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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-23
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
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328. Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Freitag dm 23. November 1888. 82. Jahrgang. Sie Ehelosigkeit und die Heirath ohne Liebe. Loa vr. Karl Pilz. Nlch»!»« »kr»»»«». Es giebt verschiedene Anzeichen in unserm socialen Leben, die unerfreulicher Art sink» und zu nicht geringen Befürch tungen oder zu tiefem Bedauern Anlaß geben. Dazu ge- I ören die vielen Veruntreuungen, die sich Mensche» in ihrem Berufe zu Schulden kommen lassen, ferner die Selbstmorde, deren wir kürzlich in Leipzig binnen 2 oder 3 Tagen 7 zu verzeichnen hatten» und andere Erscheinungen mehr, welche die Nachtseiten der Menschheit mit sich führen. Bon allen diesen triiben Bildern de« gesellschaftlichen Leben- wollen wir aber hier absehen. wir wollen nur einen Punct im socialen Leben beleuchten, den Jever kennt, Jeder bedauert, und zu dem doch der Line oder Andere beiträgt, trotzdem daß er ihn verurtheilt. Es ist die Ehelosigkeit und das Heirathen ohne Liebe. Alle unsere edlen Schrift» steller halten die Ehe Heck. Jakob« sagt: „Der Ehestand ist die Grundlage der Sitten, er nährt und erhalt sie; er weckt und erleichtert die Tugend. Unzählige Opfer, au die der Hagestolze kaum denkt und die er sich nickt zu- muthet, werben von dein Hausvater mit Freudigkeit dar- gebrackt, um Frau und Kinder willen. Zickokke sagt: „Der uiivermählte Mensch freut sich eine« halben, der vermählte eine- vollen Lebe»-." Goethe sagt: „Die Ehe ist der An- sang und der Gipfel aller Cnltur. sie macht den Rohen mild, und der Gebildetste hat keine bessere Gelegenheit, feine Milte zu beweisen." Hippel sagt: „Wo würden wir ohne die Ehe Beispiele des Wandel-, de» Dulden«, de« Hoffen«, wo die eigentlichen Spiegel de« menschlichen Leben« hernchme»! Die Ehe ist eine hohe Schule. Ein Geschlecht ist da, ui» da« andere zu erziehen und zu veredeln. Mann und Frau sind in jeder wohlgerathenen Ehe sich gegenseitige Lehrer, und nur ein Paar, Mann und Weib, machen eine» voll ständigen Menschen aus." Riehl behauptet, daß der Segen de» Haufe« für die ganze Erziehung der Menschheit nicht ohne die unlösbare Bindung der Familie, der Ehe bestehen könne." Und trotz aller hohen Güter und Freuden der Ehe wandern doch so viele Hagestolze herum, daß es eine er schreckende Zahl unverheiratbeter Frauen, wohl über die Hälfte vom ganzen weibliche» Geschlecht, giebt. Wenn wir von den Männer», denen die LebenSvcrhällnisse daS Heirathen geradezu verbieten, absehen. so bleibt noch eine große Menge übrig, die sehr wohl heirathen könnten, ober nickt wollen. Warm» ? fragen wir. Manche — so belehrt un« ein Blick »iS tägliche Leben — heirathen nicht, weil sie au« einer schlechten Ehe stammen, und so wenig Erfreuliche« gesehen haben, daß sie nach dem Ebe-Eldoravo kein Verlange» tragen, oder weil sie wenigsten« viel von unglücklichen Eben gekört haben, und deshalb Gespenster sehen, oder weil sic Sonderlinge sind, Einsiedler, die zuletzt wahre Weiberfeinde werden und dem weiblichen Geschlecht- zu den etwa vorhandenen Schwache» noch viele andere in ihrer Einbildung dazu dickien; oder