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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-25
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1888
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0501 zwei Generalen und einem Oberst von 24 Osficieren mit 50 Cavalleristen vurgenommeu. An einem zweiten Grenz- punele desselben (Lubliner) Gouvernements, in Krylow, ferner bei Dölhobyczow. war lcylbii, gleichfalls eine größere Zahl von Siabsossicieren mit RecognoScirunqS-Arbeile» beschäftigt. In der letztgenannten Ortschaft ist auch eine Dragoncr- Abtbeilung von 100 Mann eingetroffen und emquartiert worden. * Wie die »Politische Correspondenz" anS Petersburg meldet, wird die Rückkehr der kaiserl > chen Fa inilie »ach der Hauplslavl für de» 3. November erwarlet. Äald nach der Ankunft Ibrer Majestäten wird der Stapellans des neuen Panzerschiffes „Kaiser Nikolaus l." erfolgen. — DeS Weiteren wird inilgethcill, dag russischen Blalterineldungc» zufolge rin Bevollmächtigter der Königin Natalie von Serbien kürzlich mehrere Güter in der Umgebung von Warschau besichtigt habe, um eine» derselben eventuell für die Königin anzukausen. * Nach Meldungen auS Konstantinopel haben kürz lich 170 circass ische Familie» auS dem Stamme Abasa die Pforte gebeten, in die Türkei einwandern und specieli in der Provinz Hekkiari ibrc» Wohnsitz nebmen zu dürfen. Die türkische Regierung hat sich beeilt, diesem Ver langen zu willfahren, wie sie auch die Einwanderung kurdi scher Stämme, welche seit viele» Jahren unter persi scher Hobest standen und persische- Gebiet bewohne», in jeder Weise begünstigt. Ungeachtet der Maßregeln der persischen Negierung, welche diese Auswanderung verhindern will, kommen massenhaft Kurden nach de» Bilajctcn Mesopotamien n»d Sultanieh, wo die türkischen Behörden angewie'en sind, die Ankommenden mit der üblichen orientalischen Gasisreund- schajl zu empfangen, ihnen anbausäkige Grundstinke zu überlasten und deren erste Einrichtung lhunlichst zu erleichtern. Zur Schulreform. * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" setzt il.re Betrachtungen über die Schulreform fort. DaS oisiciö'e Blatt schreibt, besonder» im Hinblick auf da« König reich Preußen: Wenn in der Tagespreise über Schulreform geschrieben wird, si verniisn man selir oft eine genügende Kenntnin der einschlägigen Berhälin-sle; cS ist klar, daß in den einzelnen Provinzen des preußischen Staates, je nachdem die verschiedenen höheren Leb ra n ft alte» in denselben vertreten sind, verschiedene Anschau ungen aus diesem Gebiete herrschen müssen. Daraus wird aber nur i» de» seltenste» Fullen Rücksicht genommen; somit wird die Be wegung s»r eine radikale Reiorm des höheren Unterrichts, die heilige Besehdung de§ humanistischen Gymnasium- als ein Zeichen der Zeit, als eine Folge unserer Culiureniwickelung hingcstellt, wälirend im Wesentlichen nicht- mehr und nichts weniger als Wünsche verschiedener Kreise unsere- Belkes in dieser B-wequnq > neu leider nicht gerade deutlichen Ausdruck in der Empfinvung suchen, daß für die Vorbildung ihre- Nachwuchses in besserer Weise gesorgt werde» mnsse. Um nun das Bedürsniß zu erforschen, welches diesen Wünschen zu Grunde liegen muß wird es zunächst erforderlich sein, einige statistisch' Heb rsichten über die Bertheilunq der einzelnen Arten von höhere» L i'ranilallen >m preußische» Staate beizubrinqen. Im g uzen Staate bestehe» 204 humanistische. 9l Realghmnasien, 12 Ober Realschulen, 40 Progymnasien, 17 Realschulen, 86 Rcal- Progyninasirn, 21 höhere Bürgerschulen mit der Berechtigung zun, Ausnellen vo» Z ugnisj-n sur den einjährig-freiwilligen Dienst, 10 LandwirthschasiSichuien, 6 Privat-Lehranstalten, die ebenfalls obige Zeugnisse ausslellen dürfen, und eine Gewerbeschule, die unter besonderen A-dincungen dieselben ausstellen kann. Interessant ist eS, scsiznstellen, wie sin diese einzelnen Arten von Anstalten ans die ver schiedenen Landesiheile vertheste». Die buDNi,ist,scheu Gymnasien sind naturgemäß ziemlich g cichmäßig i» allen Provinzrn zu finden, dagegen finden die Realgymnasien offenbar besseren Boden im Westen; diese Erscheinung in durchaus natürlich: im Westen unieres ValerlNiidcS haben die großen Industrien ihren Sitz. Hannover, Wtstiale» »»d die Rhciiivrovniz haben lei 23, 21 und 31 Huma nist scheu Gymnasien 12. 