Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-11
- Monat1888-11
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
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Erscheint täglich srüh 6'/. Uhr. Nedartion und Lrpr-itton IohauueSgastc 8. Sprechstunden der Uedaclion: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 5—8 Uhr. stur »je RilSs-de einartontlre Manulcrivti macht sich die Redacnon nicht vndmttich. -l«na»«e Ser für die «ächftf»l,en»e Nummer bestimmten Jnsrr«»e an Wocheutagen bis S Utzr Nachmittag», au Lon»-und Festtagen früh biS'i.v llhr. Tn den Filialen für Zns.-Ännahmr: Ltto klemm. UniverstiätSstraße 1. Louis Lösche, ' Katharlnenstr. 23 Part, und König-Platz 7, nnr bis '/,S lltzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AbonnementSpret» vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Bringetlohn 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbeförderung 60 Mk. «Nit Postbesürderung 70 Mk. Inkrrale 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzcichnist. Tabellarischer u. Zisternsah nach HSHerm Tarif. Uerlamen unter dem RedactionSstrich die 4grspalt Zeile 50 Pl., vor den Familien« achrichlea die K gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expeditta« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuweranäo «der durch Post- Nachnahme. 318. Sonntag den 11. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. lieffenlliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, dea 14. November 1888, Abeov» U/r Uhr, im Saale der vormaligen HandelSborse, am Naschmarkte. Tagesorv aung: I. Bericht de» Finanz- und VerserstunzScmSfchuste» über Errichtung einer neuen Botenstelle bei ver Sckulexpeditivn. II. Bericht des EchulauSscknsseS über Entnahme der für Extranunden und Hilssunterrickt erforderlichen Kosten aus ersparten GehcUtsbeträgen bei der Thomasschule. III. Bericht des Bauausschusscs über: a. Herstellung eines Eckupes gegen Blitzschlacz an der Hockbekätteranlage der Wasserleitung bei Probstheida; b. Mittheilungen des Rathes bez. der vom Evllegium gewünschten Aufklärung über die angeseylc Summe für Gardinenbreler rc. in Pos. 5 Titel „Insgemein" des Kostenanschlags über den Neubau des Polizeigebäudes; c. Miltheiluug der Accord- verträge über auSzusührende Arbeiten für die Wasser leitung. IV. Bericht deS Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über a. Verkauf des an der Sebastian Bach-Straße ge legenen ViltenbauplatzeS Nr. 33; d. Abrechnungen über die Arbeiten zur Negulirung des Obstmarktes, dcS König-Platzes :c. V. Bericht des OekonomieauSschusse» Uber: a. Ausführung baulicher Herstellungen im Herrenhause deS Rittergutes Grasdorf; b. Nachvcrwilligung zu Eonto 10 V Pos. 84 „Ausgaben für die öffentliche» Schuttabladeplätze" des Hausyaltplanes für 1898; e. Regulirung der Böschung des KickerlingSbergcS und Herstellung einer Thonrohr- schleuße. Vekanntmachung. In Erfüllung eine-Wunsches ver kürzlich hier verstorbenen Frau Pauline verw. Gotttchalch geb. Jünger hat uns vere» Adoptivtochter unv Ebin Fräulein Auguste Gottsrbalch-Junaer 3ttO» Mark zur Vermehrung de- Capital- der vo. Biener scheu Stiftung für Blinde und SVttv Mark zur Vermehrung de- Stiftnngs- eapitaleS deS ArmenamteS al- Vermacvlniffe übergeben. Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntniß und statten der Entschlafenen für diesen BcwctS nnldlhätigcr Fürsorge unseren besten Dank ab. Leipzig, den 7. November 1888. l». 7017 Der Nath der Stadt Leipzig. 