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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-02
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1888
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6664 cnnservative» ersetzt. Nordhause« sck>«1»t ba««ge» Vv» de» Frei- «nsavattn«, aus di« Dentschsrnstnnige» kbergegnngm z, sein. I, Jericho ist ei» konservatives Mandat d»rch Verständigung an di« NattonaNiberalen übrrgrgangeu. 8) In Schleswig. Holstein tbÜhersgr Vertretung 2 Lonsrrvativ«, b Frriconsrrvalive, 8 Ra- ttonalltverale, 4 Deutschsrrifinntie, 2 Dänen) ist die Eroberung Von Alt»»«, dem Wahlkreise de« Herrn Hänel, durch die National, literale» zn berichte»; im Uebrigen scheinen Veränderungen nicht ri»geirrte» zu sei». 9) In der Provinz Hannover lb-Sherig« Vertretung 1 Lonservativer, 3 Freiconserval-ve, 28 Natioual- liberole, 3 Kelsen, 1 EeutrumSmüglied) könnte eine Parteiverschiebung höchsten« i» e„e» oder zwei Wahlkreise» z» Gunsten der National« «berale» zu erwarte» sei», wortiber Nachrichten noch nickt vorliegen. Jedcnsall« habe» sich die Nationalliberolea in diesem ihrem Kern- m»d vortrefflich behaupte«. 10) In der Provinz Wests,! e» sbiSherig« Vertretung 5 Lonservative. 2 Freiconservative. » Natiovalliberal«, 4 Denischtreisianige, 1b Lentrnmsiniiglieder) ist tat Jntercffe vorzitgsweije aus die harluiiistrittene» W,hl- Keile Mtude, »»d Beleseld gerichtet, deren bisherige hoch, »»»servattve vertrelung (Stöcker) vou den Rationalliberalen und Leutschfreisinnigen angesochten wird. Bei der geringen Stimmen mehrheit, von welcher in Bielefeld die Entscheidung adhäiigen wird, läßt sich da» Cchliißergebniß noch nicht übersehen. Minden schein» »o« den Nationalliberalen erobert, ebenso mit Sicherheit Hamm- Soest. In Hagen hat sich Herr Richter mit Hilse der Uliramonlanea behauptet. 1l) In der Provinz Hessen-Na ssau (diShcrigt Per- tretung 9 Lonservative, 2 Freiconservative. 6 Nationallibcrale, 8 Deutschsreisinnige, 3 Lenlrunismitglicber) ist der hochersreullche Ersolg zu verzeichnen, daß in Frankfurt die lortschriillich-demokra. tische Loalition von den Nationalliberalen geschlagen und da- eine bisher fortschrittliche Mandat von den letzteren erobert ist. Ebenso ist brr UaterlahnkreiS und der Landkreis Wiesbaden den Deuticksreisinnigen «bgeaommen; den DillkreiS haben die Freiconservative» an die National, liberalen abgetreten. Aus dem Regierunasvezirk Kassel, wo auf der ganze» Linie der Kamps zwisch»» National ibcralen und Lonjcrvativeu entbrannt war, liegen noch wenig Nachrichten vor. Die Stadt Kassel Wurde glänzend von den Nationalliberalen behaup'et; in Marburg ist Aussicht, daß das Mandat von den Lonservative» ans di« Nationalliberalen übergeht. 12) In der Rheinprovinz (bisherige Vertretung 1 Eonservativer, 5 Freiconservative, 13 Nationallilrrale, 43 Lentrumsmitglieder) hat sich das Centern» in Köln und Crefeld behauptet, die Cartelparteien in Elberfeld, Esten, die National« liberalen in Solingen, Kreuznach, Mettmann u A. Ernstlich streitig ist hier nur der Wahlkreis Altenkirchen-Neuwied. Es scheint, daß rr von de» Nationalliberalen behauptet worden ist. 13) Hohen- > ollern wählt stets ultramontan, * Neue nationalliberale Mandate sind mit Sicherheit bereits in folgenden Wahlkreisen zu erwarten: den deutschsreisinnigen Wurden abgenommen: 1) Frankfurt a, M., 2) Altona, 3) und 4) Hamm-Soest, 5 Wiesbaden-Land, 6) Unterlahnkreis, 7) Königs, berg in Pr. Die Lonservative» verlieren an die Nationalliberalen: 8) Bromberg, 9) Ierichow, 10) GummerSlack, die Freiconservative» 11) Dillkreis, Der Verlust einer nationalliberalen Mandat- ist Vielleicht in Lieqnitz zu beklagen. Im Ganzen dürfte ans etue» Zuwachs der Nationalliberalen von 15 bi- 18 Stimmen z» rechnen sein. Aus Oesterreich. * Zn Wien haben die eine Vereinigung der drei deut schen oppositionelle» Clubs anslrebenden Unterhand lungen noch kein endgiltigeS Resultat ergeben, sind aber auch nicht abgebrochen worden, lieber ihren augenblicklichen Stand meldet ein Bericht der »Vossischen Zeilung": .Die deutsch» nationale Vereinigung, der extremst; der drei oppositionellen Clubs, verlantbart, daß die Besprechungen mit den Vor ständen der beiden anderen Clubs zu dem Ergebnisse geführt haben, den