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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-26
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1888
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Zweite Äeilage M Lcipsigcr Tageblatt und Anzeiger. Montag ren 26. November 1888. Militairisches. * Im Ofsiciercorps des Generalstabes sind folgende Veränderungen besohlen worden: Bei der C'eneralinspection der Feldartillene ist der Chef deS General- stabcs Oberst v. Bach. Mitglied der erste» Abtheilung deS General-Artillcrie-Comitüs, >» Genehmigung seines Abschieds gesuches zur Disposition gestellt und an seiner Statt der Erste Adjutant dieser Generalinspcction Major v. Reichenau mit Wabruelimiing der Geschäfte alS Chej dieses Stabes beauftragt worden; an Stelle deS zum Commankeur deS Insanlcrie-RegimentS Nr. 46 ernannten Oberst-LieutenantS Skrcihmer ist vcr Major von Priltwih und Gafsron zum Generalstabe der Cominandantur von Königsberg i. Pr. und an Stelle deS Fehlern der Major v. Goß 1er vom Großen Generalstabe zum Gencralnab der 6. Division versetzt; Hauplmann v. Diest vom Gencralstabe der 14. Division in Düsseldorf ist als Rittmeister und Schwadronsches in daS 4. Rheinische Dragoner-Regiment Nr. 5 versetzt worden. * Im Etat sür die Militairverwaltung sind im ordent lichen Etat zum Ansatz gebracht: a» fortdauernden Ausgaben gegen das Vorjahr mehr 9 081195 ^4L. an einmaligen Ausgaben mehr 4 209 953 zusammen 13 291 148 Der größle Betrag sür den Mehrbedarf bei den fortdauernden Ausgaben, und zwar mit 4 829 269 .4k, entfällt bei dem preußische» Eonlingent auf die Natiiralverpflegiing. Der Bedarf au Naturalien berechnet sich folgendermaßen: 2802 Centncr Weizen, 1743 013 Centn. Roggen, 2 976 647 Cent». Hafer, 1 489 293 Centn. Heu und 2012 538 Centn. Stroh; de, Berechnung der Kosten sind die Prelle der letzten >0 Jahre unter spccieller Berücksichtigung der diesmaligen Martinipreise zu Grunde gelegt. Das uachstbcdeutende Plus beim preußiichcn Kontingent 730119 .44 entsteht bei der Gelvvcr- pslegung der Truppe», dann 740896 .4k bei dem Zuschuß zur Militai r wittwen casse. Diese erbebliche Erbötmng des erforderlichen Zuschusses beruht hauptsächlich »i dem 'Ausfall an Witlwencasseiibeitrügen, welcher durch den Austritt vieler Interessenten infolge des Gesetzes vom 17. Juni 1887, betreffend die Fürsorge sür die Wittwen und Wallen der Angehörigen deS Rcichsheeres, entstanden ist. Bei dem Garnisonverwallungs-und Scrvis- wcien ist ein Pins von 501 362 ,4k eingestellt. Tie Erhöhung ist, abgesehen von andere» kleineren Posten, emg-trete» infolge Berinin- dcrung der Absetzungen an Ersparnissen für manquirende Lieutenants im Betrage von 181 346 .4k, infolge Brrminderiing der Zahl der in den Kasernen der Truppen untergebrachte» Ossiciere und Mann- schäften und infolge Ermäßigung der Absetzung an Mielhöent- schädigungen. Die Wohnungsgeldzuschüsse figurircn mit einem Mehr von 208 047 >8. Auch hier ist daS Plus hauptsächlich durch eine Verminderung der Absetzung an Ersparnissen sür manquirende Lieutenants im Betrage von 135 840 -4t herbcigesührt. Eine sernere Verminderung der Absetzung an Ersparnissen sür manquirciidc Lieutenants nn Betrage von 509 400 .4L ist bei der Besoldung