weil sie als ängstliche Naturen trotz guten Ber- dienstr« doch nicht au-zukommen glauben. Diele andere ferner heirathen nicht, weil sie. wie sie sagen, die goldene Freiheit lieben und sich nicht binden lasten wollen, oder weil sie einen lockeren auiscbweisenden Lebenswandel nickt ausgeben mögen. Oftmals sind e« auch rinesthkilS über triebene Anforderungen an die Frauen, anderntheil« ein Gefühl der Schwäche und der Mutblosigkeit den Opfern gegenüber, welche jede Ehe erheischt. Nicht selten klagen die Hagestolzen auch, vielleicht mit Recht, über die schlechte Erziehung der Töchter, dir ohne wirthschasllichen Sinn und anspruchsvoll cinhergehen und denen man e« ansieht, daß sie einen Mann arm macken werden. Neben solchen giebt e« aber tausend einfache, bescheidene und zufriedene Mädchen. Recht tief zu bedauern sind allein die. welchen die Braut starb, und die da sagen, daß sie nur einmal geliebt; oder die. welche unglücklich liebten, betrogen wurden und nun gegen die ganze Frauenwelt erbittert sind. Und nun bleiben blvs noch die übrig, die nicht nur vollendete kalte Egoisten sind, sondern auch an Eigensinn. Streitsucht. Verschrobenheit, oder auch an übler Laune. Tiessinn und Weltschmerz leiden; die sollen nicht heirathen. sie können eine Frau nur unglücklich machen. Au- all diesen Gründen ist die Zahl der alten Jung gesellen eine so enorme, daß man mit Recht überlegt bat, ob eS nicht gut wäre, eine Iunggesellen-Steuer einzusührcn. Dann nützte da« Geld, welche« mancher Junggesell nutzlos im Kasten liegen hat. doch dem Staate etwas und käme Allen zu Gute. In allen Zeiten lag auf dem Altjunggesellen thum etwa« Schimpfliche«. DaS hat ausgchört. Jnveß wenn man da« alte unverheirathete Geschlecht verspölteln wollte, da dürste doch der alte Junggesell, der heirathen gekonnt hätte, wenn er gewollt, eher zu einer Zielscheibe de- Witzes und Spotte« Pasten, als da- arme, brave Mädchen, da« verschmäht worden ist und sich Tugend und Ehre bis in« Alter al« unverwelklichen Schmuck bewahrt hat. Unter solchen Umständen, die durchaus nicht gesund z» nennen sind, ist e« ein wahre« Glück und ein erfreuliches Zeichen unsere« Humanität-zeitalterS. daß mau sich de- unversorgten Theil« de« weiblichen Geschlechtes in jeder Weise onnimmt, daß man den Frauen Quellen redlichen Verdienstes oder den Eintritt in verschiedene für sie passende BerusSkreise möglich macht. So will man den Frauen die UniversitätS- stndirn ermöglichen, auch Frauen-Gymnasien plan» man. Ebenso sorgt man dafür, daß die ledig gebliebenen Töchter im Alter eine Zuflucht finden. So haben wir einen sächsischen LandeSverein zur Unterstützung unversorgter PredigerSlöchter, beste» Heim in Niederlössnitz sich befindet. Hcimalhhäuser für Töchter höherer Stände giebt eS. und rin edler Mitbürger unserer Stadt hat auch schon längst die Idee in seinem Herzen Raum gewinnen lasten, früher oder später unversorgten und unbescholtenen Jungfrauen au- gebildete» Ständen ein Heim zu errichten. Möge er feinen menschenfreuiidlichen Plan nickt aufgeben. Doch die zweite Seite de« wunden PnncteS in unserem socialen Leben ist das Heirathen ohne Liebe. Wa« bringt sie mit? ist die Cardinaltrage für alle HeirathS- candidaten, und während sich bock eigentlich die Frau von dem Manne sollte ernähren laste», läuft jetzt eine nickt kleine Männerschaar herum, die sich von ihren Frauen ernähren läßt. Dann kommt so etwas vor, wie vor einiger Zeit in Leipzig, wo ejn Schüler zu dem andern sagte: „Du. mit meinem Vater ist nicht«, der wäre auch nicht Bankdireclor geworden, wenn er meiner Mutier Geld incht gehabt hätte." Man sebe die schöne» Anzeigen unserer Tageblätter an, die eine wahre Jagd nach begüterten Frauen aufweisen. Und wenn daS Mädchen eine halbe Pastrana ist, daS Zauber wort: „Sic bat Geld!" verschafft ibr Freier, während da« bildschöne, tugendbasle, herzensgute Mädchen verschmäht bleibt. Ist'- nicht daS Geld, welche« lockt und welche« die Ehe zu einem Kauf macht und die Frau berabwiirkigt, so sind es viele andere Verhältnisse (SiandeSverbätt- iste, irgend welche Mirotten re), welche da« entscheidende Wort sprechen. Nur Eins fehlt, der Stern der Ebe: die Liebe. ..Raum >st in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar!" O>er: .Da« ist der Liebe beil'ger Gölteistrahl, der in die Seele chlägt und trifft und zündet, wcan tick Verwandle- zum Verwandten findet: Da ist ke n Widerstand und kerne Wahl; e« löst der Mensch nickt, wa« der Himmel bincel" Diese Worle unsere« Schiller werden beut zu Tage von der Männerwelt nur verlacht und mit der alten landläufigen Phrase verspottet: Don der Liebe kann nian doch nickt leben! Durch Liebe, so heißt e«, erwirbt mau weder Ebre, noch Aemter. noch Gut und Geld und Glanz der Welt, lieber Bord mit der Liebe! Und dock hat Goethe Reckt, wenn er sagt: „Die Slnbe, dies kleine Hau«, in mir ein Himmel, seit die Liebe darin wohnt." Doch iingt Grillparzer: „DaS eben ist der Lirbe Zaubcrmacht, daß sie veredelt, waS ihr Hauch berührt." Aber wir wolle» nicht da« Glück wahrhaft Liebender schildern, daS ist ja auch keine Feder im Stande. Nur auf die Folgen der Heirath ohne Liebe wollen wir Hinweisen, weil sie einen unausbleiblichen Niedergang unsere« Volk « herbeisühre». Wie siebt e« bei einem Paare au«, wenn der Mann bloS da« Geld ober irgend welchen Vortbeil gebeiralbel bat? Schon die Flitter wochen werden bald langweilig, und der junge Ehemann genirt sich gar nickt, seinen noblen Passionen nachzugehen. Da die Frau dies sehr bald erkennt, so sucht auch sie Ersatz für daS häusliche Glück i», Tbeater, Thce- und Kaffee- Klatsch. Besonder« aber soll äußerer Glanz, Eleganz und Pracht der Einrichtung, brillante Wohnung, verschwenderische kostbare Kleidung den Mangel an Liebe bei den Bernnnstehe» rrsetzen. Wenn bei wirklicher Liebe, wo die Herzen sich ge sunden haben, daS Leben sich verklärt, wenn die BerusS- sreiidigtelt des Manne«, die Begeisterung für alle« Hohe, Ideale gestärkt, wenn Leid und Sorge gern ertragen wird, wenn am Familienhimmel die Sterne der Eintracht, de- Frieden«, der Zufriedenheit, de« reinsten Glückes strahlen, so ist bei der Heirath ohne Liebe in der Regel der Untergang alle« idealen Sinne« die erste Folge. Versumpsung, unsolide« Wesen. Habsucht, Gemeinheit, Rohheit, da- Alle« stellt sich ein. Und die Kinder einer solchen Ehe ohne Liebe, wie schlimm sind sie dran! Sie sehen vielleicht täglich Zank und Zwist zwischen den gegenseitig erkalteten Eltern, sic erfreuen fich keiner hingehende» Erziehung, und da- Schlimmste ist, sie werden wie ihre Vorbilder, sie'verlieren auch den Sinn für alle« Höhere und werden echte MammonSkinder. Wie Mancher bat sich schon mit einer Heirath ohne Liebe geradezu sein Grab gegraben. Einer meiner Freunde hatte ein Berhältniß mit einem hübschen braven Mädchen, die ihn ausrichlig und innig liebte. Als ich ihn fragte, wann die Hochzeit wäre, sagte er mir: Ich habe erfahren, baß sie Loch nickt so viel bat, nnc ick dachte, da habe ick da« Verbältniß ausgehoben. Er heirathete bald daraus eine Wittwe, die batte so viel, ol« er dachte, sie hatte aber auch Manches an sich, wa« er nicht tackte. Ei» Vierteljahr nach der Heirath war er nicht mehr wieder zu erkennen, ver stimmt, fast geistesabwesend, mit einem Worte unglücklich; er grub sich mit Vieser BerstandS-Ehe ein frühe- Grab, der grüne Hügel schloß sich längst über ihm. Nun, haben wir recht, wenn wir auch daS Heirathen obne Liebe eine bedenk- I liche Zeiterscheinung nennen? Freilich soll damit nickt gesagt I sein, daß jede Heirath au- Liebe stet- da« Glück al« Begleiter I habe, aber Kossen und rechnen aus wahre« Eheglück kann die I LiebeSbcirath allemal eher al« die bloße BersiandeSbeirath I Aus Len Mann, der ohne Liebe sich verehelicht, paßt oft daS »Wort Rückert's: „Unseliger ist nichts, al« wenn Dir'- immer l ist. Du seiest nicht zu Hause, wo Du zu Hause bist", und I recht hat auch der alte Homer, mit dessen Wort wir unsere I Plauderei schließen wollen: Nicht« tfl wahrlich so wünschenSwertd und erfreuend, A« wenn Mann und Weib, in herzlicher Liebe vereinigt. Ruhig ihr Hau» verwalten; dem Frmd ein kränkender Anblick, Aber Wonne dem Freund, und mehr noch genießen sie selber. Aus dem Lundesrathe. * Dem BundeSrathe ist eine Convention zwischen dem deutschen Reiche und dem Freistaat Salvador, betreffend die Weitergeltung de« zwischen den beiden Ländern bestehenden Freundschaft«», Handels- und Sck»ssiah»tSvertrageS vom l3. Juni 187V, zur Beschlußfassung zugegangen. Der erwähnte beulsck-salvadorenische Vertrag war am 25. März 188V von der Negierung de« Freistaates Salvador gekündigt worben und demgemäß mit dem 1. April 1881 außer Wirk samkeit getreten. Gleichwohl halte die salvadorenische Re gierung noch im Jahre 1887 diesen Vertrag als zu Recht bestehend erklärt und gleichzeitig die Geneigtheit zu erkennen gegeben, denselben für eine bestimmte Reihe von Jahren zu verlängern. Dieser Anregung wurde der entsprechende formelle Ausdruck gegeben und am 12. Januar 1888 zu San Salvador von den beiderseitige» Bevollmächtigten da« dein BundeSrath nunmehr zugegangene Abkommen unterzeichnet, welche« in zwischen aus salvadoreniicher Seite die Genehmigung der Nationalversammlung bereit« gesunden bat. Nach dem letzteren wird der zwischen beiden Staate» unter den, >3. Juni 1870 abgeschlossene Flellutscraft»-. Handel«- und Sckifssahrtüvertrag aus die Dauer von 10 Jahren mit der Maßgabe verlängert, daß wenn keiner der vertragschließenden Tbeile zwölf Monate vor Ablauf dieser Frist durch eine ausdrücklich- Erklärung seine Absicht ankündigt, die Wirksamkeit de« Ablomniei S aus hören zu lasse», dasselbe für immer ein weiteres Jahr in Kraft blcibe.i soll. Ocssenlliäie Vortrage über die wichtigsten kirchlichen und socialen Frage». nr. Leipzig, 22. November. Der sünsie Boriraa de« Herrn p>r