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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-18
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
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Zweite ücilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 323. Sonntag den 18. November 1888. 82. Jahrgang. Ver Kaiser in Lreslau. * BreSlau. 16. November. Die aus die vrr-lauer Landtag-Wahlen bezüglichen Worte, mit denen Seine Majestät der Kaiser gestern (Donnerstag) Abend beim Empfange aus dem Obcrschlesischen Bahnbose den Oberbürger meister von BreSlau, Herrn Frievensburg, welcher bei den Wahlen als königlicher EommissariuS und gleichzeitig als Wahlmann seiner Partei fungirt hatte, zu beehren geruhten, lauietcn nach zuverläjsigstcr Millheilung wie folgt: »Ich sreue mich, daß in Breslau gute Wahlen sialtgcsunden und daß zum ersten Male die Cartelparteien den Sieg davongetragen haben." — Seine Majestät legte hierbei aus da» Wort „Cartelparteiea" gewissen Nachdruck. Die heute (Freitag) Abend um k>/, Uhr von Seiner Majestät dem Kaiser zu empfangende Arbeiter- Abordnung wird bestehen auS dem Vorsitzenden de- BreSlauer evangelischen Arbeiterverein-, Stellmacher Kühn, dem VorstanbSmitglicke desselben Verein«, Tischler Kriege!, dem ersten Vorsitzenden dcS BreSlauer katholischen Arbeiter verein-, Stellmacher Joseph Hanisch, und dem zweiten Vor sitzenden desselben Verein-, Vorschmied Kleopha- Schikora. Gerührt wird die Abordnung von dem Stadtverordneten und Fabrikbesitzer Hermann Seidel, Vorstandsmitglied de- Bres lauer evangelischen Arbeiterverein- und Vorsitzender de- Au«- schusse- für den gestrigen Arbeiter-Factelzug. Zum Sprecher der Abordnung ist der Stellmacher Kühn bestimmt. -- Die zu überreichende Adresse lautet: „Allergnädigster Kaiser und König! Euer Majestät haben er uns, deu Arbeitern beider christlichen Bekenntnisse, buldoollst gestattet, unsere herzliche Freude über Aller, höchstderen Anwesenheit in unserem alten könig-treuen BreSlaa durch ein äußeres Zeichen zu bekunden. Geiiehinincu Euer Majestät min den Ausdruck unsere- tief gefühltesten DnnkeS für diesen Beweis königlicher Gnade. Genehmigen Euer Majestät das Gelöbniß. daß wir un- dieser Gnade stets würdig zeigen werden, daß wir fest zu unserem Kaiser und Könige stehen wollen in guten und in bösen Tagen. Gott segne Euer Majestät. Gott segne die Kaiserin, Gott segne Ihre Söhne und das ganze königliche Hausl" Der gestrige Fackclzug war seckzehntausend bi- achtzehn- tausenv Personen stark. Genau sind 17 906 Fackeln und Lampions auSgegeben worden. Hervorragend bcthciligt waren die mil Magnesiumlichtcrn ausgerüsteten Waggonfabriken Linke (1200 Mann) und Hoffmann (500 Mann) mit eigener Capelle unter Führung der Direcloren Grund und Blauel, sowie sämmtlicher Ingenieure und Beamten, dann die Elsen- bahn-Werkställen mit etwa 3000 Mann, die Firmen W. G- Korn, C. T. Wiskott, Gebr. Bauer, Seidel u. Comp., die JletschcrgesrllkN mit Fabne und eigener Capelle, eine Depu tation LcS Liegnitzcr ArbeilcrvervcreinS. der Werkmeister- Verein mit seiner Fahne, zahllose Werkstcllen und Fabriken mil kleineren, den beiden christlichen Arbeitervereinen ein» gereihten Gruppen u. s. w. Etwa 25 000 bi» 30 000 Arbeiter mußten trotz zeitiger Anmeldung ausgeschlossen werden, weil eS nicht möglich war, sie unlerznbringen. * Breslau, 16. November. Se. Majestät der Kaiser empfing heute ln Gegenwart des Polizeipräsidenten und dcS Oberbürger« Meisters die Deputation der königstrcuen Arbeiter. Se. Majestät