Clubs die Einsetzung eines VorstandS-ComitSS zur Anbahnung geeigneten Vorgehen« der Gesammtopposition in wichtigen Fragen zu empfehlen- ferner daß seiten« de« Vorstandes der deutscknationalen Vereinigung die Veranstal tung von Plenarversammlungen und die Heranziehung aller oppositionellen Elemente in Anregung gebracht wurde. Der Club erklärte sich mit der geplanten Organisation und dem Vorgehen de« Vorstandes einstimmig einverstanden." WaS »lso noch zu erwarten ist, stellt einen so lockern Zusammen hang dar, daß die Majorität davor nicht allzu großer Respekt empfinden wird. — Zn der letzten Sitzung de« Abgeord netenhauses wurde Chlumecky vom deutsch-österreichischen Club zum ersten und Zeithammer zum zweiten Dicepräsidenten gewählt. Chlumecky war bisher zweiter vicepräsident ge- Wesen. Er verdankt die Wabl dem Präsidenten Smolka, der die Unterstützung bei der Leitung der Geschäfte, welche er bei Chlumecky gesunden, im Polenclub in einem Maße rllbmte, daß dieser sich für seine Wahl entschied und die Czechen, die Zeithammer in die erste Stelle hoben wollten, zu« Nachgeben nvthigte. * In der jüngst erschienenen Nummer 28 der „Mit- theilunaen de« Deutschen Schuld ereinS inWien", sind Von besonderem Interesse die Berichte über die im Lause de« SommerS abgehaltenen Ortsgruppentage in Mahrrnberg in Steiermark, Trautenau in Böhmen und Micheldors in Ober-Oesterreich. In der Trautenauer Versammlung wurden eingehend die Verhältnisse an der Sprachgrenze im östlichen Böhmen von Polaun bi« zum Heuscheuer besprochen. Mit Bedauern wurde constatirt, daß in neuester Zeit noch bei Neu-Paka zwei Ortschaften, Bilai und Ratkin, durch Czechisirung der deutschen Schulen den Slawen auSgelieserl worden sind, obwohl immer noch zwei Drittel der Bewohner deutsch sprechen und daß in den letzten vier Jahrzehnten die ganze Sprachinsel von Wüst-Proschwitz den Czechen znstesi Bi« 1848 gab e« noch eine deutsche Schule in letzterem Orte, bi« 1870 auch in AuSlauf und in den eine Meile von Gitschin entfernten Orten Bvhmisch-Proschwitz, Staw, Zboz, Oujezd-Kumburg. Brdo. Steganitz. Cloumek und Studenka, die früher zum Theil reindeutsch, zum Theil sprach lich gemischt waren, giebt eS jetzt noch alte Leute, welch deutsch sprechen und sich an die Zeit gern erinnern, da die deutsch« Sprache die herrschende war. Für da« Trautenauer OrtS- gruppengebiet bewilligte die Centralleitung bedeutende Sum men. 1881 Z. B. 6590 fl., 1884 25 862 fl.. 1885 18 185 fl.. 1886 33 560 fl . 1887 20 023 fl.. 1888 18 870 fl . im Ganzen diSher 131 741 fl. E« wurden errichtet die einclassigen Schulen zu Iablonetz und Benetzko, durch welche die drohende Slawisirunq der beiden armen Dörfer abgewehrt werden soll, die vierclassige Schule zu Kvniginhos. welche heute schon von 222 deutschen Kindern besucht wird, und ein Kinder garten in derselben Stadt, den jetzt 48 Kinder besuchen. Andere Orte in der Umgebung von Königinhof, wie Nieder-EmauS. Altbuch-Dvberney, Ober-Dubenetz. Prohrub und Bilann, erhielten zur Erhaltung ihner Schulen beträcht liche Beihilfen Im Ganzen bewilligte die Centralleitung de« Deutschen CcbulvereinS in den letzten drei Monaten in 143 Fällen Unterstützungen. Am meisten, nämlich in 67 Fällen, wurde die Hilfe de« Verein« in Böhmen in An spruch genommen 19 Unterstützungen flössen nach Mähren, 6 nach Schlesien. 14 nach Steiermark, 12 nach Kärnten, 7 nach Krain, >2 nach Tirol und inS Küstenland und 6 nach Niederösterreich, wo in 12 czecknschen Dörfern an der mährischen Grenze deutsche Minderheiten wohnen. Meist dienten diese Unterstützungen dazu, bestehende Anstalten de« Schul Verein« (40 Schulen mit 88 Elasten in 94 Abtbeilungen und 59 Kindergärten mit 75 Abtheilungen) zu unter halten. Erst wenn der neu geschaffene Bausond« die Höhe von etwa 200 000 fl erreicht haben wird, gedenkt man, weitere deutsche Bildungsstätten in« Leben zu rufen. Gegenwärtig zählt der Wiener Schulderem in etwa 1220 Ortsgruppen 130 000 Mitglieder, die jährlich mehr al« 800 000 fl. an Beiträgen und Spenden aufbringen. Mlitairijches. * Dir auf größere militairische Crntralisation ge richtete Bewegung ,m schweirerischen Osficierrorp« ist immer noch im Gange Dieser Tage war die cantonale Züncherische Officier-gesellschast in Winterthur