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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-26
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1888
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«d2ü 1m,ß»eo»»r1 veron stakt«», »odet «ihrer» Vede» »nd et, D»«tt «e» .Richard Löweahcrz" zum Bortrag komme, solle». * Araaztska Wüerst, die bekannt« Sängerin ,,d erst» Ge- l'iimlrhrena der Kullafschea .Neuen Akademie der Tonkunst" in Berlin, ist am 22. d. gestorben. Franziska Wüerst. die Gattin de- ehemaligen Dirigenten der königlichen Capelle, hatte sich durch ihre gesanglichen Leistungen, sowie durch ihr« musikpädagogische Tätigkeit einen hochgeachteten Namen erworben. AIS Liedersängerin besaß sie einen bedeutenden Ruf, und in zahllosen Eoncerten hat sie den reichsten Beisall für ihre künstlerischen Gaben geerntet. Ihre Tochter, Beate Wüerst, ist gleich der Mutter eine beliebt« Sängerin. Lentraltialle. * Leipzig, LS. October. Die Zeit der Festlichkeiten im Freie« ist vorüber, und anstatt der Toncerte in den Gärten der ErtiolungS- Llablissement« pfeist jetzt Blasius sein bekanntes Lied. Angesichts dieser Witterung-Verhältnisse und der eingetretenen herbstlichen Jahreszeit sucht ulau gern die liebgewonuenen Stätten aus, wo man im Freundeskreise, in Gesellschaften und Berctnea re. die langen Abende angenehmer verbringt und wählt auch gern die möglichst m centraler Lage befindliche» Etablissement-, Zu den lexteren gehört unbestritten die Lrutralhallr, deren weite and zahlreiche Räume im Laufe der Jahr« und namentlich unter seinem jetzigen Besitzer, Herrn Richard CariuS, vielfache vortheilhaste Steuerungen und Verbesserungen erfahren haben und als deren wichtigste di« Hinzunahme de- großen Gartens und die Einführung der elektrischen Beleuchtung, nicht minder die Erbauung einer zweiten große» breiten Haupttreppe bezeichnet werden dürfen. Außer dem großen uud schönen Concert- und Ballsaal, dem weißen und blauen Saal, sowie dem ebenfalls im Obergeschoß ge- legenen Promenadensaal stehen im Zwischenstock weit« Saalräume und endlich der selbstständige Kaisersaal zur Verfügung. Zu allen diesen Saalräumeo kommen angrenzende Räume, sowie der große Billardsaal uud da- eigentliche Restaurant. Ueberall ist für eine gute Ventilation gesorgt, und die gesammte Eintheilung uud An- ordnnng erweise« sich al» praktisch. Bor Allem können gleichzeitig mehrere Gesellschaften und Vereine ihre Festlichkeiten und Zusammen künfte, sowie Familien ihre Hochzeit-feste rc. begehen, ohne daß di« geringste Eollisiou entsteht. Gerade für die Feier der letzterwähnten Festlichkeiten hat man da- Etablissement mehr uud mehr bevorzugt. WaS nun aber die Ausrichtung der einen wie der anderen Fest lichkeit «»langt, so ist eS zur Genüge bekannt, daß von Seiten des Herrn Calias Alles aufgeboten wird, was nur irgend zum har monischen verlaus derselben zu gereichen vermag. EoulanteS Ent gegenkommen and ausgezeichnete Verpflegung stehen in dieser Be ziehung obenan, und dazu kommt, daß die bezüglichen Bestellungen, möge» sie von geringem oder großem Umfange sein, in kürzester Zeit auf- Prompteste auSgeiührt werden. Unter diesen Umständen «scheint eS wohl als zweisello», daß auch tu der beginnenden Win- tersaison die Centralhalle adermal- rin Sammelpunkt zahlreicher gesellschaftlicher und Familienkreise werden wird. Allgemeiner Turnverein. Einem eine Reih« »o» Jahren treu geübte, Branche folgend, bereitete die Borturnerschast de- Allgemeinen Turnverein« zu Leipzig den aus ihren Reihen auescheideuden, zum Heere al- Recrnten ein- berufearu uud den in ihre Mitte al» Reservisten zurückkehrenden Mitgliedern auch Heuer wieder einen fröhlichen LommerSabcnd. Derselbe wurde am Mittwoch im Kaisersaale der Eentralhalle unter regster Betheiligung der Vereinsgenosien abgehalten; ein frischer turnerischer Geist belebte die Versammlung. Nach dem Gesang eine« hochpatriotisch gehaltenen, nach der Melodie der ..Wacht am Rhein" vvrgetragcuea „Deutschen Sturmliedes" nahm Herr Hermann Linke, der Vorsitzende der Borturnerschast, da» Wort. Er begrüßte zunächst die zum Verein zurückkehrende» Reservisten — 13 au der Zahl — mit herzlichem Willkommen und dem Aus druck der Freude darüber, daß sie der