Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-23
- Monat1888-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
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Krelamen unter dem Redactionsstrich die sgespalt. Zeile 50 PI. vor den Fa miliennachrichten die Kgesvaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Kpprdttla» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwtnuuenmilr» oder durch Post« uachnahmk. 328. Freitag den 23. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Auf höher« Anordnung wird, nachdem da» Landes-Medicinal- Eollegium sich gutachtlich dahin geäußert hat, daß durch Hypnotisiruna für die diesem Vorgang unterworfenen Per sonen in verschiedenen Richtungen Nacktheit« und Gefahren, insbesondere auch erhebliche Gesunbheilsschädigungen erwachsen können, hierdurch verfügt, daß in Zukunft auch in hiesiger Stadt die Veranstaltung öffeulitcher hypnotischer Vorstellungen verboten ist. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bi» zu 150 --k oder entsprechender Hast bestraft. Leipzig, am lO. November l889. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 2177. Ul-. Geo r gi. Ur. Krippendorff. »eliannliniichmiz. Am heutigen Tage haben wir auch Herrn Sckänkwirth Wetztg, Dösener Weg 1, de» verkauf vo» QuittungS- zcltet» über Entrichtung der Gebühr für die Benutzung der öffentlichen Schuttabladeplätze übertragen, waS hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebrockt wird. Leipzig, am 17. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 4599. Ur. Gcorgi. Ur. Kretzschinar. iejmigen unserer Mitbürger. ,re>ae Arme mit Holz kohlenzetteln zu unterstützen beabsichtigen, können letztere Vekanntmachung. Di ' und Koytenzelteln zu wiederum käuflich bei unseren, Armcnamle erhalte». Dieselben lauten aus einen Korb Holz. >/,« Kubikmeter hallend, bez. aus einen kalben Hektoliter Pechstückkoblen oder einen halben Hekto liter Böhmische Stückkohlen und können Derwerthung finden bei den aus der Rückseite aufgedrucklen Lieferanten, bez. bei deren umfahrenden Geschirren. Der Preis dieser Anweisungen beträgt 90 ^ für Holz und 1 ^k, bez. 65 sür Kohlen La« Stück. Leipzig, den 17. November 1888. Da» Armendtrrrtori»«. Luvwtg-Wols. ^, Vehilliteiiiihunr. Dienstag, den 27. November a. o„ Bormittag« 9 Uhr, sollen auf der Ltadenaaer Thaaffee die daselbst geschlagenen Pappeln, bestehend in geschnittenen Rollen und Reisiahaufen, an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Absuhre öffentlich versteigert werden. Zusammenkunft: am ehemaligen Thorhause. Leipzig, den 22. November 1888. DeS Rath» der Stadt Stratzenbaadeputation. Erledigt hat fick unsere Bekanntmachung vom St. August o. I., de« Maler und Ha,darbei»er Friedrich Eduard Rost au« Eonarwitz betr., durch dessen freiwillige Gestellung. Leipzig, am 21. November 1868. Ta» Voltzrtamt »er Stadt Letpzt». Ireilchneider. Gzmllr. Nichtamtlicher Theil. Neue Skandale in Frankreich. Die Anklagen de« Abgeordneten Numa Gilly gegen die Mitglieder der Budgelcommission ziehen täglich weitere Kreise Der Proccß in NiSmeS bildete nur die Einleitung zu den Skauvalen, welche sich theil- schon daraus ergebe» habe», lbeils noch folgen werden. Der Proceß selbst hat bis aus die Freisprechung