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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811209
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881120
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-20
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1888
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7070 Nachricht auch Zanzibar -klänge» ,» lasse». Stamme» doch »och die letzten Narhrichien von Emin Pascha vom 2. November 1887 her, seit welcher Zeit durch die feindliche Haltung de« König- Kadooga von Unjoro aller Verkehr zwischen Uganda und Emin ab- qeschnittcn ist. ^ Carola-Theater. Leipzig, 10. November. Die bezähmten Widerspenstigen spielen in Len oberbayerischen Vclkrstücken eine nicht unbe deutende Rolle. Eine der schlimmsten, die ain meisten an Shakespeare'» Käthe erinnert, ist die Stasi in „Die Z'wiverwurzrn" von Hermann von Schmid; sie wird zwar durch leinen Pelrucchio bekehrt, die Art und Weise, wie ihr der Flcsser-Martl den Kops zurechtsetzt, er innert nicht an die Parsorcecuren de» italienischen Edel mann»: e» ist zu wenig Consequenz. zuviel sentimentale Liebe darin: gleichviel, die „Z'widcrwurzen" bessert sich. Kathi Eisele» welche diesmal die Nolle spielte, war in den ersten Acten eine sehr resolute Person von einer un bändigen Widerspenstigkeit und dabei ein Bauermädchen ohne zeden Salonüberguß und arkadische Verzuckerung. Und wenn ihr auch die Sanstmulh und hingehende Liebe nicht ganz so gut zu Gesicht stand, wie der anfängliche Trotz, so wusste sie doch auch dafür geeignete Töne zu finden. Herr Egger th spielte den Wildschützen HieSl al» einen wüsten Vagabonden. der nickt jeden Gefühl» entbehrt, Herr Bäumler als Forst gehilfe von Jacbenau, Herr Wc inmüller als Kohlenbrenner HanneS, Herr Meißner al» rheinländischer Hausirer, Herr SeluS al» Wirth waren episodische Genresiguren. die der Autor mit einer gewissen behäbigen Breite in die Handlung einsligt. Di« Rolle der Leni (Anna v. Bolkmar) ist un bedeutend, mehr tritt die Sennerin ReSl hervor, von Wil- helmine Wunderte „schneidig" dargestellt. Wa» den Bauern von Kurzenbof, den Holzknechl glosser-Martl. die CreSzenz betrisjt, so sind da» rühmlich bekannte Leistungen der Hauptlräger de» Ensemble», der Herren Neuert und Albert und der in ihren gemüthvollen Plaudereien so an sprechenden Amelie Schönchen. Köstlich spielte Herr Neuert die Rauschfcene. Biele Motive auS dem Stücke von Hermann v. Schmid sind in späteren BolkSstücken dramatischer auSgesialtet worden; doch man sitzt hier an der Quelle, und es liegt etwa» Poetisches und WaldsrischeS in Viesen Schmid'schen Dichtungen. Rudolf von Gottschall. Berichtigung. In der gestrigen Kritik über „Schmetter linge" lies statt „mit einigen nicht naiven Couplets anS- gestattet": „mit einigen recht naiven". Musik. Neues Theater. Leipzig. lS sNovember. Mcyerbeer'S Opern verschwinden immer mehr von» Repertoire der deutschen Bühne. Inmitten des ungerechtfertigten Jubels und der übertriebenen Klagen über dic>e Thalsache ist es schwer genug, eine objektive Haltung zu bewahre». Derselben dürste eS aber entsprechen, wenn man die „Hugenotten", Mcyerbeer'S Meisterwerk, zur un bedingten Berücksichtigung im Repertoire der deutschen Bühne empfiehlt, für die anderen Werke aber beiläufige Einstellung in jenes für völlig ausreichend erklärt. Zwar offenbart sich in allen Werken des Schöpfers der großen Oper eine außer ordentliche Bühlienkenntniß. und die auS ihr sich ergebende musterhaft bühnengerechte Schreibweise dürste noch lange an gehenden dramatijchcn Componistcn als Beispiel ausgestellt werden; aber diese äußerlichen Vorzüge können uns die Mängel an künstlerischer Wahrhaftigkeit und wahrhafter Be gristcrung für die höchsten Ziele der Kunst nicht vergessen machen; >ja eS scheint, als verringerte die Zeit die Werth« fchätzung jener und vergrößerte den Widerwillen an den letzteren. Jedenfalls ist es «in« Thatsache. daß unser heutiges Publicum sich nickt in die Tyranuenherrschast der großen Oper zurückversetzt wünscht. Daß aber nach langer Abwesenheit selbst die ..Afrikanerin", die dem wahrhaften Musiker oft genug „spanisch" voikommt, eines freundlichen Empfanges sicher ist. bewies die gestrige Ausführung diese» Werkes. Wir haben einige ausgezeichnete Künstler, die in ihrer bewnndcrnSiverthen Vielseitigkeit auch den Mcyerbeerstil vollkommen beherrschen; ihren Leistungen dürste allerdings die warme Ausnahme der Ausführungen zu nächst zi> Lanken sein. Die Verdienste unserer ausgezeichneten Selica, Frau