versammelt, »m dt« Frage der Militaircentralisation zu Händcn der Dele- Airten-Versammlnng de« eidgenössischen OfsicierevercniS zu entscheide». Der Antrag de« Comitöö, welcher mit 168 geg«, S Stimmen angenommen wurde, lautet: Die zuc Jahresversammlung der Osficttrsgeiellschast des Lantons Zürich vereinigle» Olftclere erklären: Line Erfahrung von 14Jahreu hat uns dargelhan, bah der durch die Bundesverfassung und die Miluaüoiganisaliov von 1874 nicht beseitigte Dualismus von Bund und Lanioncn die Ursache schwerer, je länger desto mehr zu Dag« tretender Mißständr in unserem Heerwesen ist. In dieser Zwei- thrslong müssen wlr den Hemmschuh einer vollen Entwickelung der vaterländische» Wehrkraft nnd damit eine Gefahr für die Währung unserer Existenz erblicken. Nur die Einheit im Heere giebt der Laudesvertheidigung di« ganze Kraft des Schwcizervolke« i, die Hand; diese eine Armee kann uns nur der Bund geben. Darum wollen wir keine Arme«, keine M litairverwaltung der Lantonr mehr, sondern eine für Krieg und Frieden einheitlich organisirte eid genössische Wrhrversossnng. Wir stellen deshalb bei der Tielegirte». verianiinlung der schweizerischen Lssicicr-gesellschast de» Antrag, zu Händen der h. Bundesversammlung solgend« Resolution z» br- »chttcßen: 1) Die Interessen der Echlaglertigkett und der Kriegötüchtiakeit unserer Armee, sowie dir Interesse» der Londesverthetdlgnng über- Haupt, machen den Uebergang de« gesammte» Heerwesen« «» den Bund zur gebieterischen Nothwrndigkeit. 2) Die Ges tzgebung über da« Heimele» und die gesammte Militärverwaltung ist demnach ankschlirßlich als BuudeSsach« zu erklären. Festmahl aus Anlaß der Grundsteinlegung zum Keichsgerichtsgedäude. * In dem herrlichen Festsaal de« Deutschen Buch- händlerhauseS versammelten sich am Mittwoch Abend in der sechsten Stunde die Ehrengäste der Stadt Leipzig, die Mitgicder des Reichsgericht«, der Reich-anwaltschaft und eine erlesene Zahl hoher Würdenträger auS Reich, Staat und Sladt, hohe Militair«, Juristen und Männer ,der Wissen schaft, fürwahr ein glänzender Kreis mit Namen von Rang und Werth, eine Corona, wie sie selten wieder in solcher Repräsentation der deutschen Nation in allen ihren Spitzen in Erscheinung treten dürste, um an dem in unserer Stadt au« Anlaß der in ihren Mauern begangenen hohen Feier der Grundsteinlegung zum Reich-gerichtSgcbäude bereiteten Fest mahl theilzunehmen. Die Stätte dieser glänzenden Versammlung war aus daS Prächtigste und Sinnigste geschmückt worden. An der östlichen Langseile de« Raume« erhoben sich au« frischem Grün von Lorbeer und Palmen die Büsten der Kaiser Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II. und König Albert'«, an der west lichen Fläche die erzenen Bilder von B'Smarck und Moltke. Von den Gallerien hingen kostbare Teppiche und werthvolle Gobelin« herab, während im Süden die Fahne der Stadt, im Norden die herrliche Fahne de« Börsenvrrein« der deutschen Buchhändler ihre Farbe» entfalteten. Große Gruppen von Palmen und Lorbeerbäumen vervollständigten da« malerische Bild im Innern de« Hause«. Ungefähr 300 Gedecke zählte die Tafel, die in Hufeisen» form gehalten, den ganzen Saal einnahm und sechs einzelne große Tischreiheu an sich schloß. Daö Menu wie« auf- rische Auster». Lbablis, H. Willaumez Nachs. ühner-Snpp« Dentlcher Schaumwein, Kloß L Förster, -pießerrückeo «st Olive» and Kastanien. 1884er Margaax, I. F Brems L To. Frischer Rheinisch« 1884er Förster Jesuitenpater, I. F. Brems L Lo. 1884er Pispvrter Goldtröpschen, Gotthels kühne. Schnepsen-Bastete. 1868er Lhateau Latour, I. F. Brems L Lo. Arac-Auslans. Metzer Hühner mit Schmorsrüchtea und Salat. 