Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-07
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6772 in eine DerschwSqerung mit der Königin von Spanien tritt, da der Bruder der letzteren. Erzherzog Karl Stefan, mit einer Schwester deS Erzherzogs Leopold, des Bräutigam- der Prinzessin Bianca von Kastilien, der Erzherzogin Maria Theresia vermählt ist. * Nach einer Meldung der „Agence HavaS" auS Tanger bat der Sultan den Vertretern der fremden Mächte ein Schreiben zugehen lassen, in welchem er sein Bedauern auü- fpricht. daß die Madrider Conserenz mangels Einvernehmen« unter den Mächten nickt zu Stande gekommen sei und worin er die Vertreter der fremden Mächte auffordert, ihm resp seinem Ministerium alljährlich ei» Verzeichniß der unter ihrem Schutze siebenden Personen einzureichen, da e« hier durch in vielen Fällen gelingen werde. Schwierigkeiten zu vermeiden. Jur Lage. * Di- authentische Erläuterung de« ..Reichs-Anzeiger«" zu der Antwort Sr. Majestät de« Kaiser« auf die Hul- digungSadresse der Berliner städtischen Depu tation ist gerade nicht geeignet, die schon durch die Wahlen gedämpfte Stimmung der freisinnigen Blätter zu heben. Die Ehrenstelle in dem EboruS nimmt, wie neuerdings nicht selten, der „Berliner Börsen-Courier" ein. welcher sich bei dem witzig sein sollenden Bersteckspiel durch edle Dreistigkeit am meisten auSzeichnele. Zn allen möglichen Wendungen betont er seine und der freisinnigen Presse Un schuld. unterläßt auch nicht, gelegentlich mit Stolz aus seinen Freisinn hinznweisen mit den Worten: ..Unsere freisinnige Ueberzeuguug ist unausrottbar, nach unserer freisinnige« Ueberzeuguug werde« wir pflichtgemäß bald Rufer, bald Herolde im Sirene der Parteien sei« «ud unsere staatsbürgerliche Pflicht durch Aufrichtigkeit erfülle«." Besonder» hcrvcrgehoben zu werden verdient folgende anmulhige Stelle: „Be, der jetzt jo traurig häufigen Verdrehung der Wahrheit möchle rS gelinge«, die Meinung i» erwecken, als hätte« wir gesagt, was Andere gejagt habe«. Darum wiederhol»« wir: Nicht wir habe« gesagt, daß die Veröffentlichung des Tagebuchs Kaiser Friedrich's, die Falschheit dieses Tagebuchs vorausgesetzt, unter dem Gesichts- pancte der Schmähung deS Andenkens eine- Verstorbeaen zu be. trachten sei, sondern Fürst BiSmaick hat da- gethan! Nicht wir habe» der Oefsemlichkeii unterbreitet, daß dem Kaiser Friedrich als Kronprmze» „nimere politische Angelegenheiten vorentdalten werden mußten, weil man Indiskretionen an den von sranzösischci» Sym- pathien erfüllten englischen Hof bejürchtete, sondern Fürst Bismarck hat das getbaiil Nicht wir haben die Regierung des Kaisers Friedrich eine tranr ge Episode genannt, sondern Herr von Treitjchke hat das getka»! Nicht wir haben den Kaiser Friedrich als das größie Hemmiiiß für die Einigung Deutschlands bezeichnet, sondern die srcicoiijervanve „Post" hat das gctha»! Nicht wir haben den Kaiser Fri-srich als politischen Parsiial hingestellt, sondern die „Kölnische Zeitung" hat das qetban! Nicht wir haben von Batten- bergcrei, Frauenzimmcipolitik, Engländer« gesprochen, sondern die rxtrem-coniervalivc und die Cartcl-Presse hat das gethan! Wir hätten der ileiche» nie gewagt — nicht aus Furcht vor Strafe, die nnü unzw iselbast getroffen hätte, sondern aus Ebriurcht vor dem Träger der Krone, der uns heilig und unantastbar bleibt, auch in Todcskrankheit und über den Tod hinaus!" Die „Berliner Politischen Nachrichten" fertigen die Richter'sch-,i Reptilien in Ver folgenden Weis« ab; > Das feige Manöver der Freisinns presse, die Wucht des Allerhöchst n Tadels von den Schultern ihrer Einbläser ab- »Nb aus anderer Leute Schultern zu walzen, ist mit der Kundgebung im „Rcichi-ai!., eiger" auch dem blödesten Auge entlarvt worden. Wer sonan sich »och der Bebauvtung erdreisten sollte. Seine Ma jestät bat- in d-r bekannten Ansprache an die Abordnung der Ber liner K- ineindebehörden die regierunqssreundliche, die „ojsiciöse' Presse mit >'mem Verweile bade bedenken wollen, würde den Vor> wurs über sich ergehe» lassen müssen, baß er eine bewußte Lüge verbreitet. Daß rüdest die Frcisinncpresse ihr Versteckiviel angesichts der kaiserlichen Tadelsworie überhaupt hat >n Scene setzen und mit einer Art E.jolq bis zu der Erklärung des „Reichsanzeigers" hat weiter Ire den lönuen. zeigt, wie richtig sie ihr Lesepublicum taxirt, in dem Bewusstsein, dast das Gros desselben zu jener Sorte von Leuten gehört, welche nach dem Sprichwort bekanntlich „nicht alle werden". N»r dieser Eigenschaft Ver auf ihre publicistischr Wartung angewiesene» Pfleglinge dankt es die Freisinnspresse auch, daß ihre Gruselgeschichieü über die schlimmen „Oificiöscn" mit derselben gläubigen Einsalt hingenoninren werden, womit unsere Kleinen sich die Geschichte.: vom schwarzen Mnn» oder vom grimmen Mensche« fresjer zuin io und sovielten Male austischcn lassen. D:e in Wabrl.cit osficiöse Presje — worunter aber der Fort schritt jedes Blatt versteht, tos sich als Gegner der fortschrittlichen Opposition !