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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-22
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. " 327. Donnerstag den 22. November 1888. 82. Jahrgang. Oie son-erliare Oisitcnkilrle. Don Auguste Gr euer. Aachdrul rcrbottn. ->,r ein wundervoller Herbstmorgen. an welchem die bnallovt", ein allerliebster Danipser, von einem der Villenortc, welche an dem prachtvollen Colorado liegen, absuhr. Tiefer Billenort lag weit oberhalb l a Paz und dem scst.-n Städtchen Mobavel. genau dort, wo der Fluß seinen direct südlichen Lauf beginnt. Ehe die vornehmen Sommer gäste sich von einander trennten, wollten sie. laut Vor schlages einer Dame, welche eben sehr in der Mode war, eine Partie den Fluß hinaus unternebmcn und noch einmal ressen wunderbar schönen Ufern einen Besuch abstalte». Man proponirte 14 Tage für diesen gemeinsamen AnSsluz und uiiethete die „Kleine Schwalbe" für diesen Zweck. Man gab sich den Anschein» als ob man noch sür eiwaS Anderes schwärme als für Sport und Wetten, für Perlen und Edel steine. Die Herren dacklcn insgeheim an pikante Abenteuer, die Damen an pikante Neisccoslüme, und an dein bewußten wundervollen Herbstmorgen nahm man unter Zurufen und Gelächter von den zurückbleibenten Abschied und schlffie sich umständlich ein. Der Eapitain gab sein Zeichen, der Schwarze oben, im glaSuiiiwandelenPilctelihäuSche» drehte daS Steuerrad, der schlanke, drachcnmäukige Nauchfang athmete keuchend die schwarze Welke auS, die gleich dem Kielwasser von nun an den Weg der „Kleinen Schwalbe" bezeichnete. DaS Sternen banner flatterte am Flaggcnstock, unv die Spitzen dör La ternenstangen am Stern und Bug dcS Schisse- schienen im Sonnenlichte Funken zu sprühen. Anninlhig schwankt daö weiße Schiss gegen die Mitte des FlusicS, um dann ruhig in dessen grünen Wassern stromauf zu schwimmen. Alles »st. in fröhlichster Stimmung. Plaudernd, lachend, mit glänzende» Augen gruppiren sich die vornehmen Reisenden. ES sind Geldaristokratcn der Norvstaatcn, sie kennen einander ganz acnau und schätzen einander genau so viel, alö eS der BermogenSrang jedes Einzelnen erfordert. Daher die seine Nuancirnuq ihres Benehmens. Die reizendste der Damen hält aus Deck Eercle. Sir ist von einem ganzen Stad von Ver ehrern umgeben. Wer könnte auch den blitzenden Blauaugen Marv'S. wer ihrem Lächeln, wer ihren goldblonden Flechten Widerstand leisten'? Laß all diese jugendfrischeu Reize von e uer ungemein eleganten Toilette gcboben werden, versteht sich von selber, und von selber versteht sich'S, daß Mary ihre An beter tüchtig zappeln läßt. DaS ist ja säst daS einzige Vergnügen gelangweilter, schöner Mcklivnairiiiiicn. Nebst anderen durch und durch menschlichen Eigenschaften besitzt Miß Mary auch ein unbegrenztes Selbslbewußtsci» und — wie natürlich war cS, da sie die Gesellschaft genau kannte — eine nur geringe Würdigung für den inneren Werth ihrer Neberimcnschen. Wie sie so Hof hält, wie sie so die Augen ihrer Verehrer aus ihr boldeS Persönchen gcbannt sicht, wie sie so mit ab soluter Sicherheit weiß, baß Keiner ihr zu widerstreben wagt, daß Jeder von ihnen von der Wölbung feines Hutes an bi» zur Spitze seiner Lacksttcfeletten herab.zu ihrer Verfügung steht — ist sie doch nickt ganz zufrieden. Immer wieder kehrt ihr beweglicher Blick zu dem Gesichte dcS ManncS zurück — der, ganz nahe von ihr» mit dem Eapitain heiler und intim plaudert. „Wer ist jener Herr?" fragt sic endlich gleichgiltiq Master Trongh. der so elegant gekleidet ist, daß er einem Schneider gleicht. Master Trongh erzählt nun. daß der Fremde ein Freund des CapitainS sei, der sich im letzten Moment vor der Abfahrt von einem der Herren der Gesellschaft die Er- laubniß erbeten habe, bis zu einem gewissen Puncl am Flusse mitsabrcu zu dürfen. Ec habe da zu thn» unv fände wohl so dato kein anderes Schiss, das ihn dahin befördern könne. Mary ist ein bischen verstimmt über den blinden Passagier. In demsclbcn