beantwortete die Ansprache mit Dank für die Huldigung durch den glänzenden Fackelzug und für die Gesühle der Treue für ihn und daS königliche Haus, welche» die Deputation soeben Au-druck gegeben habe. Er sei doppelt erfreut, daß sich bei der Huldigung die Arbeiter beider Confessionen mit Eiiimüthig- keit betheiligt hätten. Da- Wohl der Arbeiter liege Ihm am Herzen. Die Arbeiter Breslau- seien die ersten gewesen, welche die- erkannt und ihrer Treue Ausdruck gegeben hätten. Er sei überzeugt, daß sie ihre Treue jederzeit bethäliqen würden. Er hoffe und wünsche, daß das Beispiel der Arbeiter Schlesiens bei den Aroeitern in allen Theilen der Monarchie Nachahmung sände. Es möchle dies allen Thciliiehmern dcS FackelzugeS bekannt gemacht werden. — Sodann erfolgte die Vorstellung der Mitglieder der De. pulation. wobei Le. Majestät jedem Einzelnen die Hand reichte und dem Fabrikbesitzer Seidel de» rothcn Adlerorden 4. Classe, sowie den Vorsitzenden der Arbeitervereine da- Allgemeine Ehren- zecch-n verlieh. Ge. Majestät wandte sich hieraus an den Oberbürgermeister, welchem Er für die glänzende Ausschmückung der Siadt Seinen Dank sagte und zugleich Seine lebhafte Freude über die patriotische Begeisterung, welche Er in der Stadt gesunden, aussprach. Ter Oberbürgermeister möge der Bürgerschaft diesen Dank kundgeben und namentlich sage«, daß Er über die vor trefflichen Wahlen der Stadl BreSlau sehr erfreut sei. Se. Majestät reichte hieraus dem Polizeipräsidenten die Hand und drück:- dem- selben Seine volle Zufriedenheit über die im Juteresse der Ordnung getroffenen Maßnahmen auS. Militairisches. * Der seitherige Commandeur de- Cadetten-Corps, Generalmajor von Rheinbaben, ist zum Commandeur der 38. Infanterie-Brigade ernannt worden. Zum Comman- deur deS Cadetten-CorpS wurde Oberst von Stuckrad, bi- dahin Commandeur de» 4. Ostpreußischen Grenadier regiments Nr. 5, befördert. * Eine ausführlichere, telegraphisch schon kurz erwähnte Schilderung der in der Oräre cko dstsillo der russi- chen Armee vorgenommenen Veränderungen findet ich in der „Neuen Freien Poesie" in Wien. Dieselbe chreibt: Bor Allem wurde der Eharkower Militairbezlrk aufgelöst and die Truppen ebenso wie die Gouvernements, welche zu demselben gehörten, theil» dem Kiew», theils dem Moskauer Militairbezlrke einverleibt. Die Haupiresorm betrifft ober die Zusammensetzung der Armeecorps. Bisher bestand die russische Armee auS dcm Gardecorps und dem Grenadiercorpj mit je drei Infanterie- Divisionen und endlich auS sünszehn Linien - Armee - Lorps, von welchen fünf je drei und zehn se zwei Jnsanteric-Divisioneu hatten. Hierzu kamen noch zwei kaukasische Lorps mit zu- sammeu sechs Divisionen und die selbstständige flnaläadische Division in Helsingsors. Da« Garde und das Grenadier-Corps bleidea von der neuen Eiutheilung ebenso wie da» Peters- burger erst« Armeekorps unberührt, denn diese werden auch in Zukunft aus je drei Divisionen bestehen. Dagegen werden alle anderen Linien-Armeecorps der russischen Armee in Zukunft nur je zwei Infanterie - Divisionen zählen. Durch diese Maßregel sowohl als auch durch di» bereits vor längerer Zeit erfolg e Verlegung der zweiten Division von Kasan und der neunzehnten Division a»S dem Kaukasus an die Westgrenze ist eS möglich geworden, die Zahl der Linlkn-Armeecorps von 15 aus 17 zu erhöhen. Durch die gleichzeitig erfolgte Dislocation einiger Truppenverbände sind die russischen Truppen wie folgt gruppirt: In erster Linie befinden sich gegenüber der Ostgrcnze DcuischlandS >in Mllitairbezirke