Sthamer-Andrirfsen, inüsscn als sehr her vorragend zunächst gewürdigt werde». Schon die äußere Reprä sentation der königlichen Sklavin kann nicht vollkommener sein, und dieser brillante äußere Eindruck wird noch gehoben durch eine Anzahl jeltener künstlerischer Vorzüge. Frau S thainer- Andriessen besitzt vor Allem jene BravourzbeS Gesanges, die Meycrbccr in Allen seinen Hauptpartien vor Allem von der darstellenden Künstlerin verlangt, eine Bravour, die nur Wenigen eigen ist und immer beruht auf der vollkommensten Beherrschung des musikalischen SiosseS. Die letztere Tugend verschont auch Frau Baumann'S Leistung als ZncS. Die Partie stellt die höchsten gesanglichen Anforderungen. Aber waS wäre unserer trefflichen Eoloratursangerin unmöglich! Zn aller Virtuosität dcS Gesanges gicbt sie noch eine eindring, liche Mimik und sympathische Gesten — auch die verwöhn testen Ansprüche müssen sich voll befriedigt erklären. Frl. Krammer hat alS Dienerin der Ines nur wenigen Anthcil an dem Werke, aber gerade so kleine Rollen werden die begabte Anfängerin zu größeren Ausgaben geschickt machen Von den Herren trat Herr Perron in glänzender Weise hervor. Es mag ein Jahr verflossen sei», seit ich Herrn Perron nicht mehr als NeluSko sab. So kurz diese Spanne Zeit erscheinen mag, so schwer läßt sich der wahrhaft stauncnS werthe Fortschritt überblicken, den die gestrige Leistung offen barte. Gesanglich ganz bewundernswert!), spendete Herr Perron auch schauspielerisch ganz Herrliches — wer sänge und spielte ihm den Neluöko in gleicher Vollendung nach! Herr Lederer ließ nur in der Liebessccne des vierten Actes Feuer der Darstellung vermissen, namentlich im ersten Acte war die Auffassung sehr lebendig und warm und auch der Gesang von hoher künstlerischer Bcdeutuz. Die Vorstellung gewann namentlich dadurch, daß auch die kleinen Rollen gut besetzt waren. Es genügt, die Namen Grenzg und Köhler Marion, Knüpfer. Voigt und Degen zu nennen, um erkennen zu lassen, wie gut auch die nebensächlichen Partien des Werke» aufgehoben waren. Herr Fielitz stand mit gewohnter Trefflichkeit an der Spitze des Orchesters. Brillant gelungen waren die Ballet scenen, in denen vaS Geschick de» amlirenden Balletmeister» Golinelli einen wahren Triumph feierte. In der prächtigen Ausstattung fielen die schlechten blauen Sossiten des l. Acte» aus; man konnte ganz deutlich die alb klassische Einthcilung deS Himmels in 7 Abtbeilungen nach zählen. Auch im »Tristan" stört dieser eingcthcilte Himmel sehr, der lange genug gedient hat um sich zum FunvuS gesellen zu dürfen. Die Regie that ihre Schuldigkeit, doch kann eine bessere Erziehung ocr Statisten im ersten Aufzuge nickt» schaden Die begleitenden Priester traten dem Großinquisitor so ungenirt aus die Schleppe, baß in Wirklichkeit wohl niedrere wegen Hochverrat!,» ihr Leben hätten lasse» müssen. M- Krause * Leipzig. 20. November. Mau schreibt un» auS dem Bureau deS StadtthraterS: In der morgen nach mehrjähriger Pause neu einstudirt in Scene gehende» Oper »Fra Diavolo" singt die Partie de» Loren zo nicht, wie irrlhümlich uiilgetheilt, Herr Hedmonvt, sonder» Herr Marion. * Bon dem in Leipzig lebenden jugendliche» Componisten Johanne» Pache, dessen Compositiooen in den letzten Jahren in GesangSvercinSkreisen Deutschland» sich eine an- dauernd steigende Beliebtheit errungen habe», wurde bei G« legen heit de» kürzlich fiattgrhablen 46. Stiftung-feste» de» berühmten, unter Leitung von Eduard Kremser stehenden Wiener Mannergesangverein» zum ersten Male eine Composilion zur Ausführung gebracht. Dieselbe betitelt sich ..Waldeinsamkeit" und errang einen derartigen Erfolg, baß aus Vereinsbeschluß der Vorstand sich veranlaßt sab. de« Eomponisten einen Ehrenducaten nebst dazu gehörigem EhrenSiplom einzusenden. In dem letzteren heißt e» u. A.: „Indem wir den aufrichtigsten Wunsch auSdrücken, daß bald alle musikalischen Gesellschaften in äbnlicher. wenn auch nur ebenso bescheidener Weise jener Männer gedenken möchten, deren schöpferischer Geist die Grundlage aller Erfolge ihrer künsilerijcken Bestrebungen ist. bitten wir Sie, den Äu«druck unserer Hochachtung entgegenzmiehmen." tu Leipzig, IS. November. Im Parterresaale de» „Krystall« palastet" sind zur Zeit wieder neue musikalische Grazien eia- gezogen, welche allabendlich jetzt durch den Reiz ihrer Erscheinung und die Macht ihrer Töne eia zahlreiches Publicum noch dem Eta- blissement zu loten wissen. Nachdem bcreitS vor Kurzem ein Orchester des „Ewig-Weiblichen" hier gastirt, ist jetzt die Damen- capelle Messerschmidt.Grüner von der blauen Donau nach der Pleiße gekommen, um hier neue Lorbeeren zu pflücken. Nu», an AppiauS Hot es bi» jetzt auch nicht gekehlt, denn sie bat es ver standen, durch ein heilere», abwechselungSreiches Programm sich in die Gunst der Krystallpalast-Bcsucher kmeinzugeiqen. Die Violine doniinirt im Orchester, das außerdem roch die Flöte, Clavier und Harmonium ausweist. Die Zusammensetzung frappier im ersten Moment und man ahnt ein musikalisch.S Tohuvabogu! Wenn jedoch die Bio ine zu einem neckischen Tanz anbebl, deren Herr Messer- chmidt der Capelle eine ganze Reibe componirt hat („Festmarsch", .A»S der Gesellschast", „Wiener Promenaven-Walzer", „Aus dem Eile') und schließlich alle Instrumente schwungvoll eiasallen, da überzeugl man sich bald, daß die Gesanimiwirkung eine gute und darmonische ist. An größere Musikstücke, namentlich classischen Stiles, sollte sich dir Capelle nicht wagen; der Einzuqsmarsch au» dem „Tannhüuser" lieg» z. B. außerhalb ihrer Sphäre. Nicht Wagner, andern Slrauß ist ihr Mannt - Leipzig, lS November. Der MSimergesangverein „Wind- ose" feierte gestern im Thcatecsaale des Kryflallpulastes sein 14. StisiuaqSfest mit einem Concerte. daS in allen seine» Nummern einen freundlichen Eindruck zurückließ. Das Programm wurde er- ösfnet von einem Mannerchor, den der tüchtige Dirigent des Vereins, Herr E. Franz, über die Vibelworle „Wo du hingehst, da will ich auch hiugeken" rc. (Buch Ruth I, 16 und 17) componirt hatte. Der Cbor ist sangbar geschrieben, klingt gut und ist bis aus die Stelle „da will ich auch begraben werden" gut gearbeitet. Die hier auitretcnde Imitation dars nicht zweimal hintereinander von Leu ersten Tenüreu ge lungen werden, sondern mußte sich den zweiten Tenören, oder de», ersten Bassezulheüen. ZiveiweilereMünnerchöre: „Zu guterNachi". von einem Bereiiitmirgliede gedichtet und componirt, ein anspruchslose», gesalliges Stropbenlied, und das bekannte „Erste Lied" von Tichirch wurden lobenswert!, gesungen und erziellcn wie auch der EinleilungSchor Die Schaulialle von Georg Lrokesch. Bor einiger Zeit war von dem Platin-Druckverfahrca die Rede, welches neuerdings io der pbolographischen Merkstälte von Georg Boolesch Ausbildung uud Verwendung gesunden, um Bilder von ganz eigenartiger und aus alle Fälle hervorragend künstlerischer Wirkung zu erzeugen. Es wurde damals aus den Inhalt des an dem Grundstück Gvclhestraße 1 bcfiudlichcu Schaukastens hinqewiesen. Nunmehr ist seit einiger Zeit auch tu dem großen, geschmackvoll zur „Sch au Halle" eiugerichtelen Eingangsraum zum Bro» kesch'schen Geschäft (Zeitzer Straße 2). und zwar in der ersten, gleich rechter Hand am Eingänge liegende,, Abtheilung e,ue reiche Auswahl solcher nach de», Plaliuversahren herqeslellier Gruppen- uuv Einzelbildnisse Lee verschiedensten Formale ausgestellt, wie denn überhaupt die ganze Schauhalle mit »eueren, wie »»mer unqrtheilte Beachluug sich erzwingenden Brokesch'schea Ausnahmen ourgeslattet ist. Vater den wundervolles Platindruckcn mit ihrem sammelschwarzen Tone und ihrem leichien, di-creien Glanze sällt vor Allem ein großer Bildniß unseres Hermann Heubner ia halber Figur m die Augeu. ES stellt ihn io leicht bewegter, ungemein lvibrer Stellung dar, wie er. den Stift in der Rechten und daS ausgeschlagene Skizzen buch vor sich ans einer Balustradendrüstung, im Begriffe sieht, eine seiner interessanten Landjchaslsstudiea oaszuzkichnen. Natürlich wird die schön« Bildwirkung durch den an sich ausdrucksvollen Kopf Hellbuer'» wesentlich unterstützt. Ganz ebenso gelungen nach der Seite vre charakieristischeu Ersassuug und Durchdrinaung ist das in ganzer Figur, doch m etwas kleinerem Formale gehauene Bildlich de» Fräulein Gulyot, der berühmten Virtuosin aus dem Janko- flügri. Das reizende Köpfchen modellirl sich ebenso plastsscki wie die ganze Figur, deren volle Schlankheit der malerische Fnliensall deS über die rechts Schulter geworfenen schwarzen Mantels wirksam hcraus- hebt. Auch ein treffliches Cabinelbildniß de» Geh. Hosiaihs Rudolf von Gottschall legt laute» Zcugnch für die Borzüg'ichkcit de» Piatindruckversabrens ab. Mit wclcher Meisterschasl aber Georg Brokesch die BcieuchlungScffecte zur Erzielung schöner Bildwirkung spielend beherrscht, davon zeugt eine Folge von süns Bcleuchtuuqs- jtudieu, ein uud dasselbe liebliche Mädchcnköpscheu in ebenso viclsach verschiedener Stellung und LichteinsallSrichtung darstellend. Erwähnt seien hier ferner noch da» wohlgeluogene Bildlich des Erbauers