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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-11
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
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Dritte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 3lk. Tonntag den 11. November 1888. 82. Jahrgang. Parteipolitisches aus dem Königreich Sachsen. * Der Vorsitzende dt- Conservativen Landesvereins im Königreich Sachsen, Freiherr von Friesen-Rötba, Hot jungst kine Ansprache an die Mitglieder deS Verein- erlasten, in welcher er aus die besonder- hohe Bedculang der Wahlen zu dem nächsten aus 5 Jahre zu wählenden Reichstag hin weist und aus die fieberhafte Thaligkeit der 1887 unterlegenen Parteien, welche darauf brennen, die Scharte auSzuwetzen. Für die Cartel-Parteien gelte eS nun, die Elrrenkrone, die sie >m heitzen Kampfe erstritten haben, auch im nächste» Wahl- kämpfe zu bewahren unv sich nicht wieder rauben zu lasten. Zwei Umständen schreibt Freiherr v. Friesen tiefen Er folg zu. Zunächst dem. daß da- patriotische Nationalgcfühl in den Herzen der Wähler de» JndisferenliSmnS überwandt, sodann dem Abschluß de- CartelS. Ueber da- letztere äußert sich Freiherr v. Friesen wie folgt: „Da« Cartel hat bewiesen. daß der große staatSerbaltende ualionale Gedanke in unserem sächsischen Volk mächtiger ist, als kleinliche Parieirücksichten; hierin log seine mächtige Kraft und der durchschlagende Erfolg. Conservaiive, Nationalaberale, sächsische FonschrittSleute und — eS soll ihnen dies unvergessen bleiben — sächsische Katholiken. die in ihren Herzen vielleicht der C-nirums- Partei volle Sqnchathien bewahrten, schaartea sich um das nationale Banner, und unter demselben wurde der Sieg im gemeinsamen Kampfe errungen. Hallen wir diese- Banner auch ferner hoch, fragen «ir nicht ängstlich, ob der, weicher mit uns Schüller an Schulter kämpst, in seinem Herzen der nationnalliberalrn, der sächsischen Fortschritts- oder der Centrunisvarlei zugethan ist, oder ob er sich äußerlich dieser oder jener Vereinigung »»geschlossen bat. wenn er nur mit uns gegen die »ersetzenden Elemente im Staat kämpst, mit uns die Besiegung derselben ermöglicht, mit uns den staai-erhaltende», nationalen G danken hoch hält. Ter Name thut nicht- zur Sache. Aul den posinven Erfolg kommt es an, der errungen werden soll. Wenn wir Conservaiive aus diesem Grunde aber auch das Fortbestehen des TanelS mit aufrichtigem Herzen wünschen und Alle« vermeiden werden. waS eine Störung desselben herdeiitibren könnte, wenn wir die loyale Haltung unserer sächsische» Bundesgenossen unumwunden anerkennen, so dürfen wr deshalb doch nicht die Organisation der eigenen Partei vernachlässigen, wir müssen vielmehr an d c!er rüstig und emsig sortarbeiten. Es liegt dies im Interesse des Cartel» selbst. Ist doch der Abschluß des CartelS überhaupt erst ermöglicht worden dadurch, daß eine feste Organisation der conlervativen Partei in Sachsen vorhanden war, welche Garantien für die eingegangene Bnndc-genosseiischast und deren Aufrechterhaliung bot und bieten konnte. — Wäre eine solche BundeSgenosienschast wohl mit ver einzelten und verschiedene Richtungen verfolgenden El-menten möglich gewesen? — Wäre dieselbe nicht wenigsten- bedeutend erschwert woiden? Wohl aber ist auch zu berücksichtigen, daß