1874er Lbatean Margaux Grand Erst, Gotthels Kühne. Stangrnspargel Mid Zuckererbsen 1888er Rüde-Helmer Katerloch, Gotthels kühne. Gesrvrne« n. Banmkncken. Deutscher kchanmwetn, Matheus Müller. Nachtisch. Weißer Portwein (Nektar), Kelleret A. Neumever. Aus der Ehrentafel prangte der kostbare Silberschatz o;r Stadt Leipzig in silbernen und goldenen Pocalen, Bechern und Aussätzen, darunter der historische Lutherbecher Bon den vielen Namen der Tbeilnehmer seien nur folgende herausgegriffen: Staatsminister von Boetticher, Iustizminister von Leonrod, Oberbürgermeister vr. Georgi, SlaalSsecretair von Schelling. Reick«anwalt vr. Tessendors, von Lerchenfeld« Köfering. KreiSbauptmann von Ehrenstein, Senatspräsident vr. Drechsler. BnndeSrathSbevollmächtigter vr. Neidhardt, Gebeimrath Oberbürgermeister vr. Miguel, General-Consul vr WachSmuth, Major Neidbard, Geh. Kirchenrath Professor vr. Fricke, Minister von Beulwitz-Gokha, StaatSministcr von Stark-Rudolstadt. von Kleist-Schmennn, Gras von Hohenthal- Bergrn, Generallieutenant von Tichirschky-Bvgendorff. Polizei- director vr. Bretscbneider, Iustizminister von Abeken, von Unrnh-Bomst, von Behr-Behren hoff, von Geldern-CriSpendorf. hanseatischer Ministerresident Krüger-Berlin, Professor Wind- scheid, Min. R. Heller, Professor HiS, Generalmajor von Reyher, BundeSrathSbevollmächtiqter von Selkmann, Unter- staat-secrrtair von Puttkamer-Straßburg, StaatOrath vr Buchka-Schwerin, StaatSminister von Kvnneritz, Bürgermeister vr. Trvndlin, köniql. württembrrgischer Staatminister von Faber, von Maltzabn-Gultz, Generalmajor von Tschirschnitz. Geh. LandeS-OberregierungSrath vr HagenS-Berlin, Ober- postdirector Walter, Gras Hohenthal-Pücbau, Geheimer Rath Windisch, Superintendent v. Pank, Minister Flor-Oldenburg. Mendelssohn'« .Festgesang", auSgesührt von der Büchner' scheu Capelle, war verrauscht, Richard Wagner'« Ouvertüre »u „Rienzi" war verklungen, da erhob sich Herr Ober bürgermeister vr. Georgi und richtete folgende Worte an die Erschienenen: Hochangesehene Festversammlnngt Es ist ei» hohes und wunderbar schönes Fest gewesen, welche- heute unsere Stadt mit seinem Glanze ersülli hat und zn dessen au-klingender Feier diese Hobe Versammlung sich hier vereinigt hat. Ich danke Allen, welche nnserec Bitte dazu freundlich Folge geleistet haben, und wünsche nur, daß die an- ollen Dheilen de- Reiches zu uns gekommenen Vertreter der deutschen Regierungen wie de- deutichen Volke« sich überzeugt hoben mögen, wie »nsere Stad« der großen Bedeutung des heuiigen Tages und der ihr daraus erwachsenen Pflichten sich voll bewußt gewesen ist. Dem obersten denlschra Bericht-Hose, der seit nunmehr 9 Jabre» seines hohen Amtes in WeiSdei«, Unabhänigkeit und Gerechtigkeit gewaltet und sich Ansehen und Vertrauen im deutschen Volke erworben hat. soll eine schöne und würdige Stätte seiner Wirksamkeit eröffnet werden: mit Theil- nadme blick! unser ganze« Volk ans diese« wichtige Frieden-wert, aus diese edle Frucht der Einigung de« Vaterlandes, wa« ober dem heuiigen festlichen Vorgänge nicht nur de» äußere» erhebenden Glanz verliebe», sondern seine innere Bedeutung erhöht und gestärkt hat. da« ist die Theilnahme unsere« erhabenen Kaisers und de« er- haben«» König« unsere« Laude« gewesen. Unser gemeinsamer Dank richtet sich daher zunächst zu dem Kaiser. Er Selbst hat Mitwirken wollen, dem hohen Gerichtshöfe die würdige Stätte zu bereiten, Er hat damit bekunden wollen, wie sehr Ihm die Entwickelung dieser wichtigen Institntion nufere- Reiche« am Herzen liegt. Und mit stolzer Freude habe» wir »n« dabet vergegenwärtigen dürfen, wa« Alle« wir der ernsten und entschlossenen Thatkrast diese- ingendlichen Kaisers schon verdanken Au- dem tiefe» Leide über di« vou Gott uns auserlegle« Prüiungeu. aus tirsrr Trauer über den Verlust zweier uns so überaus theuren Kaiser hat »aser Volk an dem jungen Kaiser stck wieder onsqerichtet, Er hat »n« wieder Freude an der Gegenwart, Vertrauen in die Zuknnst gegeben, »,d wenn fremd» Völker ihm freudig znorjubelt haben, so m»ge »nser Indes Alle« übertönen, denn für on«. für »nsern Frieden ist er «iSqezoge», für «G arbeitet er mit rnheloien. Schaffe». Und mir Er Selbst «G dt« Grnndlagr ordeidlicher Entwickelung »nsere« Reiche« da« Vertraue» Seiner hohe» Verbündeten erdtnkt. s» gilt unser nno »»sere« Valke« Laak anch den hohen Regierungen, welche durch die Entsendung ihrer Ver treter hoben bez ugen wollen, welch fördernd«» Wohlwalleo anch st« diesem hohe» Gerichtshof« zuwende». nnd ml« sehr fie darrt« sind. »» seinem i -sten nnd damit znm Wahl« nnsrre« Volke« » schöner Eintracht n >,«wirken. Ich bitte da har, dm, GMbte, mörmste» Danke«, welche »»« erfülle», AnSdr^k w «che», MW» wir rnjrn: Hock lebe Se Mojestst« der dcutschr kaff« köat, Wilhelm w» Preußen, hach lebe, dt« »erbünoetr» Fürste, mch ßmtt, Süüdmk Sie lebe« hoch! Begeistert