unseres NeichsgerichtSgebäudes, des Regierungsbaumeisters Hosmann, und das Grupp,nbiidmß der Lehrerin an unserem Confervalorium, Frau Schlinon-Negan mit ihrem Töckiterlcin. Natürlich sädrt die Firma Brokeich noch weiter fort, auch die Bilder nach dem Albumin-CHIorsilber-Versahrea in der alten Volle», düng herzustellen. Davon kann man sich durch die aus den übrigen Wandfeidern der Scbauhalle ausgestellten Bildnisse jede» Schlags leicht überzeugen. Die plastische Bildwirkung und den vollen Zauber naiver Kindlichkeit zeigen z. B. die beiden großen Kinderköpse oben im zweiten Wandselde. Besonders der Knabe ist enlzuckcnd; wie ja überhaupt das Kinderbild auch bei Brokesch eine besonders gern uud erlo.gleich geübte Kunitbelhärigung ist. AlS eine schöne Arbeit aus dem Gebiete des Gruppenbildes sei die große Gruppe im letzten Wandselde der Schauhallc erwähnt, ein Widmuogsblatt zum Juki» ,.< m,.. ...UI -V . . ' r läum des SenaiSpräsidenten, Reichsgekichtsralh vr. Friedrich, ebbasl-n Beiiall. E,u M.tzl.ed de« Vereins declam.rie einen ge- - I«bjiar Sitzung des betreffenden Senates dar. chicki aus Schlagwörter aus den Werken unserer poetischen Meister auigebauien Prolog: ein gutes Zeichen für die geistige Sirebiamkeit des Vereins, wenn seine Mitglieder auch eine productive Kunst» ihäligkeit entsalien können! Statt der ausfallenden Cellovocträge spielte Herr Müh len seid Stücke von Wiemawski) und Vieuxiemp» und Jarasatcs Faust-Fantasie und bcwäbrte sich al» ein strebsamer, iüchiiqer Geiger, der den bedeutende» Schwierigkeiten virtuoser Bor- traqsstücke gewachsen ist und auch eine anninthige Cantilcae besitzt. Seine Borträge erregten stürmischen Beifall. Ein Bereinsmitqlied sang Lieder (für Tenor) von Schubert (, Die Post") von Curichmann (Ungeduld) mit angemessenen Stimmmittel» und den, lobenswerihen Bestreben, die Liederpoesie zur Geltung zu bringen. Chöre von Sturm. Schäsfer, Kreutzer und Berner vervollständigten das Pro gramm. daS bei den Freunden der „Windrose" alljeissge Befriedigung ihrer ästhetischen BeLürsnisse gewährte. * Leipzig. 18. November. Der eine gut bürgerliche Gesellig keit pflegende Verein „Klopsholz" hielt am gestrigen Abend im Saale des Etablissements Bonorand sein l5. SiiftungSsest in solenner Weise ab.tz DaS Programm, welches der Feier zu Grunde lag, war «in gut gewähltes, die Zusammenstellung desselben bewies, daß man den Mitglieveru deS Verein» und den zahlreich erschienenen Gästen einen Kunstgenuß zu bieten bestrebt gewesen war. Und die ganze Au»sührung de» Concert» krönte diese» Bestreben mit Erfolg. Den orchestrale» Theil brachte die Capelle C. Matthie» zur Ausfüh rung und vom Neuem rechisertigte die Capelle den guien Ruf, dessen sie sich hier erfreut. — Mit einer Fülle der schönsten Chorlieder entzückte der Quartettverein Lieder- el» die Zuhörerschaft; der äußerst strebsame Verein weist nicht allein gesauglich sehr begabte Mitglieder ans, ihm steht vor olle» Dingen auch iu der Person dcS Herrn G. Wohlgemuth eine tüchüge Kraft al» Dirigent vor. Au» der Fülle der Dar bietungen, unter deuen sich übrigen» auch zwei hübsche Lompositionen de» Dirigenten befanden, erwähnen wir nur „Der letzte Skalde". Männerchor mit Pianolortebegleitung von W. Sturm — ein Lied, in welchem die exacte Direktion aus der einen, der Fleiß der Sänger aus der anderen Seite sich ia einem glänzenden Lichte zeigte. Wir wünschen dem strebsamen Verein ein weiteres Wachsen und Gedeihen — der beste Lohn für seine unermüdliche Strebsamkeit. Eine noch junge Sängerin, Frl. Alice Maaß, eine Schülerin von Frau Unger- Haupt, wirkte in dem gestrigen Concert ebenfalls in hervorragender Weise mit und die Lieder, welche sie zum Vortrag brachte, documcntirten eine nicht gewöhnliche Begabung. Der Sopran der Dame ist wohl- lautend, die Coloialuren sind rein und die ganze Art de» Gesänge» wird aus das Vortheilbasteste unterstützt durch eine deutliche Aussprache de» Textes. Möge Frl. Maaß noch viele so schöne Eriolge zu verzeichnen Häven, wie gestern Abend. — Bei so vortrefflichen Darbietungen waren d:e Stunden rasch dahin gegangen und al» am Schlüsse de» Conceries, gleichwie noch jeder einzelnen Nummer des Programm-, lrbdaster Beifall den Saal erfüllte, da offenbarte e» sich, wie de» sricdigt alle Besucher vou dem Gebotenen waren. F Leipzig. 18. November. Concert zum Besten der Wiitweucasi« für Buchbinder. Dem Concert zum Besten der WittwenunterstützungScasse für Buchbinder und verwandte Geschäftszweige, welche» gestern Abend »n Saale der Centralhalle unter überaus großer Theilnahme abqehaltcu wurde, lag ein an Abwechselung reickeS Programm zu Grunde, dessen Durchführung auch eine höchst gelungene zu uennen war. Nach dem Folkunger marlch von Kretschmer uud der Iubel-Ouverture vou Weber, die durch die ihr inne wobnende Begeisterung und Gesühlrsrssche stelS ihren Zauber entfaltet (zumal wenn sie so lebendig und gut nuan cirt wiedergeqebcn wird wie gestern von der Capelle de» 134. Regt menir), folgte ein Prolog, gedichtet und gesprochen von Alb in Mittelbach. Derselbe führt zuerst einen König aus der Sage vor, der bei all seinem Reichihum und seiner Macht den Frieden und da» Glück de» Herzens nicht finden konnte und erst als er dem ChristuS-Wort: „Du sollst den Nächsten wie dich selber lieben" nach- kommt und die Liebe der Stern seine» Leben» wird, sich wahrhaft glück lich suhlt. Und an diese Sage schließt der Prolog einen Hinweis aus das Liedeswerk, da» so schön gelungen sei. und wünscht ihm des Himmel» Segen im neuen Jahr. Die sinnige, poetische Gabe, schwungvoll vom Bersassrr selbst vorgetragen, erfreute sich de» lebhaftesten Bei- fall». Unmittelbar daran schloß sich einBiolinconcert von Bruch. Der Vortragende Künstler, Herr Rot der, spielte e» auswendig, sehr correct und mit edlem, jchmelzvollem Ton. Al- Tellovortrag reihte sich später »och an da» Nocturna für Cello von Thop u, welche» Here Philipp ln technisch gewandter Weise spielte. Eine belondere Zierde de» Abend» waren die Lieder für Sopran, ge. sungtü von Fiäulein David. Dieselbe sang: „AmAllerseelen" von Lassen, Jne.rids Lied (Norwegisch) von Kjeruls, „Du liebe» kleines Mägdelein" von Thson Wolfs, „Am Felsendorn" von Reiuecke, „Schlaf süß" von Tyson Wolsf und „Aeunchen im Garten" von Hützel. Die treffliche Sängerin vei lieh mit ihrer gut geschulten Stimme, die nainenilich in den Mittlern Registern viel Sckmelz entwickelt, de» Liedern Geist uud Leben. Besonders gelangen ihr die zorien Stellen (da» Pianissimo war meisterhaft) in den auiprechenden Liedern von Thivii Wolff und mit wahrhaft dramatischem Ausdruck, auch mit dem rechten schalkbastea Wesen sang sie da» letzte Lied: „Wenn ich nur wissen sollt, wa« er mich fragen wollt". Da» Publicum wurde davon so sehr entzückt, daß e« stürmisch eine Zugabe verlangte. An Instrumentalsätzen bot da« Concert noch: Borspiel zu „König Man fred" von Reinecke, tztreichqnarielt: „Fern vom Balle" von Gillet, r»u1»re änilineirs von R. Hosmonn (dem früheren Direcior der Singakademie) und da» ergreifende, den Tronin eine» Krieger» dar stellende Melodrama: „Aus dem Schlachtfelde" für Harmonium (Herr Kästner), Piano (Herr Engel) und Bioline (Herr Rolher). Alle Miiwirleadcn trugen bei der Wiedergabe desselben dazu bei, baß da» Gemäld« mit alles seinen Muaischen und rührenden Züge» an die Zuhörer heranlra«, aber ganz «elenllich wurde e» gefördert durch die mit Feuer uud Kraft und mit patriotischer Begeisterung und tiefem Gefühl durchgesührte Deklamation de» Herr» Mittelbach. Alle, die sich um sda« einem LiebeSwerk gewidmete schöne Concert verdient machten (besonder» auch die Capelle de« IS4. Regiment», d.e durch Beifall evrnsall« z» Zugaben gedrängt wurde), verdiente» »nsrichtige» und innigen D«L stellend. Nichl vergessen sei übrigen» zum Schluffe, Laß sich im zweiten Wandselde ein vorzügliches Bildlich des norwegischen Com pouisten Edvard Grieg befindet. Aböls WeiSke. Verein für Volkswohl. * Leipzig. 19. November. Am gestrigen Sonntag-Vormittag wurde der in Aussicht genommene Besuch de» Zoologiiclico Gartens au»geiührt. EingefunLen balle sich hierzu eine größere Anzahl Miiglieder mit ihren Damen. Durch das prächtige Herbstweiler, milde Temperatur und Sonnenschein, wurde der Rundgang durch den Garte« in der günstigsten Weise gefördert. Herr Professor Göri ng übernahm die Führerschaft und erläuterte in der eingehendsten Weise die Insassin de» Zoologischen Gartens, indem er hierbei seine Er ahrungen und Beobachtungen über die Lebensweise, den Charakter und die Eigentdünilichkeileu der von ihn, beobachteten Thiere zu Grunde legte. Dadurch, daß Herr Professor Gücing seine Aussüh rongea mit einigen geschickt angebrachten heiteren Episodrnichilde, rungen würzte, wurde das Belehrende mit dem Unterhaltenden zweckentsprechend verbunden. Auch Herr Pinkert, der sich dem Rundgang angeschlvsjeu hatte, war Iu der liebenswürdigsten Weise bemüht, durch interessante Erläuterungen über die Lebensweise seiner Pfleglinge interessante Mitthcilungen zu geben. Der mit dem Besuche beabsichtigte Zweck wurde dementsprechend voll ständig erreicht und allseitig derWuusch ausgesprochen, diese Art Besuche unicr gleicher Führung öfters zu wiederholen. Bemerkt muß noch werden, daß alle Thcilnchnier zn dem einstimmigen llrihcil gelangten, daß unser Zoologischer Garten auch im Wimer durch die bedeutende Zahl interessanter Exemplare der verschiedensten Thierarteu belehren den und sesselnden Stoff im reichsten Maße bietet. An Stelle de» üblichen Vortragsabend» fand gestern eine Abend nuterhaltung stait, bei welcher die Miiglieder der declainaiorischen Abiheilung und einige Freundinnen des Vereins in de» Dienst der Muse „Thalia" traten und „Der Dritte" von Roderich Benedix, svw e dessen zweiactige» Lustspiel „Tie Hochzeitsreise" aussührten In beide» Stücken wurde recht brav gespielt. Es war deutlich zu erkennen, daß ebenso fleißig gelernt wie geübt worden war. so daß das Zusammensp el recht glatt ging und die Wirkung der Dichtungen zur vollen Geltung kam. Der Bestall der Zuhörer war dem- entsprechend ei» lebhafter. GerichtsverhaMllllgen. königliches Landgericht. H. Strafkammer. I. Der noch nicht 16,ährige Lauibursche Eduard Theodor Conrad hier hatte einen Schwindel in Scene gesetzt, wie man ihn nur von einem raffinieren Gauner erwarten dürste. Der Bursche war erst an« 6. Letober d. I. vom hiesigen königl. Schöffengericht wegen Hehlerei und Anstiftung zum Diebstahl zu 2 Monat-n Ge sängniß verurtheilt worden. Weit schwerer aber waren die Straf thaien, wegen deren er sich jetzt vor dem königl. Landgericht ver antworten mußte. Unter der falschen Vorspiegelung, er wolle für seine Mutter eine außensteheiidr Schuldsorderuug cinklagen, brauche aber dazu Geld zu den Proceßkosten rc., verstand e» Lourad, einer Frau K. nach und noch eine Summe von 400 abzulocken. Damit ober nicht qenug; als das Mittel zur Ausbeutung der 8. nicht mehr ziehen wollte, schwindelte er derselben eine Millioaeuerbschai't vor. zu deren Hebung es natürlich vorerst wieder pecuniärer Opfer bedürfe, und aus diese Wesse nahm er der vertrauensseligen Frau noch weitere 5—600 ab. Um die Verletzte sicher zu machen batte der freche Bursche verschiedene anscheinend amtliche Formulare und Schreiben der Dome vorgelegt, unter Au derem auch von Tepliy aus ein derartiges Schriftstück eingr> sendet, das bezogene Geld aber in der Hauptsache verreist oder sonst verjubelt. Nur dem Umstand, daß er noch im jugendlichen Alter uud unter dem Schutze de» g. 57, 3 de» R.-2tr.-G.-B. steht, batte cs der Angeklagte zu danken, daß er vor dem Gang ins Zuchthaus bewahr! blieb, wobl aber erachtete das Gericht im Hinblick aus die an den Tag gelegte Frechheit und Gemeingefäbrlichleit der Handlungsweise Conrad'» eine hohe Freiheitsstrafe für augezeigt und verurtheilte densiiben, unter Jnmegsallstellung der noch unver- bußten obenerwähnten Gesäiiqnißslraje, zu einer Äesammtftras von 3 Jahren 2 Monaten Gesänguiß, ans welche 2 Monate al» verbüßt erachtet wurden. II. Gegen den bereit» im 70. Lebensjahre stehenden Schuhmacher> Meister jetzigen Handel», und Fuhrmann Christian Gottlieb Auer bach aus Glossen, welcher wegen Eigeuihumsvergehen wiederholt Strafe erlitten bat, war die Anklage erhoben worden, daß derselbe am 27. August Abends von einem fremden Felde einen Tragkorb voll Runkel!übenblüiter entwendet, lonnt sich de» Nücksallsdiebsiahls schuldig gemacht habe. Der Angeklagte bestritt zwar entschieden, daß die Ruiikelrübeiiblätler fremdes Eigentbum gewesen seien, er dieselbe vielmehr vo» einem seiner Söhne entnommen Hobe rc. DaS Ergebnis) dcr Beweisaufnahme bestimmte indessen da» Gericht, den Angrklaqteu iür jckiussig zu erkläre», und demgemäß wurde Auerbach unter Annahme mildernder Umstände zu 3 Monaten Gesäug- aiß ft rase und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. Hl. Ter Gutlbesiyer Friedrich August Fischer au» Körlitz holte sich eine« Tages Rath bei Herrn Rechtsanwalt S. ia Wurzen und zwar, w-il einer seiner Knechte sich Mißhandlungen gegenüber seiner, Fsschec'», Tochter schuldig gemacht kalte uns er de» Knecht wegen Schadenersatz in Anspruch zu nehmen beabsichtigte. Herr Rechtsanwalt S. rieth nun Fischern, dem Knecht zunächst einen Brief zu schreiben uud darin seine Aisspriicde zu beziffern. Als der Knecht den Brief erhielt, trug dieser die Unterschrift ves Herrn Rechtsanwalt» S.; allein auch dem Laien inußie die uuorthographssche und stillose Schreibweise auf den ersten Blick sagen, daß der Bries uimmrrmehr nu» der Expedition eiae» Rechlsanwali» entstammen lönu«. Die Sache wuroc anhängig gemocht und gegen Fischer Anklage Wege» Urkundenfälschung erhoben. Der Angeklagte bezog sich zu seiner Entschuldigung darauf, er habe den Herr» Rechtsanwalt bei der Consereuz dahin verstanden, baß er, Fischer, den Brief ia de» Herrn Anwalt« Namen schreiben solle. Dies« dnrch die BeweiSansaahm« nicht z» widerlegende Behaupt»«» bestlnimle da» Gericht, Fischer» vo» der erhobenen Anklage sreizusprechen. Ter Gerichtshof bestand aus den Herren LaudgerichtSdirector Sieber (Präsid.), LanLgericbiSrSIben Snckße, Melsch, Adam und Pros. vr. Bindlng; die Anklage sührten die Herre» Staatsanwalt vr. Thieme und Etaatanwaltschast»«Assessor vr. Leißner; die Brr- tkeidlgung zu 1. Herr Rejer. vr. Laube, zu II. uud lll. Herr Rechtsanwalt Freytag H. — Von der dritten Strafkammer de» hiesigen königl. Land« gerichts wurde beute der Hand ISmoan Karl Eduard Korss ous Wien wegen Diebstahls und Führung falschen NamenS rc. zu 3 Jahren Äesängniß« oad 6 Wocyeu Haslstrase sowie zu 5 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. Ein origineller Bries war e», den die Srbeiteri» N. ihrem Ge- liebten am 2. August d. I. schrieb; noch origineller aber waren die Differenzen, zu weichen e» durch falsche Bestellung deS LiebeSgrußes kam und deren unschuldige Brranlassung ein kleines Mäochen war. Die N. uud der Buchbinder S. unterhielten, wie wir bereits äuge, deutet, ein LiebeSverhältniß und Beide arbeiteten zusammen tu cio und demselbea Fadciketablissement. Die Folgen von letzterem Um stand liege» ziemlich iahe, nämlich daS Pärchen hatte ösler» Ge. legenheit, so manchen Liebc-gruß auszutauschen. So batte auch am Morgen de» 2. August die N. ein Billeidoux dem Lausmädchea zur Beförderung au S. übergeben. Da» Mädchen kannte S. jedoch nicht persönlich und so kam es, daß sie den Brief aus den Arbeit-lisch eines gewissen Sch.'« legte. Nach der FrühstückSvause kam Sch., sab dcu Bries und öffnete ihn. Nachdem er den Inhalt ent ziffert hatte, konnte er sich de» Lachen» nicht erwehren und er zeigte nu» zwei aadereo Arbrlt-collegen de» Brief, welcher bet oiesin beiden die gleiche Wirkung ihat. Als S. hinzukaui und das Trio seiuer College» so herzlich lachen sah, auch bald körte, daß der Brief überaus köstlich sei, nahm auch er Einblick in die inhalts schwere» Zeilen. Doch ihm verging nicht nur da» Lachen, sondern er gerieth alsbald tu Verlegenheit uud dann m die größt« Wuih. Zunächst machte er seiner Entrüstung darüber, daß die drei einen an ihn gerichteten Brief erbrochen und gelesen hätten, iu wenig cbmeichelliaften Worten Lust und dann erklärte er, daß er die Sache „vor den SlaatSanwa'.t" dringen wolle. Wirklich erstattete er auch Anzeige gegenS. wegenBerleyuug deSBriesgeheimuissi» and sogclangte die Gesckicvle vor dos Gericht. Ja der Vcrdaadlmig wurde der Brief verlesen und die ganze Schreibweise desselben stellte sich al» eine derartige dar, welche allerdings zum Lachen reizt. Die höchst drastische Ueber- schrift können wir vier Nicht wiedergeben und wollen un» damit begnügen, ;u bemerken, daß die N. am Schlüsse de» Brieses „zum Tbce mit Gurkensalat" einladet. Der Gcnchtshos hatte zunächst cstzustellcn, ob Sch. den Bries wirklich geöffnet hatte. Sch. war jedoch im Stanoe, nachzuweisen. Laß dcr Brief ousgegangen sei, ohne daß er äußere Gewalt gebraucht habe, b>z. daß sich der Kleb stoff gelöst, als er das Couvert einfach in die Hand genommen habe. Das Gericht nahm demnach als erwiesen an, Laß der Brief schlecht zugeklebt gcwcsrn, sodann das Couvert von selbst ousgegangen sei uno Sch. den Brief nicht geöffnet habe. Infolge dessen wurde Sch. von dcr Anklage des Vergehen- gegen 8- 299 de» N.-Str.-Äes.-B. kostenlos sreigesprocheu. Dresden, 19. November. Der Körperverletzung mit nach- olgeudeni Tode beschuldigt, hatte sich heute der 43 Iodr alre, schau vorbestrafte Handarbeiter Carl Traugolt Bär an» Obercunewalde vor dcm königl. Schwurgericht zu verantworten. B. kam am 5. Oktober d. I. in das Gedöst de» GutZoesitzer» Moritz Kürbis: zu Merbitz betteln »nd erhielt dabei auch, nachdem er ausgesordert war, lieber zu arbeiten, 2 Pfennige von K. geschenkt. Diese gab der sieche Bettler mit der Erklärung zurück, K. brauche vielleicht das Gcld selbst notbweudig, und aufgebracht darüber wies K. ihm unter Anwendung von Gewalt die Thür, nachdem er von B. mit einer Wagendkictssel bedroht worden war. Vor brm Hoslhoc erhielt nun der Gutsbesitzer von dcm Angeklagten etncn heilige« Schlag ins Gesichi, der nach dcr Meinung K 'S vo» den, zusainmeiigeklappten Taichenmesser B.'S herrührt. Es zeigte sich nur eia kleiner, allerdings heftig blutender Ritz über dem linken Auge K.'s, und nachdem die Wunde gereinigt war. konnte K seiner gewöhn lichen Beschäftigung wieder iiachgehkn. Am nächsten Tage, Sonnabend, stellte sich ein leichter, später intensiv steigender Schüttelfrost ein, die llmgcbung dcr Wunde schwoll und lsserzu gcsellie sich die gefähr liche Gesichtsrose, io daß ärztliche Hits« schleunigst i» Anspruch ge nommen werden mußte. Am dritte» Tage nach der Verletzung traten Tobsllchtansälle und Delirien hinzu und unter diesen Umstanden er- folgte am 9. Oktober der Tod des Patienten. Ob die Berwuuduug KS„ wie dieser vermuthet, durch einen harten Gegenstand bez. das Taschenmesser B s verursacht worden ist, oder ob der Angeklagte nur mit der Faust zugeschlazrn und daS stählerne Gestelle drr von K. getragenen Brille den Ritz herbeiführte, konnte bei dem Leugne» B.'S nicht sestgestellt werden. Möglich ist eS auch, daß sich die Gesichtsrose mir infolge der starken Neigung K.S zum Tranke zu den übrigen Folgen der Verletzung gesellt hal. Das Unheil lautete, wie unS telegraphisch gemeldet wird, unter Annahme milüeraocr Umstünde aus 1 Jahr Geiängniß. Nachtrag. * Leipzig, lS. November. Auf Requisition de- königl. Amtsgericht» zu Oppeln wurde von der hiesigen Polizei au. heutigen Tage eine hier im Verlag erschienene Broschüre „Zum l8. Oclober 1883. Saul und Ioualhan. Zwei Ge- dächlnijjrcdeii, gehalten aus Ihre Majestäten die beiden bock- seligen Kaiser und Könige, weiland Wilhelm 1. und Friedrich IU. in der Synagoge zu Öppcln von Rabbiner vr. A. Wiener" wegen darin enthaltener Majestätöbcleidigung mit Be schlag belegt. * Leipzig, l9. November. Die diesjährigen Stadt- vercrdncten-ErgänzungSwahlcn sind aus den 6. u:.v 7. Dcccmber anberaumt worden. Zu wählen sind ll an sässige und 10 unansässige Stadtverordnete, außerdem für jede Classe 3 Nescrvemänner, welche letztere Neuerung zum ersten Mal zur AuSsühruna gelangt. Aus dcr Classe der Ansässigen scheiden mit Maus des Jahre» 1888 au» dem Stadtvcrordmeien-Collegmm au» die Herren Schlossermeistcr Oehler. Rechtöanwalt Vr. Engel» Buchhändler Rcisland, Tischlermeister Heinrich, Kausmann F. A. Mayer, Architekt Roßbach. Rechtsanwalt vr. Zenker, Maurermeister Backhaus, Kausmann Fälmdrich. Ferner ist in der Classe der Ansässigen für den mit Tod abgegangenen Fabrikant vr. Vcrend und für den zum Stadtrath gewählten Kausmann Frieling eine Neuwahl zu vollziehen. Aus der Classe der Unansässigen scheiden mit Schluß de» Jahres 1888 aus die Herren Speciat- rommissar Vr. Kleinert, Maurermeister I. Seyfartb, Kaus mann Schwabe, Kausmann Dodel, Kausmann Vogel, vr. mo,l. Eckstein, Pros. Vr. Gebhardt, Steindruckereibesitzer Süß, Kausmann I. G. Herrmann und Verlagsbuchhändler Geibel. * Leipzig, 19. November. Der hiesige Verein zur Unterstützung hilsSbebürstiger verheiratheter Wöchnerinnen veranstaltet auch in diesem Jahre einen Verkauf von nützlichen und namentlich auch zu Weihnachts geschenken geeigneten Gegenständen, und zwar, wie bereits au» dem Anzeigcntbeile bekannt geworden, am 3. December im VercinShause (Neßstraße). Die DorsiandS-Damcn dürsten wobt mit ihrer Bitte, daß bis z» diesem Tage nicht nur die bereits in Au-sicht gestellten, sondern auch noch weitere Vcr- kaussgcgensiändc an sie gelangen möchten, aus einen recht er freulichen Erfolg zu rechnen haben, ebenso darauf, baß der Umsatz selbst zu einem lebhaften sich gestatten möchte; gilt eS doch die Unterstützung eine» Jahrzehnte lang in stiller, aber segensreicher Thätigkett wirkenden Verein». * Leipzig. 19. November. Wie wir auS sicherer Quelle erfahren, ist da» vom königl. Garnisoncommaubo hier ver hängte Verbot, durch welches sämmllicben Militair» Personen dcr Besuch de» Krystall-PalasteS untersagt worden war. wieder ausgebobcn worden, nachdem von Seiten de» Direktoriums umfassende Garantien dafür geboten worden waren. Laß die Uebelstänve, welche de» Erlaß de» Verbote» herbeigejührt halten (Duldung sociatdemolralischer Versammlungen und Vereine), künftig nicht wieder einlreten würden. — Der Pianosorlesabrik ..Apollo" in Dresden (in Leipzig vertreten durch Herrn G. Schiemüller, An dcr Pleiße 7) ist, nachdem ihr schon früher aus mehreren bedeutenden Aus stellungen die höchsten Auszeichnungen zu Theil werden, aber mals, und zwar diesmal aus der Musskinstrumenten-AuSstel- lung in Bologna, der gleiche Preis, die goldene DHMKi lle. sowohl für ihre Flügel, wie auch für ihre erkannt worden,
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