Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810291
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-29
- Monat1888-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1888
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Erflr Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 303. Montag den 29. October 1888. 82. Jahrgang. Lolonialpolitisches. * Berlin. 27. October. In »er gestern stattgehabten Sitzung des DireclionsratheS der Deutsch-Ost- asrikan ischen Gesellschaft bildete die augenblickliche Lage der Dinge in Oftasrika den Gegenstand der Verband- lungen. Einstimmig war man der Ansicht, daß eS Pflicht aller Betheiligien sei, die einmal vertragsmäßig gewonnenen Positionen an der Küste OstasrikaS nicht preiözugcben. son dern Alles auszubieten, um wieder in den Besitz der verloren gegangenen Plätze zu gelangen. Insbesondere waren eS die süddeutschen Tdeilnebmer der Versammlung, welche erklärten, daß in Süddculschland eben diese Unruhen an der Küste dem Interesse an unserem colonialen Unternehmen »och weiteren Vorschub geleistet hätten und daß von vielen Stellen Offerten eingegangen seien zu dem Bebufe, durch Gewährung etwa wünschcnswerthcr pecuniärer Unterstützungen die Mittel zu beschaffen, deren man bedarf, um des ÄusstandcS Herr zu werden. Was die in der Sitzung dcS DireclionSrathes ge faßten Beschlüsse anlangt, so entziehen sich dieselben aus leicht begr«slichen Gründen zunächst noch der Oefsentlichkeit, weil deren Ausführung von der vorgängigcn Zustimmung der be kannten maßgebenden Stellen abhängig ist. * Köln, 27. October. Die heute behufs einer Kund gebung für die Unterdrückung der Sklaverei in Afrika Hierselbst im Gürzenich stattgchabte Volksver sammlung war äußerst zahlreich bssncht. Unter anderm waren der Ober-Präsident, der Erzbischof, sowie die Spitzen der Civil- und Militairbehördcn anwesend. Die Versamm lung nahm folgend« Resolution an: „Die Unterdrückung der Sklavenjagd ist die gemeinsame Pflicht und Ausgabe aller christlichen Staaten. Wie der Artikel 6 der Congo-Acle alle Mächte zur Mitwirkung der Unterdrückung der Sklaverei verbindet, so liegt insbesondere dem Conaostaat, England und Deutschland die Pflicht ob. unter gemeinsamer Verständigung den unvermeidlichen Kampf nachdrücklich aufznnehincn uns durckizusühren. Wir vertrauen, daß die Ehre der deutschen Flagge, sowie die deutschen Interessen von der Reichs- reg-ernng wirksam gewahrt werden. Darf ein solches Vor gehen ans die eiirniiithige Unterstützung dcS Volkes ohne religiösen und politischen Unterschied rechnen, so wird auch die thatkrästige Mitwirkung deS Reichstags nicht fehlen. Zum Schluß brachte der Vorsitzende, Oberstaatsanwalt Hamm, ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser auS, iu welches die Versammlung begeistert einstimmte. * lieber daS nördlich von der Südafrikanischen Republik liegende, von England als Schutzgebiet in Anspruch genommene Matabclcland könnte es zwischen der zweitgenannten Macht und der Aoeren-Rrpublik noch zu einem Cvnsl'.cte kommen. Der „Kölnischen Zeitung" wird auS Pretoria vom 25. September geschrieben: Lle Commission, bestehend au» General sondert. Commandant PretoriuS und de» Arlillene-Capnaine» Zdor, und Schiel (Letzterer ler seüherc EeerttairDiiilzulus), welche die Transvaal-Negierung nach Maiaoelelanö zur Untersuchung derGrodler'jchcn Anzelegenheit geschickt hat, ist zuruckgekehrt. Der unter englischem Einfluß stehende König Kama von Bamangmaioland, nordwestlich uo» Transvaal, der de» tranS- paalischen Consul von Malabclelaud, Grobier, verrätberisch über- r umveln ließ, wonach dieser an der beim Ucbersall erhaltenen Wunde starb, i.inimt Mar eine höchst selndlich: Haltung der Transvaal-Regierung gegenüber ein, dennoch hofft man. daß die Sache noch friedlich ge- rcgcli wird. Freilich hat der Umstund, daß Kama alle Wege durch sein Land verbietet und nur deu einzige», wajjeraruiea über seine Hauptstadt dem B-rkehr ofienstellt, hier sehr böses Blut gemacht, und daS Bestreben Englands, TranLoaal gänzlich einzuichllcßen, trägt auch nicht dazu bei, die Äemülher zu beruhigen. Die augen blicklich herrschende Frage: wer die Schutzhcrrichast über Maiabele- land erhält — ob England oder Transvaal — ist noch nicht gelöst. Beide Machte haben Uebcreinkommeu inu Lobengulu, dem Matabele» tönig, geschlossen, die derselbe nach Kafiernarl immer bei der cnt- gegengesetzleu Partei ablengnet. Dinizulu wird von der Transvaal- Regierung nicht an die Engländer auSgclicsert, sondern erhält eine Siedelung in der früheren, nunmehr mit Transvaal verbündeten neuen Republik. Marine. * Zu der kürzlich von unS wicdergcgebeiien Miltheilung der „Kölnischen Zeitung", daß demnächst bei der deutschen Marine eine Garde cingerichtet werden sollte, erhält der „Hamburger Correjpondenl" von „bejtinsormirter Seile" folgende „Richtigstellung": „Es handelt sich darum, für die „Hohcnzollern" einen festen Stamm von Leuten zu bilden. Dieselben sollen, wenn die Dacht sich nicht im Dienst be findet, am Lande in einem Verbände zusammenbleibcn und unter Führung eines der Officiere der „Hohcnzollern" ge wissermaßen eine Comvagnie bilden. Alle Marimtheilc sollen an der Besatzung der Dacht theilnehmen, so daß also auch Matrosen-Arlillerie und Seesoldalen an Bord kommen. Was sonst über Abzeichen gesäbelt wird, ist Erfindung. Die ganze Sache ist noch Entwurf, und es wird voraussichtlich „och längere Zeit dauern, bis derselbe alle Instanzen passirt hat uud schließlich die Allerhöchste Genehmigung erhält. * Stockholm. 24. October. In der Abordnung schwedischer Marine-Ossiciere an Kaiser Wilhelm nach Berlin werden all: Dienstgrade vertreten sein; dieselbe wird auS sechs oder sieben Ossicieren bcsteben und von dem Bice-Admiral Lagercrauz gesührt werden. * Pola, 26. October. In unserem Centralhasen werden umfassende Vorbereitungen zum festlichen Empfange deS unter dem Commando desCvntrc-Adir.iralsHollmann stehenden deutschen Uebun gSgeschwaderö getroffen, welches am 10. k. M. hier eintreffen soll. Der geplante Besuch würde nur dann entfallen, wenn die Escadre mittlerweile Ordre erhielte, nach Zanzibar zu dampfe». DaS Geschwader besteht auS den Kreuzerfregattcn „Mollke", .Stosch-, .Gneisenau- und „Charlotte". Außer Pola wird die EScadre noch die Häfen von Triest und Castelnuovo in Dalmatien anlause». Ter Commandant deS FlaggenschiffeS „Stosch" ist der Capitain zur See Junge, welcher feine Carriüre in der österreichisch- ungarischen Äkarine als Scecadet begann und dann im Jahre 1866 in die deutsche Kriegsmarine übertrat. Seine Kame raden iu der österreichisch-ungarischen Marine sind heute noch im ersten Drittel des Statu« der Linienschiffs-Lieutenante. Zur preußischen Wahlbewegung. Xl-0. Berlin, 27. Lciober. Wir stehen unmittelbar vor den Urwadlen, nus denen jur die nächsten süni Iabre eia neues preußisches Abgeordnetenhaus hervorgeken soll. Die im Anjang etwas schlaffe Wahlbeweguug hat in den letzlen Wochen einen lebhafteren Gang und Ton angenommen, und wir geben uns dem Bert-auen hin, daß die breiicsten WätUerschichten sich inzwüchen twu der Wichtigkeit der ans den« Spiel stehenden Enffcheidung über zeugt haben und mit Eiser ihr bedeutsamstes Llaatsbürgerrecht niahrnedmcn werden. Woraus es ankommk, haben die berusenc» Worisührer und Organe der nationalliberalen Partei oft genug ausgesprochen und e» bai ihnen an Zustimmung aus der Wädlee'chast nicht gefehlt. Zum ersten Mal will unser immer Kaiser und König die Slmimung und Gesinnung seine» Volkes ,» der Wahl einer neuen Landesnertreiunq kennen lernen. Entsenden wir eine Vertretung, die in unerschütterlicher Treue zum Herricher und Vaterland das Gemeinwohl in besonnenem, gemäßigiem Forlkchreite», in ruhiger, sachlicher, »»- desanaener Prüfung, m verständig.-r Würdigung guter bestehender Einrichtungen und rinj.chtliger Beuriheilung der den Bedürfnissen ses Volke» entsprechenden Neso-mea zu sürdera entschlossen ist! Aus dem Zusammenwirken der verständig erhaltenden uud der be- sonaen sortschreilendea Kräfte de» Volkslebens beruht die gedeihliche Entwicklung unseres Staatswescns. Wir Lecken van dem Wrrib der maßvoll conservaliven Richluag lüc uniec öffeiitlichlS Lehr., in der heutigen Zeit mächtiger zersetzender Wühlereien außer- ordentlich hoch; aber wir müssen dabei auch verlangen, daß die bcrechii.iten csn'ervaliven Bestrebungen Lurch die ebenso bercch. tigtcn Bestrebt» gen eines inaßvollen Liberalismus erfrischt »nd