stimmte die versommlimg i, da» Hoch«»f «t», »ährendvem die Capelle die Nattomalhh»« ' Jetzt richtet« Herr Staatsecretak von Schelling «n di« Versammlung folgend« Worte: Hochgeehrte Bertainniluiial Wir begehen heute eine» Ehrentag skr da- deuische Reich. Dat Reichsgericht übt nicht eigenes Recht auS, eS hat dasselbe in Lehen empfangen von de» deutschen Fürsten und den sreien Städten. Richtergewalt und Herrschergewalt, daß sind die ältesten ursprünglichsten Attribute de« Herrscheramtes, das Schwert da« Attribut des Herrscherthums, dar Scepier daS Attribut de- Richter« amte-. Der Satz, daß Macht noch außen und Recht nach innen wohne, hat sein« Geltung nicht verloren. Se. Ma>eftät König Alber« ist geziert mit dem Lorbeer de« siegreichen Heersührer«, wie nicht minder mit HerrlcherweiSheit und Gerechtigkeit, welche »«sichtig die LaadeSgesetze ersaßt. In der Ausübung de« bestehenden NechtS zeigt sich dir leitende and des Kenner« und Gönners. Zeuge find die Zierden der uristensacultät der Universität Leipzig, Zeuge ist der heutige Tag, welcher durch die Anwesenheit Sr. Majestät da« historische Gepräge eine« Gedenk- und Ehrentage« verliehe» hat. Im Dank daiür wollen wir ta Ehrerbietung die Bläser erheben and in de« Ruf riustimmca: Se. Majestät König Albert von Sachsen lebe hoch! Mtl stürmischem Jubel antwortete die Versammlung in laut erbrausende» Hochs. Die Sachsenhymne ertönte im Anschluß an den Trinkspruch. Sodann folgte mit einem Trinkspruch Herr Iustizminister v. Abeken. Derselbe prieS die großen Verdienste des Reich«, gericht« um die Rechtspflege, um die Begründung seiner Ent scheidungen, als den Bewahrer eines Schatzes von Bausteinen zur Gesetzgebung und toastete, indem er die Verdienste hervor hob, welche da- Reichsgericht in der Erfüllung feiner hohen Mission bisher geleistet habe, auf da- Reichsgericht und aus da- Wohl seiner Mitglieder. Im Namen der Letzteren dankte Herr SenatSpräsideut vr. Drechsler und Widmete der deutschen, reich-treuen Stadt Leipzig, die an Aufopferungsfähigkeit ihre« Gleichen suche, ein lebhaftes Hoch. Herr von Unruh-Bomst, Vicepräsident de-Reichstage«, sprach Namen« de« deutschen Volke- und prieS den Fürsten BiSmarck, unseren große» Kanzler, als den beste» Freund de« deutschen Volke«, der. wie der Prinz im Märchen, die schlafende Seele de- Volke« durch das erlösende Wort geweckt hal. Hier im Inneren eine« köstlichen Werkes deS Frieden-, de« Deutschen BuchhäiidlerhauseS, im Mittelpunkt des geistigen Verkehr-, hier werde daS geistige Wort gesonnen, hier sei der geeignete Ort, dem treuesten Freunde de- Volke« ein volles GlaS zu bringen. In lebhaftem Hoch gedachte die Tafelrunde deS Fürsten BiSmarck Die Musik spielte, hieran anknüpsend: „Deutschland, Deutschland über Alles". Nunmehr erhob sich Herr StaatSminister von Boetticher. Den letzte» Gruß, de» Sie so begeistert ausgenommen haben, er galt unserem großen Kanzler, de« deutschen Volkes besten Freund. Und so gestatten Sie mir, al» einem seiner Gehilfen, baß ich daran anknüpse, daß ich Ihnen sage, daß der deutsche Kanzler den heutigen Tag mit voller Liebe begleitet bat, den Tag. wo ein neuer Stein, ein neuer Kitt für daS Reich gelegt wurde. Deutsch sind wir immer gewesen, deutsch haben wir vor 1870 gedacht und deutsch denken wir, solange unser PulS- schlag geht DaS Verdienst de« Fürsten und Staatsmann« ist e« gewesen, daß er da« deutsche Gefühl, da« deutsche Be wußtsein in uns geweckt hat. DaS deutsche Reich wurde mitbegründet durch die Vertreter de- deutschen Volke-, welche« in der Errichtung de« Reich« die Befriedigung seines Sehnen« empfand. Ein Reich wollten wir haben, fest nach außen, ein Recht und einen Richter, diese Ziele sind un« gemeinsam. Wir wollen daran sesihalten und darin gcmein- am arbeiten. Nach außen und nach innen wollen wir e« belhätigen. Ter gedeihlichen Entwicklung de- Vaterland«« bringe ich mein GlaS auf einen Kaiser, ein Reich, auf ei» Rechl und einen Richter mit dem Wunsche, daß wir darauf hinarbeiten mögen, einig sein nach außen, einig werden nach innen. W>r wollen un« darin von keiner Nation über treffe» lasse«. Unser deutsche- Vaterland, da« Volk darin und dessen Vertreter hoch! Hieraus sprach Herr Bürgermeister vr. Tröndlin. An einem so großen historisch-wichtigen