Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-06
- Monat1888-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1888
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Rrtzarti«» >nt LrpedM»» JohanncSgasje 8. Lprrthstnn-rn der Nrdartio«-. Bormitlag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. 8*r d», »UN«,»« ein»»1»»dln «»nuicewt, ««ch» st» »k dtevacN»» «>»t »rr»u>dii». >««atz«« de, für tzt« »ilchstssl«-,»« Nummer »estlmmten »as»r«te a» L-cheut«,»« bis 8 Utzr Nachmttt«««. an L««»- nutz Feftta,e» früh bi»'/,» Uhr. In drn /ilialrn für Ins.-Ännahmr: Ltt« Klemm. UniversiiätSstrabe 1. Louis Lusche. Katharlnenstr. 23 park uni' König-Platz7, nur b>» ',.8 Uhr. «WM und Tagtblaü Anzeiger. Organ für Mit». SmalaMMe. Landels- «nd Geschäftsverkehr. 311. Dienstag dm 6. November 1888. Aborrrr*ment»pietS vierteljährlich 4Y, Mk. iucl. Brtagerloha 5 Mk.. durch dir bezöge» 8 Mk. Jede einzelne Nummer tO Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tagedlatt-Format gesalzt) »hae Postbeiüroerung 60 Mk. mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uns. Pcellverzrtchuiß. Tabellarischer ».Ziffernsatz »ach Höhen» Tarif. Neclmntv unter dem Nedaetiou-ftrich di» öaelpalt. Zeile bOPs. vor de» Aamilieuuach richte» die 6gespalt,ue Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Gxpehttt»« zu sende». — Rabait wird nicht gegeben. Zahlung prueuuwenuläa oder durch Posi- nachuahme. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachnng, den dte-jesidrigeu Ehristniarkt betreffend. Wegen de» an» 17. Decrinber 8888 beginnenden <khristmarkteS, auf welchem feilzudtelen anr hiefige« Gemeindemitgliedrr« gestattet ist. verordnen wir hier» durch Folgendes: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmärkte zu erhalten wünschen, staben sich bi- Sonnabend, de« 24. November dieses IahreS bei unserem Marklvoigle, Jnspeclor Rcnlsch (Nasch»,arkl 1, 2. Etage) zu melden. Später eingehende Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine- Standes und die Aus fertigung de» Scheines hierüber sind 23 Pfennige zu entrichten. Wird diese Gebühr nickt sofort entrichtet, so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ist,» angewiesenen Stand nicht spätestens am 88. Deccmber besetzt stat, ist desselben verlustig, hal auch zu gewärtigen. Laß ihm für spätere Chriilmarkle Stände nicht wieder überwiesen werden, sobald er nicht einen genügenden Bebinderung-grund nachweist. 3) Ter hiesige ÄVorhenmarkt wird zuletzt Dienstag, den ll. December dieses Jahres, auf dem Marktplätze, von da an aber aus den, Fteischerplatze abgehalten, auch wird wahrend der Markttage vom gedachten Tage an den hiesigen Berkäiisern von Töpfer- und Steingulwaaren d,e Benutzung deS TöpserplatzcS gestattet. A» den in den Christmarkt fallenden S Wochenmarkst tage», also am 18.. 20. und 22. December, ebenso am Mon tag, den 2 t. December, an welchem Mark! zu halten aus nahmsweise hiermit gestattet wird, ist die Dauer des Marktes au eine bestimmte Schlußreit nicht gebunden. 4) Der Ausbau der Buden aus dem Christmärkte ist vom 14. Deceinver ab und auch am 16. December, an letzt genanntem Tage jedoch erst nach Beendigung veS Vormittag« goltesbienstcS, also »ach lO>/, Ustr Vormittags, gestaltet, wogcqen daS Auspacken und Einräumen der Waaren nicht vor Mittags 12 Uhr de« 16. December beginnen darf. 5) Der Verkauf der Waaren findet bis zum 24. December. 