eine jede Partei, wie alles Menschliche, Wandlungen unterworfen ist, daß in jeder Partei Elemente zur Führung gelangen können, welche dieselbe von ihre» ursprünglichen Zielen ablenkcn und veränderte Richtungen einschlagen. Keine Partei ist davor sicher und wenn wir auch von dem auf. richtigsten Wunsche beseelt sind, die bei den letzten Reichstag-Wahlen lescdlossene Buiidesgenossciischast noch recht lange aufrecht zu halten, o können wir unniöglich eine Bürgschaft dafür übernehmen» daß unsere Verbündeten nicht einmal zeitweilig wieder in Wege gedrängt Werden, auf denen zu folgen uns unmöglich sein würde. Wir würden cs dann schwer zu bereuen haben, die Organisation der eigenen Partei vernachlässigt zu haben. Nur eine tüchtig organilirte. ihrer Kraft sich b-wußt« Partei wird als Bundesgrnvssi» willkommen und ollen möglichen politischen Wandlungen gegenüber gerüstet sein. Sie braucht nicht den geringsten Theil ihrer Eigenart preiszugeben, sondern vereint sich nur unter gemeinsamer Fahne zu gemeinsamem Kampfe. Der segen-volle Fortbestand de- CartelS hat eine tüchtige Organisation der Partei zur Voraussetzung. Bei aller Gemeinsamkeit unserer staat-erhalten- den nationalen Ziele lassen sich Verschiedenheiten in den einzelnen Parteianschauungen nicht verleugnen. Darin liegt aber eben der große Werth des CartelS, daß es einmal die in speciclle» Fragen auf verschiedenen Boden Stehenden in den große» nationalen Gedanken fest einigt, andererieits den Verbündeten völlige Freiheit im inneren Partei eben gewährt. Und daß sich beide» wohl vereinigt, daS hat die Erfahrung der letzten Zeit bewiesen. Darum wollen wir auch daran sesthalten und den Segen, den uns das Cartel in Sachsen bisher gebracht hat» uns auch für die Zukunft zu sichern suchen." Wir können unS mit dem in Vorstehendem ausgesprochenen Grundgedanken nur einverstanden erklären unv bekunden un sere Freude, daß man seilen- der conservativcn Partei in Sachse» gewillt ist. an dem Cartel fejlzuhalten. Wir sind überzeug!. daß auch aus Seile der natioiialliberalen Partei in Sachsen dieselbe Absicht vorwaitcl; bie letztere wird es den Conservativen gewiß nicht verargen, wenn diese aus Organi sation der eigenen Partei bedacht sind, da sie dasselbe Recht auch für sich in Aulpruch nimmt. Die Ausrechlhallung und loyale Durchführung de- CartelS wird in Zukunft um so geringeren Schwierigkeiten begegnen, wenn der in der An sprache de- Freiherr» von Friesen enthaltene Wink, den wir ihm durchaus nicht übel nehmen, eS sei zu berücksichtigen, daß „eine jede Partei, wie alle-Menschliche, Wandelungen unler- trorsen >st, daß in jeder Partei Elemente zur Führung ge langen können, welche dieselbe von ihren ursprünglichen Zielen ablenkcn und veränderte Nichtungen einschlagen", von der conservativcn Partei selbst beherzigt und dasür gesorgt wird, daß nickt extreme und streitsüchtige Elemente ü I» Stöcker, Freiherr v Hammerstein :c. Einfluß auf bie Leitung dieser Partei gewinnen. Wir erkennen gern an, daß da- gegen wärtig »lcht der Fall ist, und zu der gemäßigten politischen Auslassung, wie sie sich in der oben abgedruckien Kundgebung äußert, haben wir da- bestimmte Vertrauen, daß auf ihrer s. Basis auch ferner eine vertrauensvolle Verständigung mit der nationalliberalen Partei sich unschwierig Herstellen lassen