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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-28
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1888
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Erste Beilage znm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 3V2. Sonntag den 28. October 1888. 82. Jahrgang. Lin kleines Reise-Abenteuer. Von Theodor Schmidt. Aa-dr»« verSolen. E« sind jetzt ungefähr acht Wochen her. als ich, von einer kleinen Erholungsreise kommend, auch die Universitätsstadt L. berührte, mein tiebeS L., wo ich wohl die schönste Zeit meine» bisherigen Leben» verbracht habe. Die zwei Jahre, während welcher ich dort studirte, rufen stet» viel liebe, frohe Erinnr» rungen in mir wack. So beschloß ich denn, die wenigen Tage, die mir von meinen Ferien noch übrig blieben, in L. zu verbringen, mir die Stadt mit allen ihren Neuerungen und Verschönerungen anzufchen und dabei in lieben Erinnerungen za schwelgen. Außerdem lebte jetzt auch mein Onkel in L-, zu dem ich von jeher eine besondere Zuneigung gehabt hatte. Ich logirte mich in Hotel Bellevue ein und ließ c» mir wohl sein. ES war am dritten Tage meine« dortigen Aufenthalte», als ich eine» schönen Abends — eines wirklich schönen Abend», wie man deren i» diesem Jahre leider nur wenige zu ver zeichnen hat — vom CafS International kommend und eben im Begriff, in die Hauptstraße einzubiegen, heftig gegen einen mir Entgegenkommenden anstieß, — ein etwas ärgerliche» „Oho!" von meiner Seite und ein achtlose» „Pardon!" von dem Fremden; aber der Ton diese» „Pardon" kam mir selt sam bekannt vor; ich schaue aus, unv „Walter! sebe ich denn recht? — Du hier?" rufe ich froh überrascht, während ich meinem einstigen Studienfreund Walter MöllSbach Herz- lieh die Hand drücke. „Nun, kennst Du Mich denn nicht mehr?" fahre ich fort, al» MöllSbach mich so zerstreut und verwundert ansieht, al» erwachte er eben au- einem Traume. „Theodor Schmidt!" ruft auch er jetzt mit unverkennbarer Freude, „ob ich Dich kenne! Verzeih, ich war momentan nur so geistesabwesend, daß mein Hirn nicht recht faßte, was meine Augen sahen. Aber sag', wie kommst denn Du hierher? Denn wenn ich nicht sehr irre, lebst Du doch in Dresden?" „Ganz recht", erwidere ich, „ich bin auch nur vorüber gehend hier. Doch möchte ich eine gleiche Frage an Dich richten: Du hast doch Deine Advocatur noch in Berlin?" »Gewiß. Auch ich halte mich uur besuchsweise hier aus — dock, da» Alles, meine ich, können wir einander viel gc- müthlicher erzählen — wo wolltest Du jetzt hin?" »Nach HauS — nach Hotel Bellevue." »Wenn Du momentan nicht» Besondere» vor hast, so komm' mit mir — ich logire im Hotel MarS-la-Tour." »Allerdings", fuhr MöllSbach fort, währ-md ich mit ihm um- kchrle und wir über den Wilhelm-Platz schritten, „allerdings kann ich Dich nicht bitten, den Abend mit mir zu verbringen, da ich bereit» versagt bin." „Da» thut mir leid", entgegnete ich, „doch auch ich habe bereits über meinen heutigen Abend verfügt; aber ich hätte Dich gern mitgenommen, und weißt Du, wohin?" „Nun?" »Zu meiner Cousine, von der ich Dir schon öfter erzählt habe. Die solltest Du kennen lernen» — und wahrhaftig, ich glaube, Du verliebtest Dich in sie — Ihr paßt ausgezeichnet zu einander und gäbt gewiß ein famose« Paar ab." „So?" lacht MöllSbach, „wenn sie Dir so gut gefällt, weiß ich nicht, warum Du nicht selbst Anstalten machst, sie al» die Deine heimzusühren." „Hm", erwiderte ich. „wenn ich heirathen wollte, wüßte ich wahrlich keine, die mir lieber wäre al» sie. Vorläufig ist mir meine goldene Freiheit aber doch noch