Tag. wie der heute em pfundene, habe auch Leipzig, welchem allezeit di« Tugend nach- gerühmt werde, eine gute, brave, deutsche Stadt gewesen zu sein, e« an Herzlickkett in Empfang seiner hohen Gäste nicht fehlen lassen. Den Gästen der Stadt Leipzig galt Herr» Bürgermeister Vr. Tröndlin'« Hoch Herr Oberbürgermeister Miquel toastete sodann aus da« Wohl des Herrn Präsidenten vr. von Simson, eine« Manne«, der seil 40 Jahren für die deutsche Einheit gekämpft habe. deS Führers und Leiters de- ersten Parlament«, der an ollen Phasen der Reichsentwicklung tbeilgenommen und dessen Hand die Führerschaft von Parlament und Reichsgericht übertragen worden sei. Mit diesem Trinkspruch endete die Reihe der glänzenden Tischreden; die Tafel an der zum Schluß vorzügliche« Münchner Kindl getrunken wurde, hielt aber noch lange die Vertreter der Stadt und ihre Gäste zusammen. Verein Leipziger Luchdruckereibefitzer. * Der Vorstand de« Verein- hatte für Dien-tag, den 30. Oktober, eine Versammlung autgeschrieden, in der sowohl über die Thäiig kc,t de« Schiedsgericht- al- über die in der Druckerei von Ramm öd Seemann von den Geyilsen beliebte Arbeit-einstellung Bericht erstattet werden sollte. Heber den letzten Puuct ist on- seiten» de« Verein- folgender Bericht zugegangen. BiS zum 1. Januar 1887 lag die Ueberwachung wegen Ein haltung und Durchführung des deutschen Buchdruckertorise-, nach welchem in Leipzig die Entlohnung der Gehilfen ersolg», anSichließ« lich in den Händen einer Geliilsen-Loniinissio«, Tariscommisstoa genannt. Von, genannten Tage ab trat aber on deren Stelle da« im deutschen Buchdruckertarij vorgesehene, au-5 Principalen uud an« b Gehilfe» bestehende Schiedsgericht. Die Wirksamkeit dieses Schied- gerichtes kann al- eine segensreiche bezeichnet werden. Sowohl hinsichtlich der Ein- wie der Durchführung de- Tarife- dat da- Schiedsgericht Ersolge zu verzeichnen, wie sie bis jetzt in Deutschland noch nirgend- erreicht wurden. Besonder« hervorgehoben zu werden verdient, daß diese Ersolge fast ausschließlich der Initiative der Principale zu ver danken gewesen sind, «l« in, Buchdruckergewerbe völlig neue Ein- richtung wurde ein „ArbeitS-Nachwe,-" errichte». Derselbe sollte dem Schiedsgerichte eine Execuiive werde», ohne welche« ein außerhalb des Gewerbegesetzes stehende- Schiedsgericht gar nicht möglich ist, uud daun sollte er der strengen Durchführung de- Tarife« wesentlichen Vorschub leisten. Der Arbeitsnachweis sunctionirte auch vortrefflich, er hatte die aus >hn gesetzten Erwartungen noch überlroffen, wenn die Gehilfen die nvthige Einsicht besessen hätten. DaS war leider nicht der Fall; anstatt da- Schiedsgericht und den Arbeit«. Nachweis auSzubanen, verlegte man sich aus Bestrebungen, welche daraus zielten, die Verwaltung de- ArbeitS-NachweiieS, die bisher tadellos gewesen und von einem Gehilfe» geführt wurde, in die Hände de« Verein« Leipziger Buchdruckergehilien hiuüberzuipielen. Als diese Manipulationen nicht gelange», fing man an, den Arbeit«. Nachweis mit Mitteln zu bekämpfen, die alle«, nur nicht schön waren, «ad schließlich hob die «ehilseuschaf» den Arbeils-Rachwei« aus, wozu fie nicht da« geringste Recht hatte, weshalb derselbe auch sott- geführt wird Dieser Beschluß wurzelte aber nicht nur in der An>mosität gegen de» ArbeitS-NachweiS, al« vielmehr in der gegen das Schied«, geeicht überhaupt. Daß ein gnt fnncliontrrnde« Schiedsgericht der All- armeinheit nur »um Segen gereichen mnß, ftehi ebenso fest, wie die Lhatsache, daß der Eiustnß der Führer der Gehilseaschast durch dt« Thitigkeit de« Schiedsgericht« ei» minimaler wird, auch der freie» Bewegung der sog. Versammlungen steht die Existenz de« SchiedSgerichie« hemmend gegenüber, insofern, al« e« in alle» Lohn streitigkeiten di« höchste Instanz bildet. Die Leipziger Gehilfen hob«, sich m» dt«'« »nnmftößlichr» Wahrheiten dadurch herum geschlängelt, all st« die rrngaug« erwähnte „Gehtlsen-Taris-Looi Mission" »och nicht sterbe» ließen; brauchte «an zur Auffrischung seine« persönlichen Namen« »der z» sonstigen Zwecken einmal eine« Attentäter«, s, »rat di« Geh»lse»taris«.Lom«i>siou ans de» Plan, sich »eber nn> di« Existenz de« Schiedsgerichte«, noch um die Existenzen ihrer Lolleaeu kümmernd. Einer solchen