11 und 13 Realgymnasien. Dazu hat die Rh inprovinz 3 Ober-Realschulen, 5 Realschule», 13 Real-Pro» gymnasie», 5 sonstige Lehranstalten mit der Berechtigung zum Er- theilen von Zeugnissen z»m einjährigen Dienst und 2 Landwirth- schajtsschulcn. Es sind somit in dieser Provinz 41 reale Anstalten gegen 31 Gymnasien und 13 Pioqyninasic» vorhanden. Noch iiäik.r ist das reale Schnlelenient in Hessen-Nassau »er- treten. Diese Provinz hat 13 humanistische Gymnasien und I Pro- gyniiiasiuni. dagegen 4 Realgymnasien, 1 Oberrcaljchule, 0 Real- schulen, 12 Real-Progymnasien, 2 sonstige Bildunqsanstalten und 1 Landivirthschaiischule. In Hannover stehen sich beide große Kategorie» von Anstalten der Zahl nach gleich. W,e anders sieht es dagegen im Osten des Staates anS. In Ostpreußen gicbt eS 16 humanistische Gymnasien und 2 P ogym- nasie». dagegen mir 5 Realgymnasien und 2 Real-Progymnasien und l Lcindwirihichaitsichnle. Das Verhältnis, in Westpreußen stell! sich für beide Arien 17 z» 8 »nd Pommern 21 zu 10, wooei die Real- Progyiiliiasien die volle» Anstallen an Zayl übertreffen, iväyrend es nnr '2 Progymnasien und 19 Gymnasien giebt. In Schlesien, das bekannllich aaiilich wie der Westen große Industrie hat, ist daS reale Aildiingselcinent nainrgemäß wieder stärker vertreten. Aus di,se» wen gen Anlührungc» ist jedenfalls zu ersehen, daß die Arien der Anstalle» einigermaßen entsprechend dem Bedürsniß der einzelnen Provinzen sich vertdeilen, wobei bemerkt werde» muß, daß m Osten, obwohl derselbe mit seiner ausgedehnt n Landwirlh- schast, für welche d e LandwirtbschastSichulen kaum ausieichei, dürslen, eine entschiedene H'niieigung zum humauistiichen Gymnasium be steht. Ob dieselbe immer auf gesunder Grundlage ruht, mag dahin gcslelll bleiben. Tie Schulresormbewegung ist wesentlich von industriellen Kreisen auSqelangen; eS war hauptsächlich die VerechtiqungSsraqe, an welcher eiiigeseyl wurde, weil eS natürlich ist, daß ein gewisser Proceniiatz von Sa üler» realer BildungSanstajten Neigung zu gelehrten Be rns.'» imvfindet, die ihm nicht alle offen stehen. Aber mit dicser FnrLernii i entrückte inan da- Realgymnasium wenigstens theilweisc se i,er Hanpiausgabe. für die technische» Wissenschaslen die cig-nil,che lPorlnldung-saiittalt zu sein, »nd kam in die durchaus nicht im W'icii der Lache liegende Feindschaft gegen daS hui»antt>ische Gym nasium hinein. Kurz, es wurde die wichtige Frage in unersreul cher Weise durch Leidenschaftlichkeit verdunkelt. Dr heutige Zustand des reale» BildungSwesenS ist zu zersplittert und b-dars der Sammlung; dies erkennt man namentlich, ma» die bunte Schaar' der realen BildungSanstalte» im W sie» iiu'eres V Icrlandee betrachtet. Da giebt es Realgymnasien, Real P, »gymnasie», Realschulen, Gewerbeschulen, mit verschiedenen Lehr- Plänen. Es wäre zu wünschen, wenn sich die Bemühungen ter huiplsüchlich belhciligten Kreise aus Vorschläge richteten, die einer einl-e-tlicken Organisation dieser Anstalten vorarbettete». Damit wi>>de ein ni großen Iheile der Beschwerden abgcholsen und der Verstimmung der Boden entzogen werden können. LoloiiialpolitWes. * Nach neueren Nachrichten auS Ostasrika befindet sich die ganze z»in Sultanat von Zanzibar gehörige Küste in Aufruhr. Spcciell in der Umgegend von Bagamoyo herrschen Mord und Plünderung, während dieser Ort selbst in Folge der Anwesenheit eines deutschen Kriegsschiffes ruhig geblichen ist. Der Handel mit dem Innern ist gänzlich unlerbrvch n, wodurch sowohl die deutschen Kausleute in Zanzidar. als besonders die indischen Händler, welche in den Kiisieiilmsen des Festlandes angesessen sind, großen Schaden erleiden. Die Sachlage ist eine derartige, daß weder der Sultan, noch die Deutsch ostasrikanische Gesellschaft im Stande sind, die Bestimmungen bcS im Frühjahr d. I. abgeschlossenen Vertrages auszuführen, nach welchem die Verwaltung und die Zollerhebung in dem südlichen Tbcilc der festländischen Besitzungen des Sultan« aus die Gesellschaft übergehen sollten * London. 23. October. DaS „Rcuter'sche Bureau meldet au» Zanzibar von gestern, Mackenzie ist bicr ein« getrosten inK als Vertreter der Englisch ostasrikanische» Ge sellschaft von den Eing-borrnen i» einem öffentlichen Durbar empfangen worden. — Lieutenant Swaync ist am 18. d. M mit seiner Karawane in daS Innere des Landes abgegangen Grai Tclcki, der eine glückliche Erpcdition nach Samburn gemacht batte, ist bis aus einige Tagereisen von Mombasa vorgedrungen. Ucber die deutschen Plantagen in Samoa hat s veranschlagt. Es bliebe somit ein Betrag von 171 628 fl. unbcd-ckt. ' Der Mouvenbericht erwähnt, daß die Ergebnisse deS Vorjahres sich günstiger grstalien werde». «IS früher vorausgesetzt wurde, indem der A,-soll nur 117 000 fl. (statt 307 088 fl.) betragen wird. Diese Verbesserung der Finanzlage lühct daher, daß der wirkliche Betrag der Ausgaben sich um 93 000 fl. niedriger stellte, während die Ein künfte den Voranichiag »nt 97 OM fl. überschritten. Inwiescrn da- lausende Veiwaltun-.