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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-31
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1888
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L637 »mpland-nen Ausspruch HacklinS' über 8»» Scham«,»» hier anzusuhren: „Lie tragt eine Krone au- Lorbeer und Dornen ge- flockiea. vor der wir uni beugen!" Zum Heile der Kunst, »uni Glücke ihrer Schüler und ihrer Mst- nieuichc» jocht sie de» groben Kamps siegreich au- — und genießt die Früchte de- schwer errungenen SieaeS. Bo» allseitiger Vrr- ebrung getrogen, steht die geistvolle Künstlerin nach langem, ecsolg- reichem Wirken, trotz der Last der Jahre, trotz de- rastlosen, stetigen Schaffen», im Vollbesitze ihre» großen künstlerischen Vermögen- im Zeniih ihre- Ruhme». Allenthalben, wo sie weilt, umgiebt sie eine Lchaar von Freunden und Bewunderern, welche in dankbarer Hin gebung ihren Offenbarungen lauscht. Möge eS noch eine lange Zeit so bleiben: möge diesem gottbegnadeten, durch unermüdliche- «tudium und strengste Selbstkritik jo veredelten, vom tiesstcn Gc- müthe durchgeistigten Künstlerthum noch aus Jahre hinaus beschieden sein, feine genußbriugenbea Spenden unter die kunstliebende Mensch- dcit zu streuen! Die hiesige MuseumSgesellfchast als erste- Musikinstitut unserer Stadl hat sich denn auch gedrängt gefühlt, das Jubiläum der Künstlerin in besonders weihevoller und würdiger Weise zu seiern. Eie weihte ihren ersten Concertabend ausschließlich de,» Künstlerpaare. Das Programm bestand mit Ausnahme einer Rümmer eine- Marsches in La stur, von Clara Schumann, nur au- Compositionen Robert Schumann'-. In richtiger Wür digung der Bedeutung de- Abend- war die Wahl der Touwerke jo getroffen, daß auch der Chor teS Läcilien-BereinS sich bethciligen konnte. TaS Programm hatte folgende Ziiiainiucnstcllung: I. Theil. 1) Ouveriure zu Genoveva, 2) Quartette für gemischten Chor: a. Am Bodensee, op. 59 2, d. Jägcrlied, op. 59 3, o. DaS Schiss- !cin, op. 146 5, 3) Clamerconcert in ^moll, von Frau Schumann vorgeiragen. II. Theil. 4) Marsch in La üur, 5) Quartette für ge. „»ichie» Chor: a. Sommerlied, op. 116 4, h. Gute Rächt, op. 59 4, o. Schön Rothraui, op. 64 2. 6) Shmphonie 2 in Oäur. Aus eine eingehende Kritik der Aussührung diese» stimnmngS« reichen Programm-, die Compositionen selbst bedürfen ja keiner Besprechung mehr, können wir bei einer Gelegenheit, wie der gestrigen, wohl verzichten und da- um so mehr, al- eS ja bekannt und anerkannt genug ist, wie ganz ausgezeichnet und uglleiidet unser MuseumS-Orchester, unter der bewährten Leitung de- verdienstvollen Herrn Direktor C. Müller, gerade Schumann spielt. Ebensowenig bedarf e- vieler Worte über die Präcision, Reinheit und Ausdrucks- sähigkei», welche die Vorträge der „Cacilianer" stet- au-zetchnen und durch welche Eigenschailea auch gestern die schönen sinnigen Chöre zur vollkommensten Geltung gelangten. Einen besonders tiefen C,»druck machten, ihrer Beschaffenheit wie der prächtigen AuS- führung nach, die Quartette: „DaS Schifflein", „Gute Nacht" und „Schön Rothraut", erste- uud letzteres ä» eaxo verlangt und gesungen. lieber die Art und Weise schließlich, in welcher die Jubilarin ibreS Gatten herrliche- Tonwerk, da- LmoU-Llavier-Toncert, zu Gehör brachte, läßt sich mit bestem Willen nickt- Neues sage». Dieser Vortrag bestätigte glänzend uasere obige Nrußecung: Daß F,an Schumann auch heute noch alS die große Meisterin deS ClavierspielS zu gellen hat, daß ihre Technik noch ebenso großartig entwickelt und unieblbar ist, daß ihr Bortrag an Wärme und Innigkeit, an Jugend srische und Kraft auch nicht da- Mindeste eingebüßt hat und daß demnach auch die Wirkung tiefgehender, ergreifender und zündender Natur ist. Ehe wir die äußerliche» Vorkommnisse des in Wirklichkeit „feier. licken" Abends berühren, möchten wir nur bei einer Nummer des gestrigen Programm- etwa- verweilen. Die gehörte Novität, der von Clara Schumann 1879 zur Feier einer goldenen Hochzeit com- ponirte Marsch, ist ein Tonwerk liebenswürdigster Art. Für das Claviec compvnirt, von Jul. Grimm, Musikdirektor in Münster, ausgezeichnet instrumentirt, erwieS sich diese- Stück alS eine trefflich gearbeitete, in melodiöser wie namentlich