Ans. »allnng einer «ne» Laris^lommission verdanke» die Leipziger Gehilsr, nenerdtng» scho» 2 »rbeilEnftelluagea. Die erster« fiel M UngnnRen brr Gehilsr, an« nnd der nenesten bei An»« G «er»»»» schein» »« nicht besser zu er» d« lttzlgrnannten Druckerei warde ohne jede Venach da« Schiedsgerichte« »an der erwähnten Taris-Lommission eine Arbeitseinstellung in Scene gesetzt, die de» -ieflar» vuch- drnckereibesitzern die günlitgste Persperliv« eröffnet. Die Gehilfen von Ramm Sr Seemann verlangten Folgender: 1) Verloosung de- säninillichcn ManmcriplS, gleichgiltig ob daH. selbe im Verechnen oder gewissen Geld gesetzt wird. 2) Stricte Bezahlung jedweden Satze« »ach drin Allgemeinen deutschen Buchdrucker-Tarif. 8) Abstandnahme von der Maßregel, Gehilfen au« dem Börsen- blatt in den Werksatz zu versetzen. 4) Al« Folgerung benannter Punkte ersucht die Gehllsenschast Ihrer Offici» um Enthebung d«< ersten sowohl al« drS zweiten jeweiligen Metteurs von ihren Posten, uud zwar deSwillra, «m die Gehllsen de- Börsenblattes ln Zukunst betreffs Benachtheilignng zu bewahren, und iu zweiter Linie, »m ein beiderseitige« bessere« BerhLItniß herbeizusühreu. b) Abschaffung der willkürlichen Lxiraftnnden und zwar derart, al« den Belressende», welche länger als die im Toris vor- geschriebene Arbeitszeit arbeiten sollen, dasselbe Tag- vorher, im Noihsalle jedenfalls aber de- Vormittag- desselben Tage« kundgethan wird. 5) Entlohnung der Maschinenmeister nach den Satzungen de» Turis«. 7) Zurücknahme der Publikation betr. der achttägigen Kündigung sür sämmtltchr lm Geschäft stehende Gehilfen und 8) erklären die Unterzeichneten Gehilfen Ihrer O'ficln, daß sie die Bekanntgabe, al« ela Kranksein daS Arberisverhältniß sofort löse, als sür sie unannehmbar und ersuchen auch betr. dieses um Abänderung. 9) Betrachte» die Gehilfen Ihrer Ofstcin es als selbstverständlich, daß in Folge dieser Maßnahme keiner der betheiligtcn Gehilfen, ohne daß ausdrücklicher Arbeit-Mangel vorliegt, entlassen werden darf. Vunct 4 und 9 wurden von der Firma als unannehmbar erklär« nnd infolge dessen die Arbeit eingestellt. Die sich an den Bericht schließende Debatte war selbst verständlich eine sehr bcwegte, die Gehilfen der R. L S 'scheu Druckerei haben sich wegen Taris-Berletzung nicht an die einzig zuständige Behörde: daS SchikdSgcricht, gewandt, sondern haben eine onl alle Fälle unerlaubte plötzliche Arbeitsniederlegung vorgczogen, sie sind dabei dem Lommando der, wie schon erwähnt, seit Kurzem ainiireu- dea Behilsen-Tariscommission gefolgt. Die Gehllsen-Vertretcr des Schiedsgerichte- wußten um den ganzen Streit, anstatt aber schlichten zu Helsen, wurde der Streit geschürt. Infolge dessen konnte man es den Principal-Bertretern des Schiedsgerichts, die in betreffender Versammlung anwesrnd waren, sicher nicht verdenken, wenn sie rtetheu, von Verhandlungen im Schiedsgericht abzusehen. Die Mehr heit war aber anderer Ansicht, man sagte sich, daß die Principale Leipzigs bisher streng an den Satzungen des Tarises sestgehalten habe, daran solle auch der vorliegende Fall nichts ändern, eine dies bezügliche Resolution mit folgendem Wortlaut fand schließlich An- »abme. Die Resolution lautete: Die heute versammelten Buchdruckereibesitzer Leipzigs pro- testiren gegen die einseitige Einmischnnq einer Gchilsen- Taris-Lo»,Mission bei eulslehenken Differenzen unter Um gehung des zu diesem Zweck bestehenden Schiedsgerichts sür Tarisstreitigkelteu zu Leipzig und fordern die Herren Ramm L Seemann aus, die Angelegenheit der Arbeitsniederlegung in ihrer Osficln, bei welchrr nach vorliegendrn Tbatsachen eine Verletzung de- Tarife- seiten- der Firma nicht statt gesunden, dem Schiedsgericht zur Entscheidung vorzulegen. Sie beschließen ferner, bei jedem Ueberqriff der Gehilfin, welcher in keinem Zusammenhang« mit dem Toris steht, sich gegenseitig durch Raih uud That z» unterstützen. Am Schluß der Versammlung wurde noch aus den jetzt noch als SchsedSgerichts-Beitandtheil bestehende» Arbeitsnachweis hingewiesen und die Benutzung desselben allen Eolleqen zur Pflicht gemacht, der ArbkitSnachweis biete den Principalen völlig die Mittel, um sich der Ueberqriffe der Gehllsen-Tans.Lommission zu erwehren; seien die Gehilfen in Zukunft gegen