Turnsache voll und ganz ihre Treue bewahrt hätten. Während Redner ihnen Lorbeerzweige zur Erinnerung an die Stunde überreichte, gab er den Recrnten — die S waren, ungerechnet der bereit» al- Einjährig-Freiwillige oder Tavaüertsteu etnaezogenen Mitglieder — unter Widmung von Eichen- zweigea die beste» Äüusche mit aas de» Weg. Nach diesem kurzen Act Verla- Herr Linke eia Schreiben de- hiesigen Rathe«, in welchem dem Wunsche Ausdruck gegeben war, daß siä> auch der Allgemeine Turnverein an der Spalierbildung beim bevorstehende» Besuch des Kaiser» und de» Königs betheiligen möchte; eme Aufforderung, der gern und sreudig von den Mitgliedern des Verein- F»!ge geleistet wird. Mit einem Hoch aus Kaiser Wilhelm ll. und König Albert schloß Redner seine Ansprache. Ihm folgte Herr Oberlehrer Küchenmeister. Derselbe, mit andereu Abgeordneten des Allgemeinen Turnverein- zur Feier de- 2b jährigen Jubiläum- der Berliner Turnerschast (Corporation) nach Berlin delegirt, kam in auStuhrlicher Weise aus den Verlauf dieses Feste« zurück, wobei er besonder- den tiefen Eindruck hervordob, den die Ansprache des Lultu-miiiister- vr. von Boßler — derselbe habe nicht al- Minister zu den Turnern gesprochen, seudern sich mitten unter sie gestellt — aus alle Betheiligien gemacht habe. Dieses echt deutsche Wort des Ministers werde der deutschen Turnsache sicherlich lang hinaus günstig und förderlich werden. Auch Herr Proseisor Stürenburg, sowie Herr Ober lehrer Küchenmeister, Mitglied der Borturnerschast, knüpfte an dies« die Turnsache ehrende Aeußerung de» Minister- an und gab daun angesichts der Stunde seine Freude darüber kund, wie willig sich jetzt Jeder in den Dienst de- Vaterland- stelle, wie e» nament- sich die Mitglieder der Turnvereine als höchste Ehrenpflicht be trachte», sür da- Vaterland einzutrete». Herr Vorturner Riso, welcher sein Hoch dem Heere widmete, besprach da- neue Wehrgeletz und schilderte di« musterhafte Ein- richrnng unsere» heutigen Heerwesens, wodurch Deutschland in den Stand gesetzt wird, 2'/, Millionen Mann dem Feinde entgegen- znftelleu. Den Schloß de» gehobene Stimmung erzeugenden Abend» bildete »ach vorhergegangenim Gesänge patriotischer und turnerischer Lieder eine von komischen Momenten begleitete Entlassungsfeier der Rccrute», denen Tabaksbeutel und Tadalspfeise al- sinniges Andenken au ihre zukünftige militairische Lausbahn mitgcgeben wurden. Königliches Schwurgericht. V. Sitzung. * Leipzig, 25. October. Der Schwurgericht-Hof bestand auS den Herren Prä»dent Landgerilbts-Director Bartsch, LandqeriLts-Rätben Wals und Gruber; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Nagel, die Bertheidigung Herr Rechtsanwalt Vr. Roienlhal; als Geschworene sungiNen die Herren Brunner-Leipzig, Eulitz Pulsitz, Jesing-Leipzig. Arpke-Mautitz, Trepte.Reudnitz, Bäurich-Gastewitz, Beyer-Lindenau, Ullrich-Stötteritz, N tzichc-Zollwitz, Magnus-Eutritzsch, Aßma»»- Lefttzig und Meißner-Leipzig. Die gegen den Dienickaecht Friedrich Franz Emmrich aus vitzenbiirg bei Halle a./S. wegen Versuchs eines SittlichkeitS- Verbrechens, Beleidigung, Sachbeichädigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt erhobene Anklage wurde unter Ausschluß der Lefseutlichkeit verhandelt uud der Angeklagte gemäß dem Wahr- spruche der Geschworenen zu 2 Jahren Gesänqnißstrase und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. 1 Monat der Strase wurde durch die Untersuchungshaft als bereit- verbüßt erachtet. VI. Sitzung. Der Gericht-Hos und die Geschworenenbank bestanden aus den obengenannten Herren: die Anklage führte Herr Staatsanwalt Vr. Nagel, die Veriheldigung Herr Rechtsanwalt vr Erbmana. Ebenfalls in nicht öffentlicher Sitzung wurde die gegen den Dienstknecht Ernst Robert Klingner aus Brandt» wegen versuchten Sittlichkeit-Verbrechens erhobene Anklage verhandelt und derselbe dem Verbiete der Geschworenen gemäß zu -Jahren Zuchthaus- strase und 5 Jahre» Elirenrechtsverlust verurtheilt, aus die Strase ober ein Ze träum von 2 Monaten al- durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Gegen den Zimmermann Richard Reinhold Pfahl au- Kaps- dorf lag die Anklage vor, am Abend des 8. Juli d. I. seinen Nachbar im genannten Orte, weil derselbe ohne Erlaubniß immer durch sein, Psahl's, Grundstück gelaujen war, mit einem Stock ge schlagen und denselben dadurch -ine Verwundung zugesüg», sich somit der Körperverletzung nach 8> 223» de» R.