Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-05
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sr Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 310. Montag den 5. November 1888. 82. Jahrgang. ll. il. >0^16 Zn den Preußischen Wahlen. M.O. Berlin, 3. November. Die wenigen Mandate, welche !e deutichsreisinniqe Partei bei diesen Wahlen noch retten >rd, gehören säst ausschließlich den groben Städten an. Die »blichen und kleinstädtischen Wahlkreise, welche die rtei bisher behauptet Halle, gehen »hr jetzt säst ohne Ausnahme klaren. Berlin allein wird nahezu ein Drittel der gelammten irlichrittlichen Vertretung im neuen Abgeordnetenhaus ,v n. Daß eine Partei, welche nur noch einige wenige groß- dliiche Mandate zu retten vermag, keinen gesunden Bode» »n lke hat, sondern höchsten- noch die Stimmung eines ganz bc- anktea Kreises einseitigster Interessen und Lebcnsanschauungen stellt, liegt klar aus der Hand. Und in diesen groben Städten st halten sich die Deutschsreisiuntgen nur durch das „elendeste r Wahlsysteme" ausrecht, »m einen in ihrer Presse jetzi geläufigen Ausdruck zu brauchen. Ihren Sieg erringen lediglich durch die erste und zweite Wählerclasse. Ja der dritten, wo doch der Schwerpunkt einer chligen Demokratie liegen müßte, haben sie sehr enig Boden mehr. Die große Menge in den Hauvtstädten ist rialdemokratisch oder konservativ. Da« zeigt sich noch deutlicher S bei den LandtagSwahlea bei den Wahlen zum Reichstag. Bei n letzteren wird die Fortschritt-Partei in den großen Städten »en noch viel schwierigeren Stand haben, al- bei den soeben stalt- ihalteu Wahlen. ES ist darum auch nur Verlegenheit »nd Selbst« stlschung, wenn die Deutichsreisinuigen sich über die soeben erlittene eue Niederlage mit der Hoffnung auf den de:n»ächstigeii Ausschwung ii den Reichstag-Wahlen -zu trösten und ihre muthlos werdenden nliäiiger damit auszurichten suchen. Eine Partei, die nur noch de» großen Städten einigen Boden hat und auch hier sich nur och durch da- Urbcrgewicht der vermögenden Clasje» und gelegentlich rrcti die dtrecte und indirekte Unterstützung durch die Social- mokratie zu behaupten vermag, ist nicht mehr gefährlich. Wir eben den nächste» Reichstag-Wahlen mit demselben ulen Vertrauen entgegen, mit welchem wir in die andtagSwahlen cingetreten sind, und darin können uns ch vereinzelte Mißerfolge bei Nachwahlen, welche i» der deutsch- te:sinnigen Agitation stet- zu wichtigen StimmungSsymplomen aus« bauscht werden, Nicht irre machen. UebrigenS hat es mit den eichslag wählen noch gute Zeit und wer weiß, unter welchem chlachtrus sie stattfiiiden werden. Wie die Sittich.idung im Wahlkreis Bielefeld, wo eS sich kaniillich ui» die Person des Herrn Stöcker handelt, auSiallen ird, ist eine in der Presse mit großer Lebhaftigkeit erörterte Frage, ic Angaben über die Panciverhältnisje bei den dort gewählten ahiniannern schwanken erheblich, so viel scheint aber sicher, daß c Sonservativen allein gegen Nalionalliberole und Deulschsreisiniiige rin durchzadringea vermögen, ganz abgesehen davon, daß auch ler ihnen viele mit der Wahl von so extremen Männern nicht verstanden sein dürsten. Es erscheint uns also ausgeschlossen, daß rr Tlöcker und seine näheren Gesinnungsgenossen die Mandate dortigen