12 Uhr Mitternachts, statt, doch ist am 23. December, dem in den Christmarkt fallenden vierten Advenlsonntage, der öffentticke Handel in Läden. auf Ströhen und Plätzen erst nach beendigtem BorinitlagSgotteSdirnste, d. i. nach IV/, Uhr Vormittags, gestattet. 6) Die Inhaber von Cbristmarktständen dürfen nur ihre Angehörigen und solche Personen als DerkLnfer verwenden, welche ständig in ihren Diensten oder hier wolinhnst sind und es werden alle Stände sofort eingczogen, an denen auSwärtS wohnhafte selbst ständige Personen, welche nicht hiesige Gemeinvemilgliever sind, als Verkäufer belrosscn werden. 7) Säinmlliche Buden und Stände, sowie die aus dem AugustuSplatze zum Feilhallcn von Christbäumen benutzten Plätze sind von den Inhabern »och am 24. December bis Mitternachts 12 Uhr zu räunien. 8) ES bleibt auch ticSmal gestattet, die für den Christmarkt benutzten Buden aus dem Markte noch am 25. und 26. December stehen zu taffen ES haben aber die Mietber sowohl, als die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmtliche Buden nach Ausräumung der darin befindlichen Waaren sofort gut geschloffen, d. h. die Klappen zugedolzt. die Thüren verschlossen oder vernagelt, sowie die Buvenplanen nebst den dazu gehörigen Piancnstangen beseitigt werben. 9) Säiniiilliche Chrittinarktbude», soweit dieselben nicht mil Einwilligung der Meßbudendeputation in der NeujahrS- nieffe benutzt werden sollen, sind an, 27. December abzubrechen, und deren Fvrtschaffung muß noch an demselben Tage er folgen, auch biS Abend- 8 Uhr beendet sein. 10) DaS Lege» von Triltbrelern vor den aus dem Markt Platze ausgestellte» Christmarktbudcn ist nicht gestattet. 11) Der Verkauf von Christbäumen wird vom 17. December ab aus dem Augiistusplatze gegen ein Standgeld von 3 Mark für jeden gleichmäßig großen Platz gestattet, jedoch unter ausdrücklichem Verbot des EinschlagcnS von Psähle» ober sonstiger Beschädigung der Oberfläche deS Platzes. Wegen Ausstellung der Christbäumc und sonst allenthalben ist den bezüglichen Anordnungen unsere« Marktvoigt«, Inspektor Renisch, unbedingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit (Heldstrnfe biS zu Üv Mark oder entsprechender Hraftstrafe geahndet werben. Leipzig, am 24. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 9039. Ür. Georgi.Hennig Nach tz. 1 der Verordnung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen vom 12. October 1883 be dürfen alle für Privatzmecke dienenden elektrischen Be leuchtungen hinsichtlich der Art und Weile ihrer Ausfüh rung einer vorgängigen polizeiliche» Genehnrigung, und »ach tz. 7 derselben Verordnung verfällt Derienige, welcher eine elektrische Beleuchtung der Bestimmung in tz. 1 zuwider ohne polizeiliche Genehmigung herstellt oder benutzt — insoweit er nickt nach dem Nrichsstrasgeseybuch eine höhere Strafe verwirkt bat — in eine Geldstrafe dis zu 150 oder entsprechende Haststrase. Da uns neuerdings bekannt geworden, daß den vorge dacktcn Bestimmungen wiederholt entgegengehandelt worden ist, so bringen wir dieselben hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung, daß diejenigen, wetckc eine ohne unsere Geneh migung hergcstellte elektrische Beleuchtung benutzen, sich außer der Bestrafung »eck deS Verbotes der Wciterbenuyung ihrer Anlage zu gewärtigen haben. Leipzig, den 2. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig V—5796. Iw. G e orgi. Wilisch. Aff In Geniiißheit deS Z. I der Instruction für die Äu» sührung von Wafferrvhrleitungen und Wasseranlage» ii. Privatgrunbstücken vom 6. Februar 1888 macke» wir hierdurch bekannt, daß brr Klempner Herr Bernhard Araueudein» in Plagwitz. Zschocherscke Straße Nr. 52. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 3. November l888. Der Rath der Stadt Leipzig. X. SILL. Lr. Georgs. Wolsra». 2» Gemäßheit de« tz. l der Jnstructio» für di« Ru«- ührung von Wasserrohrleituugen vnv Wafferanlagen in Privatgrundstücken vom 6. Februar 1883 machen wir hierdurch bekannt, daß brr Klempner Herr Gustav Mulle» in Neustadt, Hevwigstraße Nr. 5. Part., zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uaS sich angemrldet und den Besitz « hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig» den 3. November 1883. Der -8ath de» Stadt LetpztG. X. 81S5. I)r. Georgi. Wolfram. Virtsalils-Vekanntma-uns. Gesiebten wurden laut vier erNalteter »mceiae: 1) ein Ballt«, signirt: „41. I,. 558". im Gewicht von 18 kx, enthaltend eme größere Anzahl Packrtr mit Mustkalirn, von einem Rollwagen, aus der Fahrt von der Secburgstraße nach dem Magde burger Bahnhöfe, am 22. v. MtS.; 2) ein Balle» mii braunem, schwarzgestreiftem Buckskin, signirt: X 4797", im Gewicht von 21 Icx, vom Güter-EmpsangSboden de« Bayerischen BahnhoiS, seit 23. v. Mts.; 3) ei» Paar ziemlich neue schwarze Tuchhosen mit Latz und blauem Futter »nd ein getragener Wiutrrüberreher von schwär- »ei» rauhen Stoff, mit Sammelkragen, S Reiben überspannt»»» Knöpsen und roidgestreistem, wollenem Futter, aus einem Vorlaute Ruierstraße 26, am 25. vor. MlS.; 4> «in langer strauen-Pelz mit schwarzem geriesten Ueberznq, mit Hamstersrll gefüttert, otme Kragen, aus einem Parterreraume in Nr. 20 der Gr. Fleischergaffe, am 26. vor. MtS.: 5) «ii, goldener Talurnrlng mit einem blaue» und mehreren weißen Steinen, aut einer Wohnung in Nr. S der Kurpriuzstraße, am 26. vor. Mts.: 6) ca. 180 in 3 Doppelkronen, einer Krone und Dllbrr- münzc, aus einer verschlossenen Parterrestube in Nr. 14 am JvdanoeSplatz. mittelst Gtilbrucki«, vom 26. b>« S7. vor. Mt«.; 7) ein duiikelbrounIederneS Geldtäschchen in Form eine- zu- ammengeleate» Handschuhes, mit versilbertem Knöpsche», enthaltend ea. 83 Mark in einer Dovpelkroue und Silbermünze, ein Net»»» Hille» III. Llasse „Wechielburg-Leipzig" und eine Quittung der Sitllennermtttterin Fuchs, aus einem Gastlocal« in Nr. 1? der tzalnftraße, am 37. vor. MtS.; 8) eine silberne Ctzlindrr-Ne««ntotr-Ubr mit Secund«, ohne Goldrand, mittelst Taschendlehststzt«. i» einem Gaftlocale Nr. 62 der Gerberstraße, vom 28. biS 29 vor. MtS. Nacht»; 9) eine goldene Damen-lkylinher-Nemoatotr-Utzr mit au- hängender goldener Gliederkette mit Quaste, aus einer Wohnnug in Nr. 12 der Turuerstraße, vom 28. d>S 29. v. M.; 10) ei» Gpnzierstock (Olive) mit Griff von amerlkautschem Hirschgeweih, aus dem Gastlocale in Nr. 1 an LSHr'« Platz, am 28. v. M. Abend«; 11) »in Ha» «»«,«, 8r»drta. graugestriche,, «st Feder, »nd einer beseele, Felge an einem Nah, a»s der Fürstenstraße, am SO. v M.; 13) ein Wluterüherzirtzer, abgetragen, von braunem glatten Stoff, mit Sammeikragen, einer Reihe Steiunußknöpse, schwarz, gelb- und blaucarrirtem