-Str.-Gcj.-B. schuldig ge macht zu haben. Nach Lage der Sache nahm da- Gericht zu Gunsten b:Z Angeklagte» mildernde Umstände an und erachete eine ein monatige Äesängnißslrafe als eine seinem verschulden ange messene Ahndung. II. Der Handarbeiter Johann Heinrich Stein anS Nauenhaiu bette v»r nicht zn langer Zeit feine in Wiesbaden lebende Ehefrau »erkeffen nutz t« September tz. I. ebne Bedenken f» LrlSafg «s» einem Mädchen eine »ene Ehe geschloffen, dobet aber den Bestand der alten Ehe, zu deren Lösung Stein auch keinerlei Schritte gethan, verschwiege», sich somit de- verbrechen« der Doppelehe schuldig ge macht. Da» Gericht fand keinen Anlaß zur Annahme mildernder Umstände, verurthellle vielmehr den Angeklagten zn 1 Jahr Zuchthausstrafe. Der Gerichtshof bestand au- den Herren LandgerichtS-Rätheu Bleich (Präsid.), Sachße, v. Elterleiu, Adam und v. Sommcrlatt; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Lcißner. IU. Der Eisendreber Friedrich Ernst Wille au» BolkmarSdors hatte seiner Zeit >m Gastbos zum „Thüringer Hos" io Bolkmar-dorf einem dortigen Tanzlehrer, welcher ihn zur Enirlchtung d«S übllchea Elotrltt-gelde- zum Saal ausgesordert, ohne Weitere- mit seinem Stocke über den Kovs geschlagen and sich dadurch einer gefährlichen Körperverletzung nach A. 223» de» R.-Slr.-Ges.-B. schuldig gemacht, we-balb, da da- Gericht keinen Anlaß za Annahme mildernder Um- länd« fand, Berurthetluug zu 5 Monaten Gesäagutßstrase erfolgte. Der Gericht-Hof bestand au- de» Herren Laudgerfchtr-Räthen Bleich (Präsid ), Sachße. Metfch, Adam und von Sommerlatt; die Anklage führte Herr StaatSanwalt-schastS-Assessor vr. Leißuer. IV. Wegen versuchter Bestechung eine- Beamten hatte sich der Gutsbesitzer Wilhelm Julius Borckelt ans ESpenhala zn verant worten. Der Angeklagte hatte Ende August d. I. eine bei ihm be- dienstete Magd mit einem Knüppel durchqeprüqelt und war da» Mädchen hieraus zum Gendarm gelaufen, welchen sie bat, er möge Anzeige von dem Vorfälle erstatten. Gleichzeitig legte sie dem Gen darm rin ärztliches Zeugniß über die in Folge der Prügel erlittenen Lontusioneo vor. Der Gendarm Sch. begab sich narr zu dem also Beschuldigten und stellte den Sachverhalt fest. Er bedeutete den Gutsbesitzer, daß er (Sch.) die Anzeige erstatten müsse, da die Miß handelte daraus bestehe. Borckelt begleitete den Gendarm bi» zum Hoitdore und dort reichte er ihm die Hand mit den Worten: „Herr Wachtmeister, machen Sie nur Nicht» I'' Gleichzeitig drückte er ihm 3 in die Hand. Der Gendarm wie» da- Douceur jedoch zurück und wollte sich eotsernea, woraus der Angeklagte ihm die 3^l aus die Patrontasche legte und nach dem Hause zurück ging. Sch. ries ihn jedoch zurück und gab ihm da- Geld wieder, wobet er ihm bedeutete, daß er ihn wegen Bestechung anzeigen müsse. Die» »hat er a»ch. Borckelt brachte in der Verhandlung vor, daß er nicht tm Eniserntestea geglaubt habe, eine strafbare Handlung zu begehen, al» er dem Gendarm ein Geldgeschenk anbot. Er habe sich vielmehr nur dem Gendarm gegenüber erkenntlich zeigen wollen sür einen Gefallen, den ihm derselbe s. Z. dadurch erwiesen, daß er die Ordnung unter seinen Arbeitern (Borckelt hatte schlesische Erntearbeüer ln Dienst genommen, und hatten sich diese eines Tage- Ao-ichreitungea zu Schulden kommen lasten) wieder bergest»!!! habe. Die in der Anklage enthaltenen Worte: „Wachtmeister, machen Sie nur Nicht»!" will er nicht za Sch. gesagt Huben, ebenso wie er durch da- Geldgeschenk eine Unterlastong der Anzeige nicht habe bezwecken wollen. Dem entgegen stand die beeidigte Aussage de- Gendarm Sch., welcher mit großer Bestimmtheit seine bereits früher erstattete Au-iage in der Verhandlung wiederholte. Die Kgl. SlaatSanwalischasl hielt den Schuldbeweis der Beamtenbe- stechung im Sinne von §. 833 de» R.-Str.-Get.