von Wilna vier Linien-Armeecorps Mit acht Infanterie- uns drei Cavallerit- Tivisionen, im Mllitairbezirke von Warschau, also a» der deutschen und an der österreichischen Grenze, eine Garde-Division und vier Linien-Armeerorp- mU acht Infanterie- und fünf Cavallerie- Divisioneo und endlich im Mllitairbezirke von Kiew, also gegenüber der Ostgrenze der österreichisch-ungarischen Monarchie und Rumäniens ebenfalls 4 Linien-Armeecorps NM 8 Jlliauierie- und 4 Tavallerie- Divisionen. DieTruppen jeder dieser dreiMilltairbezirkc'.Wiina.Warschau und Kiew, bilde» im Kriegssalle je eine operirende Armee. Gleichsam in zweiter Linie stehen dann aus dem rechten Flügel der strate- ischea Westfront de» russischen Reiche» die Truppen deS PeterS- urger Militoirbezirkes, Garde- und 1. Linien-Armeecorps mit 5 Infanterie- und 3 Lavalleric-Divikionen, und im Lentrum des Reichs, in Moskau, die Truppen diese- Territoriums, b,S Grena- diercorps und da» 13. und 17. Liaicn-Armeecorps mit sieden In- sanierte - Divisionen. Zur Vertheidiguvg Finnland- dient die Hcislllgforser 24. Jnsanterie-Division und zum Schutze der Küsten LeS Schwarzen McereS dienen die zwei EorvS de- Odessa» MM- tairbezirkeS mit 4 Insanterie- und 2 Cavallerit-Dwisioneii. Im Kaukasus verbleiben die kaukasischen Grenadier-Division und vier Lmien-Divisionen, welche jedoch in Zukunst, statt wie früher zwei, nur ein kaukasisches Corps bilden. Endlich befindet sich zur Verbindung mit Asien in Saratow die selbstständige 40. Jnsanterie-D.Vision. Es ist augenscheinlich, daß diese Aenderungen der Friedens-Orärs äs datnill« der russischen ISrmee deren größere Kriegsberetlschast bezwecken. Schon im Frieden sind nun längs der Wrstgrenze ta den Militair- bezirken von Wilna, Warlchau und Kiew drei Armeen gruppirt und deren erste Reserve» um die beiten Hauptstädte des Landes, Peters burg nnd Moskau, vereinigt. Diese Maßregel darf jedoch durchaus keine Beunruhigung Hervorrusen, deu» erstens sind tue in erster Linie befindlichen drei Armeen mit ihren zwölf LorpZ aus einem Raume zerstreut, der mindestens ebenso groß ist, als die Osthälste Deutsch- landS und Oesterreich- zusammen, und dann »Hiebt sich auS einer Vergleichung der gegenwärtigen Orärs äs dstaiils mit jener vom Jahre 1886, daß in den letzten zwei Jahren nur 2 Infanterie- und 1 Lavallerie-Divisiou auS dem Innern des R-ccheS nach dem Westen vorgeschoben worden sind. Es sind dies die 2. Insanieric-Tivssion, weiche von K'ian. nnd die 13. Lavallerie-Division, welche von Moskau nach dem Warschauer Gouvernement, und die 19. kaukasische In- santerie-Division, welche von Wladikawkas in den Kiew» Militair- bezlrk verlegt worden sind. vermischtes. ---Lübbenau, 15. November. Seit gestern gilt, wie der „Frankfurter Oder-Zeitung" berichtet wirb, das EiS im Spreewald so weit als sicher, daß der Briefträger seine EiSsahrt bis nach Lcipe und den entfernteren ein zelnen Puncten zu unleriiebmcn wagte. Gefährlich bleibt die Tour allerdings immer noch. Sicherlich hat kein anderer Briefträger in unserem Vaterlande eine ähnliche gewagte Tour auSzuführen. ---n. Kassel, 16. November. In dem nahe bei Kassel gelegenen Dorse Wolsangcr ist der königliche Deich meister a. D. Rhein, einer der immer seltener werdenden Veteranen au- den Freiheitskriegen, gestorben. Derselbe wurde 92 Jahre alt. Kaiser Wilhelm I. ehrte den alten Soldaten im vorigen Jahre zu dessen Geburtstag durch Uebersendung des kaiserlichen Bilde» mit eigenhändiger Unter schrift. Der Soh» deS Verstorbenen ist der Brigadc-Com- mandeur