollen ihren Machtmitteln sür die Anhänger des Weisen- ihurns eingetrekea ist, so wäre die-eine so flagrante Rechtsverletzung, gegen w-Iche weder die Regierung, noch die slaatSerhailendcn Parteien »le>chgiltig sein dürsten." Vas österreichische Lndget. Ja der MiltwochSsitzvng de« österreichischen Abgeordnetenhauses legte der Finanzminister von DonajcwSki da« Budget sür 1889 vor und begleitete dasselbe mit einem eingehenden Expose, in welchem er die Ziffern de« Erfordernisse« «ad der Deckung nach Capüela und Titeln de« Präliminare« erörterte und ging sodann zur Besprechung de- Voranschlages pro 1889 über. TaS Geiammtersordermß beträgt 538 345 786 fl. (gegen 538 526 928 fl. im Vorjahre); die gelammten SiaalSetanahmen sind mit 538 515 245 fl. veranschlagt (gegen öl? 295 568 fl. im Vorjahre); der Ueberschnß beträgt somit 169 459 fl. Im Vorjahr war dos Gesammiersordermß unter Einbeziehung einiger NachtragScredite mit 538 670 928 fl., die Bedeckung mit 517 295 568 fl. beziffert, wonach sich eia Abgang von 21 375 360 fl. ergab. DaS gegenwärtige Budget erscheint ionach um 21 544 819 fl. günstiger. In erschöpsender Weise unterzog der Herr Redner die Voran» lchläge sür 1888 und 1889 einer Vergleichung. AIS besonders daß „nur ei» einziger erfolgreicher Fall nach der Operation theflwetser l >?"°8e tur rovo uno ivvu einer «ergteimung. «i« de,anders in AuSschueiduag de- Kehlkopfe» exntire", hinfällig, «brr auch diel Betracht zu ziehen erscheine^einerseits die Einuahmen Erböhungen. anderen von mir al« dauernd geheilten Fälle sind durchaus al« solche welche in letzter Zeit in- Werk gesetzt wurden, andererseits sind bezüglich der Ausgaben die mititairiichen Vorkehrungen zu berück sichtigen. welche die Nothweudigkeit, mit der Entwickelung der anderen Staaten aus diesem Gebiete einigermaßen Schritt zu Hallen, hervor- geruien Hot. Die Wirkung, welche die in Rede stehenden Maß nahmen aus daS Budget geübt haben, läßt siru in solgenden Haupt- ziffern zusammensoffen: Ta« Netto-Erträgniß der Branniweinsteuer wird um 19179 600 fl . jenes der Zuckrrsteuer um 2 957 500 fl. und jene« des TabakgesälleS um 2 667 500 fl. Höher veranschlagt als im Vorjahre, so daß die Mehreinnahmen ouS den er wähnten Erhöhungen mit 24 804 800 fl. veranschlagt erscheine«. Dagegen erscheinen sür militairische Ausgaben neu in Zuwach«: Die aus die diesseitige Reichshälste entfallende Quote deS pro 18B9 für daS Heer und die Kriegsmarine veranschlagten Mehr» erforderniffe« mit 2 890 694 fl. und eine Erbövung des Ersorder- niffeS für die Landwehr mit 2 567 400 fl . zusammen 5 458 094 fl. Durch diese Mehrousorderungen reduciri sich die durch die Geiälls- erdöhungen herbeigesüdrte Besserung der Bilanz aus 19 346 706 fl. Da im Ganzen dos Budget um 21 544 819 fl günstiger erscheint als im Vorjahre, verbleibt eia Betrag von 2 198113 fl., um welchen sich dasselbe ohne die erörterten neuen Zugänge und Ausgaben nach dem regelmäßigen Gange der Dinge gebessert haben würde. Der Steigerung der MilitairauSlagen und der Wiedereinstellung deS vollen Iahre-ersordernisseS sür Zinsen und AmortiiaiionS-Zahlungen ist eS in der Hauptsache zuzuschreiben, wenn der Vergleich mit dem Vorjahre nicht noch günstiger auSsällt und die nengeschafsenen Ein- nahmen im Wesentlichen our die Beseitigung des Abganges in der Bilanz zur Folge haben. Der vorliegende Voranschlag wird seiner Zeit noch eine Er- gänzung zu erfahren haben durch die mit Beschluß der Delegationen erfolgte Bewilligung eine« unbedingten Credit- von 29,7 Millionen Gulden sür außerordentliche Militairische Vorsichtsmaßregeln. Bclml» Bedeckung deS aus die diesseitige Reichshälste entsallcnden AntheilS per 20 374 200 fl. des bezeichnet«« unbedingten CrcdiiS ist die Ausgabe von 5 Proc. Notearente in Aussicht genommen. Da« durch die Ausgabe von 5 proc. Notenrente im Betrage von „ . .. „ 20374200 fl. pro 1889 sich ergebende Zinsen-Ersorderniß von un- der furchtlosesten deutschen Blätter, scheint e-, daß Virchow seine I gesähr 1 Millionen Gulden konnte selbstverständlich in den Boran- Meinung über Mackenzie'» Schrift nach einem der „durchgeflebteu I schlag nicht einbezogen werden und wird nach Zustandekommen deS (xardleä srlraets) abgab, die io der deuischen Presse I sraglichen Gesetzes nachträglich eingestellt werden müssen. Für dieses aujrecht zu erhalten. Herr