harmonischer Beziehung interessante, >» ihrer Totalität sehr wirksame Compositwa. Es erübrigt uns nuu noch, einige Worte über den nicht- musikalischen Theil der von der Museumsgesellschast veran- statteten Feier zu sagen. Beim Erscheinen der Jubilarin aus dem Podium erhob sich daS Publicum von seinea Sitze», seine BeijallSsalven unter die klänge deS Orchester-Tusches Mischend, wie denu überhaupt daS Auditorium gestern seine Oaalivnea der Künstlerin nur stehend dardrachte. Nach dem Vorträge stürmisch hervorgerusen, ward der Jubilarin von jungen Damen deS Chor- ein ans Gold und Silber hergestellter Lorbeer- kranz mit den Daten: Leipzig, 20.Octobec 1828, und Frank, furi, 27. Oktober 1888, überreicht. Auch da» gestrige Programm bolle eine der Feier entsprechende äußere Form. Em Medaillon- Bild Robert und Clara Schumann's zierte dasselbe, von den Aus- schriiteu: Leipzig 1828, Frankfurt 1888 eingerahmt, während zu gleicher Zeit den größeren der gestern ausgejühcteu Compositionen tie Jahreszahl ihrer Entstehung beigesügt war. Dieses Progran,in wird der Jubilarin sowohl wie dem Publicum ein grenbares wert.- volle- Andenken bleiben an den bedeutsamen Concertabend, an die erbebende Feier eine- ruhmreichen, der Dauer des in der Musik geschichte bisher vereinzelt dastehenden künstlerische» Wirkens." 88- Ein Schallgefäß aus dem 13. Jahrhundert, das zu den seltensten Ueberbleibjeln dieser Art gehöre» dürslc, hat sich bei der Wiederherstellung der Severinskirche in Köln hinter alten Wandmalereien wicdergesundeu. Aus beide» Seiten des Chores traten Posaunenengel zu Tage, deren gemalte Posaunen >n kleine relicsartig behandelte Ocfsnungen von etwa 14 ein ausliefen. Bei näherer Besichtigung ergab es sich, daß diese Oefsnuugen die Mün dungen großer Schallgesäße waren, die zur Verstärkung des Tones in dieser originellen Verbindung eingemauert waren. Ein zur Unter suchung herausgenommenes Gesäß war rund 34 , m hoch und hatte einen mittleren Durchmesser von 19 sw. Auffallend ist dabei nur, daß dasselbe einen richtig ausgebildeten Henkel hat, also nicht etwa besonders zu diesem Zwecke gefertigt wurde. Wir finden hier die Lehren der Alten fortgesetzt, die schon zu Vitruv's Zeiten die ehernen Klanggesäße in den Theatern unter Umständen durch thünerne Gesäße (>!»!,» tierilia) ersetzten. (Jedenfalls ist die Sache erst durch Fach gelehrte richtig und sicher zu stellen. D. Red.) Verein für Volkswohl. * Leipzig, 30 October. Am Sonntag Abend hielt Herr Pros, vr. Schreiber den ersten seiner vier sür dieses Winterhalbjahr sreundlichst zugesicherten Vorträge über die vier Elemente. „Beschauliches und Erbauliche- über das Wasser", so lauteie sein Thema, bei dessen Besprechung der Vortragende einqangsweiie tue „iäcknge Einwirkung de» WasjerS aus die Veränderung der Erd oberfläche andeutele, dann die culturgeschichtliche und handelspolitische Bedeutung des Meeres, welches die Völker trennt und doch auch verbindet, durch einige Streiflichter beleuchtete. Aussührlichec be sprach der Bortraacnde den erziehlichen Einfluß des Meeres, wie er sich in der Charakterbildung der Knstenbrwohner gegenüber derjenigen der Binnenbewohner äußert, die vielseitigen Anregungen, welche es der dichterischen, besonders der mhihcnbildeiiden Phantasie gegeben hat uud noch giebt, und erläuterte die- durch zahlreiche Beispiele au» Gegenwart und Alterthum. Endlich g og Redner auf die Be deutung de- Wasser» als lebenSerhaltencen und bejruchlenden Ele mentes, wiederum unter Anführung von Beispielen, genauer em. Im heißen Süden ist Wasser die erste Lebensbedingung. I» vielen Sagen, Gebräuchen und religiösen Vor schrillen gelangt die Werth- jchätznng seiner segensreichen Macht zum Ausdruck. Der Höhepunkt der Rilauschwellung ist, wie im Alierrhum, so »ock jetzt, ein Freuden, fest sür ganz EgvVte«, ein Land, welche» der Vater der Ge- ickickt-schreibung, Herodot, geradezu eia Geschenk deS Ni s nannte. Städtegründuugen und Niederlassungen jeder Art waren an das Vorhandensein von Wasser gebunden, aus reich'ichste Bewässerung da» Augenmerk in allen Großstädten und osk in den kleinsten Orten de« römischen Weltreichs gerichtet und riesenhafte Anlagen (Aquä- dlicte), deren Reste noch jetzt in Erstaunen verletzen, legen von