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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar, Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-15
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1888
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SVS4 Neueste Nachrichten. * Berlin, 14. November. (Fernsprechmelduug de« „Leipziger Tageblatt««".) Ter Kaiser ent- sprach gestern emer Einladung de« ersten Garderegiments zu Fuß zur Tasel im OsficierScaftno. Heute Vormittag arbeitete der Kaiser längere Zeit allein, nahm daraus die regelmäßigen Vorträge entgegen und arbeitete längere Zeit mit dem Sta.ttS- minister vr. von Lucius, alsdann mit dem Chef deS Civil- cabinet« und hatte weiter eine Conserenz mit dem Staats- secretair des Auswärtigen Amtes Grafen Bismarck. Darauf empfing der Kaiser den Commandanten Sr. Maj. Schiss ..Schwalbe". Im Laufe des Nachmittags fand bei den Majestäten im Marmorvalai« eine größere Tafel statt. — Der Bundesratb nahm den Geseyenlwurs. betreffend die AlterS- und Invalibenversorgung der Arbeiter mit den von der Commission beantragten Acnderungen an. Zm Wesentlichen lausen diese Acnderungen aus eine andere Bemessung der Altersgrenze und aus Ersetzung der Reichs- Eommissare durch LandeS Eommisiare hinaus. 2>ie Invaliden rente soll entsprechend verbessert werden. Da eine Etassen- einkheilung vorgesehen ist. so würde die niedrigste Rente 72 die l'vchste 350 betragen, die Altersrente 72 bis 168 — Der ..Reichsanzeiger" veröffentlicht die Bestätigung des LandrathS Fuß zum Bürgermcisler von Kiel. — Stade. Amtliches Ergedniß. Bennigsen erhielt 5367. der Eocial- dcmokrat 1o46, der Welse 88V. der Dcutschsreisinnige 736 Stimmen. — Paris. Der Gesandte Barröre m Stockholm wurde zum Gesandten in München ernannt. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Es ist bereit- mitaelheilt worden, daß >m näbsten Jahre die Rang» und Quartierliste der preußischen Armee nicht, wie e« bisher üblich gewesen, dem Kaiser am 1. Januar überreicht werben wirk, sonkern erst später. Wir die „Kölnische Zeitung" hört, soll dies im künftigen Jahre am 27. Januar, kem Geburtslage deS Kaisers, ge» scheben. * In dem Wahlkreise Melln - Diepholz, wo am Sonnabend (wie an anderer Stelle bereits kurz erwähnt) für den bisherigen nationalliberaten Abgeordneten Or. Sattler, Velsen Mandat wegen Beförderung im Amte erloschen war, eine Nachwahlzum Reichstag staltsand, hat nach dem „Hannoverschen Courier" der als Canvidat der nationalliberaten Partei wieder ausgestellte I)r. Sattler in 35 Ortschaften 24l4 Stimmen, der Caiididat der Welsen von Arnswall 2160 und der socialvemokratiscke Candidat Droop 601 Stimmen erhalten. Die Ergebn.sse zahlreicher Ortschaften standen noch auS. * Au« Fulda. 14. November. Wird un« berichtet, daß diejenigen Bischöfe, welche die bekannten Wahlerlasse ver öffentlichten. gutem Vernehmen nach beschlossen, die bezügliche päpstliche Autorisation zu vciösfenttiche». falls die Angelegen heit im preußischen Landtage erörtert werden sollte. * Am Montag Abend war in Wien und in Pest daS Gerücht verbreitet, daß Prinz Ferdinand von Bul garien da» Opfer eines Attentates geworden wäre. Diese- Gerücht hat nach der „Neuen Freien Presse" in den biS zur Stunde vorliegenden Meldungen nicht de» geringsten Anhalt. Auch im PalaiS Coburg zu Wien ist irgend eine Nachricht ähnlichen Inhalts nicht eingelanqt; man weiß dort nur, daß die Mutter deS Prinzen, Herzogin Clementine von Coburg- Gotha. welche seit längerer Zeit in Sofia weilt, mit ihrem kürzlich zu Besuch daselbst einqetroffenen Zweitältesten Sohne, dem Prinzen August von Coburg-Gotha, DonncrStag, den 15. d. Abend«, von Sofia in Wien einlrifft. * Im österreichischen Abgeordnetenbause wird gegen wärtig über da» wichtige Gesetz über die Einführung de, sonderer E rbtheilungSvorschriftr», für Bauern güter. welche» den seit 1863 bestehenden Grundsatz der Frei- lheilbarkeit wieder beschränkt, verhandelt. Das Gesetz verfolgt den Zweck, der Zerstückelung der Bauerngüter vorzubeugen, e» stellt sich aber nur alS ein Gerippe dar, welche» durch die Landesgesetzgebung auSzusüllen ist. Schon wa» ein Hof mittlerer Größe ist, muß nach tz 1 die LandeSgesetzgebung bestimmen, und soll daS zufolge dem NegierungSenlwurs nach dem Flächenraume oder Katastral»Reinertrag, zufolge dem AuSschußantrage auch nach diesen beide», bestimmt werden. Der Eigenlhümer dieser freien Hose ist allerdings durch die Erblheilungsvorschriften nicht gehindert, durch Testament, Vertrag ober Uebereinkunst sich daS freie Verfügungsrecht über sein Gut zu wahren, so daß daS Gesetz nur in den Fällen in Kraft tritt, wo keine derartige Verfügung vorliegt. Dann muß rin einziger Unternehmer, Anerbe. daS Gut übernehmen und die übrigen Erben entschädigen, wozu ihm eine dreijährige Frist eingeräumt ist. Die Landes.zesrtz- gebung kann dem Uebernehmer einen Tbeil de» Scbätzu»qS- ivertbeS (aber nicht mehr al- ein Drittel) nachsehc». 