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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-11
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1888
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Fünfte Leilaae zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 316. Sonntag den II. November 1888. 82. Jahrgang. Der Martinslag und seine Gebrauche. von s. Glaser. Nachdruck rertottii. Der 19. November wird von den Protestanten al ter Geburtstag Luther'- qrs'iert. Luther wurve am 1t. November an vem Fcstioge (Begräbnißtage) de« heiligen MartinuS getauft unverbleit noch dem Heuigen den Name» Martin. Weil aber nacv germanischer Sitte die Fesijeier scvon am Abend vorher begann, so sind diele Gebräuche dc« eigentlichen MartinStagcS schon aus den tv.November übertragen. Der heilige MartinuS wurde im Jahre 336 zu Sadaria in Ungarn von he>vi»sct>en Eltern geboren. AlS der Knabe tv Jcihre alt war. wurde der Vater als römischer Militcnr-Tribun nach Pavia versetzt, und in dieser Stadl wurde brr junge Martin in die Zahl der Kotechiunenen aus genommen und im Christentbum unterrichtet. Nur erst lk Jahre alt. trat der Jüngling als Ossic>cr in dos Herr de» Kaiser» Constantru« und lag zu AimcnS im Winter quartier. An diesen Aufenthalt knüpft sich die bekannte Legende. Eine» Tage», im Januar 354. als er durch da» Stadtthor gehen wollte, sähe er einen armen Menschen fast nackend und zitternd vor Kälte am Wege sieben. Rasch zog Martin da« Schwert aus der Scheide, schnitt seinen weilen Mantel mitten durch und gab die Hälfte den» Entblößten. Bald daraus nahm Martin Abschied von dem Kriegs dienste, begab sich im Jabre 356 zum Visibos HilariuS nach PoitierS und wurde später aus den bischöflichen Stubl von Tour» berufen. Hier verrichtete er viele Wunder und war ein großer Wohlthätcr der Armen. Er starb 49t und ist der erste Heilige, dem die römische Kirche össentliche Verehrung erwiesen hat. In Gallien feierte man schon um vaS Jabr LOS den Bcgräbnißkag de» heiligen Marli», im Jahre 65V verordnete der Papst Martin die allgemeine sachliche Feier diese» Tage». Dieses kirchliche MartinSscst wurde in Deutschland mit ganz besonderem Glanze gefeiert. eS war nicht nur ein kirch liches, sondern vorzugsweise a»ch ein Volksfest. Mit diesem Volksfeste verband sich eine weit ältere heidnische Feier, welche dem Wodan, dem Erntegotke. galt. Dieses läßt sich aus den verschiedenen Gebräuchen, die von der allen heidnische» Herbst- seier noch übrig geblieben sind, und auS den MartinSliedcrn Nachweisen. Eine englische Synode bestimmt schon im Jahre 692, daß die Abgaben, bestebend in Getreide, an die Kirche aus St. MartinStag geliesert werden sollten. In Deutschland war bereit» zur Zeit Karl'« d. Gr. doS MartinSsest zum allgemeinen ZinSlage gewählt. Tic Marlin-Hübner mußten dem G»tS- berrn gebracht werden, und auch Gänse geböiten zu dem Marti»S-Lche,i-Zu>-, der an Martin bei ausgehender Sonne entrichtet werden mußte. Ursprünglich wurden diese Gaben den Priestern zum Opser gegeben und riese heidnischen Opser- gaben blieben auch in christlicher Zeit. Anklänge dieser Gebräuche finden wir noch an verschie denen Orten, in denen die Kinder der Armen umh-rgcben und unter Absingung eines Liede» um verschiedene Gabe» bitten. In Elberfeld und Barmen verfertigen sich die Kinder die sogenannten Mätekerzken. Diese» sind auSgehvhlte Kür bisse, welche durch eine Kerze erleuLrct werde». Damit