Augenblick aber zeigt dieser lebhaft nach irgend einem Pnnct in der Landschaft, und die Sonne thnt ihm dabei einen Gefallen. Sie blitzt in dem Diamant, der seine Hano schmückt. Mary tackelt wieder. Der Mann ist beglaubigt — sein Ningsinger führt ihn in die beste Gesell schaft ein. Nun wächst ihr Verlangen, ihn in den Reihen Derer zu sehen, die nach einer Hulo oder nach einer Miß handlung von ihr schmachten. „Bringen Sie ihn unS, er soll sich nickt allein fühlen", befiehlt sie Master Trongh. und Master Trongh geht und „bringt" ihr den Fremden. Er ist bereit, ihr Alle» zu bringen, sei «8 ein neue« Journal, sei eS einen neuen Anbeter. Wie zauberisch ihr Blick ist, siebt sie eben wieder, da John mit dem Fremden spricht. Tiefer schaut gleichgiltig auf. da er angesprochen wird, er lächelt höflich und verbeugt sich; dann siebt er herüber, gerade in die Angen hinein, die ihn zu sich rufe»; Helle Nöthe steigt in sein schönes, dunkles Gesicht, und mit vornehmen Bewegungen kommt er neben Master Trongh heran. „Master Jobn", sagt dieser, Mary lächelt ihn an, und er läßt sich neben ihr „jeder. Lebhafter als vorhin plaudert sie weiter. Plan spricht von Paris; er kennt eS wie seine Tasche. Man spricht von dem Lebe» in der Prairie, von Löwen- und BüfscljagLen, von Jndianerkämpfen und dem Schrecken der Urwälder in der alten und neuen Welt. Ruhig spricht er mit, durch diese und jene Bemerkung verrathcnd. daß er da und dort war, daß er Abenteuer die Menge hinter sich hat; und noch etwas verräth er, daß er über alledem nicht un empfindlich geworden ist für Frauenschöuheit und daß er keine der Lebensformen der eleganten Welt darüber vergessen bat. Jetzt lebt er in New-OrleanS. Mary wiegt sich in stillem Entzücken. New-Orleans ist noch eleganter, noch großartiger als St. LoniS. ihre Vaterstadt, in der sie bis jetzt gelebt. Sie wird ganz gern kort wohnen — an der Seite dieses einzig schönen, interessanten Manne». Wir sehen» Erbinnen schreiten rasch mit ihren Wünschen fort. Ma,y baut übrigens ihre ZnkunstSpläne nicht in die Luft; die lebhafte, ungcheuchette Bewunderung, die John ihr zeigt, sagt ihr, daß er ganz gern ihre Pläne verwirklichen helfen wird. ES ist Nachmittag. Man ist an einer reizenden Stelle de» Flusse» angekommen. Gewaltige Bergzüge >m Hintergründe, weiter vorn gegen die User hin pittoreske Felsen, dazu eine herrliche Pflanzenwelt »ud «in tiefblauer Himmel. Der Capitai» macht die Gesellschaft auf eine Felswand aufmerksam, kic in ihrer Unnahbarkeit wahrhaft großartig wirkt. „DaS ist die Visitenkartenschale dieser Gegend", sagt er lächelnd, unv in der That, am Fuße der Wand ist eine nicht geringe Zahl von Namen zu lesen, welche mehr oder minder kübne Reisende aus die FelSplatten gemalt oder bincineenleiß-lt haben. In einer bestimmten Höhe aber hören diese Verewigungen auf. Dorthin steigt wohl kein Menschensuß mehr» die streift höchstens hier und da ein Adlerflügel. Mary bemerkt rS. „Dort oben aber", sagt sie, spöttisch aus die zackengekrönleu Ausläufer der Felswand zeigend, „dort oben bat noch Niemand seine Visitenkarte abgegeben." „Nein, daS ist noch Niemandem gelungen; die eS versuchten, e« sind biS jetzt ihrer sieben, sie haben sich von oben mittelst Seilen berabgelassen — die sanden dabei den Tod", entgegnet« ihr der Capitai». „Und doch könnt« «an auch dorthin g«l«wgen» u» t» zwei Meter langen Buchstaben der Welt zu sagen, daß man hier gewesen." John sagt eS und zündet sich dabei ruhig eine Cigarre an. Marv'S Augen blitzten aus; ein Gedanke durchjährt ihr hübsches Köpfchen. „DaS Weib. daS seine» Name» dort oben fände, eS könnte Dem. der ih» hiiisckrieb — nicht- verweigern." Eie sagt es leise, mit ihrer süße» Stimme und sicht John dabei vcr- heißend an. Er lächelt eigentbümlich, daun steht er ans, verbeugt sich und geht nach der Conimaiidobrücke. Tort spricht er mit dcm Capitai». der ihm voranzegangen ist, weil ibn der Dienst gerufen hat. schreibt einige Zeilen ans ein Nolizblatt und reicht