1432 llr. Georg». Kretschmer. verkausslocal. Das recht» an der Durchfahrt zwilchen den UniversiiätSgruud- stiicken Grimmaische Straße Nr. 30 und 32 — Fürstenhaus und Mauriciaaum — befindliche kleine Berkaufslocal soll im Weqe össrntlichcr Licitation vom L. April 1889 an aus fünf Jahre anderweil veömietdet werden. Zu diesem Zwecke werken Mietbliebhaber geladen, nächsten Montag, den 12. November d. I., Vormittags IO Uhr im UniversttätS-Rentainte, wo die LicilationSbedinqungen vorher eingesehen werden können, zu erscheinen und ihre Gebote abzuqeben. Die Auswahl unter den Licitanlcn und die Entschließung überhaupt bleibt Vorbehalte». Leipzig, am 7. November 1888, Universitäts-Rentamt. Gebhardt. vermikthnng. Die dritte Etage vom UinversitätSgrundftnck, Rttterftratze Nr. 19, bestehend aus Vorsaal und Corridor, 5 Stuben, 5 Kam mern, Küche. Speisekammer, soll nrbst Boden- und Kellerraum im Wege öffentlicher Licitation vom 1. April 1889 an aus fün Jahr« als Wohnung anderweit vermiethet werden. Miethliebhaber werden geladen, zu diesem Zwecke niichsteil Moutaa, den 12. dieses Monat», vormittag» ll Uhr im UniversitälS-Rentamte sich eiuzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die LicilaliouS-Bedingungen können vorher daselbst eingesehen werden. Die Auswahl unter den Licitautea und der Zuschlag überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 7. November 1888. Untverfität» - Rentamt. Gebhardt. VauplStze von dem der Stadtgemeinde Taucha gehörigen, an der Leipzig- Ellenburger Eisenbahn und der fiskalischen Straße nach Leipzig beziehentlich Coniniunication-wegeu gelegenen Areale (ca. 20 Hektare sind zu verkausen. Da» Areal eignet sich vortrefflich zu Bauplätzen jeder Art, h uptsüchlich zu Fabrikbaupiätzen. Auskunft ans etwaige Ansragen ertheilt der Unterzeichnete. Die Stadt Taucha ist per Bahn vo» Leipzig au- in 15 Minute» zu erreichen. Taucha, am 6. November 1888. Der Utadtrath: Schänseld, Bürgermeister. Sffcue MrgerniciüttScllt. In Folge bevorstehender Pensioniruaq drS Unterzeichneten ist die mit einem jährliche» Gehalte von 6000 dotirte diesige Vnrnrrmeistersttlle ioiort anderweit mit einem die in tz 84 Abs. 2 der Revidirtea Slädle-Ordaung vorgejchriebrae Besähigung besitzeadea Juristen zu besetzen. Geeignete Bewerber, in»be>o«dere solche, welche eine derartige Stelle schon bekleidet haben, werden hierdurch rrlacht, sich nnler Vorlegung der betreffenden Zeugnisse bis zum »«. November V. bei uns anznmelden. Die Wahl ersolg» »ach dem hiesigen OrtSstaiule zunächst nur aus sechs Jahre. Auerbach i/V., am 8. November 1888. ... , Lee Gtavtrat». Eile. Mannlmitchmg. Erstatteter Anzeige zusolge ist dar sür die Kellnerin Minie Clara l lüttner aus Tvemaitz von der unlerzeichiikicn Behörde am 29. Januar 1887 auSgcjertigte Dienstbuch vor Kurzem abhanden ge kommen. Wir bitten, da» Buch!m AulfindungSfallc anher abznliefern. Leipzig, am 3. November 1888. las Polizriamt »er Stadt Leipzig. ll. 7909. Bretschneider. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammllatze. Da» Kennzeichen der gegenwärtigen Lage ist daS Zurück- treten aller europäischen Angelegenheiten hinter Vene» Vor übrigen Ervlbeile. in Afrika unv Asien lausen gegenwärtig die Fäden der auswärtigen Politik ver europäischen Mächte zusammen. Deshalb sind auch diese vorzugsweise bemüht, ihre Flotten in einen aclioussäbigen Zustand zu versetze». Vier Mächte sinv es in erster Linie, welche aus Vervollständigung und Verstärkung ihres Flottcumaterials bedacht sind: England, Frankreich, Italien und Deutschland, die erstgenannten beiden Machte geben bei diesem Streben mit leidcnschastlicker Hast zu Werke, die anderen beiden Mächte verfolge» ihre Ziele systematisch, ui't Ruhe unv Besonnend ir. Eng land ist sich seiner Schwäche als Kriegsmacht zu Lande wohl bewußt und ist deshalb sichtlich bemüht, seine Flotte aus eine aller übrigen Seemächte weil hinter sich lassende Höhe zu bringe». Es ist bereits ein Gesetzentwurf angekündigt. welcher den Bau von 8 Panzerschiffen, 20 Kreuzern und zahlreichen Torpedobooten empfiehlt. Dieser Zuwachs bedeutet an sich schon eine nicht zu verachtende Fiolle, da aber England gar keine Anstalten zur Bermehruug und besieren Organisation seiner Slreilkräste zu Lande macht, so ist die Vergrößerung der Flotte zugleich als Ersatz iür die sehteude Landmacht auzusehcn. Die Beratlmngen der sranzösischen Depulirtenkammer über da- Mannr- budget haben gezeigt, daß die französische Flotte Mangel an Kreuzern und Torpedo» hat. und der Abge- ordnete DrcysuS hat keinen Anstand genommen, offen zu erklären, daß Italien und Deutschland in dieser Beziehung Frankreich überlegen sind. Der Marineminister konnte nicht umhin, diese Erklärung al» zu weitgehend zu bezeichne», da die bestehende Lücke bereit« im folgenden Jahre auSgejüllt sein werde. Zugleich legte der Minister Werth darauf, daß dis für die Befestigung der Häfen vo» Brest und Cherbourg auSzeworfenen 42 Millionen auch sür diesen Zweck Verwen dung finden. Frankreich Ihul sich aus die Erfolge seiner Flolte im letzten Kriege gegen Cbina viel zu Gute, und der Gedanke ist für die Franzosen unerträglich, baß ihre Flotte hinter irgend einer anderen als der englischen zurückstchcn könnte, und auch in dieser Beziehung sind die Franzosen ge neigt, eher an die Ucberlcgenheit ihrer Flotte zu glauben, als an die der englischen. Seitdem die Mittelmeersragc eine erhöhte Bedeutung ge wonnen hal, ist Italien genölhigt worden, seiner Flotte eine verstärkte Ausmcrkianikeit zu widmen, und daS ist in einem Maße geschehen, daß dadurch sogar die Ausmerksamkeit und, wie die Rede von DreysuS zeigt, auch die Anerkennung Frank reichs erregt worden ist. Diese Macht bat sich, um sich sür die Entfremdung Italien- schadlos zu Halle», mit Erfolg um die Freundschaft Spanien- beworben und dadurch einen Stützpuncl im Mittelmeer gesunden, auf den es noch vor kurzer Zeit kaum rechnen konnte. Man sagt, daß eS sich dabei um die marokkanische Frage handle. Wenn dem so wäre, dann müßte ei» Vertrag zwischen Frankreich und Spanien über Abgrenzung der beiderseitigen Interessen sphäre in Marokko zu Stande gekommen oder zum Ab schluß vorbereitet sein Gegen Italien richtet sich ei» derartiges Abkommen nicht» da diese Macht uur daraus Wertb legt, daß Frankreich nicht Tunis seinem Machtbereiche vollständig einverlcibt und daß Tripolis sür den Fall einer ancerweile» Regelung des Besitzverhältnisses dieses türkischen Vasallenstaates Italien Vorbehalten bleibt. Etwaige An sprüche, welche Frankreich »ach dieser Richtung hin geltend machte, würden durch die Unterstützung Spaniens nicht an Durchführbarkeit gewinnen, denn die Mittelmecrintcresse» werden nicht durch Frankreich »nd Spanien allein bestimmt, sonder» diesen Mächten stehen England, Italien und Oester reich als Bürgen deS in Kraft befindlichen ZustandeS, andern- sallS als Gegner gegenüber. Deutschland« Flotte verdankt ihre Entwickelung einem aus eine Reibe von Jahren hinaus bestimmten Plan, welcher durch die Bedürfnisse in Folge unvorhergesehener Ereignisse ergänzt und erweitert worden ist. Die deutsche Flolte kann sich »ach der Lage der Verhältnisse unv nach der vorangegangenen Ent wickelung nicht mit der englischen und frauzösifchen Flolte messen, aber al» Flotte zweiten Range» hat sie sich eine Ctuse erobert, welche die Erwartungen ver übrigen Seemächte weit übertroffen hat. Deutschland ist heute im Stande» seine Eolonialintereffen a» den Küsten der unter seinen Schutz ge stellten überseeischen Gebiete kräftig wakirzunehmen unv sogar in Fragen wie die afrikanische Sclavcnsrage die Initiative zu ergreifen. Die deutsche Flotte wird in nächster Zukunft mit der englischen Zusammenwirken, um die Waffeneinsiihr und Sclaven- aussuhr c»i der Küste OstascikaS zu verhindern, und Frank reich hat sich genölhigt gesehen, diesem Zwecke seine Unter stützung zu leibe». DaS ist ein so wichtiger Erfolg, daß wir alle Ursache haben, aus denselben stolz zu sein. So wichtig aber auch die Flotte sür die Gellendniachuug der Coloniatiiiteressen fein mag. so reicht sie doch nicht i» allen Fällen aus. und der Kampf, welcher sich in Amt« gegen den Sklavenhandel vorbereitet, wird zum großen Tbeil zu Lande auSgefochten werde». Die „TimeS" verwahrt sich bereits dagegen, daß in Britisch-Jndien von der Denlsch- Ostasrikanischcn Gesellschaft Mannschaften zu einem Feldzüge gegen die Araber an der Küste von Zanzibar angeworben werben, si, will also jedenfalls damit ankeulru, daß Britisch- Jndien da» geeignetste Material für einen Feldzug gegen die arabischen Scladenbändler zu liefern im Stande wäre. Bei den eigintbümlichen Verhältnissen, i» welchen die Engländer zu den Sclavenbändlerit in Ostafrika stehe», ist eS sür ihre »Interessen von Wichtigkeit, bei dem Kampfe zu Lande gänzlich I neutral zu bleiben. Daß diese Absicht so offen erklärt wird, I wie da» von Seilen sowohl der englischen Regierung als der I englischen Presse geschieht, ist sin die Organisation und dt« Beurtheilung diese» Kampfe- von großer Wichtigkeit; eS wird ich alsbald zeigen, aus welcher Seite der größere Ernst in der Unterdrückung de- afrikanischen Sclavcnhantel» zu suchen ist, aus englischer oder auf deutscher Seite. Auch Rußland nimmt an der überall erkennbaren Be wegung zur Verstärkung der maritimen Hilfsmittel theil. ES war ein Hauptzweck der Reise Kaiser Alexander'- nach Süd- rußland, die Flotte dcS Schwarzen Meere» zu inspiciren und sich von ihrer LeistungSsätiigkeit zu überzeuge». Ein Rescripl vom 9. November giebt der Befriedigung des Kaiser» über den vortrefflichen Zustand der Flotte deS Schwarzen Meere- Ausdruck. DaS Schriftstück besagt in den Schlußworten, daß der Kaiser mit wahrer Freude daS ganze Schlachtschiff- Geschwader gesehen habe, welches bereit sei, sur die Rechte Rußland» im Schwarzen Meere rinzutretcn. Derartiger Wendungen bcdüise» die Panslawisten, wenn sie nicht auf ihre Hoffnungen gänzlich Verzicht leisten sollen. Daß Rußland» Rechte im Schwarzen Meere über haupt nur einem Vertragsbruch ihre Entstehung verdanken, ist zwar bekannt, darf aber bei solchen Gelegenheiten nicht unerwghut gelassen werde», damit cs nicht in Vergessenheit gerälä^Jvelcher Handlungen die Welt von Rußland jeder Zeit fuß "gewärtig hatten muß. Tie Flolte Rußlands im Schwarzen Meer ist eine stete Drohung gegen die Türkei; um sie abzuweuden. wurde Rußland durch de» Pariser Ver trag vom 3l. März 1856 das Hallen von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer verboten. Dieser Vertrag ist im Jahre l870 Herrchen worden. * ^ Leipzig, 11. November. *'Än der am 8. d. M. unter dem Vorsitz des Bice- präsivimten de» StaatSministeriumS Staatrsccrelairs des JnnrM von Bötticher abgehaltenen Plenarsitzung erlheillc der ljMnveSrath den ElaiSentwürfen der Verwaltung der EisenWhne». sür len Reichskanzler unv die Reichskanzlei, der ReickMAustizverwaltung. des NeichS-Elseiibabnaints. dcS Nech- »ungMosS und über den Reichs-JnvalitciisontS zum Reichs- für l88H90, dem Entwurf eines Gesetze- über die Whitrole de» NeichshauSbaltS und de« LankeshauShallS vonWUlsaß-Lothringen für 1888/89 und den VerordiiungS- EnWMrsen. betreffend die Cauliou de» Rendanten der Bureau- cAeDer physikalisch-technischen NeichSansiatt» und betreffend di-Hraution von Beamlea der Neichs-Eisenbahnverwattung, krr ZustimiMing. Bezüglich der Rechnung der Cafie der prcußiick it Obcr-Rcchnungskammer sür 1986/87, soweit sic den Nechuungsbvs des deulschcn Reich» betrifft, wurde die Entlastung ertheilt. Die Uebersicht ver ReichS-AuSgaben und -Einiiabmeu für da» Etatsjabr 1887/88 und der Eutwur^ eines Besoldung-- und PcnsiviiS-EtatS der ReichSbankbeamten sür 1889 wurden de» zuständigen AuSschüficn zur Vor- beratbung uberwiesen. Mit der von de», Reich-kanzler in Vorschlag gebrachten Abänderung der Formulare sür die Monlanstallstik erklärte sich die Versammlung einverstanden. E' Llick wurde über den Sr. Majestät den, Kaiser wegen Wlkdcrbesetzung der erledigte,, Slellc eine- ständigen Mit gliedes bei dem Patentamt zu unterbreitenden Vorschlag Be schluß gefaßt. * Die dentschsreisimiigen Mitglieder der Berliner Stadtverordneten-Dersammlung werden von jeder Kundgebung gegen die aus Beseht dcS Kaisers im „Reick-- anzeigel" veröffentlichte Erklärung, beireffend die „freisinnige" Presse. Abstand nehmen. Auch der Magistrat wird diesen Gegenstand nicht zur Erörterung bringe». * In Königsberg i. Pr. ist am 6. nach langem schweren Leiden der Professor der dortigen Universität Ilr. August Siinson (ein Bruder de» NcichSgerichtspräsi- benle») im 77. Lebensjahre verstorben, ein Mann, dem m weiten Kreisen der Stadt und Provinz unv der Gelehrtenwclt Liebe und Verehrung folgt. Professor Iw. Sinison war, so schreibt die KönrgSberger „Harlung'schc Zeitung", lange Jahre biiidurch als Lehrer am Fr>edrichscollcgium thätig und die Anregungen, die er durch seinen Unterricht im Deutschen gab, werte» vielen seiner Schüler unvergeßlich geblieben sei». Als Universitätslehrer war er eine Autorität auf dem Gebiete der h-bräische» Sprache und seine geistvolle Exegese des Buch- Hiob war ein auch außerhalb der theologischen Facultät be» rübmteS Colleg. Feinsinnige Bildung und eckte Humanität kurchdrauge» und durchleuchteten da» ganze Wesen de» vor trefflichen ManncS. * Zu de» Ausschreitungen aus den Bahnhöse» von Illfurth und A ltki rck wird der „Straßburger Post' noch geschrieben: .Allgemein ist man der Ansicht, daß c» verkehrt war, die Truppeneinberusung aus einen Sonntag zu verlegen, wo eS der Müßigen so viele giebt unv Jedermann Zeit zum Begleiten hat. Daß bei solchen Gelegenheiten meist einige Gläier über den Durst getrunken und die Aufregung de» Ab schieds »och gesteigert wird, ist selbstverständlich. Än einem Wochentage wären dergleichen unliebsame Vorkommnisse, wie sie sich in Allkirch und Illfurth ereignet haben, sicherlich nicht vorgekommen. Da» ausnahm-weise schöne Wetter hatte außerdem noch zu einer wahren Völkerwanderung nach den Bahnhöfen deigeiragen. Man sah da» ja auch hier aus den Straßen, wo es den ganzen Tag über von Landleuten, Männern, Franen und Mädchen wimmelte, die alle den jungen Bursche» da» G leite gegeben hatten. Gewiß wird da» traurige Erciguiß in Zukunft eine Lehre sein." » * Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht die folgenden Ernennungen: des Fürsten Wrcde znm Ge sandten in München, de» Baron Herbert Ratbkcal zum Gesandten in Stuttgart und des Grasen Chotck zum Ge sandten in Dresden. Da» Eiseiibabnnnglück bei Borki nimmt die öffentliche Ausmerksamkeit in Rußland noch immer gewaltig in Anspruch; nickt weit Derartiges dort elwaS Ungewohntes wäre, sondern weil eS fick diesmal um das Lebe» der kaiserlichen Familie selbst gehandelt hat. Man kann deshalb annehmen, daß der bekannte „erste Eifer" nicht so rasch verrauchen wird, «lS da» sonst zu geschehen pflegt. Es wird lange und eifrig nach den Schuldigen gesucht werden. Ob man aber dabei freilich auf die richtigen toi»inen wird, ist eine andere Frage. Nirgend» spielt daS System der „Sündenböcke" eine größere Rolle al» >» Rußland, und es könnte sehr wohl sein, daß auch jetzt wieder derer eine Menge abgrschlacktet würden, ohne daß es dem Uebel an die Wurzel ginge. Mit vollem Recht sagt ein deutsche- Blatt, daß die wahre Ursache de» Unfalles bei Borki sowohl als die vielen anderen, welch« di« russischen Eisenbahnen zu einem so un- »ckeren Fortbewegungsmittel machen, in der vom national- russischen Standpunctc seit einigen Jahren betriebenen „Säuberung" deS Personal», d. h. vorzugsweise in der Aus merzung de» deutschen Elementes zu suchen sei. Wie die herrsckenve Strömung aber nun einmal ist, muß leider be- sürchtet werben, daß. wenn nach Schuldigen gesucht werden soll, eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß man diese in dem noch vorhandenen Reste von deutschen Bc- triebSbeamten finden wird. * In einem Nescript« de» Kaiser» von Rußland an den Generaladmiral Großfürsten Alexis wird die Be siikdigung darüber ausgesprochen, daß der Wille des Kaiser«, die Flolte im Schwarzen Meere zu beben, wclckc ge eignet sei, den dortigen Kusteiibewohnern den Schutz ihres Elgciitbum», sowie die unbehinderte Entwickelung aller in dustriellcu und couimerziellen Unternehmungen zu sicher», unter der Leitung deS Großfürsten stetig und erfolgreich aus gesübrl werte. Der Kaiser habe sich hiervon bei seiner An wesenheit in Südrußland überzeugt, mit wahrer Freude habe der Kaiser aus das ganze Schlachtschiff-Geschwader gesehen, welches bereit sei, sur die Rechte Rußland« im Schwarzen Meere cinzutreten. * Dem „Daily Telegraph" zufolge habe sich der mit der Prüfung deS Zustandes der National-Vertheidigung betraute EabiiictsauSschuß dahin entschieden, daß eine be trächtliche Verstärkung der englischen Flottenmacht nolhig sei. Die Regierung werde infolge testen demnächst dem Unt-rhause Vorschläge sür de» Bau von 8 Panzer schiffen ersten Range», 20 Kreuzern und zahlreichen Torpedo booten unlerbrcitcn. * DaS „Reuter'sche Bureau" hat dieser Tage den belgi schen Blättern wieder eine längere Depesche au» Zanzibar zukommei» lasten, welche angebliche Nachrichten über die Schicksale der Expedition Stanley'» vom November l887 enthält. An sich sinv die Quellen, aus welche sich daS englische Teleqrapbenbureau bcrust, nämlich aus einige nicht näher bezeichnele Araber, so unsicher, daß inan schon von vornbercii, den in der Depesche aus Zanzibar eulhatteneu Angaben keinen besonderen Glauben schenken kann. Nu» scheint aber die ganze Depesche, wie die Brüsseler Ccnao- Regierung durch Erkundigungen steststellen ließ, aus Er- sinbung zu beruhen. AlS nämlich die Meldung dcS Reuter'- schcn Bureau» bier rintras, wandte sich die Congo-Rcgierung an den königlich belgischen Gcneralconsul in Zanzibar, de Cazcnave, welcher, nebenbei bemerkt, da- neu errichtete belgische Generalconsulat in Persien (Teheran) bekleiden soll, um nähere Einzelheiten zu erfahren. Herr de Eazenave telc- grapbirte zurück, daß keiner von den in Zanzibar eingetroffene» Arabern elwaS von Stanley zu erzählen weiß, und daß im Sultanat seit mehr al» Jahresfrist keinerlei Nachricht über den Zug de« kühnen Forscher» eingelrossen ist. DaS Reuter'sche Telegramm kam, sonach ruhig in den Bereich der Erfindungen verwiesen wervco. Selbst wenn die darin enthaltenen Mel dungen über die Decimirung deS Stanlcy'schen ZugeS wabr wären, könnte man daraus, obwohl sie da» Leben Stanlcy's bestätigen, uur ungünstige Schlüsse auf seine gegenwärtige Lage zieben. Stanley erklärte angeblich im November 1887. baß er in 40 bi« 50 Tagen Wadclai zu erreichen bosse. Die letzten Nachrichten vom April 1888, die durch dieselbe Reuter'sche Agentur überbracht wurden, constatirrn jedoch, daß Stanley b>S zu dieser Zelt in Wadelai nicht eingetroffen ist. Somit bleibt Stanley nach wie vor einfach verschollen, und wie die Tinge gegenwärtig in Mittel- und Ostasrika liegen, ist die Zeit gar nicht abzusehen, wann wir endlich elwaS VrstiiiinilcS über Stanley und sein Schicksal erfahren werden. Militairisches. * Zur Frage der Militair-Handwerker schreibt die „Kreuzzcitulig": In den Kreise» der Handwerker, selbst der bestgesinnlen, herrscht seit Jahren eine tiefe Verstimmung gegen das Institut der Militair-Handwerker. Dieser Stiinmmiq ist in letzter Zeit durch einen P ocetz neue Nahrung gegeben worden, der in Dort mund sich abgespielt «nd damit geendet hat, daß aufgedeckte Miß. brauche schwerer Art, die seitens eine» Militair-Haiidwelker-Vor- stände» verschuldet worden sind, sich a!S so wahr verausgcstellt zu haben scheinen, daß da» Gericht den Sch»!>niachermcister Hilfer. der die Mißsiande im Handwerkerlage ausgedickt halte, von der Anklage, Thaisachen behauplei zu haben, welche die Militair-Berwaltuiig in der Oestentlichteit verächtlich erscheinen lassen könnten, kostenlos srri- gesprochc» hat. Ohne aus die einzelnen Thatbestände näher eiageheu zn wollen, welche wir dem Bericht eines rheinischen Blatte» entlehne», möchten Wir doch die Frage auswersen, ob eS sich nicht empsehien dürste, di« größere« Herstellungen iu den Miliiairwerkstätten Civilhand- werkeen zu übertragen. Wenn die Armee sich bereit» mit der Herstellung de» gelammten Geschütz- und de» größten TheileS Ke» Munitiousmaterials au> die'e geiundere Art der Arbcittleistung gesiützr hat, so ist wohl anzuuehme», daß e» keinen Fall» Principiensrageu sind, welche hier umgesloßen werden sollen, sondern daß r» lediglich prakiiiche, ja man möchte fast sagen Fragen der Opportunität sind, die hierbei zur Enischeidung kommen. Abgesehen von den schwere» Klagen, welche au» den kreise» de» kleinen und großen Handwerks Jahr au» Jahr ein über diese An gelegenheit in unmulhiger Weise sich Last machen, scheint e» un», osten gestanden, al» eine Herabwürdigung einer der heiligsten Pflich ten uniercs Volkes, der allgemeine» Diensipslichi, daß diese säst völlig in Handwerksüälten abgcleistcl werde» kann. Allerdings soll ja der Soldat zu Land und zu Wasser jeden» Dienst genügen, und wird e» auch kaum angängig lei», die Compaguie-Haiidwerker u. i. w. durch iLivükräsle vollständig zu ersetze»; allein wir glauben, daß die Er- iahrungeu. welche in Bezug aus Eivilardrit in der Armee gemacht sind, sehe geeignet lein möchten, eher sür al» gegen dieselbe Ltim- mung zu machen. ES wird uns entgegengehatiea werde», daß die Arbeiten dann nicht mit den geringen Koste» Hergestell« werden können, wie die» bisher möglich war. Bei aller Hochachtung jedoch vor der sprichwörilich gewordenen Oekonomie unserer Armee ist dieselbe doch nicht alS SparsamkcüSa»stnli anzusehen, sondern Re gierung und Volksvertretung müssen vllinälig dahin wirken, daß dieselbe so gestellt wird, dag sie nicht zu jo wenig zu vcrlheidigeuden Mitteln greisen muß, wie die Miülair-Werkstätien. Bei einem innigen Handinhandgeben der Armeeverwaltnnq mit den anderen betreffenden Restottmiiiistern kann es wohl gelingen, durch richtige Handhadung der Wertstatisarbenen sür die Armee, in Verbindung mit der Ausnutzung der Zuchtbansarbeit, da» Jnnung«- wcsen auf eine kräftige und gesunde Basis zu stellen, ohne d e In teressen der Armee zu schädige». Heer nnd Handwerk werden gleich- mäßig durch die Einführung der Lwiiarbeit zur Erzeugung des ArmeenioleeiolS gewinnen. Wir stehen datier nicht an, diese her vorragende Frage den maßgebenden Kreisen im Namen des Hand werkes und im Sinne einer geiundcn Entwickelung de» Jnnuugs- wesen» recht warm an» Herz zu legen.
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