wird. * In der „Dresdner Zeitung" macht ein fort schrittliche-Mitglied de-sächsischen Landtage- den Au-sall der preußlschen LanvtagSwablen zum Gegen stand ,-iiier längeren Betrachtung, die nickt sehr sckiiieichel- hafl siir die Herren Eugen Ni-bter, Pirchow und Genossen anrsätlt. ES heiß« in dem Artikel: Seit der sogenannte» Fusion befindet sich der deutsche Liberali-mu- >n einer lej.nnmernSwerlhen Auslösung. Man hatte damals über den Kops der Wähler hinweg zwei Parteien zulanimeiigeschweißt, welche zwar nebeneinander existiren, aber niemals in einander aus- gehcn können. ES wird einzelnen Herren in der freisinnigen Perlet- lestuiig nicht ganz verständlich sein, was der Unterschied zwischen einer chemischen und e uer mechanischen Verbindung ist. Sie mögen sich darüber bei Herrn Virchow RaIHS erhole». Aber wenn sic wirklich ehrlich sein wollten, werden sie gestehen, daß noch heule in der freisinnigen Partei die einzelnen Bestandtdeile so wenig innig miteinander verbunden sind, wie sich Waffer und Feuer »rischen können. Nach Bildung, Erziehung. Temperament, Weltanschauung sind in den Fracttonen der freisinnigen Partei fast soviel Gegensätze als Personen. Die taktische Einheit wird wenigstens bei den einzelnen Abstimmungen durch den Hochdruck der Bevormundung erzielt; aber es giebt wenig freisinnige Abge- ordnete, welche nicht nachträglich idre Abstimmung bereuen und aus den äußeren Fraktionszwang zurückiühre». Wir könnten sehr beredte Vel ige für diese Behauptung aus der Zeit ansührrn, da das Seviennat zur Erörterung stand; wir könnien solche Belege wieder- holen aus der Z >t, da ganz ihürichter Weife aus dem Schullastcn- grsktze im preußischen Abgeorbn.tendaule eine Frage der Aenderunq der Verfassung gemacht wurde. Tie guien Leute und schlechten Musikanten hatten sich einreden lassen, daß sie, nachdem sie einmal getagt hatien. das Gesetz enthalte eine Verfassungsänderung, ihrer bessere» Einsicht nickt mehr Ausdruck geben könnte», sondern i» ihrem Irrtum» beharren müßten, daß thatiächlich erst eine Aende- rung der Verfassung nütdig sei, um dir Eicinentarschulc durch den Staat unterstützen zu lassen. Leider hatten die Wortführer der srci- siniiiqen Bariei keine Ahnung von der Entstehungsgeschichte deS Artikel- der Verfassung und ebensowenig eine Ahnung von der biS- derigen Handhabung jenes Artikels. Aber der hohe Rath der Fraktion batte gesprochen; die Parteileitung batte be'ohlen, und folglich durste kein freisinniger Abgeordneter seiner besseren lieber- zeugung Ausdruck geben. In der Commüston hatte Herr Rickert noch erklärt, daß auch einige freisinnige Mitglieder in der Aer- sossungssrage anderer Meinung seien, als die Mehrheit. Bei der enbgiltigen Abstimmung im Plenum waren diese Dissidenten in der Versenkung verschwunden; sie dättrn sich sonst der Gefahr auSgesetzt, in des Reiches Acht und Aberacht gethan zu werden. Wollte» wir die einrelnen Fragen auffüliren, bei denen ein großer Theil der freisinnigen Fenciion gern einer andern Anschauung Aus. druck aegeden hätte, als schließlich die Fractto» getban bat, so könnien wir nachgerade Dutzende von Fälle» aufführe». Dutzende von Fällen wären auch anzugeb », in denen weitaus die überwiegende Mcbrzahl der freisinnigen Blätter eine der Fraction entgegen.ieietzie Haltung eingenommen bat. Es