-iahr wirklich einen Betrag von 272 171 fl. un- dedecki lassen wird, wie srüber veranschlagt wurde, kan» sich selbst verständlich erst später Herausstellen. — Vor einigen Tagen erhielten die vornehmsten Städte de« Lande- den Besuch des Lhcs-IngenieuiS Carpi, welcher de» Auftrag von der italienischen Regierung erhalten Hane, die Anstalten zur Förderung der öffentliche» Gesundheit tu Augenschein zu nehmen. (M. Allg. Ztg.) Musik. * Leipzig, 25. October. Das geistliche Concert am nächsten Sonntage Abend >/,8 Uhr ist unentgeltlich. Um cen Andrang an der Kirchtbür vor dem Concerte zu vermeiden, werden von beute ab EmlritlSkarlen verausgabt. Das Programm kostet 20 ^s. Die Ausgabe von Karlen »nd Programms haben d>e Hos-Musikalienhandlung vo» C. A. Klemm, Musikalienhandlung von F. K stirer und die Musikalienhandlung von Pabst, sämmtlich Neumarkt, giftigst übernommen, und wolle man beide- an den genannten Stellen gefälligst entnehmen. der Vereinigte Staaten Generalkonsul in Apia, Herr Harald M. Seivall, vor Kiwzein dem Auswärtige» Amte in Washington einen Bericht unterbreitel. welcher in Anbetracht Ser gegenwärtigen Vorgänge aus Samoa von specieüem In- lercsie ist. Es heißt dann: Die deutschen Plantagen aus Samoa, im Ganzen sechs, zu sammen ein Areal von 9260 Acre- Land, umfassen den größeren Theil de- cultivirte» Landes aus der nördlichen Seite der Insel Upolu. Vier derselbe» befinden sich in der unnnitelbaren Nachbar schaft von Apia, wahrend die beiden anderen io der Nähe von Savaii liegen; die grüßte der letzleren, Mulisanna genannt, zieht sich läng- der ganze» westlichen Küste der Insel hi» und hat ein Areal von 3260 Acres. Die Plantagen, welche lämmtüch der „Deutschen Handels- und Plantagen-Äcscllichait" gehören, befinden sich in ausgezeichnetem Cultue-Zustande und können dieselben Alles Hervorbringen, was in den Tropen wächst. Hauptsächlich werde» CocoS- nüsse gezogen, aus weiche» die sogenannte Copra, der getrocknete Kern, gewonnen wird, die man zur Herstellung von Oel. Seife re. verwendet. Die jährliche Lopra-Productivii beziffert sich aus 500 bis 600 Tons. Ferner wird aus den Plamage» Baumwolle, Lara» und Kaffee ebaut und wird der letztere von Jahr zu Jayr mehr cultivin, da ich ein Anbau sehr gut bezahlt macht. Aut der Plantage Ulumapu ind gegenwärtig 2M Acres mit Kaffee-Sträuchcrn bepflanzt und sollen weitere 150 Acres damit ang.'baut weiden. Im letzten Jahr wurden aus dieser Plantage 90OM Psuud Kaffee geerntet. Derselbe war von ausgezeichneter Qualität «nd kam dem besten Mokka gleich, so daß er in Himburg, wohin er exportirr wurde, gute Preise brachte. Da der GraSwuchS aus den Plantage» ein sehr reicher (Dürre ist aus «amoa unbekannt), wird auch Viehzucht in großem Maßstabe betrieben. Auf de» beiden größten derselden bc- rnben sich 16M Stück Rindvieh feinster Rasse. grüßtentheilS a»S leuseeland und den oustrallschen Colonien imporlrrt, sowie gute . uLipferde. Aus den Plantagen werden ausschließlich »nportirte Arbeiter beschäftigt, da die Samoanrr zu faul zum Arbeiten sind, und recrutirea sich die ersreren t>aupt>'äct>lich aus den westlich von Samoa gelegenen Inseln, den Neu-Hedrieen, den Salomon-, den New-Britain und den New-Irrland-Jnseln. Diese Arbeiter, von welche» durchschnittlich aus sämintlichen Plantagen 13M beschäftigt «nd. werben contractlich aus drei Jahre engagirt und in der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellichasl" gei örendcn Schiffen von ihrer resp. Heimalh nach Samoa und zurück befördert. Die- elben erhalte» außer freier Station und Beköstigung einen Lohn voa 3 Dollars mouatlich. * Drei Mächte Europas streiten gegenwärtig um den Besitz des Beckens des Niger st romes — Dcutichland, Fi ankreich und Eng- land. DaS weite Gebiet zwischen dem Niger und der Küste von Nordguinca, in welchem diese drei Mächte jetzt festen Fuß gesoßt haben, ist bis beute noch sehr wenig bekannt. Nur wenige Land striche sind ersorichl; seine Bewohner haben einen bedeutenden Handel tbeilS mit Timbuklu, theilS mit der Goldküstc und »ul derSclaven- küste. England hat sich >m Osten an de» beiden Uftrn deS Unter- Niger und im Süden längs der Küste in Lagos und Cape-Coast medergclassen, Frankreich am obere» Niger und an der Küste in Aisinie, Grand-Poppo und Porto-Novo; Deutschland besitzt das kleine Togogeöiet, das ihm freien Zutritt zu den nördlichen Gebieten verschafft Der „Mono, göo:r." giebt über daS Land und die ganze doriigeLag-einq-bendsten Auischluß; leine Angaben, die gerade für deuliche Kreise von Inter,sse sind, taffen sich also kurz