-B. für ge nügend erbracht und beantragte Gesüaqnißstrasc. Di« Bertheidigung plaidtrte sür möglichst milde Beuriheilung de- Falle- und suhlte die Unbescholtenheit de- Angeklagten als Milderungsgrund an. DaS Bericht billigte Borckelt auch mildernde Umstände zu und verortheilte ihn nur zu einer Geldstrafe von 25 eventuell 5 Tagen Tesängniß, V. Der au» Kämmerei bei DrandiS gebürtige, noch nicht 17 Jahre alte Dienstknecht Ernst Hermann Storll war de» Diebstahls lm wiederholten Rücktaste angeklagt. Trotz seine- jugendlichen Aller- ist Storll schon mehrfach wegen EigenthumSvergebens vorbestraft. In diesem Falle handelte e- sich um Objecte von nur geringem Werthe. Im August und September d. I. hatte der Angeklagte zn zwei verschiedenen Malen au« dem N. scheu Neubau eia Paar Stiefeln und Strümpfe und ela Brei gestohlen. Storll war seiner Stras- thaten geständig und eS erfolgte seine Lerurthcilung wegen Dieb- stahl» tm wledcrholtea Rücksolle zu 8 Monate» 2 Wochen Gesängniß. Der Gerichtshof bestand au» den Herren LandaerlchtSräthen Bielitz (Präsid.), Siegel. Wolfram, vr. Franz« und Assessor Hehler; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Lange; die Bertheidigung za 1 Herr Rechtsanwalt Zehme ll. V. Strafkammer. Die „Ueberweisuug an die LaaderpvsizeibehSrde" ist ollem lüder- kichen Gesindel, welche» tm Interesse de- öffentlichen Wohles vom Gericht mit dieser Maßregel bedacht wird, ein Dorn im Auge. Wenn nun einer der Herren Spitzbuben, Landstreicher, eine Dirne oder ein sogenannter „armer Ressender" wegen irgend eine» Vergehen» mit Strase belegt und gleichzeitig die Ueberweisnug an die „Lande». Polizeibebörde" ausgesprochen worden ist, so legen di« Berurlheilten gegen da- letztere fatale Anhängsel in der Regel Berufung «in. So war cs auch in diesem Falle. Einer jener „armen Reisenden", der Maurer M. auS Würze», hatte in Taucha gebettelt und war dabei abgesaßt worden. DaS dortige Schöffengericht dictirte ihm 14 Tage Hast wegen Uebertretnag von A. 361, 4 des R.-Str.-Gel.-B. zu und sprach außerdem die „Ueberweisung an die Landes-Polizei behörde" aus. M. bat nun tu der landgerichilichen Verhandlung inständigst um Aufhebung der gefürchteten Maßregel, Gegen lue Strase selbst hatte er Nichts einzuioenden, denn „die 14 Tage wolle er gern abmachen l" Im Hinblick aus da» Vorleben des Angeklagten und seine llnverbesjerlichkeit (er ist bereit» 9 Mal wegen Betteln» bestraft worden) verwarf da» Landgericht die Berufung kostenpflichtig. Nachtrag. * Leipzig, 25. October. Heute Vormittag 10 Uhr 34 Min. traf mit dem Schnellzug der Dresdner Bahn Se, obeik der Herzog von Sachsen-Altenburg von reSden bier ein und reiste um 11 Uhr mittelst der Magde burger Babn weiter nach Blankenburg. * Leipzig. 25. October, Eine in den Kreisen der Bürgerschaft lebhaft ventilirte Frage ist die. wie eS am Tage deS Einzuges deS Kaisers in Bezug ans daS Oessnen der GcscbäsSlocale, besonder- der Schaufenster, ge balten werden soll. Ter 3l. October ist bekanntlich hier zu Lande ein kirchlicher Feiertag, aus den die Bestimmungen der SonntagSt'eier Anwendung erleiden. ES bestehen nun viel fach Zweifel, inwieweit man durch daS Oessnen der GcsckästS- locale mit diesen Bestimmungen in Conflict geratben kann. Nack unserem Dafürhalten wird eS daS Rätblicbste sein, sich der Auffassung der maßgebenden Behörde — e« ist daS der Ratk unserer Stadt — zu versickern und die« dann bekannt zn geben. Nack nuferem Dafürhalten wird c- wahrsckcinlich keinem Bedenken unterliege», in der Zeit, in welcher die An kunft de« Kaiser« zn erwarten steht und Allerhöckstderselbe vorübervassirt, die GescbäslSlocale und deren Schaufenster offen zu halten, aber nicht rum Zwecke des Verkaufes, son dern »m von dort auS das festliche Ereigniß in Augenschein zu nehmen. Es dürste ferner gestattet werden, diejenigen Schaufenster, welche sich besonders festlich geschmückt haben, den ganzen Tag über unbedeckt zu lassen. ES ist da« jedoch nur unsere Privatincinuiig. und wir rathen den Beteiligten, sich aus alle Falle an kompetenter Stelle Gewißheit zu ver schaffen. — Die aus den Besuch Kaiser Wilhelm'- H. in Rom geprägte ossicielle italienische Medaille, welche dem hohen Gaste »nd seinem Gefolge in goldenen und silbernen Exemplaren überreicht wurde, ist soeben in einem Bronze- Exemplar, durch Vermittlung eine- hochstehenden italienischen GesckäslösreundeS, an die Firma von C. G- Thieme in Leipzig gelangt. Man kann sich dieselbe in deren Schau fenster, Ecke des NeumarkteS und GewanvgäßchenS. ansehen. Die