der Ossicicrc, insgesainmt also eine solche in Höhe von 826 586 .4L cingetreten Zwei Drittel dieser Summe sollen nun nach dein Etat pro 1889/90 verwendet werden, um daraus nußerelatsniäßige Biccfeldwebel als Osficierstellvertrcter zu ver pflegen, welche aus den Etat der Gemeinen i» Anrechnung kommen. Ueberbaupt sind in dcm Etat pro 1889,90 besondere Maß regeln in Bezug aus das Unterojjiciercorps vorgesehen. Aus den erhöhten Aniorderungen. welche an die kriegsmäßige Aus- bildung und Erziehung deS einzelnen Mannes gestellt werden müsse», crivachjen dauernd gesteigerte Ansordcrungen an das Lehrversonal. Nicht minder ist auch durch die neuere Kampsesweiie die Rolle der Untcrsührcr im Gefecht eine weit schwierigere und verantwortungs vollere geworden. Da dieserhalb nicht nur die Vollzähligkeit des UntcrojsicicrcorpS, sondern auch die Heranziehung und Aus bildung möglichst guter Elenicnte in der Iliiterosficierlauibayn von der größten Bedeutung ist, so ist eS unumgänglich erschiene», die Avancements und damit die Versorgungsaussichlcn der Unterosficiere zu verbessern. Aus diesem Grunde sind die oben mitgctheiltcn Be stimmungen und ein Vermerk in den Etat ausgenommen, nach welchem die zur Pcobedicnstleistung aus der Truvve (bezw. von den Unter- osficierichnlen) abcomniandirten clalsmaßiqcn Feldwebel (Wacht- meister) und Viceseldwebel (Vieewachtincister) aus den Gciammt- Unterojficicrctot in Anrechnung kommen, in ihrer Charge aber ersctzt werden können und wonach sie »n Falle des Rücktritts vom Pl obedicnstleißungs-Eommando den Mehrbetrag ihrer Chargeqcbühr- nisse gegen diejenigen eines UnteroisicierZ über den Etat erhalten. Außerdem sind, um die Ungleichheit zu beseitigen, daß bei den 71 Insanleriebataillonen mit hohem Etat, welche je 16 Sergeanten und 42 llntcrofsiciere haben, die Unterosficiere bezüglich deS E>n- rnckens in die Sergeantengebührnisse besser gestellt sind als bei den 325 Bataillonen mit niedrigem Etat, bei denen je 16 Sergeanten und 30 Unterosficiere ctatSmäßig sind, statt 284U»teroificiere ebenso viele Sergeanten im Etat sür die Mannschaften angesctzt. In dem ordentlichen Etat der einmaligen Ausgaben werden an neuen Ca fernen gesordert: Eine Barackencasernc nebst Zubehör sür die Ucbungscompagiiien des Ledr-Jnsaiiterie-BataillonS i» Pots dam, eine Eaicrne sür daS Regiment der Gardes du Corps i» Pots dam, eine Easerne sür ein Bataillon Jnsanterie in Allenstcin, des gleichen i» Dt. Eylan, in Stettin, in Thorn, sür zwei Bataillone in Spandau, eine Traincaserne in Posen, zwei Casernen sür je ein Jnsantcric-Regimciit in dem Vororte Kalk bei Köln und eine Cascrne s»r ein Bataillon Infanterie in Hildesheim. WaS den sächsischen Militairetat betrifft, so weist derselbe bei den dauernden Ausgaben von 24 104525 ^* ein Plus von 802 728 >4 aus; die einmaligen Ausgaben sind um 1227 140 .41 höher, darunter Mehrkosten sür das große Herbstmanöver des säch sischen ArmeecorpS 482140 >li Neubau eines Aürncrmagazins in Dresden 450000 ,4k Neubau von Wohnbnrocke» bei Zeilhai» 178000 Neubau eines Exercirhauses in Leipzig 120000 .4! Der württembergische Militairetat weist bei den dauern den Ausgaben von 15 301 974 ^4 ein Plus von 239 297 und bei den einmaligen Ausgaben ein PluS von 