der hohe» Stufe der dabei thätigen Wasferbaulechnik Zeugniß ab. Ge waltige Bäderdallen (Thermen), künstliche, von Parkanlagen um- gebene Seen, springende Wässer verschönerten einst das kaiserliche Rom und verliehen ihm bauliche und landschaftliche Reize, wie sie ipaiere Zeilen nicht großartiger geschaffen haben. Doch lebt seit der Zeit der Renaissance die Freude an sprudclnden. kunstgeschmücktcn Brunnen, an LaScoden und Grollen, mit denen Bille», Paläste und öffentliche Plätze verschönert wurde», wieder aus. Die Bildhauerei lat aus diesem Gebiete mit der Gartenkunst in der glücklichsten Durchführung anmuthiger Erfindungen geweiteisert. Reicher Beifall wurde dem Herr» Professor sür seine fesselnden Aussührungen zu Theil. Jni w«it«ren Verlaus de- Abend» trug eine Sängerin, welche den Verein schon ojt durch ihre Lieder erfreute, „Widmung" und „Ec ist gekommen" von Franz, „FrüblingSlied" von Rubinstein und „Mein Liebster ist ein Weber" von Hildach vor und erntete reichen Dank. Auch unser beliebter Reut'rcecilator Herr Erdm a »n trug zur Hebung des Abend» weienllich bei. Derselbe las „Ut mine Strom id" die ergötzliche Erzählung Bräsiq'S über seine Erlebnisse in der Kaltwasserdeilanstalt mil durckichlageudem Erfolge vor und fügte, dem stürmischen Verlangen der Amvejeiideii nachgebend, noch einige kleinere Sachen au» „Leuichea und Riemei", sowie Einige- der beiden neueren platt deutsch«» Dicht» Wördemooa und Echorbusch hinzu. Ja welcher »rtrefflichr» Weis« -« Herr Lrdman» »ersteht, dt« plattdeutsch« Poesie seine» Zuhörern zu übermitteln, ist schon «st a» dieser Strll« lesprochr» worden, und der ungelheiite Bestall, der ihm am gestrige» Abriid zu Theil wurde, bestätigte die- ani- Reue. Nachdem Herr H errig Namens des Vorstand- jämmtiiche» Vor trag» noen de- Abends in hcrziichen Worte» gedankt, machte er aus den Vortrag des Herrn Ilr. Geusel, den dieser zur Eröffnung der Sitzungen der Gemeinnützige» Gesellschaft über da- Thema: „Die iociale Frage" kalten wird, ausiiierkiam und gab bekannt, daß die Mitglieder de» Vereins für Pollswohl hierzu eiugeladen sind. Einem Wunsche des Herrn Pros. Lr. Schreiber solgeud. be merke» wir nachträglich, daß unser neuliches Referat über den voa lenijeibtn im hiesigen Künstler - Verein gehalleaen Vortrag „Plaudereien über die internationalen Kunstausllelluiigea" vielfach llngenanigkestea uud bei der kurze desselben auch Lücke» enthielt und daß »anieuillch die Angaben über Ursprung und Verbreitung der Hellinnlerei die Darlegungen des Vortragenden nicht richtig wieder- gegeben haben. Dir Redaktion. Nachtrag. * Leipzig, 30. Oktober. Dem Vernehmen nach ist von Sr. Majestät dem Kaiser Herrn Oberbürgermeister Or. Georgi der Rothe Adlerorven zweiter Classe verliehen worden. — Auf dem KönigSplatz, wo Se. Maj. der Kaiser vorüberfährt, hat Herr Zimmermeistcr Franz Linke ein« große Tribüne errichtet. Die Bittet- zu Vieser Tribüne werden veikauft bei den Herren Heinrich Schäfer, Peters« straße 33, August Linke, KönigSplatz 14, und Heinrich Reichert, Hamstraße 13. ---- Man schreibt unS auS dem Bureau de» Stadt» thcaterS: Aus den Beginn der heutigen Vorstellungen in beiden Slavtthcakern möchten wir »och einmal aufmerksam machen. Die Festvorstcllung im Neuen Theater, welche eine Aussührung deS .Lobengrin" briugt, beginnt um l/a? Uhr. Im Alten Theater, in welchem Franz von Schönthan's heileres Lustspiel .Cornelius Boß" ge geben wird, nimmt die Vorstellung um 7 Uhr ihren Ausang. Für die das Theater am heutigen Tage besuchenden Fremden sei ausdrücklich bemerkt, daß beide Vorstellungen so zeitig ibr Ende erreichen, daß eS den auswärtigen Besuchern bequem möglich sein wird, mit den Abendzügen die Rückreise au- zulreteu. — Carola-Theater. An läßlich de- heutigen Festtage- sür Leipzig läßt Herr Tircclor Hofpaucr im Carola- Theater den „H e rrgot tsckniyer von Ammergau" in Scene gehen. Die heutige Wiederholung dieses obcrbayerische» BvlksslückeS gewinnt dadurch ganz besonderes Interesse, daß in der Rolle des „LoiSl" Herr Max Hospauer, dessen Irefsliche Wiedergabe des „Geh' — schenk m'r waS"-Gars- bllb'u hier »och unvergessen ist, wirder erscheint. Auch in der Rolle der „Lvui", welche am Sonntag von Fräul. Hücker gespielt wurde, tritt heule ein