ziehen sie in der Stadt umher und singen folgende» Lied: Marti» ist ein guter Mann, Der unS wohl wa» geben kann. Die Aeplel und die B rnen, Tie Nüsse geh'» wobt m»l Junge Frau, junge Frau! Lahr uns nichr zu lange sleb'n! Der Tag, der gehr zu», Abend. Wenn die Frau nicht auf null sich'«, Tann muh die Magd vorgch'ir. Trevpe aus und ab, Treppe aus und ab, Kreist wohl in de» Nuss,sack. Greift nur nicht bancdea. Ein andere» Lied beginnt: Oben in den Schornsteinen Dangen lange Würste, Frau, gebt die langen, Laßt die kurzen hange». In der Gegend von Osterode am Harz hört man folgen de» Lied in schlechtem Hockrenlsch: Ich bin ein kleiner König, Gebt mir nicht zu wenig. Laßt m ch n cht io lange sich'». Ich möchte Heu» noch weiter geh'n, Ich mö»t' noch bin nach Polen, Polen ist ein weiter Weg» Seht ihr nicht, daß dunkel wird. Wenn sie eine Gabe bekommen, so banken sie u«>o irrigen: Wir wünschen Frau N. einen goldenen Tisch, Aus allen vier Ecken eil gcbrut'uen Fn'ch: Wir wünschen Frau N. einen goldenen Wagen, Womit sie möge zum Himmel sahren! Laßt man sie stehen und giebt ihnen gar nicht», so singe» sie: Alchen in der Tuten, Die Jungser (Frau) N. höt ene schwarte Schnuten, Aichen in der Taschen, Die Jungser kann gut naschen. Oder: Märten, setze die Perücke au!! Und setze dm Ge-zhals oben drauf! GeizhalS, Geizhals, Geizhals! Oder: Und eine Eul' fliegt um da» HanS, Die kratzt ihm noch die Auge» aus. Da» Holzeinsammeln der Knaben in einigen Gegenden, namentlich zwischen Koblenz und Köln, erinnert noch an die Martin-seuer. Den Rest eine» solchen LicvcS lheilt Mon- tanu» mit: Wir holen beute Hol» und Stroh, Lobodo! irob, sioti. »roh! Heiliger S». Marin,». Die Opsrrseuer und die eingesammelten Gaben deuten auf eine ursprüngliche Opsermablzeit» die in jeder Familie oder in größeren religiösen Verbänden stattsand und bei ver Lieder gesungen wurden. Am Vorabend des MarlinStageS hört man auch zu Heiligeustabt ein mächngeS Peitschenknallen, diese- wurde ursprünglich zur Abwehr dämonischer Einflüsse ange wandt und war ein alter heidnischer Feslbrauch. Die G'n« deutet auch aus da» Opsermahl. und diese- wird dadurch bestätigt, daß dieselbe neben dem Minnetrunk überall dein, MartiuSniabl erscheint. Da-Einläuten de» Martin-tage- hieß in Erfurt schon sehr frühe „da- GanSIäuten". Diese nächtliche Feier der Opsermablzeiten zu Ehren brS heiligen Martin wurde schon im Jahre 59V aus der Synode zu Auxerre verboten, weil heidnische Lieder dabei gesungen Wurden. Ueber die heutigen MartinSsener erzählt Düring»seld: „Sobald e» zu dunkeln ansängt, leuchten am Vorabend deS Martin-tage- rm Rbeinthal zwischen Köln und Koblenz Tausende von kleinen Feuern aus den Höben und längs der User de» Flusse-, und namentlich das S>ebei>geb,rge erglüht im Glanz unzähliger Feuer und Lichter, die sich im Rheine spiegeln. Scho« vierzehn Tage vorher gehen die K »der berum, Holz, Reisig »»d Stroh einzusammeln, um damit ein F-ucr anzu- zünde«, «m welche« fi, lustig herum tanze«, indem sie singen >»» schrei«» v Mart a, v Martin, A,te Weiber, ftompse Best«, Ir älter, je besser. Ein Knabe, welcher daS Martinsmännchen beißt, bat sich Strvhgewinde um Arme. Leib und Beine gewickelt. Nack einer Urkunde de» Grasen Friedrich zu Mocr» auS dem Jabre 1448 hieß der MartinStag wegen der Feuer Funken- t a g. In Hessen findet aus Martini oder einige Tage früher oder später ein eintägiger Tan; statt, und man rüstet zu diesem