Inschrift lautet: »Lemprv nniti", dabei die Bildnisse beider Monarchen mit der Unlcrschrist Umberto l. Ouglielmo ll. Ans der Rückseite „Roma" und das deutsche und italienische Wappen, „Ottobre 1888". * Leipzig, 25. October. Zn der neuesten Nummer des hier erscheinenden socialdemokratischen „Wäbler" wird die bestimmte Hoffnung ausgesprochen, daß die ReichScommission die Entscheidung der königl. KreiSbauvlmannsckask, wonach die Nummer de« „Wähler" vom 21. October verboten wurde, wieder ausheben wird. Wir glauben nicht, daß bei dem ausgeprägt revolntionaircn Cbara'ter. den dor Znbalt de« gedachten Blattes in neuerer Zeit immer mehr zu Tage treten läßt und der namentlich auch in der verbotenen Nummer erkennbar ist. diese Hoffnung sich verwirklichen wird. Der „Wähler" bekennt sich in derselben Nummer de« Weiteren zu der Erwartung, daß durch die Einverleibung der Vororte da» hiesige Stadtverordneten-Collegium eine „andere" Zu sammensetzung erfahre» wird, d, h. daß Socialdemo kraten in da» Collegium gewählt werden und daß „damit im alten Bvrsensaal die neue bessere Zeit anbricht". Wir finden diese Offenherzigkeit ganz gut, weil sich daraus deutlich die Absicht knndgiebt, den Stadtverordnete,tsaal zum Tummel platz de- öffentlichen Skandal», ähnlich wie daS in Berlin die wenigen im dortigen Stadtverordneten-Collegium sitzenden socialistiscken Radaubrüder zu Stande bringen, zu machen und da» Bekanntwerdrn dieser Absicht immerhin von 'Nutzen ist. * Leipzig. 25. Oktober. Nach einer an den hiesigen Vertreter der Firma Spa arm an n gelangten telegraphischen Nachricht ist durch Beschluß de» Landgericht» Duisburg die Beschlagnahme der Brochur« Mackenzie'» „Friedrich der Edle und seine Aerzte" am heutigen Tage wieder ausgehoben worden. * Leipzig, 25. October. Für die Nruherst«llung der Pleißenwildfluthbrllcke bei Plagwitz waren seiner Zeit 277,647 verwilligt und vom Nathe die einstweilige Entnahme dieser Kosten au- dem Betriebs-Reservefonds beschlossen worden. Der Finanz-Ausschuß der Stadt verordneten hat sich mit diesem Beschlüsse an- finanz politischen Gründen nicht einverstanden erklären können und nach den Darlegungen de» Vorsitzenden de- genannten AuS- schnsie», Herrn Bicevorsteher Herr mann, m der gestrigen Plenarsitzung e» sür angemessen erachtet, die verwilligten Kosten au» Anleiheniittcln dorzuschlagen. Man ist daber von der Ansicht geleitet worden, daß e- vom finanzpolitischen Stand- pnncte auS gewiß nicht unrichtig sei, die Kosten sür derartige Bauten, die auch den späteren Generationen zu Gute kommen, auf eine längere Reihe von Zähren hinan» zn vertheilen, zu mal unter der gegenwärtigen Verwaltung große Opfer gebracht worden sind und die Amortisation der Z^procrntigrn Anleihe in einer verbältnißmäßig nicht zu langen Zeit erfolge. Zm Laufe der Debatte wurde Übrigen» anch daraus hingewiesen, daß man noch gar nickt wissen könne, welche Opfer an die Stakt in den nächsten Jahren mit dem Anschluß der Vororte herantreten werden. Trotz der Bertheidigung der Vorlage vom NathStische auS wurde dieselbe jedoch gegen wenige Stimmen abgelehnt und der Ausschußantrag, die Kosten au» Anleihemitteln zu entnehmen, angenommen. — Nächsten Sonntag, den 23. October d. I. werden aus den Linien der sächsischen Staatseisenbahnen nach stehende sür Leipzig Interesse habende Personenextra züge in Verkehr geletzt: Nachm. 4,40 von Leipzig, Dresdner Babnhos, nach allen BerkehrSstellen bis Gcithain, Ankunft daselbst Nachm. 6,l7, AbcndS 8.43 von Geilhain nach allen BerkehrSstellen bi» Leipzig. Dresdner Bahnhof, Ankunst da selbst Abend» 10.16; Nacht» 12,36 ab Gößnitz nach Meerane, Ankunft Nachts 12,47, und Glauchau, Ankunst Nackts 1,5, im Anschlüsse an den Abend» 11,0 von Leipzig, Bayerischer Babnhos abgehenden 'Personenzug; Nachts 11,47 ab Glauchau, 'NacktS 12,4 ab Meerane, Nachts 12,13 in Gößnitz, znm Anschluß an den NachtS l,l5 in Ältenburg eintrefsenden Zug (die Extrazüge zwischen Glauchau via Gößnitz verkehren in der Nacht vom Sonntag zum Montag). Die gewöhnlichen Fahrkarten berechtigen zur Mtfahrt. — Unser Mitbürger Herr VerlagSbuchhändler Gustav Wolf (Wwtergartenstraße 4) hat bei dem Großen Inter- nationalen Wettstreit sür Industrie, Wissenschaft und Kunst zu Brüssel auf seine