lieber." Inzwischen waren wir im Hotel Mars-la-Tour angrlangt; wein Freund reichte mir eine feine Cigarre, und wir ließen un» in seinem Zimmer nieder. „Nun, bann erzähle mir einmal ein bi-chen, wie Du die letzten Jahre Deiner goldenen Freiheit verbracht hast — ich glaube, c» sind bald drei Jahre, seitdem wir uns zuletzt sahen." So plauderten und erzählten wir einander von unseren jüngsten Erlebnissen, bis ich schließlich mir selbst in die Rede siel. „Weißt Du, MöllSbach", sagte ich, „daß Du Dich absolut nicht verändert hast? Sogar Deine frühere üble Angewohnheit hast Du beibehalten, über die ich mich gar oft schön amusirt habe —, jetzt aber bringt sie mich vollend» aus dem Concepl." „Eine üble Angewohnheit?" wiederholte mein Freund verwundert. „Daß Du keine fünf Minuten Deine Finger in Ruhe lasten kannst und ewig mit denselben zwischen den Möbel Polstern herumsuchst l" „Das nennst Du «ine üble Angewohnheit?" ries MöllS bach, indem er in ein so herzliche« Lachen auSbrach, daß ich unwillkürlich mit einstimmen mußte. „Weißt Du", fuhr er fort, „daß ich dieser Gewohnheit mein ganze» Lebensglück verdanke?" „Da» muß ein komisches LebenSglück sein", erwiderte ich belustigt, „jedenfalls keine so mühsame Art, sein Glück zu finden — kannst Du mir diese Kunst nicht vielleicht mit- theilen?" „Bon Herzen gern, mein lieber Freund, höre mich an und gebe unv thue desgleichen", parodirte er scherzend. »Wie Du weißt", bub er alsdann zu erzählen an, »pflegte ich schon früher alljährlich eine schöne Reise zu machen — dieses Jahr hatte ich Cbamounix zu meinem Endziel auserkoren. Ich fuhr über München, verweilte dort mehrere Tage, passirte den Bodensce, verbrachte eine Nacht in Schaffhaufen, um mich an dem wunderbar schönen Anblick des Rheinfall» zu laben, hielt mich in Zürich, Genf und Montreux eine kurze Zeit aus. um die Städte genau kennen zu lernen. Eines Morgen» brach ich frühzeitig von Montreux aus und fuhr mit der Bahn nach dem kleinen Städtchen Maitignh; bier nahm ich mir einen Führer, in der Absicht, in einer Tour bis Chamounix zu wandern, eine herrliche Partie, die ich schon von früher her kannte. Leider aber war mir daS Wetter diesmal nicht so günstig; der Himmel bewölkte sich mehr, und als ich gegen drei Uhr in der 6orgs äs la Ists uoiru an langte, siel der Regen so in Strömen herab, vag ich trotz des einzige», sehr schlechten und sebr thcnren Gastbvse«, der sich in Tötc-Noire befindet, beschloß, das Unwetter hier abzuwarten. „Nachdem ich ein sehr mäßige» Mittagessen zu mir ge nommen hatte, zog ich mich i» mein Zimmer zurück, langte mein Reisebuch au» der Brusttasche und setzte mich niit dem selben aus da« ziemlich erbärmliche Sopha. Während ich studirte, wie ich meine Zeit in Cbamounix möglichst aurniitzen wollte, folgte ich wieder ganz unwissentlich meiner üblen Ge wohnheit, wie Du eS nennst, und fingerte zwischen den Polstern de» Sopha» herum, und siehe da, plötzlich zog ich einen reizenden Ring mit einem kleinen D'ainanten hervor. Wie mochte Vieser Ring hier in da» Sopha gekommen sei»? dachte ich; vermutblich war er seiner einstigen Besitzerin — denn offenbar war er der Ring einer Dame — vom Finger ge streift, während sie ebenso wie ich mit dem Sophapolster herumgespiell halte. Ich sab mir de» Ring genau an, ob er nicht irgend einen Namen eingravirt batte, aber umsonst. Ich erkundigte mich beim Wirth, ob nicht kürzlich Jeniand einen Ring hier verloren habe, aber er schüttelte verncinend den Kopf. „Ich stcckke den Ring ein und dachte nicht weiter an die Sache. — Aller Viertelstunden trat ich an da» Fenster und schaute prüfend »ach