zusommensassen: Der wichtigste Flnß. ter a» der Niiste des nördlichen Guinea niiindet, ist der Volta. Sein oberes Becken bewohnen die Stämme der Man- dingues. Sie betreiben den Handel im Großen, befördern ibre Maaren aus Schiffen von der einen »ach der anderen Küste, gehen in Karawanen von der Psefferküste nach Timbnktu, vo» bei» oberen nach dem untere» Niger; rin klebrigen sind sie die Hauptlräger des Islams. Mehr nördlich liegt daS Gebiet der Mosi, die meist Heiden und energische» CharakierS sind. Sie haben eine bundesstaatliche Organisation. Die H mpistadt bcS ganze» Gebiete- ist Wogliodogho, die noch kein Weißer betreten hat. Ihr Handel umfaßt besonders Gewebe, kupierne Gegenstände und Kolanüsse. Nördlich von der engl ichen Colonie Lagos sind die friedlichen Dorubas ansässig, die sich der Landwirtlichast widmen und in großen Städie» wohnen sollen. Ihre Hauptstadt Adbeotaca soll 250 0M Ein wohner zählen. Die nördlicheren Gebiete zwi'cheo dem Lande der MosiS u»c> dem Niger sind ganz unbekannt England beherrscht den unteren Niger vom Flußdella ab bis jenjeitS der Wasserschnelle» von Bussa, beulet auch commerziell die Sultanate Sokoto und Ganoa a»S. Die mit 2 500 000 Francs Capital legründete Royal Niger Comvany beherrscht beide Nigeruier und den unteren Benue, hat 150 Fnctorcien, zahlreiche Dampfer und schickt sich jetzt an. ihren Einfluß aus daS Gebiet biS zur englischen Colonie Lagos au<- zudeynen. Im Westen rückt Frankreich unaushaltsai» vor. Tis Becken deS oberen Senegal ist endgtltig gewonnen; die französische Fahne ivehr in Baniaku am ob-ren Niger; die Sultane von Segu und llassulu haben sich unterworfen; daS Gebiet Fnta Djalon ist annectirt. Gegenwärtig ist eine Expedition unter Führung deS Lieutenants Binger unieiwegs, die die Nigerstationen mit der Küste in Aisinie verbinden soll. Nach den letzten Berichten batte Binger die bisher noch nicht betreten gewesene Stadl Kong am 20. Februar erreicht Sie erwies sich als eine Handelsstadt von 10 OM E n wohnern, die sich mit der Weberei und Jndigosärberei — fast IM Färbereien sind im Betr ebe — befassen und Stoffe, auch Gold auSsübren Am 10. Marz brach er über Iendi nach der Hauplstadt der Mosis, »ach Woghodoglo aus. Noch viel über raichender sind die Fortschritte DeutichlandS, das mit scharsem Blicke die Bedeutung Togos erkannt hat; die Deutschen rücken sest nach Norden vor und eS ist sehr möglich, daß heute ihre Vorhut sich schon in Timbuklu befindet. Die deutiche Regierung batte, um die Gebiete in der Nachbarschaft der Colonie zu erforschen, zwei Expe ditionen von Tonga aus nach Norden entsendet. An ihrer Spitze tehen die bewährten Congoerforicher Ilr. Wolfs und Lieutenant von Fronyois. Beide ersorjchen aber nicht nur die Gebiete, sonder» rücken vor. Wolfs hatte schon im Mai die Stadt Adelar hei Lalaga besetzt und dort ein Fort „BiSmaick" errichtet. FranyoiS war Ende März in Iendi am 5. April in Gambagha und am 7. April war er ausgebrochea, um die gcheimnißvolle Hauptstadt der Mosis zu erreichen. Sein Vormarsch ist von höchster Bedeutung. Von drei Seiten aus ist also die Ersorschung und die Besetzung des Niger beckens jetzt i» Angriff genommen. Das G biet ist ein so großes, daß alle drei Staaten sich große Colonialreiche sichern können. Haag, 20. October. Der bei dem diesseitigen Colonial-Amt eingelauiene und durch die amtliche Zeitung veröffentlichte Draht bericht über die in der Nacht vom 11. l. M. >» Tawangmangu (Distrikt Karangvandang) in der Nähe der Grenze Madiuns zvm Ausbruch gekommene Verschwörung von Einqebornen wurde bereits telegraphisch übcrinsttclt. Unmittelbar nachdem der Resident Surakarta's die Kunde dieier neuen Schildeihebiing erhalte» hatte, wenn er, von Truppen beßleitct, nach Tawangmangu ab. Von den Betheiligten. von denen sich 30 als Priester verkleidet holten, ergaben sich 42, darunter Frauen und Kinder; 11 derselben, darunter der Führer, verweiqerien dagegen sich zu unterwerfen und wurden aus der Stelle geröstet. Keiner der Betdeiligten entkam und die Ordnung ist wieder vollständig hergestellt. Die Sache kann somit als erledigt betrachtet werden. Nichtsdestoweniger aber w id sich die Regierung der Erwägung nicht verschließe» können, daß. wie der Aufstand in Tawangmangu von Neuem zeigt, Berschwörungen unter den Eingeboroen, welche srüber nur sehr selten vorzukommen pflegten, allmälig in den ostindiichen Colonien ziemlich alltäglich zu werde» diohen. Energische Abhilse würde denn auch nothbun. Inwiefern aber eine solche von dem eben neu ausgetretenen Stotihalter. welcher d,S jetzt der Colonial-Frage vollständig sern stand, oder vom jetzigen