Schleyer zählt dieselben aus uud schließt: „ES sind also in der Thal süos Fälle von Kehlkopfkrebs durch die partielle Exstirpation dauernd geheilt worden." Weiter heißt es: „Ich habe meinen Augen kanm getraut, al» ich beim Studium der Mackenzie'schen Tabelle an eine Anzahl tiuglücklich verlaufener Operatiou-säll« kam, die er doppelt aoiführle. Die Fälle Billroih'S sind von dem Assisteulen desselben „Salzer", der Fall SkliffkowSki von MullanowSk, publicirt worden Mackenzie führt nun diese Fälle sowohl unter dem Namen ihrer Operateure, Billroih'S Nr. 3. Nr 8, Nr. 10 und Skliff- kow-ki'S Nr. 5, wie unter dem Name» des Publictreode», Salzer Sir. 16, Nr. 17. Nr. 19 und MultanowSki Nr. 34 auf, hat jedoch vorsichtiger Weise da» Datum der Operation geändert. Aus diese Weise schasst er vier iu der Wirklichkeit nicht existireade Beob- achtouaen von unglückliche» Fällen, was die proceaiischea Ber- hälluiffe der Statistik bei einer so geringen Besammtzahl wesentlich verschiebt. Hierzu kommt, daß er einen Fall von Hahn mit tödt- Iichem AuSgange bei der Partiellen Exstirpation, Nr. 12 seiner Tabelle, ausführt. der unter die Total-Exstirpationen gehört und vg» ihm allerdings auch hier unter Nr. 81 augegeben ist. Während also in der Mack nzie'jchea Tabelle auf der einen Seite dauernd geheilte Fälle eiuiach verschwiegen oder weginterpretirt werden, wird aus der anderen Seite die Anzahl der unglücklich verlaufenen Fälle in eiuer bei der Wichtigkeit der Sache höchst erstaunlichen Weise vermehrt." * Die Aeußerungen, die Professor virchow über den „Arzt" Mackenzie aethan hat, haben der Mackenziepresfe von Anfang an nicht vebagt, und man sucht dieselben an der Welt zu schassen. Spaßhaft ist eS, wie sich dabei ein« dieser Blätter aus da« andere beruft. Wie im Nothsall die sortschrittliche Presse die „Pall Mall Gazette" als ein „deutschfreundliche«" Organ bezeichnet, so schreibt diese jetzt: „Rach der hohen Autorität der „Freisinnigen Zeitung" — eines Aui . , abgedruckt wurden. Seitdem hat Prosefsor Virchow das Buch selbst gelesen (wie tu aller Welt bekam er es?) und hat »na zugegeben, daß gerade dir Auszüge, über die er eine Meinung abgab. ihn irre geführt haben." Daß Prof. Birchow da- zugegeben hätte, haben wir noch nirgend« gelesen und glauben auch nicht, daß er e« gethan hat. — Da« sind nicht Geständnisse, die man einem Nedacteur de-Richter'schen Reptil« in da« Ohr flüstert Prof. Birchow hat zusammen mit Pros. Walveyer eine Er- klärung veröffentlicht, deren Sinn war. daß Mackenzie'« Buch Lügen enthalte. Der offenbaren Pflicht — wenn er jetzt anderer Ansicht geworden wäre — auch da« ebenso öffentlich zu erklären, würde sich Prof. Birchow nicht entziehen. Jur preußischen Wahlbewegmig. ADO. Berlin. 25. October. Di« „Norddeutlche Allgemeine Zeitnng" weist aus di« Tdaisache hin, daß bei den Laadtags- wahlen immer mehr die Sitte zunimmt, die Landidaten bereit» vor den Urwahlen fest auszustellen und die Wahlmänner aus dieselben von vornherein zu verpflichten. Mir dem Sinn und Geist der Verfassung sei die- eigeuilick nicht vereinbar; der Wahl mann solle uoch dem Geist der Verfassung nichts weiter al« der Vertrauensmann der Urwähler sein, indem der Urwähler dem Wahl mann die Wahl de» Abgeordneten nach dessen bester Ueberzeugnng zu bewirken überlassen solle. Ein „imperariveS Mandat" an die Wahlmänner sei ebenso wenig stattbasl wie bestimmte Verpflichtungen der sich um das Abgeordnetenmandat bewerbeuden Landidateu über ihre künftige« Abstimmungen. Ohne Zweifel sind diele Bemerkungen richtig. Allenthalben werden die Wahlmänner bereit- o»s ganz bestimmte Candidaten verpflichtet und von freier Prüfung und Entschließung der erster«» ist kaum mehr die Rede. Allein da» ist bei der heutigen Spannung unserer Parteiverhältnisse natürlich uud unvermeidlich, und weuo die Versassuug einen anderen Zustand im Auge gehabt hatte, einen Zaftaud, wo geachtete und in ihren engeren Kreisen angesehene Männer seitens ihrer Mitbürger da- BertrouenSamt erhielten, ohne Befangenheit und Voreingenommenheit einen Abgeordneten auSzu suche» uud zu eruennen, io Hai sie eben einen idealen Zustand im Auge gedabt, der bei den erregten Parteikämpsea unserer Zeit praktisch sich nicht verwirkliche» läßt. Es hat auch in dieser Be- ziehaug keme Partei der andern einen Lorwurs zu machen