belebt werden. „Große, von uns und unsere» Vorsakren erworbene Güter sind zu behaupten, bedeutende und schwierige Reformen in der Zu- kunsl drirchzusüvren. Beides ist. wie die Erfahrung der letzte» Ianr- zchnie bewiese» hat, nur möglich, wenn die Mehrheit der Laiides- vcrtreiuug sich von radiealen Tendenz?» und persönliche» Gegensätzen ireibuit lind »ich! ibre Hauvlausgabc >» der Bersolgung einseitiger kirchlicher oder weltlicher Ziel« sieht." So hieß cs in dem national- liberalen W.ck'laujrus. Wir baden asten Geund zu der Hoffnung, daß diese Mahnung in den weit sten Kreise» der Wäklerschait Verständnis! gesunden Hai, und daß Las neue Abgeordnetenhaus nn große» Ganze» eine Zusammensetzung aickwcisen wird, wie wir sie zui.l Wohl des Vaterlances wstu cheo müssen: eine starke conservattde Partei, de: ein genügendes Gegengewicht iu enicr starken gemäßigt liberale» Partei geboten wirü. Wir wollen keine Reactiuu und keine Erstarrung des politische» Lebens, wir wolle» aber auch keine Maßlosigkeiten, leine Uebenreibungen »nd Erschütterungen vo r radikaler Leite. In diesem Sinne ermahnen wir unsere Gesinnungsgenossen, zahlreich zur Wahl zu erscheine» und an ihrem Theil benuicaaea zar Wahl einer guten Volksvertretung. Das ZMHrige Stiftungsfest der Nerbin-ung Grimensia. „ko neceszarii» unitiw iu ilubii» Uosrinti in omnidus errrikas." Eine unserer «lüsten akademische»Verbindungen, die Grimen sia, feierte gestern ihr ööjüdriges StisluiigSjesr. Dasselbe gewann diesmal eine um io höhere Bedeutung, uls Lamn bas Wiedcr- aujerstehc» der Verbindung ans einer cin>ährigel', durch höhere Hand ihr zubeiiiesseiie» Unterbrechung verbunden war. Äon DrrSoeu waren die alten Herren zum Feste hcrbeigeeilt, so zahlreich, wie es noch nie der Fall gewesen; Marburg, die schwarz- wciß-rolhe Farben tragende Carlellverbindung Germania, hatte seinen Vertreter gesandt und von Leipzig tamen sie schlagenden Berdiudungen Hauiea in blau-weiß-rokher Evnleue, Normania in giün-weiß-roihec Couleur herbei, um a» dem seicrliche» Actus dcS Wiedereintritts des „törünulwin rerliviva" iu das akabemiichc Leben Iheilzunehme». Wie lebhaji und stark sich diesmal die Vereinigung der Grimeiijer äußerte, erhellte schon aus der Thatsuche, baß beim Besuch des Collcgienl.osS die Grimensia 45 Maua stark sich zu zeigen vermochte. De, drm Eommers, der nach vorheriges,aiigenem S t i s l u n g s s e st - C v n v e n t auf der Kneive Zill's Tunnel, und »ach dem Fesiscchtboden am Sonnabcud im Restaurant Kreischmar (Kramerstraßc) stattsand, trat die Grimensia in imposanie Erscheinung; inaclive Burichen, active Burschen, Füchse, Conkneipaulen, alte Herren und Gaste ließen den Kreis aus beinahe anderthalb Hundert Com- mersgenosse» anivachscn, io stark, daß der Raum schwer für die Erschienenen zurcichte. Von den noch lebenden suns Gründern der Grimensia war einer zugegen. Kurz vor 0 Uhr eröffnet« Herr stuck. zur. Hans Mus hacke mit einem „Vivat, erssuat, Hörest tHrnnen-a»" den CominerS. Aus das Wohl der Grimensia, auf das Wohl der lieben alten Herren commaudirte Redner einen schneidigen Salamander. Dann erhob sich aus der Milte der alten Herren Herr Rechtsanwalt l)r. Deutlich, um zweien Wünschen Ausdruck zu geben, dem eineu. daß niemals sur die Grimensia eine Zeit wie die jüngst- verflcsseue wiederkehren möge, dem anderen, daß der gule Geist, der bisher in der Grimensia gewaltet habe, auch in alle Zukunft weiter walte» möge. Im Name» der Grimensia seierte Herr sturl. jur. Albert Müller die treue Cariellbrüderschaft mit der Germania durch einen Salamander aus dieselbe, woraus Herr stuck. Jansen, Senior der Germania, mit einem trefflichen, kernigen Wort die Gcmcinichast der beiden, Grimensia und Germania, bekräftigte. Mit Stolz nenne die letztere als ihre Devise: „Amioo peetus. bosti trautem!" Bon der Normania brachte Herr stuck. Schubert, von der Hausea Herr stuck. Weile herzliche Glück wünsche, welchen persönlichen Kundgebungen sich zahlreich: Zuschriften und Telegramme von auswärts anfchlofsen. Mitten im Verlaus Ser Rede stand ein in hohem patriotischen Schwung gegebener Trinkipruch des Herrn Polizenejerrndar Wcngler-Dccsden aus Kaiser Wilhelm uno Köniz Albert, der niit lebhafter Begeisterung