Wahlkreises wiedererhalten. Die Nationalliberalen haben Entscheidung in der Hand, und eS wird Sache der conser- tiven Partei sein, ihnen durch Berzichlleistung aus so lt»an- timbare Candidaten der extremsten Richtung und durch E>u- umung eines der drei Mandate das Ziisammengehen zu ermög ä ». Andernfalls wird zu gewärtigen sei», daß zwei Deutsch« eisinnige und ein Nationalliberalec gewählt werden. Da- wird hne Zw.ikel auch die Anschauung der nationalliberalen Wahlmäuuer jenem Wahlkreise sein. Jin Wahlkreis Tborn-Kulm, bisher vertreten durch den eicouservativen Herrn Meister und den deutschsrei« nnigen Herrn Worzewski, sind, wie uns berichtet wird, 310 niervative und uationalliberalc, 130 deutschfreisinnige und IM ivlai'che Wahlmänner gewählt. Damit dürste die Wahl der Herren teilt er (sreiconservativ) und Do mmes (nationalliberal) gesichert nd ein weiteres deuljchsreisinniges Mandat an die Nationalliberalen äergegangen sein. — AusPosen wird gemeldet, daß eine deutich- rcis innige Wählerversaniinlung beschlossen hat, in den ersten HMahl ängen für den deutschsreisinnigen Candidaten. in der Stich, »wähl aber für den deutschen Candidaten zu stimmen. Ein An« »Mag aus eventuelle Unterstützung der polnischen Candidatur wurde IHst einstimmig abgelehnt. Zugleich wurde mitgetheilt, daß 88 Wahl- IMänncr der Carlelparteicn, 86 polnische und 82 deulschsreisinnige gewählt sind. Der Sieg des nationalliberalen »aadidaten dürste damit auch hier gesichert sein. Klufik. lUWM. Die zweite Kammermusik im kleinen Saale des Heuen Gewandhauses fand endlich, als der II. Serie erste, ch wiederholtem Aufschub, Sonnabend, den 3. November It. Wenn auch das Programm nur wohlbekannte Nnm- lern enthielt, war es gerade aus diesem Grunde geeignet. Ie von künstlerischem Ernst getragene Leistungsfähigkeit und !s unentwegte Streben nach steter Vervollkommnung beS nartetleS Petri in ein helleS Licht zu rücken. Gleich s erste Quartett für Streichinstrumente von Mozart (Nr. I, lur) erquickte durch edles Maßhalteil, lieblichen und ein- meichclnden Wohllaut, sowie hinsichllich der Tonabstusung, sich jene seine Fühlung der vier Instrumente untereinander, lche die Kammerinusii der alten Classiker mehr noch als jenige neuerer Tonsetzsr in Anspruch nimmt, daher ein ßerst sorgfältiges Studium bedingt. Hierbei schon bot sich elcgenheit, in Herrn v. Dam eck, der für den in Folge von rbecbürbung seiner Berufspflichten am Theater und Con- rvatorium ausgcschicdenen Herrn Voll and gewonnen urde, einen durchaus tüchtigen und vurchgebildeten Nach her zu erkennen. Das herrliche gedank-nliefe, theilS welt- trückie, theils humorvolle Streichquartett (op. 127, Lsäur) » Beethoven beschloß aufs Würdigste den Abend. Ins sondere erfuhr der breite, warm ans Herz greifende Melodie- lg»ß des Adagios eine ungemein wahr empfundene und ein- ucksvolle Wiedergabe und fand denn auch bei der andächtig tischenden und ergriffenen Zuhörerschaft beredten, in an« ltcndcm Beifall sich äußernden Widerhall. Zwischen den «»genannten Streichquartetten trug Herr Professor vr. Reinccke das Clavierquartett (op. 3, llmoll) von 'iidelssobn vor. Daß diese, von einem erst 16—17jährigen ngling herrührciide Coniposition die Höhe der späteren Werke de- Meister- nicht erreicht, wird