Aber allerdings kau» mau wohl zugebea, daß bei den jetzt herrschenden Gepflogenheiten das Institut der Wahlmänner an Werth uud Be deutung sehr verloren hat. Die Negierung hat b'Sher eine außerordentliche 'Zurück- Haltung iu dem Wahlkamps gezeigt. Nicht uur, daß. was rühmend ouzuerkenneu ist, Fälle von unerlaubter Wahlbeeinfluffung nirgends zur Kenniniß gekommen sind, die Regierung hat auch über ihre seraereu Eolichließungea aus allen Gebieten de- politischen Leben« so gut wie nicht» in die O-ffentlichkeir dringen lasten und auch aus diese Weise vermiede», aus di« Wahlen einzuwirken. DaS Arbeit«- prcgramm de« Landtag- für die nächste Zeit entzieht sich noch durchan» der Kennin ß weiterer Krrtse. Aus dem Gebiete der Fiuinzresorm, der Kirchen» »nt» Schulpolitik, der BerwaltuagSgesetz- -,evun> find iu der Wohlbewegnng eine Anzahl hochwichtiger Frage» -röetert worden, ohne daß man über die Stellung der Negierung zu beuielben »od ihre weitere, Entschließungen näher unterrichtet wäre. Man ist die« um so weniger, als wir seit Kurzem einen ueuea Minister de« Innern haben, besten Grundsätze und Ziele noch keine«- veg« genügend bekannt sind. Wir bedauern diese Zurückhaltung der Regierung keineswegs Je weniger sie sich in die Wahlen einmischt, m jo nuverlilschter wird die BolkSstimmung zum AnSbruck kommen, in» so mehr wird die Regierung in der Lage lei«, aus dem Er. aebnitz »er Wodlen zu ersehe», welche politisch« Richtung den Wünsche» und Bedürfnissen de« Lande- entspricht. Uliramoniaue Blätter suchen jetzt die bischöflichen Wahl erlasse damit zu rechtfertigen, daß auch früher schon ähnliche Er na! nnugeu an die Geistlichen „d Gläubigen ergangen seien. Al« ob da« eine Rechtfertigung wäre. Wahlbecinflustunqen werden darum ! cbl bester, daß sie auch srüder schon begangen worden sind, und ei» Mißbrauch darum nicht ichüaer, daß er auch vordem schon vorge- temmen. Daß es auch srüder die katholische Geistlichkeit an Eifer rer Wahlagitation nicht Hot sehlen lassen, ist freilich bekannt Eriorderniß, sowie für einen noch einzuftelleaben Betrag von 50o000 fl. als erste Baurate für die proiectirte Hof- und StaatS- bruckcrei ist jedoch die Bedeckung vollkommen sicher gestellt, da aus Grund de« Gesetze« vom 28. Juni 1888 die Rückzahlung der Garantievorichüste der Kaschau-Oderberger Bahn, welche sich nebst den abqelausrnen Zinsen aus rund 2600000 fl. beziffert, zu erfolgen bat. — Z»m Schluffe bemerkt Redner, baß die Publicatioo der Steuerausweiie gleichzeitig verfügt sei. Der Finanjminister erwähnt diesbezüglich folgende wesentliche Daten: In den ersten neun Monaten des lausenden IahreS ergiebt sich bei den directen Steuern, deren Nettoertrag sich im lausenden Jahre aus 73 593 000 fl. gegen 72 683000 fl. in der gleichen Periode deS Vorjahres beziffert, eine Steigerung de- Erträgnisses um 910000 fl. Nus dem Gebiete der indirecten Besteuerung ist in der gleichen Periode eine Zunahme um 769 153 fl. cinqetreten; im Ganzen er scheinen somit die Steuereinnahmen um 1679 682 fl. gestiegen. Die Zunahme der indirecten Steuern beruht, voa einigen minder AuSichlag gebenden Mehreinnahmen bei der Wein- und Mostsieuer, den Taxe» und Gebühren von Rechtsgeschäften rc. abgesehen, Haupt- sächlich aus dem um 2 529 671 fl. günstigeren Ergebnisse bei der Brannttveinbesleuerung, welches vorwiegend durch die Einzahlung an Nackfteuer hervorgerufen ist; ferner aus den Mehreinnahmen per 584130 fl. bei der Verbrauchssteuer von Mineralöl und per 333 177 Gulden beim Ealzgesälle. Dagegen hoben sich außer der bereit- früher erwähnten Mindereinnahme im Tabakgesälle ungünstige Er- gebniste von größerem Belange ergebe» bet der Bierfteuec mit 661 381 fl. uud beim Lotto mit 620 082 fl. Der Finanzminister v. Tunajew»k> knüpfte an da- Expos« fol geade Bemerkungen: Wenn eS der Regierung gegönnt sein wird, unter Mitwirkung des Hauses durch die eben eingesührten Ver- zehrungsfteueru daS Gleichgewicht des Staatshaushaltes herzustellen und zugleich wenigsten« einige der drückendsten Abgaben zu mildern, bleibt noch eines übrig, WaS die Regierung sich als Ziel setzen muß und wo- sie dem Hause nicht dringend genug an'S Herz legen kann. ES ist die- da« Maßhalten in den Anforderungen an den Staatsschatz — ein Maßhalten. daS allein geeignet ist, die ein mal errungenen. regelmäßigen Verhältnisse deS