-kennt — besteht nach feststehendem Sprachgebrauch aus denjenigen Prkstsrganen, welche von der Regierung abhängig sind. Dieses Vcrdnltn'.ß würde es alw mit sich bringen, daß, wenn der Kaiser Mißlatlen an der ossiciösen Presse empsünde, bchusS ihrer Correctur Nie Seine Majestät der Erlaß einer diesbezüglichen münd licheu oder schriftlichen Ordre an den Minister des Innern der ge> gebene Weg wäre, und wenn dies nichlS fruchtet, die Herbciiührunq eines W-chiels im Ministerium deS Innern. Diese Ventile liegen Seiner Majestät !o nnmittelbar zur Hund, daß cs einfach eine Ab geschmackibeit genannt werden muß, wenn behauptet worden ist, der Kaiser habe sich an den Oberbürgermeister Herrn v. Forckenbeck und an den Smdtverorsnele,'Vorsteher vr. Stryck gewandt, um Schutz gegen die offic öse und die Cartelpresse zu erhalten. Man muß in der Thal als Knecht Windthorst's oder Richter'» sich schon eine vollständige Preisgabe des eigenen Ur> »Heils geleistet haben, um derartigen Albernheiten Glauben zu schenken Aür so nieorig wir auch den geistigen wie sittlichen Staudvunct des Fortschritts erachten, jo können wir dennoch nicht annebmeu, daß er diese Lüge aus die Dauer wirb ausrecht erhallen wollen. Er hat sie eben nur eines vorübergebenden Bedürfnisses halber auSqehcck!. zu dem Bebufe nämlich, de» Wahlmännern, die noch an der Grenze des sorischrilttichen Wunderlandes unstät umherwankcn, zwei Tage vor der Wahl Sand in die Augen zu streuen und sie in das Richter'jche Lager hinüberzulocken. Leuten, bei denen solch plumpe Kniffe verfange», wird man schließlich auch noch ausbiaden können Se. Majestät habe sich an Herrn von Forckenbeck gewandt, um durch ihn dem Reichskanzler Allerhöchftihr Mißfallen kundlhua zu lassen. Beiläufig bemerkt, dürste es vielleicht für Manchen nicht ohne Interesse sein, daß die fragliche Entstellung von allen de» Zeitungen. Genossen und Seiden gebracht wurde, welche s. Z. dem vr. Sir Morell Mackenzie zur Verfügung standen, also von jener ganzen Gesellschaft, die unter den Sammelnamen: Mackenzie-Clique fällt. Eia ehrlicher Deutscher laßt sich durch daS scheinheilige Zu» schautroge» angeblich monarchischer Gesinnungen, durch die Loyalst tätsheuchelci jener Sippschaft nachgerade non wohl nicht mehr täuschen. Ihre Herren und Gebieter sind die Wiadthorft, Richter. Bebel, Lieber, Franz — kurzum olle Republikaner, mögen sie nun blau, roth oder schwarz sei« Daß sich alle diese Geister bei der Entstellung der kaiserlichen Ansprache wieder zusammen fanden, beweist, daß sie zusammeagchörenk Aas schließlich die Andeutung betriff«, als habe Herr v. Forcken deck den Kaiser wegen Seiner der städtischen Abordnung gegenüber gethaoen Aeußerung zur Rede stellen wollen, so können wir die Bemerkung nicht „nterdrücken, daß, wenn etwa- an jenem Ge- rede wäre, für die Charakteristik eines derartigen Schrittes in unserer deutickea Sprache der genügende Ausdruck vergebens gesucht werden würde! Handfertigkeitsunterricht. * Ei» bochersrculiches und für die Entwickelung des Hand sertigkeitS unter richtes bedeutsame« Schreiben hat neuer dings der preußische Minister des Innern an die Re gieruiigs-Präsivenle» erlaffen. Es lautet: „Der Deutsche Verein für Knaben-Handarbeit bat meine Unterstützung zur Förderung seiner Bestrebungen erbeten Ich komme seinem Wunsche gern nach, da die ans diesem Gebiete bereits gemachien Eriahrungen den Beweis geliefert haben, daß der Handserligkeitsunterriit!! durch die Anleitung zur vraktckwen Arbeit ein sebr wirksames Hilfsmittel der Erziehung, insbesondere in öffent lichen Er^ebungs- und Besserungs-Anstalten werden kann. Es sind bereits an vielen Orlen Vereine zu seiner allgemeinen Einführung zusommenqetreten, Schüler-Werkstätten errichtet und Lurse zur Ausbildung vo» Handarbeiislehrern abgebalten worden. Auch ich erachte den Handserl,glcitsuaterricht für eine» Gegenstand, der ,a Anbetracht seiner Nutzbarkeit die Unterstützung der Behörden verdient, und ich habe deshalb seine Einführung in die neverdings gegründete staatliche Erziehung«- und Bessernags-Anstalt z» wabern angeorduet. C< ist mir wünicheuswrrih, daß er nicht »nr t» „deren ähnlich«, «nftnUe», vitßmhänssr», «linde» anstalieo n. s. s„ sondern auch in Prion »reisen gleichfalls Eingang stnde, und ich nehme zu diesem Behos Eurer Hochwohlg,baren rege Mitwirkung ergebenst in