neues Mitglied der Münchener. Fräul. Elise Eisele aus, welche ganz besonders alS Ersatz für Kalhi Tballer gewonnen wurde. Die Aussührung mmml um 7 Uhr ibren Anfang; auch sie endet so zeitig, daß den auswärtigen Besuchern die Rückkehr mit den,Abe»vzügcn möglich ist. — Wie uns mitgetheilt wird, sind die zur Versteigerung gekommenen Baustellen deS BremS'schcn Areals an der ^ciyer und Sophienstraße mit einem bedeutenden Mehrgebvt vvn dem angrenzenden Besitzer des CarolalhcalerS. Herrn A. C. Friedrich, erstanden worden, um eine Vergrößerung und Verschönerung des CarolalhcalerS herbeizusühreu und sür daS lhealerbesuchende Publicum einen bequeme» directen Eingang von der Zeitzer Straße a»S dahin zu schassen. ES wird von diesem Eingänge ein gerader asphaltirler Fahr« und Fußweg bis zur Theatercasse führe», und beabsichtigt, wie wir vernehmen, der Besitzer des Carolathcaters ein Sommer theater mit schönem, grvßem Garten anzulegen. — Bei dem heute statlsindenvrn Patriotischen Feste im Krystall-Palast concertirl in den Garlensälen die Capelle des 72. Iiifaiiterie-Regimenls unter Leilung ves Musikdirektors Herrn Wen dt mit gewähltem patriotischen Programm. Im Thralcrsaale wird Herr Tirector Mallhey mit den 106ern glcichsalls mit emem der Feier VcS TagcS entsprechend ge- iväbllen Programm cvnccrlireli. Sämmlliche Raume sind festlich erleuchtet und beginnt daS Fest r/,8 Uhr. Der Ein trittspreis beträgt pro Person 50 Abonnement»- und Bei eint karteniuhaber zahlen 20 pro Person. Im Theater saale sollen auch VocabVorträge stallsiube» und werden außerdem allgemeine patriotische Festliever gesungen. --- Die hiesige Buchhandlung Fues' Berlag (N. Reis taub) begebt am 1. November einen bemerkens- werthen Gedenktag. Es erfüllt sich an diesem Tage ein Vierteljabrh»nverk, baß Herr Sladlverorvneler Nich. Reist and Inhaber dieser angesehenen Firma ist. — Unter den aus der Brüsseler Ausstellung prämiirten Leipziger Firmen ist ferner G. Heveler zu nennen, dem sür das in seinem Verlag erscheinende für Buch«, Papier» und Druckgewerbe bestimmte dreisprachige „Export-Jour nal" die silberne Medaille zuerkannt wurde. ) Leipzig, 30. October. Aus Anlaß der Feier der Grundsteinlegung zum Bau des Reichsgerichts« gebäuveö werten für Morgen Mittwoch aus der Thü ringer Bahn Sonderzüge eingelegt, und zwar wird von Gera-Zeitz ein solcher Zug Vormittags 8 Ubr 49 Min. und von Weißensels-Corbetha um 9 Uhr 33 Minuten hier einlressen. Desgleichen gebt von hier ein Extrapersonenzug um 10 Uhr 56 Minuten Abends nach Corbetha-WeißenfelS zurück, nach Zeitz-Gcra nur nach Bedarf. — In Folge eines Maschincnoesectes zwischen den Stationen Gröbcrs und Sckkcuvitz der Magdeburger Babn traf der gestrige Personenzug, welcher ca. 8 Uhr 6 Minuten Abends fahrplan mäßig hier anlangen soll, erst um 9 Uhr 50 Minuten hier ei». — Beim Abbruch aus dem Marklballenareal zog sich gestern Vormittag ein daselbst bcschäsligler Arbeiter auS Schönebeck eine schwere Quetschung deS rechten Zeigefingers zu. ES mußte ihm i» der nächsten Bezirksmache ein Ver band angelegt werde». — In der Harkortstraße stieß gestern Abend in Folge nicht gehörige» Ausweichen« ein hiesiger FuhrweikSbcsitzer mit seinem beladene» Geschirr mit einem Pscrvebahnwagen zusammen, wodurch am letz teren Wage» die Spritzwand beschädigt wurde. — Den selben Nachmittag verunglückte bei den Erdarbeiten in der Kaiserin Angustastraße ein Arbeiter auS VolkmarSdors da durch, daß er von einer >m Gange befindlichen Erdlowry hcrabstürzte und dabei eine Rückgrat-Verstauchung. sowie Ver letzung des linken Beines erlitt. Er mußte deshalb im Kraukenhause unlergcbrachl werden. — Am gestrigen Spät« abend verübte in der Schützenstraße ein angetrunkener, zur Zeit arbeitsloser Zimmergeselle aus Neustadt einen ab scheulichen Straßenunsug. indem er wie toll umherbrüllte und weilbin die Ruhe störte. Als ihn ein Schutzmann desbalb zurechl wies und, da er nickt daraus hörte, ihn arretirle, widersetzle er sich aus da- Heftigste und vergriff sich thällich an dem Beamten. Erst als dieser Unterstützung erdalten hatte, konnte der Excedcnt überwältigt und nach dem Nasch markt gebracht werden, wo er sofort eingesteckt wurde. — In einer hiesigen Buchbinderei wurde am vorigen Sonnabend ein dort