G'lly'S einen durchaus regelrechte» Verlaus ge nommen, denn selbstverständlich konnte sich die Verhandlung nicht aus alle- Mögliche erstrecken, sondern mußte aus den Gegenstand de» ProccsseS beschränkt bleiben, und Viesen bildete die Klage Andrieux gegen Gilly wegen verleumderischer Be leidigung. Als Gilly erklärt hatte, daß seine Angriffe sich nicht aus Andrieux bezogen, und dieser in Folge dessen die Klage zurückgenommen batte, war dem Proccß der Boden entzogen, da« Verfahren Kälte eingestellt werven müssen. Statt Lessen erfolgte die Frrisprnbung Gilly'«. di- nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen nicht möglich war. denn. ..wo kein Kläger, da ist auch kein Richter", und eine Freisprechung enthält ein richterliches Urtheil. Durch die Vorladung von IS Mitgliedern der Budget rommission als Zeugen in dem Proceß Andrieux gegen Gilly ist aber für diese Zeugen die moralische Verpflichtung ent standen. sich gegen die von Gilly erhobenen Beschuldigungen gegen die Mitglieder der Budgetcommission zu verantworten, und demgemäß hat der ehemalige Finanzmiaister Raynal Gilly die Frage vorlegen lassen, ob dir Behauptung, daß die Mit glieder der Budgetcommission von den Privateisenbahngesell schaften 14 Millionen empfangen Kälten, sich auch gegen ihn richte, und sllr den Bejahungsfall eine Forderung gestellt. Inzwischen hat Gilly eine Schrift veröffentlich», sür welche ihm Wilson, der Schwiegersohn Grevy'S. daS Material geliefert hat. und nach der Rückkehr Gilly'» von N'Smes wird in Pari« «ne Versammlung stattsinden, in weicher neue Enthüllungen von Gilly erwartet werden. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß Gilly bei allen diesen Skandalen nicht Veranstalter, sondern nur Werk zeug ist, seine Hintermänner sind Wilson und Boulanger, der eine liesert Beweisstücke sür die Anklagrn, weiche G'lly aus stellt und verbreitet und der andere stellt die Mittel zur Verfügung, die erforderlich sind, um die Sache energisch zu betreiben. Rachsucht und Ebrgeiz vereinigen sich, um Frank reich in einen Grad von Aufregung und Verwirrung zu stürzen, welcher den aus Umsturz bedachten Kräften freies Spiet gewährt. Der neue Skandal ist also im Grunde genommen nichts anderes als di« Fortsetzung des Skandals Eassarel-Wilsvn- Limouzin aus der Gegenseite. Die Angelegenheit des Ordens schocher« war von den Feinden Grevy'S in Scene gesetzt worden, um Grevy zu stürzen und Wilson zu verderben, ge legentlich auch Boulanger in die Sache zu verwickeln, und jetzt rächt sich Wilson dafür, wa« mau ib« aagethau hat und Boulanger gewährt ihm seinen Beistand dazu, denn die boulangistische Presse steht auf Seiten Gilly'S. daS untrügliche Zeichen, daß Boulanger e» mit ihm hält. Al- Vorspiel sür die allgemeinen Wahlen deS nächste» IahreS konnte Schlim meres gegen die Republik kaum ersonne» werde». Venn in der Budgekcommiision sitzen viele cinflnßreiche Persönlichkeiten, zum Theil ehemalige Minister, wie Ronvier, Raynal und Bayhaut; alle diese vertreten die republikanische StaalSsorw und sind deshalb die natürliche» Gegner der Monarchisten und der Anhänger der Diktatur. Daher kommt eS, daß sich Eassagnac so eifrig für die Aufbauschung des ProccsseS in NisnieS intcressirt hat und Laß der