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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-04
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1888
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s. » 1068.) stl». L»4. rä« 80 4- -oktaodal« 11vvl»en nrdrnü»» l uler prrsün- u. and gänzlich >t So. »»«fit. ftatkon. calitäten. SIL sik). »ltbvr. Ile 4 Uhr. ^ l «L«l. i» HK. X»l»«r. ol »er mnskkj ihr. ten. selbst-! l. Otto. I. Gewinn«: oose ä bO >i islfir, Kita,. S mein dies« Sollte irgend j gütigst Notiz 0 bisse. ilitz. Fünfte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 3VS. Tonntag dm 4. November 1888. 82. Jahrgangs hl wenig rrrioig mir verariiger «gtlakion !ach den Erfahrungen, welche die Kranken- d da» neue Krankcncassengesetz gemacht haben, dürfen, daß die freien Tagen sich mehr mit Locialpolitisches. Ein w«rl zur Alters- und IiivaNtzenverstcherung. * Aus Arbeilerkreisen wird uns geschrieben: Da mit Ende des Monat» September nach den Bestimmnngen Kranlencastengesctzes ß. 19. Abs. 4. der Austritt au« den Orts- llkencassen spätesten» 3 Monate vor dem Schluffe deS Rechnung«. eS zu bewirken ist, so wurden auch in letzter Zeit wieder ver- dene Hebel in Bewegung gefetzt, um Mitglieder der Ort-kranken- » zu bewegen, au- der Örtskrankencasse auSzutreten und den n HilsSkrankencasfe« beizutreten, wa» sich jedoch wiederum als recht vergebliche Anregung erwiesen hat. denn die Zuneigung ! Örtskrankencasse ist jetzt unter den Arbeitern eine so große rdea, daß wohl wenig Erfolg mit derartiger Agitation erzielen ist. Na ' " «u bi» jetzt durch 1e mau erwarten Gegenwart und Zukunft als wie mit der alten guten Zeit der gangenheit beschäftigten. Hierbei fei un» gestattet, «inen Blick die Vergangenheit und Weiterrntwtckelung der GewerbS- oder UnungSkranker.cassen zu werfen. Wenn sich vor mehr als fünfzig oder vor hundert Jahren das «dürsniß herauSstellte, für die arbeitenden Clasfen Krankencasfen > errichten, so waren oder wurden diese Lasten den damaligen Zeitver- ältnisse» augepaßt, e» war zu einer Zeit wo e« noch wenig Fabriken, »enig oder noch gar keine verheiratheten Gebilsea gab und nur »eisten- junge ledige L-ute diesen Tasten angehSrten. Die Kranken- siege war in solchen Lasten eine derartige, daß die Kranken zum größ- n Theil in Krankenhäusern ihr« Verpflegung erhielten, denn nur büchst ten waren die Wohn- oder Schlasräume der Gehilfen, die meisten» >m aus« deS Meister- waren, dazu angethan, eine Krankenpflege zuzu asten, die Schlafräume waren meistens auf dem Boden oder in finstern kalten Kammern, und dabei war die Unterstützung eine sehr dürftige. Noch vor 20 Jahren gab e» Jnnungskrankencassen, die ^ Thlr., sage und schreibe einen Thaler, die Woche in Krankheits- fsällen gewährten. Mit der Weiterentwickelung der Industrie gingen auch langsam dir Krankenkassen in ein anderes Stadium über. Das Gesetz Hüber Krankenkassen von 1810 wurde durch da» von 1868 aufgehoben, und viele Lasten entsalteten sich zu recht segcns- dreichea Instituten, die manches Gute geleistet haben, aber unteren »heutigen Zeitverhältnissen doch nicht mehr genügten und durch das dneue Kranken- und Unfalloersicherungsgesetz von 1M3 und 1884 großen 1 Reformen unterworfen wurden. Manches Neue, was früher die Z Krankenkassen nicht kannten, trat zu Lage, z. B. sei nur erwähnt, daß wir durch das Gesetz zweierlei Kranke kennen gelernt haben, erwerbsfähige und erwerbsunfähige; von den Heilmitteln, Brillen, Bruchbändern, Bädern rc.. war den freien Tassen ebenfalls nichts «kannt. derartige Bestimmungen waren vordem nur in Knappschasts- krankencasten zu finden. Daß aus Veranlassung der kaiserlichen Botschaft unsere Gesetze». Heber bei Schüpsung des neuen KrankencastengesetzeS bestrebt gewesen find, die Lage der Arbeiter zu verbessern, muß wohl von allen Seiten zugestanden worden; unsere Gesetzesgebcr haben den heutigen steitverhältnisjcn Rechnung getragen und mehr an die Lage des svcrheiratheten Arbeiters gedacht, welche letztere wohl auch die ' Mehrheit des heutigen Arbeiterstandes bilden und aus diesem Grunde ! die Ortskrankcncasscn geschaffen und in diese Tassen die weitgehendsten Unterstützungen an die Familienangehörigen hineingelegt, wodurch eine gute Aufnahme dieser Tasten von Seiten der Versicherten zu erwarten stand. Obgleich durch das Gesetz, den Detricbskranken- cassen derselbe Spielraum zur Unterstützung der Angehörige» der Mitglieder zugelassen ist, wurde von dieser Freiheit doch nur be- scheidener Gebrauch gemacht. Wegen häufiger Unterlassung der Unter- stützung der Angehörigen ihrer Arbeiter durch die Betriebskranken- caffen, haben wir uns schon einmal in diesem Blatte und zwar unter dem 23. November 1866 dahin geäußert, daß es bester wäre, wenn die Betriebsuntcrnehmer keine Betriebskrankencasscn erreichtet und ihre ' Arbeiter bei der Orkskrankenkasse versichert hätten, um deren Angehörigen die Wohlthat der Örtskrankencasse zu erschließen. Heute können wir onstatiren, daß bereits mehrere Betriebskrankencasteu, worunter eine der größten Betriebskrankencassen von Leipzig und Umgegend, sich itufgelöst haben und der Leipziger Örtskrankencasse einverleibt sind, was sich manche andere Betriebs- und freie Krankenkasse zum Bei spiel nehmen könnte. Diese Zeilen sind aber auch der Zukunft der Krankeucasseu', in Anbetracht der Alters- und Invalidenversicherung ge- widmet. Legen wir uns zunächst die Frage vor: Was und Wie waren die Krankenkassen vor Inkrafttreten des Gesetzes vom 15. Juui 1883, und was sind sie heute? Jeder Fachmann im Krankencassenwesen wird wissen, daß durch das Gesetz alle Krankenkassen, die sich unter da» Gesetz gestellt haben, zu halben Jnvalideucafsen geworden sind. Zum Be- weis sei hierbei angeführt, da» z. B. ein Kranker, der die gesetzt,cki vorgeschriebenen Unterstützungen von '/« oder oder auch '/«Jahren und noch länger erhalten hat, dieselbe Unterstützung von Neuem er- i halten muß, sobald er nur wenige Tage wieder in ein Arbeits- lverhäliaiß getreten ist, und solches kann zu wiederholten Malen stallfinden. Ja Folge besten sind die Krankenkassen schon als halbe Zuvalidencasten zu betrachten. Doch soll hiermit durchaus kein Tadel »egen daS Gesetz ausgesprochen sein, im Gegentheil halten wir diese Bestimmung für eine gute, und da» werden wohl Diejenigen am »eisten zu würdigen wissen, die viele Krankheiten erlebt hoben. ES Pst eben ein Gesetz, was geschaffen ist für Kranke. Gleichzeitig sind aber durch diese« Gesetz erst viele Arbeiter zur richtigen Erkenntlich gelangt, wa- Krankheiten erfordern und zu be- s deuten haben. Früher glaubte man sich hinreichend genug versichert s zu haben, wenn man ein Krankengeld hatte, wa« dem grwötmlichen Verdienst so ziemlich nahe stand, heute greift die Ansicht immer mehr um fick, daß ein solches nicht allein genügt, sondern daß auch die Familie gegen Krankheitsfälle mit geschützt sein müsse und zwar durch freie ärztliche Hilfe und Medici». So wie das Gute des KrankenversicherungSgesetze- sich erst nach und nach Bahn gebrochen hat und immer mehr erkannt wird, daß e« zur Bejseruog der Arbeiterlage geschaffen ist, so gut wird auch später die Alter-- und Invalidenversicherung mehr Anerkennung finden, obgleich der Entwurf in vielen Brdeiterver- sammlungen im Grunde verworfen wird, deren Ansicht wir jedoch nicht theile» können, sondern uns einer besseren Hoffnung bingeben, sei un» gestattet, unsere Meinung über den Entwurf kund z» geben, und einige Vorschläge über die Alter«- und Invalidenversicherung schüchtern darzulegen. Die Srbeiterversicherungen sind bl» jetzt in drei Abtheilungen eingelheilt, erstens die Krankenversicherung, zweiten« die Unfall versicherung und drittens die in Aussicht stehende Alter»- und In validenversicherung^ di« letztere wird meistens ganz falsch be- urtheilt und der ganze Werth der Versicherung nur aus die AllerSv-rsicherung gelegt, während doch die Jnvalidenversiche- rung jedem Arbeiter weit näher liegt als die Altersversicherung. Zur Beziehung vou Altersrenten werden von 1000 Arbeitern höchsten« nur 5—6 gelangen (vorau«gesetzt, daß die Altersgrenze von 70 Jahren zur Rentenderechtigung beibehalten wird), währenddem aus Bezug von Invalidenrente von 100 Arbeitern 1—2, auch 3 ge langen, je nachdem die Krankenkassen die Dauer der Unterstützungen leisten. Hierbei sei bemerkt, daß man die Emvsänger, welche Uiisallrente beziehen, nicht mit hinzuzählen darf, denn sobald die Unsallreate den Höchstbetrag der Invalidenrente erreicht, find selbige nicht berechtigt, Invalidenrente zu beanspruchen, weil für solche Invaliden die Berussgenostenschasten einzutreie» haben. Hierbei sei erwähnt, daß die Arbeitgeber die Kosten der Unfallversicherung allein zu tragen haben, dabei haben die Krankenkassen die erste» dreizehn Wochen eine» jeden Unfälle«, soweit derselbe ErwerbSunsäbigkeit betrifft, zu trogen. Zur Kranken- vcrsicheruna zablt der Arbeitgeber den dritten Theil und der Ber- sicherungspfl chtiqe zwei Dritttheile. Zur Alters- und Invaliden- verficht,ung sollen nach dem Entwürfe je ein Dritttheil das Reich, «in Dritttheil der Arbeitgeber uud ein Dritttheil der Versicherte ausbrrngen. Schau unter dem 12. Januar d. I. haben wir gesagt, daß sich die Invalidenversicherung noch unserer Meinung mehr an di« Krankenversicherung anlehnen sollte, dabei leitet uu« der Gedanke, daß die Invalidenversicherung den Krankenkassen mit zu Übertragen sei. Wir haben schon weiter oben klar gelegt, daß die Krankenkassen, die unter dem Kronkencassengefetz vom 15 Juni 1883 liehen, als halbe Juvalidencasten anzusehen sind, weil ein« KrankheitS- unterftützung, die durch wenige Tage Arbeit unterbrochen wird, nicht al« eine Fortsetzung der vorhergegangen«» Krankheit gerechnet werden darf, und daß eine solche Ara,kheit«unlerbrechung bei einzelnen j Krankheiten zu ermöglichen ist, davon liegen schon mhriockie che -vor, oftmals mag e» wohl blo« au» Rolh getha» ^de» sei», »m dir »ffiMiche »rmenpflege zu umgehe». Da- gegen geschieht den Kranken, denen ein solches Verfahren durch ihre» KrankdeitSzuftanv nicht möglich ist, gewistermaßen unrecht, denn diese erhalten nur ihre vorgeschrirbeac statuta,i che Unter- stützung und dann ist e« au«, von dierab müßte eine zeitweilige Iiivajiden-Unterstützung eintreten und zwar so lange, bis der Kranke wieder erwerbSsähig ist. Damit würde eine große Lücke au-gesüllt, die jetzt »wischen der Kranken- und Jnvalidenversichciung lpeat, denn wo- soll derjenige Kranke anlongcn, der kein Kranken geld mehr bezieht und zur Invaliden - Unterstützung noch nicht be- rechtigt ist, er muß der Gemeinde oder Armenpflege anbeimsallen. and da« ist e« gerade, wa« bei den meiste» Arbeitern eia beschämendes Gesüdl hervorrufi und weshalb die ganze Alters- und Jnvaliden-Ler- sicherung als eine versehlte Arbeiterwohlihal h »gestellt wir». E« wird die Ausgabe unserer Gesetzgeber sein, bei solchen groß- artigen Schöpfungen wie e« da« deutsche Reich dem Arbeitrrstande bietet, solche Lücken möglichst zu umgeben, dann wird es auch mög lich sein, mehr Interesse tür die Invalidenversicherung unter den Arbeitern zu erwecken. Legen wir uns nun zunächst die Frage vor, wodurch sollen di« Mehrleistungen, welche durch die Jnval'denuaterstützung den Krankenkassen auferlegt würden, wieder gedeckt werden? Nach dem Entwurs der Alters- und Juvalidenversicheiung soll der Auswand je durch ein Drittel vom Reiche, vom Arbeitgeber und vom Arbeit nehmer getragen werden. Lossen wir vorläufig die Altersversiche rung ganz aus dem Auge und befassen wir un- nur mit der Inva lidenversicherung. Wenn durch die Krankenkassen di» Inva liden Unterstützung mit getragen würde, io würden die Beiträge, welche Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Alters- und Invalidea- unterstützung zu zahlen hätten, dabiu zu regeln sein, daß die zur Jnvalidenunterftützung gerechneten Beiträge der Krankenkasse zufließen, dadurch will de. nach unserer Meinung, die Kranken- und Invalidenver sicherung in eia besseres Licht gestellt und gleichzeitig würde der Bcr- waliunqsapparot ein eiusacherer sein, wohl würden den Krankencastcn größere Arbeiten auferlegt, die aber wegen ibre« Zusammenhangs, des Ueberqang« von Krankheit zu der Invalidität (wenn auch nur einer zeitweiligen>, weniger Aufwand verursachen würde, al- wen» eia neuer Apvarot geschaffen werden müßte, der vielleicht dem Auf wand der Berussgenostenschasten gleich käme. Ferner würden dadurch die so vielfach angeseuideteli Ouitlungsbücher, die von social- demokratischer Seite als verkappte Arbeitsbücher angesehen werden, überflüssig werden. Wenn die Jnvolideaversicheruaq den Krankencastcn mit übertragen würde, so ließe sich auch die Höhe der Invalidenunlerstützung bester nach den localen Verhältnissen regeln und dem ortsübliche» Tage lohne entsprechend anpassen, als wenn eine gleichmäßige Rentenhöhe für das ganze Reich eingesührt würde, ohne eineu Unterschied der örtlichen Verhältnisse in Anrechnung zu bringen, wa- auch nach unterer Meinung von großer Wichtigkeit wäre und mehr Auklaug bei den Versicherten finden würde. Dem Bedenken gegenüber, ob dann die Krankencastcn, wenn diese gleichzeitig Kranken- uud Juvalidencasten bilden sollten, auch leistungs- iähig erscheinen dürsten, wäre zu entgegnen, daß die» von solchen schon bestehenden Krankencassen. die durch die ausgesührte Kranken- unterstiitziing schon einen gewisse» Theil der JnvaliLenunterstützung in sich tragen, eher zu erwarten ist als von eurer neu zu gründende» Anstalt, weil der VerwaltungSapparat eia weit einfacherer sein würde. Eine Invalidenuaterstütznng. die an» Krankheit hervorgeht, darf auch nicht als gar zu schwer angesehen werden. Uns ist z. B, eine Krankencasse bekannt (mit ca, 3000 Mitgliedern), die eia volles Jahr Krankengeld zahlt und nach dieser Aussteuer die Jnvalideuuuter- stützung eintreten läßt. Nach der durchschnittlichen Berechnung werden in dieser Laste jährlich 4—5 Mitglieder invalid, wovon in der Regel im ersten Jahre der Invaliditil 2 auch 3 sterben, es ist selten, daß nach langer Krankheit noch eine lange Invalidität eintritt, iondern nur noch ein geringer Proeenisay als invalid verbleib». Wir halieu das Zusammentbun dieser Tasse» noch au« anderem Grunde für gul. Wenn z. B. ein Mitglied durch Augenleiden invalid wird und seine Rente bezieht, später aber von einer inneren Krankheit (Brust, Lunge u. s. w.) befallen wird, so müßte diesem Mitglied in solchen Fällen freier Arzt und Medicin gewährt werden, wenn es nicht der Armenpflege anheim lallen soll. Die im Entwurs i» ß. 12 bis 16 enthaltenen Bestimmungen über Wartezeit, zum Bezug von Invalidenrente, Hallen wir für eine zu weit ausgedehnte. Nach unterer Meinung kann die Inva lidenversicherung ebensogut ohne eine große Wartezeit in- Leben treten, als wie seiner Zeit die Krankenversicherung, wo die neu gegründeten Krankenkassen, welche doch auch sofort große Leistuugea zu übernehmen hatten, ohne alle Wartezeit, Begräbuißgeld. Kranken geld, freien Arzt, Medicin, Bäder, Brillen, Bruchbänder uud aadere Heilmittel liefern mußten. Wie sich zu solchen vorgeschlagenen Umwandlungen der Kranken- casten die freien Lassen, die ohne Beisteuer der Arbeitgeber durchkommen wollte», weiter gestallcn würden, ist unS unbekannt, jeüensalls würde diesen Lasst» noch ein weitet Feld offen gelasten lein, um hilf«bedürftige Collegen zu unterstützen, wenn eS auch nur mit Berzichileistnng der gesetzlichen Unterstellung der Lasse geschähe, der 23 des Entwurss über die Aller»- und Invalidenversicherung läßt solche Unterstützungen im weiten Umsange zu, den» er lautet: „Im klebrige» werden gesetzliche, statutariiche oder aus Vertrag be- rubende Verpflichtungen zur Fürsorge sür alte, kranke, erwerbS- unsäbige oder hilisbedürstige Personen durch dieses Gesetz u-cht be- rüdrt." Denselben Spielraum läßt auch der 8 8 des Unfall- vcrsicherungSgesetzeS zu. Als» nur erst die Mittel habe», thua läßt sich Vieles, Was die Alter»-, Wittwen- und Waiseuversicherung anbelongt, so sind wir der Meinung, daß diele vom Reiche allein getragen wird. Die Industrie und da« Gewerbe, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer dürsten mit der Kranken-, Invaliden- und Unfall versicherung zur Genüge belastet sein. Die BeruiSgenossenschasten noch als Träger der Aller», und Invalidenversicherung heran zu ziehen, ballen wir nicht für angebracht, e» möchte für manchen In- dustriezweig schwierig sein, sich concurreiiziähig zu erhalte». Die verschiedenen Meinungen unter den Versichel-ungspslichtigen, die Altersunterstützuiig schon mit dem 60, Jahre, Manche sprechen schon von 55 Jahren, Einzelne sogar von 50 Jahren, eintreten zu lasten, klingt recht schön. Doch woher die Mittel dazu nehmen? Wenn sich noch etwas ermöglichen ließe, so wäre eS vielleicht eine Befreiung der Staatssteuer mit der Vollendung de» 60 Lebensjahres. Daß der Aller«-, Wittiveu- und Waistuunter- stützung nicht der Name Armenunterstützung beigeleqt wird, ist selbstverständlich, gleichzeitig aber dürste die Unterstützung nicht hinter der orts- oder landesüblichen Armenunterstützung zurück bleiben. Es ließe sich wohl auch Manches zu der Alters-, Wittwen- und Wailerversicherung eusfüdren, doch der Zweck dieser Zeilen war mehr aui die Kranken- «nv Invalidenversicherung gerichtet, da in nächster Reichstaassession nicht nur die Alters- und Invalidenversicherung, ionber» auch eine Aendernng des KrankenrasjengcsttzeS vom 15. Juni 1883 voraussichtlich ist. Es lasten sich aus dem Hiergcfagten wodl vielfache Aussetzungen machen, doch dürste auch manches Wort dabei fei», was Anklang finden dürfte. 8». * Ter Streik in der englischen Kohle n-Inv u >t eie. In Derbp traten am 29, Oktober die Delegirten von 172 000 englischen Kohlengruben-Arbeitern zu einer Berothung zusammen. Es wurde berichtet, daß der geforderte lOprocentige Lobnzulchlag in den Graf schaften Lancafhire, Cheshire, Nord- und Süd-Siofsordshire, Nord- WaleS, Lcicesterihire und Sdropshire bewilligt worden fei. In Nottinqhamihire ist der Streik auch so gut wie beendigt. Ja Norkjhire hätten dagegen von den dortigen 47 000 Kohlengruben- Arbeilern uur 10000 die Lohnsteigerung erhalten. Vermischtes. lH München, 1. November. (Zur Gründung eines „KunstiaaleS" in München.) Sei« geraumer Zeit erhitzen sich die Gcmüider über da» von einer hiesigen großen Zeilung angeregte Projekt der Schaffung eines ständigen ..Kunsilaalks" nach dem Muster des Pariser „Salon". In der Presst wird IN leidenichait- licher Weist für und gegen da« Projecl Stellung genommen und totalster weil über da» Ziel h nansgcfchojjen. Die Künsilerichaft leidst, die vorweg in Betracht lammt, wird Milte November zu dieser i» ihren Folgen allerding« sür die deutjche Kunftwel» wich tigen Frage Stellung nehmen. Ueber die Summnng in den Künstler kreisen hat sich bis ang Niemand vom oi'leclwra Stands»»« au« verbreitet, am allerwenigsten jene« große Olait, da« über den lang samen Fluß der Angelegenheit erbost, sich zur Drohung verstug, «veutuell dp, ,,Salo," auch oh», die Kü-ßlirgeuosteuschoft », gründen! Ja der Künstlerschast herrscht — wir sind hierüber gut unterrichtet — seldstverflLadlich unbegrenzte Neigung, die Verkäuflich, lest ber Bilder zu erdöhea, und r» ist durch»»« nicht zu ve,wundern, wenn jede« ähnliche Projekt mit Freuden ausgenommen wird. Nur sind manche Argumente, welche für den „Saal" in« Feuer geführt werden, nicht ganz stichhaltig. Wenn die Münchener Künstlerschast bedeutende Opfer bringen loll durch Bildung von Jurys, welche monateloug zu arbeiten hätten, durch Ausbringung von Mitteln !ür die Einrichtung des betreffenden Institute«, so w ll sie auch einen Nutzen davon haben, weil sie sonst lediglich sür die Münchener Kunstbändler uud Hotelier« arbeitet. Die ganz außerordeuilich hohe Verkauss- summe au« der diesjährigen III. internationale» Kunstausstellung imponirt Denjenigen, welche durch das neue Projeck zu Leistungen derangezogen wer^-> sollen, nicht sehr, denn die Verkäufe von etwa« über eine Million Mark wurden zum allergrößten Theile mit aus wärtigen Künstlern abgeschlossen und ia München selbst ist nur ein kleiner Bruchtkeil sitzen geblieben. Ein berechtigtes Interesse ver fechten auch zwrisellvS Jene, welche sagen, daß die Locolausstellung (gegenüber der Glyvioidek). welche seit langen Jahren ansehnliche Bilder- Verkäufe bewirkt hat und welche »um Budget der Künstlergenossenschast «men respeciablen Procenlsatz beiträgt, brach gelegt würde. Vielfach wurde aber auch daraus hingewiesen, daß Jenen, welche von der Wirblig- keil des „Saals" lo außerordentlich erfüllt sind, vielleicht d e Umge staltung der bisherigen LocalauSstclluug am Köniqsplotz in eine nach dem Paktier Muster gestaltete Ausstellung am nieistcu zu empiehleo wäre. Einen anderen sehr wichtigen Punkt bei diesen Erörterungen bildet die persönliche Seite, welche in den Münchener Blättern bisher uur schwach gestresst worden ist Die Künstler sind bekannt lich r» leichtlebige« lndiSciplintrtes Volk, welche- zwar ia der Ge- »ostenlchast vereinigt, ade- innerlich nach verschiedenen Richtungen und Altersstufen sehr zerklüftet ist. Gleichwie in der Frage eine» KünstlerhauSbaueS insolge dieser Verschiedenheiten ia der Anschauung sich neue Fraktionen bildeten und schließlich die ganze Idee »ck not» gelegt werden mußte, so wird es auch in der jetzigen Frage betreffend die Gründung ciueS „KunstiaaleS" sehr schwer sein, da- ganze heilere uud selbstbewußte Völkchcu unter einen Hut zu bringen. ES »ab allerdings Zeiten, in denen die Künstlerschast inSgesammt einzelne» Männecu solgte, welche in Bezug aus Beaabung und An sehen absolute Autorität genosten. DaS Ware» Gcdon und vo» Miller »so,, welche lange Jahre die Zügel mit Erfolg und Objektivität sührte». Dies bot sich geändert. Unsere großen Künstler ver- ichmädcn es, die Aemter anzunedmcn, welche die Genostenschast zu vergeben hat, uud eS kamen daher an die Leitung ein zelne Männer von großer rednerischer Begabung, welchen jedoch daS Attribut besonder» hohen künstlerische» Ansehens nicht allseitig zuerkannt wird. Daher werden diese Männer in ernsten Fragen und ernsten Zeiten die Künstlerschast niemals voll hinter sich baden können. Man wende hiergegen ja nicht ein, daß der Erfolg der diesjährigen Kunstausstellung da« Gegentheil beweise. Diese regel mäßig wiederkehrenden Ausstellungen werden tdotsächlich von dem geschäftlichen Leiter der Genostenschast — einem erprobten umsich tigen Manne — stet» nach dem gleichen Schema organisirt, dar F. v. Miller »«o. eingesührt und zum Erfolg gebracht hat. Hier nach diesem Muster einen Mißerfolg zu erzielen, wäre «ine große Kunst. So liegt die «eite Wellen werfende Frage der Schaffung eines jährlichen „Kuoilsoales" in München. M — Brüssel, 31. October. Alle zehn Jahre wird von dem belgischen Staate ein StaakS preis sür daS beste in Belgien während diese» Zeitraum« erschienene pbiloso- phis che Werk zuerkannt. Der „Moniteur" veröffentlicht heute einen königlichen Erlaß, durch welchen aus Antrag der staatlichen Prei»iury dieser Preis sür die Zeit von 1878 biS 1887 dem ordentlichen Professor in der pbilo>ophischen Facnllät der Nniversilät Brüstet, Herrn Tiberghien. sür sein Werk „Intrackuction 5 In Mlosopbio ot preparntion 4 I, roötL- pdxsigue" zuerkannl wird. Bei der PreiSvertheilung ver königlichen medicinischen Akademie Belgien« ereignete sich gestern ein Borsall, der allgemeine« Bedauern hervorries. Dieselbe batte den StaalSpreiS sür die Lösung der Aufgabe „l)e I'dzrgiönv »IImeulLirs äans Ia tdärapeutiquo ries mala- 6io»" bestimmt. Al» man den Brief, welcher den Namen de« Verfasser« der preisgekrönten Schrift entbielt, eröfsnete, ergab sich al» Lerfasier der Arzt Herr vr. Scoby in Mont-sur- Marchienne. Derselbe war kurz vorher plötzlich gestorben. — Der Genter Gemeinderath hat den sür alle Kunstfreunde er freulichen Beschluß gefaßt, im Genter Stadlniuseum zwei neue Säle zu eröffnen, welche nur Gemälde der beiden große» flämischen Genter Maler, de« GaSpar de Crayer (1582—I6SS) und VeS NicolauS de Limaeckere, genannt Roofe (1575 — 1646) enthalten sollen. Beide Maler baben hauptsächlich religiöse Gegenstände genialt und ihre Werke sind an den verschiedensten Orten de» Bezirk» Gent zerstreut. Roofe, rin Schüler van Deen'S, war von Rubens und van Dyck in hohem Maße geschätzt und von 1623 bi« 1636 der Doyen der Genter Mater. Sein Haupt, werk, „Die Krönung der heiligen Jungfrau", wie Crayer'S „Die Vision de« heiligen Augustinus", „DaS Nrthcil Salomo»", „Der Märtyrertod de» heiligen BlasiuS" werden diese Säle schmücken. Bei dieser Gelegenheit erfährt man, daß eine an sehnliche Anzahl von Gemälden dieser beiden Meister noch heute in den städtischen Speichern Gent« verpackt liegt. ck. A.-N. DaS 600jährige Bestehe» der spanischen Torte». Am 31. October sind 600 Jahre verflossen, seitdem die erste LolkSverlretunq in Spanien einderaien wurde. König Ferdinand H. von Lastilien veriammelte Mitglieder jeden Stande» um sich, damit sie sür ihn und seine Familie gegen einen Beschluß de« Papste- Partei nähme». Dieser König war nämlich durch drei fache verwandtichofkliche Bande mit dem Hause Hohen st ausen rer- knüpst, indem seine Großmutter Beatrix eine Tochter Friedrich'« IV., seine Mutter Margarethe von Meißen eine Enkelin desselben und seine Schwägerin Loastantia von Aragonien eine Tochter König Maasred's war. Der Gemahl letzterer, Peter von Aragonien, war den Sicilianera zum Herrscher erwählt, hingegen der Papst Karl von Anjou mit der Krone de« Landes bclehnte. Ferdinand IV. unterstützte natürlich Peter's Bestrebungen nach Kräften, woiür ,bn Llemens' IV. Nachfolger, Urban IV.. mit dem Bann bedrohte. Der Papst hatte noch einen zweiten Grund dazu. Ferdinand IV. war in erster Ehe mit Jnez von Portugal v-rmiklt gewesen, einer Enkelin mütterlicherseits vom Geqenkaiser Heinrich Raspe, Landgraj von Thüringen. Ihr Vater Henrico jchenkte ihr bei der Taufe daS eben eroberte Algarviea, das ihr Bruder AlfonS III. nicht herausgab. Er behauptete, eS sei uaver. äußerliche» Kunkellehen, dessen Nießbrauch er an seine Schwester Eulalia von Asturien übertrug. Der heilige Vater stellte sich auch ia diesem Zwist ans Seite ber Gegner Ferdinand'« IV. und verbot de» Lastilianern, ihrem König in einen Kriege gegen den Schwager desselben z» folgen. Sämmtliche Bischöfe uud die den ersten beiden Rangclassea augehörenden Granden, 125 Bürger, 100 Handwerker und 100 freie Bauern Warden am 31. Oktober 1288 im Schloßhos z» Burgos vereinigt, um in diesen Fragen die entscheidende Stimme zu baden. Sie gaben sie zu Gunsten ihres Souverain« gegen den Papst ab. Die LorkeS (io genannt noch ihrem ZusammenkunslSort, dem Hoi) wurden noch zwei Mal unter Ferdinand IV. einberus-n. König Johann von Lastilien verlangte dann erst 1384 ihren Be cheid in seinem Streit mit Johann von Portugal zu hören. Die Schlacht von Bartalba (14. August 1385) war die uumiitelbare Folge. Vier Jahre später bildete sich schon die erst-Reg erungSovvosition, welcher der Herrscher weichen mußte. Die erste Corierauslösuiig fand 1419 statt wegen der Besitzergreifung Madeiras durch die Portugiesen. Am 20. Februar 1420 versammelten sich die sortgeschicklen Abgeordneten wieder, er klärten sich tn Permanenz und beschlosten, daß die Person de« König- ihre» Berathungen fern bleiben müsse und nur die Munster verantwortlich wären. Die bedeutendste Versammlung war wohl 1474, wo die Bereinigung der Kronen von Lastilien und Aragonien, nebst Sicilien und Sardinien ausgesprochen wurde. Die Lorte« wurden am Allerheiligentage 1540 dann nach Madrid verlegt, wo sie am 81 October 1555 die Abdankung Karl'» V. bestätigen mußten. Die Abgeordnrten waren unter den folgenden Regenten an 150 Iadre lang säst ousichließl r.> Werkzeuge der Jesuiten. Sie schlosse» 1859 wider den Willen Pdilipv'S IV. Frieden mit Frankreich, und ihr Votum zwang Maria Tderese zar Eh« mit Ludwig XIV. Sie verstanden sich erst 1725 dazu, die dourboaiich« Erbiolge end- giltig anzaerkennen. nachdem sie Pdilivp von Anjou schon 1713 um König angenommen Halle». 1Id9 rauge» sie Kail IV. eiue ab. Wöhre,d der sraazösischen Occupatio, (1808) tagten doppelte TorteS: die napoleoaisch gesinnte von 150 Abgeordneten in Bayonne, die rein spanische unter Frrdinaud VII. in Sevilla, de- siedend aus 25 Erzb ichösen, 25 Adligen, 25 Generalen »nd 125 Abgeordnete» de« Volke«. Sie gaben am 18. März 1818 eine neue Berlasjung. di, aber nur bis ,um 4. Mai 1814 t» Kraft war. Der Aufstand de« Repudlkaurrs Rilgo sührte 1881 wieder znr Einberufung der Torte«. Tin« freie Verfassung ähnlich der fran zösischen vor 1791 kam zu Siande. Offene Empörung der volks- «rwalt gegen den König solgte der Verweigerung der «anahm« verleiben. Die Abgeordnete» zogen sich nach Sevilla und Cad-x zurück. Erst der 31. October 1833 brachte ibrea Wiederetnzug in Madrid mit der Thronbesteigung der Königin Ldristina. Martine» de la Rosa bewilligte am 14. April da« entnto renl", die Verfassung, welche noch der heuliqea zu Grund« liegt, weiche jedoch von den am 31. October 1838 etuderuseura Tortes zum Theil aufgehoben und durch eine Loplr der Sharte LouiS Pbilippe's von Frankreich ersetzt wurde. Die Auflösungen und Wiedereinberufungen de» Parlament« wechselten nun uuausbörlich. Die Uebernahme der Regierung durch Espartero und die Königin JiobeNa, da» wilde Regiment O'Donnell'S und der Despotismus von Narv4-z änderte« nicht« an den herrschende» Wirren. Blutige Aufstände setzten die Debatten aas der Straße fort. Endlich be- mäLtigtea sich die Generale Prim und Serran», sowie der Admiral Togele de. Gewalt. Sie ließen durch die am 3l. Oktober 1868 versammelten TorteS die Republik aoSruscn. Zwei Jahre später batte aber die Monarchie dir Mehrheit. Der von de« 1870 tagenden Cortes gewünschte König Amadeu«, Herzog von Aosta, wurde schon 1872 wieder von >dneu abgesetzt. Li« zwrit» Republik war nicht glücklicher als die erste. Die Anhänger TmUio Lastelar's. Martinez Camps'», Römers Robledo's » a Zarrilla's dekämpsteu sich uaau«- gcjctzt. Ter Larlistenkrieg verheerte dndei da« Land. Di« Lorte« hoben daber am 30. Decemder 1871 die republikanisch« Ber- sassang auf und wählten Alson» XII. zum König. Die an fangs sehr stürmische Regierung desselben gestaltete sich allmillg zu einer geordneten Staatsverwaltung, bei der das Parla ment die beratbende, aber nicht die dominirende Stimme hat. La- novoS del Tastillo und Sagasta haben sich ein große» Verdienst darum erworben. Sie stehen auch der jetzigen Königni-Regentia Ldriftiue bei. die ihr Land nach gerechten Grundiäven sür ihren Sohn AlsonS XIII regiert. Sie hat durch ihre persönlichen rvleu Eigeu- schasten den Widerstand der Corte» gebrochen, welche ihr Jubiläum uun mit dem Gesühl der KönizStreue feiern können. tz Ernste Absichten. In unserem Europa machen die jungen Männer den jungen Damen den Hof, mit oder ohne ernste Absichten; «S wird darüber nicht so flrnall Protokoll gciührt. Bisweilen erkundigt sich freilich eine vorsorglich« Mutter, ob sich nicht dieser oder jener Verehrer ihrer Töchter erklärt bat? Doch man wartet mit Geduld — und manche« Mädchen nimmt seine Verehrer gar nicht ernst und hält sie an ihrem Zaubersädchen so lange fest, wie r« ihr Vergnügen macht. In Nordamerika gebt man praktischer zu Werke: da sollen sich sogar die gesetzgebenden Versammlungen mit dieser rage beschäst gcn. Die unverheiratdeten Frauen von Minne» ola agitiren sür den Erlaß eine« Gesetze«, daß jeder hrirath«- fähige Mann, welcher einer Jungfrau oder Wlttwe den Hof macht, verpflichtet sein soll, sich innerhalb vier Wochen zu erklären, ob er ernste Absichten hat oder nicht. Die Männer ballen indeß vier Wochen nicht sür genügend, um ein Weib» licheS Wesen kennen zu lernen, sie erklären, daß dafür acht Wochen nöihig sind. In Europa würde ei» solcher Termin viel weiter hinausgeschoben werden, wenn sich überhaupt unsere Gesetzgeber, die Wichtigere« zu thun haben, mit Herzen«, aiigelegenheiten beschäftigten. — Amt und — Heirathen. Magister Tobias Möstei, welcher ans Melanchthon'S Empfehlung im Jahre 1558 zum Rector der Kreuffchule ,n Dresden gewählt wurde und der Stammvater einer in Leipzig «in Jahrhundert hindurch hoch» angesehenen Ratbsherrnsamilie war. kam zu seinem Amte in eigenthümlicher Weise. Bor seiner Anstellung hatte der Dresdner Rath den Magister CSsiuS zum Rector der Kreuz schule angenommen. Bald nachher erhält der Rath ein sehr ungnädiges Schreiben deS Kurfürsten August, datirt vom 20. März 1558 auö Torgau, worin er schrieb, „wie er mit Ungnaden vernommen, daß man gegen seinen Befehl «nd seines seligen Vater« Visitationsordnung, einen jungen» unbeweibten Gesellen als Reclorem der Kreuzschule an» genommen. Der Ralh habe diese« Subjectum al«bald abzuschaffen: übrigens werde er mit ihnen reden, wenn er wieder heimkomme." So mußte CäsiuS wegen Mangels einer Ehefrau seiu Amt im Stiche lasten. Sein Nachfolger, Tokio« Möstel, gab 1566 da- Nectorat aus und siedelte nach Leipzig über, wo er als NathSherr und ProtonotariuS starb. Sein Sohn, I)r. Theodoru« Möstel, wurde Leipziger Bürgermeister und Vesten Sohn Stadtrichter. (Wiederholt.) Umsatz bei der Sparkasse un- dem Leihhause tm M»»at October 1888. Bei der Sparkasse sind 794831 76 eingezahlt*) and 641 026 >k 83 zurückgezogen, überfiaupt aber 20 556 Bücher expedir«, darunter 1344 neue und 819 erloschene. Das Leihhaus hat 181618 — -L aus 13 206 Pfänder ausgeliehen und 171 981 aus 13 943 ringelöste Pfänder zurückempsaagea. und 202 neuen, zu- und zwar bei« *) einschließlich bei den Filialen ia 2207 alten sammen in 2409 Büchern eingelegten 115 614 55 1. Filial ans 168 alte Bücher 6 888 13 neue » 771 ans 181 Bücher 7 659 2. FMal aus 623 alte Bücher 31654 «1 neue . 3 332 aus 684 Bücher 34 986 3. Filial aus 551 alte Bücher 26 248 >4 52 neue » 3 866^1 auf 603 Bücher 4. Filial aus 364 alte Bücher 35 neue » ans 399 Bü»er ' Filial aus 501 alte Bücher 41 neue . auf 542 Bücher 30117^1 15188^1 1 780 58 44 -L 90 H 16 968 ^l 24302» 1580^« 30 4 69 4 -4 25 88, 69 4 Literatur. Die „Ist«"» Zeitschrist für alle natuuuiffeulchajtltche» Lieb- habereien, hcrauSgegeben von 7>r. Karl Ruß (Magdeburg. Lreutz'sche Verlagsbuchhandlung, R. L M. Kretschmonn), enthält tu Nr. 44: Tdierkunde: Allerlri HauS- und Hosgenossen au» der heimischen Thierwelr. (Fortsetzung.) — Die Makropoden-Zucht im Zimmer. (Fortsetzung.) — Eln Rübenschädliug. — Pflanzenkunde: Die An bahnung eine» zweckmäßige» Obstbaubetriebes in Deutschlaud. (Schluß.) — Weitervropheleu ovs der Thierwelt. (Fortsetzung.) — Anleitungen: Meine Aquoneu, Terra-Aquarien. Terrarien und ihre Bewohner. (Fortsetzung.) — Nachrichten aus den Naturanftalteu: Hamburg. — Vereine und Ausstellungen: Berlin - Magdeburg. — Au» Hau«. Hof. Feld und Wald. — Jagd und Fischerei. — Mancherlei. — Bücher« uud Schristenschan. — Brieswcchsel. » Die Nr. 44 der ..tziksiedertc« Wett". Zeitschrift für Vogel- liebhaber, -Züchter und -Händler, herausgegeben von vr. Karl Ruß (Magdeburg, Lreutz'sche Verlagsbuchhandlung, R. L M Krellchmauu), enthält: Die Zucht de« DiamanttäubchenS. — Uebersicht aller Stuben» Vögel nach ihren Eigcnthümlichkciten und ihrem Werth für die Lieb haberei (Fortsetzung). — Beobachtungen an der Frau Gould'S und Wunderschönen Amandine (Fortsetzung). — Dt« verschiedenen Art» der Grasmücken, ihr Gesang and Freileben, sowie ihre Wartung und Pflege als Stubenvögel (Fortsetzung). — Ein Phantasie-Staar. — Ans Haus, Hof. Feld und Wald. — Mancherlei. — Briefliche Mit- thciluagcu. — Aus den Vereinen: Hamburg. — Ansragen und Ans- kauft. — Büch«- and Schrtftenschau. ^
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