bekannten bibliographischen Hand- Bibliotbeken unter dem Titel „Wols's Bademecum" vir höchste Auszeichnung, die Goldene Medaille vor der Jury erzielt. I Leipzig, 25. October. Ein Oekonom au» Oner- snrtv, welcher kürzlich erst nach Verbüßung einer mehrjährigen Zuchthausstrafe au» der Strafanstalt entlasten worden war, tras unterwegs aus der Reise hierher mit einem Reise- colleqen zusammen. Hier angekommen.vertraute ihm Letzterer ein Packet mit Wäsche und Kleidungsstücken an, da» er ibm so lange ausbewahren sollte, bi« er von einer Besorgung zurückkehren werde. Al» die- geschah, war aber der saubere Freund sammt dem Packet verschwunden. Er hatte sich den Besitz desselben zu Nutzen gemacht und den Inhalt teS Packel verpfändet. Der unverbesserliche Mensch wurde sehr bald erlangt und auss Neue in Haft genommen. — Aus dem Leih hause hier hielt man den Verpsänder einer'llhrl an, welche alS gestohlen cm gezeigt worden war. Letzterer, elnHandarbeiterau- 'Nöthnitz, hatte die Uhr seinem Schlascollegen in der gemein schaftlichen Wohnung im Naundörfchen entwendet. Er kam deshalb vorläufig in Polizeihast. — Vor einiger Zeit ent nahm im diesigen AuSkunslSbureau sür Eisenbahnen ein Fremder aus vorherige Bestellung die rusammengelegten Coupon- sür eine Nnndreisesahrt und leistete dafür 63 Zahlung. AIS hiervon der letzte Coupon, wie üblich, wieder tm Bureau entging, fand man, daß derselbe gar nicht einge tragen und die obigen 63 nicht gebucht waren. Der Ver dacht de- UnterschleiscS lenkte sich auf einen dortigen Schreiber, welcher alsbald auch bekannte, die betreffenden Coupon- sich heimlich angeeignet und für die bestellte Rund fahrt ziisan,mengelegt, die als Zahlung empfangenen 63 aber zurlickbcbalten und in seinem Nutzen verwendet zu haben. ES erfolgte daraus seine Verhaftung. — Gestern Abend wurde ein in der Eolonnadenstraßr wohnhafter Tape zierer an» Zittau polizeilich sestgenommrn und aus den, Naschmarkt zur Hast gebracht, weil er von der Staatsan waltschaft Naumburg wegen Betrug» steckbrieflich verfolgt wird. — Desgleichen wurde heute früh in einer hiesigen Herberge ein von der Staatsanwaltschaft zu Ebemnitz wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgter Kellner au- Gräsenhain polizeilich ausgegriffen. * Leipzig. 25. Oktober. Die heutige siebente Sitzung de» hiesigen königl. Schwurgericht« fand unter Aus schluß der Oessenllichkeil statt. Zn derselben wurde der Dienst« knecbl Ernst Bernhard Müller aus Frobburg wegen Sitt lichkeit-Verbrechens zu 8 Monaten Gesängnißstrafe verurtbcilt. bezüglich der übrigen Angeklagten, de» KlempnerlebrlmgS Paul Oskar Fröhlich aus Chemnitz, de» SchmiedelebrlingS Heinrich Louis Müller au» NarSVors. des Dienstknechks Richard Reinhard Höhle an» Rotha und de« Dien'ijnngen Friedrich Theodor Schmidt au« Wyhra und Emil Paul MattheS auS HermSdorf wurde aus Freisprechung er kannt. * Leipzig. 25. October. Von der dritten Strafkammer de» diesigen königl. Landgerichts wurden heute vcr- nrtheilt: 1) der HaiiVlungSbiener Paul Reinhold Max Pohl auS Pegau wegen Betrug» :c. zu 1 Jahr 1 Monat Zucht haus« und 150 Gelb-, event. weiteren 20 Tagen Zucht hausstrafe; 2) der Handarbeiter Johann Gottlob Hermann Ritter auS Mutzschen wegen Diebstahls zn l Zabr 6 Mo naten Gesängniß. ^Reudnitz, 25. October. Am heutigen Tage hat sich der hiesige, in der Kohlgartenstraße wohnhafte Restaura teur Sch. durch einen Revolverschuß in die linke Brust selbst entleibt. Unglückliche Verhältnisse sollen daS Motiv zum Selbstmord gewesen sein. ---- BolkmarSdors. 25. October. Wie wir vernehmen, wird auch in diesem Jahre Herr Fr. Bamberger ein Adreß buch sür die östlichen Vororte; BolkmarSdors, Neu- schöneseld, Neustadt. Scköneseld, Sellerhausen, Neusellcrhaiisen und Anger-Crotlrndors, erscheinen lassen, welches voraussicht lich Milte December die Presse verläßt. Bei dieser zweiten Auslage hat der Herausgeber die dankenSwertbe Neuerung getroffen, daß von den einzelnen Orten je nach Bcvürsniß Separat-Ausgaben veranstaltet werden. Der Preis sür da» Gesammt-Akreßbuck stellt sich aus 3 während derselbe für die Separat-Ausgaben zwischen 1,25 und 1,50 variirt. E« wird mit diesen Adreßbüchern auch ein Znseraten-Anbang verbunden kein. — kie .Sächsisch« Lande» - Zeitung" schreibt: .Di, »Wurzener Zeitung", da» freisinnige Hetzblättchen, welches der Ruhm der .Zittauer Morgen-Zeilung" nicht chlasen läßt, befindet sich jetzt aus der Repliltensuche. Man fehl, daß Eugen, der große Reptiliendändiaer. gelehrige Schüler hat. Der Redactcur de» Wurzener Blatte» ersucht eine Freunde, ihm bei der Jagd aus Reptilien beizustrhen. Kostbar ist die ganze Sache besonder» deshalb, weil er al» ein Reptiliensabrikat — man höre und staune! — einen Bericht über den westfälische» Parteitag der National- liberalen bezeichnet. Diejenigen Blätter, welche einen Dicken Bericht gebracht haben, solle» in die Liste der Reptilien ausgenommen werden. Wie wird der gute Mann erschrecken, wenn er kört, daß sämmtliche größeren freisinnigen Blätter durch den Abdruck eine» Be richte« über jenen Parteitag sich die Anwartschaft aus di« Eintragung in jene Liste erworben haben? — Zur Kenn zeichnung der Wahrheitsliebe de» genannten Blatte» genügt wohl die im Briefkasten desselben gemachte Bemerkung, daß da« deutsche Heer dreiviertel seine» Bedarfes auS dem AuS- lande beziehe. Dabei findet fick keine Spur von einem Be weise; die Sache wird als etwa» vollständig Bekannte- und Erwiesene» hingestellt. Wa» soll man nun mehr bewundern» die Unverfroren beit einer solchen Bemerkung ober die UrtheilS- losigkeit der Leser, auf welche brr Herau-geder einer der artigen Zeitung rechnet?" ck Plauen, 25. October. ^ Die Betheiligung an der diesjährigen Stadtverordneten wähl scheint eine sehr rege zu werden. Seither baden der Bürger- und der Städtische Verein zusnmmengestanden und fast auSicdlteßlich den Sieg dadongetragen. Dieses Jahr werden fick aber mindestens zwei große Parteien gegenüberstehen. An der Spitze der zweiten Gruppe, zusammengesctzr auS verschiedenen Vereinen und Innungen, marschirt der HauSdesltzerverein. Gestern Abend hat sich auch ein Wahtverein der Kaus- leute und Fabrikanten gebildet, der sich ebenfalls m>t der Stadtverordnete,iwahl beschäftigen und mit den übrigen Vereinen vereint kämpfen wird. ff Großenhain, 24. October. Die am 24. October 1823 durch den auch in weiteren Kreisen so ehrenvoll be kannt geworbenen Rentamtmann Karl Preu«ker und llr. Reiniger begründete diesige Sradtdibliothe k hat in dem sechzig Jahren ihre» Bestehen» au» kleinen An sängen heran» zu einem für unsere Stadt hochwichtigen Institut sich entwickelt, denn ihr gegenwärtiger Bestand beziffert sich zu 5189 Büchern und 212 SamlitlungSgegenstänben. di« mit wenigen Ausnahmen in-gesammt von literarischem Werlbe und bez. historischer Bedeutunst sind. Dieselbe umfaßt in 18 nach wissenschaftlichen Grundsätzen abgegrcnzten Unlerabthei- lungen Bucker (gedruckte Schriften) und in 3 weiteren Hauptabtbeilunzen Handschristen» typographische und andere bibliographische Seltenheiten, sodann Landkarten, Zeichnungen und Kupserstiche, und endlich eine Sammlung von wissenschaft lichen und Kunst-Gegenständen. Die Bibliothek ist im zweiten Oberstock deS RathhauseS vorthcilhasl untergebracht und dem Publicum Sonntag» Vormittags 11—12 Uhr im Sommer »no 11 bis 1 Uhr im Winter geöffnet. Die Bücher werden unentgeltlich an-gelieben. Seit 10 Jahren werden alljährlich 525 .-t an» städtischen Mitteln für die Bibliothek aus» gewendet, in dieser Zeit sind derselben auch einige Mal Staat»- beihilsen zugeflossen. wirderbolt sind ihr auch von Einzelpersonen und Vereinigungen Geschenke gewidmet worden. Erfreulicher weise ist die Benutzung seiten« aller Kreise der hiesigen Bürger- und Einwohnerschaft eine sehr rege, die sich in de» letzteren Jahren stetig gesteigert hat, denn die Zahl der jähr lich anSgelieheiiei, Bücher betrug von 10 Jahre» 2000 Stück nnd ist in den letzteren Jahren bis ans 3500 Stück gestiegen. — Frau Rechtsanwalt O. in Dresden, die am 24. Au gust d. I. durch einen in ihre Wohnung eingedrungenen Strolch schwer verwundet wurde, bat »och immer an den Folgen dieser Unthat zu leiden. Die Arme ist von dem erschütternden Vor fall so nervös geworden, daß sie jetzt ihre Wobnung Nie manden, zn öffnen wagt. Die Wunden sind zwar im Allge meinen geheilt, doch ist vor einigen Tage» eine Wunde wieder in Eiterung übcrgegangeii. Auch der im Hause wohnende Schuhmacher Kuglcr, der die Festnahme de« Mörder» mit