Boulangist Susiui einen Antrag mit der Tendenz stellte, angegriffene Abgeordnete und Senaioren unter allen Umständen de» Gerichten zu überliefern, vor denen sie sich reinigen inüsseil und den Verleumder der verdienten Strafe überliefern oder sich selbst den Folgen ihrer Haiidlungsivcise unterwerfen. Die Art und Weise, wie der Proc ß Andrieux Gilly turchgesüdrl worden ist. hat die Meinung unterstützt, vaß die Sache lobt gemacht werde» solle, auch Floquet bat durch sein Enilrrleu für Ablehnung de- Antrages Rouvicr's. die al» Zeuge» vor- geladenen Mitglieder der Budgrlcommission zu diesem Zweck zu beurlauben, daS Seinige dazu beigelraqe», diese Meinung zu rechtfertigen. Jetzt ist gerade da» Gegenlhcil von dem erreicht, wa» Floquet erreichen wollte, vie Skandaliuchi der Menge ist erregt und lechzt nach Befriedigung, die a,»gegriffenen Mitglieder der Bubgelcommissio» befinden sich in einer ähn lichen Lage, wir ehedem Wilson, wenn auch der Ruf, in welchem sie stehen, ihnen mehr Schutz gewährt als der, welcher Wilson voranging, alS er von der öffentliche» Meinung verurtbeill und für sein Tbun zur Rechen schaft gezogen wurde. Nouvier und Andrieux nebst SaliS »nd Raynal baden sich beeilt, den gegen sie gerichteten Pfeilen der Verleumdung die Spitze abzubrecken, Nouvier durch Le» Hinweis aus die Thalsacke, daß er nach 25jähriger Thätigkeil im Dienste der össentlichen Woblfabrl arm ge blieben sei. Aiibneur. indem er Gilly vor die Schranke» deS Gericht» forderte. Sali» durch die Erklärung, daß er unler allen Umständen nach NiSmeS reisen werke, um seiner Pflicht al» Zeuge zu genügen und Raynal, weit er Gilly nölhigte, sich über seine Beschuldigungen bezüglich der Person Naynat'S näher zu erklären, oder ihm Genuglhuung zu geben. Die Aussicht, welche der Gilly-Skanbal sür die Zukunft eröffnet, ist sür das repubiikamschc Frankreich in hohem Grad.» beschämend. Schon zur Zeit des Wilson-Skandal« war es e>» öffentliches Gebrimniß, daß Wilson nickt der einzige Ab geordnete sei, der sich unerlaubt- Vorlheilc verschafft habe, die öffentliche Meinung bezeichnete eine große Anzahl von Personen, die sich in gleichem Falle befänden Dan» kam Boulanger mit seinen Angriffen gegen die Opportunisten, welche er beschuldigte, die Geiammlinkeresien ihre» persön lichen Interessen unterzuordncn, und alS die Inkarnation dieser Kategorie wurde Ferry verfolgt. Daß bei kiesen Be schuldigungen Ehrenmänner vo» unzweifelhafter Redlichkeit mit ehrlosen Individuen in einen Tops geworfen wurden, ver steht sich von selbst, aber in Frankreich ist cS gefährlicher al» in irgend einem andern Lande, zur Zielscheibe leidenschaftlicher An griffe zu werden. Da« Jabr 1793 ha! dafür die schlimmsten Be weise erbracht, und auch 80 Jahre später hat sich vcr Haß gegen Bazaine gekehrt und ihn zum Sündcnbock für die Niederlage Frankreichs gemacht. AljonS XII. hat eS er fahren müssen, wessen sich vaS Oberhaupt einer Nation romanischer Nasse al» Gast Frankreichs ru versehen hat, wenn er mit Deutschland in guten Beziehungen stebt. »nd Italien ist gegenwärtig in gleicher Lage. Derselbe Goblet, welcher dem Papstlhum durch Einführung de» LaienunterrichlS in Frankreich einen schweren Schlag versetzte, tauscht heute mit dem Papste Höflichkeiten auS, uin Italien dadurch zn verletzen. Wenn sich die Unmöglichkeit zeigt, den nationalen Wünsche» Erfüllung zu sicher», van» pflegt im zerrütteten und kranke» SlaalSweseii der unbefriedigte Haß sich u, An griffen gegen da» eigene Interesse Lust zu machen, die Par- leie» und die politischen Gegner, die Vertreter verschiedener Stellungen im öffentlichen Leben und die ehrgeizige» Per sonen befehden und zerfleischen sich gegenseitig. TiesrS Schau spiel bietet gegenwärtig Frankreich der Welt. * Leipzig, 23. November. * Bedauerlich ist die Thatsacke. daß, so lange das neue deutsche Reich besteht, bei eurer Volkszählung noch nie mals die M »tler spräche der Bewohner in den sprach lich gemischten Provinzen und Länoern ermittelt worden ist. Nur im Königreich Sachsen hat stet« eine Aus nahme der wendisch redend«, Bevölkerung stattgesundcn uav da« Ergebniß geliefert, daß die Zahl der Wenden stetig, wenn auck langsam, zurückgeht. Seil 2l Jahren, seit dem Jahr« 1887, hat man nickt mehr ermittelt, wie viel Lithaucr. Polen. Czecheu, Dänen, Wenden und Wallonen im Königreiche Preußen leben, und im Reichslande Elsaß-Lothringen bat man überhaupt noch nickt die Zahl der Franzosen genau sestgestellt So wissen wir nicht, ob un Sprachgebiete der Lithauer und der evangelischen Masuren in Ostpreußen und in dem der preußischen Wenden heute noch die deutsche Sprache so sieg reich vordringt wie von 1843—1867; wir wissen nicht, ob da« Deutsche im nördliche» Schleswig und in Oberschlesie» Fortschritte gemacht bat; wir wissen nicht, ob einzelne wal lonisch« Dörfer bei Malmedy >m Rheinland der deutschen Zunge zugesalle» sind; endlich wissen wir nicht genau, wie viel drutschr Katholiken in den letzten 20—SO Jahren polonisirt worden sind. Und doch wäre es von großer Wichtig keit, in alle diese Verhältnisse Einblick zu gewinnen. In der össerrrichisch.unqarischen Monarchie hat man bei der Volkszählung von 1880 trotz des Sprachenstreitrs die Um gangssprache der Bewohner ermittelt un» dabei ziemlich richtige Resultate erhalten; nur in Böhmen, Mähren, Krain. im Küstenlande und Ungarn sind, wie nachgewiese» werben kann, die Deutschen bei der Zählung «in »veuig zu kurz «rggekommen Im deutschen Reiche würden bei Ermittelung der Muttrr- spräche bei jeder der letzt«» Zählt»,»»» jedenfalls genau«« Resultate «zielt worden sein. Hoffentlich bringt uns die Volkszählung vo» 1890, zu watcher bereit» di« Vorbereitungen getroffen werde«, auch die Aus»«hm» der Muttersprache ,m deutschen Reiche, damit endlich n««e und genaue Grundlagen sür eine im großen Maßstab« herzostellrnd« Sprachenkarte * Ihre Majestät die Kaiserin August« hat, wie schon erwähnt, wiederholt die letzte große Schöpfung ihre» hoch- seligen Gemahl» auf dem Gebiete deS öffentliche,, Untcrrichl»- wksen». da« Seminar sür orientalische Sprachen ,» Berlin, durch ein besonder» huldreiches Interesse ouSgc- zeichnet. Wie jetzt gemeldet wird, hat Allerhöchstd,«selbe nun mehr dem Seminar eine au- einem bedeutenden jährliche» Einkommen bestehende Schenkung zugewendet und dadurch in w-wklhätiger Weise vie Entwickelung der jungen Anstalt ge> ö'dcrt. Nach der Bestimmung der Allerhöchste» Spenderin ollen die betreffenden Mittel sür die schnslstellirisch-" Arbeiten de« Seminars verwendet werden. * Wir bedauern, daß der BundeSrath die Beschlüsse de« Reichstag« belr. Anträge Hitze-Lohren betr. A»beiter- chutz» uicht angenommen Kat, aber wir müssen dock eine silstung der „Frankfurter Zeitung" niedriger hänge», welche geeignet ist. die politische Wahrheit diese» BörsrnorganS zu zeigen. Die genannte Zeitung leistet sich folgende» L>.