150000 auf. * In Folge der im Jahre 1887 stattgehabten Heeresver stärkung und der stetig zunehmenden Zahl der Abiturienten des CadettencorpS hat sich der Zudrang zu den Kriegs schulen derartig gesteigert, daß die drei Kriegsschulen Potsdam, Hannover und Kassel, welche ihren Cursus alljährlich im März be ginnen, mit 42 Aspiranten über ihre äußerste Bclegungssähigkeil hinaus sür den NnterrichtscuriuS 1888 daben belegt werde» müssen. Es ist nun zunächst der Versuch gemacht worden, diese Maßregel lediglich durch gleichmäßige Mehrbelegung der brlreffenden drei Kriegs- schulen durchzusühren. Es habe» sich indessen hieraus für die räum- lich sehr beschränkte Schule zu Potsdam Unzulrüglichkeiten ergeben, welche aus die Dauer mit Len dienstlichen Interessen dieser Anstalt nicht vereinbar sind und namentlich auch in gciundbeitlicher Be ziehung zu Bedenken gegen die Wiederholung einer solchen Maß regel Veranlassung geben. Es wird daher beabsichtigt, die Be- lcgungssühigkeit der Kriegsschule Hannover zunächst unter Zuhilfe- nahnie von Dienstwohnungen rc. derart z» steigern, daß künftighin bis zu 128 Kriegsschülcr statt deren 93 daselbst unlergebrachl werden können, das dann »och verbleibende Mehr an Zöglingen aber in der Kriegsschule zu Kassel uiiterzubringen. Die dadurch nothwcndig werdenden Mehriorderungen sind bereits in den neuen Etat ein gestellt. Außer de» genannten Kriegsschule» besitze» wir deren be kanntlich noch, soweit es sich ui» die Contnigente außer Sachsens. Württemberg und Bahern handelt, i» Glogau, Neisse, Engers, Anklam und Metz. * Im neuen Reich'hauShaltSetat sind die Bezüge der Coniman. danlen von So nderburg-Düppcl und Stralsund als „künftig wegsallcnd" bezeichnet. Sonderourg-Duppel und Stralsund sind danach, wie cs nn vorigen Jahre mil kolberg der Fall war, als Festungen ausgcgeben worden. * Nachdem die britische und ausländische Bibelgesellschaft in London die seit einer langen Reibe von Jahren bewirkte Lieserung des Bedarfs an heiligen Schriften sür unsere Armee hinsichtlich der denlschcn Bibel» und Testamente lutherischer »eber- jetzung in neuerer Zeit eingestellt hat, ist sür dieses Bediirsuiß die preußische Hauptbibelgcs el Ischast enigclrcteii. Letztere Ge- scllschnst liefert die heilige Schrist den Mannschaften, welche eine solche zu erwerbe» wünschen und dieselbe aus eigenen Mitteln z» bezahlen haben, zu denselben niedrigen Preisen, wie die elftere. Da ihre Herstellungskosten aber erheblich Höher sind, der preußische» Hauplbibclgesellschasl auch nicht so reichliche Mittel zur Vcisügnng stehen, wie der britischen, so ist seitens der Militairverwaltung in dcm Etat sür 1889/90 die Summe von 5200 ^44 i» Ansatz gebracht, um die preußische Gesellschaft durch Beihilfe in ihren Bestrebungen und nach Maßgabe ihrer Leistungen sür d e Armee unterstütz, u z„ können und dadurch bei letzlerer eine Abnahme der Vcrbreilung heiliger Schriften vorzubeugen. Zocialpolitisches. * Unter den Anträge», ni.l welchen die deutschsreisinnige Partei im Reichstag hcrvorgctrcien ist, befindet sich auch ein aus Förderung der Arbeiterschutzgesepgebung, tnsbesondere Einschränkung der Frauen- und Kinderarbeit gerichteter. Eine» enlsprechciideii vom Reichstag einstimmig angenommenen Gesetzent wurf hat bekanntlich soeben der DundcSiath abgclehnt. Es ist be zeichnend, daß sich jetzt die deutschsreisiunige Partei gerade zur Vor kämpfern, dieser Bestrebungen iiiackit Das war sie bisher keineswegs gewesen; cs klassie vielmehr gerade in diesen socialpolitnchen Fragen ein Heller Zwieipalt durch die Partei: DaS alte Programm der sog. Manchestcrichule, welches daS staatliche Eingreijen deS Staats in wiltti- ichastlichc Berhältniise so viel wie irgend möglich sernhalten will und die Heilung aller socialen Schäden von der eigenen Heilkraft der Ge- sellschajt und ihrer möglichst ungehinderten Bewegung erwartet, hat damit ein starkes Loch empfange». Wir wolle» der deuljchsreisiiinigen Partei aus dieser Wandlung durchaus keinen. Vorwurf machen, im Gegentheil, wir freuen uns, daß sie allmülig auch positive Ziele aus diesem Gebiet auszustelle» ansäugt. Sic wird auch wohl i» andere» Frage» noch zu der Ueberzeugung kommen, daß cs mit der absolute» Freiheit aus social-wirthschastlichem Gebiet nicht geht. Ter Antrag wird ohne Zweifel dem Reichstag Anlaß zur Aeußerung des dringen den Wunsches geben, daß der Bundesrath dieser breanende» Frage nicht länger aus dem Wege gehe. Sie spielt in der socialdemokra- tuchen Agitation eine Io große Rolle, daß es schon darum diingend nvlhweiidig ist, bald Hand anzulcgen.— Recht üocrflüisig erscheint es dagegen, daß Teutichconscrvative und Ceotrum schon wieder mit ihre» Aiiträgen aus Einsührung des Befähigungsnachweises im Handwerk austrete». Die Angelegenheit ist i» den letzten Jahren beinahe in jeder Session anss Weitläufigste verhandelt worden; in der vorigen Tagung hat sich einmal eine zufällige Mehrheit von einer einzigen Stimme in zweiter Lesung sür dcn Befähigungsnachweis erklärt, zu einer dritte» Lesung ist es nicht geloinme» und der Bundesrath hatte sonach keinen Anlaß, sich mit der Sache zu bc- jchäsiigen. Es ist aber ganz ausgejchlosi'c», daß er einem solchen Antrag, der einen schweren Stoß gegen die Gewerbcsreih-it führen würde, zustimmen könnte. Es ist auch mehr als sraglich. ob der Antrag im Reichstag noch einmal eine Mehrheit findet: jedenfalls würde sie wieder so verschwindend klein sein, daß sie aus Niemandem Eindruck machen kann. Unter diesen Umständen ist es rein verlorene Zeit, die Angelegenheit in jeder Session immer wieder auss Neue zu erörlcr». Praklisch kann dabei gar nichis herauskonmien, und eine unerfreuliche, sur die politische Gesammtlage bedauerliche Bei gabe ist es immer, daß aus diesem Gebiet die conservativ-clericalc Gemeinschast in die Erscheinung tritt. * Die Mehrforderungen, welche gegen das Vorjahr in dem RcichshauShaltsctat sür 1889/90 sür das Re ichsv erlich erungs- amt eingestellt werden mußte», betragen insgesainmt 82,195 .44 und sind sowohl durch die »otlnvendige Vermehrung der Beamten- kräste als durch die Steigerung der sächlichen Bedürfnisse bedingt. Tie Arbeiten deS ReichsversicheriingSaiiites befinden sich aber auch in stetiger Zunahme. Insbesondere ist ii» lausenden Etatsjahre eine erhebliche Steigerung der Geschäitslast durch das Jnkrasttrcten der Gesetze, belreffend die Uusallvelsiche, »ng der bei Baulcn beschäftigten Perionen und betreffend die Uniallversicherung der Seeleute, sowie deS Gesetzes, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und sorsttvirthschastüchcn Betrieben beschäftigten Personen, welche letztere inzwischen ebenfalls sür den größeren Theil des Reichsgebiets in Vollzug gesetzt worden ist, verursacht worden. Die Erledigung dieser Mehrarbeiten durch Hilfskräfte entspricht nicht dem dienstlichen Jntercsse, weil diese Arbeiten kauernd und die zu bearbeitenden Materien zum Tbeil so schwierig sind, daß die zur iachgeinäßen Anwendung ersorderliche Verlrautbeit mit de» Ge setze» uur durch sortlauscnde cingehcnde Beschäftigung mit ihnen erreicht wird. Aber auch schon die Durchsühiuiig der älteren llnsallvcrsicherungsgesetze inacht cine Verstärkung der Kräfte um deswillen erforderlich, weil die dein Amt bei Ainveiidinig dieser Gesetze obliegende rechisprechende Ibäligkeit bisher noch im bestän digen Wachsen begriffe» ist. Die Zahl der eingelausenc» Recurse gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte hat in de» einzelne» Quartalen seit dein l Januar 1886 bis zmn 30. Juni 1888 beirogcn: 1. 21. 89, 156. 197, 231, 281. 356, 372, 405. Zur Erledigung sind mit kurzen Unlcrbrechunge» wöchentlich an 4 Tagen Spruch- sitzungc» abgehaltcn worden, in welchen tbeilS der Präsident, «Heils die älteren Mitglieder des AmtS dcn Vorsitz gesührt habe». Vom 1. April 1889 av soll noch cine 5. Spruchsitzung wöchentlich slatt- sindc». Auch der Ansatz der Vergütungen für die nicht ständigen Mitglieder des Amtes bat eine bedeutende Erhöhung erfahren müssen, weil zu den bisherigen 8 nichlständige» Mitgliedern je zwei Vertreter der Genoss nictiasisvorstüiidc und der Arbeiter sür die See-Berussqenosscnschast und sür die landwirthschastlichcn Bcruss- genosjenschastcn hinzuirelcii. * Leipzig, 22. Nokember. SchiedSgerickitssitzung. Der Arbeiter Heinrich Gollhardl in Tambach hat am 9. August v. I. im Betriebe der Miiieralwasicrscibcik LeS 'Apothekers Matthias zu Tain- bach cine Verlegung des rechte» Auges erlitten, in deren Folge gänzliche Erblindung dieses Auges eingclrete» ist. Der Verletzte er- hält hierfür von der Berufsgenosieiischast der chemischen Industrie, nachdem er bis Ende Februar d. I. die Rente sür völlige Erwerbsunfähigkeit erhalten bat. seit dein 1. März d. I. eine Ent- schädigungsrcntc sür Drittclinvalidität und cS herrscht nur noch Streit über die Höhe des der Rcnteiibcrcch innig zu Grunde zu legenden Jahresa rbeitSverdienstes. Lader Verletzte zur Zeit des erlittenen Unfalles nicht ein volles Jahr in Lein obengenannten Betrieb.- lhätig gewesen war, ist nicht der von demselben während der Zeit seiner B schüstigung i» diesem Betriebe thalsächlich bezogene Lohn der Renienberechn»»g zu Grunde zu legen, sonder» derjenige Lohn, welch,» während des Jahres von dcm Unfälle zurückgerechnct ei» Arbeiter derselben 'Art in demselben Belricbe dnichichiiittlich bezogen hat. In dem fraglichen Belricbe ist nun, soviel ei mittelt worden ist, außer de:i Verletzten nur »och der Aibeilcr K. thätig gewesen, welcher >» kein hier in Frage kommende» Zeiträume an 219 Tagen 373.50 .44 oder täglich 1,50 .44 Lohn bezogen hat. Der Betricbsuiiteni-Hmer hat hierzu angegeben, daß der K. bei ihm ,,sast rcgelniäßigcii Ver dienst" gehabt habe, während „der andere Man» (wie Gollhardt) nur bei der Wassersabrikation beschäftigt" gewesen sei. Der Verletzte habe, wenn er nicht bei ihm beschäftigt gewesen sei, theils im Walde, thcils als Landarbeiter gearbeitet. Die BcrusSqenossenichajt hat nun ui der Annahme, daß die Zahl von 249 Arbeitstagen die in der Mineialwassersabrik übliche Betriebsweise darstelle, de» von dcm Arbeiter K. wirklich verdienten Loh» von 373,50 .44 der Rente»- berechiiliiig zu Grunde gelegt. Das Schiedsgericht hat jedoch dcn Bescheid der Beriissgenosscnschaft dahin abgeändert, daß im vor liegenden Falle das Drechuudertfache des durchschnittliche» täglichen Arbeitsverdienstes deS K. von 1,50 .44 in Berechnung zu ziehen sei. DaS Schiedsgericht folgerte aus der angeführten Erklärung deS Betliebsuiitcrnchiiiers, daß Berusungskläger als ein in der MatthiaS'icheii Mineralwajjcrsabrikalion regelmäßig beschäsligicr Arbeiter nicht wohl erachtet werden könne. Es sei vielmehr a»z»- nehmc», daß, wie dies », kleineren, »ur zeitweilig als Nebengeschäsi betriebenen Mineralivassersabrikc» an kleinen Orte» erfahrungsgemäß ost der Fall sei, Berusungskläger als zweiter Arbeiter in diesem Betriebe nur unregelmäßig und nur dann beschäftigt gewesen sei, wenn gerade der Gang des Geschäftes die Zuziehung eines zweiten Arbeiicrs einmal erforderlich gemacht habe. Unter diesen Umständen aber sei die seitens der BcrusSgciiosseiischast den» Berussklägcr gegen über erfolgte Anwendung der Ausnahmebestimmung im zweiten Satz- von H- 3 Abs. 2 des Unsallversicherungsgesctzes aus die Be rechnung des IahreSarb.-ilsverdicnsteS nicht zuläisig »nd habe viel mehr aus diese Berechnung lediglich die im ersten Satze der an- gezogene» Gesetzesbestimmung ausgestellte Regel Anwendung zu leiden. öktlilelicmllift für arme kranke Linder Leipügs. Zn dem im Anzeigentheil deS heutigen Blattes enthaltenen Ausruf für daS Betlehemstist in Lausigk wird uns von ärzltchcr Seite Folgendes initgetheilt: Das Bethlehemstift in Lansigk ist »n Einvernehmen mit den übrigen Äreisvereiucn sür innere Müsion (in der Kreishauplmcinn- schast Leirzig) von dem Leipziger Stadt-Verein gegründet woiden. I» gleicher Weise, wie das seit 1874 segensreich wirkende Bethlehem» siist i» Augustusbad bei Radcberg und daS seit einigen Jahren in Bad Elster bestehende gleichnamige Stisl will die Lausigker Nieder lassung arme», elenden Kinder» unentgeliliche Ausnahme »nd die Möglichkeit gewähren, durch einen 4—6 wöchentlichen Aufenthalt in irischer, guter Lust, sorgfältige körperliche und geistige Pflege, sowie durch kräftigende Kost und iweckenli'prechcnde Bäder, de» Er- nähruiigs- und Kiäsligungsziistand » heben. Ausnahme iollen solche Kinder finden, die nicht so schwer krank sind, um der HoSpitalpsl ge zu bediirse», andererseits zu jung, bez. zil elend sind, »in den Fcrien-Colonici, ungerecht werden zu können. Das Betlehemstist will also die Bestrebungen der Vereine sür Errichtung einer Kinderheilanstalt und sür Ferien-Colonie» in wirksamer und aucrkcnnuugs- werther Weise ergänze». AuS diesem Grunde brachte auch der allzusrüh dem großen Felde seiner Wirkiamkeit entrissene Geheimrath Pros. E. Wagner dem zu Anfang dieses Jahres geplanten Unternehmen ein warmes Interesse cnigegen, obwohl ec. wie bekannt, ein werkthäliger Förderer der oben genannten Vereine geweie» ist. Mit seiner Zu stimmung wurde zur Niederlassung des Stifts der Ort Lausigk gewählt. In unmittelbarer Nähe des von hübschen Anlagen umgebenen HermannSblidkS konnte ein seit etwa 5 Jahren bewohntes Billeu- Gruiidstück sür dcn Verein erworben werden; jauch gelang eS de» Bemühungen der eigens zu diesem Zweck gebildeten Deputation das Häuschen zu einem netten Hein, sur etwa 20 Kinder einzurichten. Schon om 15. Mai konnte die erste Schaar von 20 elenden Kindern dem Stift zugcsührt werde». Ein kurzer beninächst folgender Bericht wird über die bereits im ersten Jahre des Bestehens an 80 Kindern erreichten Ersolge Näheres auSsühren. Schon diese Zeilen genügen, um die anerkennenswerthen Be- streblingen des Vereins klarznstellen. Möge dem neuen Unternehmen aus de», Gebiete srcier LicbeSthätlgkeit eine ungestörte segensreich.- Wirksamkeit bejchieden seinl Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. II. Strafkammer. I. Der Dienstknecht Friedrich Wilhelm Händler aus Zschochcn» hatte sich, während er aus dem Ritlergute Naundorf diente, wieder- holl a» den Getreide- re. Vorräthen seines Herrn vergriffen und die Dicbstäble zum Theil unter erschwerenden Umständen auSgesührt. An dem einen dieser Diebstähle war auch der Dienstknecht Wilhelm Robert Händler gu». bctheiligt gewesen. Das Gericht verurtheiltc Händler neu. zu 1 Jahr 3 Monaten Gesängniß und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte, Händler jan. zu 1 Monat Gesängniß Ik. Der Handlungsgehilse Ernst Adols Richard Gensicke aus Halle hatte sich, während er sür eine Firma in Plaqwitz tliätig war, der Unterschlagung in inehreren Fällen i» der Gciammlhöhe von ungcsähr 300 .44 schuldig gemacht. Es erfolgte die Berurihcilung des Angeklagten zu 1 Jahr 4 Monaten Gesängniß und 5 Jahre» Verlust ver Ehrenrechte. Der Gerichtshof bestand uns den Herren LandgerichtS-Director Sieben (Präsid.), LandgerichtS-Räthen Wolf, Metsch, Barlh und von Soiiuiicilatt; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Thieme. III. Der wegen Diebstahls bereits rückfällige Handelsmann Karl Friedrich Otto aus Aitern war angckiagt, i»r Juli d. IS. eine Parti: Steine und zwei Pferdedecke» und im Oktober eine Partie Holz entwendet zu haben. Der Angeklagte wurde unter Ausschluß mildernder Umstände zu 1 Jahr 4 Monaten Znchthausstrase und 5 Jahren Verlust der Ehrenrechte vcrurtheilt, auch seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig ciachiet. IV. Ter Käusmann Gustav Clemens Walther anS Altenburg betrieb in Mügeln ein C-lloiiialwaarcn-Geschäjt, verfiel aber im Juli d. J-s. in Eoucurs und stand nun unler der Anklage, als Vollkaujiiianii es unterlassen zu haben, den Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs gemäß eine regelrechte Buchsührung ciozurichten. Walther wurde daher »ach 8- 210, 2 der Concursordnung zu 2 Wochen Gesängnißstrase vcrurtheilt. V. D.-r Handluiigsgehilfe Karl Friedrich Albert Howakd hatte sich während jemer Stellung in einem hiesigen kausmännischen Ge schäft mehrfacher Diebstähle schuldig gemacht und dieselben im wiederholten Rückfälle verübt. DaS Gericht fand keine» Anlaß zur Aniiahnie »lildernder Umstände, verurtheiltc vielmehr den Ange klagte» zu 2 Jahren Zuchthaus st rase und b Jahren Verlust der Ehrenrechte. VI Der jetzige Handarbeiter Karl Louis Lohse aus Sestewitz batte, während er in einem hiesigen Restaurant als Buffctier sungirte, bei der am 1. Juli d. I. erfolgten Abrechnung mit seinem Principal, Herrn S-, insbesondere bei der Ausnahme des Lagcrbestandes zwei Faß Bier mit 72 >4 angegeben, während die Fässer, wie sich nach mals herausstellte, nicht mit Bier, sondern vom Angeklagten mit Spülwasser gefüllt worden waren. Es lag somit ein Betrug vor, wegen dessen das Gericht den Angeklagten zu 6 Woche» Gc- sängnißstrase verurtheilte. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts-Direktor Bollert (Präsid.), Landgerichts-Rälbcn 'Vieler, Barlh, v. Sommer- latt und Assessor Volkman»; die Anklage sührten die Herren Staats anwalt I)r. Langer und StaatSanwaltschasts-Affessor l)r. Leistncr. Die Vertheidlgung zu V. Herr Rechtsanwalt Broda. Einen Heidcnskandal verführte eines TaqeS im August der hier wohnhafte Barbier S. in der Absahcishalle des hiesigen Magde burger Bahnhofs. S. wollte verreisen und hatte am Schalter ein Billet IV. Classe verlangt, woraus ihm der Billeteur erklärte, daß der betreffende Zug IV. Klasse nicht sühre, er (S.) also 111. Classe fahren müsse, wenn er mil diesem Zuge sortwolle. Dies wollte dem S. »un ganz und garmcht cinlcuchte», sondern er begann zu rciiso»niren und zu schimpfen, daß es eine Art hatte. „Was, IV. Classe giebl's nicht?" „Na, so eine rc. rc." Ter Billeteur forderte S. auf, vom Schalter wegzngehen und sich anständig zu verhalten, doch hierüber ergrimmte S. noch mehr und nun warf er das Geld, welches er vorschristsmäßig „abgezählt" sür seine Fahrt IV. Classe in der Hand hielt, in dcn Schalter hinein. Nunmehr verwies der Billeteur dem Barbier sehr energisch sein Benehmen, doch dieser antwortete mit einer Fluth von Sänmpsworten. Natür lich hatte diese Scene pemlickies Aussehen ans dem Bahnhose erregt und nunmehr erfolgte die Arretnr des S. Derselbe hatte sich wegen dieses Excesses vor dem künigl. Schöffengericht zu verantworten und dieses gab ihm Gelegenheit 8 Tage lang im Gesängniß dar über Nachdenken zu können, daß man einen Beamten nicht ungestraft beleidigen darf, noch dazu aber ohne irgend welche Veranlassung. — Auch wird dieses Urtheil gemäß 8 200 des R.-Str.-Ges.-B. 8 Tage lang in der Absahrtshallc des Magdeburger Bahnhoss auSgchängt werden. Literatur. Der Vorstand des Vereins „Niederwald" in Wien (l., Nibe- lllngengasse Nr. 15) hat die mit außerordentlichem Beifall auf- genommcne Gedücdtnißrede des Herrn I)r. Paul v. Zimmcr- mann aus w-il. Kaiser Friedrich III. im Druck erscheinen lassen. Angesichts des wohllhätigen Zweckes, der evangelischen Diakonissensache in Wien, sür welche der volle Ertrag bestimmt ist, sei aus diese Publication besonders hingensiesen. ->2 - -7 klÄir »IHN«' VliHMiMi-tlMI'Illllll ru enorm kerabxsselrten Preisen 1» Xisiäsrstolksn unä Oonkeelion kleiäsrstotks, äoppelte Lpeite . . . pr. mir von 50 ?tz. an ttalbtueke, -starke ^aare - - -90- l.aina, reine Wolle - - - 100 - - ttalblama, sekr soliäe Waare ... - - - 30 - - Lin grösserer ?08ten von unü kvgenmsnlvln beäeutenä unter?rei8. IVo. LeLs SLrTvI»*r»880.
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