HauShalieS zu dauernden zu gestalten und dem Staate die unentbehrliche malerielle Basis nicht nur zu geben, wndern auch zu sichern und z» festigen. Jene unbeirrt» consrquente Selbstbeherrschung, die an jedenWunsch vor allem dev Maßstab der vorhandenen Mittel legt und derart, den Blick aus« Ganze gerichtet, dauernd Ersprießliches schafft, wirb die Hoffnung nicht iäuichen und im nächsten Jahre die Wirkung neuer Steuern zur vollen Aus gestaltung gelangcu lassen. Dann kann den vielfach geäußerten Wünsche» nach Ermäßigung mancher, vielleicht zu druckender Abgaben Rechuung geirageu werden. (Bestall.) In den Entwürjcii, welche über die Reform der directe» Steuern ouSgearbeitet wurden, und welche bis aus einige Ueberprüsunge» schon säst vollständig vorliegen wird die Absicht vorwalten, de, einigen Steuern gewisse Milderungen eiutretea zu lasten, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß der Staatsschatz aus eine andere Weile die volle Bedeckung der StaotSbedürsnifte erlangen werde. Endlich habe er mitzulheilen, daß er einen Entwurf über die Reform de« Mautbwesens. wie über die Zoll- und Monopoloidunng Hobe ausorbeiten lassen. Der Minister schloß (oater lebhaftem Bestall) mit der dringenden Bitte. daS Budget pro 1889 baldmöglichst zu erledigen von den südafrikanischen Goldfeldern. o. 17. Doornsontein, WilwaterSravdt Goldfeld, Transvaal im August. Daß in manchen der Gold-Comvaqnien nick» Alles Gold ist, waS glänzt, dürfte das Lamento eine« Aclienbesitz-rS der „Big Ben Gold M. Lomp." (Barberton) darthun. Mr. „Scrip" schreibt der „Cape Times": Erlauben Sie mir gütigft etwas Raum in den Spalte» Ihre« werthvollen Blatte», um die Verhältnisse dieser Com pagnie etwa« zu beleuchten. Die V B. G. M. Comp wurde am 22. Januar 1887 mit einem Capital von 75000 L gegründet. Die Unternedmer empfingen davon 60 000 L ,n vollbezahllen Actien lOttOO Aktie» 4 1 L wurden dem unglücklichen Publicum ofserirt, 5000 Nette» verblieben in Reserve. Run will ich blos einen Tbril de« glänzenden „Prospectus" an dieser Stelle reellsten: „Die Com- vagnie wird gegründet zu dem Zweck, bestimmte 36 Claim- zu be arbeiten. Das Rees (Gold-Quaez-Adern) wurde von der Natur au» eine Distanz von 1000 Nords bi« zu einer Tiefe von 100 bis 300 Fuß blvßgelegi und zeigt am Ende eine Stärke (Dicke) oon 100 Fuß. Dieser ungeheuere Quarzkörper kann aus eine Eirecke von 900 PardS der ,.outr crop«' (Zulagetreten des Ouarz-S) entlang verfolgt werdea, und man hat bereetinet, daß hier ungefähr eine halb« Million Tonnen goldsührendeS Quarz frei zu >e»ug, uud in'osern werden die bischöflichen Wahlerlaste kaum noch cive stärkere Wirkung erzeugen können. Al- Beweis »er nltramoa lauen Achtung vor der Wahlfreiheit werde» sie aber allezeit ihre Bedeutung habe«. ES wird sich ja wobt im Abgeordneten du,« »och Gelegenheit biete», darüber ein Wörtleiu zu sprechen. Ob Herr Niulelen wohl wieder den Muld haben wird» An-> Tage liege,." Nun, Herr Redacteur, ist es wohl bekannt,'daß die «1 bessere Sicher,«-, brr Wahksrrthen za stille»? Die> Directoren diese« goldführende Properste aufgegeben babeo. da die- selben nicht im Stande waren, die halbe Million Tonnen Goldquarz zu stade». Ich »nb viele Andere wurden durch den ProjpeciuS ver- leider, Actien in so „» »plensisil eoueern" zu nehmen. Nun seht das Resultat. Die Unieruehmer baden ihre 60 000 Aktien einpjangen und haben ohne Zweifel den größie» Theil davon zu gulcm Preis losgeschlagev. Die Compagnie aber mag lehr», wie sie sich am besten sortschleppt, die unglückli-be» Aktienbesitzer .,iu»^ xo to Halst-.»". Auch die „Gem GoIL-Muii»g-Compagn>e" (Barberton) scheint kein Trumps zu sein, da man bei einer außerordentliche» Versamm lung der Aclienbesi-cr dieier Compagnie am 13. Juli in Lapsladt in Erwägung zog, ob eS nicht rathjamer sei, die Compagnie aistzu- lösen ond daS Eigenlhum derselben sür irgend annehmbaren Preis zu verkaufen. Das erste Probeslampien von Quarz dieser Com pagnie ergab ein sehr ungünstiges Resultat, und vom zweiten Stampfen mußte der Vorsitzende zugeden, daß es „»stnoni » blank" war Die „Kimberleh Imperial-Compagnie" (Sbeba Ranhe, Barberton) wurde seiner Zeit mit einem Lapstal von 100000 La 1 L Shares gegründet. Die Goldadern, welche durch die Claim- dieser Com pagnie laufen, sollen sebr reich sein. Die Unternedmer steckten jedoch von