>tz: Während e« sich in olle» Staaten ringSverum. in Oesterreich, in der Squoe z. in Frankreich, logar in dem nach dieser Ricklunq Mit aanzmerrottelen Zuständen gesegneten Belgien regt, um die ge- w.rderriWtche» Bestimniunaen »nmer mehr mit den Ansorderungen der Fai^rhyg eine in Einklang zu bringen, verjagt der deulichk BundeSrsty dem einzigen schwächlichen Gesetzentwurf s:ine Zu- ftlmainng, den der Reichem, in seiner Sitzung vom 7. März d. I. zur Herbeiführung einer strengeren gewerbliche» Soiintagsruh« zu «tauyr gebracht hat. , - , Daß der „Frankfurter Zeitung" unbekannt sein sollte, daß alle diese Staaten nur dem Beispiele Deutschlands i» der Socialresorm folgen, ist nicht anzunehmen. es ist nur eine der Vielen Verdrehungen, mit welchen dieses edle demokratische Organ seinen geduldigen Leserkreis beglückt. * I» der „Coburger Zeitung" vom 20. November lese» wir: „Erst kürzlich i,t an dieser Stelle die Unzuver lässigkeit de« englische» Blattes „Trulh" an einem srap. Paulen Beispiel gekennzeichnet worden. In neuerdings vom „Trulh" gebrachten Miltheilungen über den Herzog von Edinburg war daS Blatt keineswegs besser insormirt; da» hat aber nicht den Abdruck in deutsche» Blättern gebindert und nun läuft wieder die (sonst doch nur in ercignißstillen Wochen ihr Wesen treibende) sogenannte „Eoburg- Gothaische Frage" durch die Zeilungen. Wir legen gegen de» Ausdruck Verwahrung rin. WaS unsicher und zwe sel' ast ist. kann durch vie DiScussion gefördert und aus- geklärt werden; müßig aber ist eS, ei» unbestrittenes RcckttS- verhLltniß erst^ zur „Frage" ausbausche» zu wollen. Es ob cxistirt keine „Coburg-Golhaische Frage * Die „LandeSzeitung für Elsaß-Lothringen" meldet au- Avricourt, daß der vo» französischen Blättern be richtete Zwischenfall, betreffend die Verhaftung eine« französischen Bahnboftbcamten, sich daraus rcviicire, baß cm srauchslicker Bahubossbevicnsteter in Deutsck-Avricourt am l8. d. wegen Diebstahls verhaftet, am 20. November aber wieder aus der Hast entlassen worden sei. * Als im Jahre 1882 die Deutschen in Laibach, der LandeShauplstadl KrainS. be> de» Gemeindewahlen unter lagen, da war eS die erste Tbat der neuen slowenischen Ge- mcindevertrelung, die Slowe,»sir»ng der säminllichen deutschen Stadtschulen auzustreben und schließlich auck durchzusetzen Bon der Regierung wurde die Slawisirung der Schule» unter vcr Bedingung gul geheißen und genehmigt, baß der Unter richt in der deutsche» Sprache nicht vernachlässigt werbe und daß die Stadt Laibach eine rein deutsche Schule errichten müsse, sobald eine genügende Anzahl deutscher Schulkinder sich dazu fände. Selbstderitändlich giebt eS in Laibach, da die Z ihl der Deutsche» selbst nach der letzten Volkszählung gegen 6000 beträgt, niintesienS 800—1000 deutsche Kinder im schulpflichtigen Alter; unsere Stamme»grnossen waren aber vurch die immer radicaler werdende slowenische Presse und durch den behördlichen Truck so sehr cingeschückterl, vaß sie eist drei Jahre später, 1885, eine rein deutsche Schule zu er streben wagten. Der slowenisirte LandcSschulratb gab seine Einwilligung zur Errichtung einer deutschen Schule; aber erst da»», nachdem alle Instanzen zu Gunsten der Deutschen entstielen hatten, verstand sich der Laibacher Magistrat zur Eröffnung einer deutschen Knaben- und einer deutschen Mädchen-BolkSschule. Inzwischen hatte sich der Wiener Schulvereiu in- Mittel gelegt und aus eigene Kosten und mit Unterstützung der Laibacher Sparcasse eine zweiclasssgr deutsche Knabenschule errichtet. Wie nolhwendig diese An- stalteu sind, gehl daran- hervor, daß im »enen Sckutjabre, d. h. von Anfang Oktober ob. die erweiterte vierclassige Schule deS Schulvereins von 194 Kindern besucht wird und in den beiden städtischen deutschen Schulen 210 deutsche Knaben und Mädchen unterrichtet werden. Sehr viele Kinder konnten aber wegen Mangels an Platz keine Aus nähme finden. Ganz ähnliche Erscheinungen bade» sich auch in vielen anderen Orten gezeigt, z. B. in Pilsen (Prager Vorstadt), wo nach crecbischen Angaben gar keine deutschen Kinder zu finden sein sollten, während die sUnsclassige Schule de- deutschen SekiilvercinS heute von säst 300 Schülern be sucht wird, in Holleschowitz. Lieben und Wersckowitz bei Prag wo heute 650 deutsche Kinder in ihrer Muttersprache unter richtet werden, während die czechischea Behörden 1880 in diesen drei Orten überhaupt nur 402 Deutsche ermittelten, in Iosefstabt, KvnigSgräz, Paulow'tz bei Olmütz, KönigSfclv bei Brünn. Königinhof. Bvhmisch-Trübau u. s. s., wo heute überall fünf Mal so viel deutsche Kinder geregelten deutsche» Unterricht empfangen, al» seinerzeit von den czechischen Be Hörden angenommen wurde. * Die Ernennung de» Generallieutenants Hermann Pancker (vom Ingenieur-Eorp») zum Minister sür Wege und Verkehrsanstalten in Rnßlaiio ist nunmehr publicirt worben. * Die italienische Deputirtenkammer hat die Vorlage der Regierung, betreffend die Reform de« GesetzeS über die öffentliche S cherheit, mit 184 gegen 58 Stimmen angenommen. — Im Senate erklärte der Ministerpräsident Cr'Sp» bei der v«,ath«na deS Gesetzentwurf» über die Com mnnal- und Prvvmziat-Resorm, daß er nach der Beendigung der Debatte über de» vorliegenden Gesetzentwurf die Inter pellation T-rte'» übe, di« »talieuische Politik im Rotbrn Meer« be«mt»,rte» werde. (Wiederholt.) Jur parlamentarischen Lage. » Der Entwurf zun, ReichShauShaltSetat p.. 1SS9/90 ergiebt summarisch: Nack Ausscheidung deS außer ordentlichen Etats von 84 12» 882 verbleiben 864 980105 Mark Ausgaben mit gleich hoher Deckungssumme bei den ordentlichen Einnahmen. Bon Letzteren sind 28l 440 000 als U> Verweisungen an die einzelnen Bundesstaaten aus den Einnahmen an Zöllen, Tabaksteuer, Branntweinsteuer und Stempclabgaben in AnSgabe gestellt, so daß sür den eigenen ^auSbalt deS Reich» 583 540 105 ^ verbleiben. Darunter ,nv die Matrikularbeilräge mit 22t 140 567 da» sind 765 108 mehr alS im lausenden EtalSjahre, enthalten. * Im Hinblick aus die Eröffnung de» Reichstages weisen einzelne Blätter daraus hin, daß im Laufe der Session wohl da» S ocialisteugesetz zur Berathung kommen könnte, da vie nächstjährige Hcrbstsession die letzte vor den Neuwahlen ein wird und bereit» am 2l. Februar 1890 abläust. Dem Vernehmen nach »st jedoch b>» jetzt keine Aussicht dafür vor handen, daß dem Reichstage in der bevorstehenden Session die Frage teS Svcialistengesetze» vorgelegl wird. Bisher sind wenigstens, wie man Hört, a» den maßgebenden Stellen irgend welche Schrille in dieser Richtung noch nicht geschehen. * In den „Hamburger Nachrichten" plaidirt eine, dein Blatte seiner Angabe nach „auS gouverncmentaleu Kreisen" zugehenbe Corresponbenz sür Vornahme der nächsten ReichSlagSwahl im Herbst 1889, statt im Februar 1890, in folgender Weise: „In verlckirdeiitn Blättern wird die Melau, g vertreten, daß, da die aegenwärtige Legislaturperiode des Reichstags mit dem 2l. Februar 1890 abläust. die Wahlen sür den »üchiten Reichstag bis zum Januar oder Februar 1890 werden hinauSgeschoben werden, daß also noch im Herbst 1889 eine ReichstagSi-ssion beginne» wird, die bis zum Januar oder Februar dauern würde. Diese Auffassung erscheint uns »nzutiessend. E« würde jedenfalls etwa« Mißliches haben, durch Beibehaltung deS in, Jahre 1887 nur durch außer ordentliche Umstände veranlaßten Februar-" erminS die Erneuerung des Reichstags sür olle Znkunst in eine Zelt zu verlegen, welche nicht uur geeignet, sonder» im Hinblick aus den Beginn beSEtaiSj ihreS am 1. Avril geradezu »othwendig ist sür ungestörte gesetzgeberische Arbeit. Soll der Reichst aurhallSeiat zum 1. April seriiq gestellt werden, so wurde dies kaum dem im Herbste vorher einbernfenen Reichstage möglich sein, da er — um der Wahlbewenung freien Spielraum z» lassen — schon etwa zu Weihnachten geschlossen werden müßte: ebenso wenig würde nach den bisherigen Eriahrungen mit Sicherheit darauf y rechnen sein, daß ein am 2l. Februar neu zusamnienireteiider steich-lag bis zum 31. März sein EialSpensum abiolvire» könnte. Den Reichstag aber bi- zu dem bezeichne»» Frbruartermni tagen zu lassen, wahrend im Lande die Wahlbewcgung ihre Wellen trelbr. wird gleichfalls sich nicht empfehlen: Der Reichstag wu'de dadurch nur zu leicht in die Versuchung geralhen, Wahlreden sür die Außen welt zu Hallen und in seiner eigentlichen Arbeit gestört w-'rde». Die natürliche Mahlzeit ist bei den bestehenden Emrichiungen der Herbst, und aus diese Zeit wird auch sür die Reichstags wahlen wieder zurückgegrissen werden müssen. Bis zum Herbst 1890 hiermit zu warten, ist aber nicht angängig, weil das Mandat deS gegenwärtigen Reichstage- schon mit dem 21. Frbri-ar 1890 abläust. Demgemäß wü,de weiter nichiS übrig bleiben, als die Neuwahlen schon >m Herbst 1889 vornehmen zu lassen. Be- schlüsse in dieser Richtung sind begreiflicher Weise noch nicht gesaßi, aber das Zutreffende der vorstehenden Erwägungen liegt doch wohl sür Jedermann aus der Hand. Ist dem so, dann würde die jetzt beginnende Session die letzte in der gegenwärtigen Legislaturperiode sein, wie sie lhatsächlich auch schon die drille Session ist. Für diesen Fall würde eS auch überflüssig sei», schon m der bevorstehenden Session, wie ein Blatt empfiehlt, sür die weitere Regelung der Socialistensrage za sorgen. Das Socialistengejetz läuft mit dem 30. September 1890 ab, kann also* von einem im Herbst 1889 ge wählte» Reichstag ln aller Ruhe und ohne Uederhastung zur Erörterung gestellt werden." * Tie Gründe de» bei den jüngsten preußischen Wahlen zu Tage getretenen Rückganges der deutsch- freisinnigen Partei sind in deren eigenen Presse in den letzten Tagen vielfach erörtert worden. „Wie wenig aber eine wirkliche Einsicht und Einkehr obwaltet, das zeigt sich wieder (so führt die „Nalionallibcrale Eorrespondenz" auS) ge legentlich der Stichwahl in Melle.Diepholz, wo ein nationalliberaler und ein welsischer Candidat sich gegenüber stehen. Der letztere ist nicht« alS ein feudaler agrarischer Junker von der reaclionärslen Sorte, dessen Wahl lediglich eine feindselige Demonstration gegen die Zugehörig keit der Provinz Hannover zum preußische» Staat darstellen würde. Gleichwohl treten deutschsreisiningc preu ßische Blätter offen ober versteckt sür die Unterstützung dieses Eanvidaten rin; ein giftiger Artikel der .Frantsurler Zeitung", der die Wahl deS Welfen empfiehlt, findet auch in Allpreußcu Blätter, vie .voll und ganz" sich damit einverstanden er klären: die „Freisinnige Zeitung" deS Herrn Richter hat »>il wiederholten Ausfällen gegen Herrn Ile. Sattler ihren Gesinnungsgenossen deutlich genug den Weg vorgezeichnet, den sie beschulte» zu sehen wünscht, und auch >» gemäßiglere» Fvrt- schrittSblälter» haben wir nirgend» einen Widerspruch gegen dieses unglaubliche Treiben bemerkt. E» fällt un« nicht ein, um die deutschsreisinnige Unterstützung in diesem einzelnen Wahl kreis zu „betteln", wie uns vorgeworsen worben ist. Im Gcgenthcil. Herr vr. Sattler wird sich zu tröste» wiss n, wenn er ein Jahr lang dem deutschen Reichstag fern bleibt. Wenn wir daS Partcnnteresse m den Vordergrund schieben wollen, müssen wir wünschen, daß die Deulschjrelsiiiingci, in jenen, Wahlkreise den Welsen vurchbringen Helsen. Wir sammeln Material für dir nächsten allgemeinen Reichötagö- wahlen, und da könnte da» Verhalten der Deutsch- freisinnigen in Melle-Diepholz ein werlhvolles Stück werden, ebenso wie die Machenschaften mit den Polen bei den jüngsten Landtag« wable». Noch rinige solcher Tbaten mehr, für die Herr Richter schon sorgen wird, und wir könne» den nächsten allgemeinen ReichStagSwablen in freudigster Stimmung entgegensehen. Herr Richter sängt bei Zeilen an, Niederlage Nr. 5 zu organisiren." Lolonialpolitisches. * Wie auS Lissabon vom IS. d. mitgetheilt wird, ist Portugal der Einladung, mit Deutschland und England an der Unterdrückung de» Sklaven Handels an der Küste Ostasrika» mitzuwirken. gefolgt. Dabei wird jedoch im Prinrip vorausgesetzt, daß die Blokade sich auch über einen Theil der Küste der Provinz Mozambique erstrecke» werde. Auch die portugiesische Regierung ist geneigt, die Einfuhr und Ausfuhr vcn Waffen an den fragliche» Küsten zu Verbindern. Obwohl in Bezug ans die Grundlagen, aus welche sich bas ttebereinkommen mit Portugal stützen soll, zur Zeit nichts sestgestellt ist, so ist dock so viel sicher, daß die portugiesische Regierung rintretende» Fall» ihr Geschwader an der Küste Von Mozambique verstärken wird. Diese» Geschwader wird da»» aus den drei Eorvetten „Atsonso de Alduquerquc*
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