wohl allem formalen Geschick ungeachtet kaum wegznleugnen sein. Somit glauben wir auch, keinen falschen Schluß zu ziehen, wenn wir de» rauschenden Betsall, den daö Eiavierquartrtl erntete, auf Rechnung de- ausübenden Pianisten setzen. In der Thal erzielte Herr Professor I)r. Neinecke sowohl in den lyrischen Momenten, mittelst wechselvoller und zarter Färbung des Anschlags, alS auch in dein etwas gestreckten, mit glänzenden Gängen und perlenden Pastagen reichlich bedachten letzten Satz, durch die feurige und virtuose Beherrschung desselben (vorthcilhaft unterstützt von einem toiircichen, satte Klang« schönhcit ausstrablenven Blüthner), eine derartige Wirkung, baß Herrn Prof. vr. Reineckc dreimaliger stürmiswer Hervor ruf zu Theil ward. Adolf Rulhardt. * Bezüglich de- am Montag, den 12. November, in der Alberthalle desKrystallpalasteS statlfindenden Wohl- lhärigkeitSconcerteS zum Besten des Samariter vereins habe» wir weiter zu berichten, daß auch Frau Opcrnsängerin Baumann und Herr Opernsänger Grengg. sowie Herr Organist am Gcwandhause Homehcr ihre Mit wirkung gütigst zugesagt haben. l>. Leipzig, 4. November. DaS Musikinstitiit de- Herrn Carl Schütze veranstaltete gestern einen Bortrag-abenb, an welchem sich Schüler des Instituts in hervorragender Weise bethciligtcn. Das Programm nannte an erster Stelle das Liederquartett von Schu mann op. 47, doch fiel die Nummer aus, weil die junge Dame, welche den Clavierparl zn spielen übernommen, da- Unglück batte, von einem Hunde gebissen zu werden. Die Verletzung erweist sich hoffentlich nicht als gefährlich. Als Ersatz für das Schuinann'iche Werk spielte Irl. Kräh» unter Mitwirkung der Herren Pester (Vionccllo) und Nissen oder Blechschniidt (Violine — ans dcni Pro gramm wurde eS nicht deutlich, da die Milwirkenden »ich: bei den einzelnen Nummern, sondern i» Summa genannt waren), zwei Sätze auS Mendelssohn'- Dwoll-Tiio, und Her, Schütze erfreute die Zuhörer mit der Wiedergabe de-. Omoll-Präludiums und der anschließende» Fuge vou Bach (aus dem ivohllemperirlen Clavier) und eines Impromptus von Schub-ri (.4säur, op. 144). Frl. Strahn spielte dann noch allein die große .4.»äur-Sonate von Beethoven (op. 110) und die 4s «iur-Ballade von Chopin und offenbarte in ihrem Spiele eine sehr redlich gemeinie Absicht. Die Spielerin verfüg! über eine recht hübsche Technik, die, wie es in der Natur der Sache liegt, den höchsten Ausgaben »och nicht gewachsen ist, immerhin aber freundliche Auimunteruiiq ver dient. Wir würden der Spielerin gern einmal in leichtere» Stücken begegnen, in denen die technischen Schwierigkeiten nur soviel Krail in Anspruch nehmen, daß für die Ausarbeitung des geistigen In- bolics ein Uederschuß übrig bleibt. Zwei Zöglinge deS Instituts spielten ferner das conceetante Geigen-Dno von Böriot in recht lobenswerther Weise unü gefälligem Gesanimteindruck. Bogensührun i und Strich sowie die dem Maße der Ausbildung riilivrecbende Technik lassen aus gründlichen Unlerrichl und gute Methode schließen. Die Anweiendeit ermunterten und belobten die Eleve» mit freund lichem Beifall. P Musikalienauction in Köln a. Rh. — Es liegt uns der Katalog einer neuen Kölner Büchcrauction bei I. M. Hcbcrle (H. Lempertz Söhne) vor, welche am 12. d. M. beginnt und an, 