Anspruch, indem ich die Erwartung au«- spreche. daß der Erfolg der in erfreulichem Fortschritte begriffenen Bestrebungen deS Verein-, die, wie die »m September vorigen und im August diese- Jahre« veranstalteten Congresse in Magveburg und München ergeben baden, in weiten Kreisen Anerkennung finden, der Bedeutung entsprechen wird, welche ihnen im Interesse der all gemeinen Volkswohlsahri beizuinesjen isk. ES wird mir erfreulich sein, seiner Zelt von den weiteren Er folgen aus diesem Bediele Keaittniß zu erhallen." Wir dürfen ohne Zweifel hiernach um so mehr noch hoffen, von gleichartigen Schritten anderer Staats-, Provinz- und Communal-Behörden Deutschlands bald berichten zu können. Der Dran- in Hünfeld. -r. Hünfeld. b. November. Seit dem großen Brande ist Hüa- seld täglich das Ziel zahlreicher Schaulustiger gewesen und auch am gestrigen Sonntag war der Andrang von Hersseld, Fulda und darüber hinaus ein ganz gewaltiger, da die große Brandstätte durch die nun begonnenen AdräumungS- und SichtungSarbeiten als interessanter Schauplatz gewinnt. Das rniarnhaste Bild, welches ünseld seit vorigem Montag bietet, wurde bereits von auswärtigen eichnern skizzirt and vdotogrophisch ausgenommen, so daß eS nicht lauge dauern wird, bis wir eS in illustrirten Zeitschriften wieder, gegeben finden. — Auch wir begaben uns heute zum zweiten Male hierher, um nach erloschener Gluth vom technischen Siandpuncte all ein geuaaereS llrtheil zn gewinnen. Dank der Thätigkeit deS vor wenig Tagen unter Führung deS Lieutenant- Mockeldey von Castel bei Mainz eingetroffenen Pionier-CommandoS in der Stärke von 4 Uuterosficieren und 40 Mann hat die Brandstätte bereits ein ganz andere» Ansehen erhalten. Die Straßen find größteatheilS geräumt und die gefährliche» Wände und Schornsteine eingelegt worden, wodurch sich et» sreierer lleberblick über da» Brandseld ermöglicht. Nach allem Gesehenen und Gehörten können wir an» der Ueber- zeuguag nicht entlchlageu, daß eS bei gemeinsamem Eingreifen und praktischer Berwerthung aller Kräfte unter umsichtiger Leitung nicht zu dieser bedeutenden Katastrophe kommen durste, zumal ja in den ersten Stunden des Brandes vollständige Windstille geherrscht haben oll. — Die erste Verwirrung in den Löjcharbeiten scheint Vor mittags gegen halb 9 Uhr durch die Kunde von einem, in dem eine halbe Stunde enlsernten Dorse Großenbach ausgebrochenen Feuer eingetretcn zu sein, indem die dosig« Feuerwehr, sowie die z» diesem Verbände gehörenden Feuerwehren vo» Roßbach und Kirchhasel »lit ihren Spritzen zurückgerusen wurden und ihre Thätigkeit einstellen mußten. DaS Zurückurhmen der Schläuche dieser Spritzen und das pochbebea der Schlauchleitungen zum Durchpassireo der erstercu, hat offenbar eine wirksame Löjchlhätigkeit verhindert und mittler weile dem Feuer Gelegenheit gegeben, sich weiter der Haupt- Iraße entlang zu verbreiten. Als dann gegen 9 Uhr, veranlaßt durch tue größer gewordene Hitze, ein leichter W,nd auS Südwest, zu einem stoßweisen Wirbelsturm ang sacht wurde, der die Flammen der Stadt zutrieb, war bei den gesädrlichca, leicht zündbaren Sirobfiedern die Bckämpiung de» Flammenmeere- eine vergebliche. Ein sachkundiger Augenzeuge sagt darüber: Als ich gegen Kalb 10 Uhr in Hünfeld eintras, brannte schon eine Zeile der Hauptstraße. uagesäbr 20—2b Wohnhäuser nebst den Neben, gebäuden, welche am Wettend« der Stadt parallel der Eisenbahn gelegen sind. Ein leichter ruckweiser Wind strich unglücklicherweise auS Südwest und trieb die Hitze und Flammen der Stad» zu. Die Feuerwehr von Fulda betrachtete eS zunächst als ihre Ausgabe, daS Feuer aus die eine Häuserreihe zu beschränken und dem lieber» prmgen desselben aus die andere Seite der Straße Einhalt zu Ihun. Jedoch eS war ein vergeblicher Kamps. Nur ein Wasserleitiingsstrang lieferte für verschiedene Spritzen das Wasser in ganz unzureichender Menge, keine einzige gute brauchbare Leiter war vorhanden, um dem entfesselten Elemente aus der Nähe mit dem ohnehin schwachen Wasserstrahl wirksam beikomnien zu können und bald verjagte dieser, bald jener Schlauch seine Dienste. Die Hitze wurde eine immer intensivere und bald fingen die Strohfieder der gegenüberliegenden HauSdächer zn brennen an. Mit übermenschlicher Anstrengung suchte man dieselben durch Be- gießen mit Wasser, welches in Eimern zugetraqen wurde, zu löichea oder kerabzustoßen, jedoch Alles vergeblich! Ich bade vielmals die Bemerkung gemacht, daß, wenn gleich ans dem Dachboden noch kein Funken sichtbar war. oft einige Minuten später, trotz der angc. streiigtesten Thätigkeit der ganze Dachstohl in Flammen stand und das betreffende Hans dem Verderben überlassen werden mußte. Hierbei