ihm dieses. Einige Häuschen tauche» am User aus. Daö Schiss stoppt. Job» verläßt eS. Einer der Matrosen trägt deS Fremden Gepäck auS Land unv der grüßt noch einmal artig herüber. Die Schaufelräder der „Kleinen Sckwalbe" vritj'che» wieder taS schäumende Wasser, und bald entschwindet der staunenden Gesellschaft der ominöse Fels und der iuteressante Fremdling. „Wohin geht er?" fragt Miß Mary erregt einen ihrer Anbeter, welcher von, Eapitain, zu dem sie ihn aesaudt, zurück- kehrt. „Zu den Felsen", ist die Antwer». M"d's Angen leuchten vor Stolz. * * Tie schöne, übermüthigc Erbin war wie v-no.-alett. E»ück und Angst stritten sich um ihr sonst so lcereS Herz. Endlich, endlich war der Tag da. an dem man aus der Heimfahrt — den bewußten Felsen passiren mußte. Bevor man ihn noch erreichte, ließ kcr Capitai» in einem Boot eine Frau und eine» Knaben vom User holen. Man sah, kaß er sie herzlich begrüßte und sie kann i» seine Cabinc führte. Gewiß war diese einsache, hübsche Frau die seine und der Knabe sein Söhnchen. Verführerischer alS je sah Maiy in ihrer wunderbar compcnirtcn Toilette aus, die zwischen Sentimentalität »uv Hoffnung, zwischen Sicaerslimmnng und zarter Magdlichkeit genau die Mitte hielt. Wunderbar waren ihre fieberigen und dock feuchte» Augen, ihr ein wenig blasseö Gesicht. O — sic Halle ihm viel zugemnlhct — aber sie wollte ihm ja auch viel gebe» — für daS Wagen seines LcbenS sollte er ihre ganze, werlhvollc Person erkalten. Von solch angencbm erregenden Gedanken bewegt, steht NUß Mary am Deck. Die kleine Ansiedelung taucht auf, bei welcher John auSgestiegen ist. und richtig, dort steht er am User. Bald ist er und sei» Gepäck am Bord. Eben da die Wand austauchr, eben da die Felsen ihre Fronte dem Schisse zuwenden, be grüßt John die schöne Erbin. Er siebt sehr heiter auS. Sie ist verwirrt, doch sendet sie einen Blick hinaus und stößt einen Entzückenöschrei a»S. Hoch oben, an unnahbarer Stelle, in stolzer Einsamkeit, ist in schön geschwungenen Zügen der Name „Mary" zu lesen. Jetzt schaut auch John hinauf. „Wie gedankenlos", sagt er. „da habe ich de» Scklußpunct vergessen." In der That, diese Kleinigkeit fehlt noch zur Inschrift. Alle, die John'S Bemerkung gehört haben, harren erwartungs voll dessen, waS nun geschehen wird, — denn in John'S Mienen lesen sic ja, daß er seine Vergeßlichkeit gut machen wolle. Er nimmt die Büchse, die an seiner Achsel hängt, legt sie an die Backe und zielt. Ein Knall — und richtig — der Schlußpunct ist oben. Nu» weiß dir Gesellschaft, die sich um >hn versammelt hat, auf welche Weise er jenes Wort geschrieben. Hurrihrnse umtönen den seltsamen Schützen, neugierige Auge» sckauen durch Feldstecher und können nun hundert unv aber hundert rauchgeschwärzte Lücken im Stein wabrnehmcn, die dort die Sprengkngel» John'S hintcrlasscn, welche, gut ge zielt. den NamenSzug »Mary" geben. Eben will sich die hoch g-schmcichelte, grenzenlos entzückte junge Schönheit hultvoll zu John wenden, da drängt sich der biS jetzt unbeachtet gebliebene Knabe an diesen heran und ruft: »Papa. Papa!" Im nächsten Augenblick liegt er in dessen Arme:». John sieht auf: „Mary!" ruft er der einfachen, hübschen Frau zu, die dem Knabe» gefolgt ist, — „verzeihe, daß ick DiÄ l l Tage länger aus mich warten ließ. Niein Brief erklärte Dir ja, was mich aushielt. Ich habe so lauge gebraucht, um Deine Visitenkarte dort oben anzubringen." Ein ernster Blick — der die andere Mary trifft, welche erbleichend unv schamvoll zurückwcicht — und erdrückt seine „Mary" an vaS Herz. Frankreich und der Papst. * Zu den interessantesten Vorgängen der jüngsten Zeit gehört jedenfalls die Stellungnahme der dcrmaligcn franzö sischen Regierung zum Papstthum. In früheren Jahren ist kanm Einer von der radikalen Linken der französischen Kammer entschiedener für die Aushebung der diplomatischen Vertretung Frankreichs beim Papste cinzclrcten als der gegenwärtige Conscilpräsidcnt, Herr Floguct. Daß ihm alS Minister die Ausführung dieser Forderung nickt in den Sinn kommen würde, war selbstverständlich, und insofern hat die ablehnende Haltung auch der heutigen Negierung gegen über dcm betreffenden Anträge nicht-S Merkwürdiges. Das BcachtcnSwerthc tiegt in der Art, wie Herr Goblct die Nothwcudigkeit guter Beziehungen zun» Papste be gründet hat. Der Hinweis ans die auS dem Con- cordat sich ergebenden Verpflichtungen und aus daS französische Protectorat im Orient ist dabei von nebensäch licher Bedeutung; der Schwerpunkt liegt in dem offenbaren Bestreben, den intimsten Hoffnungen und Wünschen, welche die vatikanischen Kreise beherrschen, zu schmeicheln. Man bat erzählt, daß der Papst in. Gefühle der Enttäuschung über Deutschland auSgerusen habe: „Wir finden nur noch in Frankreich Unterstützung." Herr Goblct nimmt L:c4 Wort mit Vergnügen an. Zwar erklärt er von vornherein, daß Frankreich nicht in der Lage sei, die weltliche Herrschaft wieder bcrzuftcllcn, aber cS geschieht in einer Weise, daß Jeder, der Lust hat. herauSlcscn kann: unter den gegenwärtigen Umständen. WaS Frankreich tbun würde, wen» Deutschland und Italien im Kriege überwunden wären, daS siebt aus einem andern Blatte. ES ist, gelinde gesagt, eine Politik der Zwei deutigkeit, welche die radikale Negierung der französischen Republik in Bezug aus die sogen, römische Frage einschlägt. WaS damit beabsichtigt wird, liegt auf der Hand. Man will die Gegnerschaft dcö K leruS gegen die Regierung, insbesondere im Hinvlick aus die nächsten Wahlen. nackMöglickkeit abmildern, vor Allem aber: man will den Einfluß deS Papste?, bezw. dcr Agitation deS intransigenten KlcrikatiömuS gegen Deutschland und Italien ausspielen. Inwieweit man für solchen Plan im Vatikan Entgegenkommen findet, ist schwer z« sagen. Bon der Klugheit Leo'S Xlll. sollte ma» erwarten, daß rr weder von Deutschland im Ernst die Wiederherstellung deS „ckominlum temporal«^ erwartet hätte, noch sich mit dem heutigen Frank reich in eine Politik der Abenteuer stürzen würde. Aber eS ist kein Geheimniß. daß der Cardinal-StaatSsecretair Rampolla längst ganz in den Händen der Franzosen ist, und man wird wohl nicht sehlgehen mit der Annahme, daß derselbe nach den römischen Kaifertogen auch den Papst in dieser Richtung leichter zu bearbeiten gesunden haben wird. Wir unsererseits k-nne« di« wunderbar« An näherung zwischen dem Vatikan und einem Ministerium Floquet ruhig mit anschen. Die Antwort keS Kaisers aus die Adresse der preußischen Bischöfe bürgt unS dafür, daß von unserer Seite nickt versucht werden wird, die Franzosen beim Vatican zu überbieten. In dem Bewußtsein, der katho lische» Kircke das zur Erfüllung ihres Berufs erforderliche Maß von Freiheit gewährt und gesichert zu haben, würden wir die Feindschaft der klerikalen Agitation selbst im Falle einer großen Krieges nickt fürchten. Und in Italic» wird inan wohl auch noch nickt vor dem Tage zittern, da die Prieslerberrsckast unter dem Schutze der französischen Bajon- ucttc in Rom wieder ciuziehen wird. Aber die Rede Goblet's wird kort immerhin Denjenigen zu denken geben, welche dcm Gerede von de» versöhnlichen Instructionen, die der neue Botschafter mitgclracht haben soll, Glauben zu schenken ge neigt gewesen sind. Jur priMclilcil-Wfllil. * New-?)o.k, 8 November. Mo dock ist Harris,» »un der neu; Präsident der Vereinigte» Slantcn; die r pubükaaische Partei hat gesiegt. Vicriindzwanzig Jahre lang waren Männer der R.-piibbkaner aus dem PrSsiLciiteiistiible von Nordamerika; durch die letzte Wahl wurde Cleveland zum Präsidenten gewählt, die Demokraten Hanen die Oberhand, schon dachte man, eine Aeiiderunq sur eine längere Reihe von Jahren würde eintreten, da out einmal wieder ist eS ein Rcpiidlitancr, der lüc die nächsten vier Jahre über di; Vereinigten Staate» regiert. Obgleich Elcveland sehr beliebt geworden war und sich ziemlich viel Anhänger erworben Halle, so ist doch das Sttmmen- qesannntresullat der republikanischen Partei »iclr als ei» Viertel demjenigen der Demokraten über. Das also wir da? Eegebniß des 6. November, jenes großen Tage- sür das amerikanische Volk, Las Ende all des großen Treibens der letzten Woche». Wie ma» hier eine» Präsidenten wählt, ist wirklich sehr interessant. Bekanntlich bestehen im amerikanischen Volke zwei Parteien von ziemlich gleicher Anzahl von Anhängern, d e Tcmckraten lwd die Republikaner. Hat nun ein Präsident seine vierjährige Regie, ungs- zcit beendet, so wird durch die Wahl des gei'ainmten Volkes entweder seine Präsidentschaft um neue vier Jahre verlängert oder ei» Anderer nimmt sei» Amt ein. und der frühere Präsident tritt wieder in den Civilstaud über. Im August 0,s vierten Jahres nun tritt der Parteiconveiit zusammen, und die Vertreter der sänimtlrchen Staaten der Union stellen die Caiididaicn sür das Präsidentenamt, sowie die Vicepräsidciitcn aus, um die cs sich bei der nächste» Wahl handelt. Das Ergcbniß des letzten Convents war: Für die demokralische Partei: Grover C!evc!a»d von New-Dork, als Präsident, Allen G. Tburir-ann von Ohio, a!S Vicepräsident. Für d e republikanisch; Partei: General Benjamin Harr>jon von I»- dian>a, als Diäsideiit, Lrvi P. Morton von Ncw-?)ork, als Ace- präsident. Bon dcm Tage an nun, an welchem Sie Candidaten sestgestclft sind, beginnt das Arbeiten der beiden Parteien, das sich, je näher der Wahltag hcranrückt, zn einem immer tolleren Treibe» entwickelt. Ueberall bilde» sich Clubs. die sür ihre Partei emsig arbeiten; in den Straßen werden große Netzbanner ml! Bild- niffen der Candidaten und Nussorderungen an das Volk angebracht; die Zeitungen cnlscheide» sich sür de» euien oder den anderen Can- didaieii. stellen immer nur ihre Partei ins Licht und beschimpfen in der unschönsten Weise ihre Gegner, llebcrall werden die tollsten Wellen gemacht aus den eine» oder anderen Präsidenten, oft von ganz bcträäjjlichen Summen, und Mancher merkt nach dcm Wahl tag: einen ziemlich-» Zuwachs seines Vermögens, Andere dag-gen haben Kopsschmerzen über de» Verlust, de» ihnen ibre dumme Wette bereitet hat. Das Gespräch über die bevorstehende Wahl wird immer allgemeiner, nach und nach tritt eine Mäßigung im Geschäftsgänge ein, die in den letzten Tagen zur vollständigen Siockung wird. Die Anhänger beider Parteien veranstalten große Umzüge und Paraden, »m das Volk sür ih>e Seile zu gewinnen, durchziehen unter Musik die Straßen mit Laternen, Fackeln und Feuerwerk in allerhand Costünicn, oft in den sonderbarsten Masken und Larve», bei deren Anblicke man unwillkürlich den Kops schüttelt Eine Angelegenheit, wie die Wall eines neuen Präsidenten, die daS Wohl des amerika nisch"» Volkes für die nächste» 4 Jahre anSniachen soll, wird so ins Lächerliche gezogen. Ueberall in Localen oder belebten Straßen halten Redner An sprachen au daS Publicum, jeder nennt seinen Vorredner einen Schm »dler, dessen Ansichten durchaus falsch und dem Volke nach- lhkilig sind, und stellt IN einkk flammenden und begeisterten Ansprache seinen Candidaten als den Förderer des allgemeinen Wohles, de» einzigen richtigen Mann h>», den das Volk sür seinen Präsidenten zu wählen hat. Einige Wochen vor d.-ni Wahltage beginnt das Registrircn der Wahiberrchiigtcn. Jeder Wähler muß c.n Aller von 2t Jahren haben, von »adelsie ein Ruse sein und sich als amerikanischer Bürger auSiveis-n können, Ausländer müssen L Jahre im Laude lein, bevor sie i» Besitz der Dürgcrpapicre gelange». Die Stimmz tick wcr:cn jedem Wähler von den betreffenden Parteien p:r Post zugriandt. Immer näher rückt io der Wahltag heran, und immer eifriger beginnt cs im Volke zn arbeiten, Wahlen und W'hlcandidatcn bilden säst den einzigen Gegenstand der Gespräche nn Publicum. Ueberall werden allerhand Sachen, wie Fahnen, Tücher, Schlciscn, Knöpfe re. mit den Bildnissen der Candivaten gekauft; die Summe, welche sür allerlei solche Sachen i» den gelammten Staaten auS- gegebin wird, beläuft sich aui mehrere Millionen Dollars. Am Vorabend de? WahltaaeS veranstalten die Parteien ge wöhnlich noch eine letzte riesige Parade, an welcher sich in New- Joik allein gegen 11X1060 Menschen belheiligen. Vergebens sucht man aber als Zuschauer den ernsten Zweck dieser großen Auszüge, übcrall Masken, Tcomvcten- und Pseiseiilärm, sowie wildes, fast thieriiches G-ichrci der TkeÜnchmcr. von denen viele i» Begeisterung sür ihren Candidaten des Guten etwas zu viel gcthan haben und nun schwankend im Zuge dahiniaumcln. Interessant ist cS, die ver schiedene» R-srains zu hören, welche durch den ganzen Zug hindurch gesungen werden, wie: „kour, iour, kour zeur» moro" (B»er, vier, vier Jahre mehr). „VVbat. in tdo metler wird Oleveluixi? (Was ist los mit Clevekaiid?) woraus da? Publicum annvorlet: Ilo is allright". „äVhat is kde ivatdor wild Lnrriscm?" lWaS ist tos in t Harris»»?) und dann wiedcr allgemeine Antwort: „kls ig in tde soup!" l^r sitzt i» der Supp- !) Bei den repnbl konischen Anizügeii schallen dieselben Fragen durch d e Straßen, natürlich heißt cs dann. Harrison ist allrixbt und Clevcland ist in der Suppe. Welch hohe» Grad von Bildung verrathca doch solche Ausrufe! Am Wahltage selbst sind, da derselbe ein lox-al lioliüs^ (ge setzlicher Feiertag) ist, alle Gcichäfte geschlossen. Ueberall in den verschiedenen Distrikte» sind zahlreiche Locale mit Wahlurnen, in denen vom frühen Morgen an bis Nachmittags 4 Ukr die Stimmen der Wähler entgegengenoniinen werden. Die Restaurationen in un- miltelbarkr Nähe d;r WabNocale sind geschlossen, damit die Wähler ihr Werl mit vollem Ernste tbun können, natürlich in cmicrntcr gelegenen Wnlhschast-n können sie sich erst gehörig zu ihrer groß°n Tdat siäiken. Ein Gang durch die Straßen giebt dem Beobachter viel Veranlassung z» allerhand Betrachtungen. Ueberall ernste wich tige Mienen dcr Wähler, überall Gespräche über die Wahl, hier ziemlich ruhig, dort erregter; oft werden die MeinungSverichieden- deiteu so arg, daß es zu Streitigkc ten und Prügeleien kommt; Polizei und die Aiiibulancenwagen der Hospitäler sind an diesem Tage beständig in estriger Beschäftigung. Ueberall i» der Näh; der Wahllokale stehe» Angestellte beider Parteien, w-lche die Wähler mit ergreifenden Worten und. wenn daS nicht genügt, mit den nöthige» Dollarbills säe ihre Seite zu gewinnen suchen. Amüsant war eS mir, einem Bespräche verschikdcner Wähler zuzuhörc»; wie thöricht doch mancher Menschen Ansichten sind! „Cicveland dürfen wir ans keinen Fall wählen, denn dann be kommen wir englische Arbeitslöhne und verdienen gleich gar nichts mehr, da können wir nur wieder nach Europa zarückaeden." „Ja. a'v.-r wenn Harrison erw.iblt wirv, so bleibt Alle» so lhcuer, wie es jetzt isi, wen» der CingangSzoll nicht erniedrigt wird, dann kann man sich ganz und gar nichts erübrigen." „Ach wo?, Eleveland hat sich in de» vier Jahren genug Geld zusamniengescharrt. daß er nun ein seine- Leben führen kann, wenn wir ihn noch einmal wähle», so wird er ja ein X-Miflivnalr, das geht unter leinen Umständen." „Aber, wenn Harrison erwählt wird, so kann Niemand mehr berüberkommen, ich möchte gern meinen Bruder herüberliabea. aoer wenn er Präsident isi» so wird die Limvaoderung verboten." Alt wenn dazu dicht ein bloße» Gesetz genügte, am die Einwanderung, wenn auch nicht ganz zu verbiete», so doch zu beschränken. Freilich, s» wie letzt kann e» wohl nnmSglich sortgrheu; mit jedem Damps« laude» hier ,» Nrw-Vork gege, SOO bi» 100V Ein wanderer, jeden Monat beträgt di: Snmine ungefähr 8000 bis 10000. seit Januar S. I. b>S Ende Oetober kamen mehr als 120 000 Eiinvanderer hier an, die alle ihr schöne» Heim verließen, um liier daS so viel besprochene Gold in te.> Straßen aufznlelen. Co tritt Mancher au die Urne heran, wirst leinen Zettel hinein und weiß eigentlich nickt, warum er jür tcn einen oder den anderen Caiididaien gestimmt hat. Um 4 Uhr Nachmittag» werden die Urnen geschlossen und nun geht iS an die Arbeit, das Ergebnis) der Wahl sestzustellcn. An den Häusern der verschiedenen Zeitungen werden auf großen Tafeln der zu Tausenden versammelten Menge die t-legraphisch ein- lauscnden Berichte der größeren Städte angegeben; in Einem sort erscheine» „Extras" d r verschiedenen Blätter, um Las Publicum zi iiisormiren, in jedem ist zwar immer dasselbe zu lesen, nun daS schadet nichts, daS Geschäft der Zkiluligeu darf nicht vernachlässigt werden. In dra Straßen ist es überall lebhaft; Hucrahruse, Lieder er tönen, dazwischen schreie» Betrunkene, die aus das Wohl des Präsi denten etwas zu viel gelhan. dann wieder klingelt ein Ambulanz- Wagen, uin ein unglückliches Ovjer zu holen, den» Andere ihre An sichten etwas zu handgreiflich bewiesen haben. Die berühmte Ncw-?)orker Jugend natürlich muß auch da» Ihre dazu beitragen. Ueberail in den Straßen werden große Feuer e.ligcbrai'ut, wozu sie Alle». waS nicht niet- und nagclsest ist, wie Kisten, Stcohsäcke, Gcschäittschilder, HanSthüren ec. berbeijchleppen; de.» neuen Plüstcettttu muß ein Frcudenjener gemacht werden. So treibt mau cs hier zu Lande, so wählt man in Amerika einen Präsidenten. Carl ttleinhempel." vermischtes. — Berlin, 20. November. Se. Majestät der Kaiser kam heute Vormittag kurz vor 10 Uhr nach Berlin zur Ver eidigung derNekcuten der 1.unb2 Garde-Jnsanteric« Division. Nach dem feierliche» Acte begab sich Seine Majestät inS diesige königliche Schloß, um einige Borträge ei.tgcgeiiznnebmen und NcgierungSangelegenheiten zu erledigen. Ses Majestät dcr Kaiser wird vom heutigen Tage ab im Schlosse Wohnung nehmen. Auch Ihre Majestät die Kaiserin lrisst mit den Prinzen beute Nachmittag vom Marmorpalais hier ein. Am 22. d. M. wirv sich Se. Majestät der Kaiser zur Abhaltung von Hosjagten mit mehreren gelavencn Fürst lichkeiten nach Leylmgen begeben. — Se. Majestät der Kaiser wird in den nächsten Tagen einer Einladung des Kaminerberrn Grasen Eulenburg nach Schloß Lieben berg in rer Provinz Brandenburg folgen, dort sollen große Jagden stallsiuren. Der Aufenthalt des Kaisers in Lleben- berg ist aus zwei Tage berechnet. ---Berlin, 20. November. (..Notioi-akzellunz".) DaS fünf zigjährige Doctorjubiläum, welches der Bros. Gneist deute beging, gestaltete sich zu einem Tag »eich an Ehren und Aner kennungen für den Jubilar. Als erster Gratulant erschien StaatS- miiiistcr v. Goßker, um a!S allerhöchste An.-zeichnung den Stern zum Rothen Adlerorden 2. Clasi- zn übcrbringen und zugleich mit herz lichen Worten persönliche Glückwünsche anszuspeecken. Der Groß- hcrzog von Bade» ehrte den Jubilar durch Verleihung de- Comthur- kreuzeS mit dem Stern vom Orden des Zähringer LüwcnS, die juristuchs Facullät der hiesigen Ilaiversilät fand sich in corpors ein. Im Namen der Faeultät überreichte dcr Decan Or. Eck die Er neuerung des Doctordiploms und einen Band von Beryondliiagen, die von den Mitgliedern der Faeultät zu Ehren dcS TogeS be sonders geschrieben waren. I» seiner Dankesentgegnung gab der Jubilar ein Bild seines LcbenSgangcS. Den Glück wünschen des akademischen Senats gab der mit der Amts kette erschienene Rector Prolesjor Gerhardt beredten Ausdruck. Für die philosophische Facullät gratuürie dcr Decan Prof. Eckhardt Schulze. Die Universität Rostock hatte den Prof. Sachße, einen Schüler des Jubilars, entsandt, um eine Adresse zu überreichen. Für die Universität Jena überbrachte Pros. Lüning eine Festschrift, von olle» deutschen Hochschulen, von der Universität Prag, von der rechts- nnd siaaltwisskiischastlichkn Facultät z» Wien, von den Hochschulen z» Basel, Brr» und Zürich, von der Dorpater Universität, von der turistischen Studentenichast Lee Universität Cambridge, von der Recktssaciiltät zu Edinburg, von der Universität zu Oxford und von der Agranier Hochschule waren Adressen und Glückwunsch-Telegramme eingezauge». Gewidmet wurden dcm Jubilar außerdem die neue Auslage des prenbüchen SiaatsrechtS von dcm verewigten Professor Hermann v. Schulze in Heidelberg, daS neue preußische Staat-recht von I)r. Vornhack und eine Biographie von vr. Jastrow Das Victoria- lliceum übersandte dem verdienten Mitglieds des CuratoriuMS als Ehrengabe des Vorstandes einen prachtvollen Blumentisch und auch sonst traten zahlreiche herrliche Blumenspenden und Hunderte von Glückwunschadrcjjen ein. — Im weiteren Verlaus des Festtages er schienen noch Stoalsseccclair Schilling als Vertreter deS Reichsjnstiz« amleS, eine Deputation der AnwaltSkammcr unter Führung des Geh. Raths von Wiliiiowskh, die Piäsidentcn unv eine Devumtioa der Mitglieder deS LberverwallungSgerichts. Geh. Rath Nftlwff als Curator der llniveisität Marburg und zahlreiche persönliche Freunde, vnter ihnen Pros. Hossmaiin, Pros, von Bergmann, Pros. Ad. Wagner, Prediger Thomas u. A. ReichSgericht-präsident v. Simson übermittelte iclegiophiich herzliche Glückwünsche, ebenso der Vorstand des national- liberale» Wahlvcreins zn Breslau. Die Studentenschaft wird zu Ehren des Jubilars gegen Ende de» Monats einen solennen Cammers veranstalten. Der akademisch juristisch: Verein, dessen Ehrenmitglied der Jubilar ist, enlsandte zwei Lhargirte. Die Erneuerung des Doctor- diplonrs feiert den Jubilar a>» den Mann, gui äoetor imjus uu iveraitatis kpl-mlilliAiimu» per äeeem lero Innkra lioea» vsqns juriepruckentiae parte» ampkerun iiivumerndilium ackulesoeotium uoinioz aä «iuilia euira ivcouckit, gui sariptvr »mplisziwns ivtsenii scumins sormoui» veoustats üoetrivas »vertat« rsipoblio»« anixlicao eosuitioos unica uuiversiiw jnriv puklici privatigue orbem iliu-travit et ampl.üaavit, gui äsvigus Senator exrePos in imperio et reirno kuborvauck s peritissiwum in reksrevcko et ckiaeocke» aopioslssimum io leZdu» comlsnäis ioxreniosisrimum ita »s pra««tit>t ut novi civitatis kornrsicas »ckwioistranllav vräiois guasi kliuäaror jure eelvdretnr. — Am Abend hat der Jubilar eine» größeren KeeiS bei sich empfangen. --- Noch vor etwa 60 Jahren besuchte die Leipziger Messe» ein Dresdner Antiquar. Namens Helmert, dcr seinen Stand neben dem Brunnen am Neumarkt und Grimmaische Straße batte. Sein Büchervorrath lag theilS aus Brctcrn. die über zwei Holzblöcke gelegt waren und über welche zum Schutz vor Regen er eine zersetzte Leinwandplane deckte, und thcils aus der Straße. Helmert trug zerlumpte Kleidung, bisweilen eine alte Mutze und die nackten Füße steckten in hölzernen Pantoffeln. Seine Wohnung sür Tag und Stacht war ein »eben dem Verkaussstande liegende» Faß, mit einigem HauS- geräth und Heu sür oa» Lager. Für unsere Zeit wäre ein solcher Diogenes eine Unmöglichkeit; damals kümmerte sich die Slraßenpolizei um solche Dinge nicht. Höchstens über- mülbige Schuljungen belästigten den alten Philosophen manch mal durch Neckereien. Helmert mag der letzte derjenigen Anliquare gewesen sein, welche schon zur Zeit des sieben jährige» Krieges sich dcr gründlichsten Verachtung der Leip ziger Buchhändler erfreuten. Ei» buckbändlerischer Hcrzenö- crguß aus jener Zeit gab dieser Verachtung in nachstehender Schilderung der Antiquare Ausdruck: „Sie sind die Feinde der Buchhändler. uni> suchen ihnen allen Verdienst vor dem Maule wegzusischen. Wenn ein Student ein alte» Buch zu verbandet» bat, so geht er zum Antiquar, verkauft cS um ein paar Groschen, und Jener freut sich, wenn er eS einem an dere» um den doppelten Preis wieder verkaufen kann. Sie geben den mcbrsten Büchern selbst Titel, die sie nicht versieben, den» literarische Keimtniß muß man bei ihnen nicht suchen. So kam e» vor, daß Einer ein Buch lauste, darauf stand: „Arnvt'S ParadieSgärllein", und wie er da» Buch ausschlug, war eS „DaS galante Sachsen". ES ist dcr elendeste Handel. Die Antiquare bestellen nieist auS abgcsctzte» Marklhelfern und unbrauchbaren Bedienten. Ihre Bibliothek babcn sie aus sreicr Straße anSgelegt, so daß Regen und Sonnenschein. Staub unv Koth ihre äußere Schönheit ost verderben." Wenn wir uns recht erinnern, starb Helmert im Jahre 1828, und durch seinen Tod war Leipzig UIN ein Meßoriginal ärmer.
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