Coionieuniininer KeuchrniuS erwarlet werde» kann, muß dahingestellt bleiben. Letz'erer Hot sich vor einigen Tagen eine neue Inconsequenz zu Schulden kommen lasten. Während er als einfacher Abgeordneter und als Mitglied der Minorität in der Zweiten Kaniniec sah. be sürwortete Herr KeucheniuS unoushaltsam die Beschränkung, bezw, Ausbebunq der sür Rechnung der Regierung betriebenen Kaffee- Cultur. Nun erschien aber soeben in der „Amtszeitnng" ein königlicher Erlaß, welcher da-Gegentbcil zum Ziele Hai. Heiß» es doch dort, mit dem üblichen I hraieureichtbuni KeucheniuS', baß eine SlaaiScoinmission den Auftrag erbatten habe, die Mittel zu erforschen, um de» Rückgang der de- treffenden Cultur zu verhüte», die damit verbundenen Beschwerden inöqlichs» anszuheben und dieselbe in einer den Jnier-ssen der Be- vöckerung enttvrechenden W >ie zn erweitern, wobei dem Ausschüsse zu gleicher Zeit nahegeleg« wird, daß die betrefftnde Cultur eine der Einkunftsquellcn deS Landes bildet — eine ziemlich überflüssige Er innerung wenigstens tür Diejenigen, welche die srühercn di-esallsiaen Ansichten des Her » KeucheniuS nicht lbeillen. — Die zweite Kammer der Generolslaaic» war vor einigen Tagen wieder zur Erledigung verschiedener unierqeordneler Gegenstände versammelt und bai daraus b,S aus Weitere- ihre Thäligkeit eingestellt. Doch soll dieselbe, wie vei lauict, bereit- am 13 n M von Neuem, und zwar zur Erledi gung der 1889er Etaitvorlaqe zummnienlrelen. Die erste Kammer wird sich bereits früher zur Durchberaihnnq der in der jüngsten Zeit von der Volksvertretung seriiggeftellien Gegenstände versammeln Die Regierung bat der zweiien Kammer soeben de» 1889er Vor- anlchlag sür die Colonie Surinam »orgeleat. Es sind dabei di» Ans,ab«» aus 1LV8L41 fi. ,»d di« Ltnaadmea ans 1426 SIS st. * Leipzig. 25. October. Ueber da» Programm fllr daS am nächste,, Sonntag in der Alberlhalle ftattsiiidenbe große Concert erfahren wir, daß Frl. Betty Franck eine Arie aus „Lakniö" von DelibeS und Lieder von Iensen „An te» Linken", Mozart „Wiegenlied" und Eckert „Echolied". Herr Werner Alberti die Arie auS „Wilhelm Tell" „Tn meiner Väter Hütte", Lieder von Mey-r-Hellniund „Zauber- liev", Riedel „Im Wald" und BrahmS „O liebliche Wangen", Frl. Hilgermann vorwiegend Lieder singen werden. Frl. GulyaS spielt Stücke von Beethoven, T'cbaikowsky. Chopin und Liszt. Die letztere Künstlerin berührt Leipzig aus einer großen Concertreisc, die bis Petersburg und Moskau führen wirk. Ta« Concert dürste nach dieser Programmskizzc auch rein musikalisch bedeutende Genüsse bieten und cS ist begreiflich, daß daS Publicum dem Unter nehmen sein regstes Interesse widmet. Der B'lletverkaus findet in der Musikalienhandlung von P. Pabst (Ncumarkl) und in dem Bureau de» KiystaUpalasteS statt. " Leipzig, 25. October. Man schreibt unS auS dem Bureau des wladlthcalers: „In einer Periode der Indis positionen wie die gegenwärtige e» ist, wird daS Tele phon zuweilen zum wirklichen Netter in der Notb. Herr Perron, von einer Heiserkeit befallen, sagte ab und die Aufführung der Götterdämmerung am gestrigen Tage war Uiiniöglich, wenn es nicht gelang, einen anderen Vertreter deS Günther" zu finden. Der Telegraph, der alsbald nach Dresden spielte, brachte die Nawricdl zurück, daß der dortige Vertreter der Partie am AufsiihrungSabenkk beschäftigt sei. Da erwies sich in der letzte» Stunde daS Telephon als alle Verlegenheit lösender Mittler. Binnen siins Minuten war da» hiesige Tbealerbureau mit der Berliner Generaliiitciidanz verbünde» und eine sehr kurze Zeitspanne nur verfloß, bis die Nachricht eintras. der kgl. Hosopernsänger Ober Hausen werde sich schleunigst zur Bahn begeben, um rechtzeitig zur Vorstellung noch einlressend, in der „ Gö tter bäm me r u ng " den „Günther" zu singen." * Der junge sehr talentvolle Künstler Herr Fritz von Bose, am hiesigen Conservalorium pianistisch gebildet von den Herren Johannes Weidenbach und Professor I)r. Nein ecke, wird nächsten Sonntag, den 28. October. eine Matinee im Saale Blüthner geben, unter gütiger Mit wirkung vo» Frl. Aliiic Friede aus Berlin (Gesang) und deS Herrn Capellmeister Pros. vr. Re in ecke. 7. Die Gesellschaft Typograpbia veranstaltet am Sonnabend, den 27. Oclober o. ibr alljährlich wieberkehrendes Concert zum Beste» der Willwen-Uiiterftützung. Als Concerlraum dient in diesem Jahre die prächtige Albcrt-Halle des Krystall- Palastes. Die so beliebte Concert- und Oralorien-Sängeri», Frau Metzler-Löwy, bringt 6 Lieder zum Vortrag, während der als Orgel-BirluoS »lil Recht geschätzte Organist Herr Paul Homeyer die Orgel-Parlien übernonimen hat. Der von Herrn Franz