ausgenommen wurde. Zahlreiche Lommerslieder hoben die Stimmung des Abends, denn freudiger, denn je zuvor hatte sich die Grimensia nach über- standener PrüsungSzeit mit Active» und alte» Herren um die geliebte Farbe brauu-weiß-blau gcschaart, srcudizce als wie zuvor beging die in alter Kraft ungebeugt dastehende Veeüindung, die unter den Farbencorpoeatioaen Leipzigs durch ihren ehrenhaft.» und ritterlichen Geist stets mit in vorderster Reihe gestanden und auch gckämpst hat, deu beglückenden Moment ihrer Wiedererstehnng auS der Suspension. Eine Fortsetzung deS Ttistungsfestes war die für den gestrigen Sonntag geplante Frühkneive, die Auffahrt nach dem Panorama und das Diner im Kaujmännischeo Bereiushause. "* Verein deutscher Studenten. * Leipzig. 28. October, Gestern Abend hielt der Verein deutscher Studenten an unserer Universität senk» erste» großen Eommers in diesem Scinester ab, und die zahlreiche Betheiligung an demselben bewies, daß dem Vereine die allen Sympathien der Leipziger Studentenschaft gewahrt geblieben sind. An den Lailgs- tafeln hatten die Evmmilitonco Platz genommen, an der gedeckten, der Breite des SaaleS parallel gehenden Tai'! die Ehrenmilghcder, Ehrengäste und die alten Herren des Vereins. Mil einem donnernden Salamander aus Sachsens vielgeliebten König Albert, den Ueetor älaxniiivsatiEmus der Universität, eröffnele der Vor sitzende des Vereins in diesem Semester, Herr stuck, jur. Nogge, den Comm rs und nack, den, Gijange des einleuendcn LiedeS folgte die Rede des Vorsitzenden auf Dciitichlands jungen Kaiser, die in einem ebenfalls mit jubelnder Begeisterung ausgenomm ne» dreiiachen Hoch gipsclic. In längerer, von großer Herzlichkeit getragener Rede begrüßt: Herr cnnck pdil. Sarnow die crichienencu Ehrengäste, die alten Herren des Vereins, die vom Bruderv.rein in Halle zahlreich an wesenden lieben Gäste, die Vertreter des Vereins „Nolcr Löwe", sowie die Coinniiliionen, welche noch nicht dem Vereine angcbürien und die durch ihr Erscheine» ihr: Zuneigung zu demselben bekundet hatten. Von Begeisterung sür die Sache, welche die Vereine deutscher Studenten vertreten, durchglüht, verstand cs der Redner, die alten Sailen im Herze» ankliagen zu lassen und orn herzlichen Ton anzuschlagcu, der alle Versammlungen des Vereins deutscher Studeinen durchwehte. Geheimer Kirchen,alh Professor De. Luthardt, Ehrenmitglied deS Vereins, gedachte in begeisternden Worte» der deutsche, Kaiserin, der water llormanine-, der Mutter von süiis deutschen K-ckicrsöhrien. Wahrt,osl goldene Worte waren eS, die hier einer der erste» Lehrer unserer nlma müder den Stnoirenden zurief, und seioe herrliche, gedankenreiche Rede svnd inbelnden Widerhall in den Herze» brr akademischen Bürger u»a mächtig erbrauste das Hoch aus Deutsch lands Kaiserin durch den Saal. Herr canck pkil. Hilliger kam nach einem kurzen geschicht liche» Ruckdnck aus den eitern:» deutschen Kanzler Se. Durchlaucht den Fürsten Bismarck zu sprechen, wagreud Herr Or. pdü. Oertcl des große» SchlachtendenkerS, des Chris der Landesoertheidigung, Grasen Moltke, gedach'e. Noch manches vortreffliche, begeisterte Wort entflammte in den Herzen die alle Liebe zum deutsch n Baterlande zu mächtigster Be geisterung und nur all'uschnell w-nen so die Stunden verronnen, hatte das harmonisch verlaufene Fest sein Ende erreicht. Sonderausiteltuny von Stickereien im Lunitsskwrrtie-Muleum. ik. Weiter bemerkentwertü sind italienische Stickereien, nickt auf Seide oder Lei.,wand, sondern auf Tanevasgrund. wobei wieder bald der Grund, bald di- Stickerei als Muster benutzt wird. Eia reizende- Stück auS dem 1L. Jahrhundert ist dadurch herzestcllt daß Leinwand ausgeschnitten und mit bunten Setdencouturtrungea aus Canevas applieirt wurde. Eine andere höchst wirksame italienische Arbeit aus derselbe» Zeit ist erhalten durch Applicirung von grüner Leide aus weiße, Conlurirung mit Goldkordcl und mit Tuschfarben ausgetragcner Modellirung. Auch bie spanische Sticke.