General-Major Rhein in Kassel. — Pari-, 16. November. In den Sleinbrüchen von Nogent bei Anger» sind fünfzehn Arbeiter durch einen Berg rutsch verschüttet worden. --- In Pari» ist nach mebrwöchentlich» aufregender Verband- lung der Proceß Prado zu Ende geführt worden, der mit der Verurtheilung deS Angeklagten zum Tode wegen Mordes endete. Da- Aufregende an diesem Processe war, daß nur ein Judicien- beweis vorlaq und daß Prado es verstanden hat. sich selbst in ein gkheimnißvolle- Dunkel bezüglich seiner Abkunft zu hüllen, ein Beheiinnlß, daS noch nicht ganz aufgeklärt ist. Prado'S Ruf stellte den Pranzini'S in den Schalten. Er erschien wegen der Ermordung einer Cocolte Aguersan nnd wegen de- Diebstahls an Diamanten vor Gericht. Prado hat unter dem Namen Gras ZinSka di Lastillon in der carlistiichen Armee gedient nnd es während der letzten Insurrektion bis zum Obersten und Generalstäbler gebracht. Nach Nieberweriung des AosstandeS nnd »solgter Amliestirung der ansstLndischen Truppen wurde er mit dem Range eines Rittmeisters der regulairen spanischen Armee zuertdnlt. In Madrid, wo er in Garnison lag, hcirathete er ein Mädchen aus sehr vornehmer und reicher Familie, nachdem er dasselbe gewaltsam vom Sarge ibre- Vaters entführt halte. Nach zweijähriger kinderlos» Ede wurde er Wittw», und da da» Vcimögen sein» Fron wieder an ihre Anverwandten znrückfiel, suchte er durch so gewagte Unterneh mungen die Mittel sür seine luxuriösen Neigungen auszutretden, daß er in der svamichen Gesellschalt bald unmö stich wurde und dar Land verlassen mußle. Er begab sich nach Paris, wo er jene Reihe verbrecherischer Handlungen und dunkler Geschäfte begann, die ihn schließlich in Untersuchungshaft brachten. Dem Unter suchungsrichter gegenüber leugnet Prado den Mord, giebt aber die Diebstähle zu. Er arbeitet in seiner Zelle Tag und Nacht an sei»» Verth,idigung. Er besitzt eine große Beredtsamkcit und Geistesgegenwart und findet stets zur rechten Zeit das rechte Wort. Bor einiger Zeit hatte er einen Fluchtversuch geplant, der vielleicht nicht so schlau erdacht war als die Fluchtversuche Allmcyer's, ober dem man die Kühnheit nicht absprechen kann. Er halte ein Leintuch seiner Zelle in Sireisea geschnitten, eine Art Strickleiter davon gemacht und sich dasselbe um deu Leib geschlungen, um damit aus dem Calinet des Untersuchungsrichters selbst zu entfliehen. Eine seiner Mallressen, Eugenie Foresii», sollte durch einen Brief von diesem Fluchtversuch in Kenniniß gesetzt werden, um ihm dabei bei,östlich zu sein. Dieier Brics wurde entdeckt, und so w»rde der Plan vereitelt. Die Untersuchung hat biSher nicht genau sestzustellen vermocht, wer der Vater und die Mutter Prado'S sind. Bis jetzt glaubte man, er sei der Sohn eines polnischen Grasen und einer Spanierin. Er selbst aber be- hauptete dem Untersuchungsrichter gegenüber, daß seine Mutter eine Hosdame der Kaiserin Engenie, sein Vater aber kein geringerer als Napoleon III. sei. Die Einzelheiten deS Processes sind nicht wieder- zugcbcn. ES kommen Episoden darin vor, die geradezu unglaublich sind. Das Publicum bestand denn auch auS dem verkommensten Gesindel beiderlei GeschlechiS. Mit Prado zusammen waren eine Anzahl seiner Freundinnen und Freunde ongeklagt, die indessen eine nebensächliche Rolle spielten und mit geringen Strascn davon kamen. Wer Prado in Wirklichkeit gewesen, ist auch bis jetzt nicht herausgekommen. Zuletzt hielt man ihn sür einen Schwager dcS Präsidenten der Republik Mexiko. Aber auch daS soll nicht wahr