gemeinschaftliche Fortführung des Arbeits nachweise-, so sei eiasach der Arbeitsnachweis von Seilen des Ver- ein« zu übernehme». vermisch tes. — Berlin, 3l. October. Der Großberzog von Meckl en« burgSchwerin tras gestern Abend bier ein »nv »ahm im Hotel Contniental Wohnung. Auch die Frau Großherzogin Vvn Mecklenburg-Schwerin, welche schon Tag« zuvor ihrem er krankten Bruder, dem Großfürsten Georg Michailowitsch, aus dessen Reise nach dem südlichen Frankreich b>« Wirballen ent- gegengereist war, tras mit demselben gestern Abend wieder ein und stieg im Hotel Continental ab. Der Großfürst Michael Nikolajewitsch und dessen Sohn Großsürst GeorgMichuilowilsch wurden gestern Abend auf der Station Cbarlollenburg vom Kaiser begrüßt. Der Großsürst Michael übernachlele daraus »» der hiesigen russischen Botschaft, während der kranke Groß fürst Georg Michailowitsch biS zu der beute Abend sestgesetzlen Weiterreise nncb Canne« in dem kaiserlichen Exlrazuge in Charlottenburq verblieb. — Essen, 30 October. Geb. Commerzienralh Krupp schenkte heute zum Andenken an seine verstorbene Mutter der Stadt 15 000 sür die Anstalt c>r,»er Wöchnerinnen und 20 000 al- Fond« zn Weihi,achlSbescherru»ge,> sür städtische Arme, sowie der Diakonisien-Ansiatt in Kaiserswerth 10 000 ----- Offenbach, 31. October. Ein Neubau in der Waldstraße ist heute Nachmittag 4>/« Uhr «ln gestürzt. Zwei Arbeiter sind schwer verletzt worden, sechs werden »och vermißt. ----- Petermaritzburg.'S. October. Drei weitere Mit glieder der au« 7 Personen bestehenden Expedition nach dem Unizululand sind gestorben. Einer derselbe» führt den deutschklingenden Namen ZietSmann. I)r. Bertram wurde, al« er die drei Uederlebenden »ach Spitzkop brachte, von Eingeborenen beim Ueberschreiten de« Limpopo angegriffen. tz Pariser Bettler. Ein neuer Schriftsteller bat in einem Werk« über Pari« die Studien, die er über den Bellet in der Seinestadl gemacht, veröffentlicht. E« finden sich bann interessante Mitlheilungen über die reichen Bettler, von denen ja auch sonst ost genug die wundersame Mär erzählt wird. Ein alter Mebiciner, der bei den Männern der Facultäl betteln ging, soll sich eine IahreSrente von l5—18 000 Frc«. erworben haben, er lebte vornehm und hielt sich »n Hause einen Bedienten. Das war da« Resultat der polizeilichen Untersuchungen, al« die Polizei endlich aus ihn aufmerksam gemacht worden war. Dieser Mebiciner, eine« der bemoosteste» Häupter, ging sehr gewissenhast zu Werke und führte ein sorgfältige« Berzeichniß über seine Besuche. Alle Pariser Merzte, dir er aussuchte, standen hier eingetragen, mit Be merkungen, die ihm für später einen Anhalt geben sollten, z. V. X. Zuerst abweisend, hartnäckig sei». 2. Leichtgläubig und wemerltch, immer gerührt, k. Von seinen Gedichten mtl ihm sprechen. Auch der Tag de« Besuch« und die erhaltene Summe war genau vermerkt. Die besten Geschäfte machen in Paris die Blinden. Ein Bettler in der Nähe de- Boulevard de« CapucineS soll seiner Tochter 30V OVO mit- gegebe» unv nur Parterreloge in der Oper sür sich ge- mielhet haben. tz Eine merkwürdige Passion. E« ist keine Frage, daß manche Passionen an der Grenz« der Geisteskrankheiten siehe». Da wird an« Pari« berichtet, daß e,n Chevalier von Blanville, welcher, seit einem Jahre verheirathct, seine Abende im Club zuzudringen pflegte, mehrmal« bemerkte, daß scine Frau große Unruhe zeigte, wenn er länger al« gewöhnlich zu Hause blieb. Nl« er näher nachsorschle, erfuhr er. daß seine Gattin ebensall« jeden Abend ta« Hau« verlafle und erst gegen lv Uhr zurückkehre. Mit Hilse der Polizei, an die er sich nun wandte, um den AbendguSflügen seiner Frau aus die Spur zu kommen, kam er denn auch dahinter daß dieselbe ihre Abend« un Ambnzu-Theater verbringe, wo sie al« Etatisttn cngagirt sei. Zur Rede gestellt, erklärte sie, daß sie von dieser Passion nicht lassen könne. Der Cbevalier reichte die Scheidungsklage ein. Die Statisten und Statistinnen sind im Allgemeinen all klägliche Handlanger der Kunst rin Gegenstand de« Bedauern«. D>e Passion einer vornehmen Dame sür die- rühmlose Mitwirken bei künstlerischen Nus. sührungen sieht jedenjallS an der Grenze, wo die firrn Idee» und Seelenstörungrn beginnen.
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