-i ist von großem Interesse »»t ihren einsachen geometri schen Muster» in ihrer schönen Farbengebung und flache» Seiden stickerei aus EanevaS. Noch Hervorragenderes lieict die griechische Stickerei aus dem 16. Jahrhunderi. Tic 'Nähte sind dabei mit Sticker-i gekennzeichnet und schmückend verweUhet. Eine Keeuzstichsiickerci von Eoriu ist bcmcrkenSweetd Lurch eine an pnitt» tiratc» erinnernde Zuiammenziehung der Leiiiensaden. Aehnttches findet man auch in Italien. Bei andere» Stucke» sind dort wieder alle Canevass. den deS Grundes roth uniflick:. Von wundeebaier malerisch-: Wirkung sind auch die allrussischen Seidenstickereien, ebenso die japanischen, persischen, spanischen, italienischen. Zn kirchlichem Gebrauche bestimmte Seidenapplicalionen aus Sammet- Grund mit Goldconturiruiig gewinnen einen ihrer Bestimmung ent sprechenden monumentale» Charakter, sind edel und schön in der Fläche gehalten und src> vcn jcd:i» realistischen Momente. Alles ist für Stickerei übersetzt und die daraus applicirtc» Heiligenbilder haben gewissermaßen den Charakter einer eiiigifaßle» EinaiÜe erhalten. Ein Hauplslück ist ein großes altes Fahneittuch, Scidenzrund mit breiten, aus goldgelber Seide gewebten Borde» applieirt. Aus Persien begegnet man einer Stickerei mit weißer Seide aus weißem Baliist, theils Flach-, thcils Li»:eiistich, von schöner Wirkung. Vielfach begegnet man auch Stücken mit ausgezogcnen und wieder zusaiiiinengearbcireten Fäden: auch einem Slück init Goldstickerei aus Lewen, wo die Milstcrni'g mir durch die Lag: der Fäden gegeben ist. Für Dekoration von großer Wirkung ist eine naileiiische Stickerei aus schwerem rauhe» rvtlien Äollen- stosf, mit goldgelber Seid: applieirt, zu Altarbchrng und dergleichen bestimmt. An dem einen Fenster des Saales bemerkt man ein reich in Plattstich mit Blum.iiianken besticktes bulgarisches Hemd, bei dem auch tic Nähte, wie bei der crwülniten qr,echiichen Stickerei, verziert sind, ferner eine kroatische Arbeit in Weißst>ck:rei um Kettenstich aus braunem Grunde. Von besonderem Interesse du. sic auch die Litzenstickerei sei», wie sie bei einem alten franzö sischen Slaatsgewanbc verwendet ist. In dem dem HaupiausstellinigK^unic vorhergehenden Zimmer sind auch »och höchst hemerkeiikwerihe Sachen anögelegt, so ältere deutsche Arbeite», ähnlich den bulgarnchen, »itt gestiebter Wolle an' Leinen hergestellt, in Styl wie Technik ganz mit ihnen veiw.indt; dau» die jogenanmcn Klostcrarbeilen, bei denen aus Musselin und Battist durch Nadrlarbeit die herrlichsten Muster hervor- gernsen wurde», ohne daß seettich ibre Wütsanitett iiii Veihättiiiß zur Mühseligkeit ihrer Herstellung stünde. Sic wurden bauptiächltty zu Kops-, Brusttüchern, Mutzen und Acrinclbcchtze» 6en»yt. Sie bilden gewissermaßen eine Nachahmung der g.'ttöppeltcn Spitzen, aber dircc» auS Batlist und Leinwand hrrausglarbettct. Eine eigene Art ist die, wo der ganze Grund m.t einem an den indisch.» Rosettcnstlch erinnernden Knülcheiistich bedeckt ist. Zn bemerke» ist auch deutsch' Arbeit mit dem sogenannten Morscillcr Stich, wobei die Lcuiwa.,,' doppelt genommen und beim Sticken der obere Grund zusamnicngchallcn wird, so daß dadurch ein gewisses Relief entsteht. Ferner begegnet man Baucrlücherii ans Regensbueg, Seiden- und Banmwolleiistickeeei ans Leinen, Buiiistickerei auS Bremer Börde (Brust- und Kopslücher), auch einem sebr ichönen Mustenuche ans den Hamburger Vierlandcn mit großem Musterreichlbum, über- Haupt noch weiteren dcuffchen Mufterlucher» jeder Art. Zum Schluffe sei noch ausinerkjani gemacht aus eine Sammlung von alten (irrig als Macraii'.ö bczeichnetcn) Flcchl- und Knüpiw.rkmustcrn auS dem l<>. und 17. Jahrhundert in einer Neichhctt, wie sie sonst kein Museum besitzt. Sonderbar ist «S, daß man mir diese Muster, aber kein einziges nach diesen gearbeitetes Stück ausgefunben hat. Möge dieser Hinweis auf die hochinteressante LlickereianSst-lliing vielseitig Anlaß zum Besuche und zur Würdigung derselben gcbeo. Adolf WeiSke. Lrystallpalast. ' Heute findet in der Alberthalle des KrhstallpalasteS der erste astronomische Bortrag deS Herrn SophuS Troin- bok» statt. Dielcr erste Bortrag beband-lt de» Mond: Einleitung. Die Entfernung des Mondes. Der Mond mit bloßen Augen ge sehen. Der Mond durch das Fernrohr betrachtet. Die Beschaffen heit der Mondoberflächc. Wallebenen, Ringgcbirqe und Krater. Gegenden der Erde, verglichen mit Partien des Mondes. Die un geheure Größe der Mondkrater. Dir Höhe