bei» Himmel, ob sich nicht irgendwo ein blaueS Fleckchen zeige, da» Hoffnung gäbe, daß da» Wetter bald ei» wenig bester würbe; aber vergebens. Der Himmel blieb mit dunkle» bleischweren Wolken bedeckt, und der Regen schlug mit einer Beharrlichkeit gegen die Fenster, als sollte eS ewig so bleiben. Da ergab ich mich in mein Schicksal und blieb auch über Nacht in dem Gasthaus." „AlS ich am nächsten Morgen Toilette machte, bemerkte ich in der einen Ecke des Spiegel», der über der Commode hing, zwei Buchstaben eingekritzelt — G-..., — doch nein, ich darf sie ja nicht nennen —" siel der Erzählende sich selbst plötzlich in die Rede. „Weshalb nicht?" fragte ich. „Ich habe versprochen, sie noch bi» morgen zu ver schweigen — doch davon später. Es kommt ja aus die Buch staben nicht an; sagen wir, sic hießen: M. B. 17. Juni. DaS war offenbar mit einem Diamanten eingekritzelt. Warum, dachte ick, könnte nicht gerade der Diamanlring dazu benutzt worden sei»? Die Sache wurde mir interessant, und nach längerem Ueberlegen ging ich hinunter in die Gaststube unv ließ mir das Fremdenbuch vorlegen, ob in den Tagen Mitte Juni nicht Jemand, auf besten Namen diese Anfangsbuch staben paßte», hier übernachtet hatte, aber e» war kein B.... darunter. Ich ließ mir da» vorjährige Fremdenbuch geben, und richtig, da unter dem 16. Juni hatte sich ein Herr B.... nebst Tochter aus L. eingeschrieben ; und auf näbere« Befragen sagte mir der Wirth auch, die Tochter habe dasselbe Zimmer bewohnt, wie ich. Nun fragte e» sich aber noL, ob diese Dame dieselbe war. welche den Ring verloren halte. Mein erster Gedanke war, der Betreffenden zu schreiben und wegen de» Ringe» bei ihr anzufragen. Dann überlegte ich mir aber, daß ich meine Route nur wenig zu ändern brauchte, »in aus der Rückreise L. zu passiren, und eS ganz amüsant wäre, der Beireffenden selbst meine Aufwartung zu machen. Mit diesem Entschluß setzte ich. al» sich gegen 10 Uhr der Himmel etwas ausbelltc. meine Fußreise fort. Ich ge langte wohlbehalten in Chamounix an. konnte aber von meinen geplanten Ausflügen nur daS Wenigste auSsühren; von einem Tag zuin anderen hoffte man aus bester Wetter, aber umsonst; immer Regen, immer Kälte und Wind, immer Alles, Berge, Matten und Wiesen, gleichmäßig grau in grau. Genug, ich bekam ineine diesjährige Reise bald satt, und, wissen die Götter wie eS kam, mein Fund, der kleine Dia mantring und seine einstige Besitzerin, spukte» mir mehr im Kopse herum, als nölhig war. Ais e» volle drei Tage ohne Aushöre» weiterregnete, überlegte ich nickt weiter, schnürte mein Bündel und reiste ohne viel Ausenthalt, bis ich hier in L. anlangte. — Mein Erstes war. mir iin Hotel ein Adreßbuch geben zu lasten; ich schlug nach und fand drei ver schiedene Adressen des Namens, den ick suchte. Der Eine mar ein Tischlermeister, der Andere Sleinmetz, der dritte Kaufmann. Ich beschloß, zuerst den Kaufmann auszusuchen, da dieser wohl am ersten in der Lage sei» würde, seine Tockler Diamantringe tragen zu lasten. Nachdem ich etwas Toilette gemacht hatte, ging ick, dein besagten Herrn meine Aufwartung zu machen. Derselbe em pfing mich sehr liebenswürdig, rind wir hatten »och keine fünf Minuten u»S mit einander unterhalten, als die Tliiire sich aufthat und eine junge Dame, die Tochter deö Hause«, eintrat. Ich hielt nicht länge mit der Frage zurück, ob sie je einen Diamantring verloren habe. „Allerdings", versetzte sie nach kurzem Zögern, „verlor ich einen solche» voriges Jahr aus einer Neffe in die Schweiz; wo er mir aber abhanden gekommen, vermag ich nicht zu sagen." „Waren Sie in Chamounix?" forschte ich