Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-29
- Monat1888-11
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1888
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Lr-artion und Expedition Iohauae-gosse 8. Aprechltondrn drr Uedaction: vormittag» 10—irr Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. »vr HI« Nve»abr etnqetandter Atanuterldt« m»,t fi dle viedactten nicht »erbineiich. A«»t,h«r »er für die nichftsolgende Nummer bestimmten Inserate an Wachentagen dt» S Uhr Nachmittag«, anLanu- UN» Festtagen früh bts't.s Uhr. 3n drn /Malen für 3ns.-Ännahme: Dtt« Klemm, Unlversiiät-straße 1. Lauts Lösche. Kathartueustr. 23 pari. uns König-Platz 7, nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-vrei» vierteljährlich 4 V, Mk. tncl. Vringrrloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung KO Mk. Mit PostbesSrdcrung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer ».Ziffernsatz nach HSHerm Tarij. lieclamen unter dem RedactionSstrich die ögelpalt Zeile bOPs, vor den Familiennachrtchten die kgespaliene Zeile »0 Ps. Inserate sind stets an die Crprdttton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuaweraml!, oder durch Post- Nachnahme. 334. Donnerstag den 29. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Dekiimlmchmg. Mit Zustimmung der Stadtverordneten haben wir beschlossen, den Satz unter L I de» Tarif» zur Lagerbos- ordnung vom 31. März 1853 — Arbeitsleistungen slir trockene Maaren mit Ausnahme von Getreide, Rapssaat und Heringen — von 5 ^s auf 6 für 50 kx zu erhöhen, was vom Königlichen Ministerium deS Innern im Einverständnisse mit dem Königlichen Finanzministerium laut an die Königliche KreiShaupiinannscbast ergangener, miltclsi Beschlüsse» derselben vom 15. October d. I. uns zugefertigter Beiordnung vom 8. desselben MonatS genehmigt worden ist. Wir bringen die» hierdurch mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntniß, daß die gedachte Tariferhöhung vom 1. Deccmber V. I. ab in Kraft treten soll. Leipzig, den 27. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1-r. Georgi. Hentschel. Dekarinlmachung. Unter Aushebung unserer Bekanntmachung vom 8. Juli diese» Jahre», die Beförderung von Schlachtvieh im hiesigen Stadtbezirk betreffend, verfügen wir hierdurch, daß Bullen. Ochsen, Kühe, Jungvieh. Kälber und Schweine überhaupt nicht mehr durch die Stadt getrieben, sondern nur a«f Fuhrwerk befördert werden dürfen, gleichviel, ob dieselben dem Zwecke der Schlachtung in hiesiger Stadt zu dienen bestimmt sind oder nicht. Das Treiben von Ziegen und Schaasvieh bleibt auch jetzt noch gestattet. Zuwiderhandlungen werden unnachstchtlich und, soweit nicht nach allgemeinen Strafgesetzen eine höhere Strafe ein- utreten hat, in der Weise geahndet werden, daß dem Be reisenden für jedes einzelne der entgegen dieser Borschrist getriebenen Thiere eine Geldstrafe von »—8V Mark, bez. entsprechende Hast in Anrechnung gebracht wird. Gegenwärtige Bekanntmachung tritt mit dem 1. Dccember diese» Jahre« in Kraft. Leipzig, den 27. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. lir. Georgi. Hennig. Wiestnvtrpllchtinig. Folgende der Stattgcmeinde gehörige Wiesen in der Flur Leipzig bez. Connewitz 1) Parthenwiese, Parcelle Nr. 2781 de» Flurbuch», neben und hinler dem Gothischen Bad von 4H.57 Ar --- 217 H. 2) Abtheiluncz « de» s. g tkilenburger Rodelands an dem von der Lindenaucr Chaussee nach der Heiligen Brücke führenden Fahrwege von 2 Hektar 76,71 Ar --- 5 Acker, 8) s. g. Sckönefelder Miese am Nonncnweg von 2 Hektar 2.21 Ar --- 3 Acker 196 IHR.. 4) die Vorländer und Dämme auf beiden Ufern de» PleitzenflnthbetteS oberhalb der Brücke auf dein Schleußiqer Wege von 1 Hektar 74,7 Ar --- 3 Acker 47 UM.. L) deSaleichcn auf dem linken User de» Pleiften« flutbbctteS unterhalb obiger Brücke und aus dem rechten Ufer rer Paustnitzsluthrtnne unterhalb der Flnthbrücke aus dem nämlichen Wege von zusammen 1 Hektar 42,5 Ar --- 2 Acker 172 OR.. K) Vorland und Damm auf dein linken Ufer der PauHnitzfluthrtnne ebenfalls unterhalb der Fluth- brücke bis an die Grenze der Abtheilunq X der Heiligen Wiesen von 93,8 Ar --- 1 Acker 208 ÖR., 7) die Vorländer und Dämme auf beiden Ufern der Pau-nitzsluthrinne oberhalb der Fluthbrücke einschließlich de» Stückes Glsterfiuthrinne bis an den Connewitzer Linienwcg von 1 Hektar 29,0 Ar ---- 2 Acker 99 IHR. Flächcngehalt sollen zur Gras-, Heu- und Grummetnutznng, mit Ausschluß jeder anderen BenntzungSweise, aus die zehn Jahre 188» biS mit I8»8 Dienstag, den 4. December d. I., Vormittags It Uhr aus dem RathhauS, l. Etage, Zimmer Nr. 16, an die Meistbietenden verpachtet werden. Die Versteigerung»- und Verpachtungsbedingungen, sowie die betr. Situationspläne liegen in der Expedition unserer Oekonomie-Inspektion, IchanniSplatz Nr. 9, zur Einsicht nahme aus. Leipzig, drn 21. November 1888 Id. 4560 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti Ausschreibung. Der Verkauf der zum Abbruch bestimmten Baulichkeiten de» alten Forstbause» Burgaue soll im Wege dc» schrift lichen Angebote- erfolgen. In den Angeboren ist die zu bielcnde Summe in Zahlen und in Buchstaben, auch die volle NamenSunterschrist, sowie die genaue Wohnung de» Vieler» anzugeben. Tie Angebote sind in verschlossenem Umschlag biS zvm lil. December d. I. Nachmittags 8 Uhr bei der Hochbauverwallung unlercS Bauamteö (Ralhhaus, 2. Stock- werk, Zimmer Nr. 5) mit der Aussckrist: „Abbrnch deS alten ForsthauseS Burgaue betr." einzureichen. auch könne» edenvaselbst während Vrr Geschäst»- stunden die Abtrucbrbedinguiigkn eingesehen, bez. gegen Er legung von 1 -2k Schreibgebühr entnommen werden. Die Bieter bleiben bi» zum 15. December d. I. an ihre Offerte» gebunden. Dir Au«wahl unter den Angeboten, sowie die Ablehnung oller Angebote behalten wir »n» vor. Die Besichtigung der Baulichkeiten kan« am 2. und 3. December v. I. Vormittag« von 8 bi» tt und Nach- mittag» von 2 bi» 4 Uhr erfolgen. Leipzig, de» 20 November 1888. ..... Der Rat» der Studt Leipzig ^ 44M/I4S, vr »eorgi. Htl». Städtische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1888. Die Sparcaffen-Deputation. Bekanntmachung. Zur Beaufsichtigung d.-r Privatbaulcn in hiesiger Stadt und zur Unterstützung des Bauoolizeicomni>ssars bei der Begutachtung der Pläne jür diese Bauten soll für unsere Baupolizeiabtheilung ei» erfahrener Baulechnikcr, welcher mindesten» die staatliche Meister. Prüfung bestanden hat, mit einem jährlichen Gehalt von 3000 >i vom 1. Januar kilgn. IS. als I. Baukontrolör anqestell! und vom gleichen Zeitvunct ab ein ebenso deiäliigter Banicchniker zur Beihilse bei der Beauf sichtigung der Privalbauten mit 175 >Äi Tagegelder jür den