der Mondberge. Tie Grüße des Mondes im Vergleich zur Erde. Rillen und Lichtslecisen. Eine Hühenbesteiguiig aus dem Monde. Bildung der Formationen der Mondoberfläche. Dem Monde fehlt Lust, Wasser und Feuer. Ein Tag und eine Nacht aus dem Monde. Der Sonnenaufgang, der Morgen und der Vormittag, der schwarze Himmel, die voll ständige Stille, die Erde aus dem Himmel des Mondes, eine Sonne», siust.rniß aus dem Monde, der Nachmittag mit' der Abend, der Nacht- Himmel aus dem Monde. — Das „Hamburger Frenidcnblatt" schlecht „SophuS Trombolt ist ein ausgezeichneter Moudsührer; er weiß au dem Mond genau Bescheid und versteht es. seine Kenntnisse in fesselnder, belehrender Form mitzutheilen. Ott wird sein Vortrag von edler poetischer Stimmung getragen, die sich auch den Zuhörern mittheilt. Di: Lichtbilder, durch welche derselbe illustrirt wird, sind außerordentlich schön, correct und lassen alle Gegenstände mit großer Sckärse und Deutlichkeit hervorlrelen. Das Publicum kam aus dem Staunen und Bewundern nicht heraus, und auch der astronomisch Ge ildete vrriolgie die Vorsührungen mit dem größten Interesse. Alle gaben ihrer Anerkennung durch lebhafte Beisallsänberungen 'Ausdruck. Wer sich iür die Wunder des Weltalls imeressiet. dem ist der Bestich dieser Vorlesungen auss Wärmste zu empfehlen." Diese astronomischen Solchen in der Alberthalle sind volksthümlich gehalten und sind deshalb die Preise sehr Niedrig gestellt, sodaß allen Kreise» der Zutritt ermöglicht wird. Die Vorträge beginnen 8 Uhr. Es sind sür alle vier Vorträge Abonnements z» billigeren Preisen cingerichlet. Dieselben, sowie auch dr? Tagesbillet-s sind während der Tageszeit un Bureau des Krhstall-Palastes zu haben. Königliches Schwurgericht. X. Sitzung. * Leipzig, 27. October. Der Schwurnerichtshos bestand ans den Herren Präsident Landgerichts-Director Bartsch. Landgerichts- Räthen Wols und Grubcr; kne Anklage führ!« Heer Ober-Staats- anwa't Häntzichcl. die Berthcidigunq Herr Rechtsanwalt Freytag II. D ' Ge chivorenenbank wurde gebildet aus den Herren Kluge-Leipzig, HcyScneeich-Leipzig, Treple-Reudmtz. Brunner-Lcipjig,Ehrlich Gohlis, Kunn-Plagwitz, Lala-Leipzig. Iesing-L'ipzig, Graubner-Leipzig, Ficdlcr Leipzig. Magnus-Emritzsch und Bäurich-Gistew'tz. Aus der Anklagebank nahm der aus Polnisch-Liffa gebürtige Kürschnergesellc Kail Robert Schilke Platz, welcher außer eines schwere» Stttlichkettsserbrechens noch der gefährlichen Körperverletzung und versuchte» Nüthmung beichn.dig! war, so daß die Verhandlung unter Ausschluß der Oeffcnilichkeit statisand. Gemäß dein Wahrivruche der Geschworenen wurde der An geklagte zu 14 Jahren 8 Monaten Zuchthaus strafe und 10 Jahren Deilust der Ehrenrechte verurthcilt und in der UrlheilS- begeündung daraut hingewiesen, daß der Angeklagte wegen Sittlichkeits- Verbrechens bereits 4 Jahre Zuchtbausstrasc erlitten hat und der gegenwärtige Fall sich als einer dec denkbar sck Wersten qualisicire. XI. Ittziiug. Der SchwurgertchtShof und die Geschmocenenbank bestanden auS den obengenannte» Herren; die Anklage führte wiederum Herr Ober- Siaalsanwalt Häntzschct, die Verlheidtgung He r Rechtsanwalt Justiz- rath Oehme. Die Handarbeiterin Friederike Wilhelmine Lenker an- Thallwitz war der Kiadestödtung angeklagt, uud auch diese Verhandlung wurde bei verschlossenen Tdüren avgehalten. Die Geschworenen hotten in diesem Falle die Schuldsrage, zugleich aber die Nebensrage wegen Borhandenseius mildernder Umstände bejaht. Der Gerichts dos verurthkilie die Angeklagte zu 2 Jahren S Monaten Ge- säugniß strasr. üöniglichcs Landgericht. IV. Strafkammer. 