beichästigter 17jäbriger Laufbursche mit drei Zivanzignrarkstückc» ausgeschickt, um kleinere« Geld einzu- wechseln. Der Bursche übernahm den Auftrag, kehrte aber ins Geschäft nicht zurück. Erst andern Tag- meldete er sich bei der Polizei und bekannte, daß er da» Geld sür sich be« ballen und verthan habe. Er wurde daraus in Hast ge nommen. * Leipzig, 30. October. In der heute stattgesundenen 13. Sitzung de« hiesigen königliche» Schwurgericht- wurde der 25 Jabre alte Hanvarbeilcr Friedrich Ernst Babndors auS Rötha wegen McinelbS zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthausstrafe, ü Jahren Verlust der Ehrenrechte uud dauernder Eide«Unfähigkeit verurtdeilt. Der Angeklagte hatte In einer Klagesache wegen einer Alimenten- sorterung einen sog. Ofsenbarunq-eib geleistet und in dem betreffenden Vermögeneverzeichuisie wissentlich verschwiegen, baß er seinen Angehörigen mehrere Hundert Mark Baarschast zur Aufbewahrung übergeben gebadt. Bei der Strasab- inessung wurde Gewicht auf die Gemeinheit der Gesinnung deS Augckiagten gelegt, welcher di« Thal begangeu habe, obivoht chm bekannt war, daß sich sein Kind und dessen Müller in traurigster Lage befanden. * Leipzig, 30. October. Von der zweiten Straf kammer de« hiesigen königl. Landgerichts wurden in den heutigen Hauplvcrhandiung-u verurlheilt: l) der Hantarbeiler Emil Adolf Flügge au» Prenzlau wegen Herbeiführung falscher Beurkundung, RücksallSdiebstahlS rc. zu 8 Jahren Zuchthaus und 3 Wochen Hast, 10 Jahre» Verlust der Ehrenrechte und Polizeiaussicht; 2) die ledige Auguste Greiner auS Börlewiy wegen DiebstablS zu 3 Monaten Gefängniß; 3) der Handarbciler Friedrich Wilhelm Frost auS Leipzig wegen Verbrechen« gegen tz. 176, 3 de« R. Slr - Ges.-B. zu 1 Jahr Gefängniß; 4) der Schneider Wilhelm Reinbold Frinsche auS SchirgiSwalde wegen Diebstahl- zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus. * Reuschöneseld» 20. October. Im Marienbade Hierselbst wurde am vergangenen Sonntag eine Baptisten- tause vollzogen. Zu dieser Handlung war eigens cm Pre diger der Baptisten au» Halle herübcrgekommen, welcher de» Täufling, der im langen weißen Tausgewand sich befand, nach einer Ansprache im Bassin kräftig unlerlauckile. Damit war der Täitsliiig in den Bund der Baptisten ausgenommen. Der eigenarligen Feier wohnten verschiedene Anhänger der de- zeichneten Gemeinde bei. * Taucha. 29. October. Die hiesige freiwillige Feuer wehr versammelte sich Ende voriger Woche zu einem Ehren vollen Act. In Folge ergangener Einladung hatten sich die Spitzen der königlichen, sowie städtischen Behörden, die Vereins- vorstänve im VersamnilungSlocale der Feuerwehr cingesuuve», um Zeuge einer hohen Auszeichnung zu sein, mit welcher Seine Majestät der König den Gründer und Commandaut der Feuerwehr, Herrn Kaufmann O. Breitenborn, buld- vollst beglückte. Nachdem die Compagnie in voller Ausrüstung Ausstellung genommen und die Bcrsainmlung Herrn Comma»- dant Brcitcnboru begrüßt Halle, überreichte Herr Bürger meister Sckönfeld im Austrage Seiner Majestät deS König« dem Coinniaiibantkn da» eigenS sür Feuerwehrmänner ge- stislete goldene Ehrenzeichen unter Hervorhebung dessen un ermüdlicher Thäligkeil und Verdienste um daS Feuerlöschwesen und schloß die Ansprache »itt einem begeistert aufgcnommenen Hock aus den Hobe» Prolrclor der sächsischen Feuerwehren, we. Majestät unseren allvcrehrten König Albert. -s- Plauen, 30. October. Heule Nachmittag hat aus dein hiesigen L ul Herplatze seitens der in diesem Jahre neu in die Schule euigetrelenen Schulkinder daS Pflanzen vvn Luther bäumen staltgesiindcn. waS in feierlicher Handlung geschah, zu welcher sich die Mitglieder der städtischen Be hörden, deS Slablgemeinderalhs, der städtischen Ausschüsse, des KirckeiivorstandeS und der Lehrerkollegien der hiesigen Schulanstallcn, sowie viele erwachsene Geinciiideglieder eili ges»»,den Halle». In der Lulherkircke, in welcher vor dem Altar- platze die zu pflanzenden Bäume Ausstellung erhalten Hallen, hielt Herr SladtdiakonuS Weiß flog eine Ansprache, der folgender Hauptgedanke zu Grunde gelegt war: „Ihr Kinderchen seid kleine Gärtner heule: Bäumchen wollt Ihr pslanzcu — Gedenkbäumchen, die Euch erinnern wollen an einen sromiucn Mann (Lulher), wie an