der ausgebrachtea Summe soviel io die Tasche, daß sür Oeffnen und Bearbeitung der Mine herzlich wenig verblieb. Die Herren Gründer verkauften ihre Actien al Premium, in Fällen bis zu 20 L die Actie. und überließen die Mme ihrem Schicksal. Einer der Pro moters ließ sich zum Direktor mit 1000 L jährlichem Gebalt wählen, sein ganze- Arbeitrpersonol soll auS zwei Kaffer» bestanden babeo. De Goldactien stehen jetzt außerordentlich niedrig im Preise. Der „Barberton Herold" vom 17. Juli sührt zum Exempel folgende Compagnien an: „Ang»S", Capital 24 000 L, stehen 1s die IL-Aclie; „Big Ben", 75 0O0L, stehen I s6ii; „BlneRock, Capital 24000 L. stehen 4, per IL-Nctie; „Bellas,-", Capstal 90000 L. stehen 3 s; „Equesos", Capital 32 OOO T, stehen 3 s; „Golden Bein", Capital 36 000 L, stehen 5»; „French Bob", Capital 65 000 L, stehen 4»; „Kimberley Imperial", Capital 100000 L, stehen 5»; „New Callar", Capital 36 000 L, stehen 2 s; „O'DowdS", Capital 100000 L, stehen 3» Ock; „GemS", Capstal 100000 L. stehen 2 s die 1 L Aktie. — In einer anderen Spalte venai der „B Herold" wohl gegen 70 Comvognien, Syndikats, GoldsarmS rc., über welche seit geraumer Zeit jede Jniormalion fehlt. Die Berichte anderer Compagnien (im WstwaterSrandt-District) lauten hingegen günstig. So über die „Salisbury", „Langlaagie Eftate", „Wemmer", „JumperS", „Heriot", „Crown Rees", Meyer L Charlton rc. Compagnien. Ter Direktor der „May G. M. Comp." sagt unter Anderem io seinem Bericht, daß sie zeitlebens nicht von der Hanpt-Golb Quarz-Adcr (welche Lbei dieser Compagnie eine Dicke von 15 Fuß hat, jedoch nur durchschnittlich 12—15 äivts Gold (pMN^reixkks) per Tonne Quarz ergiebt) zu stampien brauchten, da man den Nord- und Süd-ReesS, sowie dem reichen „South Leader" genug Quarz entnehmen küune, um die Batterie für viele Jahre in Gang zn haften. Die „May-Compagnie" hat durchschnittlich 1'/, Unze Gold per Tonne Quarz erhalle», trotzdem man wegen de« Wassers in der Mine gezwungeo war. viel von dem sogenannten „Casing" (dem die Goldquarzader umgebenden Sandstein) mit durch die Batterie gehen zu lasten. In meinem letzten Briefe sagte ich Einiges über die Directoren und Managers der Goldminen, daß man bei vielen Compagnien nicht den rechten Mann an den Platz gestellt habe, will sagen, daß viele dieser Beamten vom Goldminenwcsen herzlich wenig verstehen. ES dürste nun nicht ohne Interesse sein, etwas über da« Wesen der Prospector«, der Sucher nach Goldquarzadern oder Alluvialgold depvsitS, mitzulheilen. Wenn ein Prospector nicht die Mittel besitzt, um aus eigene Rechnung nach Goldadern oder Alluvialgold suche» zu küuoen, versucht derselbe das Vertrauen eines ShndicatS zu gewinnen, um von demselben, versehen mi> Proviant und Werkzeug auSgel'chickt zu werden. Die ProspectorS hier zu Lande sind nur in den seltensten Fällen Miner oder Bergleute von Fach oder »nt geologischen keunlnisten ausgerüstet. Die meisten sind wohl der „Navoy"-Claste. Erdarbeitern, ungehörig; dann kommen ehemalige Matrosen und Handwerker aller Professionen. Natürlich giebt eS auch Bergleute unter de» ProspectorS uud diese dringen den Minen mehr uud mehr Arbeiter von denjKoblenwertcu Englands nach Transvaal Alte australische Goldgräber müssen hier zugeben, daß ihnen die Formattonen de« Gesteins in Transvaal ein Ratkisel sind, also ihnen die in Australien gesammelte Erfahrung wenig nützt. Beim Anfinden von Goldadern ist ein gut Theil Glück mit im Spiel. So sucht oft ein alter erfahrener Goldgräber oder Proiprclor viele Monate ver gcbens nach Gold-ReesS. während ein Neuling, ein Grüner, oft in wenig Wochen «in reiche« Rees fiadet. So haben zwei Männer, Watson und French Bob, in Barberton-District in kurzer Zeit nicht weniger denn 15 Goldquarzadern, darunter sehr reiche, gesunden. Sie hatten dadurch ein Vermögen erworben, aber wie gewonnen, so zerronnen. Watson machte eine Cantine aus und ging Pleite; French Bob hat Alles verjubelt und ist nun ausS Neue in die Wilduiß gezogen, zu prospectiren, d. h.l um nochmals an Göttin Fortuna zu ovpelliren. Der Erstere ist Clerk, letzterer Ziiiiinermann von Prosesion. Sa lange eS nun ein voa einer Ge- iellschast oder Shadicat auSgeschicklcr Prospektor ehrlich meint, mag eS angehen, auch wenn derselbe daS Pulver nicht en'nnden oder vom Glück nicht begünstigt wird. Wenn aber derselbe