1. Wegen fahrlässiger Körperverletzung und Uebertretuug des Straßen-Polizei-ReguIaiivS hatte sich der Droschkenkutscher Friedrich Moritz Börngeit von hier zu verantworten. Es handelte sich um I »en Vorsall, der sich am 20. August d. I. zutrug, nach welchem in hiesiger Dufourstraße ein kleiner Jung« von einer Droschke iiüer- -tohren ward«. Am Vormittag de« 20 August marschirte ein Reg - ment unserer Garnison, welche« vom Ex rciren einrückte, mit klingen dem Spiel die Dusourstraße entlang und, wie die« gewöhnlich der Fall z» sein pflegt, begleitete eine größere Menschenmenge die Soldaten, als plötzlich eine einspännige Droichte ,n ziemlich scharfem Tempo in cnlgegengrietzler Richtung angeiahrea kam und ohne Weiteres durch die Menge hindurchsuhr. Obwokl die Leute auS einander wichen, gcricth dach ein unter ihnen befindlicher kleiner Jnnge, der 4'/ijähr!ge Friedrich Merker, unter daS Geschirr, welches über ihn wegging. Der lücksicktslose Führer deS Geschirrs wurde nun iär seine iahrlässige Handlti'iqcweiie zur Verantwortung gezogen. Zn 'ein.'i» Glücke halte seine Unatzisamkeit weniger ernste Folgen, als man a,Fangs anmhinen tonnte, denn da« überfahrene Kind war ve>hültmßi»ußig noch glücklich weggekommen; abgesehen von einigen lcchlen Conlusionen halte eS mir eta» leichte Darm- quetschung erlitten, allerdings reiner Znsall. da. wie Augeuzengen versicherten, kte Situation eine bedenkliche war »nd der kleine Merker ebenio gut das Leben dabei cinbüßeii konnte. Den obigen That- bestand vermochte Börngen nicht in Abrede zu stellen, dagegen be hauptete er aber, in nicht übermäßig scharfem Tempo gefahren zu sein und den Knaben nicht qeiehen, auch die Leute vorher durch Anrusen zur Vorsicyl ancrinahnt zu haben; das Kind müsse ihm geradewegs iu das Geschirr hmeingelause» sei», ander- könne er sich die Sache nicht erklären. Dem gegenüber standen die beeidigten Aussagen einer Reihe von Personen, welche Zeugen des Vorsolls waren. Dieselben bestätigten, Laß Börngen, ohne sein scharfes Tempo zu müßigen, durch oie Menge gefahren sei und daß er bei einiger Vmsich, daS Kind nicht hätte überfahren können. Im Lause der Beweisausnahme stellte sich jedoch die Sache in einem für Börngen günstigeren Lichte dnr, da die Annahme, daß auch der verletzte Knabe „löst mit Schuld an dem ihm zugesloßenrn Unfall trage, nicht ausgeschlossen erschien. Die künigl. Staotsamvaltschast dcaniragte Bestrafung in Gcimißheit des ErüffnungsbeschlnsseS, trat aber einer milderen Beuriheilung Ser Sache nicht entgegen. Die Vertbeidigmiz plaidirle sür Frci.prcchum,, der Gerichtshof befand den Angeklagten der fahrlässigen Körperverletzung und Uebertretong des Straßeiwoli-ei-RegiilativS sür schuldig, billigte ihm aber mil dernde Umstünde zu und erkannte aus 1 Woche Gesängniß. II. Die bei dem Gutsbesitzer G. in Eutritzsch bedienstcten Knechte Friedrich Ernst Winter und Gustav Pohle halten schon lange großen Appetit aut die Linien ihre« Dienstherr» gehabt. Ai» 30. August d. I. bot sich ihnen nun ein« günstige Gelegenheit, denselben zu befriedigen, da der Dienstherr ausqe- gaugei! war. Als B ide sich unoevbachtet glaubten, führten sie die lange gehegte Absicht aus. Sie überstiegen zunächst den 2—3 Meter hohen Lallenzau». welcher den Obstgarten umschloß und kletterten sodann aus Len Birncnbanm, der ihres Erachtens nach die beste Sorte trug. Winter pflück!« sich ein Quantum Birnen im Werihc von ungeiähr 1 ,/t. Pohle ein solches von 40 -H. Die Birnen sollien ihnen sidoch thruer zu stehen kommen, denn sie wnren vom Hause aus beobachtet worbe» und trotzdem das Object des Dteb- siahls ein recht unbedeuiendeS war, erstattete der Gutsbesitzer 01. Anzeige wegen Diebstahls. Beide Angeklagte gestanden ihre Schuld auch rückhaltölos ein »nd obwohl daS Gericht di: Sache von der gelindesten Seit: aiiffaßt-, erhielten sie je 2 Monate Gesängniß. da ihr Vergeben sich als schwerer Diebstahl im Sinne von 8. 243 deS R.-Sir.-Ges.-A. qnalisi.irt. Der GericknSbos bestand ans den Herren Landgerichtsräthen Bielitz (Präsia.), Sockße, von Clterlein, Adam und von Sommer- lait ll. Ti- Anklage führte Herr SlatsanwalkichaitSasseffoc I>r. Türbig; die Bertheidiauiig -u 1. Herr NcchtZariwalt Or. Zehme 11. V. Ttraskittiimcr. DaS 13jährige Schulmädchen N. war vom Schöffengericht Grimma wegen Diebstahls zu 2 Tagen Gesängniß oernrtheilt worden und halte der Vater der Verurtheckten Berufung gegen dieses Erkeuniniß eingelegt. ES handelte sich um folgenden Fall: Im Mai ds. IS. hatte die N. mit mehreren anderen Kindern ver schiedenen Alters gespielt nno mochten ihr die Ohrringe der kleinen 4jährigen M. besonders gefalle» haben, den» sie eignete sich dieselben aus folgende Weise an: Das kleine Mädchen saß mit dem jüngeren Schw sterchki, der N. im Kinderwagen uud machte sich die N. mit den Kindern zu schasse». Sie längte schließlich der Kleinen deren goldene Ohrringe, welche einen Werih von ca. 10 garten, auS und versteckte sie zunächst in das in dem Kinderwagen bcfindliche Slroh- Das Kind batte den Diebstahl gar nicht bemerkt und wußte» sich dessen Eltern den Verbleib der Ohrringe nicht zn enträtbieln. Die N. ist sodann »nt Lei» Kinderwagen nach Haus- qeiahrcn und hat zunächst Nichis von den Ohrringe» erwätnii. Erst einige Stunden svöter hat sie dieselben beim Ausschütteln des Strohe» im Wagen „gesunden" lind ihrem Bruder g-zeiat. Dieser erzählte dann dein Vater davon uno als »ach mehr reu Tagen die Ellern dec kleinen M. über den Verbleib der Ohrringe iiachzusorschen begannen, trug die N. die- selben z» M.'S hin und erzählte, sic Hab: sie im Kinderwagen „gesunden." M.'S glaubten dem Mädchen dies aber nicht, sondern erstatteten Anzeige, woraus die N. auch in obengedachier Weise bestrasi wurde. Die landgerichlliche Verbnndlung war schon einmal nach geschlossener Beweis..usnahiiie brhnls Vorladung weiterer Zeugen vertagt worden. In dieser Verhandlung Halle sich l-ie An geklagte fortwährend in W d eiprüche verwickelt, auch machte ihre Sach - Darstellung den Emdcnck des AnSwcndiggelernten. In der jüngst staltgeiundciien Sitzung gelangte tas kgl. Landgericht jedoch nicht zar vollen Uebeizcugung der Schuld der Angeklagten und erkannt- daher unter Aushebung deS erstinstanzlichen Unheils auf kostenlose Freisprechung. Neues Theater. Leipzig, de» 28. Oclvber. Cü ist rin harmloser Manöver- scherz, der in kein vreiacligen Lustspiel von F. Wolbeck und Fritz Brentano „Felddienst" aus die Bühne gebracht wird. Ein Lieutenant trifft, mitten in der Aus übung dcS FelddiensteS, aus einen guten Bekannten, einen Arzt: beide haben sich bei zufälliger Begegnung in zwei Mädchen verliebt, die sich aus eincni Nachbargute befinden und bei einem Spaziergang in den, Wald nntlen in den Felddienst hinciiigeralhen. Der Ossicicr erleidet bei einem Febltritt eine Sehnenzerrung und der uiiterncbmungSlustige Arzt sucht diesem Uebcl eine gefahrdrohende Bedeutung zu geben, indem er erklärt, der Ossicicr sei sür längere Zeit dienstnnrählg gewotden und müßte zur Pflege aus ein benach barte« Gut gebracht werden. Dort sind ja die beiden Lieb haber in solcher Weise gut aufgehoben, am Kiste» der Arzt, während der Patient in Tücher gewickelt aus dem Sopha liegen muß, bi« er in einem Ansall von Cisersucht ausspringend und an« Fenster eilend bemerkt, daß ibm eigentlich nicht« fehlt und der Fuß längst geheilt ist. DoL wird die Comovie noch etwa« sortgesühet; c« kommt der Oberstabsarzt, ein Archäologe, der seine amtliche Tkätigkeit über seiner Passion vergißt und von dem kecken Fräulein Gertrud verführt wird, eine Lehmgrube sür einen „Hüncnkirchhos" zu Hallenser kommt von dort zurück, vou Kops zu Fuß mit Lebm beschmutzt, da er in die Grube hinnntergerulscht ist. Da« kennt man schon au« anderen Schwänken. Wenn sich der Autor auf diese Anekdote der stmulirten Krankheit, die für einen kurzathmigen Schwank ausreicht, beschränkt halte, so würde er die Bühne niit einigen ergötz lichen Scene», die sich hier im zweiten Act finden, bereichert haben. Doch dabei bleibt e« nicht, da« Stück soll eben en, Lustspiel sein, und eS beschleicht un« bereit« eine unheimliche Abnung von etwas Rübrendem, daS im Hintergründe schlummert, a!« die alte HauSbätlerin, die fortwährend mit ihrem Wachstoloerlhee kommt, einige verdächtige Acußerungen tbul. Und richtig, die Alte crcdenzt un« einen dramatischen Wachholdertbce. wenn sie au« rer Familienchronik Ent- bülluugen giebt, von denen außer ihr Niemand eine Ahnung hat. Der Lieutenant ist nämlich der Enkel de« allen Guts besitzers Müller, der sich von seiner Tochter loSgesagt hat, als sie gegen feinen Willen einem Officier ihre Hand gab. und der Sohn auS dieser Ehe ist dann voi» einem General adoplirt worden. Und Alle wisse» absolut gar nicht« von einander; weder der Großvater, noch der Enkel baden eine Abnung von ihrer Verwandtschaft, als wenn der eine in Kamtschatka und der andere in Neuseeland gelebt batte. ES ist di-s wunderbar; doch einem Lustjpietdichter muß man schon mit Bezug auf die Wahrscheinlichkeit Einige« ruouk- halten.
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