Euere eigene Kiiidhctt. Lehrbäumchen, die Euch mit ihren Wurzeln aus» Gebet, mit ihren Slämmchen aus die Arbeit und mil ibren Kronen auf die kicnrnde Liebe Hinweisen." Mit gemeinschasllichem Gesang („Ein' feste Burg rc." und „Nu» danket Alle Gott") wurde die Feier eröffnet und geschlossen. * Dresden, 30. Oct« Am 23. April Vormittags 8 Uhr wurde plötzlich die Telegraphenteituiig zwischen DreSvcu u»v Köingstein unte,brocken und der Betrieb konnte erst nach Verlauf einer Slnnde wieder ausgenommen werde». Als Ursache Halle man inzwischen cuie Verwickelung der Telegraphen- drätbe über der Bielabrückc in Königstci» ermiltell, die durch de» Transport eiueö große», mit 6 Pferden bespannten uud nach Kottewitz bestimmle» Dampfkessels verursacht worden war. Der kaiserliche Ober-Pofidircclor zu Dresden beanlragle die Be strafung des Urhebers der Betriebsstörung und eS Halle sich dicserhalb heule der Spediteur Carl Emil H ckma»» auS Königstem wegen Vergehens gegen tz. 318 des R.-2l.-G -B. vor dem königl. Landgericht zu verantworteii. Der An geklagte bestritt ganz entschieden die ihm beigcmcssene fahrlässige Handlungsweise, indem er daraus Bezug „ahm, daß Vw gesetzlich voigeschricbene Ladeböhe aus 4 m 50 cm be messen fei, die Ladehöhc bcS von ibin lcanSportirle» Kessels aber nur 4 i» 15 cm betragen habe. Der Vorschrift zu wider sei, wie sich erst »ach Passiren der Birtabrücke herauö- geslellt, iniolge Senkung der Telcgraphendrähte der »nlcrste Draht nur noch 4 m 4 cm vcn dem höchsten Puncle der Brücke eulsernt gewesen und lediglich dieser völlig unvor- hergesebcne Umstand trage die Schuld, daß die Abzugsvcnlile de« Dampfkessel« eine Anzahl Drähte ersaßt und versitzt Kälten. Nach Auseinanderzlehung rcip. Ordnung der Drähte kouiile sofort der Betrieb wieder ausgenommen werde» und bald daraus wurde die Leitung in einer Höhe von 5 m 75 cm über der Bielabrücke angebracht. Die königl. Slaalsanwalt- schast hielt zwar mtter Bezugnahme daraus, daß sich Hickmai», vor Passiren des Transportes hätte von de» obwaltende,i Ver hältnissen genau überzeugen müssen, die Verurihcttung H.'s sür geboten, da- Gericht erkannte aber aus tostcnlvse Frei sprechung. Vom Leipziger Büchermärkte. F. A. vrockhaus' neueste 5 Antiquarkataloge. Leipzig, 30. Oclober. Die Firma F.A. Brockhaus bringt aus einmal 5555 Werke aotlquarisch in Handel. Fünf Kataloge sind darüber ausgegiben worden. 1) Der verstorbene ReichsgerichtSrath H. B. A. Hüll- mann hiulerließ eine reiche juristische Bibliothek. Wir finden die selbe dem neuesten rechtSwisjenschastlichen Lagerkatalog von F A. Blockhaus eiuverleidt. Dies Veizeichniß entlalt bei 1300 Nummer». Hullmann's Schrift: „Coiicursordnuiig sür da- deutsche Reick rc." ist hier im Haudexemplar des Versagers mit Vielen haodschrisllichen Lorrecturea desselben vorhanden. Ebenso werden handschrssiliche Nachträge von Hullmann's Feder zu Wind- scheid'» Lehrbuch des Pandeklenrechts erwähnt (Nr. 1225). Kostbare Nummern sind Nr. 310: Entscheidungen des Reichs- Oberdaiidelsg-i icht-, berausgegeben von den Ruthen des Gericktsboiis, 25 Bände nebst vier Generalregistern (130 >t); Nr. 33: Archiv sur Rechitsälle aus der Praxis der RechtS-Anwälle de- Ober-Tribunals, 42 Halbsranzbände (90 ^l). Einzelne» stammt auS Prosessor vr. Böhlau'S Bibliothek (Würz- bürg). Bon seiner Hand sind zahlreiche Randnotea in einem Exemvlar von Puchta'S „Vorlesungen über dos heutige römische Recht". Zwei Nummern sind französische Fachwerke, das eine F. Laurent'» „krioeipen äs äroid civil", 33 Bände (230 >l), daS andere Demo» lombe'S ,,6our» äs caäe eivit", 31 Bände (190 ^t). 2) Der Katalog „Staat-Wissen schäften" ist auch über tausend Nummern stark. Er umsaßt Staat-recht, Völkerrecht, Politik und Bolksnnrihichast, besonders Sociolr-mns. Em Exemplar von Holtzendorff'S „Jahrbuch sür Gesetzgebung, Verwaltung ,c ". 