Woenig gedichtete Prolog wird vo» Herrn Lehrer Al bin Mitlelbach gesprochen. Der Gesangverein Typographta bringt neben anderen Novitäten auch eine von Herr» Ludwig Kohrssen componiite Hymne mit Orgel lcgleilung zum Vorlrag. Bei der Hos-Mnsikalien-Handlung deS Herrn C. A. Klemm hier sind Tribünen-Billel- im Preise von t zu enliiehmen. ' Die Capelle deS königl. säcbs. Infanterie-Regiments Nr. 106 unter der vortrefflichen Leitung des Herrn Mnsik- dircctor Matthey hat kürzlich in Zeitz wieder mit sehr großem Erfolge concertirl und besonders durch de» Vorlrag ewiger Werke von Beethoven. Weber. Wagner, LiSzt re. die größte Anerkennung gesunden. Auch eine Eoinposition „Abendgebet" von dem Dirigenten Herrn Matthey sanv sehr sympathische Aufnahme. 8. ?r. Leipzig, 23. October. Im Theatersaale deS Krystoll Palastes erireute gestern Abend der AahlS'jckie Diletiaiite»- Orchesterverein seine zahlreichen Freunde wieder durch eine Muiikaunührli»g im größeren Stil. Das Orchester errang sich durch die Wiedergabe der MendelSsohn'ichc» Ouvertüre zu dem Liederipiel: „Heimkehr aus der Fremde", und der am Schluffe stehenden großen „Symphonie vckur" von Mozart vollberechtigten Beisall. Wen,, man davon ouSgedt, daß es in der .Hauptsache Dilettanten waren, die sich der Reproduktion dieser klassischen Weike unterzogen, so muß man die glückliche Art und Weile, »nt der sie die Eigenart der Componisten anszuprägrn verstanden, auch dann anerkennen, w'n» man im Eiiizelne» an der Schaltirung der Stücke, »nd an der Reinheit einzelner Passagen mäkeln wollte. Die In lirumenle sctzic» präciS und sicher ei», und Herr» Wohls, der mit Umsicht eie Direclwn iudrie, wurde durch die Aufmerksamkeit, »nt welcher die einzelne» Instrumente sich an der Durchführung des Ganzen yeihe>ligten, jei» Ami wesenilich erleichtert. Namentlich bei der „Sympyoiiie", aus der die übcrquellende Innigkeit de- Mozarl ichen Gcniutlcs >n io herrlicher Weise z» uns spricht, suhlte man mit welcher Liebe und Hingabe die Musiker an das Studium itirer dankbaren Ausgabe gegangen waren. Tie einzelnen Sätze zeichneten sich durch eine klare, stilvolle Phrasirunq aus. Ein Cellist spielte ferner, »Itter Begleitung des verminderten Orchester-, eine,, Sarabande" von Bach. Anfänglich wurde er durch die Begleitung etwas im Stich« gelassen, und man konnte schon eine große Havarie befürchten die Wicderholung gelang jedoch gut, und ließ erkennen, daß der Solist ei» ganz wackerer Spieler ist. AnerkennenSwerth sührle Herr Schlcvoigl eine .Fantasie sür Flöte" von Doppler durch Seine schöne leckm-ick:? Ausbildung bewies er namentlich bei den reinen, anhaltenden Triller», die nicht leicht zu deivältigen waren Die Geiangskuiist war diesmal durch eine Reihe Lieder vertreten welche von Frl. Johanna BorcherS, die kürzlich am hiesigen Stadttheater als Aennchr» im „Freischütz" tebulirte, vorgelragen wurden. Sie Halle sich nniers Eracht-nS mit den Liedern vo» Brahms („Liedestreu"). Schumann („Intermezzo") und LiSzt („Wieder möckn' ich Dir begegnen") an zu hol.e Anforderungen ge wagt, und d,m Vornag dieser Lieder fehlte cs durchaus noch an innerlicher Vcitiejung. so correct auch die Durchsührung der Ge- sangsparlien sonst war. Besser gelang ihr da- heitere „Blumen orakel" von Hosmann und das schalkhast inulge „Liebchen, wo bist Du" von Marschner. GodliS. DaS am 19. Oclober vom hiesigen, unter der be währten Direct,»» deS Herrn Cantor Weber stehenden „Kirchen Gesang V rein" zum Besten der h esigen Schülerwerkstall v ranstaltete Concert hatte sich einer regen Tdeilnadmc des Publicum- zu er freue» und dürfte drinnach dem guten Zwecke weientlich förderlich gewesen sein. DaS Programm enthielt in seinem ersten Theile eine Reihe Lieder sür tbeilS gemilchten, theil» Männer-Lhor. vom Verein gesungen, mehrere Lieder sür Sopran mit Llavierbegleilnnq von Frau Marie Gütz-Große wirkiain zum Vortrag gebracht und drei Lieder sür Tenor, edensolls mit Clavicri'«gleituog, mit wohl geschulter Stimm» gesungrn von H«rrn »uftavBorcher«. Dt« Zu sammenstellung de- Programms, aus dem Compostllonen von Mendels- sobn-Bartholdy. Robert Schumann, Moritz Hauplmann, Rob. Fron, »ichrsoch vertreten waren, zeugte am besten von den« künstlerisch-n Streben des Vereins, der in seinen Leistungen wieder einen welenl- sichen Fortichritl gegen srüber gemacht hat. Eine weitere Ab- Wechselung erfuhr der erste Theil des Programms noch durch dos Auftreten deS Fi äuleinS Mittels! roß. Die genannte Dame spielie drei Soloslücke sür Pianosorte, „Präludium" und „Balse" von Chopin und „Märchen" vo» Raff, mit vortrefflicher Technik und künstlerischer Auflassung und wurde durch eine» prächtig klingende» Flügel von I. G. Vogel L Sohn aus- Beste unterstützt. Alle diese Borträge wurden mit großem Beisall vom Publicum aus genommen, Frau Götz-Große sogar zu einer Zugabe veranlaßt. Den zweiten Theil deS CouceilS bildete die Ausführung von Schillec- Rvmbeig'S „Glocke", die als durchaus wohlqelungen z» bezeichnen ist, und sich deS Dankes der Zuhürerlctiaft unl vollem Reckile zu er freuen hatte. Die Clavierbegleilung fand in Herrn Lehrer Wagner einen tüchtigen Vertreter. -m- Z Die BreSlauer Singakademie hat für die bevorftchende Saison drei Abonnementconcerte in Aussicht genommen, i» denen Händel'- „Samson", Schuniann'S „Der Rose Pilgerfahrt", ncbst Mendelssohn'--achistinimiqemChorwerke „AveMaria" und Psalm 114, sowie Bach's „Iohaninspassion" zur Aussiihiung koinmei, sollen. Die Iohannispassioa ist noch gar nicht in Breslau zur Ausführung gekommen, Schumaaa'S Werk rin einzige» Mal vor nahezu einem Vierteljahrhundert. 8 Sir Arthur Sullivan als Festredner über Musik. — In Birmingham war es, wo der hochbeliebte und gefeierie frühere Schüler des Leivziger königlichen ConservatoriuinS der Musik Sir Arthur Sullivan als Präsident des dortigen Midland-Iiistiiute» eine Festrede zu ballen hatte und dafür die Musik in der Ve-gangenheit und Gegenwart zum Gegenstände ge- wäh t hatte. Was er sagte . war interessant. Er kehrte zwar daS englische Nationalqesübl stark heran-, verfiel aber nicht in den Renonimistknton der UankeeS, welchen man jenieitS des Oceans drasiiich mit kein ansgeipannlen „Adle-filt'g" vergleicht. ES gab eine Zeit, wo England die erste Rolle in der musikalischen Welt Europa- spielte. Noch sind uns Musikwerke auS dem XIII. Jahr hundert erhalten, die voll Ausdruck und von reichem Wohlklang sind. ullivan nannte das bekannte alle Glee (sech-stimmig) von dem Mönch zu Reading, John von Fornsete war iein Name, daS Glee, dessen Text lautete: 8umi»er is a eomiv? in". Das Manulcript be findet sich im Briiischen Museum. Um aber ein solches Werk hervor, znbri nqen, bedurfte es einer Vorschule, einer langen Vorbildung, die durch zumachen waren. Und allerdings musicirt wurde schon in grauer Vorzeit viel. Sullivan ging bis oui König Alfred zurück. Er rr- innerle an eine» Hanaer-Congreß in Lo-way. an dem 550 Musiker Theil nahmen. Ist daS nicht ein „Eisteddfod", wie eS noch heute festlich v ranstaltet wird? Und hat nicht derselbe König Alfred bereils 866 eine Professur — die erste — sür Musik an der .Hocksichnle Ox'vrd gestiftet l Sagt unS nicht jene- alte B'ld im Briiff-ycu Museum, daß schon, wie man zu sagen pflegt: „zu Olim's feilen" concertirl wurde, und zwar in folgender Zuianimeiisetzung: eme sechsfältige Haise, eine vieriaitige Geige, eine Trompete, ein Waldhorn. Also dieselben Insliumeiite, mit denen man heule „s-ibrende Leute" vor Schenken auflpiele» tiörtl Auch aus die Industrie, das Handwerk, Runsthnnbivcrk äußerte dieie musikalische Bildung der Vorfahren ihren Einfluß. Im X. Jahrhundert be schreibt der Münch Wnlston eine Orgel, welche in der Kathe drale von Wi-ch ster anfgebaut war. St. Dnnstan war nicht nur ein heiliger Man», sondern auch ein geichickter Metallarbeiter „vor dem Herrn". Auch unter seiner nicht blos segnenden, sonder» auch fleiß aen, kunstfertigen Hand entstand eine Orgel in derselben Zeit, ein Werk, das die Abtei MalineSbnry mit seinen mächngen Tönen ans M lallvseisen (auS Messing) erfüllen sollte. Lang- vor der Eroberung wurde dreistimmig- Harmonie auSgeftibrt. Die Chro niken sprechen drvon als einer „Gepflogenheit des Landes". — Als Henry II. in Fiankreich seine Hochzeit großartig feierte, ging Thomas a Becket a»S London dorthin, um die königliche T-anung zu celebriren, und nahm 250 Cdoiknaben mit. welche dreistimmige Hochzeilslieder „in der englischen Aet »nd b-S dahin noch nie ge hört in Frankreich" aufführten. Die Musiker selber ballen damals noch ihr goldenes Zeitalter, sie wurden gut bezahlt. Bei der Hoch zeit von Eduard'- I. Tochter erhielt z.B. von des Königs Minstrels ein jeder vierzig Schilling, was hentzutage zwanzig Piund Sterling nuSmach,n wurde. Sullivan ermahnle nun sein Aiiüilorium. Alle- daran zu setzen, diese Ehrcnstellung sür England wieder zu erringen. Dazu gchüie vor allen Dingen Erziehung des Geschmacks des Public»»,s; erst müsse diese Erziehung da sein, dann -rst könne man aus Productionen rechne». Bcrständnißvolle Hörer, die tbälen Noth. Compomsten und aussührende Musiker von entsprechendem Werthe würden sich schon finden. Nn», von alle» Setten werde jetzt dahin gearbeitet. gute Musiker heranzubilden. Das königliche Collegium der Musik unter Sir George Grove