weiter. Sie nickte. „Und Sie haben aus dem Wege dorthin in Töte-Noire übernachtet?" „Mein Herr", sprach die junge Dame mit liebenswürdigem Lächeln, „Sie fragen mich in einer Weise aus, daß ich in der That nicht weiß . . ." Statt aller Antwort reichte ich ihr de» Ring. „DaS ist in der Thal mein Ring!" rief sie erstaunt, „Wie sind Sie in den Besitz desselben gekommen? Unv woher wußten Sie, daß er mir gehörte?" Daraus erzählte ich ihr die ganze Geschichte und schloß damit, daß ich bossle, da» Wieberfinden des RingeS mache ihr so viel Vergnügen, als es mich amusirt hätte, da» kleine Geheimniß zu lösen." „Nun ?" fragte ick, begierig, die Fortsetzung diese« Aben teuers :u hören, als Freund MöllSbach schwieg. „Nun", subr dieser vergnügt fort, „ich wurde aufge- sorderl, zum Abendesten zu bleibe»; man lud mich sür de» folgenden Tag zu Tisch ei», knrz, Vater und Tochter zeigten sich sehr liebenswürdig; auch ich bot meine ganze Liebenswürdigkeit auf, um mich im besten Lickte zu zeigen und .... unv . . . kurz und gut, ich bi» heule der glückliche Bräutigam der reizendsten und liebenswürdigsten jungen Dame." „lind ihr Name?" „Den erfährst Du morgen. Jetzt aber, lieber Theodor", fuhr MöllSbach, indem er nach der Uhr sah, fort, thut eS mir leid, Dich verabschieden zu müsse»; in einer halben Stunde erwartet mich meine Braut. Wohin sührl Dich Dein Weg? Vielleicht können wir ein Stück zusammen gehen?" „Ich will »ach der Kaiserstraße", antwortete ich. „DaS ist ja herrlich, da begleite ich Dich!" Fünf Miiiulen später waren wir wieder unterwegs; wir durchschritten die beUerlcuctiteten Straße», kreuzten die Prome nade, gingen durch de» Mathildcnpark und waren bald in der Kaiserstraße am Hause meiner Cousine angelangt. Hier bespreche ich mit MöllSbach »ock, daß er mich am nächsten Morgen vor meiner Abreise noch eine halbe Stunde besuchen will; wir reichen einander zum Abschied die Hand, und ich wende mich nach dem Hausflur, als ich plötzlich verwundert das Gesicht in halber Richtung nach rechts wende. „Ja. wo willst Du denn hin?" frage ich erstaunt Freund Walter, der tapfer neben mir Hergeht. „Ich will zu meiner Braut", lautete seine Antwort. „Und ich zu meiner Cousine", lacke ich. Da plötzlich kommt mir ein neuer Gedanke. „Deine Braut heißt doch nicht etwa Gertrud Trauten«,»?" frage ich. „Mensch"! rust MöllSbach in höchster Verwunderung, „woher weißt Du den» ihren Name»? Ich habe ihn Dir doch nicht verrathen?" Am liebsten wäre ich ihm vor Wonne um den HalS ge fallen — er der Verlobte meiner Cousine! So hatte ein glücklicher Zufall die Erfüllung eines L>ebli»gswunscheS von mir gehrachl, zu der ich selbst absolut nicht» hatte beitragen können. Nu» war mir auch mit einen, Male Alles klar, weshalb Cousine Gertrud so geheimnißvoll gethan und mich so viel über Freund MöllSbach auSgesorscht halte; deshalb hatte dieser auch ihren Namen Niemand verrathen dürfen, damit ihr die Ueberraschung nicht zu Master würde, zu der sie mich für diesen Abend zu sich geladen hatte. Mit der Freude der Ueberraschung war eS nun allerdings vorbei, da» hinderte aber nicht, baß wir einen höchst ver gnügten Abend mit einander verbrachten. Am nächsten Tage hieß e» bei mir freilich: „Valet, Somnierserien!" aber morgen werfe ich Acten und Pflichten wieder einmal bei Seite und fahre nach L.. um Cousine Gertrud unter die Haube und Freund MöllSbach unter den Pantoffel zu bringe»! Militairisches. * Seit einiger Zeit werde» Meldungen über bevor stehende organisatorische Aenbernngen innerhalb des Generalstabes verbreitet. Irgendeinen thatsächlichcn Anhalt scheinen diese Mittheilungen