4 Jab» «äuge uud neue Folge 1l Jahrgänge figurirt hier sür 180 >i, ein Exemplar der „Neuen Folge" allein sür 150 Für letzteren Brei» sind auch die RevoIution».Iodrqäuge de- Pariser „Moniteur" zu baden (1789—1800 und 1811—15). Nr. 890 enthält die Verhandlungen de» preußischen Abgeord- netrahauses, stenographische Berichte, Drucksache», Protokolle und Urbersickien, über 80 Leinwandbände (85 ») Daneben lesen nnr anter Nr. 892 die Verhandlungen re» preußischen Herrenhause» aus- gesühr», auch über 30 Bände (60 ^l). Noch umfassender ist Nr. 893. Hier finden sich vereinigt die stenographischen Berichte der Verhandlungen de« norddeutsch«» Luude» und deulich.n Reichstages, Seist«» 18S7—1879, 33 Bände, dazu die Sitzungtbertchte de« deut sche» Zoll-Parlamente-. die Pritakollr der Concur«,rdunag«-Com. m Pon. die der Just' eoniml'sion. Stralproeefi. nnd C'dllpieccßord- nuiig. Gerichureriaiiin.gsge ctz, Alles sur 200 Tie ass.milche» Bibliotheken mögen fick das zu Nutze machen. 3)—5) Tie drei solgeuden Kataloge enthalten naturwissea- schastliche Biblioibekc» au» dem Nachlaß dcS M-rlakdlogen F. de Malzinc (Brussel) und der Prosessoren Carl uud Eduard Morren (Lüttich). Sie vmscssen „Conchyliologie, Palaeontologie, Geologie uud Mineralogie" und (in zwei Abtheilungeu) Zoologie. Die coachyliologijchen Beiträge sind über 1400, die zoologischen Schriften 1240 und 620 Nummern stark. (Die botanische Ab« ihciluog der Morren'jchen B bliolhek konimt auch noch vor JahreS- jchluß bei Brockhau- in dcn Aiuiquarhandel.) Die Louchyliologeo brauchen sürwahr einen recht kostbare» gelehrten Apparat. Da- Pariser „äourvnl äs coucd>!iuloxis", 28 Bände, ist mit 280 angesrtzt, Kiener's „SpSeisii Löu^rnl et ieoiwxrnnlns äs» cvquillss vivaotss" mit 58» Marlim's and Chrmuitz' iystcmatijchc- Conchylieurabinct (1840—86) mit säst 2000 colorirten Tasem mit 1500 -st. Reeve's und Sowerby's ..Lrmcbo- loL>n ieouin" (1843—1878) 2727 colorirte Dasein mit 3100 ^tl Aus drn beiden zoologischen Katalogen heben sich einige Folgen von Fachzeilscknstr» wrgca ihrer Kostbarkeit uud SeUrnheit biso.iders brrvor; z. B. die Verhandlungen der k. k. zoologisch-bo» rau,scheu Gejelstchufi in Wien <185l—80) sür 300 X, die „Xu .velles -Irsbive» äu llussum ä'tli-ilvirs Xaiurellv", Paris 1865—74, sür 3ll0 >l> und die Meinoirrn der k. Akademie zu Brüssel, einige siebeuzig Bände sür 450 Sckreber's „Läu.'.clhieie m 'Abbildungen »ach der Natur", Leipzig 1775—1847, sür 350 Moore'- „1>sp1ävpl«riz ot Lezflou" sür 380 vr. K. Whlstltng. Vermischtes. F Halle a. S., 30. Octvber. Die bisher vorliegenden Resultate der hiesigen Wahlmännerwah len zum preußischen Abgev rdnekcnhause lasse» den Ausfall der Wahl in unserem Wahlkreise (Halle-Saalkrcis) »och nicht klar erkennen. Bisher sind alS gewählt gemeldet 190 Liberale, 144 Carlel-Wahlmänner. Aus allen Land- bczirle», die überiviegeud cartclsreundlich gewählt haben dürste», stellen die 'Meldungen noch auS. Die Wahlbewegung war eine lebhafte, trotzdem die Socialdemokratie in einer gestern Abend noch abgehallenen Ncrsaminluiig aus Empfehlung de« erschienenen Aögevrturtcu Liebknecht Wahlcnlhaltung proclamirt hatte. lI Aus dem Vogtlande, 30. Oktober. Einen gräß lichen Unglückssall meldet soeben da- „ Greizer Tage blatt". Als die 62jährige Ehefrau des FabnkwächtcrS Koch in Greiz sich vvm Sopha, worauf sie kurze Z it ge ruht, zu Belt begeben wvllle, zog sie die an der Stubcudecke angebrachte, in cinei» stärkere» Draht hängende Lampe sittlich herüber, um sie auözublase», wobei die Lampe wahrscheinlich umschlug; hierdurch explodttte dieselbe, das Petroleum geriet!) sofort in Brand und ergoß sich über die Kleider der Frau. Auf ibren Hilsirus eilte» sofort HauSbewobner herbei; die in Hellen Flammen stehende Frau lies jedoch in ihrer Angst aus die Straße. AlS man vcrmitkelst schleunigst hcrbeibcllvttcr Decken, Asche und Wasser die brennenden Kleider gelöscht halte, ent deckte man an der bedaucrnswerlhrn Frau derartig große Brandwunden, daß sie aus Veranlassung bcS ArzttS in das LandkrankenbauS übersührt werden mußte, woselbst die Be- daueriiSweribe »ach einige» Stunden unter großen Schmerzen ihren Verletzungen erlegen ist. ---- Erfurt, 29. October. Auf dem Nachhausewege wurde gestern früh der hiesige Fuhrunleliiehmer S. von seinem Sohne, mil welchem er in Streit gerathcn war, durch eine» Steinschlaq aus den Kops »iedergestreckt. AlS Polizei nahte, ergriff der Sohn die Flucht, allein der Hund deS betreffenden Beamten stellte den Flüchtigen, welcher dann gefesselt »ach dem Rathhausi gebracht wurde. Der Later liegt schwer danieder. ---- Die asiatischen Steppen Hühner, welche sich in der