war recht deutlich zu sehen, was die Slrohfieder für die Feuerversicherungen bedeuten — die Zündschnur am Pulverfaß! Gegen Miltag war der Wind noch heftiger geworden, das Feuer an verschiedenen Stellen übergesprungen und hatte bereits mehrere Straßen ergriffen, jetzt verbreitete es sich mit rasender Eile nach Osten und Norden. Vom Unglück Betroffene, die ihre bewegliche Habe in entserniere Stadttbeile geborgen zu haben glaubten, mußte» wiederholt räumen und haben die Bcrguugsorte dreimal und öfter wechseln müssen. Um klebrigen hat sich das jammervolle Bild der ersten Tage wesentlich gemildert, die Obdachlosen sind alle, wenn auch viele sehr nolhdürstig. untergcbrachi; in einem kleinen dreistöckigen Hause des nördliche» Stadttdeils sind nicht weniger als zwöls Familien ein- quartin, der Gendar»ierie»Wach>meister mit Familie in einem engen Raume unter dem Dache. Eine große Anzahl Kinder hat >m Hospital zum heiligen Geist in Fulda Unterkommen gesunden, bis deren Ellern wieder eine geeignete Wohnstätte hoben. Die Post hat einige Tage in einer Geiangenzclle des ebenfalls sehr bedroht gewesenen AmtsgerichiSgebäudes camvirt, bis sie letzt eia bescheidenes Heim am Fuldacc Berg gesunden hat. Heute ging derselben vom Frankjurter HilsScomitö die Anweisung über 20000 z», die die- selbe auszuzahlen nicht im Stande war, und deshalb von Kassel auS baare Lasse erbeten werden mußte. Im Gastzimmer „zum grünen Baum", den die Pioniere durch Avlragcn des oberen Stockwerkes und Abräumen der Decken zum Aufenthalt sicher gemachl hatten, eaiwickelte sich, trotz der durchweichten Decke mit abqesallenem Putz, eia sehr bewegtes Leben, denn alle die anwesenden Fremden suchten und verlangten nach einem Glase Bier, was aus der geretteten Malkmiis'icheii Brauerei auch in guter Qualität hcrbeigeschafit wurde Vo» einem anderen Correspondeate» wird uns noch geschrieben: Das Unglück, welches die Stadt Hünseld durch den großen Brand beiroffen. läßt sich jetzt erst annähernd bezüglich des Schadens bemessen. An Gebäuden hat der Brand weit über eine Million Mark Schaden ungerichtet. Der Werth der verbrannten Mobilien läßt sich wohl nicht genau anaeben, beträgt aber jedenfalls auch über eine halbe Million Mark. Bemerkenswerth ist noch, daß der Brand genau an dem Tage (29. October) ftattsand, an welchem vor 75 Jobreu Napoleon die Stadt beinahe eingeäschert hätte. Eine von der Stadt gezahlte hohe Summe nur vermochte Navoleon von seinem Vorhaben obznbringen. — Die Stadt soll übrigens nicht an derselben Stelle, wo sic gestanden, wieder ansgebaut werden; man will nicht wieder an den Berg bauen, sonder» in dem ebenen sich an der Eisenbahn hiuziehenden Terram. — Die für die unglücklichen Bewohner augerusene Mildthätigkeit bewährt sich sehr. Tie Gaben fließen reichlich von allen Gegenden Deutschlands in Naluralieu und Geld. Oeffentliche Vorträge über die wichtigsten socialen und kirchlichen Fragen. daß er in seinem Zweifel weder Kraft »och Trost. »och irgend etnen Segen finde. Der Gottesglaube ist allerdings mit dem Verstände allein nicht zn erlangen, er ist Ersahrunassache. „So ihr mich", so sagt der Herr, „von ganzem Herzen sucht, so will ich mich von euch finden laßen." Der Redner schilderte hieraus recht warm den Segen, der im GolteSglaubea ruhe, und wie« dann hin aus da« Wesen Gottes und seine Führung der Menschheit, die im Worte GolteS klar dar- gelegt sei. Im weiteren Verlaus seine« Bortrage« verglich er die heilige Schrift mit dem Kölner Dom. So wie dieses Bauwerk viele Baumeister gehabt hat, aber doch ein Bedanke, der Gedanke des oberstea Baumeisters, der den Entwurf gemocht hat, sich in allen Theilcn offenbart, so Hab« die heilige Schrift auch viele Männer als Arbeiter, aber einen Baumeister gehabt, dessen Gedanke, trotz schein barer Widersprüche überall auS ihr herausleuchte. An der Wahr» Hastigkeit der Bibel lasse ihrr große Einheit, ihr Inhalt, Ihre Fülle an herrlichen und tröstenden Gedanken nicht zweifeln. Wenn der Mensch in tiefer Noth oder in Gesadr sei, da könne ihm kein Schiller und Goethe Helsen, und den Sünder zur Buße zu rufen, da« ver- möge auch keine Dichtung, keine Musik, kein Theater, sondern allein daS Wort Gottes, welches von dem ansgegangea ist» welcher als Baumeister die Herzen der Arbeiter mit seinem Geist erfüllt hat. Schließlich wandte sich der Redner zu den Fragen, warum so viel an der Bibel grzweisel» werde. Es geschehe dies nur, weil sie nicht gelesen werde, weil keine Stimmung für sie da sei, und ganz andere Dinge die Menschen der heutigen Zeit beherrschten. Zuletzt kam der Redner aus sein einlritendrS Wort zurück und bezeichnete noch einmal die heilige Schrift als die Weisheit, die Alle- in Schatten stelle, was als Menscbeaweisheit austrete. Obgleich wir in Leipzig dinsichtlich religiöser Vorträge, durch die nieistcrhastea Reden eines Pros. Luthardt. Pastor Lehmann, verwöhnt sind, so sandea doch auch die aus begeisterten Herzen kommenden, viel Wahre« enthal tenden Worte deS beredten Redners eine große- Interesse verratbende Aujmcrksamkeit. Möge der nächste Vortrag einen vollere» Saal sehen. Dir Lage de« LocalS dürste allerdings hinsichtlich der Ldeil- oahme sehr in Frag» kommen. Freie akademische Vereinigung für innere Mission. * Leipzig, 6. November. Im großen Saale des Vereins- Hauses hielt die Bereinigung gestern Abend bei vrrhältnißmäßig zahlreichem Besuche ihr Iah re-fest ab. Eingeleitet wurde die Feier durch Gesang, woraus der Vorsitzende der Bereinigung in einer kurzen, herzlich gehaltenen Ansprache die Erschienenen begrüßte und dieselben herzlich willkommen hieß. Sodann gab der Redner einen kurzen Rückblick über daS vergangene Semester — wir haben gemäß dem Geschäslsbericht bereits darüber das Wesentlichste mit- gecheckt, — woraus der Director der königl. Blinden-Anstalt zu Dresden, Herr Hosralh Bütturr, seiuea sreondlichst zugejagtea Bortrog hielt. In eingehender Weise zeichnete der Herr Redner einzelne Bilder auS dem Leben der Blinden und gab dabei aus dem Schatze seiner reichen Erfahrungen aus diesem Gebiete manche wirklich herz- ersrüchende Erzählung zum Besten. Vom sechsten Lebensjahre an, so ungefähr führte der Herr Redner aus, treten die Blinden in die köuigl. Blindenanstalt ein. Mit Thränen in den Augen dringen die Eltern ihr blindes Kind, das ihnen viel Sorgen, viel Kummer, aber doch schließlich auch manche Freude bereitet hat. Daraus, daß die Eliera aur ungern der Anstalt ihr Kind zusühren, ist ersichtlich, daß hier mannigfache Borurtheile gegen die Anstatt zu finden sind. Diesen gegenüber er- zielt man durch freundliches Zureden Erfolge, und nur durch Freund- lichkeit können die geltend gemachten Bedenken gegen die Anstalt behoben werden. Freilich giedt es auch Manche, die nicht zu de- lehren sind, und da bietet daS Schulgesetz, noch welchem blinde Kinder vom 6. Jahre au iu die Anstalt eingeliesert werden muffen, eine gute Handhabe. Die Kinder gewöhnen sich, wenn sie hier uniergebracht sind, gar bald an die neuen Verhältnisse. Nur allmälig und Schritt für Schritt werden sie zur Arbeit gewöhnt, und mit dem Unterricht wird nach einem ganz bestimmien und bewährten System versahren. Dadurch werden tüchtige Menschen aus den Blinden gebildet. Mit dem 19. bis 20. Lebensjahre treten die Zöglinge auS der Anstalt aus und kehren zu den Ettern zurück Den Zöglingen wird der Abschied aus der liebgewouneneu Heimstätte zumeist doch recht schwer, wenn auch andrerseils der Drang „ach der goldnen Freiheit so mächtig in den Blinden ist, daß keiner derselben iu der Anstalt bleiben mag. Sind nun die Blinden auch hinausgetreten in daS praktische Lebe», um als Seiler, Korbmacher. Rohrstuhlflcchler rc. ihr Brod zu verdienen, io ist damit jedoch noch keineswegs die Für sorge der Anstalt iür ihre Zöglinge erloschen. Jetzt gilt eS, den Blinden concucrenzsahig zu machen, damit er mit den Sehenden hinsichtlich der Arbeit erfolgreich in Wettbewerb treten kann. Dies zu ermöglichen, sorgt die Anstalt, bezw. deren Vorsteher dasür, daß dem Blinden billiges Rohmalerial zugänglich gemacht wird. Redner erklärte, im letzten Jadre iür 26 000 Rohmaterial eingckauft und dasselbe dauu den eutlosscnen Blinden zum EmkausSpreiS adgclosseu zu haben. In ihrer Fürsorge für die entlassenen blinden Zöglinge wird die Aiistalt aus das Wesentlichste unterstützt durch die von ihr zn erwählenden VertrnuenSmänner. Für jeden Blinden bestimmt der Director der Anstalt eine» Vertrauensmann, der ihn in Hinsicht aus seine Arbeit, aus seinen Umgang rc. zu fördern, ihn vor schlechter Gesellschaft und dem Untergange zu bewahren sucht. In warmen Worte» versicherte der Redner, daß er bei dem Suchen »ach iolchen Vertrauensmännern zu der festen Ueberzeuguug gelangt sei, daß es in der Welt noch viel, viel mehr rechtlich und gut denkende Menschen giebt, als man gemeinhin aiizuneynien geneigt sei. Aus seiner Erfahrung gab der Vortragende zum Beweise dafür einige wahrhaft rührende Beispiele treuer Ausopicrmig für daS Wohl der Blinden zum Besten. Wahre Frömmigkeit begleiten den Blinde» sein ganzes Leben hindurch, und nirgends kann man besser ersabren, was Gott- vertroueu heißt und bedeutet, als unter den Blinden. (Lebhafter Beifall.) Nachdem der Bcreinsvorsitzende dem Redner für seinen durchaus herzlich gehaltenen Vortrag ausrichtig gedanki hatte, schloß die Feier mil Gesang. I» dem kleinen an den Saal anstoßenden Zimmer fand sodann noch ein gemüthliches Beisammensein statt, an welchem sich die Commilitonen und eine Anzahl Gäste rege bctheiliglen. Gessentllche Schnetderversammluug. * Leipzig. S. November. Zu der gestern Abend im Saale deS Restaurant- „Bellevue" einberusenea öffentlichen Schaetderver- laiulickung batten sich gegen 140 Personen eingesuiidea. Herr Dörr, der seiner Zeit als Delegirter der hiesigen Schaeidergehilsea drm am 5-, 6. und 7. August d. I. zu Ersurt abgehallroeo Longreß der deutschen Schneider beigewohnt hatte, berichtete über die dorr geführten Verhandlungen und gefaßten Beschlüsse. Zunächst de- grüodeie er die Verspätung der Berichterstattung dadurch, daß die erste zu diesem Zw-cke «inberusene Verjammluag wegen zu schwachen Besuch- nicht abgehatte« werden tonnte und die vor acht Tagen im Restaurant zum „Roseuthal" za gleichem Zweckt einbcrufeae Versammlung dadurch unmöglich wurde, daß der Wirth in letzter Stunde die Benutzung seines Saales verweigert bade, weil nach seiner Erklärung die Schneider Leipzigs socialdemokrotische» Tendenzen huldigten. Aus drm weitere» Bericht dr« Delegirteu war zu entnedmeo, daß »er Longreß in Erfurt von 42 Städten durch 36 Delegirte beschickt war. nach deren Mittheilungen das Schneidergkwerbe iu den verschiedenen Städten Deutschlands sich iu einer sehr traurigru Lage befindet und daß sich die Zustände rapid verschlechtern sollen. Eine größere Anzahl von Anträgen und Resolutionen, welch« eine Besserung erzielen sollen, wurden gestellt und angenommen. Dieselben richteten ich gegen die „kapitalistische ProductiouSweise", die Hausarbeit und Stückarbeit. Als Mittel, die Lage zu verbessern, wurde da- gegen die Regelung de« Lehrlingsweseus. die Einführung eines MaximalarbeitSIaqes unter „möglichster Beschränkung der Arbeits- zeit" und die Festsetzung eines Miuimal-LohiisatzeS bezeichnet. Der Congreß beschloß ferner eine Tomniissiou für die Regelung des Streiks zu erwählen, welche vollständig unabhängig von der zn er- «redenden Ceatralisatiou stehen und mit allen Vollmachten ausge rüstet sein soll. Ferner soll die Reichsbehörde ersucht werden, ähn liche Vorschriften wie für di» Tabakindustrie auch für das Schaeider- gewerbe zu erlassen in Bezug aus die gesundheitlichen Verhältnisse der ArbeitSräume. Bezüglich der allgemeinen Vereinigung erklärl ich der Longreß für Cenlralisatton der Schneider Deutschlands und brauktragte die Delegirte», dahin zu wirken, daß sämmtliche von ihnen vertretenen Städie sich einem solche» Schneiderverbande aa- chließe», et» Gleiche- wird vo» den Fachvereiuea ermattet. Di« «ertreter aus dem Königreich Sachsen stelttea in Aalficht, ich eventuell einzeln durch Vermittelung von VerlranenSmäaueni der centralen Organisation oazuschließea. Die gestrige Bersammlaag erklärte sich mit dem Berichte drS Delrgirtea und mit den Beschlüssen deS Congresse- riaverstanden. Es solgie hieraus die RechnnngSablegnng über den Uaterstützuags- ondS durch den Vorsitzenden aus die Zeit vom 22. Februar dis 22. August d. I. Die Einnahme betrug hiernach 1019.80 die Ausgabe 191,30 ^l. so daß eia Bestand von 828,50 verbleibt. Bei der sich aujchließendeu Neuwahl der Verwaltung wurde Herr Dörr als erster Cassirer wiedergewählt und HerrLewia als dessen Stellvertreter nenqewählt. Gleichzeitig fand die Neuwahl zweier Revisoren statt. Dem Berichte des Herr» Schreyer über die Wirksamkeit des Arbeitsnachweises der Gehilfen ist zu entnehmen, daß in der Zeit von Anfang April bis October 26? Bestellungen aus Gehilfen eiogingen, 97 wurden in Arbeit geschickt und an 131 wurde die Reijeunterstützung gezahlt. Verschiedene Redner nahmen dann noch Gelegenheit, den College« die Benutzung deS Arbeit-ugchwtiseS der Gehilfin dringend ans Herz zu legen, womit gegen 12 Uhr die Versammlung ihr Ende erreichte. Vom Büchermarkt. I. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) in Köln hält vom 12. November bis mit 3. Decembec ds. JrS. eine umsangreiche 6214 Nummern starke Bücherverfteigerung in seinem neuen Auctionslocale, Brcikestraße 125—127, ab. Drn Grundstock dieser Versteigerungsmasje bilden die nachgelassenen Bibliotheken mehrerer Pfarrer, Landdechanten, Seniinarvrofifforen, Oberlehrer und Musik directoren aus Köln, Düsseldorf, Brühl. Saarn »nt» Solingen. Die Uederslcht nach dem vorliegenden Kataloge »st nicht ganz leicht Man muß sich die Rubriken aus den einzelnen Bersteiacruugstagen — und deren sind 19 — erst selber zusammenstellen. Fast ein Drittel der ganzen Büchersammlung sind ideologische Werke (meist der katho lischen Kirche), und zwar 2271. Jurisprudenz und Medici» stellen 9l und 83 Nummern, deutiche, sranzösische