sein. »---Dorpat, 10 November. Die Universität Dorpat hat den außerordentlichen Professor in Jena vr. Ricbarv Falkenberg (zugleich R-Vacteur der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik) alS Nachfolger de» verstorbenen I)r. Teichmüllcr zum ordentliche» Professor der Philosophie berufen. -— Die theologische Facnltät hat den um die kirch liche Archäologie verdienten Professor Victor Schulye in Greifswald zum Ehren-Doctor der Theologie ernannt. X DaS Christen!hum in Japan. Bereit- vor einigen Jahren ist die Staatareligion als solche in Japan abgcschafst, und die Priester hörte» mit dem Tage de- Er scheinen» des EdicteS aus, StaatSdiencr zu sein. Unabhängig von dieser Maßregel wurde damals von anderer Seile der Gedanke angeregt, wie nützlich eS sür daS Land sein würde» wenn letztere- sich zum Cbristcnthum bekehrte. Ob dieser cigenthümliche Schritt, den Religionswechsel eines Landes auS NützlichkeitSrücksichtcn zu befürworten, bedeutenden Erfolg ge habt, ist zu bezweifeln, bech scheint eS sicher, daß daS Christcn- lbum dort bedeutend an Boten gewinnt, wie auS solacnder Millheilung hervorgeht: „Wir leben hier in der Nähe deS „Lande- der ausgehenden Sonne", aber so schnell ist der Fortschritt der Civilis, lion, daß eS sür u»S, welche »n alten Geleise wandeln, schwer ist, die Riesenschritte zu verstehen, welche daS junge Japan gcniacht hat. Als Christen begrüßen wir die ersten Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit, daS wahre „Nippon". Der SchictoiSmus ist, praktisch gesprochen, erloschen, der Buddhismus welkt dahin und seine Priester erkennen, daß seine Tage gezählt sind. An manchen Orten haben sie die ausländischen Namen „Bischof" und „Reverend" angenommen, haben SonnlagSschulcn eingerichtet, und am Buddhisten-Colleaium zn Kioto lehrt ein ungläubiger Aus länder daS Alte Testament. DaS Kaiserreich ist beinahe bereit, die Religion de- Westen» ru empfangen, und wenn die Kirche überall erwachte und sofort tausend Prediger. Missionare dorthin schickte, so wäre e« möglich, daß inan in wenigen Jahren daS wunderbare Schauspiel „einer in einem Tage geborenen Nation" sähe. Die große Macht deS buddhistischen Einflusses, welche in China unsere größten Anstrengungen zu Schanden macht, ist in Japan au« dem Wege' geräumt Alle denkenden Männer, selber solche, „welche sich gar nicht um solche Dinge kümmern", sagen, daß da« Christentbum die Zukunstsreligion de- Lande» sein werde. Die besseren Ciasscn begrüßen die Ankunst der Fremden im Innern de» Lande«, und hohe Beamte verkehren gern in Ecsellschast der Diener dcS Evangelium». Literatur. ' Kein zweite- Werk dürfte in diesem Jahre dem deutschen Volke sür den Weihnachtstisch dargebotrn werden, da» so sehr berechrigt wäre, da- Interesse unserer ganzen Nation in Anspruch zu nehme», wie daS soeben in, Berlage von I. H. Scho rer in Berlin 81V. erschienene Künstler- und Selbftschriften-Album „In Lust und Lonne". In der Thal, e< ist ein Prachlwerk, da« in jed>s deutsch» Hau» hiaeingehört, das wie kein andere- als ein rechter Fanubensct'atz betrachtet zu werden verdient. Ist e» doch ein echt dcuisches Werk, habe» doch die Besten unserer Nation einmüthig ge- Holsen, -S zn schaffen. — Zu den Ersten, die einen Beitrag zu dem Werk lieserten, gehörte Se. Majestät unser nun in Gott ruhender Kaiser Friedrich; derselbe schrieb sür dasselbe: „Do fährt eia recht edler Sinn lieber alle- Widrig» hin." DaS Album zieren serncr handschriftliche Aussprüche Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. welcher mit markigen, großen Buchstaben einen alten Wahlspruch seines Hauses niedergeschrieben: „Alleweg guet Zolle I" und Ihrer Majestät der Kaiserin Nugusta Victoria, Ihre Maiestäten der Könige vo» Sachsen und Württemberg, Sr. königl. Hoheit beS Brinzregenten von Bauern und fast sämmtlicher übriger deutscher Bundesfürsten. Hohe Würdenträger. Gelehrte, Künstler, Schrislsteller, Componisten, alle habe» sie Beiträge geliesert. All die Namen, deren Klang unserm Herzen lieb und vertraut ist. finden sich in dem Album vertreten, sei eS durch einen sinnreichen Ausspruch oder durch ein Lied, sei'» durch ein Bild oder eine Composition. Insbesondere sei aus den humanen Zweck hingewiesen, dem der Ertrag dcS AlbumS dienen soll. Die menschenfreundlichen Bestrebungen der deutsche» Vreinigungeu sür Feriencoloniea gilt es zu unterstützen I Wer wollte nicht, der ein Herz sür die Jugend bol, gern dazu mithelscn, daß recht vielen armen Kindern der Groß städte Gelegenheit gegeben werde, während der Sommerserien hinauü- zuziehen in Wald und Feld, in Lust und Sonnenschein, nachdem sie lange Monate in den dumpfen Wohnungen und engen Siroßen Hansen mußten, wohin fast nie wirklich reine Luft kommt und wo der Sonnenschein nur aus de» Dächer» liegt. — ES ist eine alte, gute christliche Sille, daß sich zur Weihnacht Die, welche sich lieb haben, unter einander beschenken; wer bei dieser Gelegenheit als Festgeschenk das Album ,.J» Luft und Sonne" verwendet, der wird zwiefach Freude erregen: — einmal aus Seilen des Empsängers und dann bei den armen Kindern, welchen der Reinertrag des Albums zu Gute kommt. Darum, wer ein Herz hat für die Kinder nnd wer zu seinem Theile dazu beitragen will, daß ein gesundes Geschlecht in unserem Valerland emporwachse, der wähle als Fest- geschcnk „In Lust und Sonne". Es ist ein Werk, daran Alle sich freuen werden, die es sehen. ES sei ausdrücklich betont, daß die Ausstattung desselben eine prächtige und glänzende ist und daß der Preis in Anbetracht des guten Zwecks so niedrig als möglich gestellt wurde, um einen großen Absatz zu sürdern. Jede gute Buchhandlung ist i» der Lage, ein Exemplar des Buches zur Ansicht vorzulegen nnd feste Bestellungen umgehend auszusiihren. (Preis elegant gebunden 8 >6) ** . * . Zwrt Jahre in Abhisiiiien» oder Schlld-rung der Sitten nnd des staatlichen und religiöse» Leben« der Aby'sinier von Sr. Hochw. Paicr Thimotheiis. Legat deS armenischen Patriarchen bei König Theodor von Äbhssinien. 2. Theil in einem Bande. Leipzig, Wild. Friedrich. (Band 8 nnd 9 der „Armenischen Bibliothek".) — Fürst Theodor von Aoyssinien ließ bekanntlich den englischen Coniul von Massava, durch dessen Sprache beleidigt, in Magdala einkcrkcrn. Da die Abyssimer in Jerusalem unter der Gerichtsbarkeit de» arme nischen Patriarchen stehen, wandte sich die englische Regierung an diesen mit der Bitte, durch einen Abgesandten an König Theodor sich sür die Besreiung der englischen Unterthanen zu verwenden. Derselbe betraute den Erzbischof Isaak und den Pater Thimothcus mit dieser Sendung. Die höchst interessante Beschreibung dieser Sendung in das ferne Land aus der Fever des Pater ThiMoiheuS liegt hier vor. Freilich wurden schließlich die Gesaugencn durch Sir Napier's Truppen befreit und der von denselben in die Enge ge triebene König Theodor erschoß sich am 13. April 1868, doch ver- liert dadurch die Thimoiheus'sche Schilderung der Reise und des Lande- nicht- von ihrem Reize. IV. stlÄ S6 P«t«r»str. A p«t«rrstr. St» -.
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