Monat als Hl. Baukontrolör angenominrn werden. Bewerber wollen ihre G suche unter Beigabe von Zeugnissen bis zum 15. December lsdn. IS. bei un» anbringen. Chemnitz, den 27. November 1888. Der Rath der Stadt Chemnitz. AndrS, Oberbürgermeister. Wilde Nichtamtlicher Theil. Die Lerathung des Reichghauslialts. Wie sich die Zeiten geändert haben, läßt sich au» der Wirkung erkennen, welche die vorgestrige Rede de» Abgeord neten Richter erzielt hat im Vergleich mit seinen srüberen Revcn zur Einleitung der EtatSberatbung. Herr Richter ist anerkanntermaßen ein tüchtiger Sachverständiger in Finanz sragen, er beherrscht vaS Material, au» welchem sich der Etat zusammensetzt. vielleicht bester al» irgend ein anderer Ab» geordneter und hat die EntwickcluiigSphascn der Sleuer- und Wirthschaflspolitik in bewunderungswürdiger Weise zur steten Verwendung für seine Zwecke gegenwärtig, aber damit ist die Bedeutung Eugen Richter'» al» Finanzpolitiker auch er schöpfend gewürdigt. Er steht nickt aus dem Standpunkte, daß er die Finanzlage und die Finanzwirthschast nach den Reichs- oder Staat-betürsnisten beurtheilt, sondern ihm genügt c», nachzuweisen oder doch die Meinung zu Zwecken, daß rin Theil de» Volke» darunter leidet und zum Bortheil eine» anderen Tbeile» benacktheiligt wird. Herr Eugen Ricbtrr hat die schwere Beschuldigung au», gesprochen, daß die deutsche Steuerpolitik daraus beruht. Denen, die etwa- haben, etwa» zu geben, den Besitzlosen aber Ta», wa» sie haben, zu nehmen. Zum Beweise dieser Behauptung hat er die Branntweinsteuer und die Gctreidezölle angeführt, aber die Zuhörer hat er durch seine Auseinandersetzungen so wenig überzeugt, wie die ferner Stehenden. Tie erste Frage in Steuer- und Wirtbsch.islksachcn muß stet» die sein, ob die Gksammtwchlsahrl dadurch geschützt oder geschädigt wird, und diese Frage kann nur dahin beantwortet werden, daß BundeS- rath und Reichstag nach bestem Wissen und Gewissen die vorhandenen Wege gesucht und gesunden haben, »m die NcichS- betürsnistc zu prüfen. Ob e» nickt noch bessere und wirk samere Mittel für diesen Zweck gicbt, ist eine offene Frage, die aber nicht allein theoretisch und kritisch und vom Partei- slandpuncte au« gelöst werden kann, sondern nur thalsäcklich und praktisch, und so lange Herr Richter nickt in der Lage ist. die in dieser Beziehung entgegenstehenden Hindernisse hin wegzuräumen, sollte er auch weniger schroff mit seiner Kritik hervortreten. Die öffentliche Meinung in Deutschland bat sich bisher noch nicht dafür entschieden, daß die Leitung der Reichs- sinanzverwaltung Herrn Richter zu übertragen sei, und da» wäre doch die Voraussetzung zum Erweise dessen, daß Herr Richter im Besitz VeS besten Mittels ist, um der Noth unserer Zeit ein Ende zu bereite». Herr Richler bezeichnet- e» alS die Signatur unserer Zrit, daß eine Partei ,n sieter Vermehrung begriffen ist, welche es überhaupt nickt mehr für möglich hält, aus der Grundlage der bestehenden gesellschaftlichen und poli tischen Ordinmg zu einer Besserung unserer Zustände zu ge langen, und ließ turchblickcn. daß die deulschsrcisinniac Partei das wirksamste Gegengewicht gegen jene Partei bilde. Die Richler'schc StaatSweiSheit würcc danach darin bestehen, die socialdemokratische Partei dadurch zufrieden zu stelle», daß man sie frei gewähren läßt und cö ihr anheimstcllt, auf welche Weise sic de» geplante» gesellschaftlichen und politische» Umsturz de» Bestehenden ins Werk setze» will. Er nennt die Beseitigung der Grtreibczölle rin natürliche» Recht der Arbeiter, und bekanntlich ist die dcutschfrcisinnige Partei die entschiedenste Gegnerin de» Socialistengesetze« und der socialpolilischen Gesetzgebung. Herrn Richter gilt die Aushebung der Getreide« Zölle mehr al» die Alter«- und Invalidenversicherung, und er saßt sei» Urtheil über die Regierung-Politik in die Worte zusammen: „Man kann nur darüber zweiselha t sein.ob verkehrte posiliVeGcsrtze der Regierung oder verkehrte Repressivmaßregeln mehr zum Anwachsen der socialdcmokralischc» Partei beigerragen haben." Herr Richter ist also der Meinung, daß die Socialdemokratie am leichtesten unschädlich zu machen wäre, wenn man an Stelle der gegenwärtigen Reichspolitik eine Politik nach dem Wunsche der Herren Richter. Traeger und Genossen setzte. Glücklicherweise liegen die Verhältnisse so, daß wir vor einem so gefährlichen Experiment bewahrt dieibe» und daß die Grundlagen. aus welchen da» deutsche Reich ruht, fest und unerschütterlich sind. Es ist eine alle, schon im Allerthum befolgte Regel, daß Redner, welche durch ihre Worte eine große Wirkung erzielen wollen, mit einer Einleitung beginnen, die geeignet erscheint, ihnen da» Wohlwollen der Hörer zu sichern. Die Römer nannten diese Einleitung oaptatio dsnnrolentiae Herr Richter verschmäht solche Mittel, denn er hat seine vorgestrige Rede mit Angriffen auf unsere Marine und aus unsere Evlonien, also aus zwei Einrichtungen begonnen, wrlche dem deutschen Volke vorzugsweise nm -Herzen liegen. Er hat au« der Denk schrift über die Marine den Eindruck gewonnen, al» ob nur noch 6 oder 7 deutsche Krieg»schiffe tauglich seien und al» ob sie im klebrigen au» altem Holz beständen. Dieser Eindruck ist ein rein persönlicher, dom Verfasser vrr Denkschrift aber gewiß nickt beabsichtigt worbe». Was er und mit ihm der Ebes der Avmiralität wollte, war offenbar nur. die Marin« al» derbesserungSsähig und -bedürftig zu bezeichnen und die in dieser Beziehung gemachten Vorschläge zu begründen. Die Verhandlungen über die Morinevorlag« gehören ihrer Natur nach nicht in de» Rrich-tag, sondern in den Ausschuß, welcher mit ihrer Prüfung beauftragt wird, di« daß« in Betracht kommenden Gesichtspunkt« sind heikler Natur, und r» erscheint un« patriotisch, sie nicht au» vollem Halse der Oeffentlichkeit und dem Ausland- entgrgenzurufen. Herr Richter weiß ebenso gut wie jeder Andere, .welcher die deutschen Angelegenheiten mit Aufmerksamkeit beobachtet, daß sich in ncmster Zeit m der Marine bedeutungsvolle Veränderungen vollzogen haben. An drr Spitze steht nicht mehr ein General, sondern ei» Fachmann, und daß der die ganze Sachlage mit andere» «»gen ansehen muß, ist offenkundig. Der FlottenaründungS- plan, nach welchem bisher verfahren worden ist. liegt seiner EutstehungSzeit nach weit zurück. Damals war die durch» schlagende Wichtigkeit de» TorpcdowesenS für die Zukunft de« Seekrieges »och 'nicht erkannt, wir halten noch keine über seeischen Schutzgebiete, es ist also ganz natürlich, daß heule ganz andere und wcsenllich höhere Ansorberunge» an die LeistungSsäbigkeit unserer Marine gestellt werden müssen als vor zehn Jahren. ..... Herr Nichter hat auch die deutsche Folonialpolilik mit wenigen niederschmetternden Worten abgethan. Er sagt: „Der deutsche llnternebmniigsgeist hat nicht gewartet aus da» Ausbissen der deutschen Flagge in den Schutzgebielen. er hat schon vorher den ganzen Erdkreis umspannt. Wa» ist gegenüber den Leistungen der deutschen Nheterei und de» deutschen Handel« da» Wenige, was in de» deutschen Schutzgebieten erreicht werden kan»? Wa» wir dort erreichen, ist immer nur Spielerei!" Wenn dem wirklich so wäre, wie kommt eS denn, daß gerade die Hauptvertreter der deutsche» Nhederci und de» überseeischen Handels seit einer Reihe von Jahren bei der Reichsregierung um Gewährung von Schutz für ihre Handelsniederlassungen gebeten haben, und daß dieser Schutz erst nach reiflicher Erwägung aller in Betracht kommenden Verhältnisse gewährt worden ist? Wie kommt e» ferner, daß die erste Colonialmacht der Welt, England, die Colonialpolitik Deutschlands von Anbeginn an mit Miß trauen und Uebelwollen betrachtet hat, weil diese Macht eine Beeinträchtigung der eigenen Interessen und ihrer bisherigen Alleinherrschaft zur See davon befürchtet? Herr Richter könnte vielleicht die Sache doch von einem einseitigen Partei- standpuncte au» betrachten und durch dies« Art der Bcurtheilung gänzlich irregeleitet worden sein. * Leipzig, 29. November. * Im Etat der Reichsdruckerei ist die Einnahme aus 4 422 000 utk, d. h 197 000 .4 mehr al» im Vorjahre Veranschtvgt worden. Bei den Ausgaben ist neu eingesetzt ein« Kamine von 5700 für den Vorsteher der Gravir- Abtheilung. Bei der Wichtigkeit der Arbeiten, wrlche dieser Al'theilung obliegen und zu denen insbesondere auch die An fertigung der Formen zur Herstellung der Wasserzeichen, der Slich der Platte» zu den ReichScassknscheinen und Banknoten, sowie zu den Post-, Stempel- und sonstigen Wcrtbzeichen ge hört, ist e» nothwendig. zur Leitung eine geeignete Kraft dauernd zu gewinnen. Die» ist nur zu erreichen, wenn dein Vorsteher eine Beamtenstellung mit unbedingter RubegehaltS- bcrechtigung und mit einem seinen Leistungen und seiner Ver antwortlichkeit entsprechenden Diensteinkomme» gesichert wird. Die sonstigen fortlaufenden Mehrausgaben stehen im Zusam menhang mit dem vermehrten Betriebe. Unter den einmaligen Ausgaben werden gefordert 24 000 -2k zur Anlage der elek trischen Beleuchtung und 695 000 -ck zum Ankauf mehrerer an daS Grundstück der NeickSvruckcrci anstoßende» Grundstücke der Allen IacobSstraße, welche zur Vergrößerung der nicht mehr ausreichenden Räume benutzt werden sollen. * Im Gcneralstabe sind wieder eine Anzahl Verände rungen eingctrcten. Major Freiherr von Gayl vom 1. Garde- Rcgnnent ist unter Beförderung zum Oberstlieutenant zum Chef de» GcneralstabeS deS I. Armeecorps ernannt; der viS- herige Chef deS Stabes Oberst von Stülpnagel hat daS Commando eines Regiments erhalten. * lieber daS mehrfach genannte Wochenblatt „Schwarz- Gelb" wird der.Fkölinschen Zeitung" auö Wien geschrieben: Seit Kurzem erscheiut im Vororte Währing ein Wochenblatt „Schwarz-Gelb", welchem es gelungen ist, die Augen Europa» oui sich za lenken, während es hier io Wien in den weitesten Kreisen völlig unbekannt blieb. Allerdings laufen auch im Publicum allerlei falsche Gerüchte über liefe Störungen de» österreichisch-deutschen Bündnisses um. Längst schon haben Preßzuaveu, welche annähernd da- zwischen den Zeilen lesen lassen, wa» „Schwarz-Gelb" geradeaus sagt, sich dadurch Wichtigkeit gegeben und Geld verschafft, daß sie sich hoher Gunst rühii»e». Leichtgläubige vermulhen denn auch sogleich, daß „Schwarz-Gelb" au» denselben Quellen pespeist werde und daß man die Zeit für gekommen erachte, mit offener Bekämpfung der Büiidnißpolttik zu beginnen. Es war daher, wennschon überflüssig für BerstSodige, doch immerhin nützlich, daß heute da» Fremdenblatt spottend hervorhebt. ..Schwarz-Gelb" habe von österreichischen Auto, ritätcn nur mit dem Staatsanwalt zu schaffen, welcher den von deutschen Blättern so übel vermerkten Artikel gegen da» Bündniß mit Beschlag belegt». Da-Fremdrnblatt deute« außerdem an, doß„Schwarj.Gell>' zi, dem „Dujewnik Warlchawsky" in Beziehungen stehe. In der Thal «st der Herau-geber Heinrich vreßnitz, für welchen sein Sohn als Herausgeber zeichne», der hiesige Berichterstatter de» „Dnsiwnik W-rschaw-kv". Lr ga» srüher den „Osten" heran«, ein flawistisch. «Isteiöse» Blatt, und war «ine Zrit lang Gigeathümer der „Morgen- post", mit welcher e, vSllia »» Grunde ging. AI« vor einiger Zeit der „Dnjewnik Warschaw«»»" behauptete, die Petersburger Vriese der „Politischen Correspondenz" würden am vallplatze angefertig«. brachte die „Politische Correspondenz" in ihrer Nummer vom 10. September eine scharfe Adserttguag de« Herr» Brestnip. in welcher e« hieß: „Dieser Ehrenmann au» dem „Osien", der lange die Treppen in den Ministerien de» Inner» und de« Aenßeen ab- arlause» hat. meldet seit „Niger Zeit diese Ministerien, nicht un freien Stücken." Man mog hieran» mit eiliger Beruhigung er sehen, daß dw Geldouellrn de« Herrn vreßnitz aller Wahrscheinlich keit n«ch panslawistische, nicht «der »sterrrichische find. * Di« Pestrr Handek»kammrr unterzog die politische Thätigkeit und die Ungarn seindliche Haltung ihre» Secretair« Steinacker, welcher sich am 23 v. M im Abgeordnetenhaus! bei drr Beratyung über die Nationalitäten frage wiederholte Ordnungsrufe zugezogen hatte, einer strengen Prüfung Da Steinacker hcerbei einräiimte. daß sein Per- halten Tadel verdiene und feierlich erklärte, daß er ein rück halt-loser Anhänger de» ungurischen Staate» sei und ,n Zukunft sich jeder Thätigkeit und Aeuß^rung, welche der bfsentlichen Meinung und den Intentionen bcr Handel«, kammer widerspräche, rnlhalten werdr. so wurce dem An träge, Steinecker sei»^ Polten« al« Secretair der Handel«, kammer zu entheben, keine Folge gegeben und Strmacker nur eine Rüge «rtbeilt. Die Blätter sprechen sich über diese« Vorgehen derHandel»kammer zustimmend und anerkennend au». * Mit Bezug aus einen Artikel de» »Grashdani«' Über ???* ^Er Balkanhnlhinsel schreibt «an de, .Kölnischen Zeitung" über d,e deutsch, Oriintpolitikr Der vom „Grashdanlu" behandelte Gedanke, daß sich Rußland und Oesterreich in ibrrn Einflußsphäre» ans der Volkanhalbiusel theilen müßten, ist nicht nur einmal von „dem Grasen BiSmarck mehreren hochgestclllen Persönlichkeiten gegenüber geäußert worden", sondern er bildet seit Jahren und noch heute da« amtliche Pro- gromin der deutschen Politik, soweit letztere sich überhaupt um die Balkan Halbinsel bekümmert. Da« russilche Blatt überschätzt nur das Maß diese- Bekümmern». Bulgarien bleibt uns immer noch „Hekuba". Wenn Deutschland allerdings über eine billige Lösung der Balkanverhältuisse gesrogt würde, so würde r» ohne Zweifel eine Verständigung dahin empfehlen, daß Serbien innerhalb der österreichischen und Bulgarien innerhalb der russischen Einflußsphäre belassen werden. Diesen Rath hatte Deutschland auch bereits seit etwa einem Jahrzehnt der russischen und der österreichischen Regie- rung ertheilt, bei keiner von beiden aber Anklang damit gesunde». Noch beule gilt diese Lösung bei den ensicheidenden Politikern für eine vernünftige. Dieselbe einem der beiden Betheiliglc» auszu- zwingen, liegt aber der deutsche» Politik fern. Deutschland würde eS gern sehen, wenn Rußland und Oesterreich sich mit einander verständigten, kann e» aber auch ruhig mit ansehen, wenn da- nicht geschieht. * In den letzten Tagen sind (so wird au» Brüssel ge meldet) neue Enthüllungen über die von städischcn Be amten mittelst gefälschter Brüsseler Stadtloosc ver übte» Betrügereien an da» Tageslicht getreten, welche eine geradezu beispiellose Mißwirthschaft in der Brüsseler Stadt verwaltung ausaekeckt haben. Zuerst hieß e». e» seien 32 625 Fr. unterschlagen, dann deckte die eingeleitete Unter suchung 120 000 Fr. an Unterschlagungen auf; jetzt erscheint ein Bericht dc- die Untersuchung leitenden Finanzausschusses, der bei den letzten vier Anleihen 238 502 Fr. al» unter schlagen findet, aber gleichzeitig ankündigt, daß, da noch lange nicht alle Obligationen geprüft sind, die ganze Spitzbüberei noch nicht sestgestellt werden kann; sie werde aber die genannte Summe weit übersteigen. Diese» BerslcckUvieten batte keinen Erfolg, denn, nachdem eine BrUsiclcrr'WEg verrathen halte, daß die Unterschlagung mehr als l 20V 000 Franc» betragen, gesteht man städtischerseit» ein, daß die Stadl durch zwei Mal gezahlte ZinScoupon» allein um 1 000 000 Zraiie» betrogen worden ist^ Da hierzu noch die doppelt ge- mhlten Gewinne kommen, so kann man sich den Umsana der öetrügereien au-malen. Au- alledem folgt, ganz abgesehen von dem der Stadt selbst erwachsenen Verlust, daß bei den im vorigen Jahre erfolgten Hunderten LooSziehungcn die in ländischen und cui-ländischrn LooSinhaber, da d(c Beamten mittels gefälschter Lovje Gewinne erhoben, schwer geschädigt worden sind. E» liegt aus der Hand, daß eine solche Miß- ttirthschast den Credit der Stadt, so sehr man sich auch beeisert, alle Schuld aus Todte abzuwälzen, untergraben muß. * Die Wahl Boulanger's im Departement du Nord wurde in der Sitzung der französischen Deputirten- kammcr vom DienStag für qiltig erklärt. — Einem Theile der Sitzung wohnte Wilson hoi. — In einer Versammlung des „Grand Orient" wurde beschlossen, an der Kundgebung am 2. Dccember am Grabe Baudin'S theilzuncbmen. — Weiler wird an» Paris gemeldet: Die Bcrathung desFinan z- budgetS wurde am DienStag in der Kammer beendigt und alSdann beschlossen, von Freitag an alle Tage Sitzungen abzubaltcn. Der Präsident Meline erklärte, er habe ein Gesuch zum gerichtlichen Vorgehen gegen einen Dcputirte» erhalten. Die Sitzung wird daraus geschlossen. — Bo »langer wird seine Mandate als Depulirtcr der Somme und der Charente insSrieure niederlegcn und nur daS im Departement du Nord behalten. Wie verlautet, wird der Graf Dillon im Departement der Somme canvidiren. * Den spanischen EorteS wird sofort nach ihrem be vorstehenden Zusammentritt ein von Morct, dem Minister deS Innern, au»gcarbeiteter Gesetzentwurf über die Wieder einführung deS allgemeinen Stimmrechts vorgelcgt werden. Nach diesem Entwurf wird das Stimmrecht jedem Spanier ertheilt, der 23 Jahre alt ist und zwei Jahre lang einen festen Wohnsitz in einer Gemeinde gehabt hat. Ans geschlossen von den Wahlen sind gänzlich Arme, welche Unter stützungen au» öffentlichen Mitteln erhalten, ferner Soldaten und zu entehrenden Strafen Berurtheilte. Die Wahl geschieht nach Listen und ist eine indirecte; für die Vertretung der Minderheit werden 40 Abgeordnetensitze sreigchalten. Marine. * Berlin, 26. November. Das Schulgeschwaber, bestehend ouS S. M. S. „Stofch" (FlaggfchiM, „Mollke", „Gneisenau" und „Charlotte". Geschwaderchef Contreadmirat Hollmann, ist am 25. November e. in Castelnuovo eingetroffen und beabsichtigt am 27. drss. Mt», wieder in See zu gehen. * Au» Nordwestdeutschland schreibt man der „Dossi- schen Zeitung" hinsichtlich de« FlottenbauvlaneS, für welchen durch ein besonderes Anleihrgesetz N8 Millionen, zu verbauen in fünf Jahren, zur Verfügung gestellt werden sollen: In Martnekreise», wo mau sonst mit dem Plane natürlich gänzlich einverftandea ist, kragt man sich mit »Ickt geringem Staunen, woher die Iugeuicure kommen sollen, »m die einzelnen Baupläiie auszuarbeiten, den Bau selbst genügend vorzuberelten und zu beaul. sichtigen. Da» InqeuienrcorvS drr Mariae bietet dazu nicht die c>» jorderliche» Kräfte, vielmehr ist diese» selbst am unglücklichsten über seine Schwäche. 1875 wurden 86 etatsmißige Ingeairnrftellkn sür not wendig gehalten; in den verflossenen Jahren hat der Umsang ihrer Wirksamkeit sehr erheblich zugenommen, wa» sofort eialeuchtet, wenn man nur da» Torprdowesen berücksichtigt, an welche- damal» noch kaum gedcht wurde. Während sich die Anspruch« an da- Ingenieur- corps gesteigert haben, ist sein Personalbestand nicht allein nicht vergrößert, sondern durch Richibesrtzung von 14 Steven so ge. schwächt, daß e« den Anforderungen der ungeheuren Neuboule» nicht gewachst, sein dürste. Man »weisclte schon, »b die techmsch durchgediideten und bewährte, Urbeit-kiiste ausznstnden wären, wenn 100 Millionen (wie man sicher glaubte) t» zehn Jahre» verbaut «erde» sollte». Jetzt siud 118 Millionen (außer dem ge- wöhulichen Extraordinarinm) io süus Jahren zu verbauen; die Leistung ist als» mehr al- doppelt so groß. Und es kommt dabe, Alle- ans die Fähigkeiten der Techniker an, denn wenn dal Modell de» Schisse» verfehlt ist oder srt, Bo« nur an irgend welchen Puncini Mängel erkenne» läßt, so ist der beste Admiral, die tapferste Mannschaft verloren. M>t unzulänglichen Fahrzeugen läßt sich keine Schlacht gewinnen. Dann wäre e« besser, da» Geld gar nicht ouszugeben. In Kiel liegt augenblicklich eine nunmehr ans- rongirte Korvette, welche niemal- hinlänglich« Seetüchtigkeit gehabt hat. In Kiel und Wildelm-Haven ist es kein Gehetmntß. daß zwisch-n der Martnrvenvalkuag und de« Iagenteurru rtae gewisse Spannung besteht, wöbet die Oisiciere ous der kette der Ingenieure stehe». Daran mag zu« Theil ein Etiqnette». »nd Ra-g- streit schuld sein. Dt« Jnge^euce wolle, ger» mit dem vsfic,-r- eorp« »«schmolzen werde» 1 und letztere« Ist dem nicht ab- geneigt «»« de« ^ü^chtend» Gennd«, wett sich dnu» »in« besser« C«0egt,IItät, rtu« bessere Verständigung »wischen deide»
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