zu habe», obgleich sie über dunkle Andeutungen nickt hinauökonimcn. So wird dem „Hamburger Correspondenten" aus Berlin geschrieben: .Genauere« darüber, was geplant ist. zu sagen, erscheint nicht zulässig, bevor der Kaiser seine Entscheidung getroffen bat. Wen» gesagt worden, e» handele sich darum, dem „Großen Generalslabc" eine selbstständigere Stellung zu gebe», so ist vielleicht, um einer mißverständliche» Auffassung vorzubeuge», zu betonen, daß der Generalstab bereit« jetzt in Bezug aus die allgemeinen Alineeverhältniste unmittelbar unter dem Kaiser sieht. Allein bei finanziellen Anforderungen ist er aus da» KriegSmiiiistcriuin augewiescn." — Die „ Krcuzzeilung" bemerkt zu diese» Gerüchten: Verschiedene Blälier bemühen sich, de» Großen Generalstab zu reorgonisiren. Wenn aber, nach der „Fronksuricr Peilung", die „Berliner Börse»zci!»ng" die Trennung des Generalstabes vom KriegSmiiiistcrii,,» bevorstetien sieht und „deshalb" das Verbleiben des General« Bronsart v. Schellendorfs i», Ministerium als „frag lich" hinstcllt, so sangen diese unnlltzeii Bemühungen an, einen humoriftijchen Anstrich zu bekommen. * Breslau, 26. October. Gcnerallieutenant v. Zgli- nitzki, Jnspectc»r der ersten Feldartillerie-Jnspection, wurde zur Disposition gestellt; Generalmajor von der Hude, Com- mandeur der sechste» Feldartillerie-Brigade, wurde dieser Stellung enthoben und unter Belastung de» gegenwärtigen Rangverhältnistes mit der Vertretung des fehlenden Inspek teur« der ersten Feldartillerie-Jnspection beauftragt. * Eine größere Anzahl militairischer Beförde rungen sind in diesen Tagen vollzogen worden; speciell 'ollen sehr viele Hanptleute — darunter fast alle im Generab- labe — zu Major« befördert worden sein. * In der Feldausrüstung des sranzSslschen HeereS sind durch Erlaß vom 21. September d. I. zahlreiche Benderungen angeordnet worden, von denen wir die hauptsächlichsten mittheileu. An Stelle der bisber mitgesührten großen Schlasdecken, Lagerdecke» und Halbdecken treten große und kleine Lagerdecke«. Für die Reiterei, Artillerie und den Train sind Kameradschosts-Kochapparatc eingeiührt, so daß das Essen immer für eine» Zug gleichzeitig ber ge, ichtct werden kann; in einem Hauptkessel, welcher mit Henkeln versehen ist, befindet sich ein Einsatz, der zugleich als Deckel dienen kann. Für das bisherige Kochgeschirr zu vier Mann ist ein olchcs eingesührt worden, welche« für den einzelnen Mann be- timmt ist und an sämmiliche Fußtruppen zur Ausgabe gelangt. Dieses persönliche Kochgeschirr besteht aus einem Kochkessel mit Einsatz und Deckel; der Einsatz schließt knapp an den Kessel an. sodaß jede Schwankung desselben vermieden wird. Die Feldflasche de- bisherigen Musters wird durch eia birnen- sörmiges Bockssell (peau äe kaue) ersetzt; am Eingang des selben ist ein irichterjärmiger Flaschenhals aus Horn eingesetzt, welcher durch einen Korkstopsen verschlossen wird. Diese lederne Feldflasche wird an einem nalursarbenen Lederriemen, der quer über die Brust geht, getragen. An di« jüngsten Einrichtungen in unserm Heere erinnert die Enffübruug einer Fahne sür den Divisions- General als Leiter der Lavallerie-Manöver (strnion ä« xsusral ckirecisur cks wanoenvrey >Is eavalerie); dieselbe hat die Form einer Flagge und ist scharlachroth und weiß, die Streifen find schräg geordnet, der rolhe befindet sich oben. Die Beschaffung dieser Aus- rüstnng-stücke soll nach Maßgabe der Stellung der Truppenthcilc statlfinden, sodaß die Truppen in den Grenzbez'rken zuerst damit ausgestallet werden. Vermischtes. ---Liegnitz, 25. October. Die Tochter einer hiesigen Beanitenwiltwe, deren bescheidene Pension zum LebenSunter- halk nicht auSrcichcn wollte, arbeitete für hiesige Geschäfte Nähereien und wünschte sich eine Nähmaschine, um mehr verdiene» zu können, als dieS durch bloße Handarbeit möglich war. Leider war eS aber nickt möglich, soviel zu erübrigen, um die Nähmaschine auch durch die geringste» Abzahlungen erwerben zu könne». Da wandte sie sich vertrauensvoll mit einer Bille an unseren Kaiser. Vorgestern nun — etwa drei Wochen nach Absenkung des Gesuches — traf eine vor zügliche, schöne Nähmaschine ein, welche im Austrage des könig lichen HosinarschallaiiiteS durch einen Berliner Hoflieferanten abgesandt worden war. --- Grünberg, 24. October. Die Weinlese ist jetzt in allen Revieren beendet. Infolge der gegen frühere Jahre geringen Zusnbr zahlten die Wciiibaiidlniige» zuletzt »och 50 sür 500 Pjnnd Traube», gegen den AnsangSprciS ein Mehr von 15 Für Cbanipagiicrlraube» wurden von den betreffenden Handlungen 16—17 über den Tagespreis «zahlt. — DaS neue KreiShauS an der Großen BahnhosS- traße ist bereit- unter Dach gebracht. ----- Rauschwalde, 25. October. Ei» wandernder Liliputaner, 90 Centimeter groß, g»t gekaut, mit tüch tigem blonden Schnurrbart, kehrte, wie de» „Görlitzer Nach richten und Anzeiger" berichtet wird, dieser Tage hier ein und erregte allgemeines Bedauern. Er erzählte, daß er mittellos und bisher bei einer Tbeatergesellschask. die zuletzt in Bayern gaslirte, gewesen sei; dort aber des ewigen Hin- und Herreisen» müde geworden, fick entschlossen habe, nach Oppeln in den Kreis seiner Angchönge» und Freunde zurnck- zukchre», um da seine Profession als Schreiber wieder aus- zunchmcn. Nacktem er mit Speise gestärkt und mit etwas Reisegeld versehen worden war, fehle er zu Fuß seinen Heim weg svrt. ----- Die „Gazzetta di Napoli" erzählt: „Bei de» A»S- rabungen. die in Gegenwart Kaiser Wilhelm s in lompeji stattgesuuden habe», tam man auch an einen Bäckerladen, der mit einer bronzenen Tbür verschlossen war. Draußen vor dem Laden stand noch der kupferne Trog; mehrere Gewichte, mit denen wahrscheinlich das Mehl ge wogen worden war, lagen dab i. Alle Versuche, die Thür zu sprengen, mißlangen, und so konnte Kaiser Wilhelm seine Neugierde, ob noch Brvd im Laden vorhanden war, nicht be friedigen." (Eingesandt.) Es würde ein sehr gefährliches Beginnen sein, wollte num. wie im gestrigen Tageblatte von einem Herrn vorgeschlage^ die Schüler vor das durch Erwachsene gebildete Spalier stellen. Bei der großen Menschenansammlung, die zu erwarten steht, würde cs de» Spalier Bildenden nicht immer möglich sei», »anienllich aber wenn der kaiserliche Zug vorüber und von allen Seiten daS Nachdrängen beginnt, genügenden Schlitz zu gewähren, und großes Unglück könnte unter Umstände» die Folge sein. Einsender möchte vielmehr zur Erwägung anheimgeben, ob e« sich nichl empfiehlt, längs der Ost- seite der Fahrstraße am Königsplatze, welche der Zug paisirt, noch in aller Eile Tribüne» zu errichte», einmal, uni diese Seite würdig abzuschlicßen, alsdann aber, um die Kinder vielleicht gege» eine Eni- schädigung von 30 ^ ü Person da „»terzubringen. O. Wintermäntel, Jacketr, Paletots, Dolmairs, Aragenmäntel, Regenmäntel, Theater- nnd Abendmäntel, Visites, Sortis, sowie sämmtlicho übrigen Damen-lLonfections in nur neuesten Formen bei denkbar größter Auswahl und billigsten Preisen. Täglich Vervollständigung des Lagers durch Lelbstanfertignng nach neuesten Modellen. Aparte Neuheit; 4>elz- and ^eder-Voas. Geschäftrhau» sür Daniennioden und Leinenu-aaren.
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