und englische B lletristik aber über 800 Werke Dazu kommen sechstehalbhundert Nummern Mnsikalfin und etwa 400 illustririe Werke. Rheinländer finden zahl reiche localqejchichtliche und -statistische Schriften, namentlich über Köln, Düsseldorf, Bonn, Grösrath, Linnich, Abtei Alten ! berg, Münstereifel u. s. w. (siede: sechster Versteigerung« ! tag.) Die Kriegsberichte der „Kölnischen Zeitung" K Leipzig, 5. November. Eine kleine Schaar andächtiger Zu hörer hatte sich gestern im Saale des „Buchhändler Hauses" ^ ,,, veriammelt, um den ersten Borlrag deS Herrn vr. Paul Wigand' dem ereigni'ßvollen Jahre '1870/71 begegnen uns in vier aus Kassel über die wichtigsten iocialen und kirchlichen Frage» unserer Jmverialsoliobänden mit reicher Moldvressiinq. Es sind die jäinmi- Zeit zu dörea Nachdem der Redner im Eingänge auf die Bibel Exirablatfis des großen Krieges (Nr. 6211 des Katalogs). als das Licht und als Gotteswort tiinqcwiescn hatte, das alle measch liche Weisheit in Schatten Nelle, stellte er die Frage aus: Gikbi es einen lebendigen Sott? Diese Frage werde nach seiner Meinung bald zaghajt, bald offen und entschieden oerueinr. Wer aber um sich schaue und den Welldau betrachte, der eine» Weltenschövier verlange, oder in sich schaue und die Stimme des Gewissens vernehme, der finde den allmächtig'», weisen und heiligen Gott. Gott will geglaubt sein, aber di« glauben nicht an ihn, die seinen Wille» nicht thun wollen, die seine Strafe sürchleu, oder die in Allem nur Natur oder Geschichte, aber nie den Finger des lebendigen Gottes sekeii. Diese Ungläubigen wollen die Frage der Religion nirgends erwähnt baden, geben keine Wunder, keine Unterbrechung der gewöhnlichen Gesetze, kein außerordentliches Eingreifen Gotte« zu and achten auch aus die Offenbarungen Gotte« im Gebet nicht. Nicht zu leugnen sei, daß es Menschen gebe, die ans ihren GotteSglauben stolz seien, aber durch ihre Heuchelei, Hartherzigkeit, oder auch gänzliche Wettflucht nur bewieien, daß sie dr, echten, wahren Glauben nicht hätten, welcher in Liebe ihttig and freudig sei und selbst mit dem Zweifler und Ungläubigen noch Geduld habe. Die vielen Zweifel der Menschen kämen nicht auS dem Verstände (je tiefer die Philosophie sec. desto mehr führ« sie »n Gott), sonder» »»« de« verweltlichte» Her»«». Jeder Zweifle» «Hft ad« gesteh«». Daneben wird ein „rotbes" Ilcberbleibsel aus dem Rcvoluiionsjahre ausqesührt, drei Halblederbändc iu Folio, welche die „Neue rhei nische Zeitung", das Organ der Demokratie, und zwar die Nummern vom 1. Juni 1848 diS zum 19. Mai 1849 -nthalten (Nr. 6212). Aus der interessanten Abtheilung, die am 6. Aucttons tage unter den Hammer kommt, heben wir von dem einstigen Rc dacteur deS „Rolhen Blattes", Josevd von GörreS, den „Rhei Nischen Merkur" hervor. Es sind Nr. 1 bis 357 (23. Januar 1814 bis 10. Januar 1816), also ein seltenes, weck vollständiges Exemplar dieses Haupto:ganes von Gücres (Nr. 1709). welches daraus berechn« war, den veutichen Sinn namentlich in den Rdein- landen zu erwecken, und das bald bedeuiendeu Einfluß erlangte, aber schließlich wegen seiner nattionalea Tendenz verboten wurde. — UnS Leipziger interessirt auch ei» unter Nr. 1682 vorkommendes Exemplar der mit 35 pdotolitdograpdiichen Vollbildern und zadl reichen Texibildern illustrirten Pinchiausgobe (ans Velinpapier) deS ..Katnlvg« der rrichbalttgen Kuaüsommlung dr- Herrn Eugen Felix in Leipzig. Versteigerung z, Köln, den 2b. October 1886 durch I. M Heberle (H. Lempertz' Söhne) in Köln". Die Ver strigrru»-sprrij« sind brigesügt. vr. Whistlt»,. Königliches Schwurgericht. XIX. Sitzung. * Leipzig, 6. November. Der Schwurgerichtshos bestand aus den Herren Präsident LandgerichtS-Director Bartsch, LaadgertchtS- Räthen Wolf und Gruber; di« Anklage führte Herr StaatSanwolt Martini, die Lertheidigung Herr Rechtsanwalt vr. Zehn»; als Ge- Ichworene sungirtru die Herren Granburr-Leipzig, Flinich-Leipzig, Trepte-Rcudnitz. Gadegost-Oichatz, vr. Fiedler-Leipzig. Arpke-Mautitz, Patlchke-Hos, Ehrlich - Golcki«, Brunner-Leipzig, Ullrich^tötteritz. Magnus-Eutritzsch und Bänrich-Gastewitz. Der >m Jahre 1863 tu Thierbach geborene, bisher unbescholtene Gustav Friedrich Weber, welcher bis zu seiner im Juli vor. Js. erfolgten Anstellung als Landbriesträger beim kaiserlichen Postamte Rötha Handarbeit betrieb, war beschuldigt, in einer Auzähl von Fällen die ZeituogSabonnementsgelder in Beträgen von 1 bis über 2 nicht zur AbonnemenlSgeidercasse abgeliesert, svnvrra für sich behalten, ferner den Betrog einer ihm zur Einzahlung beim Postamt Rölha nrbst Postkarte übergebenen Summe nicht rechtzeitig, sondern erst ein paar Tage später und unter Berwenduug einer von ihm selbst geichriebenen anderen Karte eiagezahlt, ferner eiue Anzahl zur Bestellung erhaltener Briese und Kreuzbandsendungrn einsach unterdrückr und endlich eine» Betrog von etwas über 3 ^l, den er privatim an eine dritte Person ablicsern sollte, unterschlagen za haben. Es handelte sich, wie an- dem Borstehendeo ersichtlich, um germgsügige Beträge und der Angeklagte hätte jedenfalls besser gethan, ein offenes Gestäuduiß abzulegen. Statt dessen >og eS, wie gesagt, der Angeklegle vor, rundweg zu leugnen odrr einer Handlungsweise eine ganz harmlose BedeMuug zu geben. So verharrte er bei der Behauptung, daß er die vorichascsmißigen Einträge über die vereinnahmten Zeitungsgelder wirklich bewirkt dabe, obwohl »a drn betreffenden Büchern keine Spor d«»on zu luden war. Die verspätete Einzahlung der 20 will er an« Zeit mangel bewerkstelligt nnd eine andere Eiuzahlungsk«tte benatzt h«bcn, weck das Original schmutzig geworden sei. Von drn unbeftellie» Briesea wurden einzelne in seiner Wohnung, einer davon io seiner Hosentasche gesunden; diesen will er aus der Straße ausgelese» haben, nachdem ihn. wie das aaj dem Dorse zu geschehen pflege, der Adressat wahrscheinlich nach der Durchsicht weggkworsea Hab«. Mit diesen Angaben standen nun freilich die Aussagen der Zeugen im dirrctea Widerspruch, und nicht sonderlich schön klang eS, daß dem Angeklagten uachgesagt wurde, er habe seine Frau darben lassen und sich dagegen bei seinen, geringen Gehalte viel iu Kneipen aasgehaltea, unverhiltai^näß g hoch gespielt, zum Thril auch die Dieuststnude» zum Angeln benutzt u. s. w. Die Herren Geschworenen »ahmen di« dem Angeklagten zur Lost gelegten Verbrechen bezw. Vergehen für erwiesen an, billigten dem selben aber mildernde Umstände zn, und demgemäß wurde Weber unter Berücksichtigung seiner bisherige» Unbescholtenheit uud der geringfügigen Beträge zu 2 Jahren Gesäaguißftrase und 5 Jahre» Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. XX. Sitzung. Der Schwurgerichtshos und die Geschworenenbank bestanden aus den obengenannten Herren; die Anklage führte Herr Staatsanwalt. schasts-Assessor vr. Dürbig, die Bertheidigoug Herr Rechtsanwalt Justizrath vr. Schill. Die gegen den Dienftknecht Albin Friedrich Wittig ans Flöß- berg erhobene Anklage wurde in nichtöffentlicher Sitzung verhandelt und der Angeklagte dem Wahrspruche der Herren Geschworenen gemäß wegen Verbrechens gegen tz. 177 des R.-Str.-Ges.-B. unter Ar.uahmc mildernder Umstände zu 2 Jahren Gesäagnißstrase und 4 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. Moden und Lloffneuheiten (Nachdruck verboten.) Aus der neuesten Nummer der im Berlage von Ernst Heit mann in Leipzig unter Redaction von Georg Reinhard erscheinenden „Wochenschrift für Spinnerei und Weberei" theilt uns die Redactton folgenden Auszug ihres neuesten Modenberichts mit: Vo» bestrickendem Reiz sind die neuen Mousseline- und Crspestoffe, welche für die nächste Sommersaison vorbereitet werden. In ihren modernen Farben, mit den zart ausgcführtrn Druckmustern, erinnern dieselben an den Glanz längst vergangener Zeilen. Wir begegnen in den neuen Mousselinstoffen nicht nur drn elscnbcinfarbenen Grundtönen, sondern auch jenem von unseren Damen so sehr bevorzugten tief- gesättigten Roth, dem neuen Kaiserroth, ferner dem neuen Empire- grün, den grünen Moossarben mit gelblichem Schein, dem wieder neu auferstondencn Olivgrün, Brennneffelgrün, Weidengrün und Apselgrün; auch die neue goldbraune Punschsarbe, die roth-violette Farbe Prophet, das kräftige sächsische Blau, die taubengrauen und silbergrauen Farben werden als Grundtöne sür Mouffelines ver wendet. Als Muster kommen natürlich in erster Reihe wieder die farbigen, durch Druck bervorgebracbten Blumendessins in Betracht, doch iahen wir auch Mouffelines von zartfarbenen Streisenlinien durchzogen, sowie bedruckt mit türkischen Borden, die Blumenmuster mit breiten Bordüren eingefaßt Auch zier n Rankenmust« die modernen Mousselineftoffe, be, allen aber wird die höchste Wirkung durch die Farbeneffecte erzielt. Fein gestreifte Mouffelines, zuni Beispiel dunkelgrüner Fond mit fleischfarbigen Streifen, aus welchen letzteren gemusterte Würseldessins angebracht sind, oder aber auch Zwischen de» Streifen gestickte Blumen-, Piincte- oder Würfelmuster, ergeben viel angewandte und beliebte Lombinattoncn Tste seit einigen Jahren verschwundenen baumwollenen Ecrustoffe scheinen wieder dem Dasein zurückgezeben zn sein, wenigstens liege,: uns verschied«,« erwädneuSwerth« Neuheit«» in diesem Genre vor. Di, >R»-rr«g ist «eiste»« dew^ »tttzaorbi» fei« Noppe»streifen,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder