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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-22
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
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71 IS S«stl«lte1 von drei d«, lrtzt«en. in Zanzibar ein getroffen. Der Bischof und die übrige» Mission««» wollen aus ihrer Station au»halteu. obgleich auch in den englische» Nachrichten die Fiction, daß die Feindseligkeit der Aufständischen sich nur gegen die Deutschen wende. preiSgegeben und eingrstanden wird, daß sie allen Europäern gilt. Eine erwartete, dir Blockade an- kündigende Proclarnatwn de» Sultan- von Zanzibar ist noch «icht erschienen, angeblich wegen Krankheit de- Sultan-. Die in Bagamoyo gelandeten deutschen Schiffsmannschaften sind wieder zurückgezogen worden — der „Time»" zufolge wegen de- dort herrschenden Fieber-, in Wahrheit vielleicht, weil sie uicht mehr erforderlich sind. * 3» der „Um«-" wird heute de» Engländern aus Herz gelegt, t, oa die vlokade a» der oftasrikaaischea Küste einmal schlossen sei, der Stellung England- al- erster Seemacht gemäß ousziilreten. Leider sei die nach Zanzibar abgesandte Flotte in jeder Beziehung unzureichend. Admiral Fremaatle verfüge über sieben Schisse, „Agamemnon", „voadicea". „Garuct", „Griffon". „Pen- guia", „Algerine" und „Otprey"; davon besitze nur die „Voadicea" eine Fahrgeschwindigkeit von 13 Knoten; der „Griffon" und die „Algerine" seien wegen ihre- Schneckeagange» praktisch vnbrauchbar und der „Agamemnon" sei kaum mehr ein Panzerschiff z» nennen. Die Durchichuilt-geschwiudigkeit aller Schiffe betrage unr 11,4 Knote» gegen 13,25 Knoten der deutschen Schiffe; auch besäße» letztere mehr Beschütze. Bei der Ausdehnung der Küste falle aus da- einzeln« Schiff eine Strecke von 500 Irw; au- diesem Brande schon sei eine Bermeh- rung der englischen Flotte geboten, ganz abgesehen von dem Ehrenpnncte, daß die englische der deutschen nicht oachstehr, dürfe. — Zur Ausrottung de» Sklavenhandel» will, wie der „Kölnischen Zeitung" an» London geschrieben wird, der Eonnnandant Lameroa. der erste Engländer, der (von 1873—1876) den ganzen Contineut von Mittelasrika durchreiste, eine mit Verwaltuagsvoll» machten ou--eftattete Gesellschaft gründen, um den Sclaveahäadlera den Weg za verlege». Dieser Weg, 1900 Kilometer lang, zieht sich durch die Seen and die dazwischen liegenden Landstriche von Nyasia bl- zum Albert Nyauza. Die Besellschast soll nun die Seen durch Boote obpatrouillirra lasten und zu Lande in Zwischenräumen von 45 lcw kleine Fort- errichte» und mit ergebenen Eiagebornen unter britischer Führung bemannen. Die Kosten sollen »um Hielt aal Steuer» aus die Eingeborene», zum Thril au- Handelsabgaben be. stritte» werden; die Besellschast au sich dürste ober keine Handels- zwecke verfolgen. Lameroa hat mit Lord Salisbury na» dem Lolonialminlster gesprochen; beide solle» dafür eingenommen sein. Deutscher Schulverein. * Laut Anschlog am Schwarze» Brete im Kreozgange der Uni- «ersitä» wird heute, Donnerstag, den 22. d.. Abend», Herr Bros. Du. Vach dir Bäte haben, über „Ziele und Bestrebungen de- Deutsch«» Schilderet»»" im „Siebeamännerhaas" (Bayerische Straße 1) eine» Vortrag zu halte». Die Leipziger Sloveuteaichast, an welch« zunächst der Bortrag gerichtet sein soll, bedarf der Aufmunterung, thänger an dem nationalen Werke mit- arbeiten z» «ollen, welche» der Deutsch« Schalvereia verfolgt. Ge- hürea auik einige Verbindungen und viele Vereine demselben corp». rativ an, so ist doch die Anzahl der persönliche» Mitglieder in Hm» pchl ans die sehr zahlreichen hier stndirende» und uicht incorporirtea Herr» eine verschwindend kleine. Während noch vor 5 Jahren die Zahl der persönliche» Mitglieder einige Hunderte betrog» ist sie jetzt wett antrr 100 zurückqegaageu. Man dars wohl den Hauptgrund hierzu darin suche», daß nach der ersten Busloderung der Begeisterung für die national« Sache eine gewisse Lauheit die studentischen Kreise ergriffen hat. Soll jedoch da» Werk gelingen, so gilt es. mit der zähesten Ausdauer die vereiusziele zn verfolgen, »u di» Lammilitoae,, welche sich noch wenig mit den Ausgabe» de« deutschen Schuloerein» beschäftigt haben, ist vor Allem der Bor- trag gerichtet, viele Herren aber habe» sich, dars angenommen werde», aas prtneipiellen Gründe», dir hier nicht erläutert werden könne», der Ortsgruppe bi<her »icht nugeschlosseo. Möchten doch a»ch diese ganz vornrthetl«srei die Ansicht unsere» verehrten Herrn Docrnte» über die wahren Ausgabe» de« Deutschen Schul »««et»» anhürr» »ad, wir wünschen e». sich durch dieselbe für die Ortsgruppe gewinne» laste». Da» sei