2)>e Abschätzung deS Hose» geschielt! nach dem Entwürfe durch daS Gericht unter Beiziehung von Sachverständigen nach dem CapitalSwerlhe, während ein von den Abgeordneten Chlumecky. Polak, Sleinwenver. Neuster. Hochhäuser, Aoametz. Posch, Piiko vertretener MinderheitSantraq wünscht, baß der Werlh entweder durch ei» Uebereinkommen der Belheiligte» oder nach dem Reinerträge geschehen soll. Zu einer Ermäßigung der Uebertragsgebühren hat sich jedoch die Negierung nicht bewegen lasten. Eine große Meinungsverschied,»be>t herrscht über den tz. 16 der Regierungsvorlage, welcher bestimmt, daß es den Landtagen zustehe, zu bestimmen. Höfe vo» einer be stimmten Höhe für gänzlich unthkilbar zu erklären und Personen, welche Höfe oder Güter besitzen, vo» dem Ankäufe anderer au-zuschließen. Damit hofft man sowohl die Zer stückelung der Bauerngüter zu beschränken, als auch Ser Güterschlächterei und der Aussaugung derselben durch den Großgrundbesitz einen Riegel vvrzufchiebcn. * Nach einer Meldung auS Konstantinopel hat da» Marine-Ministerium vom Sultan den Beseht erhalten, den Bau eine« neuen Panzerfahrzeuges für die türkische Flotte sofort in Angriff zu nehmen. Die Kosten deS Baue-, welcher im Konstanlinopeler Arsenale unter Berücksichtigung aller neueren Fortschritte der Technik zu erfolgen hat, werden von der kaiserlichen Privatschatulle getragen werden. — Am S. d. M. ist eine sehr beträchtliche Sendung neuer Mauser geweh re für die türkische Infanterie aus dem Seewege über Triest in Konstantinopel eingelroffen und seiten» der Artillene- Vcrwaltung übernommen werden. Die Parteiprogramme in den vereinigten Staaten. * Obgleich tue Wahl deS Präsidenten der Bereinigten Staaten von Amerika enischieden ist, dürste doch ein Blick aus die Programme, welche die einzelnen Parteien ausgestellt haben, von Interesse sein. Die Parteien, welche eigentlich in Frage kommen, sind nur die republikanische und demokratische; die anderen, die Prohibitionisten. die Arbeiter, gerdeilt ln lkniteck b-abvur p»it^ und Union b»dour , kommen weniger, tue Frauenrechiler gar mmt in Frage, ie demokratiiche Platsorm wurde von der demokratischen National-Conventivn in St. Louis am 7. Juni angenommen und besagte in ihrer Einleitung: die drmokcatische Partei Halle treu zu den demokratischen E>ruabsätz-n und stimme der A isjchi de» jetzigen Prüsivenien Brover Elevrland über larisrei'orm und Rrvuetio» der übermäßigen Besteuerung bei. S>« siede ein sür die unlösl che Union sreier Staaten, welche jetzt da- große Gemeinwesen bild-n, und sie anerkenne die ausgezeichnete Berwaliung Grover Clevelond's. Heimstätten sür das Volk sollen erhalten bleiben durch reelle Deiwaltung d-r öffentlichen Ländereien, so daß noch sür viele Fahre hinaus dem Wunsche eines jeden Bürgers nach einer freien Heim stätte gewillfahrt werben könne. Durch die unkluge Verwaltung der öffentlichen Domänen seitens der Republikaner seit» Hunderte von Millionen Acre« Land verloren gegangen, aber die demokratische Verwaltung Hab« hundert Millionen Acre» werthvolleu Lande« zurück-«»»»«»» di, n», sür Heimstätten offen sei,». Peustonen sär Soldaten vnd Malrolrn sollen gewährt «erden. Die au«- wäriige Politik wird Freden mit der ganzen Welt zu erballen suchen, irotzdem ober olle Interessen Amerikas und der Amerikaner mit Festigkeit verlreie». Die Livildienft-Reform werde ehr lich durchqesührt weiden. Die Rechte de» Volke» werden ge achtet und qeicbützt werden, insbesondere Bleichheit vor dem Gesetze ohne Unterschied der Roce oder Farbe. Die lieber jchüsle des Schatzamtes, die nutzlos in den Gewölben liegen und dem Ver kläre entzogen sind (circa 125 Millionen Dollars in Metall), ein- standen aus übermäßiger, unnützer Besteuerung. Da die jährliche Zunahme circa 60 Millionen Dollar» beträgt, müsse Abtulse baldigst geschaffen werde», wenn nicht große Geschäslsstörungen voikomi»en sollen. Aber nicht, wie eS die Republikaner wollen. d»rch extra- vaganle Ausgaben, sondern bei sparsamer Berwaliung durch Aus- debung unnützer (uaoec«-s«,r^)Besteuerung. Dorum vor Allem Daris Reform. Die einheimiiche Industrie wird keinesfalls (sbaulä not null oeecl not) durch Ermäßigung oder Revision der Tarilgejeye in Gesahr gebracht. Im G,gt»lheil. eine vorsichtige, verständige Revision der Zollgrietze wird hebend aus die meisten Industrie» wirken und denielben neue Absatzgebiete sichern. Im Interesse der Arbeiter werde bei vieler Zollreducnon insbesondere auch aus jene Producic Rücksicht genommen werden, die zum täglichen Bedürfnisse g'hö en. Als Anhang wurde noch ein Vorschlag eingedrachl, die Deiriiorien Washington, Dacota, Montana und New-Mexico als Staaten in den Bund a»lzunedmen. unv ferner die Sympathie der Teniokratea sür alle unterdrückien Völker ausgesprochen. Die republikanische Platsorm wurde von der am 21 Juni d. I. in Chicago tagenden republikanischen National-Conveniion angenommen. Dieselbe se>ert vor Allein das Andenken des unsterblichen ersten Führer» der Partei, Abrah.'in Luicolii'S. Aber auch daS Andenken Grant'S, Garfield's, Arihur's, Logan'S und Loiikling'S solle treu bewahrt werben. Im Geiste dieser großen Leiter und aus eigener Begeisterung sür die persön liche Freideit ist die republikanische Partei Feind jeder Art von Unterdrückung — wa» ihr sundamentaler Gedanke ist — sendet, sie ihre drüber.ichcn Grüße zu ollen Mit>Amerikanero lkeUoM-Xwericmo-i) von Brasilien wegen der Aushebung der rclaverei. Und sie hofft zuversichtlich, sie werde die Mirbürger irischer Abkunst ebenso beqlück- wünichen können zu dem friedlichen Zusiandekommen von llome- kuls sür Irland. Sir anerkennt die Uaiheilbarkett der Union, die Selvstverw.liung der einzelnen Staaten, die persönlichen Rechte und Freideiten der Bürger, ob reich oder arm, ob ein- oder fremdqeboren. ob schwarz oder weiß. Sie steht ein sür eine gerechte Wakl und klagt die jetzige Regierung an, daß sie ihre Stellung einer criminellen Hemmung der freien Ab- stimniung verdanke. Zum Schutze der heimisaieu Industrie dält sie s,st am Schutzzollsystem. Sie proiestir» gegen dessen Zerstörung durch den ietziqen Präsidenten und s ine Partei. Diese arbeite im Interesse Eurovas; die republikoni'che Partei verlreie die Interessen Amerikas. Die republikanische Partei apellirt an das Urthcil deS Vo kes. DaS Schutzzollsystem muß erhalten bleiben, denn sein W gsall würde eines Jeden Interessen swadcn, ausgenommen bene» dcS Wucherers und Sheriffs. Das all- gemeine Geschäft würde zerstört werden, die Arbeiter uud Farmer würden zu Grund» gehen. Der Wollzoll dars acht, wie die Demokraten es wollen, aufgehoben werden. Die inneren Steuern sollen, wenn nöth>g. vermindert werden, so de Steuer aus Tabak, die Steuer aus Alkohol, benutzt z» Judustrie- zwecken. Gegen fremde Arbeiter, unter Lontiact cingesührt, w>rd die republikanische Partei entschieden auflreieu. ebenio gegen Em'ührunq chinesischer Arbeiter. Sie erklärt sich auch gegen Lombina lioneu von Capital, organisirt in Trusts u. dgl., welche die freie Concurrenz hemmen und einzelne Industrien monopolisiren. Heimstätten für das Bolk sollen die öffentlichen Ländereien sei». Die P rtei bestreitet, daß die Demokraten je einen Acre Lund von verlallenea Eilenbahn- (xraut) Ländereien zurückerlangtea, durch g-m-inlame Handlung der Re- pu.likaner und Temokiateu seien 50 Millionen Acre- zum Besten de- Volkes zurückerlangt worden. Die demokratische Negierung habe große F'hlee in der Rückerlangiinq solcher Eiseubadn-Ländereien gemocht, lloms-kuls soll den Territorien gewährt sein, und zwar sollen sL.iimttiebe Beomie Einwohner der betreffenden Terri- iorien sein. Soulh-Dacoia soll in den Staalenbuad aulaenommeii werden. Ta die Macht der Mormonenkirche in den Territorien eine Gefahr zu werden beginnt, soll die Mormonenkirche und mit ihr die Polygamie unterdrück! werden. Die Partei tritt für Dop- pelwädrung ein und vc-damml daS Bestreben der D mokraie», das Silber zu eniwertdea. DaS Briespoito soll aus 1 Cent per Unze er mäßigt werden (jetzt 2 Cent-) Freie Scholen sollen errichtet werde». Die Parle, wünsch» die Neubildung der Flotte. Her stellung von K üstenlchutz und reichliche Pension der Soldaten. Dieser Vorgang giebl Verdienst den Arbeitern, Ausmuoierung »er« lchiedener Industrien, sichert die Küsten. Die Monroe-Doktrin (Amerika sür die Anierikaner) muß hochgehalien werden. Die Fischerei muß gegen Jeden beschütz« weiden. Die Civildienit- Rekorm wird burchqeiüdlt werden. Nochmal« kommt in einer Planke die Pension der Soldaten aus da- Tapet. P äsident Eleveland wird angegriffen, weil er nicht geneigt sei, den Ued,rschuß sür eine allgemeine Pension jede- Bundesloldotea zu verwenden. Den Anhang bildet eine ProdiditionS-Planke, worin es heißt: Von größter Wichtigkeit in einem Gemeinwelen ist die Nüchl.rnh >t de- Volkes und die Keuschheit ihres HeimS. Die republikanische Partei lympath sirt ireundichasllichft mit allen weisen Maßregeln sur Einführung von Temperenz und Moralitäi. Aus dem P ogramm der Prohibition».Partei erwähnen wir: Verbot des GeiränkebandelS. Die internen Steuern sollen Ivsorl aui'gehoben werden. Die Eingongszöile sollen die Slaaisausgaben decken, iubesondere von solchen Altistin, wobei sowodl Arbeiter, als auch Arbeitgeber brswützi werden. Sie sollen auch derart reducirt weiden, daß kein Ueberiwuß bleibi Tie Bürgerrechte sollen gleich sein für jede Roce. Farbe, Gttchlccht und Nattonaluät. Civildie nst-Resorm. GleickiniäßigeHeiiatbs- ges-tze. Monopole sollen verboten werden. Heiligknttung des SadbaibS. Sckw dSgerichle der Naiionen und zwilchen Arbeiter und Arbeitgeber. Ankauf von Land zu Sprculatio»szw>ck n soll v rboien werden EinwanderungSqes tze gegen Einwanderung von Sträsliiigen, Armenhäuslern und Krüppeln. Die voileck Ondour pnrtz» verlangt Farmland. Jeder mann soll einen Anideil von Grund und Boden in seinem Lande haben, doS Landsteuersystem soll geändert werden, besseres Wäh- rungS'vstem. Siaotsbelneb der Eisenbahnen und Telegraphen. Ver kürzung der Beiriebszeit. Verbal der Kinderarbeit. Veninsachung des Gerichtsverfahrens, Einsührung deS sogen, australischen Wahl systems. Die Union l-abour pnrtv hat zum Tbeil dass lbe Programm wie die andere Arbeiterpartei. BeiondeiS w chiig ist aber der Latz, in welchen, sie sich ganz und gar in Gegensatz zu unseren heimischen Socialdrmokiaken stellt: „Wir sind gegen jedes Landmouopo: b in der größie Eisolg der Civilisaiivn besteht darin, daß Jeder ein eigenes Heim aus eigenem Grund und Boden besitzt Jedem soll es ermöglicht sein, ein solches zu erwerben." Die CommunicalionS- und Transportation swege sollen vom Volke conirolirl werden. Doppelwährung uud Postsparkassen. Schiedsgerichte. Menschenhände sparende Maschinen sollen beschränkt werden; de Angestellten sollen entschädigt meiden bei Unsällen. Gleiche Be- Zahlung sür gleiche A> beit ohne Unterschied des Geschlechts. Steigende Einkommensteuer. Der Bereinigten Staaien-Senat soll durch directe Volksabstimmung erwählt werden. Das Verbot der Einfuhr von Couiracl-Arbeilern au- fremden Ländern ist stricte durchzusühren. Durch Gesetze soll die Ckineien-(Arbeiter-) Einwanderung tolal verboten werden. DaS Wahlrecht steht jedem Bürger ohne Unterschied des Geschlecht« zu. Marine. * Triest, 13. November. Der Seebez'rkscommaadant Lire- Admiral von Wiplinger unternahm gestern mil den deutschen Seeossicieren, hiesige» Roiabililäien. O'stcieren der See« und der Landmacht und dem deutschen Viceconinl Müller, insgesamt»! 146 Personen, einen Aueslug nach Atzelsberg. Das Wetter war ausgczechuei. Der Eingang der Grolle war mit deuischea und üsterretchijideu Faknen reich geichniücki. im Ballsaole strahlte der Namenszug des deutschen Kaisers. Viceadmiral von Wiplinger brachte e>u dreisacbeS, begeistert auigenomnienes Hoch aus den deuischea Kaiser aus; die Miliiaircapelle spielte die dcutickie Naiional- tyiiine. In dem logenannten Belvedere fand eine ebenso begeisterte Ovation sur de» Kaiser Franz Joses statt. Einer dreistündige» eia» gebenden Vesichiiqunq der Grone iolqle ein Diner in den mit Flaggen Deulichlonds und Oest rreick,» decorirlen Sälen veS GastdoieS. K r on e", wobei Biceadiiiirol v. Wiplinger sei» Glas aus das Wobl der deutschen Marine, inSbeiondere aus deren anwesende würdige Vertreter erhob und die Hossnuiig oussvrach. es niöge n chl bei dielen, ersten Besuche sein Bewenden baden und sich noch ojt die Gelegenheit bieten, die nordiichen Freunde und Waffengesährien in den heimlichen Gewässern zu begrüßen. „Möge schon der erste Besuch unsere deutschen Kameraden überzeugen, daß wir von gauzrm Herzen bieten, wat wir zu bieten vermögen. Verbinden uns doch !» mannigsach« gemeinsame Interesse», find wir doch so stolz darauf, eine» Sproß de« deutschen Kaiserßonlr« als Serolffcier in unsere» Reih«, zähle, »u dürfe,; mit rege« la««rabsch,stliche» Interest« verfolgen wir die stolze rasche Entwickelung der kaiserlich deut- 'chcn Flotte. DaS Glück geleite sie!" — Der Triuksprach wurde mit wiederholten Hochrufen ausgenommen, während die Capelle die deutsche Nationalhymne »nionirte. Contteadmiral Holl mann vom deutichen Schulgeschwadcr daukie zunächst sür den herzliche» Empsang und die üdeiwäliigeab schönen Eindrucks d s Groitenscftcs. er wünsche eine baldige Gelegenheit de,bei, oll die dargebotenen LiedenSwürdigkeiieu vergelten zu könne». Eontreadniiral Hollmann schloß Mit einem dreisachen begeistert aus- qrnoiimeneii Hoch aus die österreichische Marine, während die klänge der österreichischen Nationalhymne erlönlen. — Contre- abmiral Lzedik von BründelSberg brachte einen stürmisch aus- genommenen Toast auf den Prinzen Heinrich von Preuße» aus. durch dessen Ernennung zum österreichischen Corveilencapiiai» sich die Mariae hochgeehrt sühle; denn sie erblicke darin die allerhöchste Bekräitiguiig lange bestehender, aus hohe Achtung beruhender Bande, welche sie stets mit den verehrten Kameraden von der deutschen Kriegsmarine vereinigt ballen. — Noch einmal erhob hieraus Eonlre- adniiral Hollmann sein Glas aus Oesterreich- Laad- und Seemacht, wäbiei d der österreichische Generalmajor Probst eine» Trinkspruch aus die Waffeubrüderschast auSbrachle. * Triest, 13. November. Statthalter PrettS, V ceadmiral Wiplinger und Bürgermeister Bazzoni statteten heule dem Coiiircadiiiiral Hollmann aus dem Flaggenlch ff „Sloscy" Gegen besuche ab. Nachmittags fand aus Bejebl des Kaisers bas zu Evren der deutichen Secoificiere gegebene Ga lad in er im Schlosse Miramare zu 62 Gedecken statt. An demselben nahmen auch der deutsche Generalkonsul und Viceconsul Theil. Der Statthalter brachte einen Toast aus, in w lchem er die deutschen Secosficiere im Aufträge des Kaiser- herzlich willkommen hieß und aus den Herrn deiseiben, Se. Maj stäl den Kaiser Wilhelm, aus Ihre Majestät die Kaiserin, sowie aus das gesammle kaiserliche Hau- ein dreifaches Hoch ous- brachle. Ton readmiral Hollmann bat den Statthalter, Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joses seinen und seiner Kameraden tiesgesühltesten Dank sür die wahrhaft auSzeichnende herzliche Ausnahme zu uuier- breiten, und schloß mit einem dreimaligen Hoch aus den Kaiser von Oesterreich uud daS gesummte kaiserliche Haus. Militairisches. * Aus dem letzten, dem Parlamente vorgelegten osficiellen Rapporte der englischen Militair-Juspecioren über die Cabetteuaustolten n Woolwich (Artillerie- und Geniecorps) und Sandburst (In- aiilerie und Cavalieri«) ersieh! mau u. A. Folgendes: Das Durch. ichilittsaUer der Wooüv cher Cabellen ist l? Jahre 7 Monate, ihre DuichichiiillShöhe 5' 8". ihr Durchschnittsgewicht 14l Pjd., das Biiisimaß 34V, Zoll. Die Durchschnitt-«Brkbstignngsrate beliägt 2 Schilling 4 Pence (also etwa 2.50 ^) per Ladet, wofür er drei Mahlzeilen bekommt. In, Ganzen zähl! Woolwich 252 Tadelten. — I» La idhurst befinden sich 307 Cadeilen. Deren Esten kostet täglich eiwa 3,20 Die Mahlzeiten verrheilen sich wie folgt: 6 Uhr 45 Mniulen Kaffee und Bulierbrod, 8 Uhe Frühstück einschl. Fisch Uiid kalte» Fleiich, 2 Uhr Lunbeon, warme und kalte Fleischspeisen, BuitiN'rod, Käse. Bier. 8 Uhr LvendS Suppe, Fisch, Braten, Pudding, Bier uud Kaffee. Muilk. 'Großenhain. 13. Nov mber. Der hiesige, äußerst streb same Uiid tdaiige Richard Wagner-Zweigverein bot am Sonntag Mit s« nem 18 Bereinsabend seinen Hörern em höchst ge nußreiches Concert. Um d e Ausführung des gesch cki zusoinnien- gestellten Piogramms machten sich ebcuio die Damen Frl. Anna Heinig (Gelang) und Frj. Clara Blauhutv (Pianosorte), w e die He>rea Gustav Trautermann (Gelang) und Paul Um lauft (Clavierbegleitung) in hervorragender Weise verdieni. DaS Programm selbst enthielt Beethoven'- Lsäur-Sonale op 81. Gavotte von Rast, Nocturne Oesäur von Chopin unv Llomeul mu->lanl von Moßkowski, serner an Geiangsuummern .Etsa'S Traum" aus „Lohengrin" und „Ballade" aus dem „Fliegend n Hol- lä ider" von Wagner. Duett aus „Jessonda" von Svohr, zwei Lieder von Liszt („Ter Du von dem Himmel bist" uud „Du bist wie eine Blume") und 3 Lieber vo» Paul Umlauft („Liebessicrn", „Thautrrpsea und Quell" und „Wanderlied"). Allen Miiwirkenden ward lebhairester Beifall, der mehrere Zugaben nölhig machte, zu TdeU; uamealiich rusrn auch die von Herrn Trauter» mann gelungenen Umlauii'jchen Lieber so enthusiastische Zu stimmung hervor, daß vaS „Wanoerlied" aus stürmisch«- Verlangen wiederholt werden mußte. Der wahrhaft edl n künstlerische» Ziesen huldigende Verein hat sich durch das schöne Concert den Dank aller hiesigen Musikfreunde von Neuem in r«iqitem Maße verdient. I. Eiben stock, 13. November, lieber das gellem hier statt- gesunden« kircheuconcert sgire>vt bas „Eibensiockcr Amtsblatt" Fol- genteS: „Gestern Aoend fand zum Besten de- Lulhersonds ein Kirchencoiikert hierselbsl statt, bei welch m der „Lobgesaaq" von Me« deleivhit zur Aufführung gelangte. Der Dirigent des Kirchen- a orgesaw Vereins, Herr Eanlor Viertel, batte si.1i seil vielen Wochen mit Ausdauer dem mühevollen Ei»stabiren dieses Toiistückes unier- zogen, und wir ireueu uns, daß diele Arbeit nicht umsonst gewesen ist, denn die Leistungen der »«bei Milwirkende» waren in jeder Beziehung sehr desrirdigende. Die Hauptvartie (Tenorsolo) Kalle Herr Lehrer Schmidt auS Wildensels übernommen und sich der- selben n»i Gewondiheit und Sicherheit entledigt, wa- um so mehr ins Giwichi fällt, als die Ausführung dieser Partie große Ausdauer seuens des Sängers ersordert. Mit eben so cher Sicherheit und Technik gelangte,, auch die Damen.So opartien zur Ausiüvruag und nnrkien die durch diesige GeiaugSkräsie besonder- verstärkten Chöre durch ihre Füll« überraschend angenehm, wie denn auch die Jnstru- meiiialbegleitung der hiesigen Sladtcapelle eine besonders gui ge schulte war. Der Erttag dcs Cm.cerieS fließt, wie schon erwähnt, in den bei der 400iähric>en Lutherieier im Jahre 1883 gestifteten Fonds zum Zwecke der Doiirung tüchtiger Chorjchüler." ' Ueber das kürzlich staligehable Ressource-Concert in Mühlhausen i Ta. erhalten wir folgenden Bericht: Eröffnet wurde d is erste Saiionconcerl diese« Vereins mit Mozan's Ouver türe zu „Don Juan". Ihr folgte Reinecke's Concert-A ie, „Das Hinduniäkchen", gesung n von Fräulein Pol scher aus Leipzig. Eine glücklichere Wayl als diese reizvolle und in des Coinponisten bekanuier meisterhafter Weise »istrumenkirte Arie bätie die Sängerin kau», t>essen könne»; nahm die Composüio» an sich schon das In teresse d r Zm.örer iu hohe,» Maße in Anspruch, io war sie ganz dazu geschaffen, uns in der jungen Dame eine vortrefflich gespulte Sängerin elkenne» zu lasten, deren Inmpathilcher, klangvoller Mezzo- Sopian und zu Herzen gehender Vortrag das Werk nach jeder Richiiiiig wüibig wicbergab. Reicher Benall wurde ihr zu Tbeil, der sich »och ftcigerie, als die Sängerin am Schluffe des Couccrtes mehrere Lieder vorirug und seine Höhe nach dem zug gebenen „Mailied" von Reineckc erreichte. Ais dritte Programmnunimer trug Herr Weisenborn das „8 äur-Conceri" von Beethoven auf eine,» herrlichen Flügel von Blülhner vor. Auch diesen jungen Künstlcr, der zum ersten Male öffentlich austrat, lohnie leb- haiicr uud verdienicr Beifall. Tüchtige Technik, weicher, seelenvoller Anschlag, richtige Phrasirung, kurz olle Requisiten zu einem tüch tigen Pianisten stehen ihm zu Gebote, nur hätte» wir stäikere Nüan- cirung, belonderS aber weit mehr Kraft gewünscht. Ohne Zweifel wird die Erfahrung de» ebenso bescheidenen wie strebsamen und be gabten jungen Künstler bald lehie», da» richtige Maß anzuwenden und durch kraftvolleres Spiel da- Orchester zu beherrsche», anstatt sich ikiii unterzuorbiien. Zur vollen Geltung gelangte lein Spiel in der „L liur-Polonaiie" von Weber und im dritten Imvromptu von Schüben. Es erüorigt noch, die ,^lot» »rr»gc>o«»V von Glinka zu erwähne», welche vom bedeutend veniärktea Orchester mit viel Feuer wicdngegebe» wurde. Diese- Orchester wirb zusammengesetzt aus der Slaoicapelle, dem Tcompeterco vS der hier garnisonirenden Ulanen und sonstigen Musikern. ES ist un- eine angenehme Pflicht, Hrrrn Eape'liiieister Earl Böirke, dem Dirigenten,iämnil. lxver Eonc rte des hiesigen Musikvereins wie der Ressource, unsere volle Aneikeuitttttg ouszu pochen iür die Lösung der snwenn Ausgabe, mit einem nur gelegentlich zuianiinenwirkeuden, zum Toeil aus wenig ge schulten Krä ten bestehenden Otthester so durchweg B friedigende- zu leisten Mii F.eiß und Begkifteiung studirt Herr Göttke seinen Jüngei» die sit.w engste» Occvesterwerke ei» (wtt erwähne» nur z. B d,e im voiiqe» Jahre ousg sühne Neunic Symphonie vo» Beethoven) und es ist eine Freude, zu beobochien, wie o el da» Ensemble mit jedem Conc.ri gewinnt, wie viel exacler, reiner u> der Stimmung und schwungvoll,r sich die Ansliivrung gestattet. Aaiaiig November 1888. E. Be ha. ' Die „Lächsiiche LandeSzeitung" schreibt: Der UebenSwerthe »nd ierzeusgute Te, orist Emil Götze, der so rech« langessrödlich seine Lausbaim i» Köu, begann, muß viel leide«. Götze veidrachtc einen großen Theil de» Spätsommer- uud Herbste« »> Afrika und besindct sich j,tzk schon wieder in der Behandlung seine- Arztes in Bonn. Der Sänger muß sich noch di- grüßte Schonung aus erlegen, und au» diesem Grunde ist ei» öffentliche« Auftreten Un wahrscheinlich. Vei sorgfältiger Behandlung und vollkommener Ruhe ist die Möglichkeit nicht ausgrschloffe», daß Herr Götze wieder dr» Vollbesitz seiner Stimme erlangt, darüber freuen. Dir würden ua« voa Herzen N Die Erholunqsgesellschast in Dchleiz hat ihre Winter- Vergnügungen mit einem von Fräulein Müller und Fräulein Robinson gegebenen Laurer te eröffnet, dasselbe war gut besucht und fand in allen seinen Theile» verdienten Beifall. Frl. Müller besjtzl nach dem Conceriberichte deS „Schleizer Wochenblattes" einen ausgiebigen Sopra», der, iu allen Lagen gut ausgeglichen, am besten in der Tiese und in der Mittellage onspricht. Ihr Vortrag zeugt überall vo» tiefer Empfindung und ist echt musikalüch. Besonders sind hervor- zuheben die gioße Arie Xd perliäo von Beethoven, Wiegenlied von Mozart und Schweizerlied von Eckert. DaS Letztere mit hübschen Coloroturen ausgestaltet, die sehr gewandt vorgelragen wurden, mußte wiederholt werben; auch sang Frl. Müller aus allgemeines Verlangen ein Lied von Kirchner al« Zugabe. Frl. Robinson ipielte aus einer ausgezeichneten Guarneri-Äeige mit vorgeschrittener Technik und schöner Tongebung zwei Sätze auS dem v woll-Eoncert von Spobr, nach unserer Meinung der Glanzpunkt de- Abends, eine Arie von Goldmark von ih-ilweise kirchlicher Färbung und drei kleinere Stücke von Cdopin (Notturno), Simon (Berceuse) und BrahmS-Joachim (Ungarischer Tanz), von denen das letzte wieder- holt wurde. Besonderer Dank gebührt noch den einheimischen Mil- w rkeiiden, Frl. Brohmann und Herrn Bollert, welche die Loriolon- Ouvertüre vortrefflich vorführten; Herr Bollert hatte auw sä,»ält liche Begleitungen übernommen und zeigte sich wieder als eia jeder Ausgabe gewachsener Musiker. In der „Köln. Ztg." ist über Rehbaum « komische Oper „Turandol", welche u. A. im Kölner Stadrtheater zum ersten Male ausgesührt wurde, Folgendes berichtet: „Die Oper, welche sich in Berlin dauernd aus dem Repertoire erhält» errang einen warme» Erfolg, besten Höhepunkt sich am Schluffe de- zweiten Auszuges kundgab und der gegen den Schluß der Oper eine Ab- schw.ichung erlitt. Der Grund hierfür lag darin, daß die Ungleich- heit der B-aabung des Dichters und deS Coinponisten. welche schon vorher die Wirkung niedrerer Stelle» schädigte, hier »u Ungunsten des Musikers am deutlichsten offenbar wurde und daß dieser dem hohe» Gedankenstiige deS Dichters hier nicht zu folgen vermochte. ... Ter Coniponist offenbart sich al« eia gefällige- Talent, da», bestrebt, Niemandem weh zu thun, doch auch Niemanden in Kelle Begeisterung zu setzen vermag, das dem Banale» aus dem Wege gehl und doch das Geniale nicht zu finde» vermag; er ist ein Musiker von achtbarem Wissen und Können, besten Sckatz- und Vorrothskammer an musikalischen Eiusällen gerade aue- reicht, um zu einem der besten T>xibücher, die un« iu de» letzien Iuhreu vor die Augen gekommen sind, eine hübsche Musik zu- sammenzuirageu. Diese Musik fließt sanft und eben dahin, sie gleitet vorüber, oime lange zu hast'», und schließt sich bald iu weilen Fallen, bald in engem Anschlüsse, bald in mattem Grau, bald in schrelendcm Gelb und Roth dem festen Bau der dichterische» Arbeit an. Hätte den Componiften nicht da« Streben nach Gediegenheit zu sehr geleitet, er würde vielleicht der Anmuth und der Laune manche Eingebung niehr verdanke». Wenigstens sind die ovcreileu- vast aiiklingeuden Musiksätze nicht daS Schlechteste an dem Werk. An dieser Over Kat sich recht gezeigt, welch« wichtige Rolle dem Text in der Over zukonimt: denn d'eier Text bring! cS zu Wege, daß der Zui örer über die Mänrel seiner musikalischen Ei»ile>du»g oft hin- w gsiehl und das Gefall ge mchl als unangemessen und unzureichend herausenipfindei; der Text würde sogar die dauernde L bensfahigkeit d>s Werkes verbürgen, wenn es dem Coinponisten gelänge, einen wirksameren Schluß und einige niusrkal sche Höuepuncre und Licht blicke zu schaffen. Und auch so wird daS Werk von Jedem mit cul- jchieveuem Behage» genossen werben. F Am 10. November ist inBrcSlau auf dem Lobelheater eine neue Operette „Liebe-diploma ten" von H. Kadclburg und Cap, lim ister C. D bbern zum ersten Male zur Ausfübrung gelangt. D,e Musik emhält nach d,m Uriheile von l)r Vollralh iu der „Br. Zig." viel ÄureS und ist geschickt instrumentirt, ober bas Tcxibuch ist so mißralhen, daß die Operctle daran scheiterte. Z8 Unter dem Titel „kautkäoo muaieal" veröffenilicht der Redacleur de-„Progräs Arltti que', JulesRuelle iuParis, bei Lemoinc L Fils i» Brüssel eine Sammlung von Bo- graphiea, Poriratts und Musterstuckcn derül miec Coinponiften aller Länder, vo» 1633 ab bis a»j u se, c Zeit. Es sind zunächst 3 Serien von je 10 Biographie» in Aussichr geuoaimea; der Pre bet Serie beirägl l Fr. 50 E. Ja der erste» Serie, die im Er- scheinen begriffen ist, werben bedanbelt: Lully. Rameau» Gluck, Mousigny. LocLiiii, Grörry, Talaprac» Lqerudrni, Weber, Herold, Halövy, Menbel-soha, Schumann, Freld, Fälicieu David, Gounos» Masscmt. Neues Theater- Leipzig. 14. November. Wir waren unschlüssig, ob wir den ost besprochenen erste» TheU de» Goethe'schen „Faust" in der Beardeuuiig von Oliv Devrient uns nvch einmal mit aiisehen sollie»; als wir unter Verzichlleistuiig auf den ersten Monolog, den wir vo» Herrn Barman» so oft sprechen hviten, ins Tbeatcr kamen, delchrle uns ein Zettel, daß Herr Baxinann heiser geworben unv Herr Sprotte auS Halle an ferne Stelle getreten sei. Faust ist keine Gastrolle; als Rolle betrachtet, fällt er in zwei sür die Anschauung sehr srcmdarlige Bestanbkheile auseinander, den Gelehrten unv ven Liebhaber. WaS wir vo» oem erslerc» nach sahen und hörten, zeigle, daß vcr Darssiller dem Gevankcngauge lcs Dichters iu seinem Vorträge gerecht wirv. wenn er auch hier und dort, bei leidenschaftlicher Bewegtheit ler Rede, sich etwas überhastet. Der Liebhaber war nicht ohne eine» gewissen schwärmerischen Zug, aber wohl zu sehr Liebhaber: eS fehlte ein Rückhalt, der uns varan erinnert, dag wir einen geistigen Titanen vor uns sehen. Die Scene >mt M,phisto im letzten Acl und die Kelkersccne spielte inbeß Herr Sprotte mit brainalischcr Lebendigkeit; er fand lebhaften Beifall, ebenso wie ler Mephisto dcs Herrn Otto Devrient, bekanntlich eine treff liche Leistung; in der erste» große» Scene »nt Faust wird er der Bedeutung deS verneinenden Geistes vollkommen gerecht. Bei ten Worten: „Glaub unser eineni, dieses Ganze Ist nur sür eine» Gott gemacht. Er findet sich i» einem ew'geo Glanze, UnS hat er in die Fiasteruitz gebracht." glaubte man in der That in diesem Mephisto eine» Luciscr zu sehen. Die Schülerscene spielte er dagegen mit dicibolischcm Humor und gab überhaupt den eigentlichen Volkstcusel, den Sprüh- und Spoltteusel mit dem nölhigen sarkastischen Vc;- aeichniack ohne überflüssige Mätzchen. Auch das Grelchcn tec- Frl. Pölitz verdiente den Beifall, der il»n zu Theil wurde; man denkt sich allerdings das blonde deutsche Bürger»iärche.i etwas anders, doch sie spielt die Rolle innig und sinnig, mil Wärme in Hingebung und Zerknirschung unv im letzten Ac'. in der Wahnsiiliisscciie, mit vramalischer Bewegtheit. Ren war Frl. Laut er dach alü Mariha: ein etwas zu flügger Soiiiiiiervoqel sür ihre Jahre, sonst eine reckt UttterllehiuungS- lustige Kokette. Der Bühnencinricktuug Otto Devrient'S treten wir neck einmal ganz unbefangen gegenüber: der schöpferische Ge danke der Mysterienbübne, die sich dreigetheilt enipor- baut, mag sür alle Volksicenen, Tableaux, fast für alle »icbr allegorischen Bilder des zweiten TheileS und im ersten Tbeil sür den Prolog im Himiiiel, den Spaziergang, die Wal- purgsnachl als eine reitende Tbat belracblet werden; namentlich die letztere ist mil Hilfe der genialen Las sei,'scheu Musik er» dadurch sür die Bühne möglich gemacht worden. Dagegen hatten wir wieder ven Eindruck, laß die Grclchen- scene» darunter leiben, und daß eS besser wäre, hier diesen scenffchen Aufbau zu opfern, der doch ja auch für die Faustmonoloae am Anfänge ausgegeben werden muß. Vo» bnsen Scenen in GretckenS Zimmer ist der poetische SchmetterlingSouft deS intime» Leben» abgesläubt; die Garten- fcenen sind eng, gedrückt, unv bei dem scenffchen Zusammen- wttkei, kommen manche Unzuträglichkcilen vor. Wenn z. B. Marlhe sagt: „Da hinter'm Haus, in einem Garten, Wollen wir der Herrn heut Abend warten " und die< nicht in dem Zimmer, sondern in dem Devrierit'schen Garten sagt, der nickt hinters, sonlern vor dem Hause liegt, und diese Zusammenkunft gleick daraus in demselben Garten statlfiadet, so ist die« doch unmvalick, und der Bear beiter müßte hier nolhgebruugea de« Goethr'schen Letzt re»
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