bewirkte, ist von dem Vorfall so nervös geworden, daß er ebenfalls von einer gewissen Art Menschenscheu befallen ist und sich ängstlich in seiner Wohnung verschließt. — Der ältesten und ersten Fiaker-Anstalt in Sachsen darf sich Dresden rühme». Eine Anzahl Dresdner Lohn- kutscher vereinigte sich im Jahre 1819 aus Veranlassung des Unternehmer» einer Droschkenanstalt in Berlin. AlexeiMortgen, ein gleiches Institut zu gründen, da« am 6. September ge nannten Jahre» in» Leben trat, und 1823 sowie 1830 Taxen- abändernngen erbiclt. Der Verein bestand anfänglich auS 19 Mitgliedern, und erst 1824 wurde auch weiteren Fuhr werksbesitzern der Aiiscblnj; gestaltet. DaS Lobnkulschergewerbc wurde dadurch in Dresden wesentlich gefördert, denn bereits 1838 gab e» in Alt- und Nenstadl-Dreöden, Friedrichslabt nnd dem Neuen Anbau, nickt weniger al» 106 Lohnknlscher, mit 119 Knechten nnd 305 Pferden. vermischtes. — Berlin, 21. October. Heber Or. August Förster schreibt Eugen Zabel in der .Nationat-Zeitung": DaS Wiener Burgtheater Hot soeben seinen Director ge sunden nnd zwar in der Person des Herrn vr. August Förster. .Heute Nachmittag nm 6 Ubr tras das Telegramm aus Wien in Berlin ein. in welchem sich die Intendanz de» BnrgiheaterS mit den Bedingungen des Künstler» einverstanden erklärt, nachdem die Socieläre de? hiesigen Deutschen Theaters trotz langen Widerstreben- und nach sorgfältiger Erwägung der Sacklage aus das Eatlasiung-qesuch des Herrn vr. Förster endlich eiugcgangen waren. Ter Letztere darf in öer Ucbernalmie der Leitung des Wiener Burgtheaters, das soeben aus dein bescheidenen und ehr würdige» Heim am Michaelerplotz in den herrlichen Prachtbau am Franzen-ring übergcsiedelt Ist und dem er als Schansp cler und Regisseur Jahre lang angchört bat, die Krönung seiner gesammte,, künstlerischen Tbättgkeit erblicken. Bon diesem Gcsicht-vnnct last: sich der Austritt des Schauspielers au» dem Lerbande des Deutschen TdeaterS wobl verstehen, so erfolgreich und angenel m seine Thäligkeil seit Begründung dieser Bühne im Herbst 1883 auch gewesen ist. vr. Förster hat sich durch seine schauspielerischen Leistungen aus den verschiedensten Gebieten da» Lob unseres Publicum» erworben, sein Crespo in Caldcroa» „Richter vo» Zalamea" wird den Ber linern unvergeßlich bleideu, sein aller Miller und sein Nathan reihum sich dem Besten an, was wir in den letzten Jahren überhaupt g'.- jeden haben, von der großen Anzahl behaglicher Lustspielfiguren. d,e durch sein Spiel Farbe und Leben gewannen» ganz zu schweigen WaS seine Reqietdätigkeit bedeutete, bewies noch kürzlich die A»i- fiihrnnq des „Grasen Waldemar", di« das PrSdnat musterhaft ver diente Seine Uebersetzungen französischer Stücke, seine Bearbeitungen des „König und Bauer" von Lope de Bega »nd der beiden Tbeile Heinrich IV." von Shakespeare, worin er bereits io den nächsten Wochen den Falstaff hätte spielen sollen, ließen in ihm den Mann vo» lileraristder Bildung und sicherem Geichmack erkennen. Diesem erfreulichen Wirken ist nun sür Berlin plötzlich eia End« bereit« worden, vr Förster tritt bereit» am ersten November seine neue Stellung in Wien an, die reich an Ehren wie an Sorgen sür ihu sein wird. Schon nachdem Adoli Wilbraadt die Direktion des BurgtbealerS niedergelegt hatte, also vor anderthalb Jahren, ivurde seine Cai-di- datur sür den neuen Posten aus die Tagesordmin > qesedt. Damals erklärten die Herren L'Arronge und Friedman» aus da» Bestimmt, ste, lhreu io bewährten Mitarbeiter unter keiner Bedingung ziehe» lassen zu wollen. Sie haben daran auch, so weit es möglich war. mit großer Energie scstgehaltea in der Erwartung, daß entweder Soniien- Ihal an» dem inierlmtstischen zum definitiven Direktor de- Burg- theater» ernannt oder sich eine andere Persönlichkeit sür dieses Amt finden lassen würde. Diese Hoffnung scheiterte jedoch, Eoimcmbal erklärte aus da- Entschiedenste nach Eröffnung deS neuen Hauses wieder ganz zu seiner künstlerischen Thäligkcit zurücklchren zu wollen, uud Förfter's Bitten um Enllasjang aus seiner Berliner Stellung wurden immer dringender. Unter diese» Umstände» entschlossen sich die Societöre de- D-affchen TdeaterS ln dlelem Sommer, den Künstler
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