Futter und Kettchenhenkel, sowie ei» Winterüberzteher von demselben Stoff mit braunem Sammet krage», verdeckter Batterie, Kettchenhenkel und grau-, roth» und grünkleincarrirtem wollenen Futter, aus dem Gastlocale der neuen Börse, am 31. dsr. MtS. Abends: 13) ein dunkelbrnuner Wlttternherzieher mit Sammeikragen, der- deckte» Batterie, dunklem rotbqestreisten Futter uud dem Name» „^rnolil I-eiprix" im Henkel, ein Taschentuch „6. gez. und ein Paar hellbraune Glacehandschuhe, ein Wiiiterüherzlrhrr von schwarzem gerippten Stoff, mit einer Reihe überiponnenen Knöpsen ohne Henkel, ein Paar schwarz-graue Glacehandschuhe, ein Winter- Uebrrzlrher von dunklem, flockigem Stoff Mit schwarzem Sammet, kragen, einer Reihe Hornknövse und Hellem Futter, sowie ein Paar rotbbraune GlacShandschuhr. endlich ein brauner Sammerübrr- zieher mit schwarzem Sammetkragen, verdeckter Batterie und dunkel- seidenen, Futter, aut dem Pancrama-Gasilocale am Roßplatz, am 31. v. M Nachmittag«; 14) ei»e jchwarzlederne. desecte Vrieftnsche mit einer Pahkarte vom Jahre 188? und Steuerzrtteln aus „Luxunv Vubnielc" lautend, sowie ö Zehntellosen der gegenwärtigen Sachsiichen Lotterie, Nr. 41 048 1. bi« V. Claffe, mittelst TaschtU-iehftahlS aus dem AuguftuSvlatz. am 31. v. M.; 1b) ein alte-, Ichwarzledernes Portemennuie mit ca. 190^1 in Dapier und Silber, in der BahnhosSstraße, mittelst Taschrn- dtrhftahl«, am 31. v. M.; 16) ein säst neuer Tommerüberzieher von hellgrauem Stoff, mit verdeckter Batterie, gelbgcstreütem. seidenem Futter und der Firma „kriackricd Xiociewon, vreecksn" im Henkel, sowie ein blau- ieideneS Taschentuch, aus dem Gastlocole der neuen Börse, am 31. v. M. AbendS; 17) ein Kleidreck von dunkelblauen, Kaschmir mit einem Sammetstreifen, ein Paar goldene Atnder-Lhrriuge mit blauen Steinchen und ein einreihige- Corallenkcttchen, au- einer Wohnung in Nr ö am Dorvtheenplatz, am 1. d. M.; 18) ein ziemlich aroßer schwarzledener Aoffre mit schmutziger Wüsche, als: 2 Tcckbett- und 2 Kopskiffei,Überzügen von ge- streitiem Damast, 2 weißleinenei, Bettlüchern, 4 Hnndtücher», 2 Nachthemden, 8 Taschentüchern und 8 Paar buniwollenen MaiinSsockrn, sämmtliche „p. 8vbS»«h«^ mit Tinte gez., au- dcr Abgang-Halle des Dre-dncr Bahnhofs, am 1. d. M. Nachmittags. Etwaige Wahraehmungen über den Berdlreb der gestohlenen Gegenstände ober den Thater sind nngejanmt bei nnjerer Lrimina>- Abtdrrlunq zur Anzeige zu brinaen. Leipzig, am 5. November 1888. Da» Valtzeiamt »er Ltatzt Leipzig Bretschaeider. S. Nichtamtlicher Theil. Zum Lisenblihnunfall bei Lorki. ES ist eine bekannte Tbatsacke, daß von allen Herrschern die absoluten über die wahre Lage der Dinge im eigenen Lande am schlechtesten unterrichlet zu sein pflcgen. Es fehlt an Organe» für die unbefangene Mittheilung deS bestehenden Zustandes, und selbst die persönliche Wahrnehmung wirb ge trübt durch künstilchc Veranstaltungen, welch« geeignet sind, dem Beobachter eine falsche Vorstellung de« lhatiächlich Vor handenen zu geben. Kaiser Alexander III. befindet sich in diesem Falle. Zu ibm dringt selten die Kunde der Wahrheit, und wenn sie ihm zufällig dennoch bekannt wird, so sind zahlreiche Kräsle bemühl, die Wirkung auszuhebcn ober ab zuschwächen. Dir neueste Zeit hal dafür mehrere Beweise geliefert. AI« vor einem Jahre die bulgarische Frage et»» drohende