nannte Redner zuerst, dann die königliche Akadnnie der Musik unter Or. phil. Mackenzie. Zu den Musik »nd Musiker fördernde» Anstalten gehört »un auch daS „Birmingham und Mid- land-Institut", das als sehr tüchtig bekannte Musiker unter de» Lehrer» in alle» Fächern ausweist. Unter den Unterrichl-sgegen- sländen vermißt Redner nur einen: die Kunst — zu hören. Wahrlich, immer wiederhole ich. wir brauchen gute Zuhörer weit mehr als indifferente ansnihreiide Künstler. Daß es in Birininghani aber auch an guten Zuhörern nicht iclilt, davon habe ich selber den ersrenliiben Beweis erhalten in Ihnen, meine verehrten Znliörer und Zuböierinnen. sür deren liebenswürdige Gedulo und Nachsicht ich zu herzlich m Danke mich vcrpfl chl-t balle." (Großer Beifall, daraus ausdrückliches, oificielles Daukvolum aus der Mitte der Ver sammlung. Bon Rechts wegen.) (Das von Sir Arthur Sullivan oben erwähnte „Eisteddfod" ist daS bekannte Nauonalsest der Waliier, ein Ge'angs. und TichiuugSsest eigner Art. Ter Ort CaerwyS i» Wale- war von Alters her der Mittelpunkt dieser Feste, die alte Sänger- und Harsnerheimatli Britanniens. Hier rangen die Bard>n von Walc-Z um den Preis der Dichtkunst und Musik, einen Preis, der in einer kleinen silbernen Harfe von sechzehn Zoll Länge besteht. Solche Feste werden »och in der Gegenwart abgehalten, nachdem sie icit etwa hundert Jahren wieder erneuert worden sind Zur Zelt der Königin Elisabeth waren die Feste cingegangen gewesen.) Leipziger Theaterschule. (D Leipzig, 24. October. Ter TheatergeschichtSichreiber kann unser Zeitalter, das auf die Aera des Virtuosentkums folgt, das Zeitalter de- „Räuiperns und Spucke»-" nennen. Statt der fleißigen, strebenden Tlieaterschüler erhalten wir mehr und mehr „Thealervolontaire". die iin Fleiß und in der Hingabe an ihren Berus von den „Boloniairen" anderer Verussarte» keinen Unter- schied »lachen. Sie sind das iheairaliiche „Acruegroßlhnin", das, wenn es von den ausgedienten Schauspielern, an de»c» Rockschössen es bängt, das „Räuspern und Spucken" gelernt hat, eine Tragikomüd-e aus der Bül» e und im Lebe» spielt. Je mehr dieies Boloniair- thlim wie Wegcbrcit eniporwuchcrl, eine desto größere Freude enipsiiidet man. wen» man siebt, wie neben diesen Wildlingen sich einzelne jugendliche Kräfte noch einer strengen Zucht »nd sysle- mcilisch.m Schulung bingeben. Sie sind zwar noch keine „Mitglieder" des -Hos- oder Sladtlheaiers zu Dingsda, aber der Segen der ge- nossene», lystemalilchen Durchbildung, der rhetoriiche» und gynina- stiiche» Schulung wird sich einst zeigen, wen» sie de» Schrill ans die Bretter hinaus wagen. So sind mir überzeugt, daß auch die Schüler der „Leipziger Theaterichnle", in der Herr Direktor Alfred Werner nach einem knnslgcmäßcn System die Eulwickelung der lungcn Kralle fördert und überwacht, einst inil Glück ans der Wog« des Tbeaterlebens segeln und steuern werden. Die gesir ge Vorstellung der Eleven im Thcatersaale des Krystall- pa laste-, der sich sür die Zwecke deS InstiluleS vortrefflich eignet, zeigte unS, daß die voraeschritlcnere» Schüler der Anstalt vernünssig sprechen und vernünftig sich zu bewegen gelernt haben. Auch die Bewegung ist eine Spiaclic, und mit Recht klagt ein in den „deut schen Zeit- und Streitwagen" erschienener Essay „Lessinq und d e heutigen Schauspieler" darüber, daß das Bewußtsein dieies Umstand S der heutigen Schauspielergeneralion mehr und niehr geschwunden ist. Die Vorstellung begann am gestrige» Abend mit Scene» ans Schiller's „Inngsrau von Orleans", also einer hoben, klassisch-n Ausgabe. Die Inngsrau wurde in de» ausgewählten Scene» von Frl Ruby. deren ausgezeichnetes Talent vo» uns wiederholt an- erkannt worden ist, Ivbenswerih dorgestellt. AuS dem „Prolog" kam der dritte und vierte Austritt zur Darstellung. Frl. Ruby !pro-H hier namentlich de» Abschiedsmonvlog nitt lodernde», Schwang und warmem Empfinden. D>e Rede war versländnißvoll geqsiederr uns schattier, wenn sich auch mit einzelne» Betonungen rechten läßt. Ueber Betonungen läßt sich hier immer streiten. Auch der große Monolog zu Ansang des vierten Auszuges, dessen wechielnde Rhythmik leicht zu musikalischen Organspiclereien verjährt, wurde anerkenncnSwcrth und mit logischer Betonung jvon ihr gesprochen. In der Geberdensprache war sie zumeist glücklich und hütete sich vor Concessionen an die Co»lissenre-ß-rei. Daß sie unsere- Erachtens da- Publicum öfter als nothw ndig „berücksichtigle" und daduich da« Mieaeniviel umging, mag nicht unerwähnt bleiben. Herr Steln- goettrr sührte in den Seenen au« der „gnngkran voa Orlen»«"
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