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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-14
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1888
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»rfck-tnt täglich früh SV, Uhr. und LrprdUi*» g»l»,»»e«gaffe 8. LprkchKündrn der lied>ktioa: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—8 Udr. i tzt» gttt«p>»e e«i>,U»n»«n «»nilrrtot« «»cht ft- »>« Nr»«ctlo» atchl »ati»»itch. «»»ah«« »„ ,»r tzle nSchftf»!»»«»« Nn»»ee »eftlmmten Fnser«tr an Wochentage« kt» 8 Ntzr Nachmittag«, «« La««» «nd Kestta,«» srütz dl«i,0 Utzr. S» dea Filialen für Ins.-Anuahmr: vtt» Kle««. UnlversilLlrstraße 1. Louta Lösche, Katharinenftr. 23 pari, u»» König-Platz 7, «nr bi» '/,» Uhr. WMMrIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Abo«ne«*nt»pv»t» vierteljährlich «>/, Ml. lncl. Briagerloha 5 Vit., barch di» Post bezogen L Mk. Jede rinzelae Nummer NO Pf. Belegexemplar 10 Vs. Gebühren für Extrabelloge» (in Tagedkatt-Format gefalzt) ahne Postbrlörderung SO Mk. mit PostbesSrderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Giöhere Schristen laut ans. Pkel-verzrichal Tabellarischer u. Zifferusatz nach höherm Ta! tirelameu unter dem Redactionsstrlch die «gelpalt. Zeile 50Pl„ vordenFamillenaachrichteN die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expe*M«N z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneaumsraocka oder durch Post» »achaohm». arls zig. Mittwoch den 14. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkamltmachuns, dl« N»faah»»e sehulpffichtiaer Kinder t» dt« Bereinigte Fretseyule bete. Diejenigen Eltern, welche um Ausnahme ihrer Ostern l« lck»,inkl!ck,ti-, werdende» Kinder in die Freischule nach- vermltthung. 1S8S Expedckion, Alle Waage. Katharinenstr. l. l. Ockage. Zimmer Nr. 4. Vormittags von S bis i2 Uhr und Nachm »ttagS von 3 bi» K Uhr persönlich anzubringen und die ihnen vorzu- legenden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig ein Zeugnis über da» Alter de» indes und d anzumeldenden Kinde» und den Impfschein vorzulegen Leipüg, am 3. November l8S8. Der TchulauSieHutz der Stadt Leipit Walter. ehnerr. PrkannImaÄung. Die Leuchtkraft de» flävliswc» Leuchtgase* betrug in der t vom S. bi- mit II. diese- Monat- im rgandbrrnner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum daS >7,üsache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da- spccistsche Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,438. Leipzig, am 13. November >888. De- RathS Deputation zu den Gasanstalten Vekanntmachnng. Auf dem städtischen Lagerplätze an ver Chaufferstraße in Reudnitz sollen Montaa, den IS. diese- Monat-, BormittagS Itt Uhr 35 Haufen alte» Nutz- und F uerdolz, ein ca. 14 m langer, 50/50 cm starker eichener Wekrfachbaum und ca. 1100 kg alte» Eisen gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Leipzig, deu S. November 1888 Id 4494 Der Nath der Stadt Leipzig. Ur. Georgs Krunidiegek. Vclmnliimachnns. Wir haben am 7. diese» Monat» den Krankenwärter Herrn Paul Richard Oskar Wichmaua iu Leipzig, Elisenstraße Nr. 5, und am heutigen Tage den Kaufmann Herrn Earl Otto Schulze in Leipzig, Sidonien- straß- Nr. 44 v. Hl.. al« gewerbsmäßige Lrichiuenschauer für den Stadtbezirk Leipzig in Pflicht genommen und bringen Solche» hiermit zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 8. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. ^lll. 2185.2110. Or. Georgi. Or. Krippendorff. VirdAahls-vekailiHillaüillns. «l»st»ble» wurden laut vier eruaiterer Vlnreige: 1) ein Papp-Kartan mit 6—8 Paar verschlevenfarblgeu langen seidenen Damen-Handschnhen mit Stickerei, au» einem Berkausslocale in Nr. 23 der Reich-straße, am 30. vor. Ml».; 2) ein Ntuterüberzteher, neu, von glattem, rehbraunem Stoff, mit brauuem Sammeikrogen, gelb- uud roihcarrirtem Futter, Billet- täichchen und etuer Reibe knöpfe, sowie eia Paar dunkelbraune Handschuhe, mit gelber Wolle durchsirickt, au» einem Basilocalc ln Nr. 15 brr Ritttrstrahe, am 4. dsS. Mt».; 3) ein anatomisches Besteck, bestehend au» 7 Messern, gej. „94". 2 Pinceiten, 3 Scheereu, Muskelhakea und Nadel,^n einem hellbraunen Kasten, gezeichnet ,.94". au- einem Zimmer in Nr. 13 der Liebigstraße, am 5. dl» Ml«. Mittags; 4) rin Deckbett mit roth» und weiß lestreistem Jnlet, schwarz» roth- »nd weißg streislem Ueberzug, im Monogramm „U. 11." gez., er» liuterbrtt mit grauem, blau-roth- uud weißquergeüremem Jnlet. au- einer Wohnung in Nr. 24 der Kreuz'traße, am 6 dl«. Mt».; 5) ein Kraue» - Regenmantel von ichwarzem. we-ßmelirlem Stoff, mit schwarzem Lammetkragea, einer Reibe Meiallknövle und 2 Schlöffern, au» einem Borsaale ia Nr. 8 der Kurprinzstraße, vom 7. bi« 10. dl». M,S.; 6) ein Maun»r«ck von gravcorrsrtem. dunklem Stoff mit schwarzen Hornknöpsen und schwarzwollenem Futter, tm Henkel die Firma: ^lleasel. Llarlrranalitckr" au» einem Borsaal« in Nr. 4 der kleinen Bnrggaffe, »cm 5. bis 9. ds«. Mt».; 7) «ln Hausklel» von dunklem, graumellrtem Laster-Krepp, mit blaugedrucktem Schweiß» uud Loillensutier, au» einem Borsaalt in Nr. 10 der Braustraße. am 6. ds». Mi».; 8) ca. 13 m Blrirohr, im Gewicht von ca. 50 Kilo, au» einem Neubau an der Bramslraße vom 9. bi» 12. ds». Mi».; 9) ein Winterüberzichrr von dunkelblauem geriesten Stoff mlt schwarzem Sammeikrogen uud schwarzem Futter au» der Hau«flur i» Rr. 1 der Idomasiu-Oraße am 12 dl». Ml».; 10) ela rrhsarbiger Sammerüberztetzer mlt braunem Sammet kragen, braunseldcaem Futrer und der Firma ,,1'tieod. kkeiker, Sie««»", ein schwarzer Frauen-Wlntermautel mil Krtmmerbesatz ond 2 Reihen Knöpfen, ein weißleln. Taschentuch, „4, L." gez.. und rin Paar dunkle Lederhanhschuhe au« einem Vorsaale in Nr. 14 der ThomasiuSsiroße am 12. bl». M>».; 11) ein Tragkarb mit viittermanne. darin h Stück Pntter, an» drrHautslur in Nr. 82 der Gerbersiraße, am 12. ds».MlS Mittag«. Etwaige Wahraevmunqea Uver den Berdlieo der geltohienen Gegenstände »der de« Thäter sind ungesäumt bet nnserer Ertminal- Ubldetlnaq zur Anzeige ,u brinne». Leipzig, am 12. November 1888. Da» P«ltzrtamt »er Stabt Leipzig. Brrilchneider. ve. D. Boa heute an befinde» sich da» Lömgl. Ztaliemsche Loiisulal Hatnftrafte Nr. 2 im ersten St«ck. Belchäsisituaden: 10 bl» 12 Uhr vormittag — 3 bi» 4 Uhr Nachmittag. Leipzig, dea 12. November 1888. KSaiql. Jlalieniicher Lonlul. Vekanntmachnng. G«»»abe»d, »r« 24. N»be«ber 1888, von vormittag« 10 Uhr an, solle» im Bureau de« Pcoviant-Amtc» Leipzig — Pleißrabnrg, Thurmban« 2. Etage —- I Partie N»g,entleie und Krhrmehl öffentlich an den Meistbietende» gegen sosoriige Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, am 12. Nodember 1888 Aßnigttche* Prabt«nt»Amt. Die stritt« Etage vom UntversttätS-Prnndftück Ritter- strafte Nr. 10. bestehend au« Boriaal und Lorribor, 5 Stuben, ö Kammern, Küche, Speisekammer, soll nebst Boden» und Kellerraum t« Weae öffcntlichrr Ltritati,» vom 1. vstrtl 188» au aus uns Jahre al- Wohnung onderwelt vermieihet werden. Mietkliebhabcr werden geladen, zu diesem Zwecke Dten»ta», den 20. Novembcr diese» JsthreS, v«rmit»ag» 10 Uhr» im Unlversttät»-Reutamte sich ein.zufiade» und ihre Erböte abzugeben. Die LiciiationS-Bedingunqen können vorher daselbst eiugesehen werden. Die Auswahl uuter deu Licitauteu und der Zuschlag überhaupt bleibt vorbei alten. Leipzig, am 12. November 1888. Universität»«Rentamt. Gedbardl. Vekanntmachnng. Für einen im 6. Leden-jadre stehenden Knaben (Bollwaise) werden geeignete Pflcgcclker» gesucht. Offerten unier Angabe der Ansprüche wolle mau bi» 17. sttesrS Monat» auher gelangen lasse». An-jer»<lrolteudorf, deu 13. November 1838. Drr «emeiudeborftanst. Max Pätz Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammtlage. Seit einigen Tagen durchschwirren Alarm-Nachrichten di« Luft. Zuerst hieß cs, daß eine Annäherung zwischen Frank reich und Spanien stattgefundcn habe, die ihre Spitze gegen Italien al» Mitlelmeermacht und außerdem gegen den Drei bund richte, ein Pronunciamiento in Spanien gegen die Monarchie wurde al» bevorstehend gemeldet, und im Zu sammenhang damit war eine Rührigkeit in französischen Re- gierungskreisen bemerkbar, wie sie seit längerer Zeit nicht beobachtet worden ist. Bei der Plötzlichkeit der Bewegung und dem Mangel aller positiven Nachrichten über die Ur sachen war die Presse daraus angewiesen, zunächst Ereignisse abzuwarten. Diese sind inzwischen eingetrelen. Kund gebungen gegen die Person de« Führer« d«r konservativen Partei in Spanien. Eanova» del Castillo. in Saragossa, Sevilla und Madrid babe» sich zu einem Aufstand republikanischen Charakter» entwickelt, besten Zweck offen kundig und besten Ende noch nickt abzusehen ist. Der Ursprung der feindseligen Kundgebungen gegen Canova» del Castillo ist eine Rede, welche derselbe im letzten Drittel de» Oktober bei einem ihm zu Ebren von der conservaliven Partei veranstallcten Festmahl in Saragossa gehalten hat. Der Kern dieser Rede richtete sich gegen das Allgemeine Stimmrecht. Die Forderung nach dieser neuzettigen Grund- tage dcS Verfaffungsstaate» ist in Spanien schon seil langer Zeit erhoben worden, zuletzt keim Amtsantritt de» Ministerium» «agasta. Schon bei Lebzeiten AlphonS' XII. halte sich CanovaS del Castillo, der eigentliche Urheber der Wieder herstellung der Monarchie in Spanien, gegen da» allgemeine Stimmrecht erklärt und auch nach dem Tode deS König» hielt die spanische Regierung daran fest, daß diese Form dcö Stimm rechts vorläufig nicht eingeführl Werken dürfe, weil sie der Monarchie Gefahren bringen könne. Bei den neuesten Un ruhen in Madrid ist der Ruf „ES lebe die Republik, e» lebe Zorilla" vernommen worden, die Annahme erscheint daher gcrechlfertigt, daß Zorilla auch jetzt wieder wie schon bei ver schiedenen Aufständen in Spanien die Hand im Spiele hat. Eine andere Frage ist rS, ob die jüngsten durch de» spanischen Minister de» Auswärtigen Dega de Armijo ver fügten Personalvrränderungen in der Vertretung Spanien« im Auslände die Deutung einer Schwenkung Spaniens nach Frank reich zulasten. Nack der bisherigen Enlwickelung ist eine solche Schwenkung sehr unwahrscheinlich, weil Spanien bei seinen ZukunslSplänen bezüglich Marokko» in Frankreich keinen Verbündeten, sondern einen Feind erblicken muß. Spanien und Italien haben mit England und Oesterreich bas gemeinsame Interesse, Frankreich als Mitlelmeermacht nicht eine überlegene Stellung einruräumen, und schon an» diesem Grunde wäre e» gegen den bisherigen Laus der Dinge, wenn sich Spanien Frankreich in die Arme werfen wollte. Daß Gras Benomar au» Berlin abberufcn worden ist, könnte Besorgniste im Sinne einer Hinneigung der spanischen Politik zu Frankreich erwecken, wenn der Nachfolger eine in Deutsch- land weniger willkommene Persönlichkeit wäre al» der bis herige Botschafter beim Quirinai Gras RaScon, der in Deutsch land ebenso bekannt wie geachtet und beliebt ist. Außerdem darf daran erinnert werden, daß die Carolinensraqe in einer für Spanien günstigen Weise geregelt und daß der Regierungs antritt der Köingin-Negentin in Deutschland mit freudiger Genuathuung begrüßt worden ist. Deutschland ist auch stet» demühl gewesen, gule Beziehungen zu Frankreich zu gestalten, also kann die gegenseitige herzliche Aufnahme der Flotte von Spanien und Frankreich in Toulon und Barcelona nicht al- Kennzeichen eine- Bündnisse» zwischen Frankreich und Spanien gellend gemacht werden, welche» seine Spitze gegen Italien insbesondere und gegen den Dreibund in zweiter Linie richtet. DaS republikanische Frankreich mag eine solche Verbindung anstrebeii, aber daß sie in einer Zeit zum Ab> schluß gediehen sein lollle, in welcher die Republik in Frank reich in sichtlichem Niedergänge begriffen ist» erscheint doch nicht gerade politisch annebmvar. Au» Frankreich liegen Nachrichten vor, welche die Lage daselbst al» äußerst gespannt erscheinen lasten. Die Com Mission für die Verfassung-revision hat den extremen Antrag de» Abgeordneten Labortöre a»ge»cmmen. daß die zum Zwecke drr BersastungSrevision zu wä >le»de consttluirende Verfamm lung einer Volksabstimmung >u unterwerfen sei. Die Palri- otenliga hak sich mit der Wihl einer constituirende» Ver sammlung für die Herbeisübrung der BersastungSrevision ein- verstande» erklärt und Clemenceau Hit sich schon früher in gleichem Sinne ausgesprochen. Bekanntlich ist Floquet gegen die Wabl einer constiiuirenden Berkaminlung und schon au» diesem Grunde wird sich die konservative Partei dafür er klären, abgesehen davon, daß Vonlanger diese Wohl befür wortet. MarquiS von Breleuil, einer der treuesten Anhänger deS Grasen von Pari», bat oi» Sonntag den gemäßigten Republikanern in oller Form den Absagebrief zugesanvt und »gleich die regierende Partei, also die Radikalen, für den zu »mpfenden Feind erklärt. Boulanqer ist den Royalisten nur Mittel wm Zweck, rr v. Äreteuil nennt Boulanger die vom Allgemeinen timmrrcht adoptirt« Formel, um die gegenwärtige Re- ierung zu verdammen. Boulanger hat nach drr Absicht der gonservativen nur die Ausgabe, da» Alte zu stürzen, sür Ein setzung de» Neuen werden sie dann schon selbst sorgen. Da mag allerdings nach dein Geschmack de» Grase» von Pari» und de» Prinzen Victor Napoleon sein, aber e» fragt sich, ob sich Boulanger mit drr ihm zuerlyeillrn Nolle begnügen >r>rv, Boulanger kann den Royalisten und Imperlallsten leicht über den Kops wachsen, zumal er dir Einheit der con- servativen Partei vertritt; denn wa» geschehen wird, wenn die Prätendenten mit einander »in die höchste Gewalt streuen, ist nicht vorauSzuseben. aber wahrscheinlich wird dann über haupt keine Einheit herzustellen sein, e« sei den» gewallsam. Herr v. Breteml legt den Nachdruck aus die friedlichen Ge sinnungen der Royalisten und hofft, daß die Wahlen deS Jahre» 1889 zur Wiederherstellung de» KviiiglhumS unter dem Grasen von Pan- führen werken. I» schroffem Gegensatz zu diesen Eiklärungcn stehen die Worte und Tbaten der gegenwärtigen Negierung. Freycinet, der Civilkneg-minister Frankreich», sagte beim Beginn der Spcciaterörterung über da» Budget de» KricgSminisleriumS, daß Frankreich eine außerordentliche Anstrengung macken müsse, um Europa zu zeigen, daß e» seine Ehre und Würde nur von sich selbst abbaiigig macken wolle, und der „Rappel", da« Organ de« Minister» Lockroy. wirst die Frage auf. ob e» nicht zweckmäßig sei, die Fremdenlegion, welche 8000 Elsaß- Lothringer zähle, „da» Regiment von Elsaß-Lothringen" zu nennen, d» schon die Thatsacke de» Eintritts von 8000 Elsaß- Lothringern in die französische Armee die Tradition wider lege, daß der Frankfurter Friedensvertrag die Bevölkerung Elsaß-Lothringen» z» Feinden Frankreichs gestempelt habe. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" faßt eine solche Sprache mit Neckt al» KnrgShetzerei aus, man siebt also an der Sachlage wenigsten», daß ein Wechsel in der RegierungS- sorm Frankreich» «och keine Steigerung der ttrieg«gefahr zu bedeuten braucht. I« Aegenlbeil macht e» den Eindruck, daß die Vertreter drr republikanischen Staatsform sich durch erhöhten Ehauvini-mn« am Ruder zu erhalten suchen. E« wäre aber wohl möglich, daß gerade diese Krieg»- hetzerei de« Republikanern Verbängnißvoll würde, weil sie mit einer gäaz außerordentlichen Erhöhung der StaalSauSgaben verbmidGßlist. Wan braucht deshalb noch keineswegs an die AnsrichtLV dch FrtevrnsverPchrriulg« de» MarquiS vou UreUnil zu glauben, aber die Wiederherstellung de» »oOarchi- scheu Staai-sorm in Frankreich vergrößert vernigsten» di« Kriegsgefahr nicht. Wir haben un» in diesem Sinne schon vor Jahren aus gesprochen und haben e« au» diesem Grunde al» einen Ge winn betrachtet, wenn die Republik in Frankreich durch die Monarchie ersetzt wird. Al» Mac Mahon Präsident der sranzösiichcn Republik wurde, lagen die Verhältnisse wesent lich ander», damals batte Frankreich seine finanziellen Hilfs mittel noch nickt erschöpft, e» hatte vielmehr durch Abkürzung ver vertragsmäßig sestgestelltcn Frist für Zahlung der Krieg», enlschädigung den Beweis geliefert, daß e» in hohem Grade zahlungsfähig fei. Heute erklären die Abgeordneten verschiedener Parteien die französische Finanzwirthschast für wahnsinnig und wenn die Mehrheit trotzdem LoS Budget bewilligt, so geschieht daS nicht in der Ucberzeugung der Zweckmäßigkeit der Bewilligung, sondern au» überspanntem und irregeleitetem Patriotismus. DaS Spanien, an besten Spitze die Königin-Regentin Maria Christine steht, wird sich niemals mit der französischen Republik gegen den Dreibund erklären. Die Schreier, welche eine solche Wendung begünstigen, erhalten ihr Stichwort von Paris, aber sie werden ihren Zweck nicht erreichen. , » « ^ Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt, wie vorstehend erwähnt, eine Auslastung über die Haltung Frankreichs dem deutschen Reiche gegenüber. Diese halbamilicke Kundgebung lautet wie folgt: Wir finden im „Rappel" einen längeren Artikel über die Zulammensetzung der französischen Fremdenlegion, in dem e» unter Anderem heißt: „ES befinden sich ln der sogenannten Fremdenlegion 8000 — sage acht Tausend Elsaß Lothringer —, welche durch die einfache Thatlache, daß sie in französische Dienste getreten sind, dle Tradition widerlegen, der Fronkiurter Vertrag höite sie zu Femden Frank- reich» gestempelt— 8000 Mann, welche wir auSruten hören: „Man sagt, daß wm keine Franzosen mehr seien; hier stehen wir und be- weisen, daß unser Blut Frankreich gehört!" — 8000 Mann, die sehr wohl wissen, daß der Tod ihr sichere» LooS lein würde, wenn man sie zu Befangenen machie, und die trotzdem nnb ugiam ans dem von ihnen gewöblien Posten verharren. — Da dem so ist, lo fragen wir: Weshalb setzt man nicht an Stelle de» Namen- „Fremden legion" den „da- Regimen! von Slsaß-Lothringen"?" Wir würden keine Notiz von derartigen Expecti» ationen nehmen, wenn irgend ein beliebige» Blakt dieselben ged, acht hätte, w>r sind an Schlimmere« gewöhn» und machen un» nicht« daran«: allein für Jeden, der clvil'sirte Anschauungen besitzt, muß e» ausfällig lein, baß ein Blatt, besten Eig-ntbümer nach den un« »»gegangenen Nach richten ein sraiuölücher Minister, nämlich Herr Lockroy, ist, ge:eu eine» besreundeien N chbarstacit in der Weise schreiben und Hetzen kann. Eine derarlige Sachlage läßt in der Thal den Schluß zu. baß die jetzige französische Regierung die Hetzerei »um Kriege billigt; denn wäre die- nicht der Fall, so würde der sranzösi'che llnierrichtSminisler aus leine College« doch sicherlich so viel R, cksich» nehmen, daß er nicht durch ein von ihm abhängige? Organ dir Aufreizung z»m Kriege künstlich fördern ließe. Aber auch da? läßt un« qleichqiltiq, und wir begnügen uns ein fach damit, den Tbolbrstand festzustellen, damit es sür Jedermann ersichtlich werde, aus wen die Schuld fallen würbe» fall? der Friede nicht aufrecht erhallen werden könnte. Daß die Politik Deutschlands aus den Frieden gerichtet ist. dafür be darf eS keines Nachweise?. Die Verantwortlichkeit einer Störung de« Frieden« würde also Frankreich allein treffe». Auch die „Berliner Politischen Nachrichten" fasten unser Verkältniß zu rem westlichen Nachbar in» Auge uud deuten befonrer» auf die erorbitaiite» Rüstungen Frank reichs bin. DaS osficiöse Blatt schreib!: Frieden-Worte »»d Krirgsmilllarden unter einen Hut zu bringen, ,st ein Pro'lem, an welche« die heutigen Franzoien eben so vielen E ser u. d Mit eben lo vielem — oder w ni,em Ersolge verschwe wen, ol? vergangene Ia rhu werte an das Problem der Quadratur des E rtels oder d,s verzietuuw mobil«. Die schwächste Seite der dritten R vublik ist unstreitig d>e siaanztelle. und daß den, so ist, dazu haben olle krieg-minister, welche seit dem 4. September 1870 im Amte waren, ihr redliches Theil beigeiraqen. Jetzt ist das Krleglportetemll« nun gar ln die Hände eine« Livilistcn, de« In. g'nieor» Herr, de Freycinet. gefallen; mit welchem Lrjolge, zeigt seine Ankündigung einer neuen, ganz exorbitanten rath» sich Authentisch«* Aufwendung »u Wehr,«ecken, welch« »eben dem regel- mäßigen Krieg-budget, da« Herr de Freycinet für da» Heer allein aus mehr denn 550 Millionen jährlich veranschlagt, einher- gehl. Wenn man den Krieg-minister rede« hört, so werden alle diese kolossaliummen nur gebraucht, »m Frankreich» Ehre, Würbe uud Unabhängigkeit zu veriheidigeo. Gegen wen, wird nicht gesagt, und Loch wäre t»e Ertheiluug eine- Ausschlüsse« hierüber um so dringender zu wünschen, al« der schlichte Latrnverstaud betreff« einer zureichenden Deutung der Freyciael'jchea Wort« vollständig «in Dunkeln toppt. Weber Deutschland, »och Oesterrelch-Ungarn, noch Italien denken daran, Frankreich mit einem Angriffskrieg zu über ziehen; Rußland und England ebensowenig, vou Stoaien zweiten Range« schon gar nicht zu sprechen. Go bleibt nur die Wahl, den Worten deS Herrn de Freycinet entweder gar keinen Sttauben zu ichcnken, oder sich zu ihnen nach Maßgabe de« or»Io qm» »bsuräuui zu stellen. AehnlicbcS gilt von der Logik» wrlche dea Roqatinen MarquiS de Breteuil veranlaßt«, ln seiner Marje,ller Banket rede vom Sonntag da« große Wort stelossen auszu sprechen: Europa zweifele nicht an de» friedlichen E In nungen Frankreichs. BiSher galt allgemein da« «egentdeil als zutreffend, daß eben in der Ueberzeugong, Frankreich lübr« Böse» gegen den Flieden Europas im Schilde, die zunächst bedrohle» Mächte zu einem Friedensbunv im engeren Sinne zulammenttaie», um durch vereinte Macht Fraakrelch« Rachsucht wirkiam in Schach zu halten — eine Boebeugungsmaßregel, die Frankreich mit de» jetzt angcküudigten Kolossalaulweudungen für weitere Verstärkung seines militairischen Drohapparaies beantwortet. Daß angesichts solcher Tendenzen de» KriegSmtnister« Europa an den friedlichen Gesinnungen Frankreich« »ichtzweifrln soll, ist gewiß eine starke Zumuthong an die Ber- trauen-seligkeit unseres Welttheil«, zumal au« dem Munde eine» monarchistischen Zuknnslspolttlkrr«. Es dürste gar schlimm um den Zustand Europa« bestellt sein, wem, derselbe keinen kräftigeren und giwisseiihastere» Hüter beläße, ol« die friedlichen Gesinnungen des Milliarden Über Milliarden 1» KriegSrüstungen steckenden Frankreich! Wir wollen abwarten, ob diese Au-laflungm dazu bei tragen weiden, die leckenden Kreise in Frankreich zur Be sinnung zu bringen. Leipzig, 14. November. * Da» Plenum deS Bund«*rath* ist am Montag in die zweite Berathunq dcS Geletzentwurf». betreffend die Alter«- und Invalidenversicherung derArbeiter, eingetrelen; die Brratstung wurde nicht beendigt und die Sitzung nach vierstündiger Dauer aus den anderen Tag ver tagt. lieber die desinckive Stellungnahme de» BunI zu den Vorschläge« der Subcommission läßt somit noch nicht berichten. * Die .N»rdd,vtsch« Allgemeine Zeitung- bringt die folgend» bereit* kurz erwähnte Anpassung über da« 8er» hältniß Rußland* zur Curietz Französisch« Zeitungen, deren deutschfeindliche Gesinnungen notorisch sind, bespreche« die Uber eine Verständigung zwischen Rußland und der Curie schwebenden Verhandlungen und stellen mit großer Befriedigung die Behauptung aus. daß damit eine Karte gegen Deutschland auSgespielt worden sei. Eie beweisen aber da durch nur den Mangel ihrer politischen Bildung und ihre* volilischen Urlheil». Eine Verständigung zwischen Rußland und der Curie entspricht den deutschen Interessen und könnte nn« daher nur angenehm sein. Rußland und Preußen haben gemeinsame Interessen, so daß Zugeständnisse, welche der Papst an Rußland machte, auch uns zu Gute kommen mllßlen, während eine ausgesprochen antirussische Stellung de* Papst- tbum» auch Ausstrahlungen nach Preußen werfen würde. Der Friede mit Rom ist auf beiden Seiten ver russilch-deutschen Grenze erwünscht, und die Sendung jene« Frieden» aus der einen Seite würde nolhwcndig aus Ver anderen eine Rückwirkung auSüben. * In der „Kölnischen Zeitung" wird die Hoffnung aus gesprochen, daß in den nächsten preußischen StaatS- hauShaltSetat auch eine Summe eingestellt wird, um dem CuckuSiilimstcr eine sachcntsprcchcndc Unterstützung der in Rom sich aushaltenden preußischen Künstler zu ermög lichen. Das Blatt bemerkt in dieser Beziehung: „Die meisten jungen Künstler scheitern in der Regel schon an der Alelier- und Modellfrage. Längst ist man deshalb in allen Kreisen darüber einig, daß das Geringste, womit man in dieser Hin sicht unfern Künstlern Helsen müsse, sollen nicht die reichen staatlichen Vereins- und Privatmittel von Anfang an als vergeblich aufgcwendet, somck als verschwendet angesehen werden, ist, daß man ihnen eine Anzahl von Ateliers bercit- stellt, ausgerüstet mit allem Erforderliche», damit die jungen Künstler sofort daS Genießen mit dem Arbeiten zu vereinigen vermögen. Daß diese staatlichen Ateliers nur in Rom er richtet werden köwilen, bedarf hier keines weiteren Beweise». Die Kosten der Errichtung und Unterhaltung sind verhält- nißmäßig unbedeutend; wiederholt sind der Regierung Pracht volle, zu diesem Zwecke trefflich geeignete Billen zu spott billigem Preise angebvtcn worden. Kaiser Friedrich hat sich stets eifrig für die Ausführung dieses PlancS verwandt; auch sein kaiserlicher Sohn hat lebhaftes Interesse sür die deutsche Kunst, und sein letzter erinncrungSreicher Aufenthalt in der ewigen Stadt bürgt dafür, daß er diese Wünsch--, unserer Kunllsreundc und Kiinstler fördern wird." * Die Einführung de» katholischen Feldpropstcs in sein Amt war nach allen Berichten eine reckt feierliche, zu welcher alle irgendwie helheiligten Stellen ibr Möglichstes beitrugen. „Wir erinnern u»S aber nicht, bemerkt die „Kreuz, zeilung", daß bei dem Amtsanlritte de» neuen evange lii cken Felvpropsle« vor fast genau zwei Jahren eine ähnliche Elnsüdruiig stattgksuiiven hätte. Wie eS scheint, «s» der Eintritt desselben in da» wichtige Amt ohne Sang und Klang erfolgt." « » » - Der nach Wien zurückkchrende italienische Botschafter. Gras Nigra, überbringt, wie bereits gemeldet, dem Grafen Kalnoky die Insignien deS Annunziatrn-OrbenS. In einem römischen Telegramme der „Neuen Freien Presse" wird hierzu bemerkt, ,.e» sei VieS eine klare Widerlegung der Ge- riickle über eine Trübung der italienisch-österreichischen Be ziehungen in Folge der letzten vatikanischen Verwahrungen". - Ein Antrag der Iungczcchen, daß hinfort alle nicht deutschen Reden li» österreichische» Adgeordneten- hause gleich den deutschen in da» stencgraphische Protokoll luisgciiommen werde» sollte», verdient, daß daraus besonder» bingcwiesen werde — waS hiermit geschehen ist - Au» Wien wird der „Krenzzeitung" geschrieben: Das österreichische Wchrgesctz findet, worüber man sich nickt wundern darf, keine Gnade in den Augen der russi schen Presse. Die „PelerSb. Wjrdomosti" begnügen sich
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