ist erfreulich, daß die freisinnige Presse im Große» und Ganzen eine viel vernüftiqere und viel unabhängigere Haltung beobachtet als die Fraction. Die sreisinnigen Blätter wissen, daß sie, so oft sie wage», gegen den SyllabuS des sreisinnigen PavstcS zu verstoße», von dem Anatbema seiner Zeitung und seiner Clique getroffen werden. Denn die „Freisinnige Zeitung", welche mehr als irgend ein anderes Blatt seit Meriichengedenken gethan hat, die freisinnige Partei zu Grunde zu richten, hat nicht die Bestim mung, gegen die Reaktion, sondern gegen die Selbstständigkeit der ltber.'Icn oirgeordneten und Blätter zu kämpfen und jede Regung der Unabhängigkeit gegenüber der Parteileitung in eln-tn Wust von Grobheiten zu erdrücken. Dadurch ist eS gekommen, daß in Sachsen die freisinnige Partei bei den ReichSiagSwahien um säst alle Man date gebracht worden ist; dadurch hat man die besten Vorkämpfer der Fortschritt-Partei in Sachsen aus dem sreisinnigen Lager ge drängt; dadurch dar man schaarcnweise liberale Manier, wenn nicht ,n daS gegnerische Lager getrieben, so doch zur kühlen Wahlen!- Haltung genölhigt, und dadurch hat man die schwer n und durch nichts zu beschönigenden Niederlagen verschuldet, von denen die srei- sinnige Partei bei jeder Wahl empfindlich heimgesucht wird. ..Wär' der Kreuzweg nicht gekommen!" Freilich, Gründe für die Niederlagen der freisinnigen Partei sind wohlfeil wie Brom beeren. Bei der letzten Wahl ist ernstlich weder von Wahldeein- flusiungcn, noch von KriegSsnrcht die Rede gewesen. Wenigstens kann man das gegenwärtige preußische Abgeordnetenhaus nickt wieder ein „Angstproüuci" nennen. Aber welches Unheil fällt man über die Charakterfestigkeit freisinniger Wähler, wenn man ihnen nachsagt, daß sie nicht den Muth ihrer Meinung haben? Sie haben diesen Mulh doch in der ConfliciSzeit rühmlich bewiesen? Sollen sie heute allcsammt Schwächlinge und Feiglinge geworden sein? Nein, damals holte die freisinnige Partei Führer wie Waldcck und Ziegler. Schulze-Dlitzich und Twisten. Damals klebten die Wort führer des Liberalismus nicht am „schalen Zeuge" und waren sie nicht froh, wenn sie Regenwürmer sanden; damals waren vie Männer des Volkes »m Parlament von Ideen erfüllt und ihre Sprache war diejenige der Begeisterung. Damals wußten sie, weil sie ehrlich und ausrichtig von Herzen sprachen, auch das Volk in seinem tiessten Innern zu ergreifen. Heuie löst sich daS ganze parlamentarische Treiben in eine öde Taktik aus, noch dazu in eine Taktik, welche allenthalben aus den UltramontanSmuS Rücksicht nimmt, während der Ultramon laniSmur jetzi gezeigt bat, wie er seiner Höflinge spottet. Ob man endlich in der sreisinnigen Partei erkennen wird, daß eine durckarriiende Reform an Haupt und Gliedern nörh-g ist? Ob man endlich dieser unglücklichen Parteileitung, welche den Liberalismus in Deutschland ruinirt hat, die HecreSsolgc kündigen wird? Wir hege» gerechte Zweckel gegen diese Ldaikrast, wenigstens von der Fraciion hoffen wir nickt- mehr. Die Aenderung kann nur von unten kommen. Nur wenn die Wähler endlich sich von der bisherigen Parteiführung radikal emancipiren, ist eine Besserung zu erhoffen Und diese Besserung tvur heute mehr »olh denn je. Denn so vertrauensvoll auch die Stimmung einzelner Kreise sein möge, wir sind gewiß, daß in Kurzem der Kamps zwilchen Freiheit und Reaktion schärfer ei» brennen wird denn je zuvor, und wir wünschen, daß man dann von dem Liberalismus nicht sagen möge: „Aber die große Zeit findet etn kleines Geschlecht!" Vas postmilskum zu Lerlin. * Ein Gefühl wachsenden Erstaunen) über die Erhabenheit deS menschlichen ErfindungsgeisieS ersaßt einen, wenn man die Räume deS Po stmnie» mS in der Leipziger Straße zu Berlin be tritt. Nirgends wo ander- können wir daS nimmer ruhende Streben de- Menschen, den wechselseitigen Verkehr aus die weitesten Ent fernungen immer enger und bequemer zu vermitteln, so deutlich beobachten als hier. Ein anschauliches Bild von der allmüiigen Entwickelung des Verkehrswesens von den grauen Zeilen des Alter« tbumS bi» aus unsere Tage wird hier dem uaunende» Auge entroll«. Aller Völker und aller Zeiten ist gedacht, und die Immer fort schreitende Ausbildung der BerkehrSeinrichtungen ist in zeitlicher Folge von den ursprünglichsten und einsachsien Werkzeugen der Egypter und Asihrer an bi- zu den überraschendsten neuesten Er rungenschaften deS menschlichen ErfindungsgeisieS veranschaulicht. Nachrichten über ein geregeltes Posiwesen sind un- anS dem Alter- thume nur in geringem Umsange üderliesert. Allenfalls von dem Perlerkönig Darius I. weiß die Beschichte zu berichten, daß er in seinem gewaltigen Weltreiche ein segensreicher geordnetes Postwesen eingesübrt habe; sichere Anhoüepunctt, die Aus dehnung und Wirkung dieser Einrichtung zu erforschen, besitzen wir auch hier nicht. So hat eS sich das Postmuseum zur Ausgabe gemacht, nicht nur die Geschichte und Entwickelung der Post im engeren Sinne zu verbildlichen, sondern auch die allge meinen BerkehrSeinrichtungen des Altertbums und Mittelaller», insbesondere da- Schrisiibum und die Transportmittel in den Rahmen der Ausstellung mit auszunehmen. Er» Gang durch die Räume deS Museums führt u»S zunächst in das BerkehrSleben der Egypter und Assyrer. Neben körper lichen und bildlichen Darstellungen altegyvliicher Slreilwagen, Schiffe u. dergl. finden wir Abbildungen egyptischer Schreiber, Handzeichnungm, ferner ein Faksimile eine- Briefe- auS der Regie- rungszett des Ramse», der dem 14. vorchristlichen Jahrhundert an- gehört. Besondeie Aickmerkiamkeit verdnnt der Gip-abguß einer eayvliscken In'chrifttasel, ans welcher ein von der egyptischen Priestcrschast zu Ebre» des Plolemäus Epivbanes erlassenes Decket in hierogluphischer Abfassung mit Beigabe einer griechischen Ueber- tetziing auSgemeißell ist. Diele- 1789 bei Roietto ouigesuiidene Denkmal ha» zuverlässige Nnhaliepuncte sür die Lösung des wisse», schasilichen Räihiels der Hieroglyphenschrist geboten. Einen Blick in das Verkehrst, den der Griechen geben uns Abbildungen einer altgricchischen Schreibiasel von Holz niit einem Schuldictat, Dar stellungen schreibender Personen nach einer bemalten altgriechischea Schale; ferner einige Gipsabgüsse in neuester Zeit auSgegrobener Jn- schristtaleln, auch Facsimilien von Orakclplältchen mit griechischen Fragen, an daS Orakel zu Dodoua gerichtet. Von den Verkehr-- einrichttiligcn der Römer dürste die Aufmerksamkeit am lebdastesten fesseln der Gipsabguß eines Meilensteines, der aus die Zeit de- Kaiser- Severus zurückzusühre» ist, und eines anderen, der aus der Via ^pxria gestände» haben und auS dem dritten vorchristlichen Jahrhundert stammen soll. Auch die nordi sch-g erman i sch« n Völkerschaften sind mit einigen interessanten Denkmälern ver treten. Die Nachbildung eines Wikingerschiffes nach den 1880 in Norwegen auSgegrabenen Ueberresten, einige Reliefs mit germanische» Wagen und Karren, nördliches Geschirr sür Zugthiere und dergl. verschaffen einen Einblick in die BerkebrSzustände dieser Völker. Be- grecklicherweise kennzeichnet alle diese Gerüche, namentlich die der letztgenannten Völker, eine starke Ursprünglichkeit. Auch in den, Verkehrswesen bildet der Ueberganz vom Allcrlhum zum Mittelalter einrn wesentlichen Fortschritt. Ein geregeltes Postwrsen läßt sich Im BerkehrSleben der Deutschen h.vn mit dem sechzehnten Jahrhundert versolgen. Eine Breslauer Bolenordnung auS dem Jahre 1573, die in der OriginolauSgave >m Postmuseum vorliegt, giebt davon Kenntniß. Aber auch einige süd- europäische Reiche genossen in jener Zeit schon die Segnungen einer geordnete» Postverwalrung. Wir finden ein italienische- Pasteur« buch auS dem Jadre 1587, einen spanischen Estaseitendegleitzettel im Original, der im Jahre 1596 ausgestellt ist, und schließlich den Gips abguß eines schweizerischen Bciesbolen um Vas Jahr 1540, dessen Original den Lärckerbrunnen in Bern schmückt. Noch deutlichere Be> weile von dem Vorhandensein eine- geordneten Postwcsen« geben die erhaltenen Verkehrszeichen o»S dem 17. Jahrhundert. Neben einem Originol-Posrhau-schild von Holz mit dem Reichsadler und der Inschrift „Kehserlicke Post welche- in Quedlinburg ausgesunden wurde, neben Abbildungen von Post- und Reise wagen bieten sich dem Auge Originalbriese und Zeilungen aus dem 17. Jahrhundert, auch einige Postberichte der Postämter in Frankiurt am Main und Breslau, sowie Abbildungen Nürnberger und Baseler Postboten dar. DaS 18. Jahrhundert zeigt das Post wesen in immer w-iterer Ausbreitung und innerer Entwickelung. Die Fahrvläne der Posten von Berlin, BreSlan und besonders der Magdeburger, der aus den AuSgang des 18. Jahrhunderts zurück zusühren ist, berichten unS schon von einer ziemlich zuverlässigen und gleichmäßigen Ordnung im Poslve.kehr. Besondere Aufmerlsamkeit erweckt eine Sainmlung eigenhändiger Randversügnngen der Könige Friedrich Wilhelm l. und Friedrich II. in Postangeleqenheiten, die dem Gedeiniea Archive deS Reichrpostamtes entnommen ist. Den letzten Abschnitt auS der Geschichte und Entwickelung d<s Postwesen» veranschaulichen uns die BerkehrSeinrichtungen im 19. Jahrhundert. Hier sollen unS nun Geräthschasten ins Auge, die uns im Leben alltäglich begegnen. Den Reiz der Neuheit indeß wird sür Biele da) Modell clncS Segelichiilien sein, wie solche ini Winter zur Postbeiörderung zwilchen Barth und Zingst an den Bodden der Ostsee im Gebrauch stehen. Eine reichhaltige Sammlung von Einrichtungen, welche das Poftw-sen de« euroväiichcn unv außereuropäischen AuS landeS verbildliche», giebt ein Bild in die weilveizweigte, gewaltige Thätigkeit des WeltpostverkehreS. De» Höhepunkt erreicht die Aufmerksamkeit und da- Staune» des Beschauers bet dem Einblick in das Telegraphen wesen. Nickis ist lehrreicher, al» zu beobachten, wie hier der menschliche Erfiiidungsgeist von einer Stufe zur andern eniporgeschritten ist. wie die überraschendsten Entdeckungen immer neuen noch zweck entiprechendererr Platz gemacht baden. Auch hier ist in zeitlicher Folge von der optischen Telegraphie blS zur Farben- und Typen« schnellschrtst eine Ueberstcht über de, <kn»wickrlung»gang der T-le- graphie geboten. Noch 1835 war. wie eine Karte angiebt. die optische Telegraphie zwischen Berlin und Koblenz tn Gebrauch. Aus entfernten Stationen mußten Personen mir dem Teleskop die einzelnen Zeichen, die aus erhöhten Stange» angebracht waren, erspähen und dann in derselben Weise, wie sie die selben empfangen, weitergeben. Dieser höchst mühsame und aufreibende Dienst ließ die hierzu Angestellten nicht lange walten: sie endeten ihr überangestrengteS Leben meist im Irren- Hause. Der erste elektrische Apparat stammt auS dem Jahre 1809. Mit Stolz können wir wahraehmen, daß es fast durchweg denti'che Namen sind, deren Trägern die Ehre der Enldeckung ge- bührt. Leidrr aber müssen wir hiazusügea. daß e« in Folge des Mißtrauen-, welche- den Männern lm Vaterland« entgegengebracht wurde, bei unS zur praktischen Berwertbung erst dann kam, nachdem sich ini AuSlande die Erfindungen denlscher Geister bewährt hatten. Auch zwei betrieb-fähige Robrpostapparote mit halber natür- licher Grüße besitzt daS Museum. Die Rohrpost, die seit dem 1. Deeembec 1876 in Betrieb steht, besitzt jetzt tn Berlin 10 Post ämter und ermöglicht eine Besördernng von Briefen and Postkarten schon nach Berlaus von einer Stunde. Im letzten Raume des MuseniiiS finden wir noch eine Brtesmarkerilammlunq, in welcher wohl keine- der Postwerlhzetchrn aller Staaten und Länder fehlen dürfte. Socialpotttisches. * Der kaiserlich russische Fabriktnspector für da« Königreich Polen, Herr SwiatlowSki in Warschau, hat soeben einen Bericht über seine Tätigkeit und seine Erfahrungen veröffentlicht, die er während ber Jahre 1886/87 in den Fabriken und industriellen Anstalten entsaltel dez. gesammelt hat. Darnach herrscht in den meisten Fabriken seitens der Arbeitgeber uur eine «inwöcheniliche Kündigung, lelten eine zwewöchentliche. Auch kommt es häufig vor, daß die Fabrikanten dem Arbeiter, welcher eigenmächtig und ohne begründete Ursache die Arbeit Verläßt, den für eine Woche rück ständigen Lohn einbehalten. In vielen Fabriken, hauptsächlich in W-beieien, müssen die neu esntretenden Arbeiter 3—4 Wochen zur Probe arbeiten. Eignen sie sich dann zur Annahme nicht, so w rd ihnen keine Vergütung zu theil, womit sich indessen die Arbeiter zuvor einverstanden erklären müssen. Werden die Arbeiter aber ein- gestellt, so erfolgt eine nachträgliche AuSlöhnong. Aus der anderen Seite wird aber auch seilru- der Arbeitgeber Fleiß und Treue im Dienste anerkannt. Die Weberei Tretet in So<nowice(etn Unternehmen deS Sianrmhaulk» in Wilkau) ertheilt jedem Arbeiter, der durch zwei Jahre bei ihr beschäftigt gewesen, eine Sondervergütung in einem Be- trage, der zum mindesten dem zweiwöchentltchen Lohne gleichkommt, und einem Arbeiter, der durch fünf Jahre thätig gewesen, eine ebensolche außerordentliche Vergütung gleich dem vier- bez. sechSwöchent- licken Arbeitsverdienste. In vielen Fabriken bürgert sich mehr und mehr der lobenSwerthe Gebrauch ein, den Zahltag von Sonnabend aus Montag zu verlege». Auch das System, den Arbeiter bei Un pünktlichkeit oder Nachlässigkeit in Geldstrafen zu nehmen, die vom Lohne abgezogen werde», wird immer seltener. Kommt es noch vor, so lassen dann die Fabrikanten die Slrafiummen in Lassen fließen, die zum Besten der Arbeiter errichtet sind. Die Firma Sckeibler »i Lodz (gleichfalls ein deutsches Unternehmen), welche in, Jahre 1886 ihren 6000 Arbeitern 1903 807 Rubel an Arbeite- löhnen ouSzakilre, erhob in jenem Jahre 8100 Rubel Straigelder. welche unverkürzt der Arbeiter-Kranken- und Jnvalidcacasie zu- geführt wurden. In früheren Jahren war es hauptsächlich in den Zuckerfabriken gebräuchlich, diese Strasgelder jenen Arbeitern zu zahlen, welche die Aufpasser und Angeber unter ihren Mitarbeitern spielten. Heule ist diese Unsitte säst gänzlich verschwunden. * Seiten- der Boreau-Borsteher der Recht-anwäkte und Notare ia Tkorn ist eine Petition mit 1693 Unterschristen bez. Beitrittserklärungen aus L5 Oberlandesgerichtsbezirken und 2l0 Land- bez. Amt-gerichl-fltze» an den ReichSt-g obgesanbt worden, in welcher ersucht wird: der Reichstag wolle lm Wege der Gesetzgebung die Regelung der Dienstverhältnisse und der AlterS- und InvaliditätS-Brrsoraung der Bureou-Borsteher und Beamten der RrchtSanwälte und Notare im deutschen Reiche herbeisühreu. Literatur.' Alexander Waldow's Archiv für Buchdruck,rknnst und verwandte «eschästSjwcige. 25. Band, 1888. Schlußhest (12.) Dem II. Hest ist der Schluß de) Bande» sehr rasch gefolgt. DaS Jnhalisverzeichniß über die 415 Spaltseiten des BandrS zahlt gar Vielerlei aut: 1l größere Aussätze, die zum Tdeil durch mehrere Hefte laufen; 14 hervorzuhebend« kleinere Artikel; 2 AusstellungS- berichte (Giesccke L Devrient und Deutsches Buchhändlerhaus); Mit- theilungcn über Jubiläen, Auszeichnungen; Todesfälle; 18 Notizen über und aus Zeitschriften und Drucksachen; 9 Recepte; eine reiche Gruppe McnnigialtigeS auS der Technik, sodann aus anderen Ge bieten des fachmännischen Interesses; eine Anzahl geschäftlicher Notizen; 12 Arlikcl zur Schr storobenschau unv 11 über die beige- fügten Probeblätter; endlich 9 Briefkasten-Correspondenzen. Das vorliegende Deren, berhest bringt den historische» Ueberblick Alexander Waldow's leibst über die Leistungen aus dem Gebiete de» Aktive»;, iaycs 1863—88 zum Abschluß (mit Texlillustrationea von Scheltet L Giesrcke, Julius Kttnkhacdt, Albert Hoffman» (Berlin). Theinhardt und ÄveUiner (Schreib,christ, Rundschrift) und Meyer 6. Schleicher). — Eine „verbesserte Broiizirmajchine' von W B. Silverlock wird in Bild und Wort vorgesühn (aus „6r. »oä 6ol. ?r."). — Will- kommen ist jedenfalls eine Liste der in München bei der deutsch- nat'onalen Kunstgewerbe-Ansstellung prümiiriea Osficinen. zumal da bei jedem Namen die Gründe der Prämiirung beigefügt sind. Die Probeblätter de- Heiles 1—3 veranschaulichen die Anwendung von Materialien der Gießerei Flinsch, sowie anderer Firmen, darunter Proben a»S der Wcisert'jchen Collection geschnittener Glückwunsch karte». — Die Schriftproben machen uns mit reizend gezeichneten und doch noch deutlich lesbaren Amoretten-Jnitialen von I. G. Scheller L Giesecke bekannt. — Glückauf zum 26. Jahre drS um die Entwickelung dieser speciellen Kunst gewiß hochverdienten „Archivs"! vr. Whistling. «>^«n .»«»Nll'tt Juweliere, Leipzig, Grimmaische Straße 3. Gvofzes Lager in Anrvelen, Gold- und Silberuraaven. 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