3. Teccinber zu Ende geht. Die ganze Versteigerung »msaßt über 6200 Nummern. Ueber ein halbes Taufend Nummer» füllen die Mufikalien und Schriften über Musik. Es scheint, als ob die ver storbenen Geistlichen, welche diese Mufikalien meist sammelten, zu gleich ausübende Künstler gewesen wären. Wie so? — Die beide» letzten Nummern des Katalogs sind — zwei gut erhaltene Violinen liehst Kasten. Die Mnsikali-n kommen am 19., 23. und 24. November und am 1. und 3. Dccember vor. Der erstgenannte Tag ist der siebente der Versteigerung. Wir notiren etwa 1 Dutzend musikalischer Schriften von Thibaut, Spohr, v. Wasielewski, Kreißle, v. Hellborn, Ambros, Iah» u. A. Der eiste Tag bringt über 330 Nummern Musikalien aus einmal unter den Hammer, darunter Oratorien, Opernpartituren, an 60 Werke sür Flöte, einige 60 Gesangsjache» und unendlich viel Pianoiortemusik. Am 12. Tage crichemt noch ein Häuslein Musikalien von Bach, Beethoven, Boüldieu, Gluck, Hatsili, Mozart, Roisini, Schubert, Schumann und Weber. Am vorletzten Auctionstage, dem 18. in der Reihe, taucht noch einmal Musik aus, diesmal Schriften über Musik und Musiker von Gla- senapp. Henscl, Köhler, Kretzichmar, La Maro, v. Nissen, Uübischcff und Schletterer. Am letzten Tage, dem 19., bildet ein Posten Mu- sikalien von nahezu anderthalb hundert Nummern fast den Beschluß der ganzen Auktion. I» dieser letzten Ablheilung fallen namentlich die zahlreichen Clavierauszüge von Opern ms Auge. Die Meister sind Aubcr, Beethoven, Boieldieu. Dietrich. Gluck, Gütz, Grölry, Hörold, Kluqhardt, Mozart, Sponlini, Wagner (7 Werke) und Weber. — All diese musikalischen Werke stammen aus nachgelassenen Bibliotheken einer Reihe von rheiniichen Prälaken und Prosesjoren und des Musikdirektors Fr. Knappe in Solingen. Die Auswahl macht oft dem Geschmacke ihrer Besitzer alle Ehre. * Man schreibt der „Neuen Freien Presse" aus Triest: „Die Opernsaison in unserm städtische» Theater wird erst im December durch den Impresario Stcakosch eröffnet: dafür haben wir letzt eine solche im Polytheama Nossetti. Dieselbe brachte bi« jetzt sechs Aufführungen von „Trovatore" und süns von „Lucrezia Borgia". In ersterer Oper gelang es nur dem neue» Barytonisten Trara- mella, durch seine prachtvolle Stimme sich vielen Beifall z» er werben. In „Lucrezia" debulirle als Duca Alsoiiso der in Italien als bedeutender Künstler bereits anerkannte Bassist Aristodemo Sittich auS Triest und erzielte einen großen Ersolg. Im Fcnice- Theater wurde die Operette: „Hirn ootto in Veiivuia" von Johann Straub zum ersten Male in italienischer Sprache aufgesührt. Die Ausstattung war eine brillante; dagegen mußte sich das Werk ganz merkwürdige Veränderungen geiallen lasse». Bisweilen erkennt inan die Operette des genialen Walzer- könig» gar nicht wieder. Wie man mit dem Texibucte umge- Iprungcn, mag nur Ein Beispiel zeigen. Aus de» drei Senatoren da! man einen Advocalen, einen Arzt und eine» Notar gemacht. Auch hat man Vieles hinzugesügt, wie Couplels. Maskenzüge von Edelleulen und Küchen, jo daß die Operette von 8 bis genen 12 Uhr dauerte. Im Ganze» bat das Werk jedoch lehr gefalle,, und dürste sich lange aus dem Repertoire erhallen. — Der Triestcr Lomponist und Capellmeistcr an der Kirche San Giusto, Herr Rota, hat