Gestalt annahm, waren es lsie Bemühungen der Verleumder, welche Kaiser Alexander zum Kriege gegen Oest-rre ch-Ungarn und Deutschland zu trecken suchten und es dabin gebrächt hatten, daß der russische Kaiser die deutsche Polit k für doppelzüngig hielt und daS Vertrauen aus den sonst von ihm verebrteu Fürsten Bismarck verloren hatte. Der Besuch i, Berti, a« 18. N»>»««h« ermöglicht« eü>« persönliche Aussprache über ^/^'^ ^/W^erherstellung Kaiser und Kanzle^ und drr ENolg war °w Befestigung »wette Tbatsacke ist, daß dl« Panslawtsttsch« Partei ^ 7ebe und daß diesem deshalb die Ausjt.chnungen vore.uhalten werden würden, ans welche" 'E« iabren und- seiner treuen und erfolgreichen AmtSthäligtell qeqrnndelen «nspruck erheben ko,>nle. D.e Pansl-m-tfUN sind durch d,e Berleihuaq de« Wladimir-Orden« l- und durch da« dem Orden beigesügte kaiserliche Handschreiben über ihren Jrrthu« ausgcklärl worden. Der Eisenbaßnunsall bei Borki ist gleichfalls eine de« russischen RcgieriingssysteniS. welche« sich darin zu»er- kennen giebt, daß der Kaiser Alles, was er in semem wAten Reiche sieht und hört, in einem anderen, "»üblicheren und aünstiaeren Lich!« erblickt, al« eS sich wirklich verhält. Auf ^iner^ langen Fahrt von Galschina biS Tifl'S und Batnm halte der Zar Alle« >., bester Ordnung gefunden, all-Völker, die ihm auf seiner Reise im Süden Rußland« ihre Verlrclcr sandten, schienen von den besten und treuesten Gesinnungen gegen da» kaiserliche HauS beseelt. b,e Verwaltung der Lander schien sich in gutem Zustande zu befinden, von Nolh und Elend, von Anäuth und Bcbrüngniß war keine Spur zu sehen, die Verkehrswege machten den Eindruck sorgfältiger Pflege. waS Wunder, daß der Kaiser nach solchen Zeugnisse» ver- stäudnißvvller Ausführung seiner Wünsche nnb Absichten zu der Vorstellung gelangte, c« bestehe kein Unterschied ,n der Leistungsfähigkeit der BerkehrSanstalten im Süden und Norden de« Reiche« Der Eisenbahnunsall bei Borki hat ihn darüber belehrt, daß dl, KurSk-Charkow-Asow-B-ihn aus schlechtem Material gebaut ist. daß weder Schienen, noch Schwellen den "l^hrderuugcn an eine muslergütige Bahn ent- spreche" »iid daß Deshalb lauasame« Fohren, di« erste Be dingung war, um Unfälle schlimmster Art zu vermeiden. Der Kaiser soll angeblich die Warnungen der über den Zu stand der Bahn unterrichteten Sachverständige» unbeachtet gelaffen und schnelle« Fahren besohlen haben, so daß er nicht umhin gekonnt habe, auch die Folgen dieses unzweckmäßigen Befehles aus sich zu nehmen. In welcher Weise Kaiser Alexander sich in daS Unabänderliche gefügt und die Lage mil Kühnheit u»v Fassung angrnoinmen hat. ist überall richtig gewürdigt worben, aber eü bleibt zu wünschen, baß aus der traurigen Erfahrung nun auch die entsprechenden Schlüffe ge zogen und daß die Fehler, an welchen va» ganze russische RegierungSsysteni krankt, als solche erkannt und abgestelll werden. Es ist seit dem Regierungsantritt Alexander'« IU. die Frage nicht von der politischen Tagesordnung geschwunden, ob Rußland für eine Verfassung reis sei oder nicht. W>r haben unS stet« gegen die Umwandlung Rußlands in eine» BersaffungS- staat ausgesprochen, weil ein so ungeheures Reich, welches nuS sehr verschiedenartigen Völkerschaften von zum Theil sehr niedriger EntwickelungSttuse zusaminengesetzt ist, nur durch einen starken einheitlichen Willen regiert werden kann. Da« schließt aber nicht au«, baß ein Mittelweg betreten werden kann, welcher den vorgeschritteneren Tkeilen der Bevölkerung einen gewissen Einfluß aus die Gestaltung ihre» Schicksals ein- räuml. Man hat den Anfang mit Provinzialvertrelungen in Rußland gemacht, welche über bestimmte locale Angelegen heiten mit zu rathen und unter Vorbehalt der lieberem- stimmuug mit de» Regierungsorganen auch zu entscheiden haben. Diese Vertretungen baden bisher nur eine beschränkte Wirksamkeit entfallet, und sie sind zum Tbeil lahm gelegl worden durch autokralische NegierungSvertreler, besonder« durch Gcneralgvuverneure, welche die Civil- und Militair- gewalt in ihrer Hand vereinige». Daß diese Persönlich keiten in den entfernten Theile» de« Reiche» größere Macht- vollkomenheil besitze» al« ,n der Nähe der Centre» Peters burg und Moskau, liegt in den Verhältnisse» und ist auch vorläufia nickt zu ändern, aber e» ließe sich denken. Vag der eigenen Thätigkeit der Bevölkerung auch im Kaukasus und in TranSkaspien ein größerer Spielraum gewährt wurde al« bisher, und daß eine wirksamere Contrvle geübt würde, welche die Allmacht der Gencralgouverncurc bricht und sie zur Rechen,'chasisablage für ihre ThäUgkeU innerhalb be stimmter Zeiträume verpflichtet. Die Einrichtungen der Gegenwart beruhen auf der BorauS- setzung einer bestimmten Bildungsstufe Derer, welche ibrer in vollem Maße theilhaftig werden wollen. Weil weite Strecke» Lande» bl rch Eisenbahnen durchschnitten werden, deshalb wird die dort wohnende Bevölkerung noch nickt aus dem Ur zustände in den civilisirten Zustand versetzt, ober ein mächtige Anregung, sich dem allgemeinen Fortschritt der Menschheit anzuschließen. wird dadurch allerdings gegeben. Es scheint nicht gerechtfertigt, daß halbwilde Völkerschaften mit den «egnungen, welche unsere beulige Cullurböhe ermöglicht, nur lesbalb beglückt werden, um sie au-zusail§en und sie zu Leistungen beranzuzieben. welche ihre Kraft übersteig-». Ruß- Eroberung oder Besitznahme Mittelasiens auch Psl'chten übernommen, denen eS sich auf die Dauer schon aii« Rückfichten der Selbsterhallung nicht entziehen kann. Rußland spielt sich so gern als Borkäinpser de« Christenthuin« und der Civilisation der mohammedanischen Welt gegenüber aus; wenn eS riese Sendung erfüllen will, muß eS den Zu stand der von ihm unterjochte» Vöikersckaslen auch verbessern statt ihn zu verschlechtern. An Stelle von Pascha« und von Häuptlingen einfach Generolgouverneure und Generale setzen die ihre Taschen füllen und sich um da« Wohl und Wehe der ihrer Fürsorge anvertrauten Völkerschaften nicht kümmern ''p""' Nntereffe Rußland« dien^ 'che Poltl.k Ein gut verwaltete- Rußland kann der C,v>- ttsation große Dienste leisten, ein schlecht verwaltete« kann Verwirrung stiften und den Weltsricden gefährden « imr Leipzig, 8. November. 8u der Kundgebung de« „Reich«- und StaatS- Anzeiger«" über die beutsch-freisinuige Presse be merkt die sreiconservative „Post": Die aulheatffcht Interpretation der kaiserliche» Uewide» rung an die Berliner städtische» Behörden, welche im aestrlaen „Reich-- und StaatS-Anzeiger" veröffentlicht wnrde, richtet sich 9-9-" b-" Versuch, die kaiserliche Mahnung an d,c deutsch-ireisinnige Prelle zu verdunkeln und derselben einen den Absichten deö Kaiser« nickt entsprechenden Sinn untcrznlegi'U. Die Veröffentlichung legt wiederum Zeugniß für die starke Wahrheitsliebe ab, welche, wie für Kaiser Wilhelm I., so sür seinen Enkel besonder- charakteristisch ist. Wie ihm diese Wahrheits liebe die Beseitigung der klcrikal-couservativen Legendenbildung be züglich seiner Person als ein verdienstliche« uud lobenswende- Werk erscheinen läßt, so will sie auch jeden Zweifel über di« Bedeutung und Tragweite jenes kaiserlichen Wortes beseitigt wissen. Für unbefangene Beurtheilcr konnte, wie wir dies seiner Zeit dargeiha». darüber von Ansaug an sreilich kein Zweifel bestehen. Wohl aber konnten solche Personen, welche selbstständig zu denken und zu urtheilen außer Stande sind, sondern sich kritiklos die AuS- sührunge» ihrer Zeitung aneignen, durch die planmäßigen Ber- dunkelungS-Bersuche sich irre machen lassen. Für dies« Kreise ist der künstlich erzeugte Nebel nun mit einem Male zerstreut. Aber »eben dieser die Mythenbildung tm Keime erstickenden Wirkung hat die gestrige Erklärung de« ..ReichS-AnzeigerS" noch di« Bedeutung einer scharfen Lerurtheiluag d«S Versuche«, in die kaiserlichen Worte einen falschen Sinn hinein zu interpretiren. Diese Berurthrilung richtet sich naturgemäß in erster Linie gegen die freisinnige und klerikale Presse, welche planmäßig mit biSweile» an da-Groteske streifender Unversrorenheit die kaiserliche Mahnung mißdeutete. Ader sic trifft mit aller Schärse nicht minder die klerital-coaser- vative Presse, welche der kaiserlichen Mahnung theil« eine gegen die Reden der Herren Gras Douglas und v Beuda gerichtete Spitze andichtete, theil« die mittelparteilich« Press« als mit der frei- finnige» zugleich gemeint bezeichnete. Auch ihr wird der Spiegel ihre- mit d^r Wahrheit unvereinbaren Treiben« vorgehalten und an sie richtet sich nicht minder die kaiserliche Mahnung zur Besserung, wie an die freisinnige Presse! Für uns ist da« Ersreulichste au diesem neuesten Acte, daß in den weitesten Kreisen die Ueberzeugung weiter befestigt wird, wie das gegenwärtige Regiment im Hellen L chte der Wahrheit wandelt und allen im Dunkel» arbeitenden und Schleichwege liebende» Elementen aus da« Entschiedeuste abhold ist. Ta« wird die Maulwürfe und Nachtvögel zwar nicht völlig beseitigen, aber sie in Regionen dannen, in denen ihre Nachtarbeit wenig schaden kann. Die „Kölnische Zeitung" bemerkt zu der Auslastung deS „Reichs- und StacttSanzeigerS": Für unsere Leser brauchen wir dieser Erklärung nicht« hinzu- zusügen. Die freisinnigen Blätter werden auw jetzt »och die verlorene Scham nicht n»edergewin»e,i; aber einige „konserva tive" Blätter könnten wenigsten« endlich mit sich darüber zu Rathe gehen, ob sie wohl daran lhaten, auch bei diesem Anlaß au« Haß gegen die Mittelparteien sich aus dieselbe Bank mit den Deutschsreisiunigen zu setzen und sich über die Anschauungen Seiner Majestät schlechter unterrichtet zu stellen, als sie es vermuthlich waren. Heute herrscht nun endlich Klarheit, und wir haben die Genugihunng, daß sie i» den, S.nne geschaffen worden ist, de» nur, selbst in Einzelheiten, der königliche» Meinungsäußerung von vorn herein beilegien. Dieselbe konnte auch ernslhalt gar uicht mißdeutet werde», zumal angesichts der bekannten Gesinnung von Mitglieder» der städtische» Abordnung und der sehr weit von dieser Gesinnung abstehenden Fassung der Sr. Majestät durch Herrn v. Forckcnbeck vorgelesenen Adresse, auf welche der „Reicht-Anzeiger" in nicht nnß- zuversteheuder Weise Bezug nimmt. * Folgender LoyalitätSbewei« de« .deutschen Freisinn»" wird der „Post" mitgetbcilt: Der Vorsitzende VeS VetcrancncorpS zu Frankfurt am Main hatte unter Vielen auch den Abgeordneten Flinsch in den ersten Tagen de- Monat« März d. I. eingeladen, theilzunchmen an einer Feier, welche sür de» 2 2. M ä rz d. I.. den Geburts tag Weiland Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I.. vorbereitet war. Aus diese Einladung hat der bisherige frei sinnige Abgeordnete H. Flinsch folgende schriftliche Antwort gegeben: Frankfurt a. M, 6. März 1888. Sehr geehrter Herr! In meiner Eigenschaft al- freisinniger Abgeord neter glaub« ich von einer Theilnahme a» Ihrem Feste absehca zu muffen und gebe Ihnen die ringeiandtea Karten hierbei dankend zurück. Hochachtungsvoll Heinrich Flinsch. ES dürste, so bemerkt die „Post", »ach solchen Leistungen nicht wundern, wenn ^r nach der am 6. d. M. statlsinoenben Wahl „seine Eigenschaft al« Abgeordneter" nicht mehr als Entschuldigung dafür, daß er an einer Feier am Geburtstag Seiner Majestät nicht lheilnehmen könne, wird Vordringen können. . * Die von einigen Blättern gebrachte Notir, daß der Eisenbahnminister von Maybach in Friedrichsruh an wesend gewesen sei. beruht aus Jrrthum. Wie der „Ham burger Correspondent" vermuthet, liegt eine Verwechselung mit dem württembergischen Minister von Mittnacht, welcher in Friedrichsruh gewesen ist, vor. * Ausfallend und beklagenswert!) ist die Thalsache, daß in der Provinz Westprcußen die Evangelischen weit schwächer gewachsen sind al» die Katholiken. Im Jahre 1815 zäblle man 273 482 Evangelische und 259 545 Katholiken, 1843 474 756 Evangelische und 456 901 Katholiken, 1858 565 553 Evangelische und 531 621 Kcttholike», 1871 633 307 Evan gelische und 641 522 Katholiken, 1885 aber 668 255 Evaiigelische und 701 842 Katholiken. Im Jahre 1853. ja selbst noch l867, waren die Evangelischen in Westpreuße» in der Mehrheil; l871 Uberwoge» schon die Katholiken, 1885 aber waren die Katholiken den Evangelische» um 33 587 ober, wenn man dieMennoniten den Evangelischen zuzälflt. wenigsten« um 20 >49 Köpfe voraus Diese Verschiebung der Nationalitäten in Westprenß-i, bat drei Ursachen: zurrst hat daS polnisch- katboliscke Element durch Geburtenüberschuß und durch Zuwanderung von Russisch-Pole» beträchtlichen Zuwachs erhallen; sovai», ist bic Auswanderung der evangelischen Deulschen gerade in drn siebziger und achtziger Jahren eine sehr starke gewesen- endlich haben Tausend« von katholischen Deutschen, die in überwiegend polnischen Stäble» und Dörfern leben, infolge der Polonisirung deS Unterrichts und dc« ÄolteSdienstea ihre Muttersprache mit dem polnischen Idiom vertauscht und sind zu Slockpolen geworden. Nur an den deutschen Familiennamen sind diese entnationalisirte» Deutschen noch zu erkenne». Hoffentlich gelingt e« durch die in Fluß gekommene deutsche Colonisation, mit der Zeit wieder den Evangelischen in Westpreuße» die Mehrheit und den deutschen Minderheiten in polnischen Orten einen festen Halt zu verschaffen. * De» Nattvnalliberalen de« Wahlkreise« Halle» Bteleseld-Hersoro ist von den Eousrrvativen «»
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