Paul Wigand sank» wieder ei» sehr zavlreiche« Publicum als Zuhöerrschait. Nachdem der Rvner einen kurzen Ueverl'lick über das gegeben hatte, wa» i» den vier vortier^egangenen Vorträge» erörteir worden war (wobei er zugleich berichtigend erwähnte, daß er nicht da« Wellende, wohl aber die Iteite der Ereignisse, welche dem kommen Jesu Christi vorauSgehen >o!I. als nahe bevorstehend bezeichnet bade), ging er im säusle» Vorträge zu den Ausgaben über, welche au« den behandelten Fragen für« praktische Leben herau.fipemgen. Die Haup auigabe ist. sich ganz iüe JeiuS Christ»? zu bekennen und -u ihm z» stehen. In vieler Hinsichiz habe der Einzelne wie die ganze «nche sich aus das Kommen Jesu vo> zubereiten. Der E nzelne solle alle- goti- entiremdete Wesen ausgeden, Gott und sei» Wort suchen und er forsche», Blicke in Gotle« Liebe und Gerechtigkeit thun, und aus deni Grunde tiefer Seibsterkenntniß zur Buße schreiten. Indem der Redner aus die strengen Fordeiungen der Schrill hinwieS (die da« Ansehen eines Weibes, seiner zu begehren al« Ehebruch, den Hast schon al« Mord hnistellt rc), warnte er vor eitlen Lelbsl- täuichungen, in denen sich ». A. die befinden, die da glauben, schon stindlo« zu sein, wenn man ihnen keine augenfälligen Fehler und Verbrechen »nchsage» könne, und mahnte zur Reue und göttlichen Irauriqkrtt über die Sünde, mit welcher ChrisiuS immer wieder aufs Neu« gekreuzigt wird. Aus di« Frage: wie werden wir frei von Sünde und Strafe? antwortete der Redner »ach Widerlegung leichtsinniger oder auch eitler philosophischer Tröstungen damir, daß er die Rettung und Bcsreiung ganz in Gottes Hand legte, der in dem für die Sünden der Wett gestorbenen Christus Vergebung schenke. Diese ist aber nicht durch äußerliche Werke. Bibellejen, Küchengehen ». A. zu er- langen, sondern dadurch, daß man in der Hingabe an Christus, worin der Glaube gipfele, zugleich Gott das Herz giebt, bas dann von selbst die rechten guten Werke offenbare. Deshalb sei Christus nicht nur der Miitelpunct der Weitgeichichte, sondern auch der Mitielpunrt de« ganzen HeilSleben« der Menschheit. An einem Gleickniß vo» einem reichen Manne, der dem 10O./S schenken will, der mit Vcr- trauen zu ihm kommt, welche Summe sich ein einziger Bettler bei ihm holt, schilderte der Redner, wie man zu Gott ohne Stolz kommen, seine Sünde» bekennen, und sich der Gnade Gotte- anvertraue» solle, i» dessen Augen ja keine Sünde so groß sei, daß sie nicht vergebe» werden könne. Dabei sei Einsicht und Umkehr und ein lebendiger Glaube nöthig, der sich mit der Heiligung verbinde und Mit der Liebe, die der Sünde al« Todtseind gegenüber stehe. Die Unsträilichkeit, zu der wir in der Taufe den Grund gelegt haben, ist der rechte Schmuck, in dem wir dazustehen baden bei der Wiederkunst Christi. Aber nicht nur der Einzelne, die ganze Kirche, zu welcher alle aus Christuni Gelausie» gehören, hat sich vorzubereiten, auch diese Besanimtheit hat sich von ihrem unbußsertige» Wesen zu besreien, und nicht aus die grundlosen Entschuldigungen der Welikmder, sondern aus Gölte« Wort zu hören. Manch- seien blind gegen de» Bersall der Kirche, der sich doch »ich! leugnen lasse, manche sreuien sich sogar über den Verfall, wie ein Kind sich über die Fehler der Mutier freue. Ader eS sei