eine Oper: „Die Studenten", geschrieben, welche in Bologna mit vielem Beisalle gegeben wurde. — Für die Ton- cerliaisoit werden der Violinist Herr Proseffor Joachim, der Cellist Herr Popper und die Pianistin Fräulein Luciant hier erwartet." — In Rom feierte Gluck'S „Orpheus" im Constantin.Theater bei der ersten Aufführung in Italien einen wahre» Triumph. Bier Nummer» wurden wiederholt. Die Kritik lobt Werk und Aufführung enthusiastisch. Die Sängerin Haßreiter als Orpheus hatte großen Ersoig. „Es scheint, Italien rv ll au Tiese des Kunstersasskns seine» alten Ruhm wiedergewi»i>en", be merkt sehr richtig die „Sächsische Landeszeitung". — Abermals ist Goeide'S „Faust" in Musik gesetzt worden, und zwar von dem Componisten Max Zenger. TaS »cue Werk wurde am Königs- berger Sladtlheatcr ausgesührt. ES ist bei dieser Gelegenheit am Platze, zu eiwähiun. wie ost die Oper „Faust" bereits componirt ist. Seil dem Jahre 1813, in welchem Spohr es getlian, bis heule qe- schal, dies sechzehn Mal. Die Coi»poi»ste» sind Spohr, Voß, Bishep, Böaucort, Blum, Berlin, Mryer. Kugler, de Pallaert, Gor- digiam, Wcrsiow'ky, Zach. Gounod, Bola, Zöllner und Zeuger. Die Zahl der Tontünsllcr, die das Sujet als Titel sür Ouvertüren, Symphonien und Scenen benutzten, ist Legion. Freie akademische Vereinigung für innere Mission. * Leipzig, 3. November. Es liegt uns der sechste Semester bericht dieser akademischen Vereinigung für kirchliche Licbestbäiigkeit vor. Es ist ditseiil Berichte zu entnehmen, daß die Vereinigung >n jeder Richtung sich aus der srüheren Höhe erhalten und daß ein immer kräftigeres Leben in ihr pulstet hat. Die Mitgliederzahl stieg während des vergangenen Semesters aus 135, nämlich 1l3 Theologen, 11 Juristen, 6 Philologen, 5 Mediciner. VereinSabenLe wurden im vergangene» Semester 7 abgehalten. Die Zabi der Besucher siel nur seih» unter ca. 50 Muglieder he: ab und cs wurde» die Abende außerdem von zahlreich » Gästen besucht, lieber die Bortragsabendc ist im „Leipziger Tageblatt" auch im vergangenen Semester eingehend reserirl worden, io daß wir es uns versage» tönnen, hier nochmals aus die Vorträge und die Vortragenden zurlickzukoiilmen. Ais Vorstand sür das Wintersemester wurden gewählt' stn-I. llieol. Marschall als Vorsitzender, »ruck, Zur. Oertel als Schriji- siihrer und »ruck, tbeol. Unger als Saigrer. Außer den Vcrrinsabenden fanden in letztvergangenem Semester unter der Leiiung des Direktors Pastor Zinßcr verschiedene Führungen, und zwar zur Besichtigung der Herberge zur Heimat«, und des MarthahauieS. des MartinstistrS und der dortigen Kinder- dewahranstalt, sowie des Pestalozzististes statt. Tie Biblioihek und das wieder eingerichiele Lesezimmer wurden Anfang des Semesters ziemlich gul, zu Ende desselben nur wenig benutzt. Zur Hebung der geielliqei, Unterhaltung erhielt der Verein eine Anzahl Ltedrrbuchcr geschenkt. Der Soiiiiiicraucslug erfolgte im Ictzivergangelie» Semester «ach Dresden, woselbst mehrere segeus- reiche Anstalten deiuchl wurden. Während der Osterferien und des Sommerseiiiesters wurden inS- gesainmt 5610 Schriften (Predigten rc ) veriheilt, und zwar gelangte der bei Weiten, größte Theil derselben im Martinslifl zur Ausgabe. Die Gejammisumme der seit Bestehen der Bereinigung veriheiltrn Schriften beträgt 34 015. WaS ven Cassenbericht anbctrifft, so beliefen sich die Einnahmen (freiwillige Beiträge zur Schriitenverlheiluiig und Collecten) auf 204,45 die Ausgaben aui 169,90 >c, so daß ein Casseubcstand von 34 55 verblieb. Die Gesammtsumme der Einnahme seil Bestehen der Vercinigiivg beläuft sich auf 929,45 wovon 527,20 auf Schristenverihcilnng verwindet wurden. Am Schluffe dankt der Bericht dem Dirccior der inncrn Mi sio», Herrn Pastor Zins; er, sür seine auch dem Verein so ersprießliche Wirksamkeit. Auch das letzivei slossenc Semester bat die Bereinigung in ihrem Strebe», sür Commiiiioncn aller Facultälen eine lebendige Anregung dcS Interesses für die kirchlich- Liebeslhäligkeit der i»ner» Miifion zu werden, ein i.utes Stück gciördert. Möge die warme Anihe.lnahme an der guten Sache — das einzige Band, daS die Mitglieder eint — auch ferner rege bleiben. Am kommenden Montag, den 5. November, Abends, findet, wie schließlich be merkt sei, im Vereiiislmuje, Roßstraße 14, das vierte Jahres- fest der akademischen Vereinigung sür innere Mission statt ,i»d es darf im Hinblick aus die edlen Bestrebungen der Bereinigung nur l-bhast gewünscht werden, daß auch dieser Äbeud sich eines zahlreichen Besuches erjreuen möge. polytechnische Gesellschaft. HI Leipzig, 3. Nov-mber. Ein ebenso zeitgemäßes wie wich tiges Thema brirele im gestrige» Vortragsabend der „Polytechnischen Gesellschaft" im Kaisers«»! der Ceutralhalle den Stoff der Betrach, tuugl». Herr Or. Heppe aus Lindrnau sprach über die „Ber- werlbung gewerblicher und industrieller Abfälle". Redner iührle dabei etwa Folgendes auS: Früher habe inan i» lliikenutiilß d>S Werth:- der Abfallstoffe dieselben achtlos bei Seite geworfen. In jeder Fabrik, bei jeder Art der Arbeit würden Absallstoffe erzeugt, und zwar i» so großen Mengen, daß man ost bedauert habe, keine Verwendung iür diese Stoffe zn finden. Mit der Zeit aber habe man nun Mittel und Wege entdeckt, wie man auch diese scheinbar werthlosen Abfallstoffe im Dieiilt der Industrie verwinden iüuiie. Die in alle» Grwerb- zweige» hervorneiende Eoncurrenz, welche zur größtmöglichen Aus nutzung der Stoff: treibe, habe ,» dieser Hinsicht ersindcriich gemacht. Ein Theil der Absallstoffe habe nach dem auder» seine Verwendung und B-rwertku»q gesunden. Die Fortschritte aus dem Gebiele der Chemie und der Mechanik haben* zugleich Fortschritte i» der Ver wendung ber Absallstoffe he, vorgebracht. Mil allen Absallstoffen habe man, meist auch mit Glück, neue Industriezweige zu begründen veriuchi. Man brauche da nur an den Th-er zu Lenken, der jetzt eine bedeulsaiue Rolle spiele, in srüheren Zeilen aber nicht verwendet worden sei; dergleichen an die Gasbereilung, die, trotz des elektrischen LichleS, nach wie vor, namentlich sür Heizung »nd Kochzwecke ihren Werth behalte» werde. Wohl der älteste, der von de» Absallstoffen ausgiebige Verwendung gesunden habe, seien die Hadern und Lunivrn. Sie spielten, soviel auch Surrogate erzeugt wurden, noch immer die Hauptrolle bei der Papiersabrikation und lieferten daS beste Papier, wenn auch ihr Vorrath nicht im Geringste» mehr auSreiche. die Anspruch: der Papierfabriken zu decken. Eine ganze Reibe von Abiallstosfen finde serner »n Betriebe der Laiidwirlhjchast Berwenhuiig. Namentlich sei die Verwendung Ihierischer und pflanzlicher Stoffe, zum Beispiel des Knochen- mchls und der Wvllabiälle gebräuchlich. Der Baumwollen. samea, der früher al» gänzlich miverweirdbar weqgeworsen worden sei. leiste heute treffliche Dienste zur Erzeugung fetter Oele. Diese Oele sele» bet guter Zubereitung dem Mohnöl sehr ähnlich und würden gar nicht selten zur Bcrsälschung von Olivenöl verwandt. Au-gezetchnete Verwendung finden sie bei der Seisensabrikation. Auch Glycerin, eia Abfallstoff der Seisensiederei, habe eS jetzt zu einer ausgebreiteten Bedeuiaag gebracht. Sowohl zu kosmetischen, wie mediciaischen Zwecken sei c» unentbehrlich geworden, und die Herstel lung von Dynamit (Nitroglycerin) Länge ebeusalls mit ihm zusammen. Im Weiteren sei yinsichtlich der Verwendung ber Adlälle an die Soda- sabrication zu erinnern, sowie an Chlorkalk. Biertrebern, Hefen und au die Bereitung von Liquenren. Die Korkabsälle wurden bei der Theer- fabrikation zur Verwendung gebracht. Durch den Sleinkohleniheer aber wurden wieder eine ganze Reihe von F.irbestofsen gewonnen. Redner schloß feinen ebenso lehrreichen wie interessanten Vortrag mit dem Hinweis, daß durch d>» zweckmäßige Verwendung der Absallstoffe sür Deutschland ein bedeutender materieller Nutzen erzielt würde. Reicher Beifall wurde ihm sür seine Ausführungen gezollt. Noch kurzer Pause wurde zur Erläuterung der ausgestellten Neuheiten verschrilten. Ausgestellt waren: 1) S chien enbesesttgung aus eisernem Oberbau. (Zimmermetster Heinrich Bader, Niustadt-Magdeburg.) Die Con- struklion zeichnet sich dadurch au-, daß die zwei Krampenhälitea ovale und konische Löcher haben, in welche der mit einem Vierkant stellbare konische Bolzen eingetriebe» wird und somit durch die »er- schiedenen Lochlveite» eine Verschiebung der Krampen und dabei äußerst haltbare Befestigung der Schiene an der eisernen Schwelle ersolgt. 2) Meßinstrument für kartographische Zwecke. lJn- genieur Emil Fleischhauer, Gotha.) Um daS bis jetzt durch so- qenaiinte Meßrädchen bewirkte sehr umständliche Bestimmen der Längen von Wege». FlüHen u. s. w. aus Karlen bedeutend zu »er- cinsachen, Hot der Erfinder ein dem Polarplanrmeler ähnliche- In strument coiistruirt, mittelst dessen sinnreicher Einrichtung es jedem Mililair. Gelehrte», Landmesser, Schüler rc. möglich ist, rasch und zuverlässig die Läng: der, wenn auch noch so kurvenreichen Linken abzuleie». 3) Apparat zum „Ersehen" von Flächen für Bild- Hauerei, Sic > n brüche u. A. (Max Häusel, Christianstadt a. Bober). Der Apparat dient als Puaclirer, Stichmaß und Cirkel, erspart das bisherige zeitraubende, unvollkommene sogen. „Ersehen" der am Stein zu bearbeitenden Punkte uud besieht auS einem eiusachen Gestell mit Hängezirkel und Gradeintheilungsscheibe, ivrlchc HilsS- mittel so cxackes Arbeiten gestatten, daß auch der em schlechtes Augenlich! besitzende oder durch Sonnenlicht geblendete Arbeiter sicher zu hantieren vermag. 4) Maschinenvapierbeutel (aus der Leipziger Papierwaare»- sabrik Friedr. Prößdorf, Schkeuditz). Die Beutel werden direct von Rolle» gearbeitet und aus einer Maschine gesalzt, geklebt, abgeschlagen und getrocknet; sie sind sauber und hallbar gefertigt und bekunden einen bedeutenden Fortschritt auf dein Gebiete dieses Verpackungs materials. 