vorgiebt, viel Er fahrung als Prospector za besitzen, in Wirklichkeit aber kaum „Mica" von Gold zu unterscheiden weiß, ist es um die Aussicht deS be treffenden SyiidicatS schlecht bestellt. Wenn «S dem Neuling jedoch mit dem Suchen Ernst ist, kann er Kalo lernen. Die schlimmste Sorte der ProspectorS sind die „Spreebrüder". Dieselben lassen ge- deimnißvolle Andeutungen fallen, daß sie in irgendeiner Schluckt oder sonstwo reiche Boldadero vermulhen oder bereit» gesunden haben, und veranlassen dadurch, daß sie von irgend einem capiialkiästigen Syndikat reichlich ausgerüstet noch der goldigen Gegend geschickt werden, um die Ader» zu verfolgen, theilweisc bloßzulege» und Claims a»szunehmen. Der oder die „Spreebrüder" ziehen nuu wohlgemuth aus, »m IN irgend einem stille» Lvale vor Anker zu gehen, um einige Monate in „ckoloe tsr wsvrs" zu verbringen. Mehl und Louierveu reichen sür Monate, auch der Vorroth an „Gin" oder Brandy ist reichlich. Man zieht weit genug ins Land, um von dem sie unterstützenden Syn dicot nicht controlirt weiden zu können, jedoch wird Bedackl ge nommen, nicht gor zu weit von einer Lantine eniscrnt zu sein, um zu Pserde den edle» Fusel herbeischaffen zu können. Von den reichen Goldadern ist ihnen nichts bekannt, daS Suchen nach solche» überlassen sie Anderen. Vielleicht sendet der Spreebruder seine Kaffern mit Hämmern aus, um von den umgebenden Felsen Gestein loSzuschlage» und tnS Zelt zu bringen, damit dasselbe gelegentlich untersucht wird. Geht dcr Vorralh an Proviant und Geld zu Ende und die Prospcciors wünschen noch einige Monate io stiller Beschaulichkeit zu verbringen, setzt sich einer der, lelben zu Pferd, um dem Syndikat Bericht zu erstatten. Er ver gißt jedoch nicht, sich aus dem Hinutt mi! Proben reichen Gold quarze«, welches er sich ous irgend eine Art beschafft, zu versehen. Dieses Quarz kommt natürlich von den von ihm qeiundenen Adern. Geht das Syndikat aus den Leim, werden die „Spreebrüder" ans weiiere 3 oder 6 Monate mit Mitteln versehen, um die angeblich ge sundeoeu Rees« weiter auizudkckc» und zu schützen. Zwei Prosperier» wurden voa Barberton ansgeschickt, um zu proipekttrcn. Man hatte dieselben reichlich mit Lebensmitteln und Geld versehen. Sie zogen «ine gut« Strecke in die Berge hinein und schlugen ihr Zelt iu der Nähe einer Baracke, vor welcher eine rothe Flagge wehte, ans. Die Baracke war eine SchaopSkneipe, und in dieser wurde tagtäglich „gespreet", bi» der letzie »ir peucs vom Gelbe de« ShndicatS vertrunken war. Als der SchnapShanbler nicht mehr borgen wollte und die Lebensmittel zu Enke gingen, wurde das Zelt und Handwerkszeug versilbert, und schließlich zogen die braven Prospeclors nach Barberton zurück. Nach Goldadern zu juchen, war ihnen nicht eingcsallen. Einer derselben brachte durch verschiedene Sndeulungea über reiche Adern e»»ge der Syadikais- Mitglieder dahm, ihm nochmals Mittel zu gewähren, um iu die Berge zurückzugrheu. Ein Freund voa mir, welcher sich im besagten Shadicat befand und von Neuem Geld gesteuert hatte, schöpfte Verdacht, daß der Prosvertor sascheS Spiel trieb. Er durchsuchte verschiedene Zelte und Barocke» Barbertoas und sonv in einem derselben den Spreebrüder total brtrunken vor. Eine schwarze Schön heit doli tapfer mit im Trinken. DaSvom Syndicnt ausgebiachlc Geld war natürlich sutich. Ein anderer Proipecior wurde von Pretoria nach Malmani geschickt, um zu prospeciiren. Derselbe wurde sehr gut ausgerüstet, bekam eine Karre und zwei Maulthiere. Man glaubte den Prospektor etsrig mit Suchen nach Goldadern beschäftigt, als eine- der Mitglieder, welche den Reessucher ousgeichickt, eines Tags nach Johannesburg kam und hier den Herr» in einem der Hotel» iraj. wo er (der Prospektor) tüchtig daraus lo« zechie. Aus Befragen antwortete er, daß in Malmani nich:s loS sei, er habe deSbalb die Karre, Maulthiere rc. verlaust, um nach Johannesburg zu gehen. — Dann giebt eS ProspectorS, welche wirklich arbeiten. Wen» bitlelbeu sich sind, eia »der mchrere bezahlbare Goldader» »0 stades.. halten sie er geheim und suchen zu gelegener Zeit die Rees« aus eigene Faust zu verkausea. - ES sind mehrere derartige Fälle bekannt geworden. Wieder aas dere ProspectorS werden um die Früchie ihrer Muhe betrogen. So wurden die reichen Adern in den Scheda-Höhen, sür deren Abbavung' sich die „Bray'S Golden Quarr« Comp." -üdete, nicht von Ebwi» Bray, nach welchem die Compagnie benannt wird, sondern von einem Prolpccior Namen» Turnner aelundcn. Ties-r fand daS Rees iw einem allen Projpeciloch, welches in letzt-r Zeit als — Latrine be nutzt wurde. Turnner, aus Freude über leinen Fund, ging an die „Spree", d. h. er bekneipte sich ordentlich. In seinem Rausch plau derte Turnner sei» Glück aus, »nd Cbwin Bray merfte sich daS Ge hörte, machte den glücklichen Proivccior derartig betrunken, daß der« leide längere Zeit nnzurechnungSiuhig blieb. Brav ging nun hin. suchte und jand die Stelle, wo die reiche Ader von Turnner gesunden worden war. Er (Bray) nahm eine Anzahl Claims auS und be zahlte Licenz daraus. AlS Turnner seinen Rausch ausgeschlasen und der Katzenjammer etwas nachgelassen hatte, dachte er wieder an seine reiche Goldader. Ec kam jedoch zu svät. Bray hatte ihm den goldene» Bisten wcggekapert. Die Gebrüder Thomas, Erd arbeiter, ianden eine reiche Goldader. Es wurde eine Compagnie, welche ihren Namen trägt, gebildet. Sie erhielten 30000 L daar und 30 000 L in Actien. Bray und die Gebrüder Thomas sind todt, sie haben ihr Glück in Brandy ersäuft. Ein Mann, welcher sich Or. Wagner nannte, soll in Barberton viel Geld verdient haben dadurch, daß er den ProspectorS oder Compagnien die Stellen angab, wo reiche Goldadern zu sinden seien. Seine Angaben stimmten jedoch niemals und das Beinerkensweriheste in seiner Praxis ist, daß, trotzdein^ der Doctor selbst fleißig prospcctirte. er nie so glücklich war. ein Rees aus eigene Rechnung zu finden. so glü Königliches Landgericht. HI. Ltraskamuier. I. Der ehemalige Handlungsdiencr Paul Reinhold Max Pohl voa hier hatte sich des Betrugs und der Unterschlagung schuldig ge macht. Pohl, ein bereits mehrfach vorbestrafter Meirich, hatte in einem hiesigen Gasthos eine Stelle als Hausknecht erhalten, nachdem er sich nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt vagabondireud und bettelnd lange Zeit umhergetrieben In genannter Stellung hatte er nun wohl ein ganz gutes Einkommen, doch ehrliche Arbeit und reeller Verdienst sind dem Angeklagten unbekannte Begriffe, er konnte ohne Schwindeleien nicht leben und beging solche auch sehr bald wieder, obwohl er ganz genau wußte, daß ihm Zuchthaus dafür drohte. So betrog er einen hiesigen ihm bekannten Kutscher, welcher im Gasthofe anSgespaiint hatte, ans die raffinirteste und doch auch unverschamieste Manier. Der Kutscher wollte seine Baarschaft, 33 >i, nicht bei den von ihm zu erledigenden Gängen permanent herum- tragen, und als Pohl dies hörte, war er sofort bereit, das Geld in Verwahrung zu nehmen. In freundlichster Weise ver sicherte er dem Kutscher, daß das Geld bei ihm (Pohl) „gut auf gehoben" sei und auch „sicherer" liege, als wenn er (N.) es mit berumschlevpe rc. Wie gut aufgehoben das Portemonnaie bei dem Angeklagten war, mußte der Geprellte später zu seinem Schaden bemerken, denn Pohl verjubelte die 33 ./e aus Heller und Pfennig. Als der Betrogene sein Geld energisch zuruckverlangte, wußte ihn der Angeklagte durch Versprechungen und Aussicht aus Ersatz längere Zeit hinznhaltcn Beim Versprechen blieb's denn auch, da es Pohl gar nicht einfiel, etwas zurückzucrstatten. Der Kutscher zeigte die Sache schließlich der Criminalpolizei an, und diese nahm nun den Schwindler unter ihre Fittige. Dieser eben geschilderte Fall ist jedoch nicht der einzige, denn es wurden Pohl noch zwei Unter schlagungen zur Last gelegt. Es handelt sich in dem einen Falle um eine werihvolle Busennadel, welche er einem Reisenden unterschlug, im anderen Falle um einen Betrag von 9 Diese 9 hatte Pohl an Schlasgeldern vereinnahmt, denn frühzeitig abreisende Gäste hinterlegten bei ihm manchmal das Logisgeld. In der Verhandlung legte sich der Angeklagte auss Leugnen, und zwar bestritt er Alles in frechster Weise gegenüber den eidlich erhärteten Zcnaenaussagen. Allerdings nützte ihm dies wenig oder gar nichts, denn das Beweis material war «in durchaus zulängliches und erdrückendes. Die königl. Staatsanwaltschaft beantragte eine entsprechend hohe Strafe und Verneinung der Frage bezüglich Zubilligung mildernder Um stände. Demgemäß erkannte der Gerichtshof auch, indem er Pohl wegen Betrugs im Rückfalle uud Unterschlagung zu 1 Jahr 1 Monat Zuchthaus, 150 .st Geldstrafe» eventuell weiteren 20 Tagen Zuchthaus und 5Jahren Ehrverlust verurtheilte. II. Noble Passionen scheinen dem 22 jährigen, aus Mutzschen ge bürtigen Handarbeiter Johann Gottlieb Hermann Ritter besonders zuznsagen. Trotz seines verhältnißmäßig jugendlichen Alters hat Ritter bereits hohe Strasen wegen EigcnthumSvergkhenS, Sittlich- keitsverbrechenS rc. erlitten. So war er auch am 11. August d. I. wieder einmal auS der Strafanstalt Nossen, woselbst er IV, Jahr internirt gewesen, entlassen worden und auf Leipzig losgewanvert. Uebcr Stötteritz war er nach hier gekommen und von hier nach Gaschwitz gegangen, bcz. mit einem jungen Manne gesahren. Letzterer batte ihm auch einen Hut gegeben, denn Ritter trug noch die Sträflingsmütze. In Gaschwitz hatte er am 12. August (Sonntags) aus Rechnung des neuen Freundes gezecht und getanzt und war in der frühesten Morgenstunde ivcitergcpilgert. Gegen 4 Uhr früh langte er in Zöbigker an. und hier bot sich ihm die schönste Gelegen heit zur Ausführung eines Diebstahls. Im Garten des dortigen Rittergutes stand nämlich ein Bicyclc und dies war ganz nach Ritter's Geschmack. In den Garten einstcigen war ein», doch vorerst brach er sich noch einen hübsche» Rosenstrauß, bugsirtc sodann das Belociped aus dem Garten, stieg aus und fort gina's. Wie fühlte er sich wohl als Radsahrer aus dem billigen Eisenroß, als er so in dem präch tigen Sommermorgen aus dcr glatten Chaussee dahinsauste! Doch die Freude sollte nicht lange dauern, denn nach einiger Zeit scholl es hinter ihm: „Halt, Hollah!" Gleichzeitig bemerkte Ritter hinter sich einen Radsahrer (einen seiner Verfolger), welcher sich schnell näherte, ihn schließlich überholte und stellte. Ritter sah ein, daß aus diese Weise nichts zu machen war: er saß infolgedessen schleunigst ab und lief querfeldein dem nahen Gautzsch zu. Dort versteckte er sich auf dem Friedhofe, wo ihn jedoch bald der inzwischen benachrichtigte Gcmcindevorstand und mehrere andere Männer aufstöbertc» und sest- nahmen. Dies war der eine Punct der Anklage. Außerdem sollte Ritter nun noch eine größere Anzahl von GärinergerLlhen aus dem genannten Rittergutsgarleii und verschiedenes Handwerkszeug, sowie Gartensrüchte auS dem B.'schen Gute in Zöbigker mittelst Einsteigcns in das letztere entwendet haben. Diese letzten beiden Diebstähle leugnete er auss Entschiedenste. Bezüglich deS ersten TicbstablS führte er an, er habe „blos ein bissel spazieren fahren wollen" und hätte daS Byeicle schon wieder von selbst an Ort und Stelle ge bracht. Mit dieser Ausrede fand er nun allerdings keinen Glauben vor Gericht, denn dasselbe hielt dafür, daß er nicht ausgirissen wäre, als er verfolgt wurde, sondern umgekehrt wäre, wenn er gerechte Sache hatte. Die königl. Slaatsanwaltschaft beantragte strenge Ahndung, während die Verihcidigung einen Schnldbcwcis nicht sür erbracht hielt und mindestens bcz. der letzten beiden Fälle Frei sprechung beantragte. Dcr Gerichtshof sprach den Angeklagten hin sichtlich der beiden letzteren Dclicte auch frei, verurtheilte ihn da gegen bcz. des ersten wegen Diebstahls im wiederholten Rücktalle zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß und 3 Jahren Ehrverlust. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts-Director Dosiert (PrSsid ), Landgericht» Rüthen Vieler, Barth, von Sommer« latt und Assessor Volkmann: die Anklage führte Herr Staats anwaltschafts-Assessor vr. Leißner, die Verihcidigung zu U. Herr Rechtsanwalt Freytag 1. vermischtes. -- König Humbert und seine Gemahlin übersandten der Kaiserin Augnsta B1 ct 0 ria ein kostbares Körbchen in altröirischem Stile, ganz an- Silber gearbeitet und oben mit einen« kunftvollen Mosaikdeckel, welcher das Bild dcr Siegesgöttin enthält. Der Inhalt de« Körbchen- besteht an- einer herrlichen Garnitur, zu weicher ein Diadem, Ohrgehänge und Armbänder gehören, Alles mit kostbaren Perlen in Gold gefaßt. Der Anjerliger viese» wahrhaft königlichen Geschenke«, dessen Werlh auf 70 VOO Lire geschätzt wird, ist dcr aus gezeichnete römische Juwelier Castellani. Wien, 24 October. In Pest starb im 64. Lebens jahre Petösi's einstige Geliebte. Emilie v. Kappel, welche dem Dichter jedoch den Grasen Lonvah vorzog, den späteren Ministerpräsidenten Ungarn" Seit l^t mar Gräfin Lonyay Wittwe.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder