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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-18
- Monat1888-11
- Jahr1888
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ,V° 323. ^ Sonntag den 18. November 1888. . 82. Jahrgang. Vie häusliche Erziehung. Boa Lina Morgeustera. N,»»eu» verH-il». Die Zukunft de- MenschenqeschlrchleS hängt von den, Zusammenwirken von Mann und Frau, hängt kann zunächst von der Frau al» Mutter ab. So lange diese Erkenntniß nicht zum allgemeinen Bewußtsein kommt, werden alle Ver suche. eine Verbesserung menschlicher und staatlicher Zustände herbcizusührr», nur Stück» und Flickwerk bleiben. — Nicht Anmaßung und Verblendung sind eS, die mich diesen An«spn,ch an die Spitze meiner Betrachtung stellen lasten, sondern die Ueberzrugung einer einfachen, aber folge» wichtigen Wahrheit. D>» Natur gefiel sich darin, Gegensätze zu schaffen, die nach steter Bereinigung streben und eine für das Wellganze zmkckinäßige und vernünstige Vermittelung finden. Selche Gegensätze sind Mann und Weib, die in der Ehe die Ver mittelung und Ausgleichung der von der Natur ihnen inne wohnenden Verschiedenheiten durch gegenseitige Ergänzung finden. Erst durch da» Zusammenwirken beider Geschlechter kann sich di« Menschheit gesund und segen-voll entwickeln. Alle Accorde, die in der Seele von Mann und Weib er klingen. werden zum harmonischen Dreiklang, wenn da» Sind zur Erscheinung kommt. Da- Hau- ist der Resonanzboden, auf dem fortan alle Melodien de» gemeinsamen Leben» ertönen, bald heiter und rauschend, bald ernst und trübe. Im Hause findet die gesittete Fainilie ibr Fundament, ihren Kern- und Stützpunct. Ohne die schützende, umfriedete Heimstätte ist keine gesittete Familie, kein gesittete- Volk denkbar. Die Häu-lichkeit ist der ZauLerkrei-, in den der müde Mann sich auS dem Kamps« der Leidenschaften, au» dem Markt de» Leben- flüchtet, nach welchem der einsame Wanderer sich sehnt, wie der Fremdling nach seiner Heimalh. Und wer ist die Seele dieses Zauberrciche», welche- un» da» wahre Glück, die wahren Tugenden erschließt, ohne die weder da- Wohl de- Einzelnen, noch da- der Gesammtheit gedacht werden kann? ES ist die Frau! Ohne liebende, ordnende, pflegende Frauenhand giebt e» keine wohlthuenbe Häuslichkeit! Ader ach, wir leben in einer Zeit, da man allgemein die Klage hört, der häusliche Sinn gehe verloren. Die Männer suchen de- Abend» lieber die Geselligkeit ihrer Freunde im WirthShause. weil sie sich im Hause langweilen, die Frauen gehen in Theater, Concert und zu Freundinnen, um nicht einsam die Abende im Hause zuzubringen, und dle durch da? Hau» unbefriedigte Jugend stürzt sich in den Rausch geselliger Freuden und Lustbarkeiten, der sie immer mehr dem Familien leben entfremdet. Welch' eine bedentung-volle Klage! Wo da- Familien leben an Reiz verliert, vermindert sich die Gesittung de» Volke». Wen jedoch sollen wir anklagen, wo sollen wir die Ursache deS Mangel» an häuslichem Sinne suchen als zunächst in der Frau als Mutter? Niemand übt größeren Einfluß auf die Charakterbildung de» Menschenkindes al» sie, darum hängt die Zukunft de» Menschengeschlechtes von ihr ab, zum großen Thcil von der häuslichen Erziehung. Der Mutter ward da» Kind an» Herr gelegt, unter Schmerzen und hartem Kampf bat sie eS geboren; ihr Ein» fluß that sich schon vor der Geburt kund, und mit der Muttermilch al» erste Nahrung saugt das Kind die erste Gewöhnung rin. So beginnt die häusliche Erziehung mit der Gewöhnung. Wie die Mutter den Säugling halte» wirb in Ruhe und Bewegung, beim Esten und Schlafen, in Reinlichkeit und Ordnung, so wird er sich weiter entwickeln. Wie sie ihn lehren wird zu sehen, anzuschauen, zu stehen und zu gelier, so wird er um sich blicken, klar oder unklar, so wird er sbst oder schwankend bastehen und vorwärts schreiten. „Die Mutter ist daS Keimblatt, au» dem daS Leben des KmdeS sprießt und besten Einfluß nicht minder kräftig ist, weil er still und unsichtbar wirkt." Die Erziehung de» weiblichen Geschleckte» ist daber mit Recht eine der bedeutendsten Zeitsragen, die dahin beantwortet werden muß. daß man die Frau vermöge allseitiger Aus bildung ihrer körperlichen und geistigen Kräfte befähige, ihre Ausgabe zu erfüllen und da» Beste zu leisten, im häuslichen Berus al» wirthschastliche Kraft, al» Gefährtin de» Manne», al» Mutter und Erzieherin, ihrer Pflichten gegen den Staat sich bewußt und alS Glied der Menschheit, alle ihre hohen idealen Interesten «heilend, aber auch stet» auf dem realen Boden der Zeit und ihrer Forderungen stehend. Bei einem großen Theil der Frauen hindert Eitelkeit, Gleichgiltigkeit und Oberflächlichkeit da- Nachdenken über ihren hohen Beruf, aber im Allgemeinen ist gerade in den letzten Jahrzehnten die Bildung VeS weiblichen Geschlecht» immcr mehr vorgeschritten, und die häu»lickc Erziehung hat aus diesem Boden nur fort zu arbeiten, um Große» und Tüchtige» zu erreichen. In den ersten sechs Jahren gehört da» Kind ungetheilt der Familie und vorzug-weise der Mutter, aus welche da» hilflose Wesen angewiesen ist, leider, wie wir eS oft finden, mehr der Wärterin oder Bonne, al» der Mutter, wodurch diese sich eine» großen Theil» ihre» Einflüsse» beraubt und plötzlich Unarten findet, deren sie ihr Kind gar nicht für fähig hielt. In dieser Zeit lernt da» Kind auch sprechen. diesen rein menschlichen Vorzug, unser Innere» auch äußer lich darzustellrn, unser Wollen, Empfinden und Denken auS« zusprechen — und die häu»l,che Erziehung ist eS, Vie den Willen, daS Gemüt!) und den Verstand entwickelt. Schon in diese,» zarten Aller kan» und soll der Kenn zum Pflichtgefühl gelegt werden, da» später die beste Stütze de» sittlichen Charakter» wird. Die Mutter weckt cs. indem sie aus Ge horsam hält, indem sie de» KindeS Eigensinn nicht über sich herrschen läßt, indem sie eS anhält, zu thun, was eS nach der Vernunft de» Erwachsenen zu seinem eigenen Heile thun soll; durch Regelmäßigkeit in der Nahrung und in der Befriedigung aller anderen Bedürfnisse. Schon im Spiel kann das Kind durch Ordnung und durch Mäßigkeit in den ersten Jahren in Liebe zur Pflichttreue geführt werden. Eine Mutter, die i» falsch verstandener Zärtlichkeit ihrem Liebling Alle» »achgiebt, verdirbt ihn und macht sich zu seinem Sclaven. Welch eine llnvernunst und Ungeschicklichkeit aber i» der Erziehung, die Sclavin einrS hilflosen, aus unsere Leitung allein a»gewiese»e» KindeS z» werbe». Schon i»> ersten Jahre zeigt sich im Kinde der Trieb nach freier B-wegnng und Selbsllhätigkcit. Derselbe verdient die wachsamste Beachtung der Mutter. Fröbel hat in seinen Mutter- und Koseliedern eine» großen Schatz, eine mächtige Anregung gegeben, die Kleine» und ihre Bedürsnistc zu verstehen, sie darnach schon vom zartesten Alter an spielend z» beschäftigen, woraus ich hier aiifmcrk- saui macke. Die häusliche Erziehung beginnt nach der Gewöhnung mit dem Spiel. Und gerade daS Spiel ist eS, welche- die Geschleckter bereits im vierten Jahre scheidet; da wählt der Knabe Pferd und Peitsche zum Au-truck seine» HerrfckertriebcS über ein Geschöpf, daS er »ack seinem Willen lenken kann, — da» Mädchen Puppe und Küche zum Ausdruck de» Pflcgesinne», für andere Wesen liebend zu sorgen. Im vierten Jahre erwacht in beiden Kindern der Gesellig- keitStrieb; sie wollen naturgemäß mit Altersgenossen verkehren. Da» einsame Spiel beginnt nicht zu befriedige»; sie verlangen daS Zusanimenspiel. Da- ist die Zeit, die Fröbel richtig al» die de» Kinder gartens aussaßte, d. h. in welcher Kinder in der Gemeinsam keit deS Spiel» ihre natürliche Begabung entfalten lernen, sich gegenseitig einander unlcrordnen, unter daS Spielgesetz sich fügen, ihre Kräfte und Fähigkeiten erprobe», ihre Fantasie üben und im Umgang gewandt werden. Wo daS HauS es vermag, sollte» die Familien sich zu Privatkindergärten ver einigen, d. h. zu solchen, wo ein niilspielender Erwachsener die regelmäßigen Zusammenkünfte gleicbalteriger Kinder leitet und dabei alle in ihnen schlummernden Keime deS Schönen und Guten cnltivirt. Wo dies nicht der Fall sein kann, soll daS K>nd in den öffentlichen ober Volkskindergarten trete», der die häusliche Erziehung zu ergänzen, die Lücken mangelhafter Beaufsichtigung auSzufüllen hat. Welch ein tüchtiger Grund kann schon in dieser Zeit, sollte burckau» gelegt werden zur Zeileintheilung, zu ge ordneter Tbäligkcit, Selbstbeherrschung, Liebe und Gefälligkeit, zur Verträglichkeit und zur Gerechtigkeit! O Mütter. Mütter, werdet Euch dock reckt klar deS Einflusses aus Eure Kinder und hütet sie in diesem wichtigen Alter vor allen schlechten Ei»wirku»ge» einer unangemessenen Umgebung! Bedenkt, daß diese erste» sechs Jahre der Boten sind, auf dem sich da» ganze fernere Menschenaller ausbaul! In ihm Kat daS Kind mehr zu lernen und ausznsassen als in all de» folgenden. ES lernt von der ganzen unigebeiiden Welt, und diese ist ihm vor Allem daS Elternhaus, die Kinderstube. Nur skizzenhaft kann ich hier die Hauptpunkte der häus lichen Erziehung kennzeichnen, deshalb trete ich a» die Piorte der Scknlc; der Weg zu allen Wissenschaften fürs Leben führt durch sie. Und da es nur obliegt, von der Erziehung der Töwter zu sprechen, so berühre ich »nr die Mädchenschule. Jetzt hat eie Mutter zu sorgen, daß die Schule nicht als ein dein Hause Entgegengesetztes. Feindliches betrachtet wird, vor dem »>a» dem Kinde droht und ihm Furcht einflößt, sondern als eine Ergänzung des HauseS und der Familien- bedUrfnisie. alS den DurchgangSort für das zu erziehende Kind, in dem eS nicht nur in eine Gemeinschaft von Kindern tritt, um wie im Kindergarten seine Fähigkeiten und Triebe frei und naturgemäß zu entfalten, liebevoll und mütterlich von der Spielführerin geleitet, sondern wo es geschult wird für den Unterricht, für die Emsammlung der Kenntnisse, die seinen geistigen Aiischauungökrcis erweitern, feine Begriffe klären, seine Vorstellungen befestigen und aus einen bestimmten Lehrgegenstand hinlenken. Statt freiwilliger Unterordnung tritt eS hier in die DiSciplin de» Schulgesetze?, und feinem Pflichtgefühl werde» mächtigere Anforderungen gestellt. I» dieser Zeit de» Lernen» tritt die häusliche Erziehung der Mutter durchaus nickt in den Hintergrund. Sie bat dafür zu sorgen, daß der Einfluß der Schule im Hause und umgekehrt sortwirke. Sie hat zu sorgen, daß die Kinder zu der Elkeuntniß kcmmen, daß sie für daS Lebe» lerne», nickt für die nächste Stunde, daß sie so lernen müsse», um da» Erworbene für den späteren Berus verständnißvoll zu be nutzen. e» in sich verarbeiten, daß e» ihr geistige« Eigentbum wird, e» in ihnen fortwirke im Denken. Reden und Thun. In der Schule, wo Mafien von Schülern einem Lehrer gegenüberstehe», kann nur bis zu einem gewissen Grade in dividuelle« Eingehen stattfinde»; da» Höchste, wa» für da» einzelne Kind erreicht werden kann, ist, baß eS erziehlich unter- richtet wird. Dock schon bie aus eine große Mehrzahl der Kinder getheilte Aufmerksamkeit läßt nur die Keimtiiifie niüiidlich und schristlich prüfe», daS äußerliche Betragen beobachten, die Lernbegierde anrcgen und srsicln. DaS Wichtigste und Höchste fällt auch in dieser Zeit der bäuSlichen Erziehung zu. e» ist die GeinüIbSentwicketung, die körperliche Gesundheit und die Gcsamnitlhäligkeit dcS Geistes. Ta wirken nicht »nr Vater und Mutter, da wirkt jeder HauSgrnofie. ja ich möchte sagen, jede» HauSgeräth mit. Selbst ei» Vögelchen, das zu pflegen ist, Blumen, die zu warten sind, der Arbeitsplatz, an dem bie kleinen Pflichten erfüllt werden sollen, sind nicht ohne Einfluß aus de» Kinde« Entwickelung. ES ist nickt gleichgillig für daS Kind, wenn I Wohnungen oder Dienstboten oft gewechselt werden; nicht I gleichgillig, ob e» gewöhnt wird, stetige Ordnung i» seinen ' Sacken zu halten; nickt gleichgillig. ob eS Alle« um sich her behaglich nnb wohnlich oder wirr durcheinander, schinutzig und ohne Schönheitssinn initermischl findet. Ei» Bild im Wohnzimmer der Eltern weckt oft den Kunstsinn deS KindeS, der Gesang der Mutter hallt i» ihn, sein Leben lang lieblich nach, und wo viel gute Musik gc- triebc» wird, da erwacht seine Liebe zur göttlichen Kunst. Aber welche Allotria werden gerade in der häuslichen Erziehung mit der Musik getrieben, wie wird die» ausgezeich- nele BilbnngSmittcl verkannt und gemißbrauchl! Da lerne» nicht nur die Kinder, die Lust und Neigung und Talent haben, sondern auch die, welche e» ganz widerwillig treiben, die zu jeder Ucbung gezwungen werde» niüfien. Wie leider die bis herige ganze Mävchenerziebung inelst nur aus Scheinbilkung für den Salon und daS Gefallen, den Erfolg berechnet war, so ist vir Musik, namentlich daS Elavierspiel nur deshalb so allgemein gelehrt, weil eS zu der äußeren Bildung gehört! Und wie viel Zeit und Geld wird unnütz aus diese Kunst ver wandt, um doch die »leisten nur bis zur Stüinpcrhasligkeit z» bringen. Wie Viele Eltern, welche mehr Geld aus vcn Elavicrunlcrricht verwende» als aus allen wissenschafilichen zusammen, erreichen bei ihren Kindern kaum, daß sie zum Tanze ausspiclen, zum Liede begleiten oder ein artig Stllcklein auswendig können. Da heißt eS immer, wenn eS gilt, die Künste zu zeigen und zur Erheiterung der Gesellschaft bei- zutrage»: „Tänze dürfen wir nickt spielen", „Ich habe meine Noten zu Hause gelassen ic." Nicht weil ich Gegnerin VeS Musikunterrichts bin. sondern weil ich von ganzem Herzen und »nt Begeisterung der holden Kunst buldige. warne ich Euch Mütter vor der Quälerei talentlvser Kinder mit Musikübungen! Ihr erzeugt in ihnen Nervenschwache, Gereiztheit. Unlust, und wo Ibr Liebe und Geschmack enlwickeln sollt, erweckt Ihr Widerwillen! „Versucht muß doch werden!" antwortet Ihr mir, „sonst kann man das Talent nickt entdecken." Da gebe ick Euch Reckt. Versuchen sollen alle Eltern, aber sorgt, daß der Versuch nickt zu lange und nutzlos sortdanre, nicht zu viel Zeit und Gesundheit koste! Tie häusliche Erziehung soll den Sinn für Kunst pflegen und. wo er im erhöhten Maße vorhanden, ihn fördern und entwickeln. In dieser Beziehung pflege man daS Zeichnen, Male», bie Poesie und Deklamation, und, ui» ein Gegen gewicht für da- lange Sitze» in der Schule zu finden, lerne bas Mädchen turnen, tanzen und schwimmen. Die Sorge für den sich entwickelnden Körper gebietet der Mutter be sonders bei der Tochter eine stete Beobachtung und Pflege. Ihre Haltung, ihre Kleidung, ihre Ernährung haben sie fort während zu beschäftigen, sie hat auf Abwechselung in Ruhe und Bewegung zu sehe»; Bewegung in freier Lust und Be wegung bei kleinen bäuSlichen Arbeite», die auch während der Schulzeit jedem Mädchen Freude machen und Sinn für da» Wirtschaftliche und Praktische gebe» sollen. Eine wesentliche Aufgabe der hänSlichen Erziehung ist eS, den Umgang und die Lcclüre zu überwache», die beide schon oft verdorben, waö die mütterliche Erziehung ausbaule. So wohl Freunkschast mit Altersgenossen, als da» Lesen guter Bücher sind erfreuliche Bedllrsnisie unserer Jugend und ihre beste Zerstreuung. Beides kann aber ebenso gefährlich werden, wenn die erwachende Psyche ohne Auswahl und zu viel sich dem Geiiusie von Beiden! widmet. Gespräche mit einer zärt liche», verständigen Mutter, welche da» volle Vertrauen deS KindeS sich zu erhalten wußte, sind oft in der häuslichen Er- ziekuiig vom größte» und vortheilhastesten Einfluß. Eine Mutter muß von Beginn an in ihrem Kinde zu lese» ver- sieben, wie in einem offenen Bucke; wehe, wen» die- ibr ver schlösse» wird, oder sie leere Blatter darin sinket, eS ist meist ibre Sckuld. Sie hat nicht mit dem Kinde verkehrt, nicht mit ihn, sortgearbeitet. Die Mutter schäme sich nie, ihren eigenen Mangel ai» Wissen einzugestehcn, aber sie schreite mit ihren Kinvcru fort, beginne wieder mit ihnen zu lernen, ihre Fortschritte zu prüfen und zu überwachen; sic wird dadurch ihre Lernlust steigern und Einfluß auch aus ihre geistigen Neigungen be halten. Ebenso verlerne die Mutter nicht, sich in die Nei gungen de« GemütbcS der Jugend zurückznversctzen. und hier ist nur daS Vertrauen die Brücke, ans der Mutter und Tochter sich alS Freundinnen für die Lebenszeit begegnen. Giebt eS aber einen herrlicheren Lohn stlr die häuSkichc Erziehung, al» daS Gefühl zärtlicher Hingebung, vertrauender die heranblühende Jungfrau an» Herz de tutler ziehen? Wird so die Erziehung geleitet, dann wird daS Eltern- bau» ein heiliges Andenken sliiden im Herzen der Tochter, da« sie einst mitniuiint in ihr eigenes Haus, al» Leitstern für das Wirken ihres Lebens. Die häusliche Erziehung ist die Unsterblichkeit der Mutter, die sortlebt in den folgenden Geschlechtern! vermischtes. --- Frankfurt» 15. November. Der EisenbahnsiScuS erhielt, so berichten Berliner Blätter, für daS durch den neuen Bahnbos sreigeivvrdcne Terrain der alten Bahnhöse von einer Speculantengruppe ein Gebot von nahezu zwanzig Millionen; dasselbe würde jedoch abgelehnt, weil man glancl, durch Einzelverkauf mehr zu erzielen. ---- AuS London wird der „Frankfurter Zeitung" gc- chrieben: In der Sitzung der königlichen botanischen Gesell- chast am letzten Sonnabend wurden mehrere Exempla»r der ogcnannten Wetterps tanze, Xbru» preculorus, welche nach Pros. Novak i» Wien auch bevorstehende Erdbeben an- zeigen soll, vvrczesiihrt. Der Secretair erinnerte an die Worte des verstorbenen großen Faraday, daß Wirkungen häufig mit Unrecht einer bestimmten Ursache zugesckrieocn würden. Man erkläre sich das Verhalten der Wetterpsianze lieber durch sernliegendc atmosphärische Einflüsse, als durch die Verhältnisse in der unmittelbaren Umgebung der Pflanzen. Da« Verhallen der Wctlerpflanzen in den Gärten der Ge scllschast weiche zu einer und derselben Zeit stark von einander ab und richte sich nach den Verhältnissen, unter welchen sic wüchsen. ---- AuS Leipzig« Vergangenheit. Im Besitz unsere» Mitbürgers Herrn Sckütte-Felsche befinden sich zwei inter essante alte Holzschnitte aus Leipzigs Vergangenheit. Der eine dieser Holzschnitte giebt ein Bild von Leipzig anS dem Iabr 1590 und erscheint darauf unsere Stadl mit ihren Wallen, Bastionen, Zugbrücken re. als eine ganz rcspeclable Festung. Unter der dicklichen Darstellung befinden sich solgcnte Verse: Leiptzig ligt in dem Land zu Meisten wo zu schauen Umb die Stadt Gärten schön, Aecker wisen und Auen Ein Schloß Heist Pleisscnburg ist in der Stadt darin drey Meß järlich dort der Kauffmann such! sein Gwln hat da ein hohe Schul, auch 36 Gasse», 9000 Elen thun die Statt auch gantz umbsassen. waS in dem Schwedischen Krieg auch diese Stadt außstund ist dieser Platz zn klein, auch jedermann jchon kundt. Der zweite Holzschnitt trägt die Ucberschrift: „Abbildung der Vornehme» Ehursürstlichcn Statt Leipsig in Meisten 1665" und zeigt schon ein ganz antercs Bild von der Stabt. Die Wälle und sonstigen Befestigungen sind zwar auch noch vor banden, aber außerhalb ver dadurch abgeschlossenen eigentlichen Stadt sind inzwischen viele Häusergruppe» entstanden, welche al« die Vorläufer der heutigen Vorstädte angesehen werde» können. Man gewinnt von diesem zweite» Holzschnitt de» Eindruck, daß die Stadt Leipzig danialszfich in eine», Stadium de« AnsblUhcnS befunden hat und daraus läßt auch folgender Lvbgesang am Fuß deS BilveS schließen: Die neble Llndenstatt gegründet an der Pleiße» So billich wird gerahmt das Liecht und Aug der Meißen Mag füglich auch das Hertz der Teuische» Stätte heißen. Die hohe Schul, die wie im Ring ein Demant stehet, Die Kausmannschast. die weit durch alle Länder gehet Der Schöpsfenstul macht sie den Sternen gleich erhöhet. Literatur. Al» Hofe der Medici. Eine Erzählung a»s der Dlüthezeit deS italienischen Städteleben-. Der reiferen Jugend »nd der Familie geivibmet von Oskar Höcker. Verlag von Sigmar Me bring, Berlin. Ein Prachiwerk ersten Ranges Mit künstlerisch werlhvolle» Illustrationen »nd in reichgeschmucktem Einband nach dem Entwurf eines »a,»haste» Künstlers. Ladenpreis 4,50 .6 — Oskar Höcker bat in dem angeiührlen Werk den glänzendsten Zeitabschnitt aus Italiens großer Berganqenheit, das Zeitalter der Medici, zum Mittelpunkt seiner Erzählung gewählt »nd damit eine» Stofs ge wonnen, der auch unter einer minder gewandten Feder, als sie der Verfasser handhabt, eine Fülle anregenden, geistigen Genusses bei» Leier bieten muß. Um wieviel mebr war hier von Oskar Hück r, Deuischlands bedeutendstem Jugendschriftsteller, zu erwarten! In »ikisterhast klarer, anschaulicher Darstellung entrollt unS der Vtrsasjer ei» so lebendiges, wahrheitgetrrues Zeitbild aus jener Glanzzeit künstlerischen Schaffens und durchweht seine Erzählungen mil io sp »ueiidcu, anziehenden Vorgängen, daß man sich unwillkürlich mit bineingez'gen iühlt in die Kämpfe und Bestrebungen der Mctüci »nd ihrer Gegiier und wie ei» Zeitgenosse der fürstliche» «»„st- sreunhe ihre Freuden und Leiden miltebt und initciizpfiudct. ** » * « Die Nr. 46 der „«cstcderten Welt", Zeitschrift für Vogel- liebkaber, -Züchter und -vändlcr, her.msgegebeii von IK. Karl Ruß (Magdeburg, Eiclitziche Verlagsbuchhandlung, R. Sc M. Ki etichmaiini, enthalt: Ter Zaunkönig. — Bild r aus der heimischen Vogelwelt V (Fort'etzung). — Anregung zur Begründung einer Musteranstolt für Kanarienvogeljucht. — Ein Schmarotzer junger Tauben. — Aus auS, Hol, Feld und Wald. — Mancherlei. — Ans den Vereinen: citz. — Anfragen und AuSkunst. — Bücher- und Schrijlensckau. I*«UvlL Lvsvkäßlsksus GÜI» Vamvnmoilsn » empkledit: kkeetvolle lieiikeiteii in ksll- iiml Keselkekslk-Aolfeii ÜVVVvUlrrvllS LN er6me unll ereme mit farbig gestreikt, das Bieter von ^ l.tzO an, SlrLlKrdtKV ElrÄVSS in allen modernen Ideblkarben, doppeltbreit, das Bieter 1.30. VÜIlD klatt und mit farbigen Ltkeeten, und andere duftige boebele^ante Oesede in Nberrasebend bubseber Xusvvabl. 8LUL VLvrVvUlvILX in allen Rarben kur xanre Roben und Zusammenstellungen, 54 em breit, das Bieter 3.25 und 4.50.
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