Umgegeuo von Buttstädt niedergelassen Hallen, sind seit mehreren Wochen wieder spurlos verschivu n ven. Da eS von großem Interesse ist, ob dieselbe Beobachtung auch an anderen Orlen gcmachl ist, ob also die asialischen Gaste u»S allgemein wieder verlassen, wie kies bei ihrer ersten Anwesen» Heu iu Deutschland geschehen, werden unS weitere Mil- theiluligeu darüber willkommen sein. -u. Fulda, 29. Oclober. Unsere bcssische Nacbbarfladt Hünselv, vie schon vvr 2 Jahren, am 28. September 1886, vvn einem großen Branounglu ck betroffen wurde, ist beule schon wirv-r vvn einer verheerenden Feuersbruust heimgesucht worden. DaS Feuer ist bereits heule Morgen im GaschiuS zum Lamm ausgcbrvchcir und hat in kurzer Zeit, begünstigt durch die alle zusammenhängende und niit seuergcsährlicheir Ockonomlegebäubett versehene Bauart der meisten torugcir Häuser, eine solche Ausdehnung angenommen, daß die ganze Hauplslraße vom Gasthaus zum Adler bis zum Gasthaus zum Löwe» einschließlich der Post und der Apolbeke zusammen circa 20 Wohnhäuser ob»e Nebengebäude cm Raub der Flammen geworden ist. DaS Feuer wülhel sorl. Die hiesige BahnhosS-Feuerwehr wurde aus erfolgte Requisition heule früh gegen 7 Uhr mittelst Extrazngs nach Hünscld befördert, während ein Thcil der hiesigen städtischen Feuerwehr »nt de» sahrplanmäßige» Zügen um 9 und l l Uhr 16 Min., welch letzterer auönahmSweisi diesmal »r HiinselS anhalten durste, »acksolgte. Der Bahnhofsschreiuer Fleck ist beim Löschuugs- mcrk verunglückt. — Gleichzeitig svll m dem Hünselv »ahe- gelegenen Dorfe Großenbach e»> großer Brand wütheu. — Der „Franksurler Zeitung" wird »och lelegraphirt: Hünselv, 29. Oclvbcr. Vvn dem durch eine Feuers- brunsl heimgesuchleii Hünselv steht zur Zeit nur »och ein Drillet. Die Stadt dielet einen überaus traurigen Anblick dar, sie ist ein rauchender Trümmerhausc». Heute srüh 7 Uhr entstand VaS Feuer beim Kroneinvirtb und griff so rap'd um fick, dag bis heute Abend 6 Uhr. zu welcher Zeit, mau des vcrbcerenven ElcmeittcS Herr wurde, nicht weniger als 150 Wohnhäuser, ohne Scheune» und Nebengebäude» in Asche sanken. TaS NatbbauS, die Post, die Apotheke und beide Slcueräinter sind ein Raub der Flammen geworden. Elwa 1000 Menschen sind obdachlos. Die mciilkn Abgebrannten sind versichert, viele aber auch nicht. Die Letzteren liegen in den Garten bei ihren wenigen Hab- siligkrttcn. Für die obdachlosen Mensche» konnte der vvm Feuer verschonte Rcst dcS OrleS nicht Unterkunft dielen, eS sind daher viele »ach Fulda, HerSjeld und anderen Orken gegangen, um dort die Nacht zuzubringen. Die Feuerwehren von allen Orlen der Umgebung waren anwesend, von HerSsetv trafen 80 Mann Militair ein, welche größken» lbeilS zur Wache, theil- auch zur Hilfe hierher beordert wurden. Die Wirlbschaslcn, eS sind deren noch 4 geblieben, sind überfulll, die Aufregung ,st unbeschreiblich. Fast sänimt- liche Bäckereien sind abgebrannt, so daß von Fulda Brod hierher gesandt werben mußte. Verluste an Menschen leben sind nicht zu beklagen. Nur ein Feuerwebrma»» auS Fulda stürzte von einer brennenden Scheune herunter und wurde schwer verletzt. Die Entsie hungS Ursache des FeuerS ist unbekannt. Die Stadt liegt auf einem Hügel; waS aus demselben lag, ist »iederqebrannl. Es ist lediglich der günstige» Windrichtung zu danken, daß der Ort nickt gänzlich ein Raub der Flamme» wurde. Die Kirche ist vom Feuer verschont geblieben. Der bessere Theil der Stadt ist abge brannt, insbesondere sind alle besseren Geschäfte zerstört. — In Großenbach brannten ein Wvbnhaus und zwei Scheunen ab. In Großentast, gleichfalls ein Ort in der Nabe, brach auch beule Feuer auS, indeß ist dort VaS Brandungluck nicht so schlimm. --- Die Reichsdruckerei in Berlin hat es sich mit zur Ausgabe gemacht, die austauchenden neuen Bcrviel- tältiguiigsverfahreli zu erprobe». Namentlich wendet sie zur Vervielfältigung von Oelbildern die Photograpbie in umfassender Weise an und sie hat dazu, wie das Ccntralblatt der Bauveiwaltnnq meldet, ei»? ganz eiqenthümliche photo graphisch.- Wcrk'läiie gebaut. Tie Ansuahiue von Gc»>..Idcn muß wegen der Schlagschatten der Eisensprossen der Glas dächer im Freien geschehen, wobei man di« Gemälde so auf«
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