Tag: durch Brauen. Backen, Schlackten und ladet Gäste ein. Ganz besonder- wirb da- MartinSsest in Nord bausen zu Ehren I)r. Martin Lutber'S grsciert. Früh 5 Ubr wird ein Choral vom Pcter-lburme geblasen und Nach mittags um 4 Uhr werden drei Pulse mit allen Glocken der Stadt geläutet. Der Jugend ist eS erlaubt. Freukcnsalven zu geben, und gegen Abend versammeln sich Innungen und Gesangvereine mit Fahnen am Töpscrthor und ziehen mit Musik aus den NatbbauSplatz. Cmd sie kort angelangt, so wird Lntber'S Lied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" angestim mk. woraus sich Alle nach Hause begeben, um bei brillanter Be leuchtung mit bunten Lichtern, die meist Bilder von Luther tragen, die MartmSgcmS zu verzehren. lieber den Ursprung dieser Feier bestehen zwei Erzählungen: Luther'- Freunde in Northaujen, der damalige Bürgermeister Mcinberg und der Prediger JustuS JonaS. luven ihn einst zum Geburtstage nach Nortbause» rin. Er kam. und als »un die drei Freunde in heiterer Stimmung bei einander saßen, dachten sie daran, daß am nächste» Tage in ver katbo« liichrn Kucke ja auch ein MartuiSsest begangen werde, und daß eben so gut wie dort bei ihnen bunte Lichter angezündct werken könnten. Gesagt, gethank Die bunten Lichter wurden bestellt und brannten noch an demselben Tage aus den Tischen, um welche sich de- Abend- die Familien versammelten. Besonder» läßt die Zunft der Schuhmacher eS sich ange legen sein, den Tag recht glänzend z» seien,, weil sie sich da- Verdiknst diese- Feste» zuschreibt. Sie behanplet nämlich, einige ihrer Vorfahren seien einer Tage-, als Lulher noch lebte, aus der Heirnkehr von dem Markt in Sonde,Sbaujc» diele,» sronimen Manne, ver öfters nach Norkbausen zu kommen pflegte, unterwegs begegnet und baden ihn ersucht, da es schon dunkel wurde, mit ihnen zu ziehe» und aus ihrer Herberge z» bleiben. Lulher habe de» Vorschlag angeuoinmen, und die Schuhmacher seien darüber so erfreut gewesen, daß sie bei ihrer Ankruist in Nordhauser, durch ihren laulen Inb>l die ganze Stadt irr Bewegung gesetzt und den Neugierigen, w'Iche an den Fenstcrn erschienen wären, die Worte zuzerujen hüllen: Herr Marlin kommt, der brave Mann, Züud'i liunderilauend Lichter an! In Erfurt ziehen die Kinder am Martinsabend, sobald eS tunket wird, mit brennenden Lichtern, den sogenannte» Martinölichtern, durch die Straßen und Plätze der Clavk. um sich ans den Friedricb-Wilhelmöplatz zu begeben, wo in der sechsten Abendstunde die Seminaristen niit brennende» Lichtern in der Hand einige Choräle vorlragen. In Stol'oerg am Har; versammeln sich Gesangvereine, Scliulkiiirer und vre Einwohner Ver Stakt aus dem Markt- Platze. Alle halten bunte Laternen, die ne aus hohen Stäbe» tragen, in Ver Hand, nnv bei diesem Laternemchein werde» Eboräle und anLere Gesänge vorqetragen. Um 6 Ubr Abenv- rst der Gesang beendet, die Glocken läuten von K—7 Uhr in drei Pullen (Paulen), und nun bea'kbt sich ein Jeder »ach Hau'e, u,n unter Glockengeläut die M.irtniSaans zu verzehre». Bei Tische bat ein jed-r Tischgenrsse. auch da- kleinste Kind, ei» MartmSlicbt vor sich stehen. Die MarlinSlichler teuren aus den heidnischen Gebrauch der MarNnSieuer und diese standen in Verbindung mit der Sonnengotlbeit. welche da- Wohl und Webe brr Menschen und der Tlnere bedingte. Man brachte dem Feuergotte Opser. betete dabei, nahm die Asche und streute sie zum Segen auf die Felder, kenn man glaubte, dadurch dem Ungeziefer zu wehren und besonders dc» Schneck nsraß abzuhalte». Die Opfer sollten der Gottheit neue Kraft und Stärke verleihen, sollten bewirken, daß sie die Zeit der Schwächung, die im Herbst olS Tod ansgcsaßl wurve. siegreich überwinden möge. Der MartinStag bedeutet noch heute VaS Ende de- ländlichen Jabre». au vem alle Pachtzinsen fällig. ein neue- Pacht- und Dienfljahr anfängt., keine Frucht mehr im Felde steht und selbst der Wein eingebracbl ist. Die Ver ehrung Wodan's als Gott der Ernte und Spender aller Feldgaben ging somit aus den heiligen Martin über. Bonisaciu» giebt un« ein Verzeichniß der Gebränche de- heidnischen Aberglaubens, und darin erzählt er, daß die heid nischen Deutschen an gewissen heiligen Tagen Brode, Flaken oder Kuchen in Form ihrer Götterbilder verserligkcn. Dahin gehören anch die Martinshörner, welche in Hannover, in Schlesien und Böhmen an dem Marti,loabend anSaetkeilt wurden. Diese Martinshörner stellen die gebogene» Hör, er eines Ochsen oder einer Kuh dar. Früher wurde VaS Thier geopfert, später brachte man die Opserttnere in Teig geformt »ach der Kirche und opferte sie dem Heiligen. In W-sserau. einem Städtchen deS Pilsener KreileS. besieht der Gebrauch, alljährlich am Marlin-tage am Eingang der dem heiligen Martin geweihten und mit seinem aus Holz geschnihlen Bilde gezierten Capelle den Wallfahrern Gebilde vc» allerlei HanStbicren zu verkaufen oder gegen Erlegung einiger Kreuzer ;u borgen, welche diese auf dem Altar "deS Heil gen in der Absicht opfern, damit er die Erhaltung der bildlich geopferte» Tbiere bei Gott erbitte. Im Monat November Wurden viele heidnische Opser ge bracht und daher nennt ihn Beda ('s 738) Blolmoiialb. er sagt: „Blotmonatli ist der Monat der Opferung, weil in diesem Monat geschlachtete Thiere den Gollern geopfert wurden." Da- ongetsächsische Wort dlütan heißt »ach Grimm'S Erklärung: Gott durch Opfer verehre». Grimm bringt auch die Schlachtescfte bannt in Verbindung, wenn er sagt: „Der gemeine Man» stellt bei dem Schlachten ein Gastmabl an und sendet Fleisch und Würste seinen Nach barn, waS von der alten Opfergcmeinschasl und Fleisckvcr- tbcilung Übrig sei» mag." Ä sagt Weiler: „In mehreren Gegenden Deutschlands und Frankreich- pflegen zu bestimmter Jahreszeit die Schlachter einen mit Blumen und Bändern geschmückten Mastrcbsen unter dem Geleite von Trommeln und Pseisen durch die Straßen zu sübcen und Trinkgeld ein» zusammeln, in Holland hängen sie ihm vergoldete Aepsel an die Hörner, voraus gebt ein Schlächter mit einem Beil. Da- alle- scheint Ueberbleibsel einer alten Opierscrer." Diese- uralte Opl'erfrst war ein religiöse- Volksfest, an welchem die Götter auch um den Schutz und Segen lür da- Weidevieh angeruken wurden, und später fiel dieses Fest aus den Abend vor Martini und der heilige Martin galt als Schutzpatron der Hirten und Herden in heidnischer und christlicher Zeit. In Bayern und Oesterreich, wo die Kühe am MartinS- taqe zum letzirn Male au-getrirben werden, kommt a» diesem Abend der Hirt „alü der heilige Et. Märten" zu den Bauern und überreicht ihnen eine beilwirkende sogenannte Martini- gerte. Diese Gerte besteht auS einem BirkenreiS. besten Blätter und Zweige bi» an den Gipfel, wo einige stehen bleiben, abgeslreist sind. Tie stehengrbliebenen Zweige werden mit Eichenlaub und Wackbolberzweigen durch eine Weiden« gerte zu einem Busch gebunden. Diele Genen bewahrt der Hirte bei sich, läßt ste kirchlich weihen und dann trägt er oder sein Weib dieselben am Martin-adend in dir einzelnen Häuser. Die Bauern stecken sie hinter die Raufe, auf da» Dacb oder über die Tbiir de» Stalle- und nehmen sie im Frühling wieder herab, damit die Mägde damit vor dem ersten Weidcgang die Kühe auS den Ställen treiben. Sre bedienen sich dabei alterlbümlicher Sprüche, welche die Frucbl- barkeil der Heerde, der Wiese, de- Acker- für da- folgende Jahr anmünschen. Ein solcher Spruch lautet in Niever- bayern: Kommt der heilig St. Märte» Mit seiner Gerten. Soviel KranewilLeerea (Wachholderbreren), Sov-cl Ochsen und Stiere, Soviel Zweige, soviel Fuder Hevt Steckt sie hinter den Külibarn (Raufe). So wird aus'; Jahr keine kud verloren, Und steckt sie binlcr dir Stalllhür, Treib« sie aus» Iahe mit Freud« herfür. In Niekeröslerreich spricht der Hirte: In Gotte- Namen tret ich vereint Ein Unglück hinaus und Glück herein! Tol« bcbül eure Rind und Schweine, Eure LSmmer und Gchos» Euer Hau« und Hos. - Kommt der Sauer Mlrt (Mart») mit stluer Naihn», Soviel als die »oihe Zweige hat. Soviel soll auch der Bauer Bied haben. Nevmt ihr die Siuihen in eure Hand, Siecki ihr'- wohl aus ober der Wand, Wohl hinter da« Dach. Am St. Gregoriu-lag (12. März. Tag de» erste« Aus treibens): Treibt das arme Vieh a,», Durch alle Engeln auS. JnS Gedölz und ans die Heid, Damit das B>ch olle Tage find sei« Weid, u. s. w. Im Harz. z. B. in Lerbach, bläst der Hirte am Martin-- abend ringsum und wird überall in die Stube gerufen, wo er sich hins-tzen. rauchen und trinken muß. I» den Ländern, welche Weinbau treib»», war eS früher üblich, an Marlin» den ersten Wein zu kosten, daher da« Sprichwocl: Heb an Martine, Trink Wein »<t clrevlow nnnit Alte ZinSbücker au< den Weingegenden DruksckkanbS und der Schwez verzeichnen um Martini die an Herrschaften. Klöster, Kirchen und Geistliche zu liefernde Weingesälle. Die Reichsstadt Lübeck ist seit «ralkrn Zeilen (denn schon I5K7 wurve eü eine alle Sitte aenannt) alle Jahr am Tage vor Martini verbunden, dem Hose von Schwerin einen Obm alten Nhcinweinmvst. der aber seit dem Jahre 1609 in Rhein wein verwandelt worden ist, alS ein Geschenk darbringcn zu lasten. Nack dem Volksglauben verwandelt St. Martin dm Most in Wein, daher heißt «S sprichwörtlich: kost blar- tiimm bouum eioumi Die Kinder ver Halloren in Halle schreiben dem HI. Martini sogar die Macht zu. an- Master Wein z» macken. Sie stellen daher Krüge mit Master in die Saline, die Eltern gießen da- Master heimlich auS und füllen die Krüge mit Most, legen aus jeden Krug ein Martins horn, verstecken sie und beißen die Kinder den lieben Marlin bitten, daß er ihr Master m Dein verwandle. Dann geben die Kinder Abend» m die Saline und suchen die K-«'», in dem sie rufen: Mariein». Martelnet MaNi'S Wasser «» Wem«? Reinsberg und Düringsseld (DaS festliche Jahr) erzählen: In Schmalkalden wird jährlich aus Martini an alle Beamte, vom höchsten bi» zum niedrigsten, selbst an Hirten und an die Tobtensrau. sowie in den beiden Knabenschulen Most auSgelbeilt. Tie Sage erzählt, ein Reisender, besten B>ld aus dem Nathhause hängt und allgemein der Most- mäitcn genannt wird, habe sich bei niirmischem Weiter ver irrt. aus einem Berge, die „große Oster", die größte Glocke der Stadlkircke von Schmalkalden, lauten hören und so die Stadl erreicht, wo er a»S Dankbarkeit für seine Rettung die obig« Stiftung gemacht habe. Deshalb wird auch, so lange die AuSlhciluiiq dauert, mit der großen Oster geläutet, unk k»e Leute, welche dieses Läuten besorgen, erhalten ebenfalls ihren Most. Durch diese Weinspendm wurde der heilige Martin auch der Patron der Freigebigkeit, man nannte sogar einen solchen Menschen, der sein Gut verpraßt halte, einen MartinSmann, ja v,c Mönche selbst gebrauchten diese Be nennung, um einander zu schimpfen. In Vieser Zeit mußte auch die schöne Legende, welche uns die Theilung deS Mantels erzählt, wahrscheinlich von zechenden Mönchen eine profane Auslegung erleiden, man erzählte nämlich, der heil. Marlin habe dem Wirth die schuldige Zeche mit der Hälfte seines Mantel- bezahlen müsse», daher reimten sie von ihm: St Martin war eia milder Man», Trank gerne Orevisü-rm. Und halt' doch kein t'ervalsm, Drnin mußt er lasten Duoieam. Der MartinSschmou« fand am Martinsabeud (IS No vember) statt und wurde als Familienfest mit dein Haus gesinde abgehallen. Welche Bewandtnis; hat e» nun mit derM a rtin-ganS? Die Sille läßt sich dir in ein boheS Alterihum verfolge». In alten Kalendern, z. B. in Tiroler Bauernkalendern und in den norwegischen Nuncnkalendrrn. steht ver Heilige oder der nach ihm benannteTag mitrinerGan» obgebildet. Die GanS reicht aber nochiveiterin-Allertbumzurück, siewarderVogel der Inno und Juno vertrat die fruchtbare Seile de-Himmels, der Lust und der Atmospbäre, ebenso subr auch Wodan in Wolke und Wind daher, er war auch Herr des Wolkendimmel» und balle ui seinen, Gefolge verschiedene Tdicrgestalten. nämlich Hunde, Naben, Schwäne nab auch Gänse, und durch diese Ver bindung wurde die Gans da» heilige Thier de» Wodan und «dm geopfert. Die MarNii-gan- ist also ei» Rest der alten Opsermahl- zcil, die »u Martini stattsand. Die GanS hatte früher eine größere Bedeutung al« jctzt. Cie war nickt allein da« nützliche Hau-thier, sondern galt auch bei den Griechen als ein lieblicher Vogel, ver ge liebten Knaben geschenkt wurde. Nach griechischer Vorstellung waren sie auch wachsame Hüterinnen des Hause-, aus dem Grabe eiaer guten Hausfrau war unter anderen Sinnbildern eine Gan» abgebilvek. um die Wachsamkeit der Verstorbenen auSzukrücken. Bu» dem Brustbein und der Leber ließ-n sich dir Römer Zukünftige- weissagen. Auch bei den Deutschen batte die G»>S eine weissagende Bedeutung. Wenn VaS Brustbein ver GanS bell und klar ist. so giebt e- einen strengen Winter, ist r» dunkel, so steht viel Schnee und laue- Wetter bevor. In der Martin-qnn- durch Jobann Olorinu- Bari-cuS (Magdeburg lSV9) beißt e<: „Jdr guten allen Mütleilein, ich verehre euch da« Brustbein, daß ihr kalendermäßig darau- weisiaqrn lernt und Welterprepbelen werdet. Der vorderste Tbeil beim Hai« bedeutet den Vorwinter, der Hintere den Nachwinter, da- W-iße bedeulrt Schnee und grlmd Wetter, daS Ankere große Kälte." Scheint dir Sonne hell am Martin-tag, so bedeutet dirse- rlnen strengen Winter, aber ein bewölkter Himmel bedeutet einen unbeständigen Winter. Manche Leut« hingen srüher da- vrustbriu dsr Ga»« «n der Decke aus und sagten r „Da- Brustbein da oben a» der Decke dreht sich so oft herum, als Jemand in der Stube ver messen redet." Eine merkwürdige Vorstellung vom Gänsehimmel giebt unS Psanncnschmidt (Erntefeste). Nach populärer Vorstellung giebt es einen Vorhimmel. Bauernhimmel, gischerhimmel u. s. w. Hierher gehört auch der Gänsehimmel. der eine Art Hinter- bau« oter Hinterhof de» Himmels zu sein scheint (siehe Grimm- Hildebrand, Wb.). Bon diesem Gänsehimmel berichtet Naade (Allgemeine plattd. VolkSb.): „>Vor immer dilcit an »ick erat cknrup ludilät, cko bSclt sick clürcli ckon Himmel äorek uucl mim up ckei auuer »tc> vom Himmel clei gün« hüuctsll", d. b. „Wer immer briet und sich daraus etwa- ernditvet, der betet sich durch den Himmel durch und muß aus der anderen Seite de- Himmel« die Gänse hüten." Da» Fest de- heiligen Martin war also früher ein Heid, nische» Ernte- und Opfrrsest, welche« dem Woban gesriert wurce. In der letzten Zeit de« Heidenthum« flüchtete sich diese Festseier unter den Schutz de« hl. Martin, aber einige Gebräuche de» Feste» hielt ver volk«grist mit großer Zähig keit fest bi- aus de« heutigen Tag. Sachsen. --- Die „Dresdner Nachrichten" schreibe«: Del den kaiser lichen Jagden in Köiiigö-Wusterhausen wirv. Wie mitgeidcilt. Se. Majestät unser König mit Sr. Hoheit dem Herzog Ernst von Coburg Zusammentreffen. Die Begegnung isi, wie man un« berichtet, keine zufällige; man knüpft an sie vielmehr die berechtigte Hoffnung, daß mit ibr dir letzten Schatten srüberer Ei.ti'renitungrn zwischen den beiden so nahe verwandten Hosen verschwinden werden. Herzog Ernst nabm in früheren Jahrzehnten, wie seine soeben rm Druck erschienenen Denkivürbigkeiten selbst uirltbeilen. unter den deutschen Fürsten «ine Sonderstellung ein. Als Protrcior de» NationalvereinS und Ehrenpräsident de- Schütze, Hunde- entfremdete er sich von der Gememschast der anderen Fürsten Deutschland-. Für da» Königreich Sachsen kam noch hinzu, daß er sich 1871 über die vor Pari- liegenden sächsischen Truppen in einen, Briefe in einer Weise auSgejprochen halte, die in Sachsen berechtigte» Aussehen erregte. Mittlerweile hat aber die Zeit ihre versöhnende Macht anch hier zur Geltung gebracht. Herzog Ernst bat wicderbolt seiner Verehrung für unseren König Albert Ausdruck verliehen. In den Denk würdigkeiten seine» Leben» findet sich über seinen Aufenthalt in Dresden eine Stelle, worin er vom Hofe de- kunstsinnigen König- Friedrich August und von dem gelehrten Prinzen Johann in Ausdrücken bober Bewunderung spricht. Weder die Politik, noch sonst Etwa- steht jetzt mehr im Wege, daß zwischen dem so nahe verwandten Dresdner und dem Co- burger Hose so herzliche Beziehungen sich gestalten, wie zwischen dem ersleren und den Verwandten in Meiningen, Weimar und Allenburg immer gewaltet haben. Die Begegnung unserem König- und de- Herzog- von Coburg bei den kaiserlichen Jagden erschließt die Tbeilnahmr de- Herzog- an dem Jubi läum der Wettiner im nächsten Jahre. — Am Freitag Bormittag zwischen 19 und t2 Uhr fand im Hose der GerichtSvollziehere, an der Rampisckenstraße in Dresden eine össentliche Versteigerung gan, seltsamer Art statt. AuS einem Conrur« stammend, waren 139 größere und kleinere Särqe aller Gallungen und Farben oufgestapelt. um an den Meistbietenden versteigert zu werben. Zwischen den langen Sargreihen bewegten sicv die Bieter, meist Händler und Gewerbtreibende (Tischler, Zimmerleute. Magazin»In haber rc ). um ihre Angebote zu machen. Die Preise waren durchschnittlich sehr nievrig. E- erfolgte daher zumeist die Au-bleiuiig niedrerer Siücke aus einen Zuschlag. Der tbeuerstc Sarg wurve mit 3 bezahlt. Die billigsten Zuschläge dürfte» aus 3 Klndcrsärge mit l,29 und auf 3 große gewölbte, zum Theil verzierte sogen. Stcinfärge mit 1.59 .-k gemacht worden sein. Emen eigenthümlicben Anblick bol sowohl die Ansahrt und Ausstellung der Särge, al» auch die Verladung und Abfahrt derselben. k. Pirna, 9. November. Ein wirklich glanzvolle« ge sellschaftliches Bild bot gestern Abend der Saal unseres Adler-Hotel-, woselbst da- von dem hiesigen Albert- Zweig verein veranstaltete große BaUsest stattsand. Vollzählig belbeiligt waren die Herren deS hieügen OssiciereörpS mil Vem Regiment« Commankenr Oberst v. Wolf. Ver in Bezug auf da« Arrangement de- Abend- den soge nannten PatronatS-Damcn in hilsrcichster Weise zur Seite stand. Ein starke- Contingrnl stellte zu dem Balle die Land wirthschasl und Industrie der Umgebung, während das Pirnacr bürgerliche Element die-mal sich auffallend sernhielt. welcher Umstand lebhaft zu bedauern war. Immerhin darf man conslatiren, daß unter dem Rothen Kreuz für die Sacke der Humanität wieder ein schöner Sieg erfochten, bez „ertanzl" worden ist — Da- Stcinbrucbgeschäst ist in den letzten beiden Jabren wieder ganz außerordentlich in Blüthe ge kommen. PräckligrS Material liefern dabei namenllich die großen Brüche in Postelwitz. von wo jetzt, wie bereu- er wähnt. mächtige Kolosse nach Bremen zu monumentalen AuS sübrungcn für da« dortige Bahnhofsgebäude übersubrl werden. Ein solche» Monstrum, da- heute Pormittag durch die Statt nach dem Bahnhose gebracht wurde, mit Anwendung von Sccbögespann. wog nicht weniger al« 359 Etr. Um ihn zu befördern, war ein besonders construirter Wagen in An Wendung gekommen. — Die Bezirksschulinspection zu Zittau wendet sich mit folgender Bekanntmachung an die Eitern. Vormünder und Pflcgceltern der Schulkinder: In bedenklich'! Weise mehren sich neuerdings die Anzeigen und Beschwerden über arobcn, oft mit Sachbeschädigung und Diebereien verbundene» Unfug der Schulkinder und besonder- der Knaben in den städtischen Promenaden und anderen öff-ntlichen Anlagen. Die der Schule zu G bote stehenden Zuchlmiltek erweisen sich al- un zulänglich und werden sich al- ungenügend erweisen, so lange nicht die Eltern, Vormünder und sonstigen Personen, denen die Kinder zur Pflege und B aufsichtigung überwiesen sind, ihre» Kindern und Pflegebesodlcncn die nötkige Bcaussich tigmrg und Belehrung zu Tbeil werben lassen. Mit dem Bemerken, daß die hiesige Scbutzmannscbast zur besonderen Wachsamkeit und bez. zur sofortigen Festnahme der betr. Uebelthäter angewiesen worden ist und daß mit den strengsten Strafen gegen die letzteren wirb vorgegangen werden, sordern wir Eltern. Vormünder und Pflegceltern hiermit aus. die freie Zeit ihrer Kinder und Pflegebefohlenen gehörig zu überwachen und dieselben aus die Folgen der bemerkten Üebcl- lhaten besonder« aufmerksam zu machen. l. Schneederg. 8 November. Der hier bestehende weigverrin zur Gustav-A eols-Stistung hat in diesem abr> eine Einnaum- von 45K 92 erzielt, welcher nur eine Ausgabe von >2 ^tk gegenuberstedt. Zur Verwendung gelangen 429 wovon rin Drittel da« langjährig« Pflege kind de» Verein-, die evangelische Gemeinde Reicheiiberg i» Vöbmrn. unk durch den Hanpiverrin ern weitere« Drittel die evangelische Gemeinde in Pilsen erhalten soll. Nach dem Vorgänge anderer Orte wird im Wmter hier «in Familien abeno de- Zweigverein» abgehallen werden, bei welchem die Ibeilnebmer über die Verhältnisse der in der Diaspora lebenden G>a«b«n-brüder näheren Ausschluß rrballeu sollen. Eia derartiger Fa»>lienabend findet am Vonotag in Neu»
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