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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-09
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1888
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6820 seiten« eine« Srciakdemvkraten Vrosebliren vertbelt» betitelt: „Berhandtuiigen deS keuischen Reichstage« stber Le» Entwurs tlu>S Gesetze«, betreffend die VerlL»gerting der ÄilliqkeiiS- tzauer de« Gesetzes gegen dir geiiieingisghilichen Bestrebungen ber Soeigldemokratie vom 21 Octvbrr 1878 Wörtlicher Abdruck de» aiiillichen fle»ograph>>chen Berichts über die Reichs- tagSverhandluiigen vom 27.. 28 unv 30. Januar 1888". — 2» der Langen Gasse wurde heule Vormittag ei» Knabe übersahren. ^ Plauen, 7. November. Der deutsche Gewerbe- lammrrtag beschäftigte sich in seiner heutigen Borberathung. welche im Speisesaale de» Hotels zui» golvene» Löiven ab- gehalten würbe, mit der Erledigung geschäftlicher Angelegen heiten: Wahl de» Vorsitz-nde» unö der Schriilstlhrer. Fest, setzung der Tagesordnung u. s. w. AIS Besitzender wurde der Präsident der Handelö- und Geiverb kimincr zu Plauen, Heir Georgi-Mylau, und als Schrislsührer wurden außer Herrn Ruppert-Ch »»iitz säiiiiulliche S-cretaire der Hantets- und Gewcrbekainmer» Sachsens gewählt. Plauen. Für daö nächste Jahr stehen in unserer Stadt große Feste in Aussicht, die bedeutende» Fremdenverkehr mit nch bringen werde». Aber, wie steht e» mit den hiesigen BerkehrSverhältnissen? Daraus giebt e» nur eine Antwort, nämlich die, nicht allzu günstig. Wir haben weder eine Pferdebahn, noch eine Droschken- ober eine OmnibuS- Einrichlui g. uiiS fehlen also BerkehrSiiiittel, die heutzutage in jeder Mittelstadt vorhanden sind. Wie man nun hört, gehen Gelkgivßen mit dem Plane um. ein Fahrwesen in unserer Stadl zu errichten mit einem Capitol von KV biS 7VVVV — Ans Neichenbach i. v. wird gemeldet: Infolge der seit ringen Tag n herrschende» Kälte haben sich d e Teiche der Umgebung bereits mit einer Eisdecke überzogen. ES hat iogar die EiSentnahme bereits begonnen. Ein hiesig S R-staurant erhielt heute ei» Fuder schöne« TaseleiS. Die eine,» bei CunSdors gelegenen Teiche entnommene» Blöcke waren ziemt: ch 3 Zoll stark. — Boi» königl. Finanzministerium wird die Verpachtung der zum lönial. Schloß Albrechiöburg bei Meißen gehörigen Restauration zum Burgk-ll-r ausgeschrieben, für Welche schriftliche Bewerbungen bis zum 24 November bei der königl. Bauverwalterci in Meißen einzureichen sind. — Der Nestor der sächsische», Lehrerschaft, der Kirch- schullehrer und Cantor em. Keller in Köyschenbroda, der ei» Aller von 91 Jahre» erreichte, wurde am Montag unter großer Theilnahme zur ewigen Ruhe gebettet. Der allgemein geschätzte Herr hatte 1871 sc ne goldene Hochzeit und später auch den 50. Jahrestag seiner Angehörigkeit zur Gemeinde, sowie das goldene Jubiläum seiner Mitgliedschaft der Kötzschenbrodacr Lehrerconserenz gefeiert. — Höchst werthvollc Ladung gab eö bei dem am letzten Sonnabend früh in Dresden ania»gr»dr» Wiener Personen- zuge. Ein demselben zugetbeilter neuer Wag n der Orient- dahne» enthielt türkische Wertbpapiere iin Gesammtgewichl dvu 3V0V üg und unter Begleitung mehrerer Functionaiie der oitoinaiiilchen Finanzverwallung, deren Reiseziel die deutsche Neichshauplstadl Mar. Vorträge von Rein hol- Richter. i. kr. Leipzig, 8. November. Im Saale der „Ersten Bürger- schule" begann gestern Abend der Piivaigelehrte Herr Rein hold Richter vor einem immerhin zahlreiche» Auditorium seinen in Aussicht genommenen EykluS eullurästheiischer Boriräge im Anschluß an den Eniw ckelnngSgang und die Werke Goitlwld Ephraim Lei sing's. Wir bade» de» ersten Vortrag, der Lesung'« künst lerisches Glaubensl-ckenntniß. de» „Laokoon", seine Jugenddramen und „Minna von Bainvelm' behandeite, mit großen, Interesse vcrsolgt. Richter hat sich osscnbar niii schariem Blick und begcisterier Hingabe i» die Gedankenwelt Leisiag'S vertieft. Lessing'- Fühlen und Denk,» ist ihm io geläufig geworden, daß er ohne jede Unterlage In sess, luder, fließender Weise über Lessing und seine Hobe Bedeutung für die «eiainmte geistige Entwickelung unsere» Voltes zu reden vermag. Dabei enlwick li er eigene Sstheliiche und philosophische Ideen, die zum Nachdenken anregen und seinen Borträgen so auch eine nach haltige Bedeutung verleihen. Jedenfalls Hoden wir iu Herrn Richter einen Lessiiigkeniier ersten Ranges kennen gelernt. Die höchste Bedeutung Lrising's findet Richter mit Recht in seinen dramaturgischen und dramaiischen Schriften. Aber die Grund lage feines dichterischen Schaffens bilden die Principieii, die er im „Laokoon" »icdergelegt hat, der zugleich das grundlegende Werk für b>e Enlwick,lung der Literatur und Kunst überhaupl wurde. Au- geregt wurde das Werk durch Wmckelmanii's „Gedanken über die Nachahmung griechischer Werke", in welchem er die Ibvk im Hause des Kaisers Titus in Rom enldtckte Laokoongruppe mit der Laokoon. darstellung im Brrgil verglich, und es lobte, daß der Laokoon „kein schreckliches Geschrei erhebe, wie Bergil von seinem Laokoon singet", sondern nur seufze und dadurch sein H ldenlhum. seine Leeleagröße, beweise. Dagegen trat Lessing aus. indem er betonte, daß m der Unterdrückung des Schmerz,s »och keine Seelengrößc liege und daß Einsalt und Scelengröße nicht da» Princip der griechischen Kunst seien. Nach Lessing schreit Laokoon. wie Herr Richter drastisch sich ausdruckle, wegen der Mundiperre nicht. Die grachttche Kunst staub »ach Lejstng unter dem Princip der Schönheit, sowohl die bildende, wc redende, aber jede hat ihr anders Genüge zu leisten. Was die Kunst nicht sehen lassen kann, ohne häßlich zu erscheinen, baS läßt sie nur ahnen. Deshalb seuszt Laokoon nur, da er im Seufzen »och physisch schön sein kann. Aus diese» Betrachtungen entwickelt Lessing den Unterschied jwnche» bildender und redender Kunst. Der bildend, Künstler, drssen Stoss im Raum liegt, bringt einen eiuzigen feste« Moment zur Darstellung, der Dichter Hot es mit der zeitlichen Eniwickclunq der Erscheinungen zu thuu, MN den, Jorlschreiien, mit der Handlung. Er hat die Sck önheit der Bewegung für sich. Daher kan» er auch bas Gewaltsamste, das Schrecklichste darstellen, well er daraus vor bereite», oder es wieder in veriölmender Weise mitbrrn kann. Nachdem Herr Richter in faßlicher und treffender Weise so den Grundgedanke» deS „Laokoon" euiwickelt, g ng er kurz aus die Jugend- brame» Lcisiug'S, irtsbewndere „Freigeist" und „Jungen Gelehrten' ei», und zeigte, wie hier Lessing noch im Banne de» R naissance schauspicls mit seinen convenliouellen Formen steht. Ein Umschwung »ollzog sich in seinem Fragment gebliebenen Werke„Henzi", in dem zun, ersten Male Bürger agiren, und deshalb eine Absage an die französische Sländetheorie der Bühne gegeben wird. Lessing er kannte aber bald, daß das bürgerliche Drama «in Fom liendrama lein muffe, und schrieb deshalb sein zwar srenisch langweiliges, ober sonst bedeutsames Trauerspiel: „Miß Sarah Kamps»»". ES war ber Durchbruch eine- KunstvrincipS murr Richtung, da- in noch »iel schönerer Weise in „Minna von Barnhelm" zur Geltung kam. Bride Dramen charakierijirle Herr Richter in anregender n»d geist voller Weise. Zugleich gab ihm daS lrtzie Stück Gelegenheit, die Ausgabe der modernen Kunst zu erörtern und nachznweisen, daß die Bestrebungen der neuen äftdetische» Richtung aus Leising's Kunft- tzrineip sich stützen müssen, um fruchtbar zu iverde» nnd der wahren Kunst treu zu vleibe». — Die beiden nächsten Borträge finden Sonnabend, den 10. d. M. und Montag, den l2. d. M Abends 8 Uhr statt. Leipzitzrr Lehrer-Verein. In der Sitzung am 1. November berichtete Herr Stelzer in aus ftlhrlicher Weise über Pros. ttr Marshalt's Spaziergänge «ine» Naturforscher«. Leipzig, Seemann, I8eB. 341 ,r. 8. 8,00 Werke, welche sich aus beschreibend« Naturwissenschaft drzi«h«n «rregen gerade jetzt besonder- daS Interesse der Lehrer, weil in Be zng ans Methodik dieses Faches außeroroenilich rüstig sortgearbeitet wird. Mit Freude» dars es begrüßt werden, ivenn ein Werk erscheint, welches so aus dem Bollen und Ganzen geschrieben ist, wie da» vor- lteaende. ES ist offenbar für den gebildeten Laien berechnet und Will diesen interessiren sür beschreibend« Naturwissenschaft und in dieselbe einsübren. In aniprechender Fon» bietet es einen reichen Stoff, durch welchen der Bersasser mühelos hindurchsührt. ES streift soft alle Gebiete der he,mi!ck>en Thierwel». Zn den verschiedenen Jahreszeiten nnlkrnimmt der Bersaffer mit seinem Leser im Geiste Spariergänge Bon den tlrberschrisien der einzelnen Abschnitte hebt der Berichterstatter hervor: „Die Schwalben sind ivitder da" — Allerlei kleine« Gesindel" — »Gefiederte Baumeister" — »Aus der Bermoie'e" — „Segler der Lüste" — „Am latztoe» See" — „Spatzen, t» Weizen" — .Altweibersommer" — .Wie ßchtz lebt in Eis nnd ^' — Verschlafene Sorgen". Jede« kapitel liegt ei» leitender «edonkle z> Grunde. 8» de- handelt der Bersaffer in dem Eapitel: .Die Schwalben sind wieder da" die Wanderungen in der Thierwelt, besonder- die der Vö-iel. Er erörtert die Ursachen derselben, Zeit des Wegzüge», Art der Wanderung, die allmälige Entstehung jener regelmäßigen, groß, artigen Wanderungen, die Zugstraßen u. s. w. Verwandt ist der Stoff in „Spatzen tm Welzen". Hier n>«rde» die Wanderungen der Thtere betrachtet, welche der menschlichen Enlturarbeit gefolgt sind. So folgten die Lerchen dem Deutschem aus den Steppen nach, ebenso Hamster und Ziesel, Hausmaus und -ratte, welche- letztere jetzt verdrängt wird durch die Wanderratte. Aehnlich ist e« mit vielen Pflanzen, so dem Wegebrett, „dem Fuß- tritt de- weißen Mannes". Die Flora der Umgebung von Pari- Hat 1870 71 durch die Fourage des deutschen Belagerung-Heeres eine welentliche Bereicherung erfahren WegivaNe, Klette, Gauchheil, Mohn und Kornblume, Wanzen, Küchenschaben wandertrn mit dem Menschen vom Ausgang der Sonne nach Westen. An den „Seglern der Lüste" erläutert Bersaffer den Bau der Bewegungsorgane, welche dem Fliegen dienen: die Flughaut der Flatlerihiere und der Flugechsen, die Flügel der Bügel und Jnsecten und geht besonders aus die Lösung des Problems der größten Krast- entsaltung lei kleinster Körpermasse ein. Durch das Ganze weht «in kräftiger Humor. Doch ist die Darstellung an anderen Stellen wiederum oft hochpoetisch, wie Referent besonders an den« Capitcl: „Wie sich'S lebt in EiS und Schnee" nachweist. Auch besitzt Herr Pros. Marshall entschieden ein ausgeprägtes rädagogisches Talent. Stets geht er von bekannten, alltäglichen Dingen aus. führt uns unmerkbar in's Fremde und macht uns dort heimi ch. Die Gesetze erscheinen als nalürlich« Ergebnisse der an- gestelltcn Betrachtungen. Jedes Thier wird von seiner interessantesten Seite ins Auge geiaßt. Die in naturwissenschaftlichen Lehrbüchern oft so langweiligen und doch »ot wendigen Beschreibungen fließen an den passenden Stellen mit ein, so daß wir mühelos darüher hinweg gelangen. Zum Schluffe hebt Berichterstatter »och die vorzügliche AnSstattung in Bezug aus Papier und Truck durch die rühmlichst bekannte Ber lagshaiidlung von Seemann hervor. Wagen hat zu den einzelnen Abschnitten künstlerische Stimniuiigsbilder geliefert. Dadurch ist der Preis allerdings ein hoher geworde . 8 sür 34t S. werden Manche» vom Kaufe zurückschrrcken, besonders auch de» Lehrersland. Wie verlautet, ist übrigens die erste Auflage i» Höhe von i200 Exemplaren nahezu vergriffen »nd schreilet dann die Berlagshandlung vielleicht zu einer Ermäßig»», des Preises, oder veranstaltet neben der „Prachtausgabe" noch eine billigere „Volksausgabe". L. 11. Entscheidungen -cs Reichsgerichts. (Nachdruck v- boie».) L. Leipzig, 5. November. (Vom preußische» Vereins- gesetzr.) Bor dem Landgericht l in Berlin hatte» sich am 11. Juni d. I. 33 Personen wegen Uebertretung des ff. 8 > deS pre»ßisck>en VereinsgesetzeS vom 11. März 1850 zu verantworten. Die Ange klagten waren Maurer ans Berlin und verschiedenen andere» Orte»; unter ihnen befand sich auch der bekannte Regicruiigsbaiimeister a. D. Keßler, der tn, dculichen Reick-e keinen sesten Wohnsitz bekommen kan». Der erwähnte Paragraph verbietet Be reinen, die sich mit politischen und öffentlichen Angelegenheiten beschäftigen, mit anderen Vereinen sich gemeinsam zu organischen, er verbietet u. A. auch ocn Schristenwechsel. Die Angeklaglen, meist Vorstände der betreffenden Vereine, hatten nun zwar, da sie das Gesetz kannte», das nicht gc- tka», waS direct verboten ist, wohl aber hatten sic d n einzelne» Vereinen Agitatoren zur Bersügung gestellt und soein mehr geistiges Band zwischen den einzelnen Vereinen geschaffen. Das Landgericht war jedoch der Meinung, daß die Ueberlassung von Redner» an andere Bereine nicht zu de» vom Gesetze verbotenen „ähnlichen Einrichtungen" ge höre und sprach sämmtliche Angeklagte srei. — Die Staalsanwalt- ck>ast legte hiergegen Revision ein und behauptete, zu den im s. 8K nicht erwähnten Mitteln, die aus eine Organisation vcr- chicdcner Vereine zu einem Ganzen abzielen, gehöre auch die Ab- eiidung von Agitatoren. Sie fügte zur Begründung hinzu, daß das lebendige Wort ein viel festeres Bindemittel sei als der vom Gesetz ausdrücklich verbotene Schristenwechsel. — In der letzten Sitzung des zweite» Strassenates des Reichsgcrichls erklärte der Reichsanwalt das Rechtsmittel für begründet und brachte ein sehr nmsangreich-s Material zur Begründung seiner Ansicht. Das Reichsgericht schloß sich dann auch d n Anschauungen der Staat?- und ReichSamvall- schast an und hob das Urtheil aus unter Zurückvcrweljung der Sache in die erste Instanz. l>. Leipzig, 5. November. (Duellirsucht.) Am 22. Aprild.J. Morgens um 2 Uhr kamen in ein Cafä in Nürnberg der »tust plinrm. Nikolaus Kraus von Bamberg und der Apotheker Alfred Bücht aus Schwabach. An einem anderen Tische saßen bereits mehrere Ossieiere, welche in lebhafter Unterhaltung waren und öfters ihre Heiterkeit kundgaben. Kraus bildete sich nun ein, daß der eine Osficier, Premierlieuleiiant Mener, über ihn gelacht habe und flüsterte seinem Freunde Bücht etwas ins Ohr. Als dan» Meyer das Local verlieb, trat Bücht an ihn Hera» und sagte: er habe seinen Ea tel- bruder beständig verhöhnt und beschimpft »nd solle sich deslgrlb als von demselben moralisch und Phhsisch geohrseigl betrachten. Dem Oisicicr blieb nichts übrig, als den Kraus auf Pistolen mit sü»s Schritten Eulier- nung und Kugelwechsel.bi-? einer kampsunsähig werde, z» fordern. Kraus, der wahrscheinlich den Mulh und die Kraft, welche in seiner deutschen Seele flammten, nicht anders als im Duell glaubte bethälige» zu können, hatte nun erreicht, was er wollte. Am Nachmitlag des 26. April fand im Walde der Zweikampf statt, und nachdem die beiden Kämpfenden fünf Mal ihre Pistolen aus einander losgeknallt hatten, stürzte der Osficier mit einem Schuß durch die linke Brust zu Boden. Er behielt zwar das Leben, war aber ein Vierteljahr später noch nicht geheilt. Die Straskammer i» Nürnberg beschäftigte sich mit diesen Vorfällen am 23. Juli. Sic verurthcillc Kraus, der schon mit drei Monaten Festung wegen Duells vorbestrast ist. zu einem Jahre Festung. Büchl dagegen, der eine gleickie Vorstrafe auszuweisen hat, wegen Anreizung zum Zweikamps (ff. 210) zn sechs MonatenGesäiigniß. Dieser Paragraph lautet: „Wer einen Andern zum Zweikamps mit einem Dritte» absichtlich, insonderheit durch Vczeigung oder Androhung von Verachtung anreizt, wird, falls der Zwcikampt stattgesnnden hat, mit Gesäiigniß nicht unter drei Monaten bestraft." Das Gericht sprach i» den Urlheitsgrüiiden aus, daß Büchl keinen Augenblick darüber im Zweifel sein konnte, daß er de» Osficier durch seine Worte sofort zum Zweikampie mit Kraus ausreize» iverde, denn wenn derselbe am das Duell nicht ringegangen wäre, so hätte er sich sür moralisch geohrseigl anichen müssen und wäre ans dem Offieiersstande als Feigling ausgeswßen worden. Gegen seine Verurtheilung hatte Büchl Revision eingelegt und darin behauptet, der Thalbestand der Aufreizung liege nicht vor, da er dem Osficier keine Verachtung bezeigt oder angedroht Hab«. Höchstens könne Beleidigung angenommen werde», aber eine Be strafung sei deswegen nicht angängig, weil inzwischen Verjährung «»getreten und übrigens auch ihm privatim Verzeihung zu Tdeil geworden wäre, — Das Reickisgericht (1. Strafsenat) konnte jedoch nicht finden, daß die Anwendung deS ff. 210 aus den vorliegenden Thatbestaiid eine rechtswidrige sei, und venvars deshalb die Revision als nnbkgründet. l-, Leipzig, 5. November (Vergehen gegen das Nah- rungSmittelgesetz.) Dem Abdecker Johann Georg Naget, jetzt in Pommenich bei Aachen, that es leid, daß io manches schöne Stück Fleisch von crepirten Thicrc», das durch seine Hände ging, un- genossen bleiben solle. Er suchte deshalb stets die besten T heile der Cadaver heraus, ließ sie zum Theil räuchern und brachte sie in Ver kehr als Nahrungsmittel. Daß diese „Nahrungsmittel" einen pesti lenzartige» Gestank verbreiteten, wurde zeugeneidlich nachgewiescn. Nagel sowie seine Frau, welche ih» bei der Verbreitung unterstützt haben soll, wurden vom Landgerichte Aachen aus Grund des Nah rungsinittelgesetzeS zu Strafe verurtheilt. — Aus die Revision der Angeklaglen, in »velchrr ungenügende Feststellung des gerügt wurde, hob kürzlich das Reichsgericht das Urtheil aus und verwies die Sach« an das Landgericht zurück. Königliches Landgericht. ll. Ltraska»««» Einer größeren Anzahl logenonnter „Propisiontlchwindeleir»" batte sich der Agent Wilhelm G. aus Neustadt schuldig gemach». G war längere Zit sür das Spirttuosengeschält en txrv« von M O. hier als R ijender ldntig. Sein B edienst bestand in einer Provision von 10 Procent. außerdem erhielt er täglich SpesenverqüMng. Er besuchte nun neben hiesigen Kunden auch di« kleineren Restaurateure uni, rer Vorstädte, sowie die Provmzialftädte im Umkreis Leipzig«. Sobald G. seiue Loureu begonnen hatte, kieken auch gn»> «»stän dige Eommissionen eia, denn bisher war da« O 'Ickre Geschäft »cht besonders gegangen nnd der Umsatz nubedeutrnd gewesen. Der neue Reisende schien also ein ungemein tüchtiger u»d brauchbarer Mau» zu iein. den, täglich iiberichried er Aufträge »rlche «heit« gleich, theils nach brr und der Zeit effeciunt werde» sollten, ko weit war di» Sache ganz schön, aber der hinkende Boie kn« nach. Im Q.'schruG schüft ward» geben»», destilltei«,» ßtM« nnchHerzeasiaft. die gesüIernFteichen sauber in Kiffe» gepackt und ad geschickt, da« deistt a» die «ip. au- > «edi^e, vestrltn. D^ »i« »rtz»! Buchhalter »c„ ak< »och »nd nach die Kiste, grüßtentheil« «>t de» Jubai» zurückgelchickl wurden und die beireffendeu Leute schrieben, daß sie nicht nur k»e Waare nicht bestellt hätten, sondern daß ihnen weder die Firma O. »och der Reilen e G. überhaupt bekannt lei Uno diele verblüffe,den Zuschriften mehrten sich, ebenso wie täglich manche mit vieler Mühe effeciuicte Lommijsirmen zurückkameu Daß unler solche» Umständen, abgesehen von allen sonstigen M>ßver- ftändnissea und UuzuirSglichkeilen mit den angeblichen Besteller» der Waare», der Schaden a» Fracht- und sonftiten Unkosten sür die Firma O- eia nicht unbedenteiidrr war. ist selbftveifiändlich. Die Leitung de» O 'schen Geichä t« lag dam it« in den Händeu eine« ge- wissen Ge, weicher die W tiwe O.. dir Inhaberin, durch die ehr losesten Schwindeleien um ldr ges mmtks, nicht undrirächtliches Vermögen und sonst I» Nachiheil brachte und der dasür vor eini.en Monaten vom hiesigen Landgericht zu 2 Jahren 6 Monaten G- iängniß verurtheilt wurde Uniere Leier werden sich noch jenes ProcesjeS erinnern, der damals viel Aussehen erregte. Natürlich konnte d r Reisend- G. auch nur bei einem „Geichäsie- suhrer" wie Ge. seine Manöver wagen, denn größtenlbeils war dieser aus Reiien und verwendete das Geld der Frau O. zu andern Zwecke». Endl ch ries er G. doch zurück, emdoi ihn seiner Stelle und eistaltrte Anzeige bei Geeicht. Deniznlolge stand »un G. unter der Anklage des BetiU is. Der Eiössnnng-b jchluß legte ihm etwa 50 Beii ugs Slle, perüvt in fortgej tzier Reihensolqe, zur Last. Des Betrugs bat sich G. inioiern scyuitig gemacht, a-S er die Provision sür die fingirlen Bestellung n erhoben. Der A«g>klag»e leugnete. Es mußte eine sehr gieße Anzahl Zeuge» abgedött werden und diese versicherten eidcich, daß sie bei die Bestellungen, welche derselbe an Q. überschrieb.-n halt-, n chl gemacht habe». Biele der Z-uge» kmnien G gar n cht einmal Gegenüber den be- stimmt sten sür ihn grov rendrn Zciigenausjiaen bebarrie der An geklagte bei seinem Leugne» und er machte Angaben, die manchmal fast den Anschein dcr Glaubwindi, keil zu erwecke» geeignet waren, w,-»n sie die Zeuge» nicht zurückg wiese» hätte». Bei einigen als Zeugen anwesend.» R>stauralruren ist G. zwar wirklich gewesen und hat drns l-en Offne gemacht, jedoch keine Bestellung rilialle». Er schrieb da-m einfach: Renaliratenr R in Lindem«: 15 Liter Rum L 1,50 ^l, Restaurateur R. in Go lis: 24 F eii.beu Rottnveiiipuiisch ü 2 ^ rc. D ß die Leute di S > i i t beliebt hatten, lünimenc G. wenig, iliin tag nur daran, sr ne 10 Proc. Prov sion zu erhalte». Die B rbandluiiq naln» »»armem »jel Z,t i» Ansv nch und inußie wiede,holt v nagt im rden. Die löaiZ. Srnat-anivaüichasl beanliogte die Bkiliaini g G.'s w gen Betrugs, trnt »n iledrige» aber einer mildere» Beurilellung rer Sache nicht enigege». Das Geeicht erkannte demgemäß aus 5 Monate Gesäiigniß und 2 Jahre Eh Verlust. Ter Gerichtehoi b stand aus den Herren Landgei-'chts-Director Sieber (Präsi inm), La»dge>,chieräi!>en La.bße, Mr, ch. Barth und v Sommerlntt; die Anklage süh.te Herr Slaaisauwatlschasls« Assessor Ilr. Groß. Sterblichkeilsbericht. " Gemäß den Bci0tie»liiebUiige» des kaiserlichen Ge» luiidi'eitsamtes sind in der Zeit von, 2l. bis 28. Oetober er. von je 1000 Bewohnern, aus de» Jabrradurchschmit berechnet, als gestorben aemelüet: m Berlin 10,9 ,n BreSlau 2l,2 in Nöiiiq-berq 23 6. in Kkstn 266, in Fruokiurt a. M 16.5, in Wiesbaden 20.6, s» Hannover . l.7, in Kassel 17,8, in Magde burg 23,1. in Stettin 2 >,6, in Altona 30.2. in Straßvurq 22.4. in Metz 191. in München 28,8, in Nürnberg 25,8 in Augsburg 25.9, i» Dresden 155. in Leipzig 16,3, in Stnttgarl 16.8, in Karls ruhe 20 1. in Braunschweig j6.7. >> Hamburg 24.6. in Wie» 23.4 in Pest 24 5, in Prag 30.2. m Triest 25.0. in Krakau :6,7, in Amsterdam —, i» Prustet 17.8, >» Paris —. in Basel —, in London 21,2, in Glasgow 20.9, in Liverpool 22,8. in Dublin 21,9, in Edinl-urq 16,1, in Kopenhagen 21.8, in Stockholm 16.8, in Cbristiaiiia j<6. in St. Petersburg 20.5, iu Warschau 27,6, in Odessa 26,4 in Rom 22 7, in Turin —, i» Venedig —, in Alerandria 41,0. — Ferner in der Z it vom 30. September bis 6. Oktober er. in New-Port 21,7, in Baltimore 19,1, in Phila delpstia 17,7, in Kalkutta 20,9 in Bombau 26 6. in Madras 30 2 D e Sterblichkeit blieb auch >n dieser Berichtswoche m den nie sten Großstädte» Earavas eine günstige, und wurde» ans einer g oben Zahl derielb-» klei ere Sterblichk itsziffer» als in der Vorwoche ge meldet. Emer sehr qeriiiqe» Sterblichkeit (vis 15.lt pro M>lle und I h ) ersiciite» sich Bremen nnd D»rmst>dt. Günstig (bis 20,0 pro Mille und Ialir) war dieselbe in Beeil,. Dresden. L-ivzig, Frank- ftirk a. M. Liuitgart. Barmen. Elberseld. Beannschweig, Kaffei, M tz, Binsicl Liocipool. Edindnrg. Stocknotm, Ebristiania u. a. O. Auch i» B ,sl.iii, Wi sbaden, Hmnover, Aachen, Kaelsruhe, Kopen- lagen, London, Lt. P t rsbura u a. wir die Slerbl chteii eine müßig Hobe. — Höh« Slervlichkeitsziffe-rn (über- 35,0 pro Mille) wuedcn aus keiner deuitchen Stadl gemeldet, — Unter den Todesursachen haben Tarmkatarrhe und Brcchdnrchsälle der Kinder im Allgemeinen eine weitere Almaknie eisaliren, wie in Hainbarg, Münch n. Wien, Pest, Warichau, St Petersburg u. a,; nur in wenigen Orten, wie in Berlin, Königsberg, Danzig, Nürnberg, Düsseldors, Odessa hat die Zahl der Sterbesälle an diesen Krankheilssoeme» wieder etwas zugenommeii. — Die Theilnalinie des SäuglingsalterS an der Geianiniiste bl.chk, it wir im Ganze» eine etwas kleinere als i» der Bviwocde-. Von >e lO 0<X) Lebenden sta den, auss Jahr b-rcch- n I, in Berlin 69, in München 104 Säuglinge, — Acute Entzü düngen der Ailimungso ganc kamen im Allgemeine» seli nex za», Vorichein und iülirlen auch ciwiS seliener zum Tode, — Das Vorkommen der I s eiivi skrankheiten war meist ein bäufigeres als i» der Bo,woche, »amcnilich Hobe» Maiern, weniger Scharlach, Unterleibstyphus und Pocken mehr Todes'ülle veranlaß!, — So haben Maiern in Berlin, Stettin, London, L verpool mehr, dagegen in Lt Petersburg weniger Sierbeiülle heivorgerusen, auch neueErkrankungc» ivurden ans Berlin, Breslan, Hamluig, Wien und aus den, R-giernngsbejirk Schleswig in gesteigerter Zahl gemeldet. — Tode sä ll- an Scharlach kanien aus St. Pcieisburg und W irschan in größerer, ans Danzig, Kopenhagen und London in verminderter Zahl zur M tth ilung. Neue Er krankungen waren aber in den »nisten Orlen, aus denen Berichte vo, liegen, vermehrt. — Die Sterblichkeit an Dipbtherie und Eroup war in Berlin, München, Dresden, Königsberg, Frank- iurt a. M , Hannover, Brannschiveig, Stettin, Wien und seinen Vororten, ferner i» Pest, St. Petersburg. Marsch,» eine größere, dagegen in Himburg. Breslau, Leip ig, Prag, Christtania, London eine verminderte. Neue Erkrankungen kn» e» aber aus den meisten Orten, aus denen Berichte vo liege», i» größerer, nur aus Hamburg und Nürnberg in verwinde,ter Z ihl zur Anzeige. — Der Ume-leib«. typbus hat in Pest, Et. P leis.-ueg. Rom etwas mehr, in Lo idon b>e gleiche Zahl vo» Opfern gefordert, wie i» der Vorwoche. AuS Königsberg wird kein weiterer Todesfall a» Typ uS gemeldet. Neue Erkrankungen käme» aus Berk» und St. Petersburg in geringerer, aus Homburg »rd Pest in gesteigeiler Z,hl zur «enntniß. — An Flecktyphus wurden aus Edinburg 1, ou.< St. Petersburg 4 Ec krankunge» berichtet. — An epidemischer Genick-tarre ist weder ein Todes-, noch ein Erkraiikungssall inilget, eilt woi de». — Rojenartiqe Eatzüiiduiigeu des Zellgewebes der Haut zeigten sich in keinem Orte in »enneiiSwerther Zahl als Todesuriachc. — Der Keuchhusten be> dingte in London etwas mehr Opfer. I, Hainourg, im Stadtkreise Kassel und in Kopenl.age» kamen zablreiche Erkrankungen zum Vor schein. — Einzelne Todesfälle an Pocke» wu den aus W en und London mitgeiheilt, in, hrfichc aus Warschau (5), Trieft (6) und Prag (16); Erkrankungen auS Wien I, aus Pest 3, aus Petersburg 7. Der Gesundheitszustand in Berlin gestattete sich in der Berichts- Woche ein wenig ungünstiger, doch blieb die Sterblichkeit säst die gleichmäßige wie in der vocherqegangene» Woche. So kamen Darm kararrhe und Brechdurchiälle der Kinder wieder mehr zum Vorschein und wurden auch häufiger Todesveranlasjuug, die Theilnakme de- Säuglingsallers an der Stert l chkeik war jedocb eine gegen die Bor woche verminderte. Acute Entzündungen der Athmnnasorgane kamen dagegen etwas sellrner als in der Vorwoche zum Vorichein, auch war die Zahl der durch sie bedingten Sterbesälle eine etwas geringere. Die Inf ctionskrankdciten baden dagegen meist mehr E>« krankunge» hervorgervfen; so kamen Erkrankungen an Maser» be sonders in Moabit zur größeren Verbreitung, Erkrankungen an Scharlach wurden aus der Rosenthaler und Tempelhoser Borst id». an D phtherie und Eroup aus der jeweiligen Lnisenftadt und ,iu» der KöiNgstadt am zahlreichsten qeme de«. Auch rolenartige E it zündungen de« Zellgewebe« der Haut wurden häufig r beobachtet, wahrend Erkrankungen im Wochenbett eine Abnahme und Er- krankunge» an Typhus ein beschränktes Vorkommen zeigten. Er. kranknngea an Keuchlmsten zeigten keine weieniliche Veränderung dir Zahl der Eterbeiille blieb eine kleine (6). Erkrankungen an aculrm Gelenkrhenmal ömu» wnrden seltener, an rheumaiiicheu Be ichwerden »er wnstela dngegen häufiger zue ärztlichen Behandlung »beacht. Neues vom Lüchermarkte. Her«.') Der kürzlich von »ns besprochene »«»ekle Roman Felix Dahn „Attila" n»d vorstehend geiwnnter »eurff« ..Eckffe»»" bade» neben »er Geich «eißerllche» Aassützrnng ,»ch Da« gemein, daß sie ihre» '1 «er» Nsißae«. W» Nemaa van G,»ß Uckßrt^ — Leipzig Lar Ditelhekden, die wir nach den geschichtlichen lleberllefeeuugen nno mehr »och einem sie »mnmchernde» My henkranze gemäß als durch und durch enimenlchte Stdeulale zu erbl ck-n gewohnt Maie«, Züge verleihe», d,e wohl geeignet sind, sie unserem Empfind n näher zu rücken, «»- ihr Thuu, wen» wie auch immer davor zun ckichandei n müssen, doch an« rein menschliche» Uriache» enlipiosse» daizn- ftellen bestrebt sind. Bei Attila war eS nach Dahn der dem Könige wodt anstehend- Ehrgeiz, seinem Reiche, das er allen übrigen entarteten Völkern sür überlegen hielt, die Welt herrschast zu sichern. — Be, Eckstein'» „Nero" ist es eine i» ungestillter Sehnsucht sich verzekrende Liebe zu einen« holden, reinen Weibe, daS i» seiner leidenschaftlichen und doch senschen Zuneigung, seiner Lkaraktersestigkrit, seinem durch die Lebren des Nazareners a-lüuterie» Empfinde» von günstigp-m Eiiistnß aus de» lenksamen Jüngl-ng hätte sein können, aber, von ihm ger ffe», iha alle» Furie» der Verzweiflung. deS Mknichenhass-s preisgiebt. Diese Wandlung in dem W,sen Nero's ist ein Glanzpuuct des vor uns entrollten Seelengemäldes und ebenso zutreffend in psychologischer Hinsicht, wie feinsinnig ausgesghrt — Wir sehen de» Jüngling von höch ste, benden Plänen sür das Glück seiner Unterthanen eisülli, der Philosophie des Seneca von der Gleichheit aller Mcnsch- geborenen gläubig zugetkan, schon nachqrübelnd dein Wese» n eS Gott,s, heimlich spöttelnd der menschlich unvollkommenen Götter, denen seine Zeit huldigt, und sehen ilm m t der tanzen Ueberichwenglichkeit eine- unverdorbenen. ju endlichen impfii'drns ieiner holdseligen . Acte" zugetkan. Wie veredelnd d ese gliihende Liebe aus ihn eiuzumiiken vermag, ersehe» w r daraus, daß ihm im Bollgenuß seines Glückes barbarisch schon Gebräuche scheinen, die seine Umgebung selbstverständlich dünken: der unter- legen« Fechter, den die blntlechz-iid-n, jauchzenden Zuschauer zuni Tode verdammen, erregt sein Mitleid. — So mit Göileess önkeit äußerlich ausqeftattet, der Keim zum Guten in ihn, sich iriedliäitig regend, die Seele weich, wie Wachs in des Bildners Hand, io tritt der Jüngling zuerst vor un- hin — da greift laiaiiische BoSüc l Mit grausam zerstörender Macht i« dieses weiche G-iüge und iornil daraus jenes ekle Scheusal, das den untilgbare» Schmerz in der gciirn Brust um mit dem Wehe sür eine Welt zu betäube» hofft: Nur ein emzigeS Mittel giebt eS. die Qual aus dem Herzen herouszuriißen: das Schwert. Ja. wenn er. gleich den Heroen dee deupilimlvcklen Achäer, über trotzige Feinde hiiiwegslürnicn, wenn er c n Ikon zer reie» könnte —daun vergüß er vielleicht den ich ninierndc» Jiigendtraum und gewöhnte sich an die ewige Nachi." Und »un eilt er unamhrlisam aus verderdlicher Bahn dak », m>-hr aber »och und schlimmer, duldet er die Schandlhateu seiner surchlrrlichcn U»t- gevung. Wir wiederholen es, diese Wandlung iu dem Wesen Nero's ist durch de» Autor meisterlich ausgeiühct: — dagegen will uns das gehässige Eingreifen Agiippina's, das jene Umwälzung herbeissthrt, nicht in gleiche,» Maße mol virt erscheinen. An ein» sittlichen Be weggrund, vielleicht um das eheliche Berhältniß zwischen Nero und Octovia ungetrübt zu erhallen, können wir ebenso wenig wie n» den Hochmulh der Freigelassenen eegenüber glaub n bei der Kaiieriii, die heuie eine» s naloris.chen Jüngling, morgen einen ivohlgewachiene» Soldaten mit ihrer Gunst beglückt. Dagegen konnte ihrer Herrich st dar voll- Auigeben Nero's i» icm Lubesglück nur gelegen kommen. Doch dies wäre auch das E'nzige, was wir an dem Ausbau der Handlung ausjuietzeu hätten, alles Uebrige ist mit logischer Schärte aosgesührt. D-e eiste sürcht-rliche Folge vo» Agrippina's Tnun ist ihr eigner Uniergang, N ro schreckt selbst vor dem Mullermoide nicht mehr zurück. Seine Natur verwildert mehr und mehr, so daß von der ursprünglich schönen Anlage kau», das Geringste noch zu erkeunnu bleibt. Bei alledem ist er aber immer niebr ein passiver als ein activer Schuike, die ärgsten Genrall- Ihatc» reifen immer nur in dem Hirn seiner Umgebung, und nur die Duldung deise>beu bildet leiae Hcmptichuld. Es ist dies ei» sehr glücklicher Zug des Autors, dem es dadurch geling!, seinen Helden noch immer einigerniaßen menschlich zu erbalten, ohne daß er in de» Febler gewisser moderner Geschichtsschreiber zu verfall?» braucht, die L I» Stahr es unternommen habe», die Unholde und Undolbinneu dcr römischen Kaijerzcit mit histor scher Seife re», zu wasche». Höbst onerkeniien-werlh und von trefflichstem Gelingen gekrönt ist Eckstein's Bestreben, die Sceoen des Schrecklichen und Abstoßenden möglichst decent zu g statten und derart den, vi-rseiiiertkn Empfinden des modernen Lesers anzupaffen, obnc das Grausige, welches de,» Stoffe nun einmal untilgbar anhastet, ganz zu verstecken. Es war ihm überhaupt mehr darum zu thun, die Eniwicklungsstadien in L,m Leben Nero's, von dem edel beanlagten Jüngling biS zum übcr- meii'chlichen Ungeheuer Narzulegen, als die Thaten des leyleren selbst in aussübrlichee Breite zu schildern. Er hat es dem gemäß auch v, rmiedeu, sich gleich Hamerlinq in Makarl'tcher Farbenschwclgeret zu ergehen, wozu das Motiv leicht vee- leitet, «rotzvem aber sind seine Schilderungen vo» scviec p astischer Anschaulichkeit und wirken mit packender G wali ans den L-ser ein; die Ermoidung Agrippina's, der Brand Ron«, die lebenden Fackeln Nero's, die von bacchantischer Lust umtosten Feft- gelage — alles dieses zeigt das mühelose, zielbewußte Können d s beguadeien Dichters. Die Anichanlichke-it di.s--r Bilder wird »och in eindringlichster Weise verstärkt durch Eckstein's enorme cullurellc Detailkenniniß, die sich aus alle Gebiete des privaten und öffent lichen Lebens der damalige« Zeit, ebenso wie aus die Topographie des alten Roms erstreckt. Sie umfaßt eben Alles und Jedes, daS Kleinste wie das Giößie: jedes Triukgesäß, jede Ampel, jedes Leib gericht, die Kleidung, die Sänfte», die Einrichtung der Stadtwoh- uuugen. dcr Billen — daS Lolorit gewinnt dadurch eia ebenso eigen- artiges Ansehen, wie eS den Leser überall in der rechten Stim mung hält. Daß dir Figureuzeichnung aus derselben künstlerischen Höhe kehl wie Jenes, glauben «,r mit dem oben Gesagten schon erwiesen z» haben. Die dichterische Krajt in der Eharakteischilderunq zeigt sich ebenfalls nicht nur bei den im Mitlelpunct der Handluua stehend «, sondern auch aus alle Nebenpersonen ousgedchnt Die Figuren des Tigellinus, der bü'e Engel N ro's, des Seneca, mit seinem Philosophen Ernst, der aber bei sröhlichem Gelage sich auch in weinjeligc Schalkslaune wandeln kann, d«S Fanatikers Nicodemos, der ehrgeizigen Poppän Sabina, der in idrer Rachsucht bestia ischen Hasbro treten neben Nero und seiner nächste» Umgebung am meiste» her vor. Wahre Lichlgeslalten deS Romans sind Octavia und Acte, die rechtmäßige Gattin und die Geliebte des Kaisers. Beide mit doldseligfter Weiblichkeit aasgeftaltet, beide in heißer Liebe zn dem Einen entbrannt und doch die erste iu ibrer tvröocn sittlichen Giöße und Geistessiärkc ihn abstoß nd, die zw-ite ihm durch Bosheit ent risse». Alle diele Figuren sind »ach der Wirklichkeit, wie sic die eitgenöisiicden Auiore» schilderten, entworse», doch wahrte sich Eck rein bei der Aussührung die volle dichterische Freiheit, welche dem Schaffen erst das charakteristische G präge veeleivt. Bewunternswerth in seiner künstlerischen Vollendung, wie rein menschlich gedacht, von durchaus versöünendem Eindruck ist d ni Autor der Abschluß des Weck,- geluagen. Riugsöimig schmiegt sich dem Anfänge das Ende wieder an: die liebt che Gestalt, wcllie e ie hehrste, schönste Empfindung in des JüaglingS Brust geweckt, sie tedl auch in unentwegter Liebe dem Manne zar Seite, da ec Lüb»e sucht sür ein jchuldbe adenes Leben. Der lep,e Hauch ihres ersterben de» Mundes: „Gott sei uns gnädig" verklingt zusammen mit dem Todesseuszer auS seiner Brust. — Eckstein zeigt sich hier als der derusene Poet, der nicht nur zu erichüttern, sondern auch z» er- heben weiß. Der Roman ist in seinen Einzelheiten, wie als Ganzes aus- geiaßt, rin Kunstwerk, wie unsere moderne Literatur deren nicht Viele auliuweiiea ha«, und wird eine ungewöhnlich« »nd nachhaltige Wirkung aus «eite Kreise «uSübea. A—e. « » * Die Grtze t« Karten «ntz viltzern. Handatlas in 60 Karten, liebst 125 Bogen Text n»t 800 Illustrationen. In 50 Lieserunge», Gioß-Folio Format, ä Lieferung 80 /H. Bisher 40 Lieferungen ausgegeve». <A. Hartlrben'S Verlag in Wie» ) Wir haben dir Ausgabe einer weiteren Serie diese- prächtigen Werkes zn verzeichnen, die Lieferungen 36 bis 40. Ter Tert umfaßt «üdomcrika »nd die erste Hülste von Afrika» und enthält wieder ein« Fülle von Illustrationen, die nicht n»r aus der Höhe der bisher gebrachten liehen, sondern diele letzteren zum The-Ie überlreffea. Ueberkaupt kann es nicht rühmend genug Hervorqehoben werden, daß daß Werk unentwegt sich immer aus gleicher Höhe, sowohl in literarischer, ats kariographischer Beziehung, erhält. Auch der Druck zeigt durchweg die gleiche Sarglalr. So dars man einen gediegene» und schönen Abschsi ß des nützlichen und schönen W rkrs erhoffen, nniiomeh!, da die Zahl von noch ausständigen zehn Liesernage» eine ausiuhrl che Behandlung des in so vieler Beziehung höchst interessante» Polar- gebiete« und des Schlußabjchniil d s Weltverkehrs, erwarten lasse». Was die Haupliache audetriffl, die Karlen nämlich, sind den «enesteni ansqeqebene» Lieserunge» bro ibers scdöar Blätter bcigegebe»: Tiiik'ftan und Hiadoftan. drr Kaukiins, eine sehr instruci »e nnd tribuisn klar behandelte Karte der Loloniea und des Weltverkehre«, eine Karte von Geiammt Amrriki und eine Detailkane »o» Iran (Periien, Asqhanistan und Betutschistaa). An d ej-r Karte allein ge winnt man einen Sckatz van nicht zu unterschätzendem Wenhe, vo» dem umiangreiche», mit vielen hnndert Illasiraltonen tze*Gi"dck»e» D,x«e gar nicht zu reden. **
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