5) Hossbauer's selbstthätige Schmierbüchse sür con- sistcntes Fett (Rüßler L Baumbach, Frankfurt a. M). Zur Vermeidung von Windungen und sonstiger Raunibeanspruchung im Innern der Buchse ist bei vorliegender die ReguUrjeder außen an- gcordnet; überdies kann behufs Füllung der Büchse die von derselben Feder gehaltene Deckklappe leicht abgenommea werden. vermischtes. ---- Arolsen, 3. November. Heute Mittag 1 Uhr fand die Beisetzung der Leiche der Fürstin Helene vor« Wal deck ui ber Familieriizrusl zu Moden bei Arolsen statt. An derselbe» nahmen Tkcil: der Fürst Georg Viclor, der Erbprinz Friedrich, die Herzogin von Aibany, die Prinzessin 'Elisabeth. Prinz Wilhelm von Württemberg, der Erbprinz von Bciillielm-Stelnsurt. Ler Gras und die Gräfin zu Sloll- berg-Stoilberg, Admiral v. Kapellen alS Abgesandter de« Königs und der Königin der Niederlande, der Herzog von Nassau, der Erbprinz und der Prinz NicolauS von Nassau. Die Feier wurde mit Gesang eröffnet, woraus »ach Rede und Geber deS OrtSgeistlichen der Sarg in die Gruft gesenkt wurde. Gleich »ach Beendigung der Feier kehrten die Leid tragenden nach Pyrmont zuruck. ---Breslau, 2. November. Es steht nunmehr nach der „Schlesischen Zeitung" vollkommen fest, daß Seine Majestät der Kaiser am Donnerstag, dem t5. d. M., Nachmittags, in Breslau cintrifst. Bon hier fährt Se. Majestät am 16. und am 17. nach Ohlau, um im Fürstcnwalbe Jagten abzubalten, doch wird ber Kaiser zur Nacht stet» nach Breslau zurückkehren. Die Stadl Breslau beabsichtigt, wie verlautet, Sr. Majestät eine Festoper »» Stadtlheater anzubielen. Ob der Kaiser dem Könige von Sachsen, weicher am ll. d. M., zur Abhaltung von Jagden, aus Schloß Sibyllenort eintrifst. daselbst einen Besuch abstattcn wird, ist »och ungewiß. ---Prag, 2. November. DaS Hotel zum blauen Stern hier ist als Absteigequartier der sächsischen Besucher Prags seit langen Jahren geschätzt und beliebt. Seit vor gestern ist der Besitz dieses renommirten Hause-, da- eine ge wisse historische Bedeutung gewonnen hat, in andere Häiibe ilbergeganqen. L>crr Carl Seltmann, der Inhaber deS größten Prager CaseS, das seit langer Zeit täglich allen deutschen Elementen der czeckischen Hauptstadt zum Sammel punkt dient, hat ven „biaueir Stern" übernomnicn. Der beliebte EasLtier, ein Erzgebirger von Geburt, weicher 25 Jahre lang Casfircr des Leipziger Stadtlheater-, bann Mitglied de« dculjchen Theaters i» Prag war, bat daS Hotel einer gründlichen Rciiovirung und Neudccoration unterzogen, so daß der Aufenthalt daselbst sich nun doppelt gemülhlich ge stalten wird. ----- Einer der „Bossischen Zeitung" anS London zu- aegangenen eigene» Drnbtmelvung zufolge trifft die Kaiserin Friedrich am 17. November i» London ei». Der Prinz von Wales wird sie »i Queenborough empfangen und »ach Windsor geleiten, wohin die Königin am Morgen de- 17. No vember von Balmorai zurückkehrt. «IlllÜ rkt 1t. i dem No« kprctaltti«^ t fitzen»« Klemmer I vou » » »WS» i-rster GcschästSgrundsatz: Nie tvirMch gute waaren vrer»MÜr-ig zu verkaufen. de- Schnhwaaren»Etcrblisseinents von u. Itor-Hisiinvi', Petersstraßcn- und Schloßgaffen Ecke. Umtausch zu jeder Heit gestattet.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder