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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-04
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1888
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Dritte Leilage zum Leipziger Tageblatt and Anzeiger. V 308. Sonntaft ven 4. November 1888. 82. Jahrgang. istztsuche prompui I Str.«,lj cke» w!« iruch u« Blatte». irftaura t» ko»!» Räder,, »ua«, lle». stell e«»k« « kauft > er»««, tte«nF Die Humoreske unter ThrSnen. Vo-Gustav Dahm». ^ ^ , - N-chtrnck vcib«l«>- „Meißt Du auch, daß heute der Letzte des Monats ist?" fragte, sie ihren Mann, während sie den T>sck deckte. „Gewiß weiß ich e«". antwortete er vom Schreibtische her. die Feder weg und zog da» Portemonnaie au- der e. „hier sind vorläufig sünszig Mark." Fünfzig Mark?" wiederholte sie langsam und blickte lrig vor sich hin. i« trat zu ihm. legte ihm die Hand auf die Schulter sagte: „Du weißt wohl nicht, wa» morgen alle» zu He rr, ist: die Miethe, der Bäcker. Fleischer. Schuhmacher, der fmann. ein neuer Mantel für unseren Will, —" „Ich weiß, ich weiß da« Alles", sagte er scheinbar ruhig, dulde Dich nur noch eia wenig —" „Aber morgen —" „Nur bis morgen früh!" Er war heute den ganzen Bormittag vergeblich umher- äusrn, von einer Rcdoction zur anderen, um die sälligen norare einzucassiren. Aber man hatte in diesem Monat wenig von seinen Einsendungen abgedruckl. WaS ihm an norar zustand, hatte er erhalten. Er wußte, wie un« ügeob e« war zur Bestreitung der Ausgaben, wußte, wie lngend gerade heute eine größere Summe für den Haushalt ' " ' ' Zei z. g»t«' » kausri >, Bl. erb! »L chästllag,, . wird l-, lorderlich war, und als er in der letzten ZeitungSrevaction e geringe Baarschast überzählt hatte, war er verzweifelnd einen Stuhl niedergesunken. So batte ihn ein ihm wohl, llcnder Redacteur gesunden, und auf dessen Verwendung hin ihm von dem Zeitung-Verleger der Auftrag ertheilt den, so schnell als möglich ein geeignete» größerS Manu» t für da» Feuilleton zu liefern. „Eine Humoreske z. B.". e der Verleger gesagt, .eine fibele, ausgelassene Humoreske ein jeder gern." Mit Freuden hatte er zugesagl und sich rt auf den Heimweg gemacht, er wollte da« gewünschte -mscript noch bis zum anderen Tag fertig stellen, konnte doch sogleich da» Honorar erheben. rgen früh", wiederholte er also seiner Frau, „ist Geld ah Dick daraus!" . kann ich da«!" entgegnete sie. „Wie oft hast Du »uctioö'M getäuscht! Du bist zu sanguinisch. Dem Berus ^ürst, willst Du von meinem Berus!" erwiderte er. „Ist —^ eine Beschäftigung, ebenso gut oder schlecht, wie alle ? Und schließlich bin ich in meinem Berufe doch gängig", fügte er scheinbar überzeugt hinzu. Aber im de seiner Seele fühlte er gerade jetzt die drückende Ab« zkeil, unter der er stand, vom Geschmack de« Publi» n seiner Stimmung und der Sorge ums täg- fisch schloß er sich ein, um zu arbeiten. Er stützte in die Hand und hatte eben begonnen, sich einen V Stoff zurechtzulegcn, al» plötzlich lebhaft an die in E'psl wurde. wen, mach' schnell auf! Ich bin hier! Hörst Du nnnpachcn I" Hl"-.-die Thür geöffnet hatte, stürmte ein zarter, blond« enth'nabe herein: „Aber Papa, Tu hast ja Willi beute . nicht reiten lassen! Hast Du Willi nicht mehr lieb?" L'östlich blickte das hübsche Kind mit seinen treuen H^^gen den Vater an. . nahm den Kleinen aus seine Kniee, pfiff ihm einige 1'vr und ließ ihn dazu in verschiedenen Gangarten eiten. „Sv. mein Zunge!" sagte er dann und auf die Erbe, „nun geh' zurück zur Mama > ,ck nicht, ich habe zu arbeiten." HHUH fort war. entfaltete er einen Boge» Papier, »och einige Male im Zimmer aus und ab und erste Zeile schreiben, als sich von Neuem schöiie Wao Klopsen an der Tbür hören ließ: „Ich bin's H cn!" ries Willi. . Mama ist zum Kaufmann ge hst mich nicht mitgenommen. Es ist so kalt, i Dir bleiben, Papachen?" ^.a.'wenn Du Dich sttll verhalten willst." er Knabe ging in einen Winkel deS Zimmer- und spielte eine Zeit lang ganz ruhig. „Gicb mir ein Bilderbuch, !" bat er dann. er ! later gab dem Kleinen eine illustrirte Zeitschrist, und r beschäftigte sich Willi in seinem Winkel, lkich friert, Papa!" sagte er nach einer Weile, bei' Junge, eü ist doch nicht kalt," versetzte der Vater in lllcra^Muidert. „Komm her, setz- Dich in die warm- Sopha- saß W,,,j Minuten ruhig. „Etwas jlbiMcn, Papa!" flüsterte er dann. „Mir ist hier so trocken." M ioIkbkI?W" k^bte er nach seinem Halse. Der Vater stand auf und ' ^ ^e ihm ein Glas Wasser. Beim Abendbrot) hustete Willi mehrere Male und die stlter fand ihn auch ein wenig heiser. Sic brachte ihn inS N. Als der Vater an Willi's Lager trat, um ihm gute st zu sagen, bemerkte er, daß der Kops des KindeS glübte s die 'Augen fieberhaft glänzte». „Fehlt Dir etwas?" er'den Kleinen besorgt. 2er Kops thut mir so weh," sagte Willi matt. Inwillkürlich fiel dem Vater eine Notiz aus der heutigen Ing ei». Laß die Diphlheritis neuerdings wieder in der lb ktea Reing^ such« «1» Stadt gefährlich um sich greise. Aber er schwieg, um seine Frau nicht zu erschrecken. „Ich muß ein wenig in die Luft gehen," sagte er. indem er den Hut nahm, „bleibe Du bei dem Kinde, in zehn Minuten bin ich wieder hier." Und er ging und holte den Arzt. „Hm, hni, etwas schwächliche» Kind," sagte derselbe, als er dem Knabe» in de» HalS gesehen batte. „Haben Sie guten Wein zu Hause? Nein? Dann machen Sie Znbalatioiie» mit Carbolsäure und hier ist ein Rccept zum Gurgeln." Der Arzt versprach, am andern Morgen wieberzukommen und ging. Der Vater folgte ihm, um das verordnete Gurgelwasser au» der Apotheke zu holen. Für den Rest seine- Geldes lauste er eine balbe Flasche Ungarwein. Einige Stunden daraus versank Willi in einen wohltbäligen Schlaf. „Es geht ihm besser." sagte seine Mutter, die nicht von dem Belt wich Willst Tu jetzt nicht an Deine Arbeit denke», lieber Mann, ick wache ja bei dem Kinde." Ter Mann verließ daS Krankenbett und ging an die unterbrochene Arbeit. Doch ob er auch lange Zeit grübelnd da saß und aus da- Papier starrte, es kam ihm kein heiterer Gedanke. Immer wieder zog eS ihn an da- Bett de« Kinde». „Du mußt die Arbeit beendigen," sagte die Frau vor» wurfsvoll, „eS ist gleich Mitternacht und morgen ist der Erste!" „Ach so, ich muß, ich muß die Humoreske schreiben!" Und abermals setzte er sich an de» Schreibtisch. „Ich muß!" Hastig flog die Feder über das Papier, und bald war die erste Seite voll. Plötzlich aber strich er die ganze Seite durch und warf die Feder fort. „Es ist unmöglich!" rief er. „es ist grausam! Eine Humoreske kann ich nicht schreiben, eine Humoreske unter Thräncn!" Am Morgen in aller Frühe kam der Arzt und fand den Zustand des kleinen Patienten sehr befriedigend. „Tie Ge fahr ist vorüber, aber Sie müssen da- Kind mehr abhärten und besser ernähren; Ihre Wohnung ist auch nicht hell und warm genug." Ein Freudenstrahl war bei den ersten Worten deS Arztes über daö Gesicht de- Mannes geflogen, ein heißes Gebet stieg aus seinem Herzen, und alS die Frau ihn jetzt bat. sich auf einige Stunden niederzulegcn, ries er: „Jetzt schlafen? Nein schreiben will ich. schreiben muß ich jetzt, wovon das Vater- Herz übervoll ist, von dem Frcudengesüyl über die Errettung deS geliebten Kindes!" Gegen Mittag brachte er dem ZeilungSverleger das Manuscript. „Und daS nennen sie eine Humoreske?" fragte dieser un willig, „ich habe keine Verwendung für solche Gesühls- schwelgereien, und ich begreife den Redacteur nicht, der Sie mir empfehlen konnte." DaS Urtheil des NedacteurS lautete wesentlich anders. „Eine Humoreske istS freilich nicht," sagte er zu ihin, „aber Sie sind ein hochbegabter Schriftsteller! Hier die Adresse eines mir befreundeten urthcilssähigen Buchhändlers, der Ihnen daS ergreifende Stiminung-blld aus der Stelle ab- kausen wird. Fahren Sie so fort, und Sie werden Ihren Weg machen!" Der Redacteur hat Recht behalten. Der Verfasser jenes Manuskriptes wohnt heute mit Frau und Kino in einer hübschen eigenen Villa, sein Name gehört zu den bekanntesten unter unseren heutigen Schriftstellern, und die lange Reihe seiner Erfolge leitete jene bescheidene Ncine Arbeit ein, die er einst nach qualvollen Stunden am Krankenbett seines Kindes schrieb: die Humoreske unter Thränen. Colonialpolitisches. * Die im Gebiete der Deutsch-Ostasrikanischen Gesellschaft hervorgetretenen Schwierigkeiten habe» in einem Berliner Preßorgane zur Ausstellung der Behauptung geführt, daß, wenn auch das Suaheli-Sultanat von ähnlichen Unruhen hemiaesuchk werde» sollte, alS die südlicher gelegene deutsche Jiitercssen'phärc, für diese Unruhen nur die Deutsche Witugesellschaft und deren Vertreter ver antwortlich zu macken seien. ES kann dem gegenüber nur constalirt werden, baß bas gerade Gegen lhcil der Fall ist. Bei allen, welche sich in unparteiischer Weise mit der Entwickelung der Deutschen Wilugeiellschast beschäftigt haben, sowie an niaßgebender Stelle, ist bekannt, baß gerade der Vertreter der Teutschen Wituzesellschast es in hl-ivor- ragendem Maße verstanden hak. sich die Anhänglichkeit und das Vertrauen der Suaheli und der sonstigen Einwohner des SuahelilandeS zu erwerben, und daß der selbe nicht nur seiner Gesellschaft, sondern auch Len deutschen Interessen im Allgemeinen die werthvollsten Dienste geleistet hat. E- wird dies durch amtliche Schriftstücke bezeugt, u. a. durch Berichte des deutschen Generalkonsuls in Zanzibar, sowie durch Eingaben der Aelteste» von Lamu an Se. 'Mnesiäl unseren Kaiser und an die Deutsche Witugesellschaft. Wenn >n> Suabelilande keinerlei Unruhen ausgebrochen sind und hoffentlich überhaupt nicht zum Ausbruck gelange» werden, so dankt man dies in erster Linie dem Einflüsse des Vertreters der Deutschen Witugesellschaft. Ties zur Richtigstellung einer LeSart, deren unwidersprochene Verbreitung das Ansehen und daher die Stellung der Deutschen Witugesellschast im Suahelilandc weit eher zu compromittiren geeignet erscheinen könnte, als die so zu Unrecht beanstandete Thäligkeit deS an Ort und Stelle wirkenden Vertreters der genannten Gesellschaft. * Im Gegensatz zu der durch die Reuter-Agentur in Zanzibar verbreiteten Nachricht, daß ein neuer Angriff aus Bagamoyo seitens der aufständischen Araber bevorstehe, verlautet aus sicherer Quelle, daß die Lage in dem genannten Hasen sich gebessert hat und keine Ruhestörungen erwartet werben. Da- nördlich von Bagamoyo gelegene Dois Winbi, dessen Bewohner die Insurgenten durch Zufuhr von Pulver und Waffen unterstützten, ist am 31. v. M. durch S. M. S- „Sophie" zerstört. * England bereitet die Annexion eine- großen TheileS von Borneo vor. Londoner Blätter berichten, daß ein Vertrag zwischen der britische» Regierung, der britischen Nord-Borneo-Gesellschast, dem Rajah von Sara wak und dem Sultan von Brunei zur Errichtung eines britischen ProtecloratS über die Gebiete der drei Letzteren abgeschlossen und vo» diesen bereits unterzeichnet worden ist. Tie „Pall Mall Gazette" bemerkt hierzu: „Die kurze Lauf bahn der britischen Nord-Borneo-Gelellschast ist namentlich deshalb nützlich gewesen, weil sie die Regelmäßigkeit illustrirk. mit welcher Territorien dem britischen Reiche einverleibt werden. Es giebt drei Grade deS Vergleiches, wie in der Grammatik, so im Staate. Der Positiv ist die concessionirte Gesellschaft, der Comparativ ein Protektorat, der Super lativ Annexion. Borneo ist jetzt in den Comparativ ein« gelrete». Wir werden nicht lange z» warten haben, bi» die Annexion an die Reihe kommt." Zu den preußischen Wahlen. Ikl.6. Berlin, 2. November. Bis zum Jahre 1893 ist jetzt eine preußilche Volksvertretung gesichert, wie sie im W.ient« licken uns rn Hoffnungen und Wünschen entspricht. Eine noch etwa- stärkere Vermchiung der gemäßigtliberaleu Partei hätte dem neuen Abgeordnetenhaus ein noch freundlichere- Aussehen gegeben und hätte wohl auch der im Volke vorherrschenden Gruud- stimmung noch mehr entwrochen,- indessen man kann auch Io einer ersprießlichen fruchtbaren W rksamkctt der Volksvertretung not Vcr. trauen eulgegensehen. E ne starke conservalive und eine starke gemäßigtliberale Partei werden in ihrem Zusammenwirken die beherrschende parlamentarische Stellung eiunchmen und der Gesetzgebung die Richtung geben. Auf dieser Parteicoalition beruht jede gesunde Entwicklung de- politischen Lebens im Reich, wie in Preußen. Es ist ein bedeutungsvoller Augenblick, in welchem das neue Abgeordnetenhaus gewählt wird. Zum ersten Mal hat unser junger Monarch die Stimme seine- Volkes vernommen, und eS tritt ihm sür die entscheidung-vollsten ersten Jahre seiner Regierung eine Volksvertretung entgegen, welche in ihrer Mehrheit Erhaltung guter bestehender Einrichtungen mit be sonnenem Forischreiten aus der Bahn zeügeuiäßer Reformen ver bunden zu fchcn wünscht, fern von radicalen Bestrebungen, mögen sie von der rechten oder von der linke» Seite kommen. Man darf da- Vertrauen haben, daß eine solche Volksvertretung auch der eigenen Gesinnung unseres königlichen Herrn entspricht und daß er in ihr treue Unterstützung in seinen aus da- Wohl des Vaterlandes gerichtete» Bestrebungen findet. Es ist ein verheißung-reicher Beginn der neuen Herrschaft, daß ihr eine Volksvertretung enlgegenkommt, welche alle Gewähr einer ersprießlichen, mit der Regierung in de» großen Brnndziklen der Politik übeieinstimmenden, »ach positiven Leistunge, strebenden IHLugtcü bietet. Die Fortschritt-Partei ist zu einer ohnmächtigen und unschädlichen kleinen Gruppe zusammengeschmolzen; die Ultramontanen stehen vereinzelt da und habe» sich durch das erneute offene Hervorkehren der intransigenten und radicalen Seite de» Anschluß au recht- sehr erschwert; innerhalb der conservaliven Partei wird, w e aus zahl reichen tztimmungsanzeichen hervorgeht, die gemäßigtere Richtung mehr als bisher zur Geltung kommen; daS offenbare Mißvergnügen der Extremen beweist, daß auch sie dieser Ai,sicht sind. Da- Alles berechtigt zu guten Hoffnungen aus die Wirksamkeit der neue» Volks vertretung, die am 6. November gebildet werden wird. Sichere Mandatsgcwinnc der nationalliberalcn Partei bei den Wahlen sind nach den bi- jetzt vorliegenden Nach richten in folgenden Wahlkreisen zu verzeichnen: 1) Königs, berg in Pr. (bisher freis.), 2) Bromberg (bisher cous.), 3) Jerichow (bisher cons.), 4) Altona (bisher freis.), 5) Süderdiihiiarschen (bisher srets ), K) Ltn» (bisher Welse). 7) und 8) Himm-Soest (bisher freis.). 9) Frauksurl a. M. (bisher freis), 10) Landkreis Wiesbaden (bisher freis.), II) Ober. Taunus - Kreis (bisher sreij.), 12) Unterlahnkreis (bisher srcis.), 13) Ober-Westcr wa>d>Kre!S (bisher sreicons.), 14) Marburg (bisber cous.), lö) Gummersbach (bisher cons.). Es gehen also S b.sher fort schrittliche, 4 conscrvative, 1 sreiconscrvalives und I welsischeS Mandat an die Natona lli beralcn über. Dazu komm! wahrscheinlich 16) Stadt Posen (bieh r sreis.) und vielleicht 1 Mandat in Breslau (bisher freis.). Ala Verlust ist dagegen nur rin an die Freisinnigen übcrgeganaenes Mandat in Lieguitz zu be- klagen. Wenn die „Freisinnige Zeitung" auch von dem Verlust iialiviialliberaler Mandate in Solingen und Halle a. S. redet, so ist die- unbegründet. Herr Melbeck, der in Solingen als dritter Abgeordneter gewählt werden wird, hat erklärt, der naiionalliberalen Fraclion brjzutreicn. und Herr Svielbcrg, dessen Mandat in Halle an einen Freicons-ivaliven übergeht, hatte nie der naiionalliberalen Partei angehürl, stand vielmehr de» Dculschsreisinnigen viel näher. Herr von Hergenbahn, der muthmaßlich neue Vertreter von Frank furt a. M.. den Forschriitsblälter beharrlich freicoiiservatw nennen, hat wiederdolt aus- Bestimmieste seine Zugehörigkeit zur uatwnal- liberalen Partei erklärt. Sehr erfreulich ist dos Wahlergebniß in derProvinzSchleS- wig-Holstein. Während sich die Lartelparteien überall glänzend behauvlet haben, werden noch dazu zwei bisher deutsch- freisinnig vertretene Wahlkreise an die Nationalliberalen übergehen, nämlich Altona und Sllderdilhmarschen. In dem elftere» Wahlkreise Halle Herr Häncl noch vor drei Jahre» mit 281 gegen 92 Stimmen gesiegt, jetzt ist er mit 220 gegen 230 Wahlmäaner in der Minderheit geblieben, und da» neue Abgeordnetenhaus wird wohl aus seine Anwesenheit verzichten müssen. In Süder. dühmarichen wird der bisherige sorlschriuliche Vertreter, Pslucg, dem valionalliberaleu Hofbesitzer Kahlcke erli-gen. Die „Nord- Ostsee »Zeitung" saßt daS Resultat folgendermaßen zusammen: Schle-wig-Holsteiu wird diesmal aller Borau-sicht nach in den Landtag eulsendtn: zwei Dänen, deren Anhang in ersichtlichem Niedergange sich befindet, zwei Freisinnige, die lediglich gegen starke Minoritäten das Feld behaupten koaiuea, zwei Teuiichconservative, die nahezu ohne Gegner gewählt sind, drei Freicoaservative, vo» denen einer soft einstimmig, eia anderer nnt erdrückender Majorität gewählt werden wird, endlich neun Nationalliberale, von denen mehrere ohne Geaencandlöaleu geblieben sind und einer den Führer der sreisinnigen Partei au- einem auschciaeud s» sichere» Sitz in Altona verdräugt hat. vermischtes. — Berlin, 2. Novem der. Der Kaiser verblieb während der gestrigen Nachmitlagsstunden in seinem Arbeitszimmer im Marmorpalais und erledigte dort RegieruiigSangelegenheitc». Ter Kaiser verblieb heute im Marmorpalai», nahm dort die regelmäßigen Vorträge entgegen und erlheilte Audienzen. Das Befinden der Majestäten sowie der kaiserlichen Prinzen ist ganz vortrefflich. Für die Uebersiedelung der kaiserliche» Familie von Potsdam nach Berlin sind bi» zur Stunde nähere Bestimmungen noch nicht getroffen worden. — Prinz Friedrich Leopold von Preußen kam heute Vormittag vo» Potsdam nach Berlin und stattete bald nach seiner Ankunft hierselbst der Kaiserin Friedrich und deren Prinzessinnen Töchtern einen längeren Besuch ab. Am Nachmiltag kehrlc Prinz Leopold von hier wieder nach dem Sladtschloß bei Polsdam zurück. — Der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin haben gestern Berlin wieder verlassen und sich nach Schwerin zurückbegcben. — Minister von Maybach, welcher sich von Hamburg nach Friedrichsruh begeben hatte, ist von dort wieder nach Berlin zurückgekchrt. --- Berlin, 2. November. Ein buntbewegtes, farbenfrohes Bild entwickelte sich in der heutigen Mittagsstunde im Thiergarten. Rack der SicgeSallee rollten von allen Seiten Galawagen heran, besetz, mit Studenten im vollen Wichs. Das Cerevis, kühn aus den wohl- frisirten Scheitel gedrückt, mit den Farben ihrer Verbindungen ge schmückt, strahlten die fugendlichen Gesichter von freudiger und zu gleich ernster Festesstimmung. Es galt, den Professoren Gerhardt und v. Bergmann die von der Berliner Studentenschaft geplante Ovation darzubringen. Bon den 78 studentischen Cor porationen, welche die Berliner Universität zur Zeit zählt, hatte sich fast keine ausgeschlossen; jeder Verein entsendete eine Deputatton seiner Chargirtcn. welche mit flatternden Fahnen und Vereinsdanner» anrückicn. Die Form, welche für die Ovation gewählt war, war die eines feierlichen Aufzuges, und ein imposanter, farbenreicher Wagencorso war es, als sich der an hundert Wagen zählende Zug kurz vor 2 Uhr in Bewegung setzte. Der klare Herbsttag und das seltene Schauspiel halten eine Menge Zusckioucr nach dem Königs platz gelockt, über welchem der Zug nun nach der in der Roonftraße 9 belegen«» Wohnung des Professors Gerhardt seine» Weg nahm. Tie Spitze des Zuge« bildeten die sechs Wagen des skideniischen Ausschusses, welche die Fahne der Universität und die Facultätsbanner führte» Es folgte» die Vertreter des medicinisch-chirurgischen Friedrich. Wil Helms-Instituts, an welch m beide Professoren als Lehrer wirke» Weiter kamen der medicinisch-naturwissenschaftliche Verein, die Freie Wissenschaftliche Vereinigung neben dem Verein Deutscher Studenten, der S.-S., D.-C., L.-C. mit den Vertreter» der einzelnen Verbin düngen; es waren somit alle Partcischaltirungen vertreten. Bor dem Hause des Professors Gerhardt, welcher gegenwärtig auch das Rectorat der Universität bekleidet, machte der Zug zuerst Halt und eine Depu- tatton, gesührl von dem Vorsitzenden des studentischeu Ausschusses stuck, vliil. Loose, begab sich zu Sr. Magnificenz. Dort richlete Herr Loose folgende Ansprache an den Reetor: Einmüthig haben sich die Vertreter der gestimmte» Stildciitenjchaft unserer Universitäl heute hier versammelt, um Zeiigniß abzulegen von der Liebe und Verehrung, mit de: sic ihren Lehrern ziigethan ist. Schwere An schuldigungen sind in jüngster Zeit gegen Eure Magnisicenz und Ihren Herrn College». Professor v. Bergmann, erhobentwoiden und schwere Schmach ist dadurch der deutschen Wissenschaft widerfahren; aber der Verleumder hat sich selbst gerichtet, und in hellerem Lichte als je zuvor strahlt der Ruf unserer deutschen Wissenschaft. Wir, die stu- virende Jugend der .llnm mnter öeivliiwivcks, die wir »n dem unsern Lehrern angclhanen Schimpf uns selbst beleidigt fühlten, haben nie gezweiselt, lind wir freuen uns, daß unser Vertrauen in so glänzender Weise belohnt ist. Und so bitten wir Eure Magnificenz, diese innere Huldigung als ein Zeichen unserer unwandelbaren Treue und Hin gebung z» unseren hochverehrten Lehrern gütigst cntgegennchmen zu wollen. Professor Gerhardt dankte in längerer Ansprache. Auch a» die gcsamniten Vertreter der Studentenschaft richtete er Worte des Dankes. Nachdem die Erschienene» ein Frühstück eingenommen, setzte sich der Zug wieder in Bewegung und begab sich nach dein Alexander-User Nr. 1 zur Wohnung des Prof. v.Uöergman». Aucii hier hielt sluck. phil. Loose eine der ersten ähnliche Ansprache, auch hier folgten Worte des Dankes seitens des Gefeierten. Durch die Jnvalidenstraße. über den Königsplatz und die Linden entlang bewegte sich dann der Zug zurück, um sich am Kupiergrabcn auszulösm. --- Prosessor Dr. Th. Kjeruls, Ebes der geologischen Untersuchung Norwegens, ist vorigen Tvniierslag im Alter von 63 Jahren zu Cbristiania gestorben. Durch seiue Forschungen über die ElSzeit in Norwegen, die silunsche For mation üei Cbristiania, die Kartirung von ganz Norwegen rc. hat er fick große Verdienste erworben. Kjerulf war außerdein auch als Dichter und Kunstkenner sehr geschätzt. rt ««NI. 42! »ettßfte r». Bl. erb «er «, iaem ) «Los* Dr»cknei»>I > Ich« «der ei»I > neu. Gei-L ! Uk««r»» »8 «1T 8IL LT « L Von AU»ut»K, Ä«» S. As«ven»der, air stslls Loli «insu Arvs-ssr» Sui'sk ^Wk 82 otm Kreil), xrirns. in äsri rn.O<iernsten I^s-rksr», ck mti* 3,80 211IT1 VerlLS.Ilt'. I L LUIH LLUHHK«IHA»«I*N Lnümnisisvliv II un»I 12,
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