nothwendig, sich wacker zu verhalten, und für die Kirche zu beien, daß sie von ihrem Verfall besreit werde. Was ist aus der Kirche geworden? fragt der Vor tragende und weist hin aus die erste Feit deiselbe», wo eS nur eine Kirche unh nicht- als Liebe in derselben gab (an der Einheit wurde die Kirche ja erkannt) und aus spätere Zeiten, wo Treten und Parteien Spaltung-» erregten, aus die Trennung von Rom und Konflaniinopel, aus die Trennung durch die R sormation, aus die vielen Seelen der Neuzeit und kommt zu dem betrübenden Resultat, daß die Einheit der Kirche dahin ist. Wenn man auch nicht Alles gut heißen könne, was einzelne Theile der Christenheit >ti»n, so sollten doch Katholiken, Protestanten, Resormirte u. s. w. nicht Mauer» der Engherzigkeit zwischen einander auseichten, sondern sich liebend die Bruderhand reichen. Durch diese Zerrissenheit hat die Kirche an Heiligkeit verloren. ES gilt jetzt mehr al« je aus die erste Zeit der christlichen Kirche zurück zu blicken, auf die Zeit ihrer Ein heit, und sich z» erinnern, daß e« nur einen Christus giebt, und nur eine Kirche. Wenn nicht in Buße und Liebe die Einheit wieder gewonn-» wird, so ist ein Eingehen zum Heil nicht möglich. Die Ansichten, daß inan sich un, Andere in der Kirche nicht zu kümmern habe, daß man nach der Wiederkunft Chrini nicht zu fragen brauche, erklärte er al« salich und schloß mit dem Wunsche, daß die Zuhörer dem Gotteewort Glauben schenken, den Ruf brr Gnade virstehen, und Alles das fliehen möchten, was unwürdig vor de« Menschen Sohn macht. Die Reihe der Vorträge über die wichtigsten kirchlichen und socialen Fragen unserer Zeit schloß damit ob. Die wachsende Theilnahnie, Mit welcher dieselben begleitet wurden, war sicher ein gutes Zeichen für den Redner, besten Diclion und Herzenswärme auch die ergreifen muhte, die nicht mit ihm aus gleicher Anschauung in einzelnen Dingen standen. Vermischtes. --- Berlin, 2t. November. Die silberne Statuette dcS Kaisers Wilhelm I.» welche die ronservativen Fraclione» keS Reichstages, de« Herrenhauses und de« Ab- georvnelenhauseS als Ehrengabe für den Staalsministrr a. D. v. Putt kam er haben fertigen lasten, ist nunmehr vollendet. Ans eineni vierseitigen, mit abgestumpften Ecken auSgeführten schwarzen Martiiorpostanient, welche« init reicher Silberver- zierung geschmückt ist, steht die Figur de« Kaisers im JnterimS- rock, aus eine Säule gestützt »n linken Bein ruhend. Die Haltung drückt den Moment au«, in welchem der Monarch kliien Vorlrag entgegeniiimnit. DaS Postament, welche« von vier stark beivorlieienden Coifiole» gestützt wird, zeigt auf der Vorkerfläcbe erhaben daS Wappen der Familie v. Putt- kamer, darunter eine Tafel, welche die Worle enthält: „Dem treuen Diener de« Kaiser« und König« Robert von Pullkamer. Seine Freunde im ReichSlage und Landtage." Die drei übrigen Hanplfläcben enthalten die Namen der Geber; link« die ins Hcrreiidause«. recht» de« Abgeordnetenhauses und aus der Nückicile die de« Reichstage«. Wappen, sowie die Jn- fchriitstasel» sind in Email auSgcsührt. Die Figur de« Kaiser» ist in Heller Oxydirung gehalten. Die Höhe de- ganzen Werke« beträgt 85 Centimeter. DaS Modell der Figur rührt von dem Bildhauer R. Ohmann und der Ent- Wurf beS Ganzen von H. Zacharia« her. Die Arbeit ist in den Werkstätten der königlichen Hosgoivschmlcde Sy und Wagner ansgesührt. --» Breme», 21. November. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger meidet au« Westerland: Am 2l. November vo» der auf Sylt gestrandeten Kuss „Katharina", Capitain Ducken, 4 Personen durch Hilfe der Station Wester land gerettet. --- München, 2l. November. Der Herzog und die Herzogin von Aosta trafen heute Nachmittag um 5 Uhr hier ei» und fehlen nach halbstündigem Aufenthalt die Reise nach Berlin fort. — Nürnberg, 20. November. Di« Strafkammer in Fürth verurthcilte Grillenberger zu 100 Geld strafe, event. zu 10 Tagen Cesängniß. X Herr Professor Lenz in Ellwangen hatte vor Jahren die beiden interessanten bronzenen Grabmäler der SliskSkirche St. Veit in Ellwangen abgesormt, die da« Andenken der Stifter Hanois und Eilols. sowie der Aebte Johann v. Hirn heim unv Albert l. von Rechberg sestbaltrn. Diese Formen hat er nunmehr dem Germanischen National-Museum zur Selbstansertigiing von Abgüssen überlasten, wodurch die Samm lung der Grabsteinabgüsse in danken-werther Weise bereichert werden wird. — London, 20 November. Die Entdeckung de« Der- über« der grausigen Morde in Whitechapel kommt um keinen Schrill vorwärts. Täglich nimmt die Polizei eine Menge Verhaftungen vor. von denen die allerwenigsten von der Presse gemeldet werden. Am Sonnabend wurde ein ge achteter Birmingbamer Arzt bei seiner Ankunft von Geheim polizisten in Empfang genommen und auch mehrere direct von Teulschland gekommene Kausleute mußten ein strenge« Verhör bestehen, weil sie angeblich mit dem Mörder eine auffallende Aehniicdkeit hatten. ----- Wie au« England berichtet wird, sind in den letzten Wochen an« Vorkshire 300 Stutenfohlen nach Deutsch land verschifft worden. Dieselben solle» zur Zucht von Remonten für die deutsche Armee bestimmt sein. — Weiter ersäbrt man, daß für die englischen Rennen der nächsten Wochen eine stattliche Zahl von deutschen Pferden genannt sind. Die sportlichen Ereignisse jenseits dcS Canal« gewinnen in Folge besten für den deutschen Sport erhöbt«« Interest«. Eine solche Fülle von Nennungen feite»« deutscher SportSmen war »ocd niemals zu verzeichnen, und verbindet sich deshalb bereit- damit eine gewisse Chance für Erfolge. (Wiederholt.) X Mit Beginn diese« Jahre- sind in Rußland 27 723 Werst Eisenbahnen, einschließlich des EisenbahnsystcmcS von Finnland und dem de- transkaspischen Gebietes dem Handel geössnet. In Finnland ist da- ganze Eisenbahnnetz, etwa- Uber 1000 englische Meilen, von der Regierung gebaut. Von oen Bahnstrecken Rußlands gehören nur 5488 Werst dem Staate, der übrige, bei Weiten, größere Theil. 20 783 Werst verschiedenen Eisenbahngesellschasten. von denen indessen die meisten vom Staate unterstützt werden und die mehr oder weniger unter StaatScontrole stehen. LssvksGKskaus küi* llsmenmorßsn unil I.s!nsn«»asi'sn, LslSonäsLS KslsKSnksitskäuks: Line kartie cloppeltlrreile rvIlL'VVDlIvLS I-LVLLS in Ai-osser Un8ler-^.N8>vrr1i1, <1;i8 bloter rrnntrrtl 2.—, ILIIL 1TÄ Line krn-tie cloppeltbreite SVSlrsU'tS HIvlÜSrSlvAs, ckr8 Bieter junswtt 100 Ltz. IRIIL Line kartio äoppeltbreite HISlÄSrsHvLkv, tür Oesetienke Iresoniieis ^eei^nel, l1rc8 Uelei- rni8trttt 12?» ktz. 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