aber schon hier gesagt, ^»icht um eine» Angriff wider andere Rationen handelt es sich, »»der» »m Abwehr gegen Feind«, welche dem Dentichthum de» Untergang bereite» wollen t» Länder», wo es sich bi» zur Stunde t» «scher vlüth« entfaltete. Mnstkschriststeller ans« Herzlichste Dank. Sei» Anssatz (siebzehn Oclavseitra) schließt mit einem Dankvotuin im Name» Italiens für Karl Riedel, ;a erklärt ihn iür einen um die Menschheit hochver dienten Mann, der zur sittlichen Vervollkommnung de» Menschen, der Verbrüderung aller Elasten, zum Triumphe der wahren Demo kratie im evangelischeu Sinne des Wortes, zum Triumphe der Kunst und namentlich der italienischen großartig beigetragen Hab«. „So wolle denn Bott lange Jahre uoch der Menschheit, der Kunst und seinem eignen edlen Baterlaude. wie Italien «inen Mann erhalten, von welchem man wie von nur au«erwählt Wenigen dermaleinst wird sagen können: vortraooiit deoekaoiencko (er ging dabin, Wohl- thaten um sich verbreitend)!" Roberti'S schöner Wunsch ist nur aus etwa» mehr denn ein Jahrzehnt in Erfüllung gegangen. Der ita- lirnisch« Musiker hat unsere- Wissens Leipzig wiederholt besucht und nie versäumt, den von ihm so hochverehrten Riedel auszusuchru und mit ihm von seiner geliebten Kunst zu sprechen. * Leipzig. 21. November. Der Eontact zwischen unser« Leipziger Thcatcrpublicum und den hervorragendsten Mit gliedern unserer Leipziger Oper ist ein viel zu inniger, al» daß da» erste« nicht auch gern hörte, wenn einer seiner Lieblinge an einer auswärtigen Bühne gelegentlich eine» Gastspiel» reiche Ehren sich erwirbt. So Hot vor Kurzem Herr Kammersänger Perron in Aachen gastirt, und nach den un» vorliegenden Berichten der bedeutendsten Aachener Blätter, der „Aachener Zeitung", de» „Politischen Tage blatte»" und de» „General-Anzeiger»", außerordentliche Erfolge errungen. HerrPerron sang den „NeluSco", den „Kühle born" (Undine) und den „Werner Kircbhofer". Ueber Herrn Perron'» „NeluSco" schreibt die „Aachener Zeitung": „Herr Perron übertras weit die höchsten Erwartungen der Zuhörer. Die gesanglichen Vorzüge de» Gaste» traten im hellsten Lichte hervor, uud dabei gelangte die Rolle zu einer Darstellung, wie man e» großartiger nicht verlangen konnte. Jede Bewegung, jeder Schritt war der Situation entsprechend, jede» Gefühl de» Haste» und der Rache gegen BaSco de Äema. der Liebe und Hingebung an Selica fand in dem reichen Mienenspiel de» Gaste- beredten Au-vruck. Geradezu Unübertreffliche» aber bot er im zweiten Acte mit dem Liede: „Du stirbst und Niemand kennt dein Grad" und vor Allem in der Entsagung-scene im 4. Acle. in welcher er die Zuhörer zum größten Beisalle sortriß." — Ueber Herrn Perron'» .Mhleborn" schreibt der „General-Anzeiger": „Herr Perron war ein ganz vortrefflicher Kühleborn, welchem bei seiner weichen, echt lyrischen Barytonstimme die wärmsten Ge« mülhSlönr zu Gebote standen, so daß e» ihm nicht fehlen konnte, bei diesen Vorzügen einen unbestrittenen Erfolg zu erzielen. — Ta» „Politische Tageblatt" ergänzt diese» glänzende Urtheil wie folgt: „Wir haben den .Kühleborn" noch selten in solcher Weise dargestellt gesehen. Die Stimme des Sänger», die an Woblklang und markiger Fülle ihre» Gleichen sucht, entwickelte sich in voller Schöne in den verschiedenen, alle Stimmungen de» Herzen» durchlaufenden Melodien." — Ueber Herrn Perron'» .Weruer Kirchüoser" eitiren wir folgende Aachener Preßstimmen: Die .Aachener Ztg." schreibt: »Herrn Perron'» einnehmende Erscheinung, seine sonore, auch beim stärksten Anschwellrn immer weich klingende Stimme und ganz besonder» sein vorzügliche» Spiel konnte der gefeierte Gast der Neßler'schen Oper zu schönster verwrudung bringen, und so war der Erfolg seine« Auftreten» ein durchschlagender." — Ta» .Tageblatt" schreibt: .Die sangbaren Lieder de» Weruer boten Herrn Perron reiche Gelegenheit zur Entfaltung seiner stimmlichen Vorzüge; außer der Kraft und Fülle k r Stimme, konnte er zu wiedrrbolten Malen mit dem Schmelz und Wohlklangr derselben brilliren und vor Allem sein herrliche» Piano, da» er in seltener Vollendung au-arbeitek, zur besten Geltung bringen. HerrPerron trug die beiden Strophen de» .Behüt dich Gott" mit packendem HerzenLton vor, so daß man der bostnung-Iosen Klage gegenüber nicht kalt bleiben konnte. Ein sehr sinngemäße» Spiel vergrößerte noch die wirkungsvolle Illusion der Scene. Der Applaus und da» Hervorrufen wollten nicht enden." * Da» vou dem hochbegabte» Tondichter und Lehrer am Lou. ervatorinm der Mnsik in Leipzig, Herrn Bostav Schreck, com- ponirte Lhorwerk „Der Falken-Rataer vom Oberland" wurde kürzlich in Aachen vom Gesangverein Harmonia unter Rud. Kode'- Leitung mit größtem Beifall ausgeführt. Die Com» posiiioa findet äußerst günstige Beuriheiluug. Z. B. schreibt das „Aachener politische Tageblatt": „Wir haben das Werk bereit» eia- gehend besprochen und könne» uns daraus beschränke», de» Besammt- eindruck der Aussühruag wiederzugebea. Die mächtig auskliogendeu Lböre machten großen Effect. zuerst dir Einleitung, da» jubelade Hoch lebe Rainer, der Sieger!", das zagende „Wißt ihr noch" kam gleichsall» zu sormeaichöuer Ausarbeitung; vor Allem aber entzückte der sich breit entwickelnde Schlußchor, der eine ungeahnte Fülle uud markige Kraft der Stimme» zeigte. Frl. Naber hatte als Aana eine sehr daukbare Ausgabe. Am besten gelang Herrn Drumm vom hiesigen Stadtthearer, der den Rainer in exactrr Krise saug, da- seelenvolle „Aaaa, du hast mich bezwungen" u. s. w. — Die „Aacheuer Bolkszeiwag" berichtet: „Der Brennpunkt de» Abend» war eatschiednr die letzte Nummer, „Der Folken-Rainer". über welche» Werk de» talentvolle» Lomponisteo wir schon eine Besprechung brachten. Unsere Erwartungen aber wurden weit übertroffeu. Die Leistungen de» Chore» in dem frischen, feurigen Werke genügten den höchsten Anforderungen." Zu solches Erfolgen ist dem auch vor Kurzem io Ckemoitz so ehrenvoll ousgenommrne» Leipziger Tondichter, Herrn Gustav Schreck, ausrichtig zu gratulirea. ll.?». Leipzig, SO. November. Im Saale de» Hotel de Loloque hatte gestern Abtod der bewährte Bionist Herr Herma»» Protze ei» Loacert deraastollet, da» rin« Reihe ansprechender Instrumental- und Besangsvorträge bot. Eiagcleitet wurden die- elbea durch da» klangschöne Trio in Leckar für Piaaosorte. Violine uud Violoncello von Hummel, da» al» ein Muster stiller Schönheit «ad rodiger Klarheit gelten kann und iu vielen seiner Passagen daraus hiaweist, daß sich Hummel aa der Sonne Haydn s erwärmt hat. Da- Tri» wurde mit seiner dynamischer Schattiruag uud künstlerischer Abrundung von den Herren Hermann Protze, Joseph Richter (Violine) und Emil Leichseuriog wiedergegeben. Die genannten Herren bewährte» sich auch iu einer Reib« von Solovor- rrägea als glückliche Beherrsch:,: ihre» Instrumentes und sauten allseitig«,,. wohlverdieateu Beifall. Di« Besangsvorträge be standen in Onartettra und Doppel-Quartetten, sowie Solo- liedrra für Tenor, Alt und Baß. Herr Krause saug da» Reeitativ nebst Arie au- Beethoveu'S „Fidelis" („Ach, welch Duukel hier") und befleißigte sich dabei eine- ausdrucksvollen Bortrage-. Freilich muß seine Stimme noch zu größerer künstlerischer Freiheit gelange». Gut eiaftudir» waren die Quartette, namentlich für gemischle Stimmen. Do- Doppelqnartett sang: „Abendgebet" von Möhring uud „Der Einsiedler" von Hermann Protze, wobei sich der Sopran besonder» wacker hervorthat. Außer dem „Eta- sirdlkr" kamen uoch zwei weiter« Lompositionen vou Hermann Protze, „Die Abendglocken" und „Lhristnacht", durch ein Männer. Quartett zum Vortrag. Die letzgedachte Lompostlioa ist Novität und soll hier besonder» hervorgehoben werden, da ihr ftimmungs- voller Charakter sie in der kommenden Weihnachtszeit zu weiteren Aus führungen empfiehlt. Der hinein verwebte Klang der Weihnacht», mette geht zu Herzen. Dir letzten Programnummeru waren Lieder für Alt und Baß, sowie eia „Ständchen" von Hermann Protze für zwei Sovraustimme» mit Lello-Beglettang. Aus das Loucert folgte eiu Ball. ll. kn. Leipzig, pztg, A. November. Das Masikinstitut de« Herr» Max Katzsch, da» sich schon seit Jahren eine» geachteten Rufe» i» unserer Siadt erfreut und zahlreiche gut geschulte Eleven ans seine» Räume» entlassen hat, hielt gestern Abend im neue» Institut-local (Alberrstraße 37) die erste Sbeudunter- Haltung ob, dtrea Programm durchgängig klassische Musikstücke enthielt. E» ist bereit» der achte EykluS von Abeudonterhaltungea, der damit eröffnet worden ist, uud wir können dieselben vom musik-pädagogischen Standpunkte au» gewiß nur gutdeißen. Die jungen Musikschüler lerne, durch da- wiederholte öffentliche Spielen die Schüchternheit überwinden uud erlangen die vöihige Sicherheit und Abrundung im Bortrag. Lei den Vorträgen am gestrigen Abend zeigte sich da» in oaerkeunenswerther Weise. Gleich die Ouvertüre zu „Figoro'S Hochzeit", die den Anfang bildete und aus zwei Instrumente» achthändig zum Bortrag kam, war rin Zeugniß fleißigen Studium» und bewährten Unterricht-. Die Eleven schattirten lobenswert!» und entwickelten eine sür ihr Alter bedeutsame Ansdauer. Da» Zusammensplel war durchaus präcis. Auch der ^s-ckur- Walzer vou Ehopiu hatte eine schöne Abrundung, während die Beelhovra'sche „Sonate patb-tique" sich durch klare Phrosiruug au»zeichuete. Nicht minder fließend wurde Cherubim'- Ouvertüre zu „Aaakreon" gespielt. Al- Ensemblevortriqe kamen weiter das Trio iu tläar von Haydn. für Violine, Cello und Pianoiorte, iowie da- effectvoll grsetzie Quintett: „Serenade" von Max Katzsch, für zwei Violinen, Violoncello, Pianoforle-und Harmonium in Betracht, die sich edensall» einer schwungvollen Wiedergabe ersreuten. Die „Javocatioa" von Perey bildere den Schluß der Borträge. Herr Katzsch hatte offenbar an diesem Abend die gereiste» Eleven in» Treffen geführt. Eine angenehme Abwechselung erfuhr da» Programm durch vier ansprechende Lieder sür Baryten, die mit Natürlichkeit und innigem Ausdruck gesungen wurden. Es waren Kreutzer'- Romanze „Eia Schütz' bin ich", Lortzivg'- Lied: „Ruch ich war ein Jüngling", August Horu'- „Träume sind Schäume" uud Max Katzsch'- „Altes Lied." X. ^d. Ci» italienische» Votum zum Andenken Karl Riedel'». Bor mir liegt da- erste Novemberhest 1877 der .Rivista Europea, Rivista Jnternazionale", die zu Florenz erscheint. Lin Mitarbeiter hat (also vor 11 Jahren) dari» unter dem Titel: momc» itnlinnn » vipein" einen längeren Artikel über den Riedel-Bereio und dessen Letter veröffenllicht. Biulio Robrrti schließt seine Abhandlung mit einer herzlichen und dringlichen Ein- ladung an den Verein, noch Italien zu kommen und dort die Werke italienischer und druüchcr Meister in der trefflichen Weis« auszosühren, wie er e- in der Vaterstadt mit so großem Enolgc gelernt habe. Daß der Riedel-Verein die römische Schule in 50 seiner Aufführungen berücksichtigt, die venezio- «isch« Schule iu 24, die Bologneser in 16, di« neapolitanisch« tu >18 UuffMUUlje» pyss I, Ehre» gebracht, weiß ihm der Ualitutsche * Regen-bnrg, 14. November. (Stadttheater.) Ueber «ine Schülerin de» BesangmeisterS Carl Reh in Leipzig wird, wie folgt, vom „Regensburger Tageblatt" berichtet: Am 8. No vember hatte unser Stadttheater eine recht gelungene Aussühruag zu verzeichnen. „Fidelis", de» einzigen Meisters große- Werk, datte sich eine junge Sängerin. Fräulein Felseck, iu der Titelrolle al» ihr erste- Debüt ou-ersehea. Der erste Act und ia-besoudere die Arie kann al- meisterlich gelungen bezeichnet werden und hatte wahrlich nicht da- Gepräge eine- allerersten Austreten» emer jungen Kunstuooize. So viel Geschick im Spiel und Gesang bekuudet große» Talent und vortreffliche Schulung. Auch da» Duett mit Floreftaa war prächtig nusgesührt. Wer über solch« Stimmmittel verfügt, berechtigt zu de» kühnsten Hoffnungen, und der da weiß, «a» e« heiß», zum ersten Mal aus dem heißen Bode» der Welt- bedeutende» Bretter zu stehen und solche brillante Leistung zu bringen, der wird mit un- der Meinung sein, daß dereinst Fräulein Fel-eck eine gefeierte Künstlerin werden wird. Auch über eine» audereu Schüler de» Herrn Reß schreibt die „Prenzlauer Zeitung" vom 13. November über eine „Freischütz".Auffadrullg. Ferner war Herr Toller al« Caspar geradezu vortrefflich. Ihm kam sei» sonore» Organ und seine angenehme Baß-Stimme gut zu statten. Auch der später von ihm noch dazu übernommene Eremit fand eine vortrefflich« Wiedergabe, was jeder musikversiäudig« Veortheiler anerkennen muß. X. Wk. Der französische Musikalieuhoudel. Rach de» iu eigenen „Jahrbüchern" veröffentlichten amtliche» Feststelluuge» der Pariser Ceutrolstelle für da» Buchgewerbe, wie wir sie oa» unter dem „Oerels cle l» librairie, äs l'umprimene, ä» j» onpetori«, äa coouoere« äs I» wusigu» et lies eslawp«" zu denken habe», zählte der französische Musikalieahandel im Jahre 1875 zusammen 508 Firmen, die sich mit 127 aus Pari», mit 375 aus die einzelnen Departements und mit 7 ans Algerien venhrile«. Dieser Geschält» zweig ist also in Frankreich schon lange stärker vertreten, al» bisher bekannt war. — Drei Jahre späler — 1878 — flud«» wir dir Gesanuntziffer aus 4Sl verringert, und zwar waren r« noch 116 tu Paris. 368 io de» Departeweals, während die sieben in Algerier» unverändert bliebe». — O. A. Schulz' „Adreßbuch sür de» Deutsche» Buchhandel 1878" führt von alle» diese» Firmen nur drei, uud zwar lämmtlich io Pari» domicilirt, aber u»t Leipzig durch Tommissioaäre iu Berbinduug stehend, oa. Dieselbe hier »ich« ausreichende, »ruu schau jaust so brauchbare Quelle »enut iu jeuem Jahrgang 134 Mnsikalienverleger und 151 Maflkalien-Sorti- menler, außerdem 1605 Handlange«, welche «eben andere» Ge schäftszweigen auch den musikalische» Sortimentshaudrl betreibe», Summa 1890 Firme». " * Notizen. I« Berliaer Hosoperuhausr soll im Derem- brr Richard Wagner'» „Riug de» Nibelungen" zum ersten Male im Zusammenhänge aufgesüdri werden. Zweimal will man aa vier aus eiuaader folgende» Tagen die Trilogie mit dem „Borabende" geben. Frau Sucher singt dann in der „Walküre", wo ihr bis her stet- di« Siegliad« zuertheil« war, zum ersten Male die Brünn- Hilde, die ihr dann auch im „Siegfried" und „Göllerdümmeruag" verbleibt, während Frau Sachsr-Hosmeiftrr die Siegliud«, Herr Niemann den Eleamund »ad Herr Heinrich Ernst den Sieg fried geben wird. Da- ganze Werk dirigirt Herr Capellmeister Sucher. Es freut uns (fügt die „SächsischeLoode-zeituag" hinzu), daß die Berliaer Jatrudauz die Ungeheuerlichkeit der Dirigenten- Thrilung ausgab. — Ja der Berliner Philharmonie giebt Franz Nachbaur eiu Concert am Moatag. de» 3. December. — Hermiue Spie-, Pia vo» Sicherer, Kammersäuger Scheidrmaatel und Franz Lttzinger sind die Solisten, welche tu MeudelS- lohn'- »Elia«", der nächsten Ausführung de- Stera'scheo Ge sangverein» i» Berlin am 80. November aultreteo. — Eiu Berliner Blatt weiß mitzutheilea. daß die Garderobe to beide» königlichen Theater» für dir Summe von 100 000 ^4 verpachtet werden soll. Da» „Berliner Tageblatt" erfährt dazu Folgende«: Scho» seit läagerer Zeit werde- der Geaeral-Jnirndaakur von Unter« oehmrru Auträge uach dieser Richtung hin gemacht. Die Garde- roden io den königliche» Theater» tragen alljährlich die artige Summ« vou 140000 ^l eiu. so daß also der Pächter, welcher sich zu einer ahluug vou 100000 ^l verpflichtet, noch immer eiaeu hübsche» erdienst einstreichea würde. Bisher war die Garderobe-Au-nntzung eia Borrecht der Logenschließer, welche unter einander den stattlichen Gewinn theiltea. Wie wir hören, ist die Generalinteodaaz noch im Zweifel, ob sie den Anträgen der Unternehmer folgen, oder ob sie die Ausnutzung und Verwaltung der Garderoben selbst übernehmen solle. —Im nächsten Phil harmonische» Loucert unter Bülow'S Leitung am 26. November (Solist: Pros. Jos. Joachim) erlebt die symphonische Dichtung „Fronce-ca da Rimini" von Bazziai ihre erste Ausführung in Deutschland; der italienische Meister hat für da- Berliuer Programm selbst eine Analyse seine» Werke- ver- anlaßt. Die Ouvertüre „König Stephan" von Bcethovra bildet die Schlußnummer de» Programm». — „Rhampsinit", ein« »eue burleske Operette von Bictor Hollaeuder (Text vo» vr. Winteraitz), tst vo» Herrn Direktor Scherenberg für da- Victoria» Theater in Berlin zur Anssübrung erworben worden und wird be- reit- al» eine der nächsten Novitäten daselbst ia Scene gehen. — Die Novität de» Theater» an der Wien in Wien „Der Liebe», hos" bewährt sich bei den bi-herigen Wiederholungen al- ebenso anziehende wie wirksame Operette. Text uud Musik sandea deo keb- hastestea Beisoll. Die reizend« Romanze Joseph«'» „Da- ist der schönste Reim" und da- „Casimir-Lied" Girardi'» bewähren die größte Wirlsamkeit und wüsten unter rauschendem Beifall wiederholt werden. Auch die übrigen Nummern finden die beste Ausnahme — kein Zweifel, baß „Der LiedeShos" sich olS Zugstück bcwährea wird. — In Wien ist, 74Jpbre alt. der bekannte Musiker Jacob Dont gestorben, welcher der F. E. L. Leuckart in Leipzig de» „Sracku, »ä karnnnraw" sür Lioliu« herausgegeden hat. — Ja Wie» findet den 23. November im MusikvereinSsaale unter Leitung Hell» me-berger't eiu großer Liederabend statt, oa welchem Mit wirken die Damen: Lola veeth, Marie Lehman», Ros» Papier uad Toni Schläger, die Herren: Müller, Reich maua, Schrötter, Walter und Winkelmaon. Instru mental find vertreten: Hellme-berger, Rosee und Zamaro. — Au» der Zahl bevorstebender Loncerte in Dresden dürste da» sür den 2l. Januar im Börsensoale daselbst angesetzle der k. k. öster reichische» Kammersängeria Fräulein Bianca Biauchi die Hoff- »nag ans einen hohen künstlerischen Genuß erwecken. — Italien rüstet sich, um im oächsteu Jahre da- Tomponistea.Jubiläum Berdi'» festlich zu begehe». Am 17. November 1839 war der jugendliche Musiker mit seinem ersten Overowerke. dem jetzt wohl uur wenig bekannten «Oonls äi 8»n Loniknoio", vor da- Publicum getreten. Die Erstlingsarbeit hat keinen Aalheil an dem Ruhme, der Berdt später au» „Eraaui". „Troubadour", „Rigoletto", „Lraviota". „Aida" »ad oaderea Oper» erblüht ist. — Die prächtige Ruine de» Heidelberger Schlosse» hat Herrn Eugenia Piraot die Aureguug za eiorr größeren orchestralen Composikloa gegeben, welch« soeben vollendet wurde. Dieselbe heißt „Heidelberger Satte", für große» Orchester, i» 4 Sätzen: 1) Im Schlosse. 2) Im Moadenscheia aus der Schloß-AItoue. 3) Tanz-Gavotte; Ritter-Auszug, Dudrlsack. Rachkläage. 4) Bacchanal am große» Faste. — Dem Stadttheater t» Frankfurt a. M. ist der Teuortft Adolf Brackl vom Wiener Theater oa der Wie» verpflichtet Word«». — Da» X. schlesische Mosiksest findet am 3, 3. uod 4. Juni 1889 iu Görlitz statt. Die Leimag der Sufführungea liegt in de» Händen de« Musikdirektor» Deppe (wieder? E» giebt doch wahrlich hervorragendere Dirigenten l). der in Begleitung de» Geaeral-Jnteu- baute» Grasen Höchberg ia Görlitz weilte. Bankvorstehrr Rusche- weyh ia Görlitz leitet die Borbereituugen zu dem Musiksefte; aa deuielbea sind auch die Anmeldungen derjenige» Gesangvereine ia Schlesien zu richte», hie bei dem Musikseste Mitwirken wollen. Vor läufig ist aachftebende» Programm entworfen worden: 2. Juni: Kaisermarsch mit Chor von Wagner. Magnificat vou Iah. Seb. Bach. Einleituug und 3. Act au- „Parsisal" von Wagner. 3. Juni: Ouvertüre zu „Euryanthe" von C. M. vou Weber. „Aslega"-Lantate vou Th. Gouvy. IX. Symphonie vou Beet Hoven. 4. Inai: Tragische Ouvertüre von Brahm». Loucert ür Violine und Bratsche von Mozart. Borträge der Solisten. Chor au» Juda» Maccabäu» vou Händel. — Im März geht Albert Niemaan abermal» nach Amerika und wird auch Lalisor»ieu besuchen. Briefkasten. Den Herren Abonnenten kl. k. X. v. X. — Wir danken sür die gütigst eingesendete Nachricht; dieselbe wird un« aewiß auch au- dem Theater-Bureau übermittelt werden. Bis jetzt scheint us» die Angelegenheit noch Privatsache der Vertrag-factoreo zu sei». Grffentliche Maurerversammlung. * Leipzig» 3t. November. Gestern Abend wurde unter dem Borsitz der Herren Müller. Billig und Cläre im Saale de- Restaurant» „Bellevae" eine öffentliche Versammlung der Manier von Leipzig uad Umgegend abgebalten, die ziemlich zahlreich besucht war. Der Lassirer de- UuterstützuuqSfonds der Maurer legte den Casseabericht über die Zeit vom 1. Januar bi» October diese- Jahre- vor. Die Einuabme betrug einschließlich de» vom vorigen Jahre verbliebenen nicht unbedeutenden Laffenbestaude- rund 31000 ^l, verausgabt wurde hiervon uvgeiädr die Hälfte uud zwar meiftentbeil» zur Unterstützung vou streikenden Corporatiouen. Der Tasseabeftaad beträgt zur Zeit de» Abschlüsse» gegen 16000 ^l Boa der Versammlung wurde die Abrechnung guigeheißen. Der bisherige Beriraura-mana berichtete hieraus über die Lage der Maurer, die al- eine gedrückte geschildert wurde. Ja der Debatte sprachen sich eine Anzahl Redner, besonder- Herr ^ießner, mit großer Energie für die Erhöhung de» Lohne» und ür die Verkürzung der Arbeit-zeit au». Die Bersammluug nahm eine im Sinne der Aussührungea abgesaßte Resolution an, in welcher beschlossen wird, daß, da nach den Mittheilungea de» Ber- tranea-manae- die Lage der Maurer eine „traurige" ist, für die nächste Bausaisoa eine Mehrsorderuag auszustellen. Ueber die Höhe derselben soll in einer demnächst eiuzuberuseade» Versammln»» beschlossen «erden. Da der bisherige BertraneaSmanu Herr gimmermana sein Amt aiederlegte. machte sich eine Reuwahl uöthig. Sa seiner Stelle wurde Herr Grobmaua uud als Ersatz- niana Herr Beyer von der Bersammluug, dir hiermit um '/,10 Uhr beende» war» gewählt. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verböte».) l,. Leipzig, 19. November. (Loaseqoenzea de» Socio listeugesetze».) Der Boro» vou Erlangen» der bekannte Goldman» in Frankfurt o. M, welcher einen Kammerdiener Rameu» Peter Malchu» hat. Diese« Kammerdieaer beauftragte der Baron am 4. Januar d. J„ eia doppelläufiges Jagdgewehr, dessea einer Laus schadhaft geworden war. »um Büchsenmacher zu besorgen. Malchu» tha« die« »icht selbst, sondera übergab da» im Futteral befindliche Gewehr dem 15 jährigen Knabe» Georg Martini, der den Auftrag au-sührte. Ja Fraaksart a. M. besteht »ua der s». genannte „kleine Belagerungszustand" und im Anschluß oa denselben hat die Polizeibehörde aus Grund des Socialisteugejetze» das Tragen von Waffen nntersagt. Da der Knabe Moriiai snwvdl wie der Kammerdiener Mslchu« «inen Erlanbnißscheia zum „Tragen von Waffen" uicht btfoßeu. wurden sie ans Graud des ß. 38,4 de« kocialisteagesetze« onyeklagt und verurtheilt. E» hals ihnen nichts, daß sie Ihre vollständige Ungefährlichkett belheaerten und darlegteu, da» Trantporiireo eine« reparaturbedürftigen Jagdgewehre» im Futteral könne «»möglich al» „Tragen vou Waffen" im Sinne de» Gesetzt» oogesehen werden, sie wurden verurtbeilt, «vd zwar Martini al» Thäter» Malchu» al« Anstifter. Ob nicht auch dem Baron v. Erlanger irgend «in« strafbare Handlung zur Last säll». ist »nerörlrr« geblieben, m»a- licherweisr Hütte sein» Thätigkett nl» Anstiftnng in Betracht k»mw«. I, dm« Unheil »«»r, di» beide. wurde ausaesührt, da» Gesetz habe gmw allgemein da» Trage, vo» Waffe» verboten und nicht auf die Art »ad Weise de» Tragen», owie den Zweck de- Trogen» Rücksicht genommen ; der Zweck de» Gesetze« sei lediglich, zu verhmdera, daß von den Waffe» rm rech t- widriger Gebrauch gemacht werde. Lia Laus de» fraglichen Gc- wehre» sei zwar schadhaft gewesen, der audere aber nicht, uud ,S habe also die Möglichkeit Vorgelegen, vou demselben während drS Transporte» eine» rechtswidrige» Gebrauch zn machen. Die Auge- klagten dättea zwar ia glaubhafter Weile versichert, daß ihaea da- Vewoßisetu der Strafbarkeit gesehlt habe, aber «» komme auf da» Bewußtsein gar alcht aa, da r« sich um die Uebettretung einer poli zeilichen Borschnsi handele. In der Revisioa der beide» Aageklagtra, welche kürzlich vor dem 1. ktrosjenate de» Reichsgericht» zur Verhandlung kam. wnrde irrig« Auslegung des SocialistengesetzeS gerügt. Mau Hobe, so wurde ausgeiührt, dt« Kahl, ob man da» Wort „trage»" ia seiner ursprüngliche» Bedeutung oder ia der besonderen Bedentang nehmen wolle, di« e» m der Berbinduug „Kaffen trogen" allwällg augeaomme» habe. Wenn man sich an die Ursprüngliche Bedeut»,, klammern wolle, so würde mau zn de» absardestea Loasequenzen kommen, dea» man würde auch de» Besitzer eine- Gewehre» beftrasro, der dasselbe vo» der eine» Wand orniehme und es za drr onder« „trage", um e» dort auszuhäugr». Der Diener oder Dieuftmaua. der uur im Auftrag«, eines audere» rin Gewehr »ach riaem audereu Orte trantpoNtre, könne unmöglich als eia Uebertreter des 8- 28,4 augesehe» werden — Der Rrichsanwalt konnte uicht finden, daß da» Gesetz falsch avs- >elegt sei uad beantragte deshalb die Berwerjung der Revision. Es »rsteht, so bemerkt er, kein Zweisel, daß der Angeklagie Martini da» Gewehr „getragea", bei sich geführt hat. Ob die Waffe in einem Fattcral gesteckt hat, ist Nebensache. Wenn die Revision meint, da« Troge, müsse zu riaem bestimmte Zwecke geschehen, nämlich zu dem bestlmmuagSgemäßen Gebrauche, so ist da» augenscheinlich falsch. Das Re>a»grr>cht hat sch»» in zwei srühere» Urtheile» au» den Jahren 1881 uod 1882 hervorgehoben, daß e» aus de» Gebrauchs- lweck der Waffe gar nicht ankommt, eben jo wenig daraus, ob die Waffe in dem Augenblick, wo da» „Trage»" cousiatirt wird, ge braucht werde« kann oder nicht; selbst ein ungeladene» Gewehr er scheint »mm« al« Waffe. Line Waffe ist uach jeueu Urtheilea rin Geaeustaud, der snaer objektiven Beschaffenheit uud regelmäßige» Bestimmung uach al» Waffe auszasasseu ist. Diese» Merkmal tr.sst hier zu. L» würde dem Sinne uad dem Geiste der fraglichen Geietzesbestimmung widersprechen, weou mau auuehmea woll-, daß die Strafbarkeit uur daaa vorliege, weau von der Waffe der bestimmuugSgemäße Gebrauch ia dem Augeublick gemacht werdeu sollte, als sie „getragea" wurde, den» die Bestm:- mung ist jo mehr vorbeugender, polizeilicher Natur uad will Miß bräuche verhindern. Eine Keuutaiß des Verbote» jetten» de» Thäeer« war zur Strafbarkeit uicht erforderlich. Da» Reichsgericht konnte sich uicht entschließen, in der vorliegen, den Frage sofort eine Entscheidung zu treffen, sonder» vertagte da- Urtheil aus den 33. November. Wir werde» da» Ergebuiß dann sofort mttthrile». l«. Leipzig, 19. November. (Glatteis.) Am S.Februar d.J. stürzte vor dem Hause de» Zrugwaoreafabrikaateo Franz van Eadert in KreselL infolge Glatteises der Serichtsschreiber Wille zu Boden uud brach eta Bein. Der bestehenden Polizewerordnuug iuwlder war keine Asche gestreut, uad van Ludert sowohl alt seine Windlchasterin Margarethe Thiel wurden Wege, dieser Unterlassung uud wegen fahrlässiger Körperverletzung augeklagt. Di« Strafkammer tu Krefeld veruriheilte uur Herr» vaa Lader» wegen drr Ueber- tretung zu 10 ^l Geldstrafe uad erlauute im klebrigen aas Frei- lprechuag. — Der Staatsauwalt hatte gegen die Freispr.chnng der beiden Angeklagten Revtsto» rtugelegt. Der Rcichsanwolt hielt dieselbe aber uur bezüglich drr Th. sür begründet. Loa derselben sei sestgestellt, daß sie aa jeuem Morgen da» Hau» uicht verlassen, also sich uicht davon überzeugt habe, ob das Sscheftrcue» uötdig >ei. Dies sei ober ihre Pflicht gewesen uud au» der Vernachlässigung dieser Pflicht resnllire ver Unfall. — Da» Reichsgericht ll- Ltraj- senat) war derselben Meinung uud hob das Urtheil bezüglich der Thiel aus, während e» die ftaal-auwaUschastliche Revision im Uebrigea verwarf. Gerichtsverhandlungen. L,»tz,er«cht. m. Etrnfkammer. I. Der Kaufmann 0. an» Planen und Frau St. ebendaher waren de« eiasache» vaakrntt» aagrklagt» indem sie keine solche Buchführung eingerichtet hatte», wie sie da- Besetz vorschrribt und welche eine klare Uebrrflcht gestaltet. Da» Gericht nahm wildernd« Umstände au uad erachtete sür B. 1 Woche, für di« St. 3 Tage Gesängnißstrase al« eine ihrem verschulden angemeffene Ahndung. II. Ela« gleiche AnNage lag gegen den Kaufmann M. v. aps Gröbzig vor. Drr Benannte betrieb seit Anfang 1884 ein Möbel- geschäst uod war al» Bollkausmauu zur ordaungsmäßigea Führung von Handel-bücheru sowie zur fristgemäße» Ausstelluug vou Bilanzen verpflichtet. Nach Inhal» der Anklage hatte nun aber V. seine HandelSbücher so unordentlich geführt, daß sie keine Uebersicht seine» Vermögen-zustande« gewährten, auch in den Jahren 1886 and 1W7 Möbelstoffe von mindestens 2000 ^l Werth beim Lechhaose ver- psändet» die dafür erhaltenen 1100 ^l aber gleichsall» nicht in den Büchern eingetragen. Noch dem Ergebnisse der Hauplverhandlnog erkannte da«Gericht ans eine Gesängnißstrase voa 3 Monaten. Der Gerichtshof bestand au» dea Herren Laadgerichrs-Directer Bollert (Präsid.), Landgerichls-Räthev Vieler, Barth, vr. Fleischer und Assessor Heßler; die Anklage führte» di« Herrea Etaatsauwülie Meißner uad vr. Nagel, die Bertheidiguug in beiden Fällen Herr Rechtsanwalt Freytag 11. IV. Strafkn««er. Der Hochzeitstag hatte für den Steiasetzer Anton Rockst roh auS Reichenbach einen recht tragischen Ausgang. Rockstrod feiert« am 6. August d. I. seine Hochzeit in der Behausung der Schwieger eltern in Grimma. Sein Schwiegervater gerieth uun aa diesem Tage mit einer andern Hausgrnossin wegen deren Kinder ia Streit, nach dessea Beeadigung sich der Bräutigam bewogen fand, die be treffend« Halisgcnossin selbst uoch ia» Gebet zu nehmen uud sie «it einem armstarkea Stück Holz über dea Kovs zu schlagen, wodurch der Getroffene» eiae klaffende Wunde beigebracht wurde. Diese Rohheit hatte sür Rocküroh zur Folge, daß er wegen gefährlicher Körperverletzung zu 10 Monaten Gesängnißstrase vernrthrilt wurde. Der Gerichtshof bestaub au« den Herren LandgerichtS-Dtrretor Bartsch (Präsid.), LaudgerichtS-Räthea Blelitz, Adam, von Gommer- latt und Assessor volkmaun; die Anklage führte Herr Staatzsaawall vr. Lange. V. Skrnfkautiner. Der Maurer Wilhelm Tempel in Wlldenhoia versacht» am Morgen de» 29. April d. I. dem herzoglich Altenburgischea Forst- Hüter St. einen Gesaugeueu, welchen dieser an'» Gemeindeamt ab- liefern wollte, zu entreißen. In dea herzoglichen Waldungen, die dicht au wildenhaiaer Flur grenzen, batten sich die Holzdubstähle derartig gemehrt, daß d»e Forfthüter Tag uad Nacht ausde» Beineu waren, um endlich einmal «inen der Dieb« zu sangen. Am Morgen de» 29. April war die- dem Forsthüter Et. auch wirklich geglückr uud er wollte nnu den ertappte» Forftdieb »um Gemeindevorftaud vou Wildeuhoiu befördern. Al» er bet dem Hanse de» gen. Tempel vorüberkam, sprang dieser plötzlich oa» der Hau-thür her«» »ns dea Forfthüter lo« uud suchte de» Arreftatea Et.'» t» sein Han» zn zerren. Djr Folgen seiner That mußte Tempel ziemlich schwer büßen, denn er wurde vom Schöffengericht Borna zu einer längere» Gesäagaiß- strafe verurtheilt, welch letztere anch vom köaigl. Landgericht Leipzig, an da» Tempel sich mit vernsuag gewandt hatte, bestätig» wnrde. Obwohl Tempel nun Etrase uud Kosten genug hatte, hielt er ab-r hoch nicht Ruhe, sondera strengte gegen den Forfthüter Et. ei« vr- leidigung-klage an. Den Grund hierzu gab er ia Folgendem an: AIS St. am 29. April den Holzdieb verfolgte, sei er über seinen (Lempcl's) Heckeuzaun gesprungen und habe ihm dabei dea Zaun ca einer Stelle niedergetretea. Al» er St. hierüber zur Rede gesetzt, habe ihm dieser geantwortet: „Da- branche ich Dir »icht aus Drtnea ar .... Sch zu biudru t" Dadurch suhlte sich Tempel schwer beleidigt, er erreichte jedoch mit seiner Klage Nicht», den» St. wnrde »am Schöffengericht Borna frri»esproche». Hiergigr» hatte Tempel Brr» jung eiugrlrgt und so gelangte dt« Geschichte wiederum »or das hiesige königlich« Landgericht. Allerding« »ahm die Sache hier eia« Sendang, wrlche sür Tempel i« höchsten Grade ungünstig sein mußte und zwar fördert« die Beweisaufnahme Tetail« », Lage, welche uicht anr Et.'« Ber- halteo dem Tempel gegenüber al« ein durchaa» oaftäudige» »nd gemäßigte» erscheinen ließen. St. also entlasteten, sondern im Geyen- «heil daridoleu, daß Tempel derjenige war. welcher sich der gr»d» lichfteu Beschimpfung de« Forfthüter» schuldig gemacht und «»hl »ich« die geringste Ursache hatte, gegen Et. obendreia »och «ine Be leidigungsklage aazustreageo. Tempel hatte somit den Spieß gerade »«gedreht, allerding« fiel er damit gründlich durch. Di« mehrere durch«,» glaubwürdig« Zeugen eidlich versicherte», hat Tempel de, Horsthüter St. «» zruem Morgen fortgesetzt »it den ge »linsten
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